Hymnologie Flashcards

1
Q

Was ist ein HYMNUS?

Welche Eigenschaften/Form hat er?

A

HYMNUS = Lied zum Gotteslob (Beispiel EG 4, Nun komm, der Heiden Heiland)

Hymnen sind freie Andachtsgesänge bereits der frühchristlichen Kirche. Sie entstammen der jüdische Liturgie und sind freie Paraphrasen von Texten aus der Bibel. Anfangs in Latein, später auch landessprachlich übersetzt, z.B. von Luther (EG 4 ist die Lutherbearbeitung der Ambrosianische Hymnus Veni Redemptor Gentium)

Hymnen wurden standardisiert von Bischof Ambrosius (ca. 339 - 397)

Form: Mehrzeiliges Strophenlied, jambisch gedichtet

  • Alle (meist 8) Strophen sind gleich gebaut
  • Eine Strophe hat 4 Zeilen
  • Jede Zeile hat gleich viele Silben (anfänglich 8 = 4 Jamben, weil 2 Silben = 1 Jambe)
  • In der Regel eine Note pro Silbe (Syllabische Melodieform)
  • Haben einen organischen Karakter

Somit hat ein Hymnus idealerweise 8 x 4 x 4 Jamben (Strophen x Zeilen x Doppelsilben)hi

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2
Q

Was ist eine TROPE (TROPUS)?

Was ist TROPIERUNG?

A

Tropos =Gr. Wendung, Weise

eingeschobene oder angehängte, formal nicht festgelegte Ergänzung zum Gregorianischen Choral.

Arten des Tropierens:
1. Syllabische Unterlegung eines Textes unter einer Melisma des Chorals
(Melisma = Tonreihe auf einer Silbe gesungen)
2. Reine melodischer Einschub als “Schmuck” des Chorals
3. Neuer Text mit neuer Melodie

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3
Q

Was ist eine SEQUENZ?

Was ist SEQUENZIERung?

A

Sequenz =Lat. Folge

  1. Bedeutung (wichtigste, insb. in Hymnologie):
    Kunstvolle Singform der Messe im Mittelalter, entstanden aus lateinische Tropierung der Schlusssilbe des Halleluja (Jubilus).
    [Ist somit ein Sonderform der Tropierung]
  2. Bedeutung (wichtig in Musiktheorie):
    Wiederholung eines rhythmischen oder melodischen Motiv oder Harmonieverbindung auf anderen Tonstufen. Berühmt ist hier die sogenannte Quintfallsequenz
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4
Q

Welche Art von volkssprachlichen christliche Lieder gab es im Mittelalter?

A

Lieder die zuerst nur gesungen wurden (durften) bei Mysterienspielen, Marienfesten, Wallfahrten und Prozessionen.

Formen:

  1. Leisen (von Kyrie Eleison):
    Liedstrophe die in “Kyrie Eleis” mündet
    (z.B. Osterleise “Christ ist erstanden” EG 99)
  2. Cantiones:
    Spielerische Musik im 6/8 Takt, auf Latein, Deutsch oder gemischt
    (z.B. “In dulce jubilo”, EG 35)
  3. Deutsche Lieder, oft Marienlieder (geistliche Dichtung)
    (z. B. “Es ist ein Ros entsprungen”, EG 30, oder “Es kommt ein Schiff geladen”, EG 8)
  4. Kontrafaktur:
    Geistige Text auf ein weltliches Lied
    (z.B. “O Welt, ich muss dich lassen”, EG 521)
  5. Übersetzungen von Hymnen und Antiphonen
    (z. B. Luthers “Nun komm, der Heiden Heiland”, EG 4)
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5
Q

Welche zeitgenössischen Dichter/Liedermacher von Luther sind noch vertreten im EG?

A

A) Im direkter Umkreis Luthers:

 - Johann Walter (1496-1570) EG 145, 148, 195
 - Elisabeth Cruciger (1505-1535) EG 67
 - Erasmus Alber (um 1500-1553) EG 442, 458, 469, 6,  308

B) Im Umfeld Preussens

 - Paul Speratus (aus Schwaben)
 - Johann Gramann
 - Nikolaus Decius
 - Nikolaus Herman
 - Thomas Müntzer

C) Böhmische Brüder

 - Michael Weiße
 - Melchior Vulpius
 - Thomas und Ambrosius Blarer
 - Johannes Zwick
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6
Q

Wann lebte und arbeitete Luther?

