Neuere Geschichte Flashcards

1
Q

Droysen (historisch-kritische Methode)

A

Quellen/historisches Material prüfen nach:

  1. ob es echt ist, d.h. das wofür es gehalten wird und werden will; (Echtheit)
  2. ob es unverändert das ist, was es war und sein wollte, oder früheres oder späteres da vermengt ist; (unverändert)
  3. ob es das gab und geben konnte, wofür es als Beleg gelten will, d.h. ob es richtig ist. (richtig)
  4. ob das Material, wie es uns vorliegt, noch alle Momente enthält, für die wir Zeugnis suchen, oder in welchem Maß es unvollständig ist. (unvollständig?)
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2
Q

Äußere Kritik

A

Ermittlung von Entstehungszeit, -ort, Verfasser, Adressat; Sammlung von Zusatzinformationen zur Entstehung.

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3
Q

Innere Kritik

A

Sprachliche Aufschlüsselung: Erklärung von unbekannten Wörtern, nicht mehr geläufigen Wortinhalten, Erklärung von Begriffen.
Sachliche Aufschlüsselung: Aufklärung über unbekannte Sachverhalte; Erklärung von Anspielungen auf bestimmte Personen, Ereignisse und bestimmte soziale, wirtschaftliche, politische und rechtliche Sachverhalte.

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4
Q

Ereignis und Struktur

A
  • Ein historisches Ereignis weicht vom Normalen ab und beeinflusst die regelmäßigen Strukturen, indem es eine schnelle, tiefgreifende und dauerhafte Veränderung der bestehenden Verhältnisse entweder verursacht oder sie zum Ausdruck bringt (oder beides).
  • Ereignis bewusst herbeiführen oder zufällig
  • benötigt interpretierenden Beobachter
  • Ereignisgeschichte berühmte Personen, Strukturgeschichte dauerhafte Strukturen, Regelmäßigkeiten
  • historische Ereignisse sind von struktur-verändernder Bedeutung, sie sind schnell, tiefgreifend und haben dauerhafte Wirkung
  • Strukturgeschichte will die über einen längeren Zeitraum zu beobachtenden Strukturen einer Gesellschaft oder eines ihrer Teile beschreiben und die Prozesse untersuchen, die ihre Veränderung bewirkt oder bedingt haben, während sich Ereignisgeschichte auf Individuen oder Ereignisketten konzentriert.
  • Der Grund für den Wandel der Struktur einer Gesellschaft kann nur ereignisgeschichtlich dargestellt werden
  • Strukturgeschichte legt Bedingungen vor und nach einem Ereignis offen, legt dar, welche Faktoren welche Veränderungen bedingen
  • Ereignisgeschichte lässt erkennen, warum das Ereignis genau zu einem bestimmten Zeitpunkt stattfand, Betrachtung des Zusammenspiels der Individuen und des Zufalls
  • Konzentration nur auf Ereignisgeschichte würde die Vorgänge auf eine „Alleintäterschaft“ historischer Personen reduzieren, dies entspräche nicht der gesellschaftlichen Realität
  • Ereignisse kann man in ihrer historischen Bedeutung nur verstehen, wenn man die Strukturen kennt, aus denen heraus sie entstanden sind und auf die sie umgekehrt einwirken. Andererseits würde eine isolierte Strukturbeschreibung die denkenden und handelnden Subjekte aus der Geschichte verbannen und sie zu bloßen Reflexen ihrer Bedingungen machen.
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5
Q

Geschichte als Wissenschaft

A
  • Heuristik = Finden von Quellen
  • Dabei kann es unterschiedliche Überlieferungszusammenhänge, Überlieferungslücken oder sogar gar keine Quellen geben (Überrest /
    Tradition).
  • historisch-kritische Methode prüft Echtheit, Brauchbarkeit und Überlieferungszusammenhänge (z.B. Lücken) der Quelle, gefärbtes Bild, nicht neutral
  • Quellen nicht objektiv
  • Geschichtswissenschaft ist Debattenfach
  • Drei zentrale Elemente machen Geschichte zur Wissenschaft: 1) kritische Reflexion des Überlieferungszusammenhangs (Lücken); 2) kritische Reflexion der Entstehungsgeschichte einer Quelle (Intention); 3) kritische Reflexion des eigenen Standpunkts (Horizontbedingtheit)
  • Multiperspektivität; mikroskopisches Spurenlesen und
    Weitwinkelperspektive; kultureller Hintergrund des Historikers
  • Fragestellung des Historikers
  • geschichtswissenschaftliche Theorien nur vorläufig, keine endgültigen Beweise
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6
Q

