Moodle LLF - Smith & Pollak (2020) - Early life stress and development: potential mechanisms for adverse outcomes Flashcards
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- Der Artikel “Early Life Stress and Development: Potential Mechanisms for Adverse Outcomes” von Smith und Pollak (2020) untersucht, wie chronischer oder extremer Stress in der frühen Kindheit die neurologische Entwicklung beeinflusst.
- Frühkindlicher Stress wirkt sich negativ auf das präfrontale, hippocampale und amygdaläre Gehirnsystem sowie auf dopaminerge Belohnungskreisläufe aus, was oft psychische und körperliche Gesundheitsprobleme im späteren Leben zur Folge hat.
- Die Autoren betonen, dass Faktoren wie die individuelle Wahrnehmung von Stress, die Stabilität der Umgebung und das Sicherheitsgefühl eine entscheidende Rolle dabei spielen, wie sich Stress auf die Entwicklung auswirkt.
- Die Forschung unterstreicht die Bedeutung von Vorhersagbarkeit und elterlicher Unterstützung als schützende Faktoren.
Zukünftige Studien sollten diese Variablen berücksichtigen, um Mechanismen besser zu verstehen und gezielte Interventionen für gefährdete Kinder zu entwickeln.
Wie wird in dem Artikel der Begriff “Stress” und “Early Life Stress” definiert?
Was ist Stress
“Stress” als die psychologische Reaktion eines Individuums auf wahrgenommene Bedrohungen oder Herausforderungen. Diese Reaktion ist in der Regel adaptiv und umfasst eine Reihe von Verhaltens- und physiologischen Veränderungen, die darauf abzielen, die Bedrohung zu bewältigen.
Wie wird in dem Artikel der Begriff “Stress” und “Early Life Stress” definiert?
Was ist early life stress
{1}
“Early life” wird von den Autoren definiert als Kindes- und Jugendalter bis 18 Jahre.
“Early life stress” wird als chronisches Stresserleben oder eine Folge von extremen Stressereignissen im Kindesalter definiert. Als Alternativbezeichnungen für Stress im Kindesalter wurde genannt
- (früh-)kindlicher Stress (early life stress)
- Widrigkeiten in der Kindheit (childhood adversity)
- Kindesmisshandlung (child maltreatment)
- Kindheitstrauma (childhood trauma)
{2}
“Early Life Stress” wird als eine breite Kategorie beschrieben, die Stressereignisse umfasst, die vor dem 18. Lebensjahr auftreten. Der Begriff umfasst verschiedene Formen von Belastungen, wie zum Beispiel die Exposition gegenüber Toxinen, Ernährungseinschränkungen, Missbrauch, Vernachlässigung und begrenzte familiäre Ressourcen.
Welche zwei Hauptmodelle werden zur Konzeptualisierung von frühkindlichem Stress verwendet, und wie unterscheiden sie sich in ihrem Ansatz?
Was sind kumulative / globale Stressmodelle
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Beschreiben den Zusammenhang zwischen chronischem oder häufigen Stresserleben über einen längeren Zeitraum in der Kindheit und Stresssymptomen bei Erwachsenen, z.B. in Form veränderten Cortisol-Ausschüttungsmustern im Tagesverlauf und verändertem Stresserleben, untersuchen aber nicht die neurobiologischen Veränderungen und Mechanismen, die die Wirkung kindlicher Stresserlebnisse auf die späteren Entwicklung vermitteln.
{2}
Generelle Modelle betrachten Stressoren als kumulative Kategorie. Kumulative Instrumente zur Erfassung von Stress messen die Gesamtzahl der belastenden Ereignisse, die ein Kind erlebt hat. Ein Beispiel dafür wäre die „Adverse Childhood Experiences Scale (ACES)“. Generelle Modelle zeigen, dass die Häufung von Stressereignissen mit strukturellen und funktionalen Veränderungen im Gehirn zusammenhängt. Ein Nachteil von generellen Modellen ist, dass sie oft keine detaillierten Einblicke in die spezifischen Mechanismen bieten, die unterschiedliche Arten von Stressoren hervorrufen könnten.
Welche zwei Hauptmodelle werden zur Konzeptualisierung von frühkindlichem Stress verwendet, und wie unterscheiden sie sich in ihrem Ansatz?