Welche Lieder von ihm sind vertreten im EG?

A

Martin Luther: 1483 - 1546, geboren und gestorben in Eisleben
Hauptwirkungsstätte Wittenberg
Anfang Liedschaffen: 1523

Lieder im EG:
341 nun freut euch, lieben Christen g’mein [erstes Lied]

Psalmlieder [4]
273 Ach Gott, vom Himmel sieh darein (Ps 12)
280 Es wolle Gott uns gnädig sein (Ps 67)
297 Wo Gott der Herr nicht bei uns hält (Ps 124)
299 Aus tiefer Not schrei ich zu dir (Ps 130)

Übersetzung von Hymnen [2]
4 Nun komm, der Heiden Heiland (Veni redemptor gentium)
126 Komm, Gott Schöpfer, Heiliger Geist (Veni Creator Spiritus)

Erweiterungen Leisen und Antiphonen [5]
23    Gelobet seist du, Jesu Christ
124   Nun bitten wir den Heiligen Geist
125   Komm, Heiliger Geist, Herre Gott
214   Gott sei gelobt und gebenedeit
518   Mitte wir im Leben sind

Fest und Katechismuslieder [7]
101 Christ lag in Todesbanden
102 Jesus Christus, unser Heiland, der den Tod überwand
138 Gott der Vater steh uns bei
183 Wir glauben all an einen Gott
215 Jesus Christus, unser Heiland, der von uns den Gotteszorn wandt
231 Dies sind die heilgen Zehn Gebot
519 Mit Fried und Freud ich fahr dahin (nunc dimittis)

Liturgische Gesänge [7]
149 Es ist gewisslich an der Zeit
178.3 Kyrie
190.2 Christe, du Lamm Gottes
191 Herr Gott, dich loben wir (Te Deum)
192 Kyrie
362 Ein fester Burg ist unser Gott (nach Ps 46)
421 = 780.10 Verleih uns Frieden gnädiglich

Weitere [8]
24     Vom Himmel hoch, da komm ich her
25     Vom Himmel kam der Engel Schar
193    Erhalt uns, Herr, bei deinem Wort
202   Christ, unser Herr, zum Jordan kam
319    Die beste Zeit im Jahr ist mein
344   Vater unser im Himmelreich
470 = 781.5   Der du bist drei in EInigkeit
520   Nun legen wir den Leib ins Grab

Da zähle ich 34 Beiträge in dem Luther als Textdichter oder Melodiekomponist alleinig oder in Zusammenarbeit mit Dritten schöpferisch tätig war.

Davon Wochenlieder (Perikopenordnung 2018) [5]:
EG 4, Nun komm, der Heiden Heiland
EG 23, Gelobet seist du, Jesu Christ
EG 24, Vom Himmel hoch da komm ich her
EG 149, Es ist gewisslich an der Zeit
EG 362 Ein fester Burg ist unser Gott (nach Ps 46)

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7
Q

Wer war in der Generation nach Luther?

A

= Nikolaus Selnecker (1530 - 1592)
Schüler von Melanchton, Kantor in Leipzig
EG 157 “Lass mich dein sein un bleiben”

= Philipp Nicolai (1565-1608)
In Streit sowohl mit Katholiken als Calvinisten. Zeit von Pest, Krieg und Hunger –> Trost
EG 70 “Wie schön leuchtet der Morgenstern”
EG 147 “Wachet auf, ruft uns die Stime”

= Komponisten des Cantionalsatzes:
o Lukas Ossiander, “fünfzig geistige Lieder”
o Melchior Vulpius, EG 103 “Gelobt sei Gott im höchsten Thron”
o Michael Praetorius, EG 69 “Der Morgenstern ist aufgedrungen” (Kontrafaktur)
o Johann Hermann Schein, Leipzig Thomaskantor, EG 525 “Mach mit mir Gott, nach deiner Güt”

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8
Q

Was ist eine MONODIE?

A

Monodie heißt “Einzelgesang”

Dieser Form des Gesangs kam auf etwa um 1600 in Italien

Es ist Einzelgesang/Solodeklaration über ein harmonisches Akkordgerüst, dargestellt durch Basso Continue (Schriftliche Fixierung: bezifferter Bass / Generalbass)

Die Monodie steht als Form in Gegensatz zu der Motette, ein mehrstimmiger, verzierter Gesang.

