Planung und Planungstheorie Flashcards
Theorieformen
- Normative Theorien: Aufzeigen, wie die Welt sein sollte
- Präskriptive Theorien: Aufzeigen der Mittel, um etwas zu erreichen
- Empirische Theorien erklären und interpretieren Prozesse (inbs. kausale Zusammenhänge). Hypothesen,
Überprüfbarkeit - Modelle: Repräsentationen der Realität.
Überprüfbarkeit - Konzeptueller Rahmen: Perspektiven oder Formen zur Konzeptualisierung und ggf.
Systematisierung eines Untersuchungsobjekts - Theoretisierung: Reflexion über Ideen oder Theorien
Theorien in Planung
Präskriptive Theorien (wie soll geplant werden?)
- Substantive Theorien (was wird geplant?) - theories in planning: Indisziplinäres Wissen, relevant für Planungsinhalte
- Prozedurale Theorien (wie wird geplant?) - theories of planning: Rechtfertigung bevorzugter Methoden der Entscheidungsfindung
Erklärende Theorien (warum wird wie geplant?): Auseinandersetzung mit Disziplin, philosophische Theorien
Grundfragen der Planungstheorie
Ein zentraler Aspekt der Planungstheorie ist die Sicht der Problemart, die die Frage „Was wird geplant?“ adressiert. Diese Dimension konzentriert sich auf die Inhalte der Planung und darauf, welche spezifischen Herausforderungen und Ziele angegangen werden müssen. Hier geht es um die Natur der Probleme, die durch Planung gelöst werden sollen.
Die Relation einer Problemlösung zum umgebenden System beantwortet die Frage „Warum wird geplant?“ und beleuchtet den Kontext, in dem die Planung stattfindet. Diese Frage stellt die Legitimität der Planungshandlungen in den Vordergrund und untersucht, wie geplante Maßnahmen im Verhältnis zum größeren sozialen, wirtschaftlichen und ökologischen System stehen.
Die Vorgehensweise bei der Lösungssuche widmet sich der Frage „Wie wird geplant?“. Hierbei liegt der Fokus auf dem Prozess der Planung und der zugrunde liegenden Rationalität der gewählten Methoden. Diese Dimension untersucht die Strategien, Methoden und Verfahren, die eingesetzt werden, um die Planungsziele zu erreichen.
Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Möglichkeit der Legitimation der Ergebnisse, also die Frage „Wie werden die Ergebnisse gerechtfertigt?“. Diese Dimension untersucht, wie die Resultate der Planung vor verschiedenen Interessengruppen und der Öffentlichkeit legitimiert werden können. Es geht um die Akzeptanz und normative Rechtfertigung der Planungsergebnisse.
Zusammen mit der Frage nach der zugrunde liegenden Rationalität bilden diese Dimensionen ein umfassendes Verständnis der theoretischen und philosophischen Grundlagen der Planung. Hierbei wird beleuchtet, welche Logik und Prinzipien den Planungsentscheidungen zugrunde liegen.
Darüber hinaus wird Planung auch aus der Perspektive der Politik betrachtet, die sich in die drei Dimensionen Polity, Policy und Politics unterteilt. Diese Dimensionen stehen für Form, Inhalt und Prozess der Politik und verdeutlichen, dass Planung immer auch ein politisch-gestaltender Prozess ist, der sich mit Machtstrukturen und Interessen auseinandersetzt.
Aus strategischer Sicht, wie sie in den Organisationswissenschaften und im Management entwickelt wurde, wird Planung als eine Form von Strategie verstanden. Hierbei spielen Kontext, Inhalt und Prozess eine zentrale Rolle. Planung wird als ein systematisches Vorgehen betrachtet, das langfristige Ziele verfolgt und zur Formulierung von Entscheidungsprämissen für zukünftige raumrelevante Handlungen dient.
In der philosophischen Theorie der Planung werden schließlich drei zentrale Aspekte hervorgehoben: Effektivität (Was wird geplant?), Rationalität (Wie wird geplant?) und Legitimität (Warum wird geplant?). Diese Aspekte decken die zentralen Fragen der Planungstheorie ab und bieten eine kritische Reflexion über die Prinzipien und Ansätze, die der Planung zugrunde liegen.
Planungstheorie
Die Planungstheorie ist eine Disziplin, die sich mit der kritischen Reflexion über die unterschiedlichen Verständnisse, Handlungsfelder und Praktiken der Stadtplanung befasst. Sie untersucht die Grundlagen und Prinzipien, die der Planung zugrunde liegen, und hinterfragt dabei die gesellschaftlichen und politischen Prozesse, die die Produktion von Raum beeinflussen.
