Planung und Planungstheorie Flashcards

1
Q

Theorieformen

A
  • Normative Theorien: Aufzeigen, wie die Welt sein sollte
  • Präskriptive Theorien: Aufzeigen der Mittel, um etwas zu erreichen
  • Empirische Theorien erklären und interpretieren Prozesse (inbs. kausale Zusammenhänge). Hypothesen,
    Überprüfbarkeit
  • Modelle: Repräsentationen der Realität.
    Überprüfbarkeit
  • Konzeptueller Rahmen: Perspektiven oder Formen zur Konzeptualisierung und ggf.
    Systematisierung eines Untersuchungsobjekts
  • Theoretisierung: Reflexion über Ideen oder Theorien
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2
Q

Theorien in Planung

A

Präskriptive Theorien (wie soll geplant werden?)

  • Substantive Theorien (was wird geplant?) - theories in planning: Indisziplinäres Wissen, relevant für Planungsinhalte
  • Prozedurale Theorien (wie wird geplant?) - theories of planning: Rechtfertigung bevorzugter Methoden der Entscheidungsfindung

Erklärende Theorien (warum wird wie geplant?): Auseinandersetzung mit Disziplin, philosophische Theorien

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3
Q

Grundfragen der Planungstheorie

A

Ein zentraler Aspekt der Planungstheorie ist die Sicht der Problemart, die die Frage „Was wird geplant?“ adressiert. Diese Dimension konzentriert sich auf die Inhalte der Planung und darauf, welche spezifischen Herausforderungen und Ziele angegangen werden müssen. Hier geht es um die Natur der Probleme, die durch Planung gelöst werden sollen.

Die Relation einer Problemlösung zum umgebenden System beantwortet die Frage „Warum wird geplant?“ und beleuchtet den Kontext, in dem die Planung stattfindet. Diese Frage stellt die Legitimität der Planungshandlungen in den Vordergrund und untersucht, wie geplante Maßnahmen im Verhältnis zum größeren sozialen, wirtschaftlichen und ökologischen System stehen.

Die Vorgehensweise bei der Lösungssuche widmet sich der Frage „Wie wird geplant?“. Hierbei liegt der Fokus auf dem Prozess der Planung und der zugrunde liegenden Rationalität der gewählten Methoden. Diese Dimension untersucht die Strategien, Methoden und Verfahren, die eingesetzt werden, um die Planungsziele zu erreichen.

Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Möglichkeit der Legitimation der Ergebnisse, also die Frage „Wie werden die Ergebnisse gerechtfertigt?“. Diese Dimension untersucht, wie die Resultate der Planung vor verschiedenen Interessengruppen und der Öffentlichkeit legitimiert werden können. Es geht um die Akzeptanz und normative Rechtfertigung der Planungsergebnisse.

Zusammen mit der Frage nach der zugrunde liegenden Rationalität bilden diese Dimensionen ein umfassendes Verständnis der theoretischen und philosophischen Grundlagen der Planung. Hierbei wird beleuchtet, welche Logik und Prinzipien den Planungsentscheidungen zugrunde liegen.

Darüber hinaus wird Planung auch aus der Perspektive der Politik betrachtet, die sich in die drei Dimensionen Polity, Policy und Politics unterteilt. Diese Dimensionen stehen für Form, Inhalt und Prozess der Politik und verdeutlichen, dass Planung immer auch ein politisch-gestaltender Prozess ist, der sich mit Machtstrukturen und Interessen auseinandersetzt.

Aus strategischer Sicht, wie sie in den Organisationswissenschaften und im Management entwickelt wurde, wird Planung als eine Form von Strategie verstanden. Hierbei spielen Kontext, Inhalt und Prozess eine zentrale Rolle. Planung wird als ein systematisches Vorgehen betrachtet, das langfristige Ziele verfolgt und zur Formulierung von Entscheidungsprämissen für zukünftige raumrelevante Handlungen dient.

In der philosophischen Theorie der Planung werden schließlich drei zentrale Aspekte hervorgehoben: Effektivität (Was wird geplant?), Rationalität (Wie wird geplant?) und Legitimität (Warum wird geplant?). Diese Aspekte decken die zentralen Fragen der Planungstheorie ab und bieten eine kritische Reflexion über die Prinzipien und Ansätze, die der Planung zugrunde liegen.

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4
Q

Planungstheorie

A

Die Planungstheorie ist eine Disziplin, die sich mit der kritischen Reflexion über die unterschiedlichen Verständnisse, Handlungsfelder und Praktiken der Stadtplanung befasst. Sie untersucht die Grundlagen und Prinzipien, die der Planung zugrunde liegen, und hinterfragt dabei die gesellschaftlichen und politischen Prozesse, die die Produktion von Raum beeinflussen.

Ein zentrales Ziel der Planungstheorie ist es, die gesellschaftlichen und politischen Aushandlungsprozesse zu beleuchten, die in der Raumproduktion, insbesondere im Rahmen der Planung, eine Rolle spielen. Dabei geht es darum, die Art und Weise zu verstehen, wie Raum als soziales Konstrukt entsteht und wie verschiedene Akteure—einschließlich Planer, politische Entscheidungsträger und die Gesellschaft als Ganzes—diese Prozesse beeinflussen.

