prov. Fragenkatalog 1 - 15 Flashcards

1
Q
  1. Warum bedürfen auch publizierte Forschungsergebnisse einer gewissen Skepsis?
A
  • Die Psychologie Replikationsstudie ( Noseck ,
    2015): nur 39% publizierter Studien wurden als repliziert betrachtet
    • ähnliches Ergebnis im Bereich der Medizin,Ioannidis , 2005, Why most published researchfindings are false)
    • Replikationen für Forscher*in unattraktiv… aber höchst nötig!
    • (obwohl Wissenschaft oft
      selbst gar nicht so dran interessiert ist,
      paradigmatische Ergebnisse zu kippen, sondern gerne ihre Erfolgsbeispiele mythisiert)
  • Vorauswahl der zu publizierenden Ergebnisse
  • massive Nicht-Veröffentlichung
  • Publikationsdruck
  • Autor*innengruppen mit immer denselben
    Ergebnissen (Mobilfunk, Homöopathie)
  • Easterlin Debatte
  • •„kanonische“ Interpretation von experimentellen Ergebnissen, heißt: „man“ interpretiert dasExperiment so und nicht anders
  • Würden Sie einem Ergebnis trauen, das dem
    Autor EUR 50.000, bringt?
  • Ist de facto aber so, „Erfolg“ unserer Forschung nötig für Verbleib in Karriere oder für fundraising
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2
Q
  1. Geben Sie einen Überblick über die verschiedenen Ausrichtungen wissenschaftlicher Untersuchungen und geben Sie für jede ein eigenes Beispiel. (Gemeint ist: explorativ, beschreibend, hypothesenprüfend.) “Eigenes“ heißt dabei: von Ihnen selber gefunden.
A
  1. Explorative Untersuchung: sondierend,
    aufklärend, erforschend, hypothesengenerierend.
    Z.B. „Wie stellen sich Jugendliche in den Social Media dar?“, „Was sind die Auslöser der
    derzeitigen Flüchtlingssituation?“, „Was ist die
    Motivation von Helfer*innen?“
  2. Populationsbeschreibende Untersuchungen:
    hinsichtlich ausgewählter Merkmale, z.B.
    Schätzung der Prävalenz von Depression,
    Häufigkeit bestimmter Motivationen unter
    Helfer*innen
  3. Hypothesenprüfende Untersuchungen , z.B.
    „Erhöhen gewalthaltige Computerspiele die
    Aggressivität von Jugendlichen?“
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3
Q
  1. Erläutern Sie mögliche Strategien der Themenfindung zu einer wissenschaftlichen Untersuchung.
A
  • „Neue“ Idee oder Replikation/Meta-Analyse?
  • Fallstudien
  • Introspektion
  • Auffällige/paradoxe Phänomene/Widersprüche
  • Alltagsphänomene
  • Problemverhalten
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4
Q
  1. Nach welchen Kriterien lassen sich Untersuchungsideen bewerten (mit jeweils kurzer Erläuterung)?
A
  • Präzision der Formulierung
  • Empirische Untersuchbarkeit (z.B. nature nurture Problematik, Wirksamkeit politischer Interventionen)
  • Relevanz: für die Wissenschaft für die Gesellschaft
  • Ethische Erwägungen (z.B. Respondent*
    innenbelastung , vgl. Milgram Experiment; Placebo Studien: Patient*innen erhalten wirkungsloses Medikament); Werteabwägungen Erkenntnisnutzen vs. Belastung der Teilnehmer*innen;
  • Freiwilligkeit (z.B. Mikrozensus verpflichtend); Anonymität; Ethikkommittees
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5
Q
  1. Was ist bei der Planung einer Untersuchung festzulegen?
A
  • Literaturrecherche: Überblick über Stand der Forschung, Vertiefung
  • Wahl der Forschungsmethode entsprechend der Fragestellung/Zielsetzung
  • Definitionen und Operationalisierungen: was bedeuten meine Begriffe, und wie genau sollen sie möglichst gut erhoben werden;
  • Messung und Skalierung
  • Auswahl an Stimuli, Stichprobenauswahl bzw. rekrutierung (inkl.Fallzahlenplanung)
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6
Q
  1. Definieren sie „explorative Untersuchung“. Erläutern Sie die verschiedenen Typen von Explorationen (theoriebasiert etc.).
A
  • Erkundende Untersuchung in einem
    vergleichsweise unerforschten
    Untersuchungsgebiet mit dem Ziel, erste
    Phänomenbeschreibungen zu schaffen und
    erste Hypothesen zu formulieren.