Ein zentrales Ziel der Planungstheorie ist es, die gesellschaftlichen und politischen Aushandlungsprozesse zu beleuchten, die in der Raumproduktion, insbesondere im Rahmen der Planung, eine Rolle spielen. Dabei geht es darum, die Art und Weise zu verstehen, wie Raum als soziales Konstrukt entsteht und wie verschiedene Akteure—einschließlich Planer, politische Entscheidungsträger und die Gesellschaft als Ganzes—diese Prozesse beeinflussen.
Ein weiterer wesentlicher Aspekt der Planungstheorie ist die Gegenüberstellung der Prozesse der Raumproduktion mit den disziplinären Anforderungen der Stadtplanung sowie mit den kollektiven Ansprüchen, die von der Gesellschaft an die Gestaltung und Nutzung von Räumen gestellt werden. Die Planungstheorie bietet somit nicht nur ein Verständnis für die technische und methodische Seite der Planung, sondern auch für die normativen, ethischen und politischen Dimensionen, die die Praxis der Raumplanung formen.
Planungstheorie ist unerlässlich, um das eigene Handeln zu reflektieren, ethisch zu handeln, unterschiedliche Perspektiven zu integrieren und die Entscheidungsfindung transparent zu gestalten. Sie bietet die notwendige Grundlage, um effektive, gerechte und gut nachvollziehbare Planungsprozesse zu gestalten.
Planung im Wandel
Dynamische und sich kontinuierlich verändernde Natur der Stadtplanung je nach Zeit, Ort und Kontext. Stadtplanung hat die Aufgabe, gesellschaftliche Raumansprüche und die damit verbundenen Bodennutzungen zu steuern. Diese Steuerungsfunktion ist jedoch nicht statisch, sondern passt sich ständig den veränderten gesellschaftlichen Raumansprühen an.
Big shifts in planning theory
- Vom administrativ-technischen Plänemachen zur gesamtgesellschaftlichen Aufgabe
- Von der verwissenschaftlichten Suche nach optimalen Lösungen zu kollektiven Lernprozessen
- Vom interventionistischen Steuerungsanspruch zu kommunikativem Handeln
- Vom planenden Erfüllungsgehilfen zu politisch agierenden Planungsakteuren
Phasenmodell nach Albers und Schichtenmodell nach Selle
Das Phasenmodell nach Albers und das Schichtenmodell nach Selle bieten unterschiedliche Ansätze zur Strukturierung von Stadtplanungsprozessen.
Das Phasenmodell nach Albers gliedert den Planungsprozess in mehrere Phasen: Beginnend mit der Problemanalyse, in der bestehende Probleme und Bedürfnisse erfasst werden, folgt die Zieldefinition, bei der konkrete Planungsziele festgelegt werden. Danach werden verschiedene Alternativen entwickelt und bewertet, um schließlich die beste Lösung auszuwählen. Die gewählte Lösung wird dann in der Umsetzungsphase realisiert, gefolgt von einer Kontroll- und Evaluationsphase, um die Ergebnisse zu überprüfen und gegebenenfalls Anpassungen vorzunehmen.
Das Schichtenmodell nach Selle hingegen betrachtet die Stadtentwicklung aus verschiedenen Perspektiven, die als “Schichten” bezeichnet werden. Diese umfassen die physische Schicht, die sich auf die materiellen und baulichen Elemente der Stadt konzentriert, die funktionale Schicht, die verschiedene Nutzungen und Funktionen analysiert, die soziale Schicht, die soziale Strukturen und Bedürfnisse betrachtet, die ökonomische Schicht, die wirtschaftliche Aspekte untersucht, und die politische Schicht, die die politischen und administrativen Strukturen einbezieht.
Durch die Kombination dieser Modelle können Planer eine umfassende Analyse und Planung der Stadtentwicklung vornehmen.
Synoptisches Planungsparadigma (rational-comprehensive planning)
Ansatz in der Stadt- und Raumplanung, der Planung als einen klar strukturierten, linearen und in sich geschlossenen Prozess versteht. Dieses Modell basiert auf einem klar definierten Ausgangspunkt und einem präzise festgelegten Ziel.
