Hymnologie Flashcards
Was ist ein HYMNUS?
Welche Eigenschaften/Form hat er?
HYMNUS = Lied zum Gotteslob (Beispiel EG 4, Nun komm, der Heiden Heiland)
Hymnen sind freie Andachtsgesänge bereits der frühchristlichen Kirche. Sie entstammen der jüdische Liturgie und sind freie Paraphrasen von Texten aus der Bibel. Anfangs in Latein, später auch landessprachlich übersetzt, z.B. von Luther (EG 4 ist die Lutherbearbeitung der Ambrosianische Hymnus Veni Redemptor Gentium)
Hymnen wurden standardisiert von Bischof Ambrosius (ca. 339 - 397)
Form: Mehrzeiliges Strophenlied, jambisch gedichtet
- Alle (meist 8) Strophen sind gleich gebaut
- Eine Strophe hat 4 Zeilen
- Jede Zeile hat gleich viele Silben (anfänglich 8 = 4 Jamben, weil 2 Silben = 1 Jambe)
- In der Regel eine Note pro Silbe (Syllabische Melodieform)
- Haben einen organischen Karakter
Somit hat ein Hymnus idealerweise 8 x 4 x 4 Jamben (Strophen x Zeilen x Doppelsilben)hi
Was ist eine TROPE (TROPUS)?
Was ist TROPIERUNG?
Tropos =Gr. Wendung, Weise
eingeschobene oder angehängte, formal nicht festgelegte Ergänzung zum Gregorianischen Choral.
Arten des Tropierens:
1. Syllabische Unterlegung eines Textes unter einer Melisma des Chorals
(Melisma = Tonreihe auf einer Silbe gesungen)
2. Reine melodischer Einschub als “Schmuck” des Chorals
3. Neuer Text mit neuer Melodie
Was ist eine SEQUENZ?
Was ist SEQUENZIERung?
Sequenz =Lat. Folge
- Bedeutung (wichtigste, insb. in Hymnologie):
Kunstvolle Singform der Messe im Mittelalter, entstanden aus lateinische Tropierung der Schlusssilbe des Halleluja (Jubilus).
[Ist somit ein Sonderform der Tropierung] - Bedeutung (wichtig in Musiktheorie):
Wiederholung eines rhythmischen oder melodischen Motiv oder Harmonieverbindung auf anderen Tonstufen. Berühmt ist hier die sogenannte Quintfallsequenz
Welche Art von volkssprachlichen christliche Lieder gab es im Mittelalter?
Lieder die zuerst nur gesungen wurden (durften) bei Mysterienspielen, Marienfesten, Wallfahrten und Prozessionen.
Formen:
- Leisen (von Kyrie Eleison):
Liedstrophe die in “Kyrie Eleis” mündet
(z.B. Osterleise “Christ ist erstanden” EG 99) - Cantiones:
Spielerische Musik im 6/8 Takt, auf Latein, Deutsch oder gemischt
(z.B. “In dulce jubilo”, EG 35) - Deutsche Lieder, oft Marienlieder (geistliche Dichtung)
(z. B. “Es ist ein Ros entsprungen”, EG 30, oder “Es kommt ein Schiff geladen”, EG 8) - Kontrafaktur:
Geistige Text auf ein weltliches Lied
(z.B. “O Welt, ich muss dich lassen”, EG 521) - Übersetzungen von Hymnen und Antiphonen
(z. B. Luthers “Nun komm, der Heiden Heiland”, EG 4)
Welche zeitgenössischen Dichter/Liedermacher von Luther sind noch vertreten im EG?
A) Im direkter Umkreis Luthers:
- Johann Walter (1496-1570) EG 145, 148, 195 - Elisabeth Cruciger (1505-1535) EG 67 - Erasmus Alber (um 1500-1553) EG 442, 458, 469, 6, 308
B) Im Umfeld Preussens
- Paul Speratus (aus Schwaben) - Johann Gramann - Nikolaus Decius - Nikolaus Herman - Thomas Müntzer
C) Böhmische Brüder
- Michael Weiße - Melchior Vulpius - Thomas und Ambrosius Blarer - Johannes Zwick
Wann lebte und arbeitete Luther?
Welche Lieder von ihm sind vertreten im EG?