Theoriebasierte Exploration:
Systematische Durchsicht und Analyse
aus vorhandenen wissenschaftlichen und
alltäglichen Theorien –> Ableitung neuer
Hypothesen

Methodenbasierte Exploration: Vergleich
und Variation von Methoden, welche
Methoden wurden noch nicht verwendet,
welche Ergebnisse kommen nur in
Kombination mit welchen Methoden vor?

Empirisch quantitative Exploration:
Besondere Darstellung auf Aufbereitung
von quantitativen Daten; Sichtbarmachung
unberücksichtigter Muster und Regeln

Empirisch qualitative Exploration:
Besondere Darstellung auf Aufbereitung
von qualitativer Daten; Sichtbarmachung
unberücksichtigter Muster, Verläufe,
Phänomene.
(qualitativ und explorativ wird oft
miteinander assoziiert)

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7
Q
  1. V: Eine Untersuchung soll klären, welche Einkommensverhältnisse (Einkommen bzw. staatliche/private Zuwendungen) alleinerziehende Eltern charakterisieren. Um welche Art von Exploration handelt es sich dabei?
A

Empirisch-quantitative Exploration

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8
Q
  1. Welche Arten von explorativen Datenerhebungen kennen Sie (gemeint ist die Liste von offener Beobachtung bis Aktionsforschung)? Geben Sie jeweils eine kurze Erläuterung.
A
  • Offene Befragung von Einzelpersonen
    (biographische oder narrative Interviews) oder Gruppen (z.B. Gruppendiskussionen). Man erhält Einblick in deren Probleme, Meinungen, Lebensgeschichte etc.
  • Feldbeobachtung: Forscher*in nimmt am sozialen Leben des interessierenden Systems teil und sucht nach besonderen Ereignissen, Verhaltensmustern, Gesetzmäßigkeiten etc. z.B. Beobachtung von Rollenspielen
  • Einzelfallanalyse in Selbstbeobachtung oder
    Fremdbeobachtung (Vorbereitung auf
    Stichprobenuntersuchungen)
  • Non reaktive Verfahren:
    Datenerhebungsmethoden die keinerlei Einfluss auf die untersuchten Personen, Ereignisse oder Prozesse haben.
    Kein Kontakt zw. Beobachter und untersuchter Person.
  • Inhaltsanalysen: Zentrale Themen und/oder
    Bedeutungen von Texten oder anderen Objekten (Bilder, Fotos, Kunstobjekte etc.) werden herausgearbeitet.
  • Aktionsforschung: Wissenschaftler*innen
    definieren zusammen mit Betroffenen die
    Problemstellung, suchen nach den Ursachen und entwerfen Lösungsvorschläge (Interventionen). Der Erfolg der Interventionen wird dann gemeinsam bewertet (evaluiert) und führt zur Modifikation der Theorien und Lösungen. Den Betroffenen kommt dabei der gleiche Status wie den Expert*innen zu.
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9
Q
  1. V: Geben Sie ein eigenes Beispiel für eine Feldbeobachtung.
A

Systematische Beobachtung der Kommunikationsweise von Krankenpflegern mit Patienten zu unterschiedlichen Uhrzeiten.

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10
Q
  1. V: Um die Lebensqualität in Pflegeheimen zu untersuchen, verbringt ein Forschungsteam einen Monat in einer entsprechenden Einrichtung. Um welche Art von Studie handelt es sich dabei (mit Begründung)?
A

Zuerst einmal handelt es sich um eine explorative Untersuchung, da keine Hypothese getestet werden soll, und auch keine Population beschrieben wird. Des Weiteren klingt es wie eine empirisch-qualitative Exploration, da von keiner Theorie oder spezifischen Methode die Rede ist (theorie- bzw. methodenbasierte Exploration) und die „Lebensqualität in Pflegeheimen“ wohl nicht ohne Weiteres auf quantitative Daten reduziert werden kann. Es handelt sich bei der konkreten Untersuchung um eine Feldbeobachtung, da die
Forscher*innen direkt ins Feld gehen, um dieses zu untersuchen.

