Gesprächsführung - Basiskompetenzen des Beraters Flashcards
Beraterqualitäten
- es existieren unterschiedlich differenzierte Darstellungen zu sog. Beraterqualitäten
- konzentrieren sich einerseits auf „situationsübergreifende traits“ und andererseits auf „beratungsspezifische Zustände/Kompetenzen“
- ->Interpersonelle Fertigkeiten (auch biologisch determiniert, empathisch, zuhören, zielführend, aufmerksam etc.)
- -> Persönliche Überzeugungen (dass Mensch was ändern will und kann, auch Fähigkeit Klient auch eigene Entscheidung treffen zu lassen)
- -> Persönliche Integrität (meine eigenen Grenzen nicht dem Klienten überstülpen)
- -> Beherrschung der therapeutischen Techniken
- -> Fähigkeit soziale Systeme zu verstehen und mit ihnen zu arbeiten ( z.B. wie beeinflussen den Klienten Arbeits- und Familienkontext)
Was macht erfolgreiche Beratung aus?
„Wirksame Beratung besteht aus einer eindeutig strukturierten, gewährenden Beziehung, die es dem Klienten ermöglicht, zu einem Verständnis seiner selbst in einem Ausmaß zu gelangen, das ihn
befähigt, auf Grund dieser neuen Orientierung positive Schritte zu unternehmen.“ Rogers
→ klientenzentrierter, personzentrierter, non-direktiver Ansatz ↔ Ratschläge, Überreden Interpretation
Grundgedanken Rogers
- jeder Mensch hat das Bedürfnis nach einer positiven Auseinandersetzung mit sich und seiner Umwelt
→ Selbstaktualisierungstendenz - Die Beziehung/Gesprächssituation sollte bestimmte Qualitäten aufweisen, die diese
verschütteten, positiven Seiten wieder hervorbringen.Therapeutische Beziehung ist notwendige und hinreichende Bedingung, dass sich Klienten verändern
→ Therapeutische Beziehung ist notwendige und hinreichende Bedingung, dass sich Klienten verändern.
Basisqualitäten nach Rogers
Echtheit /kongruenz :
auf allen Kommunikationskanälen (noverbald, paraverbald) wird die gleiche Botschaft gesendet und “gemeint”
–> Sebstexploration
Unaufrichtigkeit; Fassade
Einfühlung /Emptahie : sich mit dem Inneren der anderen Person auseinandersetzen, erspüren was der Klienten fühlt, Motive und Werte nachempfinden;
–> Verbalisierung emotionaler Erlebnisinhalte
Wertung
Wärme/ Akzeptanz . beinhaltet die positive Gesinnung, die Bedingungslosigkeit; Sorge, Begegnung mit dem Klienten in dessen Erlebniswelt
–> nonverbal, verbal (Raum lassen, aktiv zuhören)
sachlich, distanziert
Don’ts
- Bagatellisieren
- Diagnostizieren
- Dirigieren
- Examinieren
- sich identifizieren
- Interpretieren
- Intellektualisieren
Wirkmodell
-Akzeptanz:
führt zu angstfreier Atmosphäre + Steigerung des Selbstwerts
-Kongruenz:
führt zu Vertrauen und Bereicherung
-Empathie:
führt in Zusammenwirken mit Akzeptanz und Kongruenz zu Anregung und Erlebnisaktivierung
Zusammengenommen führen diese drei Komponenten zu Selbstexploration und aktiver Auseinandersetzung
Kritische Bewertung
- Basisqualitäten werden als entscheidende Elemente der therapeutischen Beziehung betrachtet
- Funktion wird kontrovers diskutiert (Grundlage für Beratung oder entscheidender Wirkfaktor?); empirische Hinweise unterstützen den förderlichen, nicht den hinreichenden Charakter
- Qualität der Beziehung (= Qualität der Gefühle und Einstellungen von Berater und Klient zueinander und Art des Ausdrucks) wird als der wichtigste Wirkfaktor betrachtet
→ „common factors“ –> Beziehungsqualität reicht nicht aus, deshalb unter Kritische Bewertung - besonders die Einschätzung der Klienten ist entscheidend
Motivational Interviewing (MI) -Allgemein-
→ Grundfrage: warum verändern sich Menschen überhaupt?
