Psychosoziale Beratung VL 9 Flashcards
Institutionalisierung von Beratung
- zwei Bereiche erfuhren besonderes Interesse als gesetzlich verankerte Beratungsangebote :
(1) Erziehungsberatung (EB)
(2) Berufsberatung - als psychologische Fundierung in Theorie und Methodik bedeutsam:
(1) psychologische Messung und Diagnostik
(2) psychotherapeutische Verfahren
Counseling Psychology- der amerikanische Weg
- sowohl in Deutschland als auch in den USA sind die Ursprünge der Beratungspsychologie in Berufsberatung und Erziehungswesen zu sehen
- Beratung – zwischen Therapie und Erziehung
- -> APA; Division 17 (seit 1946) mit 8 verschied. „sections“
- -> 2002: 46 amerikanische Staaten haben spezielle Beratungsgesetze
Kaleidoskop der Beratung
ein mehr oder weniger Ineinandergreifen von :
- menatl health movent
- Gesetzgebeung / Institutionalisierung
- Entwicklungen in den beratungsrelavanten Feldern
- Gesellschaftliche Entwicklung
- Ehrenamt
- Erziehungswesen & Diagnostik
Beratungspsychologie
nach Dietrich
—> Teildisziplin der wissenschaftlichen Psychologie beschreitb und erklärt:
- psychischen Vorgänge, die im Zusammenhang mit
Beratung stehen
- die psychischen Veränderungen, die sich auf Grund von Beratung beim
Klienten ergeben,
Definition von Beratung
- Beratung als professionelle (psychologische) Interventionsform
- aber auch Abgrenzung von anderen Interventionsformen notwendig
- Problem: Keine Definition über:
- -> Beratungsanlass
- -> Klientel
- -> Methoden - Theorieasenal
- Betonung Facettenreichtum von Informationsvermittlung -“Weichenstellung”
- -> heute eher Kurzzeitintervention als Infovermittlung
was macht professionelle Beratung aus?
Anforderungen
Kritieren:
- Planvoll
- Zielgerichtet
- Theoretischfundiert
- Evidenzbasiert
- Vertrauensvoll
+ formalisierte Beziehung (rechtlicher Rahmen)
- besonderes Methodenrepertoire
- -> Diagnose/Problemeinschätzung
- -> Problembehandlung/Intervention
- -> Bewertung/Evaluation
Psychosoziale Beratung
als zwischenmenschlicher Prozess
–> Ratsuchender /Klient durch Interkation mit Berater /Team mehr Klarheit über eigene Probleme + Bewältigungsmöglichkeiten
- Hilfe zur Selbsthilfe
- Fokussierung auf „Hier und Jetzt“,
- aber auch Erweitern der Kompetenzen einer Person
psychosoziale Beratung
-Prozess und Inhalt der Beratung-
–> erster Ansatz zur Abgrenzung zu klassicher Psychotherapie
- problem- und lösungsorientiert
- ressourcenorientiert
Handlungskompetenzen erweitert - klientenspezifisch und differenziert
- die Lebenswelt der Betroffenen berücksichtigen („sozialer Fokus“)
psychosoziale Beratung -Rahmen der Beratung-
- interdisziplinär
- qualitätskontrollierend
- offen (veränderungsfähig)
- niedrigschwellig
→ in Deutschland: Anrecht auf Beratung,insbesondere im Erziehungsbereich, aber auch Beratung für Studierende
Erziehung
- Förderung der psychischen Entwicklung von Menschen
- die Vermittlung von gesellschaftlichem Wissen, Verhaltensregeln und Normen ab.
- eher in der direkten Interaktion
- verfolgt pädagogische Intention ↔ Sozialisation
Erziehung vs. Beratung
- Asymmetrische Beziehung
- Autoritätsverhältnis
- Grund: „unfertige Person“
- Kindheit und Jugend (→ Grenze der Beratung bei zu jungen Klienten)
- Dauer: v.a. Kindheit (→ Beratung eher kurz im Vergleich zum kontinuierlichen Erziehungsprozess, Beratung eher punktuell)
- Starke Fremdbestimmung
Psychotherapie
„… jede mittels wissenschaftlich anerkannter psycho-therapeutischer Verfahren vorgenommene Tätigkeit zur Feststellung, Heilung oder Linderung von Störungen mit Krankheitswert
NICHT: psychologische Tätigkeiten,
die die Aufarbeitung und Überwindung sozialer Konflikte oder sonstige Zwecke außerhalb der Heilkunde zum Gegenstand haben.“ § 1 des Psychotherapeutengesetzes
Therapie vs. Beratung
-Therapie-
- Patienten
- Persönlichkeits- und Verhaltensänderung
- Fokus: kurativ
- chronische Probleme;behandlungsbedürftig
- Seelische Störungen → Gesundheitsfokus
- längerandauernd
- „Heilung“
- Krankenhäuser; private Praxen etc.
- Geregelte Voraussetzungen
Therapie vs. Beratung
-Beratung-
- Ratsuchender/Klient
- Entscheidungsfindung: Handlungsfähigkeit erhalten und steigern
- Fokus: entwicklungsorientiert
- Akute /aktuelle Probleme
- Probleme im alltäglichen Lebensvollzug; soziale Perspektive –> breiter Fokus
relativ kurze Dauer - Schulen, kirchliche o. Staatliche Einrichtungen, etc.
