Gesprächsführung - Basiskompetenzen des Beraters Flashcards

1
Q

Beraterqualitäten

A
  • es existieren unterschiedlich differenzierte Darstellungen zu sog. Beraterqualitäten
  • konzentrieren sich einerseits auf „situationsübergreifende traits“ und andererseits auf „beratungsspezifische Zustände/Kompetenzen“
  • ->Interpersonelle Fertigkeiten (auch biologisch determiniert, empathisch, zuhören, zielführend, aufmerksam etc.)
  • -> Persönliche Überzeugungen (dass Mensch was ändern will und kann, auch Fähigkeit Klient auch eigene Entscheidung treffen zu lassen)
  • -> Persönliche Integrität (meine eigenen Grenzen nicht dem Klienten überstülpen)
  • -> Beherrschung der therapeutischen Techniken
  • -> Fähigkeit soziale Systeme zu verstehen und mit ihnen zu arbeiten ( z.B. wie beeinflussen den Klienten Arbeits- und Familienkontext)
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2
Q

Was macht erfolgreiche Beratung aus?

A

„Wirksame Beratung besteht aus einer eindeutig strukturierten, gewährenden Beziehung, die es dem Klienten ermöglicht, zu einem Verständnis seiner selbst in einem Ausmaß zu gelangen, das ihn
befähigt, auf Grund dieser neuen Orientierung positive Schritte zu unternehmen.“ Rogers

→ klientenzentrierter, personzentrierter, non-direktiver Ansatz ↔ Ratschläge, Überreden Interpretation

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3
Q

Grundgedanken Rogers

A
  1. jeder Mensch hat das Bedürfnis nach einer positiven Auseinandersetzung mit sich und seiner Umwelt
    → Selbstaktualisierungstendenz
  2. Die Beziehung/Gesprächssituation sollte bestimmte Qualitäten aufweisen, die diese
    verschütteten, positiven Seiten wieder hervorbringen.Therapeutische Beziehung ist notwendige und hinreichende Bedingung, dass sich Klienten verändern
    → Therapeutische Beziehung ist notwendige und hinreichende Bedingung, dass sich Klienten verändern.
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4
Q

Basisqualitäten nach Rogers

A

Echtheit /kongruenz :
auf allen Kommunikationskanälen (noverbald, paraverbald) wird die gleiche Botschaft gesendet und “gemeint”
–> Sebstexploration
Unaufrichtigkeit; Fassade

Einfühlung /Emptahie : sich mit dem Inneren der anderen Person auseinandersetzen, erspüren was der Klienten fühlt, Motive und Werte nachempfinden;
–> Verbalisierung emotionaler Erlebnisinhalte
Wertung

Wärme/ Akzeptanz . beinhaltet die positive Gesinnung, die Bedingungslosigkeit; Sorge, Begegnung mit dem Klienten in dessen Erlebniswelt
–> nonverbal, verbal (Raum lassen, aktiv zuhören)
sachlich, distanziert

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5
Q

Don’ts

A
  • Bagatellisieren
  • Diagnostizieren
  • Dirigieren
  • Examinieren
  • sich identifizieren
  • Interpretieren
  • Intellektualisieren
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6
Q

Wirkmodell

A

-Akzeptanz:
führt zu angstfreier Atmosphäre + Steigerung des Selbstwerts

-Kongruenz:
führt zu Vertrauen und Bereicherung

-Empathie:
führt in Zusammenwirken mit Akzeptanz und Kongruenz zu Anregung und Erlebnisaktivierung

Zusammengenommen führen diese drei Komponenten zu Selbstexploration und aktiver Auseinandersetzung

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7
Q

Kritische Bewertung

A
  • Basisqualitäten werden als entscheidende Elemente der therapeutischen Beziehung betrachtet
  • Funktion wird kontrovers diskutiert (Grundlage für Beratung oder entscheidender Wirkfaktor?); empirische Hinweise unterstützen den förderlichen, nicht den hinreichenden Charakter
  • Qualität der Beziehung (= Qualität der Gefühle und Einstellungen von Berater und Klient zueinander und Art des Ausdrucks) wird als der wichtigste Wirkfaktor betrachtet
    → „common factors“ –> Beziehungsqualität reicht nicht aus, deshalb unter Kritische Bewertung
  • besonders die Einschätzung der Klienten ist entscheidend
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8
Q
Motivational Interviewing (MI)
-Allgemein-
A

→ Grundfrage: warum verändern sich Menschen überhaupt?