Martin Luther: 1483 - 1546, geboren und gestorben in Eisleben
Hauptwirkungsstätte Wittenberg
Anfang Liedschaffen: 1523
Lieder im EG:
341 nun freut euch, lieben Christen g’mein [erstes Lied]
Psalmlieder [4]
273 Ach Gott, vom Himmel sieh darein (Ps 12)
280 Es wolle Gott uns gnädig sein (Ps 67)
297 Wo Gott der Herr nicht bei uns hält (Ps 124)
299 Aus tiefer Not schrei ich zu dir (Ps 130)
Übersetzung von Hymnen [2]
4 Nun komm, der Heiden Heiland (Veni redemptor gentium)
126 Komm, Gott Schöpfer, Heiliger Geist (Veni Creator Spiritus)
Erweiterungen Leisen und Antiphonen [5] 23 Gelobet seist du, Jesu Christ 124 Nun bitten wir den Heiligen Geist 125 Komm, Heiliger Geist, Herre Gott 214 Gott sei gelobt und gebenedeit 518 Mitte wir im Leben sind
Fest und Katechismuslieder [7]
101 Christ lag in Todesbanden
102 Jesus Christus, unser Heiland, der den Tod überwand
138 Gott der Vater steh uns bei
183 Wir glauben all an einen Gott
215 Jesus Christus, unser Heiland, der von uns den Gotteszorn wandt
231 Dies sind die heilgen Zehn Gebot
519 Mit Fried und Freud ich fahr dahin (nunc dimittis)
Liturgische Gesänge [7]
149 Es ist gewisslich an der Zeit
178.3 Kyrie
190.2 Christe, du Lamm Gottes
191 Herr Gott, dich loben wir (Te Deum)
192 Kyrie
362 Ein fester Burg ist unser Gott (nach Ps 46)
421 = 780.10 Verleih uns Frieden gnädiglich
Weitere [8] 24 Vom Himmel hoch, da komm ich her 25 Vom Himmel kam der Engel Schar 193 Erhalt uns, Herr, bei deinem Wort 202 Christ, unser Herr, zum Jordan kam 319 Die beste Zeit im Jahr ist mein 344 Vater unser im Himmelreich 470 = 781.5 Der du bist drei in EInigkeit 520 Nun legen wir den Leib ins Grab
Da zähle ich 34 Beiträge in dem Luther als Textdichter oder Melodiekomponist alleinig oder in Zusammenarbeit mit Dritten schöpferisch tätig war.
Davon Wochenlieder (Perikopenordnung 2018) [5]:
EG 4, Nun komm, der Heiden Heiland
EG 23, Gelobet seist du, Jesu Christ
EG 24, Vom Himmel hoch da komm ich her
EG 149, Es ist gewisslich an der Zeit
EG 362 Ein fester Burg ist unser Gott (nach Ps 46)
Wer war in der Generation nach Luther?
= Nikolaus Selnecker (1530 - 1592)
Schüler von Melanchton, Kantor in Leipzig
EG 157 “Lass mich dein sein un bleiben”
= Philipp Nicolai (1565-1608)
In Streit sowohl mit Katholiken als Calvinisten. Zeit von Pest, Krieg und Hunger –> Trost
EG 70 “Wie schön leuchtet der Morgenstern”
EG 147 “Wachet auf, ruft uns die Stime”
= Komponisten des Cantionalsatzes:
o Lukas Ossiander, “fünfzig geistige Lieder”
o Melchior Vulpius, EG 103 “Gelobt sei Gott im höchsten Thron”
o Michael Praetorius, EG 69 “Der Morgenstern ist aufgedrungen” (Kontrafaktur)
o Johann Hermann Schein, Leipzig Thomaskantor, EG 525 “Mach mit mir Gott, nach deiner Güt”
Was ist eine MONODIE?
Monodie heißt “Einzelgesang”
Dieser Form des Gesangs kam auf etwa um 1600 in Italien
Es ist Einzelgesang/Solodeklaration über ein harmonisches Akkordgerüst, dargestellt durch Basso Continue (Schriftliche Fixierung: bezifferter Bass / Generalbass)
Die Monodie steht als Form in Gegensatz zu der Motette, ein mehrstimmiger, verzierter Gesang.
17 Jht. Konfessionalismus und Barock-Kultur:
- Welche Dichter sind prägend/repräsentativ für diese Periode?
- Welche Art von Lieder wurden gemacht?
[Dies ist der Zeit des 30-jährigen Kriegs und Vorkommen der Pest]
Es werden Lieder in Form der MONODIE gemacht.