Im synoptischen Planungsansatz wird die Planung in der Regel nach einem umfassenden Planungsprozess durchgeführt, bei dem die festgelegten Ziele und Vorgaben die Entwicklung eines Gebiets beeinflussen. Ein Beispiel dafür wäre die Planung eines Stadtteils, bei der Häuser, die abgerissen werden sollen, nicht modernisiert werden und bestimmte Bereiche für besondere Zwecke, wie günstige Wohnungen oder Ankunftsquartiere für Einwanderer und mittellose Menschen, vorgesehen sind.
Ziel der Planung im Rahmen des synoptischen Modells ist häufig die Beseitigung städtebaulicher Missstände, die als rückständig oder unmodern angesehen werden. Dies wird oft durch umfassende Sanierungsmaßnahmen erreicht, wie zum Beispiel die „Kahlschlagsanierung“.
Der Ansatz wurde in 60er-70er aufgrund von rein kapitalistischer Orientierung, patriarchalischem Modell und Rassismus kritisiert:
- Gefahr des Totalitarismus, die von liberalen Denkern als Skepsis gegenüber umfassender staatlicher Gesamtplanung formuliert wird
- mangelnde Praktikabilität der rationalen Planung in der empirischen Realität: Komplexität und der Unmöglichkeit, alle Ursachen und Wirkungen genau vorherzusagen
Synoptisch = umfassend: Planungseuphorie und die Idee, dass alles plannbar ist und sich gegenseitig bedingt, was sehr technokratisch (alle Entscheidungen auf
vermeintlich sozial neutralem wissenschaftlichem und technischem Wissen aufbauen)
Fordismus
Ära, in der Massenproduktion und -konsum, Effizienz und ein optimistischer Fortschrittglaube zentrale Elemente waren, während das gesellschaftliche Modell von sozialen Aufstiegsmöglichkeiten, traditionellen Familienstrukturen und gesellschaftlicher Homogenität geprägt war
Keynesianismus
Wirtschaftspolitische Strategie, die auf der Steuerung von Wachstum durch Anreize für Produktion und Nachfrage basiert, und setzt auf Staatsausgaben sowie expansive Geldpolitik in Kombination mit einem robusten Sozialstaat.
Inkrementalismus
Planungsansatz, bei dem Veränderungen durch schrittweise, begrenzte Anpassungen und kontinuierliche Verbesserungen vorgenommen werden, um Flexibilität zu gewährleisten und auf neue Herausforderungen und Informationen reagieren zu können.
Anwaltsplanung
Planungsansatz, bei dem die Rolle der Planer mit der eines Anwalts verglichen wird. In diesem Modell fungieren Planer als Vertreter der „Unterrepräsentierten“ und setzen sich dafür ein, deren Interessen in den Planungsprozess einzubringen.
Der Ansatz der Anwaltsplanung legt besonderen Wert darauf, die Bedürfnisse und Perspektiven der betroffenen Personen in den Planungsprozess zu integrieren. Er zielt darauf ab, diesen Personen eine Stimme zu geben und ihre Anliegen durch den Planungsprozess zu verteidigen. Allerdings gibt es auch kritische Perspektiven, die darauf hinweisen, dass die Beteiligung von einkommensschwachen oder marginalisierten Gruppen manchmal eher als Symbolpolitik angesehen werden kann, die ihnen nicht tatsächlich mehr Macht oder Einfluss verschafft.
Equity Planning
Planungsansatz, der neben der physischen Gestaltung von Städten auch darauf abzielt, Ressourcen, politische Einflussnahme und Beteiligungsmöglichkeiten so umzuverteilen, dass sozial benachteiligte und ärmere Bevölkerungsgruppen unterstützt werden und eine gerechtere städtische und regionale Entwicklung ermöglicht wird.
Feministische Kritik des Stadtentwicklungsmodells
Die feministische Kritik am Stadtentwicklungsmodell beleuchtet, wie geschlechtliche Faktoren und Geschlechterverhältnisse die Gestaltung und Nutzung städtischer Räume beeinflussen. Diese Kritik basiert auf der Erkenntnis, dass städtische Räume immer geschlechtlich kodiert sind, was auf das moderne Patriarchat zurückzuführen ist. Dies bedeutet, dass Städte und deren Räume nicht neutral sind, sondern bestehende Geschlechterungleichheiten widerspiegeln und reproduzieren.
In dieser Perspektive konstituieren sich Räume und Identitätskategorien wie Geschlecht wechselseitig: Der Raum ist nicht nur von Geschlechterrollen geprägt, sondern beeinflusst auch, wie Geschlecht wahrgenommen und erlebt wird. Die räumliche Gestaltung kann somit bestehende Ungleichheiten verstärken und gesellschaftliche Normen und Rollen festschreiben.