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11
Q
  1. Definieren Sie populationsbeschreibende Untersuchungen.
A

Populationsbeschreibende
Untersuchung: Beschreibung von
Populationen hinsichtlich ausgewählter
Merkmale. Zentrales Thema dabei ist die
Stichprobenerhebung und Schätzung
der unbekannten Populationsparameter.

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12
Q
  1. Was sind hypothesenprüfende Untersuchungen?
A

Hypothesenprüfende (explanative) Untersuchungen: Formulierung von Hypothesen aufgrund des Standes der
Theorienentwicklung bzw. aufgrund von (explorativen) Untersuchungen.

  • Zusammenhangshypothesen
  • Unterschiedshypothesen
  • Veränderungshypothesen
  • Einzelfallhypothesen
  • Unspezifische vs. Spezifische Hypothesen:

Unspezifische Hypothesen gehen von einem
„irgendwie“ gearteten Effekt aus, allenfalls wird noch eine Richtung angegeben; spezifische Hypothesen geben auf den Betrag des Effekts bzw. die Effektgröße
an.

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13
Q
  1. Wodurch ist ein Experiment gekennzeichnet?
A
  • Geplante, systematische Beobachtung bei der die Effekte von unabhängigen Variablen auf die abhängige Variable
    studiert werden.
  • Die Resultate müssen replizierbar sein.
  • Die experimentellen Bedingungen müssen vom Versuchsleiter willkürlich hergestellt und systematisch variiert werden. (Es braucht also mindestens zwei „Gruppen“.) Alle anderen Bedingungen müssen zwischen den Gruppen konstant gehalten werden. (Letzteres ist
    allerdings oft nur eine Näherung, z.B. wenn entweder die Zeit oder der Ort nicht genau gleichgehalten werden kann, beispielsweise wenn zwei verschiedene Filme gezeigt
    werden sollen.)
  • Bei experimentellen Untersuchungen werden
    Untersuchungsobjekte per Zufall in Gruppen eingeteilt (Randomisierung).
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14
Q
  1. Was ist eine Randomisierung, und welchen Effekt hat sie?
A
  • Zufällige Zuteilung von Personen zu experimentellen Bedingungen (z.B. Versuchs- vs. Kontrollgruppe)
  • Durch einen Zufallsgenerator (z.B. Excel), Münzwurf, Los o.ä.
  • Durch die Randomisierung werden systematisch personenbezogene Störvariablen ausgeschaltet. Zufällige Unterschiede zwischen den Versuchsgruppen sind aber möglich (Signifikanztestung nötig!).
  • Achtung: Randomisierung ist nicht gleich Parallelisierung!

Durch Konstanthalten der nicht-experimentellen Bedingungensowie der Randomisierung sind im strengen Experiment Kausalschlüsse der Form „A verursacht B“ theoretisch möglich, weil (theoretisch) alle Störvariablen kontrolliert
werden können. (trotzdem VORSICHT!)

  • Experiment so und nicht anders

    Beispiel: Effekt eines Spiegels auf Bereitschaft zu
    schummeln

    wegen erhöhter
    Selbstaufmerksamkeit?
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15
Q
  1. Was sind quasi-experimentelle Untersuchungen?
A
  • bei quasiexperimentellen Untersuchungen arbeitet man mit natürlichen Gruppen.
  • Beispiel: eine Bedingung in einem Krankenhaus oder einer Schulklasse –
    prä-experimentelle Unterschiede können hineinkommen (eine Schulklasse
    besser als die andere) und könnten mit experimentellen Effekten
    verwechselt werden
  • Wichtig: Baseline comparisons: sind solche prä-experimentellen Unterschiede feststellbar. Wenn möglich parallelisieren (Paare „ähnlicher“ Personen)

Parallelisierung:

  • Achtung: die Parallelisierung gleicht möglicherweise nur jene Variablen aus, welche dabei explizit berücksichtigt wurden, z.B. Alter, Geschlecht und Bildung, aber nicht das Gesundheitsverhalten (z.B. Essgewohnheiten)
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