Ein weiterer wesentlicher Aspekt der Planungstheorie ist die Gegenüberstellung der Prozesse der Raumproduktion mit den disziplinären Anforderungen der Stadtplanung sowie mit den kollektiven Ansprüchen, die von der Gesellschaft an die Gestaltung und Nutzung von Räumen gestellt werden. Die Planungstheorie bietet somit nicht nur ein Verständnis für die technische und methodische Seite der Planung, sondern auch für die normativen, ethischen und politischen Dimensionen, die die Praxis der Raumplanung formen.

Planungstheorie ist unerlässlich, um das eigene Handeln zu reflektieren, ethisch zu handeln, unterschiedliche Perspektiven zu integrieren und die Entscheidungsfindung transparent zu gestalten. Sie bietet die notwendige Grundlage, um effektive, gerechte und gut nachvollziehbare Planungsprozesse zu gestalten.

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5
Q

Planung im Wandel

A

Dynamische und sich kontinuierlich verändernde Natur der Stadtplanung je nach Zeit, Ort und Kontext. Stadtplanung hat die Aufgabe, gesellschaftliche Raumansprüche und die damit verbundenen Bodennutzungen zu steuern. Diese Steuerungsfunktion ist jedoch nicht statisch, sondern passt sich ständig den veränderten gesellschaftlichen Raumansprühen an.

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6
Q

Big shifts in planning theory

A
  • Vom administrativ-technischen Plänemachen zur gesamtgesellschaftlichen Aufgabe
  • Von der verwissenschaftlichten Suche nach optimalen Lösungen zu kollektiven Lernprozessen
  • Vom interventionistischen Steuerungsanspruch zu kommunikativem Handeln
  • Vom planenden Erfüllungsgehilfen zu politisch agierenden Planungsakteuren
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7
Q

Phasenmodell nach Albers und Schichtenmodell nach Selle

A

Das Phasenmodell nach Albers und das Schichtenmodell nach Selle bieten unterschiedliche Ansätze zur Strukturierung von Stadtplanungsprozessen.

Das Phasenmodell nach Albers gliedert den Planungsprozess in mehrere Phasen: Beginnend mit der Problemanalyse, in der bestehende Probleme und Bedürfnisse erfasst werden, folgt die Zieldefinition, bei der konkrete Planungsziele festgelegt werden. Danach werden verschiedene Alternativen entwickelt und bewertet, um schließlich die beste Lösung auszuwählen. Die gewählte Lösung wird dann in der Umsetzungsphase realisiert, gefolgt von einer Kontroll- und Evaluationsphase, um die Ergebnisse zu überprüfen und gegebenenfalls Anpassungen vorzunehmen.

Das Schichtenmodell nach Selle hingegen betrachtet die Stadtentwicklung aus verschiedenen Perspektiven, die als “Schichten” bezeichnet werden. Diese umfassen die physische Schicht, die sich auf die materiellen und baulichen Elemente der Stadt konzentriert, die funktionale Schicht, die verschiedene Nutzungen und Funktionen analysiert, die soziale Schicht, die soziale Strukturen und Bedürfnisse betrachtet, die ökonomische Schicht, die wirtschaftliche Aspekte untersucht, und die politische Schicht, die die politischen und administrativen Strukturen einbezieht.

Durch die Kombination dieser Modelle können Planer eine umfassende Analyse und Planung der Stadtentwicklung vornehmen.

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8
Q

Synoptisches Planungsparadigma (rational-comprehensive planning)

A

Ansatz in der Stadt- und Raumplanung, der Planung als einen klar strukturierten, linearen und in sich geschlossenen Prozess versteht. Dieses Modell basiert auf einem klar definierten Ausgangspunkt und einem präzise festgelegten Ziel.

Im synoptischen Planungsansatz wird die Planung in der Regel nach einem umfassenden Planungsprozess durchgeführt, bei dem die festgelegten Ziele und Vorgaben die Entwicklung eines Gebiets beeinflussen. Ein Beispiel dafür wäre die Planung eines Stadtteils, bei der Häuser, die abgerissen werden sollen, nicht modernisiert werden und bestimmte Bereiche für besondere Zwecke, wie günstige Wohnungen oder Ankunftsquartiere für Einwanderer und mittellose Menschen, vorgesehen sind.

Ziel der Planung im Rahmen des synoptischen Modells ist häufig die Beseitigung städtebaulicher Missstände, die als rückständig oder unmodern angesehen werden. Dies wird oft durch umfassende Sanierungsmaßnahmen erreicht, wie zum Beispiel die „Kahlschlagsanierung“.

Der Ansatz wurde in 60er-70er aufgrund von rein kapitalistischer Orientierung, patriarchalischem Modell und Rassismus kritisiert:

  • Gefahr des Totalitarismus, die von liberalen Denkern als Skepsis gegenüber umfassender staatlicher Gesamtplanung formuliert wird
  • mangelnde Praktikabilität der rationalen Planung in der empirischen Realität: Komplexität und der Unmöglichkeit, alle Ursachen und Wirkungen genau vorherzusagen

Synoptisch = umfassend: Planungseuphorie und die Idee, dass alles plannbar ist und sich gegenseitig bedingt, was sehr technokratisch (alle Entscheidungen auf
vermeintlich sozial neutralem wissenschaftlichem und technischem Wissen aufbauen)

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9
Q

Fordismus

A

Ära, in der Massenproduktion und -konsum, Effizienz und ein optimistischer Fortschrittglaube zentrale Elemente waren, während das gesellschaftliche Modell von sozialen Aufstiegsmöglichkeiten, traditionellen Familienstrukturen und gesellschaftlicher Homogenität geprägt war

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10
Q

Keynesianismus

A

Wirtschaftspolitische Strategie, die auf der Steuerung von Wachstum durch Anreize für Produktion und Nachfrage basiert, und setzt auf Staatsausgaben sowie expansive Geldpolitik in Kombination mit einem robusten Sozialstaat.