Ein zentrales Anliegen der feministischen Kritik ist die Feststellung, dass Frauen oft „verplant“ werden. Dies bedeutet, dass Frauen häufig nicht als eigenständige Zielgruppe in der Stadtplanung berücksichtigt werden. Planungen neigen dazu, unhinterfragte und verstärkte Geschlechterrollen zu reproduzieren, indem sie geschlechtsspezifische Bedürfnisse und Perspektiven nicht ausreichend einbeziehen. Zudem wird die Planung traditionell als Männerberuf betrachtet, was dazu führt, dass Frauen in Partizipationsprozessen oft wenig Gehör finden und ihre Anliegen und Bedürfnisse nicht ausreichend vertreten sind.
Just City
Städtisches Modell, das sich auf die Prinzipien von Gerechtigkeit (gerechte Verteilung von sozialen Ressourcen und Chancen), Diversität (kulturelle, geschlechtliche, ethnische und religiöse Vielfalt), Demokratie (alle Bürger haben Mitsprachemöglichkeiten in Entscheidungsprozesse) und Nachhaltigkeit (nicht nur kurzfristige ökonomische, sondern auch langfristige soziale und ökologische Vorteile) konzentriert. Susan Fainstein betont, dass die Stadtplanung die sozialen Dimensionen wie Gerechtigkeit und Diversität stärker berücksichtigen sollte, um eine inklusivere und gerechtere Stadtentwicklung zu fördern.
Capabilities Approach
Capabilities Approach ergänzt das Konzept der „Just City“ durch den Fokus auf Verwirklichungschancen und Teilhabe. Dieser Ansatz zielt darauf ab, Menschen die Fähigkeiten und Chancen zu geben, ein erfülltes Leben zu führen. Er konzentriert sich auf die Möglichkeiten, die Individuen haben, um ihre eigenen Werte und Lebensziele zu verfolgen.
Kommunikatives Plannungsparadigma
Postmoderner und demokratischer Planungsansatz, der als Antwort auf die Kritik (Unzulänglichkeiten in Bezug auf Fairness und Demokratie in traditionellen Planungsansätzen) am modernen Planungsmodell entwickelt wurde. Es fördert eine Planung, die auf einem ergebnisoffenen Diskurs basiert, der zu besseren und gerechteren Ergebnissen führen kann. Planung wird als politischen Prozess angesehen, der strategische Entscheidungen, soziales Lernen und deliberative Innovation umfasst. Dieses Paradigma stellt eine wesentliche Weiterentwicklung der Planungsmethoden dar, indem es die Prozesse der Kommunikation und Konsensbildung in den Mittelpunkt stellt und versucht, alle Dimensionen des Wissens und Verstehens in die Argumentation einzubeziehen.
Das kommunikative Planungsparadigma basiert auf der Theorie des kommunikativen Handelns von Jürgen Habermas (1981). Laut Habermas entstehen Gewissheiten, Wahrheiten oder Werte durch Interaktion und Kommunikation in der öffentlichen Sphäre. Die Theorie betont die Rolle der kommunikativen Rationalität im sozialen Handeln und stellt die Argumentation in den Mittelpunkt, die auf Wissen, Logik, Ästhetik und Moral basiert.
Kernprinzipien:
- Intersubjektive Kommunikation: Prozess der offenen Kommunikation, in dem verschiedene Perspektiven und Werte diskutiert werden
- Konsensfindung: Die Argumentation und Entscheidungsfindung erfolgt durch einen Konsensprozess, bei dem die Beteiligten versuchen, gemeinsame Lösungen zu erarbeiten. Dies geschieht durch respektvolle und inklusive Diskussionen, die darauf abzielen, unterschiedliche Ansprüche an den Raum in Einklang zu bringen
- Partizipation: Förderung eines inklusiven Prozesses der Konsensfindung, der alle relevanten Akteure und Interessen berücksichtigt.
- Interpretative und interaktive Ansätze: Bereicherung durch die Diskussion moralischer und ästhetischer Fragen bereichert
- Vielfältige Diskursive Gemeinschaften
- Kreativität der Planer: Planer schaffen Räume und Möglichkeiten für gemeinsame Formulierung von Plänen und die Identifizierung sowie Bearbeitung von Konflikten. Ihre Rolle besteht darin, einen Raum für kreative und konstruktive Diskussionen zu bieten