- Vielfältige Zugänge; Anspruch auf Beratung –> Berater kein geschützter Begriff
Voraussetzung für Therapie
- Vorliegen einer seelischen Störung, die diagnostisch abgesichert sein muss (ICD-10)
- Anwendung eines anerkannten Verfahrens („Richtlinienverfahren“) durch Approbierte
- Formaler Behandlungsvertrag
- Therapiefähigkeit des Klienten (→ Probleme bei geistiger Behinderung)
Supervision
→ Beratung der Berater /Therapeuten
- .. spezifische Beratungsform(en) zur Sicherung und Verbesserung der Qualität beruflicher Arbeit
- v.a. im psychosozialen Bereich („Non-profit)
- gemeinsame, systematische Reflexion und Entscheidungshilfe beruflichen Handelns/Erfahrungen
- fokussiert stark auch auf die Person des Supervisanden (Interaktion)
- …berufsbegleitend und präventiv (↔ Burnout)
- ..bei aktuellen Anlässen (z.B. Problemsituationen)
- …bei chronisch belastenden Arbeitssituationen und Konflikten
- spezielle Anforderung an Qualifikation des Supervisors
- Sonderform: Intervision (Gruppe geht eigene Probleme durch, jeder in gleicher Situation „jeder ist der Supervisor der anderen Personen“–> kein externer Supervisor
Coaching
- in erster Linie an Menschen in beruflichen Veränderungssituationen
- findet sich v.a. im Bereich des Managements, aber auch Sport
- konzeptionell eng an Supervision und Beratung angelehnt
- Coach als Katalysator und Förderer, um Neuorientierung, Persönlichkeits- und Verhaltensveränderungen anzuregen und diese punktuell zu trainieren
- fokussiert i.d.R. auf berufliche Situation
- Themenvielfalt: Karriereplanung; Klärung persönlicher Ziele;
- Zeitmanagement; effizientes Kommunizieren; Gestaltung der Führungsrolle; Persönlichkeitsentwicklung
- i.d.R. externer Berate
Mentoring
→ erfordert keine professionelle Ausbildung
- Mentor: väterlicher Freund/Beschützer/Ratgeber
- … wendet sich in erster Linie an Menschen zu Beginn ihrer beruflichen Entwicklung
- Mentoring = Tätigkeit einer erfahrenen Person (Mentorin bzw. Mentor), die ihr Wissen und ihre Fähigkeiten an eine noch unerfahrene Person (Mentee) weitergibt
Widerspruch zur professionellen Beratung :
- Interne Beratung (keine Unabhängigkeit)
- Keine professionelle Ausbildung
- Klare Hierarchie
- v.a. neue Mitglieder einer Organisationseinheit; Wissenschaft
Psychoedukation
→ Schwerpunkt liegt auf Wissensvermittlung
- als eine systematische, didaktisch-aufbereitete Maßnahme, um Patienten und Angehörige über die Ursachen und Folgen einer Erkrankung aufzuklären
→ Krankheitsverständnis aufbauen
→ Krankheitsbewältigung erleichtern - Anwendungsfelder: chronisch körperliche (Patientenedukation) und psychische Erkrankungen
- oftmals im Sinne einer reinen Informationsvermittlung
- unterschiedliche Herangehensweisen wie Broschüren, Gespräch mit dem Behandler, Vortrag etc.
(Patienten-) Schulung
- Interventionsverfahren im Rahmen der Behandlung von chronisch-körperlichen Erkrankungen
- „… einen geplanten, strukturierten Lern-und Erfahrungsprozess, der die Betroffenen in die Lage versetzen soll, eigenverantwortlich mit der Erkrankung und den Behandlungsanforderungen umzugehen“. (Warschburger, 2000)
- als partizipativer, ressourcenorienterund interdisziplinärer Ansatz, um gemeinsam mit den Betroffenen das Selbstmanagement im Umgang mit der eigenen Erkrankung zu verbessern
- geht über eine reine Informationsvermittlung hinaus und bezieht viele Methoden wie Rollenspiele, Verhaltensübungen etc. mit ein
- i.d.R. als Gruppenintervention
Krisenintervention
- Krise bezeichnet allgemein den Höhe- oder Wendepunkt einer problematischen Entwicklung
- Psychische Krise: Betroffener kann ein Ereignis nicht mehr angemessen bewältigen (z.B. traumatische Ereignisse wie Unfälle, Tod, Vergewaltigung)
- Krisenintervention: kurzfristige Soforthilfe,um akute Belastung zu reduzieren, autonomes Funktionieren wieder herzustellen, sicheren Rahmen zu geben und Verstehen zu erleichtern
- oftmals einmaliges Eingreifen
- wird oft von Krisenberatung (eher langfristig für Angehörige) getrennt
Neue Trends
- Wandel des Verständnisses von Beratung (Informationsvermittlung tritt in den Hintergrund; Entwicklung neuer Beratungsformen und -wege) → z.B. Online Beratung
- zunehmender Einbezug weiterer Disziplinen
- zunehmende Diversifizierung/Beratungsfelder (wie Einbeziehung feministischer Perspektiven, Migration und multikulturelle Perspektive, Betrachtung von Minoritäten; neue Medien)
- Ansätze zur Professionalisierung und Akkreditierung
→ 2004: Deutsche Gesellschaft für Beratung (DGfB) als Dachverband
Zusammenfassung
- psychosoziale Beratung ist gekennzeichnet v.a. durch ihren normativen Charakter, Ressourcenorientierung und partizipatives Vorgehen
- Beratung versteht sich nicht als reine Informationsvermittlung
- übergeordnetes Ziel: Hilfe zur Selbsthilfe und Entwicklungsförderung
- Abgrenzung vor allem zur Psychotherapie sehr wichtig
→ rechtliche Kriterien
→ gemeinsames Methoden- und Theoriearsenal - verschiedene Sonderformen der Beratung können unterschieden werden
- Psychosozialer Berater ist kein rechtlich geschützter Titel