Perspektive

A
  • Objektivität als regulative Maxime, aber realistisch nie erreichbar, keine vollständige historische Rekonstruktion möglich
  • eigene Perspektive, historische Distanz, Retrospektive
  • historische Distanz: zeitlicher, sozialer, räumlicher und kultureller Abstand vom Untersuchungsgegenstand
  • verschiedene Perspektiven aus unterschiedlichen Quellen
  • aufgrund der Komplexität und Vielschichtigkeit der Aufgabe der multiperspektivischen Betrachtungsweise muss die Forschungsfrage begrenzt werden
  • Perspektivierung muss reflektiert und offengelegt werden
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7
Q

Modernisierungstheorien

A
  • „Gleichzeitigkeit des Ungleichzeitigen“ (Bloch) erklären; eine von vielen zeitlichen Metaphern, die verschiedene Geschwindigkeiten von gesellschaftlichem Wandel charakterisieren
  • verschiedene Zeitgeschwindigkeiten im gesellschaftlichen Wandel
  • Skepsis der Bauern gegenüber der entfernten Stadt, deren Zeit schneller zu laufen scheint
  • Bauern entwickeln sich nicht so schnell wie Arbeiter in den Städten
  • Teile der Gesellschaft verändern sich in je eigenem Zeitfenster
  • Wandel erscheint als etwas Zwanghaftes, er scheint sich mehr und mehr von den Subjekten abzulösen und sich wie von selbst aus der technischökonomischen
    Struktur der Gesellschaft zu ergeben
  • Marxismus: Phasen der Stagnation durch Revolutionen durchbrochen, Produktivkräfte: Vermögen, Kenntnisse und Fertigkeiten der arbeitenden
    Menschen sowie der Produktionsmittel; Produktionsverhältnisse: Beziehung der Menschen untereinander, die die Produktion, den Austausch und die
    Verteilung von Gütern regeln (nach Marx ausbeuterische Kraft)
  • Gruppen zu starr erfasst, es gab auch kompromissbereite Kräfte
  • USA 1950/60: Abbildung der Modernisierungsprozesse auf Entwicklungsländer
  • Verringerung der Risiken der Sozialrevolution
  • Probleme: Anpassung der Verhältnisse auf welche Art und Weise, keine Vernetzung, Koordinator muss Angleichung regulieren, unsichtbare Hand
    kann den Modernisierungsprozess nicht erklären
  • Etablierung der Herrschafts- und Machtverhältnisse durch Theorie nicht erklärbar
  • zu starke Abstraktion von Komplexität und Freiheit des Menschen, zu allgemein
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8
Q

Zeitgeschichte

A
  • Ereignisse, die direkt oder unmittelbar mit Gegenwart zusammenhängen, keine Retrospektivität, sofort erste Deutungen zu entwickeln
  • Zugriff auf vielfältiges Quellenmaterial, allerdings auch Sperrfristen bei Archiven zu beachten
  • ältere ZG ab 1917, neuere ZG ab 1945
  • Leopold von Ranke (Ende 18. Jh.) kritisiert Befangenheit der Zeitgeschichte, Forschung muss mind. 100 Jahre vom Ereignis entfernt sein, Gegenstimme Johann Gustav Droysen (Anfang 19. Jh.): auch aktuelles politisches
    Geschehen kommentieren
  • Geschichtspolitik für Gegenwartszwecke instrumentalisiert (Aufstand 1953 als Tag der Wiedervereinigung)
  • Zeitzeugeninterviews: persönliche Färbung der Zeitzeugen durch Nähe des Ereignisses und eigenes Erleben
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9
Q

Erinnerungskultur

A
  • „Erinnerungskultur ist das gezielte Bewahren und Vergessen einer Gesellschaft oder einzelner Gruppen zum Zweck der Selbstverständigung über Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft.“ (Ute Schneider)
  • Methode: „oral history“ (Zeitzeugeninterviews)
  • Halbwachs: „kollektives Gedächtnis“, Wechselbeziehung zwischen individuellem Erinnern und Gruppenzugehörigkeit
  • Jan und Aleida Assmann: kommunikatives (Alltagsgedächtnis, subjektiv, mündlich, kleine Gruppen, WAS wird erinnert) und kulturelles Gedächtnis
    (epochenübergreifend, institutionalisiert, Gesamtgesellschaft, WIE wird erinnert)
  • Nora: Erinnerungsorte, nationale Gedächtnisorte, prägen individuelles Gedächtnis
  • wechselseitige Beeinflussung von kulturellem Gedächtnis und Erinnerungskultur
  • gesellschaftliche Erinnerungskultur wirkt auf Inhalte des kollektiven Gedächtnisses und somit auf das kommunikative und kulturelle Gedächtnis ein
  • und das kulturelle Gedächtnis bestätigt immer wieder die gesellschaftliche Erinnerungskultur, weil die bewahrten Inhalte für eine bestimmte Art der Erinnerung sprechen
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