Was sind spezifische Modelle
{1}
gehen davon aus, dass unterschiedliche Stressoren auch deutlich unterscheidbare Effekte auf die Entwicklung des Nervensystem haben.
Eine vorherrschende Modellvariante konzeptionalisiert potenzielle Stressoren als
a. Mangel an erwartetem Input („Deprivation“, z.B. Vernachlässigung / Neglect, vernachlässigte Ernährung, Intitutionalisierung), oder
b. Konkrete direkte Bedrohungssituationen für das Kind („Bedrohung“, z.B. körperliche Misshandlung, sexueller Missbrauch, Gewaltszenen)
{2}
Bei spezifischen Modellen werden Stressoren in spezifische Kategorien unterteilt. Ziel ist es, die einzigartigen Effekte verschiedener Arten von Stressoren zu differenzieren. Zwei häufig verwendete Kategorien sind Bedrohung (z.B. Gewalterfahrung) und Deprivation (z.B. fehlende Fürsorge). Studien haben gezeigt, dass Bedrohung und Deprivation unterschiedliche Effekte auf neuronale Systeme haben können. Ein Nachteil von spezifischen Modellen ist, dass es schwierig sein kann, die Effekte einzelner Stressoren zu isolieren, weil Stressoren oft gemeinsam auftreten.
Welche biologischen Systeme werden durch wiederholte Belastungen im Rahmen der kumulativen Modelle beeinflusst?
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Hypothalamus-Hypophysen-Nebennieren-Achse (HPA-Achse)
Immunsystem
Autonomes Nervensystem (ANS)
Synaptische Plastizität des Gehirns
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Folgende biologische Systeme werden durch wiederholte Belastungen im Rahmen der kumulativen Modelle beeinflusst:
- Hypothalamus-Hypophysen-Nebennieren-Achse (HPA-Achse)
- Immunsystem
- Autonomes Nervensystem
- Neurale Systeme (z. B. präfrontaler Kortex, Amygdala, Hippocampus)
Welche Gemeinsamkeiten und Unterschiede gibt es bei den Auswirkungen von ‘Threat’ und ‘Deprivation’ auf die PFC-Amygdala-Konnektivität?
Beschreibe drei Gemeinsamkeiten
{1}
- Negative Konnektivität: Sowohl Bedrohung als auch Deprivation werden mit einer verringerten oder atypischen Konnektivität zwischen PFC und Amygdala in Verbindung gebracht.
- Beeinträchtigte emotionale Regulation: Beide Stressorarten führen zu einer erhöhten Empfindlichkeit gegenüber emotionalen Reizen und einem höheren Risiko für emotionale Dysregulation, Angst und Depression.
- Gemeinsame neurobiologische Muster: Unabhängig von der Art des Stressors können strukturelle und funktionelle Veränderungen sowohl im PFC als auch in der Amygdala auftreten (z.B. Volumenveränderungen).
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Bild
Welche Gemeinsamkeiten und Unterschiede gibt es bei den Auswirkungen von ‘Threat’ und ‘Deprivation’ auf die PFC-Amygdala-Konnektivität?
Beschreibe 2 Unterschiede
{1}
- Mechanismen der Beeinflussung: Bei Bedrohung wirken Veränderungen in der PFC-Amygdala-Konnektivität hauptsächlich über eine Dysregulation der HPA-Achse, während bei Deprivation eher fehlende soziale und emotionale Inputs eine Rolle spielen.
- Verhaltensunterschiede: Bedrohung führt häufig zu einer Überreaktion auf Gefahren durch verstärkte Amygdala-Aktivität, während Deprivation mit einem unterentwickelten PFC verbunden ist, was soziale und emotionale Defizite wie Schwierigkeiten beim Erkennen positiver Emotionen begünstigt.
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Bild
Welche Rolle spielen CRH und Glukokortikoide bei der Vermittlung der neuronalen Veränderungen durch frühkindlichen Stress?
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CRH und Glukokortikoide spielen eine zentrale Rolle bei den neuronalen Veränderungen durch frühkindlichen Stress. CRH aktiviert die HPA-Achse, was zu einer erhöhten Ausschüttung von Glukokortikoiden (z. B. Cortisol) führt. Chronisch erhöhte Glukokortikoidspiegel schädigen Gehirnstrukturen wie den Hippocampus, den PFC und die Amygdala. Das kann zu Problemen bei der Emotionsregulation, dem Gedächtnis und einer erhöhten Angstreaktion führen.