Allgemein:
- baut auf dem humanistischen Ansatz von Rogers auf
→ “Beratung auf gleicher Augenhöhe”
- bezieht Elemente der sozial-kognitiven Theorie (Bandura) und des Selbstmanagementansatzes (Kanfer) ebenso wie die Theorie der kognitiven Dissonanz und der psychologischen Reaktanz mit ein
- Anspruch: Kurzzeitberatung für Klienten, die “geschickt” wurden oder ambivalent sind → Klient Möglichkeit eigen Ambivalenz für sich zu explorieren , Ambivalenz im Vordergrund als Einstieg in die Veränderung
- Ursprung in der Alkoholismusbehandlung

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9
Q

Motivational Interviewing (MI)

-Definition-

A
  • „Motivational interviewing is a directive (Unterschied zu Roggers → non-direktiv), client-centered counselling style for eliciting behaviour change by helping clients to explore and resolve ambivalence”(Miller & Rollnick, 2002)
  • MI = Beratungsstil
  • MI = Sammlung von Beratungstechniken (nicht „die eine Methode“)
  • enger Zusammenhang mit TTM
  • Berater gibt Unterstützung, Struktur und Richtungshilfe
  • expliziter Verzicht auf Konfrontation
  • „shared decision making“
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10
Q

Kernannahmen des M

A
  • Basiert auf Identifikation und Mobilisierung der intrinsischen Werte und Ziele des Klienten, um Verhaltensänderung zu bewirken („willing“, „able“, „ready“ → Veränderungsbereitschaft)
  • Motivation zur Veränderung wird durch Klienten hervorgebracht, nicht von Außen erzeugt
  • Bereitschaft zur Veränderung ist keine Eigenschaft, sondern wird in der Interaktion hergestellt
  • Widerstand und „Verleugnung“ sind häufig Alarmzeichen für eine negative Beziehung
  • Stärkung der Selbstwirksamkeit im Mittelpunkt
  • therapeutische Beziehung als Partnerschaft, welche Autonomie des Klienten akzeptiert
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11
Q

Basisprinzipien des MI

A
  • Ausdruck von Empathie
  • -> Fundament des MI
  • -> Akzeptanz für Sicht und Ambivalenz des Klienten
  • Entwicklung von Diskrepanz(erleben)
  • -> Hauptmotor der Veränderung
  • -> Klient präsentiert Argumente für Veränderung (change talk)
  • -> Berater verdeutlicht nur Diskrepanz
  • Umgang mit Widerstand (streiten, negativieren, ignorieren, unterbrechen)
  • -> Widerstand als Warnsignal
  • Unterstützen des Selbstwirksamkeitserlebens
  • -> wichtige Motivationsquelle
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12
Q

Durchführung

A
  • Offene Fragen; Herausarbeiten der Patientensicht
  • Reflektierendes Zuhören → Förderung der Selbsterkenntnis
    Bestätigen und Unterstützen
  • Zusammenfassen der wichtigsten Informationen
  • Selbstmotivierende Äußerungen herausarbeiten
  • Change Talk → direktes Aufzeigen von Veränderungsbereitschaft, -zuversicht
  • Rolling with resistance → double sided reflective listening
  • Feedback → Referenzwerte angeben; Interpretation erleichtern
  • Menü/Alternativenanbieten
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13
Q

Spezielle techniken der Gesprächsführung

A

(Offene Fragen; Herausarbeiten der Patientensicht)

  • Einen typischen Tag beschreiben lassen
  • Die guten und weniger guten Dinge beschreiben lassen
  • Informationen geben
  • Die Gegenwart mit der Zukunft kontrastieren lassen
  • Gründe für Besorgnis explorieren
  • Hilfestellung bei Entscheidungsfindung bieten
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14
Q

Spezielle Techniken der Gesprächsführung

-Reflective Listening-

A

–> reflektierendes Zuhören

  • Operationalisierung von Empathie
  • Förderung von Selbsterkenntnis
  • Beispiel
    Patient: Seit ich Abteilungsleiter bin, ist mir alles
    zuviel… und ich schaffe es auch nicht, Aufgaben zu delegieren.
    Therapeut (Interpretation): Sie haben hohe Ansprüche an sich und trauen den anderen nichts zu.
    Therapeut (Reflective Listening): Die Arbeit wächst Ihnen über den Kopf. Sie möchten die Arbeit in Zukunft auf mehr Schultern verteilen.
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15
Q

Spezielle Techniken der Gesprächsführung

-Selbstmotivation-

A

–> Selbstmotivierende Äußerungen herausarbeiten

z.B. Wie wichtig ist es Ihnen weniger Alkohol zu trinken? (Skala 0-10)

wenn Sie sich jetzt vornhemen würden, weniger Alkohol zu trinken: Wie zuversichtlich sind Sie, dass Sie das schaffen würden? (Skala 0-10)

