Liturgik Flashcards
Erwerben des notwendigen liturgischen Wissen
Was ist die Urstruktur des christlichen Gottesdienstes?
[Hint: Emmausgeschichte]
Lukas 24,13-35
13-29: Gemeinsam unterwegs in Gespräch über den Schriften –> MEDITATION
30-31: Erkenntnis Jesu beim Brotbrechen –> STABILISATION / VERSICHERUNG, VERGEWISSERUNG
32-35: Rückkehr in die Alltagswelt, die jetzt im neuen Lichte erscheint –> MOTIVATION
Welche Zeitbegriffe gibt es?
- Messbare Zeit (Mechanisch) –> CHRONOS
- Rhythmisierung des Lebens –> KAIROS (erfüllte Zeit)
Festgelegt durch Festen, Ereignisse, Riten
Latein: Tempus = Verkleinerung von Tempulum (Tempel)!
Was ist ein Ritus?
- Eine Begehung der rhythmischen Übergänge der erfüllte Zeit (Kairos)
- Wiederholung einer göttlichen Handlung
Was haben Riten und Festen (Feier) gemeinsam?
Gemeinsamkeit: Das Element der WIEDERHOLUNG
Wiederholung ist bedeutsam für Identitätsstiftung und Selbstvergewisserung
Feier:
= nicht-alltägliche Begehung der Welt
= Entfesselung von Trieben und Impulsen
Feiern = Leben jetzt1 (jetzt, nicht davor, nicht danach –> Ewigkeitsnachahmung
Arbeiten vs. Feiern (Arbeit ist Alltag)
Wie ist der TAG das Urbild des KIRCHENJAHRES?
Morgen [Frühjahr] –> Ostern, Auferstehung Christi
Mittag [Sommer] –> Johannistag (24.6.) (Sonnenneige)
“Er muss wachsen, ich muss abnehmen”
Abend [Herbst] –> Michaelis (29.9.)
Kampf mit dem Drachen/Satan/der FInsternis
Nacht [Winter] –> Weihnachten, Geburt Christi, Re-Kreation
Was sind Wurzel und Sinn von Ostern?
Ostern: Jüdisch “Pessach”
= Blutritus: Bewahrung vor dem Tod (Blutsprengung + gemeinsames Mahl)
= Befreiung aus der Sklavernei (der Egypter / des Todes)
= Auferstehung Christi + Abendmahl
Wie errechnet man den Ostertermin?
Ostertermin ist der 1. Sonntag NACH dem 1. Vollmond NACH der Frühjahrsäquinox
Das ist immer irgendwann zwischen 22. März und 25. April
Wie ist der Osternacht gestaltet?
Der Osternacht ist Kern und Keim des Osterfestkreises
Ablauf:
- Dunkel [Lesung der Schöpfungsgeschichte]
- Lichtfeier [Hereinbringen des Lichtes, Gesang des Osterlobs: EXSULTET]
- Alttestamentarische Lesung
- Taufe bzw. Tauferinnering
- Wortgottesdienst (Evangeliumlesung und Predigt)
- Abendmahlfeier
- Erst danach: Orgel und Glocken
Wie gestaltet sich die Fastenzeit?
Wie ist die formale Bezeichnung hierfür?
Formal: Quadragesimae (40 Tage vor Ostern)
Achtung: die Sonntage werden nicht mitgezählt, kalendarisch nicht 40 sondern 46 Tage!
Davor noch: Sonntage Septuagesimae, Sexagesimae und Estomihi
Anfang: Aschermittwoch
Sonntage (6): Invokavit, Reminiszere, Okuli, Laetare, Judika, Palmarum
[In Rechter Ordnung Lerne Jesu Passion]
Letzte Woche vor Ostern: Karwoche
[So gefeiert seit dem 4. Jht. Davor gab es das TRIDUUM SACRUM]
- Palmsonntag (Palmarum): Einzug Jesu in Jerusalem
- Montag: Tempelreinigung
- Dienstag: Streitgespräch mit den Schriftgelehrten
- Mittwoch: Beschluss, Jesus zu töten
- Donnerstag: Fußwaschung und Abendmahlfeier
- Freitag: Kreuzigung
- Samstag: Höllenfahrt
Welche sind und welche Funktion/Aussage haben die LITURGISCHE FARBEN?
Die liturgische Farben wurden von Papst Innozenz III (1198-1216) festgelegt
WEISS: Christusfarbe (Farbe des Lichtes)
Heiligabend bis letzer Sonntag nach Epiphanias + Gründonnerstag
+ Ostersonntag bis Trinitatis (Außer Pfingsten)
+ Johanni + Michaeli + Martini + Ewigkeitssonntag + Totensonntag + Nikolaus
VIOLETT: Buße
Adventszeit und Fastenzeit bis Palmarum + Buß und Bettag
ROT: Blut
Pfingsten + Aposteltage + Reformationsfest
GRÜN: Wachstum
Trinitatiszeit und Ende des Kirchenjahres
1. Sonntag nach Trinitatis bis vorletzter Sonntag des Kirchenjahres außer besondere Tage
SCHWARZ: Trauer
Karfreitag, Karsamstag, + Trauergottesdienste
Was ist und was gehört zum ORDINARIUM?