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11
Q

Inkrementalismus

A

Planungsansatz, bei dem Veränderungen durch schrittweise, begrenzte Anpassungen und kontinuierliche Verbesserungen vorgenommen werden, um Flexibilität zu gewährleisten und auf neue Herausforderungen und Informationen reagieren zu können.

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12
Q

Anwaltsplanung

A

Planungsansatz, bei dem die Rolle der Planer mit der eines Anwalts verglichen wird. In diesem Modell fungieren Planer als Vertreter der „Unterrepräsentierten“ und setzen sich dafür ein, deren Interessen in den Planungsprozess einzubringen.

Der Ansatz der Anwaltsplanung legt besonderen Wert darauf, die Bedürfnisse und Perspektiven der betroffenen Personen in den Planungsprozess zu integrieren. Er zielt darauf ab, diesen Personen eine Stimme zu geben und ihre Anliegen durch den Planungsprozess zu verteidigen. Allerdings gibt es auch kritische Perspektiven, die darauf hinweisen, dass die Beteiligung von einkommensschwachen oder marginalisierten Gruppen manchmal eher als Symbolpolitik angesehen werden kann, die ihnen nicht tatsächlich mehr Macht oder Einfluss verschafft.

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13
Q

Equity Planning

A

Planungsansatz, der neben der physischen Gestaltung von Städten auch darauf abzielt, Ressourcen, politische Einflussnahme und Beteiligungsmöglichkeiten so umzuverteilen, dass sozial benachteiligte und ärmere Bevölkerungsgruppen unterstützt werden und eine gerechtere städtische und regionale Entwicklung ermöglicht wird.

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14
Q

Feministische Kritik des Stadtentwicklungsmodells

A

Die feministische Kritik am Stadtentwicklungsmodell beleuchtet, wie geschlechtliche Faktoren und Geschlechterverhältnisse die Gestaltung und Nutzung städtischer Räume beeinflussen. Diese Kritik basiert auf der Erkenntnis, dass städtische Räume immer geschlechtlich kodiert sind, was auf das moderne Patriarchat zurückzuführen ist. Dies bedeutet, dass Städte und deren Räume nicht neutral sind, sondern bestehende Geschlechterungleichheiten widerspiegeln und reproduzieren.

In dieser Perspektive konstituieren sich Räume und Identitätskategorien wie Geschlecht wechselseitig: Der Raum ist nicht nur von Geschlechterrollen geprägt, sondern beeinflusst auch, wie Geschlecht wahrgenommen und erlebt wird. Die räumliche Gestaltung kann somit bestehende Ungleichheiten verstärken und gesellschaftliche Normen und Rollen festschreiben.

Ein zentrales Anliegen der feministischen Kritik ist die Feststellung, dass Frauen oft „verplant“ werden. Dies bedeutet, dass Frauen häufig nicht als eigenständige Zielgruppe in der Stadtplanung berücksichtigt werden. Planungen neigen dazu, unhinterfragte und verstärkte Geschlechterrollen zu reproduzieren, indem sie geschlechtsspezifische Bedürfnisse und Perspektiven nicht ausreichend einbeziehen. Zudem wird die Planung traditionell als Männerberuf betrachtet, was dazu führt, dass Frauen in Partizipationsprozessen oft wenig Gehör finden und ihre Anliegen und Bedürfnisse nicht ausreichend vertreten sind.

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15
Q

Just City

A

Städtisches Modell, das sich auf die Prinzipien von Gerechtigkeit (gerechte Verteilung von sozialen Ressourcen und Chancen), Diversität (kulturelle, geschlechtliche, ethnische und religiöse Vielfalt), Demokratie (alle Bürger haben Mitsprachemöglichkeiten in Entscheidungsprozesse) und Nachhaltigkeit (nicht nur kurzfristige ökonomische, sondern auch langfristige soziale und ökologische Vorteile) konzentriert. Susan Fainstein betont, dass die Stadtplanung die sozialen Dimensionen wie Gerechtigkeit und Diversität stärker berücksichtigen sollte, um eine inklusivere und gerechtere Stadtentwicklung zu fördern.

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16
Q

Capabilities Approach

A

Capabilities Approach ergänzt das Konzept der „Just City“ durch den Fokus auf Verwirklichungschancen und Teilhabe. Dieser Ansatz zielt darauf ab, Menschen die Fähigkeiten und Chancen zu geben, ein erfülltes Leben zu führen. Er konzentriert sich auf die Möglichkeiten, die Individuen haben, um ihre eigenen Werte und Lebensziele zu verfolgen.

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17
Q

Kommunikatives Plannungsparadigma

A

Postmoderner und demokratischer Planungsansatz, der als Antwort auf die Kritik (Unzulänglichkeiten in Bezug auf Fairness und Demokratie in traditionellen Planungsansätzen) am modernen Planungsmodell entwickelt wurde. Es fördert eine Planung, die auf einem ergebnisoffenen Diskurs basiert, der zu besseren und gerechteren Ergebnissen führen kann. Planung wird als politischen Prozess angesehen, der strategische Entscheidungen, soziales Lernen und deliberative Innovation umfasst. Dieses Paradigma stellt eine wesentliche Weiterentwicklung der Planungsmethoden dar, indem es die Prozesse der Kommunikation und Konsensbildung in den Mittelpunkt stellt und versucht, alle Dimensionen des Wissens und Verstehens in die Argumentation einzubeziehen.