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16
Q

Spezielle Techniken der Gesprächsführung

- Rolling with resistance-

A
  • Grundidee: keine Reaktanz entstehen lassen
  • Reflektierendes Zuhören einsetzen
  • Diskrepanzen herausarbeiten
  • z.B. Double-Sided Reflection
    Patient: okay, ich hätte nicht mehr fahren sollen an dem Abend…
    Ich hatte zu viel getrunken. Aber deswegen bin ich doch kein
    Alkoholiker!
    Therapeut: Einerseits denken Sie auch, das Sie das nicht noch
    mal machen sollten, anderseits wollen Sie deswegen aber
    nicht als Alkoholiker abgestempelt werden…
17
Q

Spezielle Techniken der Gesprächsführung

-Feedback-

A
  • Sachliche und wertungsfreie Erläuterung der Befunde
  • Vergleich mit Referenzgruppe oder Normen : „Sie trinken mehr als 87% der Männer ihrer Altersgruppe“
  • Hilfe bei Interpretation der Befunde
  • Patient nicht Arzt/Berater zieht Schlüsse aus den Befunden
18
Q

Spezielle Techniken der Gesprächsführung

-Menü-

A

–> Alternativen anbieten

  • Wahlmöglichkeit zur Förderung der Veränderungsbereitschaft und Reduktion der Reaktanz
  • Soll Resignation nach Rückfall vermindern
  • Beispiel
    Es gibt eine Reihe verschiedener Behandlungsmöglichkeiten. Soll ich Ihnen kurz etwas über die Vor- und Nachteile der verschiedenen Verfahren und die jeweiligen Erfolgsaussichten sagen?
19
Q

Don’ts (MI)

A
  • Nicht zu viel in zu kurzer Zeit erreichen wollen!
  • Patienten nicht im Unklaren über die Ziele der Intervention lassen!
  • Nicht “um den heißen Brei reden”!
  • Nicht pathologisieren!
  • Keine “Krankheitseinsicht” erzwingen!
  • Nicht moralisieren!
  • Nicht “überführen” oder “entlarven”!
  • Nicht “verordnen”!
  • Nicht zu viel reden!
    Nicht drängen!
20
Q

Brief Assessment of Share Decision Making of Health Care (Demmel)

A
  • welchen eindruck hatten Sie von diesem Gespräch? Kreuzen Sie bitte jeweils eine Zahl an

(1) Hatte er Pat. geegenheite, seine Sicht der Dinge darszustellen? (Skala 1-7)
82) Hat der Srzt en Pat. wie einen gelichberechtigten Partner behandelt?

21
Q

MI Indikatoren

A
  • Substanzgebundene Abhängigkeiten
  • Komorbide Störungen
  • HIV-Prävention
  • Ess- und Gewichtsstörungen
  • Diabetes
  • Betriebliche Suchtprävention, Bewährungs- und Entwicklungshilfe, bei Sexualdelikten
    Keine
  • Altersbegrenzung genannt
  • Frage nach kognitiven Voraussetzungen
  • Nicht geeignet für universelle Präventionsangebote, da fehlende Ambivalenz
  • Kritische Diskussion der Anwendung in Gruppen
22
Q

MI Wirksamkeit

A

→ da auf vielen Problembereichen anzuwenden keine einheitliche Aussage über Wirksamkeit möglich

  • Hohe Verbreitung im Gesundheitskontext
  • Viel versprechende empirische Datenlage
  • Selten Vergleich mit aktiver Behandlungsgruppe
    → dann jedoch keine höhere Wirksamkeit
  • Hohe Variation von Wirksamkeit in Abhängigkeit von untersuchtem Problembereich
  • Frage nach Quantität des MI um klinisch bedeutsame Effekte zu erzielen
  • Probleme bei Aufrechterhaltung der Effekte über längeren Zeitraum und bei komplexen Verhaltensweisen
23
Q

Metaanalyse MI

A

→ Im Vergleich zu Placebo-Kontrollgruppe mittlere Effektstärke beim Trinkverhalten von Alkohol (aber nicht bezogen auf die Menge des zu sich genommenen Ethanolgehalts ), bei Drogenabhängigkeit und Ernährung & Bewegung

→ geringer bis kein effekt bei Rauchen, HIV Risikoverhalten, Menge des zu sich genommenen Ethanolgehalts

→ Vergleiche mit anderen Behandlungen stehen jedoch noch aus

24
Q

Zusammenfassung

A
  • Rogers definiert notwendige und hilfreiche Bedingungen einer Beratung →personzentrierter Ansatz
  • diese Grundhaltungen finden sich in allen neueren Ansätzen wieder
  • förderliche Rolle nachgewiesen
  • MI als neue Entwicklung gerade im Gesundheitskontext
  • Betont v.a. den Umgang mit Patienten und deren Autonomie
  • Als Kurzintervention (< 10 Minuten) teils sehr erfolgreich, gerade im Gesundheitssektor
  • Empirische Vergleiche mit anderen Ansätzen stehen noch aus