Außereuro. Geschichte Flashcards

1
Q

Formen des Kulturkontakts (Bitterli)

A

1 KULTURBERÜHRUNG: das in seiner Dauer begrenzte, erstmalige oder mit großen Unterbrechungen erfolgende Zusammentreffen einer Gruppe von Europäern mit Vertretern einer überseeischen Kultur
2 KULTURZUSAMMENSTOß: Umschlagen friedlicher Kulturberührung in gewaltsame, welche die kulturelle Existenz des militärisch und machtpolitisch schwächeren Partners bedrohte und seine physische Existenz gefährdete oder gar auslöschte
3 KULTURBEZIEHUNG: dauerndes Verhältnis wechselseitiger Kontakte auf der Basis eines machtpolitischen Gleichgewichts oder einer Patt-Situation
4 KULTURVERFLECHTUNG: vielfältige und vielschichtige
Akkulturationsprozesse, die bei langanhaltender Kulturbeziehung durch beidseitigen Transfer von Kulturelementen auftreten

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2
Q

Kulturelle Grenze (Osterhammel)

A

Eine Kultur erreicht dort ihre Grenze, wo die ihr eigentümlichen Regeln und Symbole die Lebensführung und die Weltbilder der Menschen nicht länger bestimmen. […] An ihren Grenzen verliert eine Kultur ihre Verbindlichkeit. Sie tritt in ein Spannungsverhältnis zu den andersartigen Verbindlichkeiten einer als ‚fremd‘ empfundenen Umwelt.
- Die KULTURELLE GRENZE trennt vom Fremden. Sie ist meist eine Zone des Übergangs, manchmal eine scharfe Linie. Kulturen unterscheiden sich zu bestimmten Zeitpunkten durch das Maß an Schroffheit, mit dem sie sich vom Fremden abgrenzen, durch ihre Exklusivität.
- Kulturelle Grenzen sind nicht als selbstverständlicher Bedingungsrahmen von Kultur natürlich gegeben. Sie sind selbst als Teil einer Kultur deren
Artefakte.”

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3
Q

Kolonialismus (Osterhammel)

A

Herrschaftsbeziehung zwischen Kollektiven, bei welcher
die fundamentalen Entscheidungen über Lebensführung der Kolonisierten durch eine kulturell andersartige und kaum anpassungswillige Minderheit von Kolonialherren unter vorrangiger Berücksichtigung externer Interessen
getroffen und tatsächlich durchgesetzt werden
- in Neuzeit: sendungsideologische Rechtfertigungsdoktrinen, beruhen auf Überzeugung der Kolonialherren von eigener kulturellen Höherwertigkeit

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4
Q

Kolonie (Osterhammel)

A

durch Invasion (Eroberung und/oder Siedlungskolonisation) in Anknüpfung an vorkoloniale Zustände neu geschaffenes politisches Gebilde
- dessen landfremde Herrschaftsträger stehen in dauerhaften Abhängigkeitsbeziehungen zu einem räumlich entfernten ‘Mutterland’ oder
imperialen Zentrum
- dieses erhebt exklusive ‘Besitz’-Ansprüche auf die Kolonie

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5
Q

Imperialismus (Mommsen)

A

Bestreben eines Staates, im globalen Maßstab seinen
machtpolitischen Einflussbereich zum Zwecke politischer und ökonomischer Dominanz aktiv auszudehnen
- Ziel: formale oder informelle Kontrolle
- mit militärischen oder politischen Mitteln
- ökonomische Vorteile, strategische Gesichtspunkte

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6
Q

Direkte Herrschaft (direct rule)

A

im kolonialen Zusammenhang Form der Machtausübung, die ohne Rücksicht auf indigene Strukturen auf Grundlage eigener Organe der Kolonialmacht in Legislative, Exekutive und Judikative durchgeführt wird

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7
Q

Indirekte Herrschaft (indirect rule)

A

belässt trotz kolonialer Vorherrschaft die indigenen Machtstrukturen in ihrer Funktion.
- wird in der Regel durch Residenten wahrgenommen, der außen- und militärpolitische Entscheidungsgewalt wahrnimmt, auf alle anderen Bereiche
jedoch nur „beratend“ Einfluss nimmt
- stets konkrete Drohkulisse zu deren Durchsetzung

