prov. Fragenkatalog 31 - 45 Flashcards

1
Q
  1. Worauf ist bei der mündlichen Befragung zu achten?
A

Suggesitvfragen vermeiden, aber empathisch nachfragen (Bsp.: „Wie schnell krachte das Auto gegen die
Mauer?“ Kann schlecht langsam „gekracht“ sein; „Sind Sie nicht auch der Meinung, dass…?“)
Kontext-Effekt: Antworten hängen vom Kontext ab, in dem sie gefragt werden
Priming-Effekt: Beantwortung einer Vorgängerfrage sich Beantwortung der nachfolgenden Frage aus.
Transkription: Ton- und Videoaufzeichnungen müssen (sollten) vor einer inhaltlichen Interpretation
verschriftlicht werden. Sie enthält Gesprochenes als auch prägnante Merkmale des Gesprächsverlaufs, die
für die spätere Auswertung wichtig sein könnten (z.B. Pausen, Lachen, gleichzeitiges Sprechen). Für
nonverbale und paraverbale Äußerungen gibt es Transkriptionszeichnen.

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2
Q
  1. Was ist eine systematische Beobachtung? Was ist dabei alles festzulegen?
A

Eine Alltagsbeobachtung findet nach individuellen Interessen/Werten statt. Eine systematische
Beobachtung
benötigt hingegen einen Beobachtungsplan. In diesem wird festgelegt:
- Was wird von wem beobachtet?
- Was ist wesentlich, was ist unwesentlich?
- Darf gedeutet werden und wenn ja, wie?
- Wann und wo wird beobachtet?
- Wie wird protokolliert?

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3
Q
  1. Welche Schritte werden bei einer Beobachtung gesetzt? (Selektion, Abstraktion etc.)
A

Selektion: Auswahl bestimmter Beobachtungsgegenstände.
Abstraktion: Ereignis wird aus seinem konkreten Umfeld herausgelöst und auf seine wesentliche
Bedeutung reduziert.
Klassifikation: Zuordnung von Zeichen und Symbolen zu bestimmten Ereignis- oder Merkmalsklassen.
Systematisierung: Zeichen und/oder Beobachtungen werden mit Zahlen kodiert und zu übersichtlichen
Gesamtprotokoll zusammengestellt.
Relativierung: Aussagegehalt des Untersuchungsmaterials muss auf breiteren theoretischen Rahmen
bezogen werden.

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4
Q
  1. Welche Arten von Beobachtungen kennen Sie in Bezug auf die Rolle der beobachtenden Person (mit kurzer Erklärung)? (Teilnehmend verdeckt etc.)
A
  • Teilnehmende offene Beobachtung: teilnehmend = der Beobachter ist selbst Teil des zu beobachtenden Geschehens (Beobachtung wird nicht als Außenstehender gemacht), offen = der Beobachter bemüht sich NICHT seine Rolle als Beobachter zu verbergen. z.B. Kindergartenpsychologin beteiligt sich aktiv am Spiel
  • Teilnehmende verdeckte Beobachtung: teilnehmend = der Beobachter ist selbst Teil des zu beobachtenden Geschehens (Beobachtung wird nicht als Außenstehender gemacht), verdeckt = der Beobachter bemüht sich seine Rolle als Beobachter zu verbergen. z.B. Tester des Konsumentenschutzes testen Ärzte, die auf Homöopathie spezialisiert sind
  • Nicht-teilnehmende offene Beobachtung: nicht-teilnehmend: die Beobachtungen werden als Außenstehender gemacht, offen = der Beobachter bemüht sich NICHT seine Rolle als Beobachter zu verbergen. z.B. Kindergartenpsychologin sitzt im Gruppenraum und protokolliert Spielverhalten
  • Nicht-teilnehmende verdeckte Beobachtung: nicht-teilnehmend: die Beobachtungen werden als Außenstehender gemacht, verdeckt = der Beobachter bemüht sich seine Rolle als Beobachter zu verbergen. z.B. Kindergartenpsychologin analysiert das Spielverhalten, das auf Video (unbemerkt)
    aufgezeichnet wurde.
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5
Q
  1. Welche beiden Stichprobenzugänge gibt es bei der Beobachtung?
A
  • Ereignisstichprobe: beobachtete Ereignisse werden nicht zeitlich strukturiert protokolliert; es kommt
    nur darauf an festzustellen wie oft ein Ereignis auftritt und welche Ereigniskombinationen
    vorkommen
  • Zeitstichprobe: Beobachtung wird in feste Zeitabschnitte gegliedert (ich habe Zeitfenster, in dem ich beobachte). Problem: sind bestimmte Phasen einer Verhaltenssequenz besonders wichtig und sind diese
    nicht im Zeitfenster, gehen sie verloren!
    • Entscheidung für Ereignis- oder Zeitstichprobe ist kontextabhängig!
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6
Q
  1. Was ist Cohen’s Kappa?
A