Das kommunikative Planungsparadigma basiert auf der Theorie des kommunikativen Handelns von Jürgen Habermas (1981). Laut Habermas entstehen Gewissheiten, Wahrheiten oder Werte durch Interaktion und Kommunikation in der öffentlichen Sphäre. Die Theorie betont die Rolle der kommunikativen Rationalität im sozialen Handeln und stellt die Argumentation in den Mittelpunkt, die auf Wissen, Logik, Ästhetik und Moral basiert.

Kernprinzipien:

  • Intersubjektive Kommunikation: Prozess der offenen Kommunikation, in dem verschiedene Perspektiven und Werte diskutiert werden
  • Konsensfindung: Die Argumentation und Entscheidungsfindung erfolgt durch einen Konsensprozess, bei dem die Beteiligten versuchen, gemeinsame Lösungen zu erarbeiten. Dies geschieht durch respektvolle und inklusive Diskussionen, die darauf abzielen, unterschiedliche Ansprüche an den Raum in Einklang zu bringen
  • Partizipation: Förderung eines inklusiven Prozesses der Konsensfindung, der alle relevanten Akteure und Interessen berücksichtigt.
  • Interpretative und interaktive Ansätze: Bereicherung durch die Diskussion moralischer und ästhetischer Fragen bereichert
  • Vielfältige Diskursive Gemeinschaften
  • Kreativität der Planer: Planer schaffen Räume und Möglichkeiten für gemeinsame Formulierung von Plänen und die Identifizierung sowie Bearbeitung von Konflikten. Ihre Rolle besteht darin, einen Raum für kreative und konstruktive Diskussionen zu bieten
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18
Q

Neoliberalismus

A

Ideologische und politische Richtung, die sich durch eine starke Marktorientierung auszeichnet. Er propagiert eine reduzierte Rolle des Staates in der Wirtschaft und fördert die Prinzipien der Marktfreiheit und Wettbewerbsorientierung. Die Kernmerkmale des Neoliberalismus umfassen:

  • Privatisierung
  • Individualisierung (Responsibilisierung)
  • Steuersenkungen
  • Standortforderung
  • Betriebswirtschaftliche Ausrichtung
  • Kooptierung (roll with it neoliberalisation): Die Anpassung und Integration von neoliberalen Prinzipien in bestehende Strukturen, ohne radikale Veränderungen vorzunehmen
19
Q

Finanzialisierung

A

Zunehmender Einfluss der Finanzmärkte in der Wirtschaft. Dies führt zu einem Wandel von Produktions- hin zu Finanzgewinnen und verändert die Struktur der Wirtschaft grundlegend. Die Hauptmerkmale der Finanzialisierung umfassen:

  • Liberalisierung der Finanzmärkte: Die Öffnung und Deregulierung der Finanzmärkte, die zu einer intensiveren und spekulativeren Nutzung von Finanzinstrumenten führt.
  • Zunehmendes Gewicht der Finanzerträge: Finanzielle Erträge gewinnen zunehmend an Bedeutung gegenüber den Erträgen aus produzierenden Investitionen. Dies bedeutet, dass der finanzielle Sektor und seine Gewinne über den traditionellen Produktionssektor hinaus wachsen.
  • Finanzspekulation: Der Einsatz von Vermögenswerten aus öffentlichen Vorsorgeeinrichtungen (wie Lebensmittel, Altersvorsorge und Immobilien) für spekulative Finanztransaktionen, was das Risiko und die Volatilität erhöht.
20
Q

Neoliberale Stadt

A

Urbanes Modell, das die Prinzipien des Neoliberalismus in der Stadtplanung und Verwaltung umsetzt.

In einer neoliberalen Stadt wird der Sozialstaat abgebaut und die öffentliche Infrastruktur stark reduziert. Öffentliche Ausgaben für soziale Projekte und grundlegende Infrastruktur werden gekürzt, was zu einer Schwächung der kommunalen Finanzen führt. Die Verlagerung von Verantwortung auf den privaten Sektor ist ein weiteres Kennzeichen, wobei Wohnungsbestände und öffentliche Dienstleistungen wie Bahn, Post, Abfallwirtschaft, Energieversorgung und Wasserversorgung privatisiert werden. Public-Private Partnerships (PPPs) spielen dabei eine wichtige Rolle, da sie private Investoren in die Bereitstellung und Verwaltung öffentlicher Güter einbinden.

Ein weiteres Merkmal ist die betriebswirtschaftliche Orientierung öffentlicher Körperschaften, die darauf abzielt, Effizienz und Rentabilität zu maximieren, oft auf Kosten sozialer Belange. Städte im neoliberalen Modell befinden sich im intensiven Wettbewerb, um Unternehmen, Finanzstandorte und Gruppen mit hoher Kaufkraft anzuziehen, darunter Mittel- und Oberschichten sowie Touristen. Zur Steigerung ihrer Attraktivität setzen sie auf große Events und Leuchtturmprojekte, die als Markenzeichen dienen sollen.