Ordinarium ist die Bezeichnung für die Teile eine Messe (Grundform I), die unabhängig vom Kirchenjahr unverändert wiederkehren.
Es sind vom Gesang begleitete Elemente:
- Kyrie (Eröffnung der Messe, Anrufung des Herren –> bitte um Erbarmung)
- Gloria (idem –> Lob Gottes)
- Credo (Glaubensbekenntnis –> MEDITATION)
- Sanctus + Benedictus (Eucharistiegebet)
- Agnus Dei (Brechung der Hostie)
Welche Grundformen des Gottesdienstes gibt es, und wie sind sie generell strukturiert?
GRUNDFORM I: die MESSE
GRUNDFORM II: die PREDIGTGOTTESDIENST
Struktur:
1) Eröffnung/Anrufung [Grunderfahrung: sich sammeln]
2) Verkündung und Bekenntnis (Emmaus: Meditation) [Orientierung finden]
3) Mahlfeier (Stabilisation) [Gemeinschaft erfahren]
4) Sendung (Motivation) [Sich senden lassen]
Was ist das PROPRIUM (DE TEMPORE) und was beinhaltet es?
Proprium de tempore bezeichnet die nach der Zeit des Kirchenjahres geordnete Stücke der MESSE
(Messliturgie). Dazu gehören:
1) Psalmgesänge des Chores / der Schola:
Introitus, Graduale, Offertorium, Communio
2) Die Lesungen (gemäß Perikopenordnung, "ringsherum ausgeschnittenes Stück" [...der Bibel]) 6 Reihen (Predigttexte): Evangelien/Epistel/AT/P/P/P.
3) Eucharistisches Gebet (und übrige Gebete außer Sanctus und Agnus Dei)
- Präfation (Vorsprechen), 3-teilig
- Anamnese -> (Sanctus) -> Einsetzung -> Epiklese -> Bitte
Was ist der Herkunft des Predigtgottesdienstes (Grundform II)?
Stammt aus der Karolinger Zeit (ab 751, Krönung Karl der Große 800)
Karl verordnet die Bildung und Belehrung des Volkes durch PREDIGT!
Angefangen als eigene Sonderliturgie in der Messe: PRONAUS (Predikantengottesdienst)
Ablauf PRONAUS:
1) Lateinisches Votum - Lat. Textlesung
2) Deutsches Votum - Dt. Textlesung
3) Anrufung des Hlg. Geistes (mit Vater Unser + Mariengebet) [Predikant]
4) Deutsche Predigt
5) Abkündigungen
6) Allgemeines Kirchengebet (Fürbitten)
7) Glaubensbekenntnis - Zehn Gebote
8) Offene Schuldbekenntnis (allgemeine Beichte)
9) Schluss Votum und Aufruf zur Messe
Wie ist der Entwicklungsgang des Württembergischen Predigtgottesdienstes?
1536: Württembergische Kirchenordnung mit Einführung des Predigtgottesdienstes (Herzog Ulrich)
1548-1552: Katholisches Interim
1553-59: Johannes Brenz, Neuauflage des Kirchenbuches: “kleine Kirchenordnung”, Abendmahl monatlich.
1559: Große Kirchenordnung (Herzog Christoph): Predigt-GD als Hauptform. Abendmahl-GD nach oberdeutscher Form
1668: Zeremonienordnung, Vereinheitlichung nach dem 30. jährigen Krieg, Einführung Stilles Gebet, Wegfall Glaubensbekenntnis, problematischer Abendmahlpraxis
1708: Herzog Eberhard Ludwig verlangt Altardienst (Messelement), wird allerdings vom Volk nicht angenommen und schnell wieder abgeschafft.
1809: Kirchenbuch: Offene Schuld verschwindet, Abendmahl wird komplett zum “Anhängsel”, Kirchenjahr verschwindet.
1842: Agende, Gebetssammlung: Individualisierung kirchlichen Betens
1907: Synodalerlaß, Festschreibung des stillen Gebets, Gestattung 2. Schriftlesung und Möglichkeit des Altardienstes
1931: Kirchenbuch I, Liturgischer Wegweiser, Vater Unser gebetet von der Gemeinde!
1945 Entwurf neuer Abendmahlsagende, “Freigabe” des Glaubensbekenntnis in GD an Feiertagen seit 1950.
1977: Neue Abendmahlsagende
1982: Erweiterte Liturgie. “Amen” nach Eingangsvotum und Psalmgebet mit “Ehre sei dem Vater” vorgeschlagen
1988: Neuerung 1982 zu Fester Bestandteil erklärt.
2004: Gottesdienstbuch I. Bestätigung der Änderungen von 1977 und 1988. Glaubensbekenntnis nicht mehr nach dem Stillen Gebet sondern nach Schriftlesung oder Predigt (gesprochen oder gesungen)
2018: Neue Perikopenordnung und neue Wochenlieder