Cohen’s Kappa ist ein Maß zur Beurteilung der Beobachterübereinstimmung (Interrater-Reliabilität)
von 2 Ratern. Es relativiert die Anzahl an Übereinstimmungen an der erwarteten Anzahl an
Übereinstimmungen (>= 0.7 erwünscht). Bei > 2 Ratern hingegen Verwendung von Fleiss‘ Kappa.

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7
Q
  1. V: Berechnen Sie Cohen’s Kappa per Hand für die folgende Tabelle. Dabei soll es um die Einstufung von Internet-Kommentaren als „Hassposting“ oder „kein Hassposting“ gehen.
A
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8
Q
  1. Was ist beim Zählen von Objekten oder Ereignissen zu beachten? (Bitte die konkreten Schritte angeben lt. Liste aus der Vorlesung) („Was wird gezählt“ etc.)
A
  • Was wird gezählt? (nach welchen Eigenschaften zähle ich)
  • Sind die Klassifikationsmerkale leicht zugänglich?
  • Welche Merkmalsausprägungen der Untersuchungsobjekte werden ausgewählt? (z.B. bei psych. Störungen mind. 3/5 Merkmalen)
  • Wie sind die einzelnen Kategorien zu gewichten?
  • Qualitative Merkmale quantizifieren:
    • können zwei (dichotom; z.B. hilfsbereit oder nicht hilfsbereit) oder mehr (polytom; z.B. Blutgruppen) Ausprägungen haben
    • Genauigkeitskriterium: Kategorien müssen exakt definiert sein
    • Exklusivitätskriterium: Kategorien müssen einander wechselseitig ausschließen (FALSCH wäre z.B. 10-20 und 20-30,.. à wo gehört 20 hin?)
    • Exhaustivitätskriterium: Die Kategorien müssen das Merkmal erschöpfend beschreiben (Problem Kategorie „Sonstige“ – für wissenschaftliche Zwecke wenig brauchbar); alle müssen zuordenbar sein, müssen genau in eine Kategorie fallen
    • Datenerhebung endet mit der Angabe von Häufigkeiten
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9
Q
  1. Wie erfolgt die Kategorienbildung?
A

Die Kategorien können

  • a priori aus der Theorie entwickelt (deduktive Kategorienbildung) oder
  • am Material gebildet werden (induktive Kategorienbildung)
  • häufig wird auch eine Mischform verwendet (Hauptkategorien eher deduktiv, Unterkategorien eher induktiv)

Genaue Beschreibung der Haupt- und Unterkategorien inklusive Kodierregeln und Ankerbeispiele
(nicht mehr als 7 +/- 2 Hauptkategorien und nicht mehr als 7 +/- 2 Unterkategorien pro
Hauptkategorie):

  1. Durchkategorisieren des Materials
  2. Mindestens 1 unabhängiger Rater erhält Kategorienbeschreibung und kategorisiert Material ebenfalls (wenn nicht verfügbar, neuerliches Selbst-Rating)
  3. Kappa-Koeffizient (>0.7) sonst Überarbeitung des Kategorienschemas samt Beschreibung und
  4. neuerlicher Durchlauf
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10
Q
  1. Was sind Ratingskalen? Welche Möglichkeiten kennen Sie?
A