Zusätzlich wird der öffentliche Raum zunehmend kommerzialisiert und als Ware betrachtet, was zu einer Verdrängung sozialer Nutzung und einer Fokussierung auf Konsum und Unterhaltung führen kann. Insgesamt reflektiert die neoliberale Stadt die Kernprinzipien des Neoliberalismus durch Marktorientierung, reduzierte staatliche Interventionen und eine zunehmende Kommodifizierung städtischer Räume.

21
Q

Rolle der Planer bis 1970

A

Der Planer wurde als eine nahezu göttliche Figur dargestellt, die durch Fachwissen und eine selbstauferlegte moralische Verantwortung befähigt ist, umfassende und rationale Entscheidungen zu treffen. Diese Perspektive betont die Autorität und die vermeintliche Objektivität des Planers, hebt jedoch auch hervor, dass diese Rolle historisch und kulturell männlich geprägt war.

22
Q

Kritischer Rationalismus

A

Philosophie der Wissenschaft, die sich durch die Auseinandersetzung zwischen Theoretikern wie Theodor W. Adorno und Karl Popper auszeichnet. Im Zentrum steht die Idee, dass wissenschaftliche Theorien durch den Prozess der Falsifizierung getestet werden sollten. Das bedeutet, dass Theorien als vorläufige Hypothesen betrachtet werden, die immer widerlegt oder bestätigt werden können, was als „Der Schwarze Schwan“ bekannt ist – die Möglichkeit, dass unerwartete Ereignisse die gängigen Theorien infrage stellen können.

Kritischer Rationalismus sieht Rationalisierung und Objektivierung als Methoden an, nicht als endgültige Ergebnisse. Es wird betont, dass Wertneutralität, wie sie von Max Weber beschrieben wurde, eher ein normativer Standpunkt ist, der nicht vollständig von subjektiven und emotionalen Aspekten befreit werden kann. Subjektivität und Emotionalität sind daher als unabdingbar für den wissenschaftlichen Diskurs anzusehen, da sie die Perspektiven und Interpretationen beeinflussen, die in den wissenschaftlichen Prozess eingebracht werden.

23
Q

Poststrukturalismus

A

Philosophische Bewegung, die den Determinismus in Frage stellt und den Begriff der Kontingenz betont, was bedeutet, dass Planbarkeit nur bedingt und nicht absolut gegeben ist. Er lehnt universelle Wahrheiten ab und betont die Vielfalt und Unsicherheit menschlicher Interpretationen.

24
Q

Postfundamentalismus

A

Philosophische Bewegung, die grundlegende, als absolut geltende Wahrheiten infrage stellt. Er betont, dass fundamentale Überzeugungen und Wahrheiten nicht als unveränderlich angesehen werden sollten, sondern als Ergebnis von sozialen und historischen Kontexten betrachtet werden müssen.

25
Q

Agonistischer Pluralismus

A

Konzept von Chantal Mouffe, das die Natur politischer Konflikte und die Rolle von Differenzen in der Demokratie beschreibt. Im Gegensatz zu klassischen Konzepten, die Konsens und Einigkeit als Ziel der politischen Auseinandersetzung betrachten, betont der agonistische Pluralismus, dass Konflikte und Meinungsverschiedenheiten ein unvermeidlicher und wertvoller Teil des demokratischen Prozesses sind.

26
Q

Emotionale Rationalität

A

Art und Weise, wie emotionale und persönliche Faktoren in den Entscheidungsprozess von Planern einfließen. Im Gegensatz zur rein rationalen Entscheidungsfindung berücksichtigt emotionale Rationalität, dass Planer nicht nur als funktionale Fachkräfte agieren, sondern auch als Individuen mit eigenen biografischen Erfahrungen, persönlichen Motivationen und Loyalitätskonflikten.

Planer treffen Entscheidungen nicht nur auf Grundlage objektiver Kriterien, sondern lassen sich auch von ihrer individuellen Lebenssituation, ihren beruflichen Ambitionen, familiären Verpflichtungen und kulturellen Kontexten beeinflussen. Diese persönlichen und emotionalen Aspekte beeinflussen, wie sie Risiken bewerten, ihre Position in Entscheidungsprozessen einschätzen und ob sie bereit sind, zusätzliche Zeit und Mühe aufzubringen. Die emotionale Rationalität erkennt an, dass Planer in komplexen Entscheidungsprozessen oft zwischen verschiedenen Erwartungen und Interessen balancieren müssen, was ihre Entscheidungen maßgeblich beeinflusst.

27
Q

Polyrationalitäten

A

Wechselwirkung mehrerer, oft widersprüchlicher Rationalitäten innerhalb eines Entscheidungsprozesses oder eines sozialen Systems. Dieser Begriff verdeutlicht, dass Rationalität nicht als einheitlich oder universell verstanden werden kann, sondern vielmehr aus verschiedenen, teils konkurrierenden Perspektiven und Prinzipien besteht.

In einem Kontext von polyrationalen Ansätzen können verschiedene Formen von Rationalität – wie essentielle Ungerechtigkeiten (Davy 1997), individuelle, hierarchische, egalitäre oder fatalistische Perspektiven – gleichzeitig präsent und relevant sein. Diese Rationalitäten spiegeln unterschiedliche Werte und Interessen wider, die sich in der Praxis überschneiden und manchmal im Widerspruch zueinander stehen.