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Das Corticotropin-Releasing-Hormon (CRH) ist ein Neuropeptid, das im Hypothalamus produziert wird und die Hypothalamus-Hypophysen-Nebennierenrinden-Achse (HHN-Achse) aktiviert. Es initiiert die Freisetzung von adrenocorticotropem Hormon (ACTH) aus der Hypophyse, das wiederum die Freisetzung von Glukokortikoiden aus der Nebennierenrinde stimuliert. Chronische Exposition gegenüber Glukokortikoiden führt zu strukturellen Veränderungen im Gehirn, wie z.B. der Veränderung der Dentritenstruktur (Athrophie in Hippocampus und PFC) und der Vergrößerung der Amygdala. Die daraus resultierenden funktionalen Veränderungen sind die erhöhte neuronale Erregbarkeit der Amygdala verbunden mit beeinträchtigter Emotionsregulation, erhöhter Angst und einer erhöhten Anfälligkeit gegenüber Stress. Funktionale Folgen auf Seiten der strukturellen Veränderungen im Hippocampus und im PFC sind kognitive Defizite vor allem bei Lern- und Gedächtnisprozessen.
Wie beeinflusst frühkindlicher Stress dopaminerge Schaltkreise, die an der Belohnungsverarbeitung beteiligt sind?
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- Dopaminerge Schaltkreise –> Auswirkung auf Motivation und Belohnung
- Verminderte Anzahl an dopaminerger Gliazellen, verringerte Konnektivität zwischen PFC und Putamen und Nucleus accumbens,
- Veränderte Empfindlichkeit gegenüber Belohnung, sowohl Hyper- als auch Hyposensibilität
- Störungen beobachtet in nucleus accumbens, tegmentalem Bereich, PFC, ventrales Striatum –> Depression und Angst bei Jugendlichen und Erwachsenen, verändertes Belohnungslernen, nach Belohnung geringere Aktivierung von Striatum, Hippocampus und orbitofrontaler Kortex, verringerte Aktivierung des Putamens
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Frühkindlicher Stress beeinflusst dopaminerge Schaltkreise, die für die Belohnungsverarbeitung wichtig sind, indem er deren Funktion und Struktur verändert. Wiederholter Stress führt zu einer Dysregulation der Dopaminproduktion in Bereichen wie dem Ventralen Striatum und dem PFC, die für Motivation und Belohnung verantwortlich sind. Das kann zu einer veränderten Sensitivität für Belohnungen führen, was sowohl verstärkte als auch verringerte Reaktionen auf Belohnungen zur Folge haben kann. Langfristig kann diese Veränderung das Risiko für Anhedonie (Verlust der Freude an positiven Erlebnissen) und suchtähnliches Verhalten erhöhen, weil die Fähigkeit, Belohnungen angemessen zu verarbeiten, beeinträchtigt wird.
Warum ist es wichtig, nicht nur die Ereignisse selbst, sondern auch die Wahrnehmungen und Interpretationen von Kindern in die Stressforschung einzubeziehen?
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Die zuvor geschilderten Zusammenhänge zwischen frühkindlichem Stress und Veränderungen im PFC, im Hippocampus, in der Amygdala, den Belohnungsschaltkreisen und den damit verbundenen Lern- und Verhaltensmustern berücksichtigen nicht die individuellen Unterschiede der Reaktionen der Kinder auf Stressexposition. Die Forschung zeigt, dass die individuellen Bewertungen der Faktoren, die die Wahrnehmung und Interpretation von Stress formen die unterschiedlichen neurobiologischen Stressreaktionen bei den Kindern erklären können.
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Es ist wichtig, die Wahrnehmungen und Interpretationen von Kindern in die Stressforschung einzubeziehen, weil diese beeinflussen, wie ein Kind auf Stress reagiert. Zwei Kinder, die denselben Stress erleben, können unterschiedliche Reaktionen zeigen, abhängig davon, wie sie die Situation wahrnehmen und interpretieren.Diese Unterschiede in der Wahrnehmung können darüber entscheiden, ob der Stress eine schädliche Wirkung auf die Entwicklung hat oder nicht. Zum Beispiel kann das Gefühl von Kontrolle die Auswirkungen von Stress abmildern, während das Gefühl von Hilflosigkeit die Stressreaktion verstärken kann.