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9
Q

17 Jht. Konfessionalismus und Barock-Kultur:

  • Welche Dichter sind prägend/repräsentativ für diese Periode?
  • Welche Art von Lieder wurden gemacht?
A

[Dies ist der Zeit des 30-jährigen Kriegs und Vorkommen der Pest]

Es werden Lieder in Form der MONODIE gemacht.

Dichtung nach Regeln aufgestellt von Martin Opitz (1597-1639)
1624 veröffentlichte Opitz sein Hauptwerk, “Das Buch von der Deutschen Poeterey”. Hierin beschreibt er Regeln und Grundsätze einer neu zu begründenden hochdeutschen Dichtkunst, die sich nicht an den überlieferten antiken Versmaßen ausrichten, sondern vielmehr eine eigene, der deutschen Sprache gemäße metrische Form finden solle

Dies sind Reim- und Metrikregel (Benutzung von Jambus, Trochäus usw.). Das Metrum soll durch die Akzente der Deutschen Worte gegeben werden. Ebenso die Hebungen und Senkungen. Es gibt die Vorgabe der ISOMETRIE

Bekannte Lieddichter:

= Paul Gerhardt (1607 - 1676)
Vertont durch Johann Crüger und Johann Georg Ebeling
[Crüger: Liedbuch “Praxis pietatis melica”]

= Johann Heermann (1585 - 1647)
z.B. EG 495 “O Gott, du frommer Gott”

= Johann Rist (1607 -1667)
Vertont durch Selle, Telemann, J.S. Bach und C.P.E. Bach
z.B. EG 33 “Brich an, du schönes Morgenlicht”

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10
Q

Was ist ISOMETRIE bzw HETEROMETRIE in Dichtung?

A

Allgemeiner bezeichnet isometrisch bzw. heterometrisch Formen metrischer Gleichartigkeit bzw. Ungleichartigkeit auf der jeweiligen Ebene, so besteht ein isometrisches Gedicht aus gleichartigen Strophen, ein isometrischer Vers aus gleichartigen Versfüßen usw.

Gelegentlich bezeichnet man auch gleiche Silbenzahl reimender Wörter als Isometrie.

Isometrie konkret:
Es haben alle Verse das gleiche Versmaß. Beispiele sind die Paarreimstrophe oder die Stanze.

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11
Q

Was versteht man unter KANTIONALSATZ?

A

(Lat. Cantio = Gesang)

Ein Kantionalsatz ist ein mehrstimmiger Choralsatz, bei dem alle Stimmen überwiegend im gleichen Rhythmus geführt sind und der Cantus Firmus (CF), im Gegensatz zum vorher gebräuchlicheren Tenor-Lied, im Sopran liegt.

Also:

  1. Mehrstimmiger Chorsatz
  2. Isorhythmisch
  3. CF im Sopran (diskant) statt Tenor
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12
Q

Was zeichnet der Frühpietismus (17. Jht.) aus?

Welche Dichter dieser Periode sind wichtig?

A

Es geht um den (geistigen) Wiederaufbau nach dem 30-jährigen Krieg:
–> Buße, Bekehrung, Heiligung

Man beschafft sich mit Mystik. Es werden Seelenlieder und Erweckungsgesänge gedichtet.

[Leitfigur des Pietismus als Bewegung: Philip Jakob Spener (1624 - 1677)
In seinem Hauptwerk “Pia Desideria oder Herzliches Verlangen nach gottgefälliger Besserung der wahren evangelischen Kirche” von 1675 prangerte er Missstände in der Kirche und die mangelnde Bibelkenntnis der Gläubigen an und schlug ein umfassendes Reformprogramm für die lutherische Kirche vor. Er förderte auch die Bildung der sich seit 1670 entwickelnden collegia pietatis (Hauskreise).]

Pietistische Dichter:
= Johann Scheffler == Angelus Silesius (1624 - 1677)
= Johann Heinrich Schröder (1666 - 1699)
= Joachim Neander
= Gottfried Arnold
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13
Q

Was sind in Hymnologie ORTHODOXIE und PIETISMUS?