Kritischer Pragmatismus (Forester 2013) befasst sich mit der Notwendigkeit, diese verschiedenen Rationalitäten zu erkennen und zu berücksichtigen, während gleichzeitig die Gefahr von Zynismus oder Naivität vermieden wird. Die Auseinandersetzung mit polyrationalen Perspektiven umfasst auch die Kultur der Anerkennung, in der Status, Chancen und Wahlfreiheit betont werden. Rationalität wird hier als vielschichtig betrachtet, in dem sowohl rationale als auch emotionale, selbstkritische Dimensionen einbezogen werden müssen. Konflikte zwischen diesen verschiedenen Rationalitäten sind unvermeidlich und tragen zur Komplexität des Entscheidungsprozesses bei.

28
Q

Naturwissenschaftliche Perspektive auf Planung

A

Die naturwissenschaftliche Perspektive auf Planung betont, dass Planungsprozesse rationalen, sachlichen und objektiven Kriterien entsprechen sollten. Diese Sichtweise zielt darauf ab, dass Entscheidungen auf wissenschaftlich fundierten und nachvollziehbaren Grundlagen basieren, um eine „richtige“ Entscheidungsfindung zu ermöglichen. Hierbei wird zwischen der substantielle Objektivität, die sich auf die Richtigkeit der Planungsziele und -rahmenbedingungen bezieht, und der prozeduralen oder formalen Objektivität, die die Nachvollziehbarkeit der Entscheidungsfindung im Planungsprozess sicherstellt, unterschieden.

Der Ansatz strebt danach, den Menschen von subjektiven und emotionalen Einflüssen zu befreien, um eine Steuerungshoheit über die Umwelt durch präzise und plausible Entscheidungen zu erreichen. Die naturwissenschaftliche Perspektive vertraut auf objektives Wissen, das durch das systematische Sammeln und Auswerten von Informationen und Fakten entsteht. Ziel ist es, Entscheidungen in Bezug auf ihre möglichen Konsequenzen nachvollziehbar zu machen und unter den gegebenen Umständen die „richtige“ Entscheidung zu treffen. Rationalität wird hier als Maßstab für die Bewertung von Entscheidungen verwendet, ähnlich wie das Falsifikationsprinzip in der empirischen Forschung für Hypothesen (Faludi 1983).

29
Q

Inkrementelles Planungsansatz („Mudding Through“)

A

Inkrementalismus, oft als „The Science of Mudding Through“ bezeichnet, beschreibt einen pragmatischen Ansatz zur Planung und Entscheidungsfindung, bei dem Entscheidungen schrittweise getroffen werden. Dieser Ansatz geht davon aus, dass komplexe und weitreichende Ziele oft nicht vollständig im Voraus geplant werden können. Stattdessen wird die Planung durch eine kontinuierliche Anpassung und Modifikation basierend auf den Erfahrungen und Ergebnissen der jeweils vorhergehenden Schritte geprägt.

Zielkonflikte und Unvereinbarkeiten werden anerkannt, und die Zielauswahl sowie die Analyse der Mittel erfolgen gleichzeitig. Der Erfolg wird oft daran gemessen, ob die gesetzten Ziele erreicht wurden. Maßnahmen werden im Kontext ihrer Errungenschaften bewertet, und Anpassungen erfolgen basierend auf den praktischen Ergebnissen.

30
Q

Agonismus

A

Konzept, dass Konflikte und Meinungsverschiedenheiten produktiv und notwendig für eine funktionierende Demokratie sind. Anstatt Gegner als Feinde zu betrachten, sollten sie als legitime Kontrahenten angesehen werden, deren Auseinandersetzungen zur Verbesserung der politischen und sozialen Ordnung beitragen.

31
Q

Postkoloniale Planungskritik

A

Postkoloniale Planungskritik untersucht, wie koloniale Machtstrukturen und -denkmuster in der Planung fortbestehen. Sie kritisiert, dass städtische und regionale Planung oft westliche, eurozentrische Perspektiven übernimmt und dabei koloniale Hierarchien und Ungleichheiten reproduziert. Diese Kritik fordert eine Neubewertung von Planungsperspektiven, um die Bedürfnisse der ehemals kolonisierten Gesellschaften einzubeziehen.

32
Q

Poststrukturalistische Planungskritik

A

Poststrukturalistische Planungskritik hinterfragt die festen, deterministischen Strukturen und Annahmen der traditionellen Planung. Sie betont, dass Planung nie vollständig objektiv oder universell gültig sein kann, da sie stets durch kulturelle, soziale und sprachliche Kontexte beeinflusst wird. Statt starre, universelle Lösungen anzustreben, fordert diese Kritik ein Bewusstsein für die Kontingenz und Mehrdeutigkeit der Planung, um flexiblere und anpassungsfähigere Ansätze zu entwickeln, die die Vielfalt und Komplexität sozialer Realitäten besser berücksichtigen.

33
Q

Insurgent Planning

A

Insurgent Planning beschreibt einen alternativen Planungsansatz, der sich gegen etablierte Machtstrukturen und autoritäre Planungsmethoden wendet. Er betont die aktive Teilnahme und Selbstorganisation von marginalisierten und unterdrückten Gemeinschaften. Insurgent Planning setzt auf kollektive Aktionen und Selbstermächtigung, um soziale Gerechtigkeit und Veränderung zu fördern.