Dichtung nach Regeln aufgestellt von Martin Opitz (1597-1639)
1624 veröffentlichte Opitz sein Hauptwerk, “Das Buch von der Deutschen Poeterey”. Hierin beschreibt er Regeln und Grundsätze einer neu zu begründenden hochdeutschen Dichtkunst, die sich nicht an den überlieferten antiken Versmaßen ausrichten, sondern vielmehr eine eigene, der deutschen Sprache gemäße metrische Form finden solle
Dies sind Reim- und Metrikregel (Benutzung von Jambus, Trochäus usw.). Das Metrum soll durch die Akzente der Deutschen Worte gegeben werden. Ebenso die Hebungen und Senkungen. Es gibt die Vorgabe der ISOMETRIE
Bekannte Lieddichter:
= Paul Gerhardt (1607 - 1676)
Vertont durch Johann Crüger und Johann Georg Ebeling
[Crüger: Liedbuch “Praxis pietatis melica”]
= Johann Heermann (1585 - 1647)
z.B. EG 495 “O Gott, du frommer Gott”
= Johann Rist (1607 -1667)
Vertont durch Selle, Telemann, J.S. Bach und C.P.E. Bach
z.B. EG 33 “Brich an, du schönes Morgenlicht”
Was ist ISOMETRIE bzw HETEROMETRIE in Dichtung?
Allgemeiner bezeichnet isometrisch bzw. heterometrisch Formen metrischer Gleichartigkeit bzw. Ungleichartigkeit auf der jeweiligen Ebene, so besteht ein isometrisches Gedicht aus gleichartigen Strophen, ein isometrischer Vers aus gleichartigen Versfüßen usw.
Gelegentlich bezeichnet man auch gleiche Silbenzahl reimender Wörter als Isometrie.
Isometrie konkret:
Es haben alle Verse das gleiche Versmaß. Beispiele sind die Paarreimstrophe oder die Stanze.
Was versteht man unter KANTIONALSATZ?
(Lat. Cantio = Gesang)
Ein Kantionalsatz ist ein mehrstimmiger Choralsatz, bei dem alle Stimmen überwiegend im gleichen Rhythmus geführt sind und der Cantus Firmus (CF), im Gegensatz zum vorher gebräuchlicheren Tenor-Lied, im Sopran liegt.
Also:
- Mehrstimmiger Chorsatz
- Isorhythmisch
- CF im Sopran (diskant) statt Tenor
Was zeichnet der Frühpietismus (17. Jht.) aus?
Welche Dichter dieser Periode sind wichtig?
Es geht um den (geistigen) Wiederaufbau nach dem 30-jährigen Krieg:
–> Buße, Bekehrung, Heiligung
Man beschafft sich mit Mystik. Es werden Seelenlieder und Erweckungsgesänge gedichtet.
[Leitfigur des Pietismus als Bewegung: Philip Jakob Spener (1624 - 1677)
In seinem Hauptwerk “Pia Desideria oder Herzliches Verlangen nach gottgefälliger Besserung der wahren evangelischen Kirche” von 1675 prangerte er Missstände in der Kirche und die mangelnde Bibelkenntnis der Gläubigen an und schlug ein umfassendes Reformprogramm für die lutherische Kirche vor. Er förderte auch die Bildung der sich seit 1670 entwickelnden collegia pietatis (Hauskreise).]
Pietistische Dichter: = Johann Scheffler == Angelus Silesius (1624 - 1677) = Johann Heinrich Schröder (1666 - 1699) = Joachim Neander = Gottfried Arnold
Was sind in Hymnologie ORTHODOXIE und PIETISMUS?
Orthodoxie (im Gegensatz zum Pietismus)
ist die nachreformatorische evangelische Theologie, 1555 (Augsburger Religionsfrieden) bis ca. 1675 (Erscheinen von “Pia Desideria” von Spener)
Es fand eine Kanonisierung der Reformation statt (Reformatoren und ihre Lehre)
Pietismus entstand als kirchenkritische (Reaktion auf Orthodoxie) Glaubensbewegung ab Ende des 17. Jht. Führende Figur: Philipp Jakob Spener.
Es geht im Pietismus um den bewusst gelebte PERSÖNLICHE GLAUBEN und eine religiös motivierte LEBENSFÜHRUNG (“Heiligung”)
Welche Tendenzen sind im Liedgut des Pietismus zu erkennen?
TENDENZEN:
= Fokussierung auf Affekten
= Betrachtung des eigenen Glaubensleben, Frommigkeit
= Rückgang der Interesse am Kirchenjahr
= Wenig Rücksicht auf Gehalt und Gestalt der Lieder!!
Was man im Liedgut bemerkt:
= Von Monodie zu Aria (Sololieder mit Generalbass in 3-er Metrum!)
= Vorliebe für Dreierrhythmus (Daktylus)
= Benutzung von Sexten-Intervallen (Sextensprünge)
= Neigung zu Kehrversen
Welche sind die wichtigste Zentren und Dichter des Pietismus?
= HALLE
- August Hermann Francke
= HERRNHUT
- Nikolaus Ludwig Graf von Zinsendorf - Christian Gregor
= RHEINLAND
- Gerhard Tersteegen
= WÜRTTEMBERG
- Philipp Friedrich Hiller - Albrecht Bengel