Allgemein:
- baut auf dem humanistischen Ansatz von Rogers auf
→ “Beratung auf gleicher Augenhöhe”
- bezieht Elemente der sozial-kognitiven Theorie (Bandura) und des Selbstmanagementansatzes (Kanfer) ebenso wie die Theorie der kognitiven Dissonanz und der psychologischen Reaktanz mit ein
- Anspruch: Kurzzeitberatung für Klienten, die “geschickt” wurden oder ambivalent sind → Klient Möglichkeit eigen Ambivalenz für sich zu explorieren , Ambivalenz im Vordergrund als Einstieg in die Veränderung
- Ursprung in der Alkoholismusbehandlung
Motivational Interviewing (MI)
-Definition-
- „Motivational interviewing is a directive (Unterschied zu Roggers → non-direktiv), client-centered counselling style for eliciting behaviour change by helping clients to explore and resolve ambivalence”(Miller & Rollnick, 2002)
- MI = Beratungsstil
- MI = Sammlung von Beratungstechniken (nicht „die eine Methode“)
- enger Zusammenhang mit TTM
- Berater gibt Unterstützung, Struktur und Richtungshilfe
- expliziter Verzicht auf Konfrontation
- „shared decision making“
Kernannahmen des M
- Basiert auf Identifikation und Mobilisierung der intrinsischen Werte und Ziele des Klienten, um Verhaltensänderung zu bewirken („willing“, „able“, „ready“ → Veränderungsbereitschaft)
- Motivation zur Veränderung wird durch Klienten hervorgebracht, nicht von Außen erzeugt
- Bereitschaft zur Veränderung ist keine Eigenschaft, sondern wird in der Interaktion hergestellt
- Widerstand und „Verleugnung“ sind häufig Alarmzeichen für eine negative Beziehung
- Stärkung der Selbstwirksamkeit im Mittelpunkt
- therapeutische Beziehung als Partnerschaft, welche Autonomie des Klienten akzeptiert
Basisprinzipien des MI
- Ausdruck von Empathie
- -> Fundament des MI
- -> Akzeptanz für Sicht und Ambivalenz des Klienten
- Entwicklung von Diskrepanz(erleben)
- -> Hauptmotor der Veränderung
- -> Klient präsentiert Argumente für Veränderung (change talk)
- -> Berater verdeutlicht nur Diskrepanz
- Umgang mit Widerstand (streiten, negativieren, ignorieren, unterbrechen)
- -> Widerstand als Warnsignal
- Unterstützen des Selbstwirksamkeitserlebens
- -> wichtige Motivationsquelle
Durchführung
- Offene Fragen; Herausarbeiten der Patientensicht
- Reflektierendes Zuhören → Förderung der Selbsterkenntnis
Bestätigen und Unterstützen - Zusammenfassen der wichtigsten Informationen
- Selbstmotivierende Äußerungen herausarbeiten
- Change Talk → direktes Aufzeigen von Veränderungsbereitschaft, -zuversicht
- Rolling with resistance → double sided reflective listening
- Feedback → Referenzwerte angeben; Interpretation erleichtern
- Menü/Alternativenanbieten
Spezielle techniken der Gesprächsführung
(Offene Fragen; Herausarbeiten der Patientensicht)
- Einen typischen Tag beschreiben lassen
- Die guten und weniger guten Dinge beschreiben lassen
- Informationen geben
- Die Gegenwart mit der Zukunft kontrastieren lassen
- Gründe für Besorgnis explorieren
- Hilfestellung bei Entscheidungsfindung bieten
Spezielle Techniken der Gesprächsführung
-Reflective Listening-
–> reflektierendes Zuhören
- Operationalisierung von Empathie
- Förderung von Selbsterkenntnis
- Beispiel
Patient: Seit ich Abteilungsleiter bin, ist mir alles
zuviel… und ich schaffe es auch nicht, Aufgaben zu delegieren.
Therapeut (Interpretation): Sie haben hohe Ansprüche an sich und trauen den anderen nichts zu.
Therapeut (Reflective Listening): Die Arbeit wächst Ihnen über den Kopf. Sie möchten die Arbeit in Zukunft auf mehr Schultern verteilen.
Spezielle Techniken der Gesprächsführung
-Selbstmotivation-
–> Selbstmotivierende Äußerungen herausarbeiten
z.B. Wie wichtig ist es Ihnen weniger Alkohol zu trinken? (Skala 0-10)
wenn Sie sich jetzt vornhemen würden, weniger Alkohol zu trinken: Wie zuversichtlich sind Sie, dass Sie das schaffen würden? (Skala 0-10)