34
Q

Gemeinwohl im Rationalismus

A

Zentrale Legitimationsgrundlage für staatliches Handeln und Planung. Im sozialwissenschaftlichen Verständnis ist der Begriff des Gemeinwohls nicht eindeutig definierbar, sondern vielmehr ein ethischer Maßstab, der den Zweck und die Rechtfertigung öffentlichen Handelns bestimmt. Traditionell wird Planung als fortschrittlich angesehen, da sie darauf abzielt, soziale Ungerechtigkeiten zu korrigieren und das öffentliche Interesse zu verteidigen. Dennoch sind die Definitionen von öffentlichem Interesse und Ungleichgewicht oft durch die Anforderungen der bestehenden kapitalistischen Ordnung begrenzt. Gemeinwohl wird somit als ein flexibles Konzept betrachtet, das den Rahmen für die staatliche Legitimation und die Ausrichtung öffentlicher Entscheidungen bietet.

35
Q

Wettbewerbsparadigma im Neoliberalismus

A

Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit von Städten als Schlüssel zum wirtschaftlichen Wachstum und Wohlstand. Dieses Paradigma propagiert, dass der Staat, einschließlich der Stadtplanung, darauf abzielen sollte, die Wettbewerbsfähigkeit zu fördern, um Wohlstand durch sogenannte “trickle down” Effekte zu erreichen, bei denen wirtschaftliche Vorteile von den Wohlhabenden auf die breitere Bevölkerung überfließen. Es wird davon ausgegangen, dass jeder durch Eigeninitiative Wohlstand erlangen kann. In diesem Kontext stellt sich jedoch die Frage, welches Verständnis von Gemeinwohl vorherrscht, da die neoliberale Ausrichtung oft die sozialen Dimensionen des Gemeinwohls zugunsten wirtschaftlicher Effizienz und Wettbewerbsfähigkeit vernachlässigt.

36
Q

Gemeinwohl im Neoliberalismus

A

Gemeinwohl im Neoliberalismus, nach Lessenich, hat sich zu einem Konzept verschoben, das individuelle Ressourcenoptimierung betont. In diesem Paradigma wird von Einzelpersonen erwartet, dass sie sich selbstständig und privat versorgen, anstatt auf staatliche Unterstützung oder öffentliche Versorgung angewiesen zu sein. Das Gemeinwohl wird hier durch die individuelle Verantwortung und Marktökonomie definiert. Wer sich an den marktökonomischen Imperativen orientiert, etwa durch ständige Weiterbildung, Arbeit, Altersvorsorge und Gesundheitsbewusstsein, trägt laut dieser Logik wesentlich zur sozialen und moralischen Integration des Gemeinwesens bei. Somit wird die Verantwortung für das Gemeinwohl stark auf das Individuum verschoben, anstatt auf kollektive oder staatliche Maßnahmen.

37
Q

Fortschritt

A

Grundlegende Verbesserungen durch bedeutende Veränderungen in bestehenden Zuständen oder Abläufen innerhalb menschlicher Gesellschaften. Als Konzept verspricht Fortschritt eine bessere Zukunft durch gesellschaftliche Entwicklung und Prozesse. Historisch gesehen wurde Fortschritt in der Aufklärung stark betont: Thomas Hobbes sah ihn als Gegensatz zum “wilden” Naturzustand, Immanuel Kant betrachtete ihn als Prinzip der Weltgeschichte, und Auguste Comte beschrieb gesellschaftliche Entwicklung in drei Phasen, die individuelle und gesellschaftliche Fortschritte in Einklang bringen. Ursprünglich positiv konnotiert, umfasst Fortschritt politische, soziale, wissenschaftliche und moralische Dimensionen. Er ist eine spezifische europäische Entwicklung des 18. und 19. Jahrhunderts, die sich von einer Fortschrittserfahrung über Erwartungen zu einer festen Fortschrittsideologie entwickelt hat. Turgot beschrieb Fortschritt als universales Gesetz, dem alle Kulturen unterworfen sind, wenn auch in unterschiedlichem Tempo.

38
Q

Unterschied zwischen Fortschritt und Rückständigkeit

A

Rückständigkeit wird als ein Zustand des Mangel an Fortschritt verstanden, sei es bei „wilden“ Kulturen oder innerhalb sozialer Gruppen. Rückständigkeit wird häufig als Argument verwendet, um bestehende Lebensverhältnisse zu reformieren oder zu beseitigen, indem sie als Hindernis für gesellschaftlichen Fortschritt betrachtet werden. Diese Perspektive kann sowohl auf nationale Kontexte als auch auf soziale Gruppen innerhalb westlicher Städte angewandt werden. Rückständigkeit wird manchmal als moralisches oder soziales Problem interpretiert, das durch bestimmte politische und soziale Maßnahmen adressiert werden soll, etwa durch Sozialpolitik oder Wohnreformen zur Minderung von Ungleichheiten.

39
Q

Kapitalismus

A

Wirtschaftssystem, das eng mit dem Glauben an Fortschritt und der Aufklärung des Bürgertums verbunden ist. Im Kapitalismus wird Fortschritt primär durch den freien Markt und die unsichtbare Hand des Marktes erreicht, anstatt durch staatliche Planung und Intervention. Die ökonomische Rationalität des homo economicus und die Dynamik von Angebot und Nachfrage treiben Wachstum und Wohlstand voran. Kapitalismus nutzt das Versprechen von Fortschritt und wirtschaftlichem Wachstum als allgemeine Legitimation, indem er kontinuierliche Profitsteigerungen und wirtschaftliche Expansion fördert. Dieses System beruht auf der Idee, dass durch die Vermehrung von Geld und Waren (Geld-Ware-Mehr-Geld) Fortschritt und Wohlstand für alle erreicht werden.