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8
Q

Formal empire

A

Einheimische Machthaber werden durch fremde ersetzt

  • vorkoloniale Ordnung hört auf zu bestehen oder zumindest unbehindert zu funktionieren
  • Vertreter der Kolonialmacht üben die zentralen Hoheitsfunktionen wie Besteuerung, Rechtssprechung, Polizei- und Militärgewalt aus
  • offizielles Kolonialreich eines Landes, Summe der Länder, auf die ein mächtiges Land gegenüber Dritten Besitzansprüche erhebt, von dem es gesetzliche Steuern erhebt, Stationierung von Soldaten, usw.
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9
Q

Informal empire

A

Der schwächere Staat bleibt als selbständiges Gemeinwesen mit eigenem politischem System bestehen.
- keine Kolonialverwaltung, zuweilen aber – besonders im Finanzbereich – ausländischindigene Mischbehörden
- schwächerer Staat jedoch nur eingeschränkt souverän
- inoffizielle Einflusssphäre eines mächtigen Landes, Summe der Länder, die, obwohl in keinem Vertrag oder Gesetz geregelt, nicht selbständig oder nur eingeschränkt selbständig agieren können und sich nach Vorgaben eines mächtigen Landes richten müssen (sollte es sich nicht „unterwerfen“, dann unter vorgehaltener Hand militär. u. ökon. Sanktionen, die aber nach außen
anders begründet werden)

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10
Q

Modernisierungstheorien

A

gehen von einer zielgerichteten, irreversiblen, in grundsätzlichen Elementen einheitlichen Entwicklung von
einer „traditionellen“ zu einer „modernen“ Gesellschaft aus
- Erklärung unterschiedlicher Entwicklungsgeschwindigkeiten aus endogenen (aus inneren Ursachen entstehenden) Faktoren, die überwunden werden können
- jeder Gesellschaft steht prinzipiell der Weg zu einer idealen Moderne offen

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11
Q

Dependenztheorie

A

hierarchisches Abhängigkeitsverhältnis zwischen
entwickelten (industrialisierten) Metropolen und unterentwickelten
Peripherien
- Diskrepanz, die nicht durch schlichte Weiterentwicklung zu überbrücken ist, erklärt sich aus exogenen Faktoren, zu denen auch der Kolonialismus und seine Nachwirkungen zählt.

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12
Q

Weltsystem (im Sinne Wallersteins)

A

enge Verbindung mit Aufstieg der kapitalistischen Wirtschaftsweise

  • zeichnet sich durch räumliche Gliederung in Zentrum, Peripherie (Randgebiet) und SemiPeripherie sowie, jenseits des Systems, Außenarenen
  • Peripherie bietet dem Zentrum über ungleiche Tauschbeziehungen Rohstoffe und billige Arbeitskräfte
  • erhält im Gegenzug industrielle Fertigprodukte
  • zwischen den Zonen sind Aufstieg und Abstieg über die Zwischenstufe der Semi-Peripherie möglich
  • die Außenarenen werden nach und nach in Weltsystem inkorporiert
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13
Q

Mission (Gründer)

A

im religionshistorischen Sinne bezeichnet grundsätzlich gezielte Verbreitung eines Glaubens, zumeist mit friedlichen, jedoch auch mit militärischen („Mission des Schwertes“) Mitteln

  • im Christentum beruht sie auf dem Missionsgebot der Bibel (Mt 28,18-20)
  • unterscheidet innere Mission, Glaubensstärkung im eigenen Kulturkreis, und äußere Mission, Verbreitung des Evangeliums unter Nicht-Christen aller Art
  • katholische Mission über Ordensgemeinschaften organisiert
  • protestantische Mission, die sich erst im Verlauf des 18. Jhs. etablierte, durch eigenständige Missionsgesellschaften organisiert
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14
Q

Idee der Zivilisierungsmission (Osterhammel)

A
  • wertend aufgeladener Begriff der ‚Zivilisation‘: Europäer und Nordamerikaner brachten im 19. Jh. die Überzeugung zum Ausdruck, gemeinsam an der Spitze einer umfassenden weltgeschichtlichen Fortschrittsbewegung zu stehen‘ (Jörg Fisch)
  • daraus Ableitung des Rechts und der Pflicht, dieser Bewegung zu universaler Entfaltung zu verhelfen oder zumindest in konkreten Notständen durch aktives Eingreifen für ein Minimum an Normerfüllung zu sorgen
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15
Q

„Transfer“ und „Transformation“

A
  • „Transfer“ bedeutet, dass Ausdrucksformen, Ideen, Naturprodukte und Waren von einem Kontinent zu anderen übertragen werden.
  • „Transformation“ bedeutet, dass das Transferierte angepasst wird oder es Veränderungen bei den Rezipienten bedingt.
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