= eine unterschiedlich etikettierte & abgestufte Darstellung einer Dimension (z.B. gerade Linie), auf der
Urteiler ihre Schätzungen abgeben, indem sie den Skalenpunkt markieren, der dem Schätzurteil
(eingeschätzte Merkmalsausprägung) am besten entspricht. Mittels Ratingskalen können Urteile erzeugt
werden, die als intervallskaliert interpretiert werden können.
Ratingskalen finden bei vielen Fragebögen, Bewertungen von Arbeitsplätzen, Einschätzungen von
Schmerzempfinden,… Anwendung. Dabei werden durch Zahlen, verbale Beschreibungen etc. Abschnitte
des Merkmalskontinuums markiert, die der Untersuchungsteilnehmer als gleich groß bewerten soll
(d.h. die Stufen der Skala sind gleich groß!). Die Skala ist überdifferenziert, wenn zu viele Kategorien
vorhanden sind (z.B. Zufriedenheit von 0-1000, was ist der Unterschied zwischen 555 und 556?).
Es gibt

  • bipolare Ratingskalen: Die Begriffe an den Endpunkten der Skala definieren sich wechselseitig (z.B. positiv vs. negativ)
  • unipolare Ratingskalen: Der Gegensatz eines Begriffs ist unklar bzw. es gibt einen natürlichen Nullpunkt (z.B. stimmt überhaupt nicht vs. trifft völlig zu)
  • Numerische Marken: z.B. 0-10 (sind knapp und eindeutig). Ihre Verwendung ist jedoch nur sinnvoll, wenn die zu untersuchenden Probanden diese abstrakte Darstellungsform verstehen.
  • Verbale Marken: bei der verbalen Charakterisierung der numerischen Abstufungen von Ratingskalen ist darauf zu achten, dass die verwendeten Begriffe zumindest annähernd äquidistante Ausprägungen des Merkmalskontinuums markieren (z.B. „Wie oft hat Ihr Kind Kopfschmerzen?“ nie – selten – gelegentlich – oft – immer)
  • Symbolische Marken: werden häufig bei Kindern oder leseschwachen Personen verwendet - z.B. JK L
  • Graphische Ratings: werden häufig für die Schätzung von Ähnlichkeiten verwendet, z.B. Burger King und McDonalds sind einander extrem ähnlich —- extrem unähnlich
  • Skalenverankerung durch Beispiele (Anchored Scales): Hier werden die einzelnen Werte durch konkrete Beispiele verankert. (z.B. wenn ich geimpft werde, wie groß ist Schmerz – wo liegt individueller Anker?)
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11
Q
  1. Was ist bei schriftlichen Befragungen zu beachten?
A

Die schriftliche Befragung ist für die Befragung homogener Gruppen gedacht (z.B. Erfassung von Lebensqualität von Jugendlichen). Heterogene Gruppen erfordern eine Segmentierung nach homogenen Gruppen (z.B. separate Fragen, andere Einleitungstexte etc. oder Anwesenheit eines Untersuchungsleiters).

Was bezweckt der Fragebogen?

  • Ist er (quasi) ein neues Testinstrument?
  • Soll er Einstellungen messen?
  • Sollen konkrete Verhaltensweisen erfasst werden?
  • Soll eine bestimmte Bevölkerungsgruppe beschrieben werden?
  • Sollen allgemeine Zustände oder Sachverhalte beschrieben werden?
  • Soll etwas evaluiert werden?
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12
Q
  1. Wieviele Kategorien soll eine Ratingskala aufweisen?
A
  • Geradzahlige Stufen erzwingen eine Tendenz, es gibt keine Mittelkategorie, Person muss sich entscheiden (Problem: Auslassungen)
  • Ungeradzahlige Stufen führen zu einer übermäßigen Tendenz zur Mitte

Die Literatur empfiehlt eher die Verwendung von geradzahligen Stufen, wenn man mit Verfälschungen der Urteile durch eine übermäßige zentrale Tendenz der Urteiler rechnet.