A

Orthodoxie (im Gegensatz zum Pietismus)
ist die nachreformatorische evangelische Theologie, 1555 (Augsburger Religionsfrieden) bis ca. 1675 (Erscheinen von “Pia Desideria” von Spener)

Es fand eine Kanonisierung der Reformation statt (Reformatoren und ihre Lehre)

Pietismus entstand als kirchenkritische (Reaktion auf Orthodoxie) Glaubensbewegung ab Ende des 17. Jht. Führende Figur: Philipp Jakob Spener.
Es geht im Pietismus um den bewusst gelebte PERSÖNLICHE GLAUBEN und eine religiös motivierte LEBENSFÜHRUNG (“Heiligung”)

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14
Q

Welche Tendenzen sind im Liedgut des Pietismus zu erkennen?

A

TENDENZEN:

= Fokussierung auf Affekten
= Betrachtung des eigenen Glaubensleben, Frommigkeit
= Rückgang der Interesse am Kirchenjahr
= Wenig Rücksicht auf Gehalt und Gestalt der Lieder!!

Was man im Liedgut bemerkt:
= Von Monodie zu Aria (Sololieder mit Generalbass in 3-er Metrum!)
= Vorliebe für Dreierrhythmus (Daktylus)
= Benutzung von Sexten-Intervallen (Sextensprünge)
= Neigung zu Kehrversen

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15
Q

Welche sind die wichtigste Zentren und Dichter des Pietismus?

A

= HALLE
- August Hermann Francke

= HERRNHUT

 - Nikolaus Ludwig Graf von Zinsendorf
 - Christian Gregor

= RHEINLAND
- Gerhard Tersteegen

= WÜRTTEMBERG

 - Philipp Friedrich Hiller
 - Albrecht Bengel
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16
Q

Welche Gesangbücher hat der Pietismus (18. Jht) hervorgebracht?

A

= Das Freylinghausensche Gesangbuch (1704)
Erschienen in Halle
“Geist-reiches Gesangbuch”, enthält 683 Lieder
“Neues Geist-reiches Gesangbuch” (1714), enthält 1500 Lieder (u.a. EG 1 Macht hoch die Tür)
–> Gliederung nach subjektiver Heilsaneignung (nicht: Kirchenjahr!)

= Das Schemelli-Gesangbuch, Leipzig, 1736
“Musicalisches Gesang-Buch, Darinnen 954 geistreiche, sowohl alte als neue Lieder
und Arien , mit wohlgesetzten Melodien, Diskant und Bass”
Mitarbeiter: J.S. Bach

= Das Württembergische Gesangbuch von 1741
Verbindlich, traditioneller Aufbau
(Kirchenjahr, danach Rubriken: pietistisch: “Ermahnung und Erweckung”)
Aus 1000 Lieder (der “Württembergische Lieder-Schatz” von 1732) wird ein Kernbestand
von 393 Lieder festgelegt
–> Versuch der Integration des Pietismus in die “Mainstream”

17
Q

Was hat die Aufklärung (18. Jhr) für das Kirchenliedgut gebracht?

A

Insgesamt wenig gutes: Das Phänomen der Aufklärungsgesangbücher ist so herausragend einseitig, dass es für alle Zeiten der ev. Kirche ein geschichtlich abschreckendes Mahnma bleibt.

Aufklärung führt von Fokus auf zu Herrschaft des Rationalismus. Intellekt, nicht Seele/Emotion steht zentral. Gepaart mit Ziel der Belehrung/Erziehung des Volkes.
Nicht ohne weiteres Anti-Religiös: Siehe Beethoven/Schiller “Ode an der Freude”
Fand auch große Zustimmung und Anhang in der Theologie.

Musikalisch:

  • Forderung der Einfachheit und Natürlichkeit von Musik und Gesang
  • Musik soll gefallen (und somit gefällig sein)

= An der Stelle der Arie kommt die (geistliche) Ode,
kein verschnörkelte Generalbass (Barock!), sondern
klare Melodieführung und harmonisch schlichte Begleitung

= Choralgesang der Gemeinde:
- Reduktion des Melodienvorrats, wenige Standardmelodien
Melodie als willfähriger Träger von vielen Texten (z.B. 109 Lieder auf einer Melodie!)
==> Melodien sollten bekannt sein, Noten werden nicht abgedruckt in Gesangbücher!
- Extrem langsames Choraltempo
Melodien in Halben als Grundschlag und TOTALE ISORHYTHMIK
zwischen 2 und 4 Sekundn pro Schlag!!

Neue kreierte Lieder:
isorhythmik, einfachstes harmonisches Gerüst, Melodieführung mit vielen Tonwiederholungen
(Nachdruck!) und Dreiklangsbrechungen (Arpeggios), Kurzatmigkeit

18
Q

WelcheLiedbücher der Aufklärung gibt es und was sind ihre Eigenheiten?