40
Q

Kritik am Fortschritt als Projekt der Moderne

A

Die Kritik am Fortschritt als Projekt der Moderne beleuchtet die Schattenseiten und die Problematisierung des Fortschrittsgedankens, der seit dem 18. und 19. Jahrhundert als eine Art Ideologie des kontinuierlichen gesellschaftlichen Aufstiegs gilt. Während Fortschritt lange Zeit als Versprechen einer besseren Zukunft durch gesellschaftliche Entwicklungen betrachtet wurde, wächst seit den Weltkriegen und insbesondere ab den 1970er Jahren das Bewusstsein für die limitierten und oft negativen Aspekte dieses Gedankens.

Philosophen wie Hegel argumentierten, dass Fortschritt nicht als Naturprozess, sondern als von Zwecken und Interessen geleitetes Phänomen verstanden werden muss, wobei auch Rückschritt möglich ist. Die Postmoderne und der Poststrukturalismus hinterfragen den Fortschrittsgedanken, indem sie Grundwahrheiten und universelle Narrative infrage stellen. Der Postkolonialismus kritisiert die eurozentrische Sichtweise auf Fortschritt, die oft die Realität und die Perspektiven anderer Kulturen und historischer Kontexte ignoriert. Diese Kritiken verdeutlichen, dass das Fortschrittsversprechen oft mit Unvollkommenheiten und Ungerechtigkeiten verbunden ist und nicht die universelle Lösung für alle gesellschaftlichen Probleme darstellt.

41
Q

Gemeinwohl als das Politische

A

Der Begriff Gemeinwohl als das Politische beschreibt, dass Gemeinwohl nicht als festgelegtes, normatives Prinzip existiert, sondern das Ergebnis eines dynamischen Aushandlungsprozesses zwischen verschiedenen Akteur*innen ist. Im sozialwissenschaftlichen Verständnis entzieht sich der Gemeinwohlbegriff einer festen Definition, da er sich kontinuierlich aus den politischen und gesellschaftlichen Verhandlungen entwickelt. Gemeinwohl ist demnach „nicht mehr und nicht weniger als das, was der politische Prozess bei Wahrung rechtsstaatlicher und demokratischer Verfahren als bindendes Ergebnis hervorbringt“ (Offe 2012: 485). Dieser Ansatz impliziert, dass Planung und politische Entscheidungen stets den ethischen Werten und demokratischen Prozessen entsprechen müssen, um als dem Gemeinwohl dienlich zu gelten. Daher stellt sich die Frage, wie Planung in einer solchen dynamischen Definition des Gemeinwohls operieren kann, ohne in einen endlosen Regress zu geraten.

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Postwachstum

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Wirtschaftliche und gesellschaftliche Perspektive, die sich gegen das traditionelle Modell des kontinuierlichen Wirtschaftswachstums wendet und stattdessen eine nachhaltige, ressourcenschonende und sozial gerechte Entwicklung in den Vordergrund stellt. Der Begriff kritisiert die Annahme, dass unbegrenztes Wachstum notwendig und wünschenswert ist, und hebt die negativen ökologischen, sozialen und ökonomischen Folgen eines solchen Wachstumsmodells hervor. Statt auf Wachstum als primäres Ziel zu setzen, betont das Postwachstumsparadigma die Bedeutung von Lebensqualität, sozialer Gerechtigkeit und ökologischer Nachhaltigkeit. Es fordert eine Umgestaltung der Wirtschafts- und Lebensweisen hin zu Modellen, die die Belastungen der Umwelt reduzieren und den Fokus auf Wohlstand und Lebensqualität anstelle von materiellem Wachstum legen.

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Rolle der Planer in verschiedenen Ansätzen

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Im Rationalismus sind sie wie Wissenschaftlerinnen. Sie arbeiten auf der Grundlage von Wahrheit und gelten als unabhängige Expertinnen. Ihre Aufgabe ist es, Entscheidungen der Politik vorzubereiten, um die Welt durch wirtschaftliches Wachstum zu verbessern. Dabei projizieren sie ihre eigene Position auf die Gesellschaft.

Beim Inkrementalismus agieren sie als Politikberater*innen. Sie sind pragmatisch und objektiv, bereiten Entscheidungen der Politik vor und lösen kleine Probleme. Ihr Fokus liegt auf der Mehrheit der Gesellschaft.

In der Anwaltsplanung übernehmen sie die Rolle von Anwält*innen. Hier steht die Gerechtigkeit für Benachteiligte im Vordergrund. Sie vertreten bewusst einen politischen Standpunkt und unterstützen aktiv Minderheiten.

Das Equity Planning ähnelt der Anwaltsplanung, aber Planerinnen agieren hier wie Politikerinnen. Ihr Ziel ist es, Gerechtigkeit für alle voranzutreiben. Auch hier wird ein pluralistisches Gesellschaftsbild vertreten, das auf die Unterstützung von Minderheiten abzielt.

Bei der kommunikativen Planung sind Planerinnen wie Moderatorinnen. Sie vermitteln zwischen verschiedenen Interessen, um einen Konsens zu erreichen. Dabei sorgen sie dafür, dass unterschiedliche Expertisen gehört werden.