  • wählt man Skalen mit sehr vielen Stufen (z.B. 0-100), wählen die Befragten überwiegend Stufen, die durch 5 oder 10 teilbar sind
  • In der Praxis werden am häufigsten 5-stufige Skalen verwendet.
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13
Q
  1. Nennen Sie 5 der „Gebote“ nach Porst.
A
  • Du sollst lange und komplexe Fragen vermeiden!
  • Du sollst hypothetische Fragen vermeiden!
  • Du sollst doppelte Stimuli und Verneinungen vermeiden.
  • Du sollst Unterstellungen und suggestive Fragen vermeiden!
  • Du sollst Antwortkategorien verwenden, die erschöpfend und disjunkt sind!
  • Du sollst unklare Begriffe definieren!
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14
Q
  1. V: Sie möchten das Ausmaß an „Ausländerfeindlichkeit“ erheben. Skizzieren Sie dazu 1) eine Beobachtung 2) eine Untersuchung mittels Ratingskalen.
A

1) Die Fragestellung ist ziemlich breit und fokussiert sich nicht auf einen spezifischen Kontext (z.B. „am
Arbeitsplatz“). Das erlaubt einige Freiheit bei der Planung der Beobachtung. Zum Beispiel könnte in einem
Supermarkt beobachtet werden, wobei alle (vorher) als ausländerfeindlich definierten Handlungen (z.B.
direkte Beschimpfung, sichtbares Aus-dem-Weg-Gehen etc.) vermerkt werden (nicht-teilnehmende
verdeckte oder offene Beobachtung – je nachdem, wie offensichtlich die Beobachter sind).

2) In einem Fragebogen kann offen nach den Einstellungen zu Ausländern, aber auch nach konkreten
Handlungen gefragt werden. Die Antworten würden über die Abstufung auf einer Ratingskala gegeben
werden (z.B. „Ich kann mir vorstellen, mit einer Person mit Migrationshintergrund befreundet zu sein?“,
„stimmt gar nicht – stimmt eher nicht – stimmt eher – stimmt voll und ganz“).
Der Vorteil des Fragebogens ist, dass man einen Zugang zu den Einstellungen und Gedanken der Personen
hat, die nicht bei einer Beobachtung festgestellt werden können. Allerdings setzt die schriftliche Befragung
voraus, dass Menschen ehrlich antworten und dass die Antworten nicht z.B. durch die soziale Erwünschtheit
verzerrt werden. Das Umgehen dieser Verfälschung ist wiederum ein Vorteil der Beobachtung.

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15
Q
  1. V: Kritisieren Sie (ausführlich) die folgende Frage eines Erhebungsinstruments:Ich habe keine Vorurteile oder negative Gedanken gegenüber Menschen aus anderen Kulturkreisen aufgrund von religiösen oder kulturell bedingten Gründen. Stimme zu □ Stimme nicht zu □. Skizzieren Sie, wie man es besser machen kann. (Hinweis: mit einer einzigen Frage werden Sie vielleicht nicht ganz ;-) auskommen.)
A

Die Frage möchte zwei unterschiedliche Dinge wissen: Haben Sie Vorurteile? und Haben Sie negative
Gedanken? Die beiden müssen nicht Hand-in-Hand gehen, weshalb eine Antwort auf die Frage nicht
eindeutig interpretiert werden kann.
Außerdem findet sich hier eine doppelte Verneinung, welche die beantwortende Person verwirren kann
und wieder die Interpretation der Antwort erschweren könnte („Ich habe keine Vorurteile …“). Auch wird
hier womöglich nach etwas gefragt, das Beantwortende nicht zwingend wissen: die Basis ihrer
Gedanken bzw. Vorurteile. Weiß eine Person notwendigerweise, warum er oder sie Vorurteile
gegenüber einer Gruppe von Menschen hat? Sind diese religiös oder kulturell bedingt?

Besser wäre es, aus der Frage zwei zu machen und einmal nach negativen Gedanken und einmal nach
Vorurteilen zu fragen. Außerdem sollte die doppelte Verneinung vermieden werden (z.B. „Ich habe
Vorurteile gegenüber … Stimme zu □ Stimme nicht zu □“). Der Teil „aufgrund von religiösen oder kulturell
bedingten Gründen“ sollte entfernt werden. Eventuell wäre es auch interessant, Abstufungen in der
Antwort zuzulassen. Anstatt der zwei Antwortmöglichkeiten „Stimme zu“ und „Stimme nicht zu“ könnte
man auch zwei Zwischenstufen, wie z.B. „Stimme eher zu“ und „Stimme eher nicht zu“ anbieten.

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