A

Vorweg: es gab sehr vielen (große Produktion zwischen 1760 und 1820).
Hier folgen die für Württemberg wichtigsten:

= Württemburgische Gesangbuch 1791, Hrg. Justin Heinrich Knecht (1752-1817)

“Der Choral ist der einfachste und langsamste Gesang, der nur gedacht werden kann”

Lieder werden explizit umgeformt zu Glaubenslehre bzw. Pflichtenlehre (Erziehung!)
—> “Veredlung”: Umdichtung alter Texte oder (wenn nichts geeignetes da: Neukreierung)
Vom Gesangbuch 1741 werden nur 29 (v.a. Lutherlieder) unverändert übernommen
450 werden umgeschrieben (Textveredlung)
115 Lieder sind neu.
Aus dem 1741 Gesangbuch bleiben nur etwa 100 Lieder (zumeist geändert) übrig.

===> Widerstand des Kirchenvolk: Gleiche Nr. aus altem Buch singen!

= Gesangbuch der freien Reichsstadt Schwäbisch-Hall, 1798

(= Gothaische Gesangbuch 1828)

19
Q

Welche Dichter der Aufklärung finden sich im Liedgut wieder?

A

Wenige

= Friedrich Gottlieb Klopstock (1724-1803)
= Christian Fürchtegott Gellert (1715-1769)
= Matthias Claudius (1740- 1815) EG 482 “Der Mond ist aufgegangen”

Melodist: Johann Abraham Peter Schulz (für Claudius)
von ihm sonst noch EG 43 “Ihr Kinderlein kommet”

20
Q

Was ist die Auffassung der Romantik (19. Jht) zum (Kirchen-)Lied?

A

Romantik entwickelt das Kunstlied und Sammlung des Volksliedes.
Namen: Hölderlin, Möricke, Schwab, Uhland, Silcher, Herder

Beiträge zum Kirchenlied: Novalis (=Friederich von Hardenberg), Brentano, Rückert

Romantisches Bild des Kirchenchorals (E.T.A. Hoffmann):
Adäquate Äußerungsform für das Religöse Gefühl. —> Symbolcharakter

—> Eingang von Chorälen in Sinfonien usw.

21
Q

Wie drückt sich der Nationale Aufbruch (19. Jht) in der Kirchenliedgeschichte aus?

A

Nationale Aufbruch: von Kleinstaaterei zu (militantischer) Nationalismus (gegen Napoleon):
Gott mit uns!

Prophet des Nationalismus: Ernst Moritz Arndt (1769-1860)
“Der Gott, der Eisen wachsen ließ, der wollte keine Knechte”

Seine Kirchenlieder sind jedoch von Nationalismus frei, obwohl “männlich”
EG 357 “Ich, weiß woran ich glaube”

Sein Anliegen/Vision: gemeinsames Kernliederbestand für die gesamt christliches Deutschland (protestantisch und katholisch!) als “Gesangbuch für alle Christen ohne Unterschied der besondere Bekenntnisse und der einzelnen Ansichten.”
Daraus wurde bis auf den heutigen Tag nichts.

22
Q

Was sind Reformgesangbücher?

A

Konservativ-restaurative Zeitgeistkritik (Rückwärtsorientierung) auf die Einseitigkeit der Aufklärungsgesangbücher
—> Gesangbuchnoth

35 neue Gesangbücher bis 1901
Überbleibsel aus den vorigen Gesangbücher:
- Kein Abdruck der Noten
- Gliederung nach dogmatischen Gesichtspunkten (nicht: Kirchenjahr)

Zurückholen der alten Lieder, die nicht mehr in den Aufklärungsbücher waren,
leider oft nicht im Original, sondern mit deutlichen Textänderungen.

= Berliner Gesangbuch, 1829, Schleiermacher

= Württembergische Gesangbuch, 1841, Albert Knapp

PROBLEM: Umgang mit dem neuen Liedgut?
Neue Kategorie: geistliches Volkslied, ALLERDINGS IM ANHANG, nicht Haupteil!

Albert Knapp hat diese Kategorie “erfunden”

23
Q

Was hat die Erweckungsbewegung im 19. Jht eingebracht?

A

Erweckungsbewegung: Rückbesinnung auf auf das reformatorische Glaubenserbe und Wechselwirkung mit neue Glaubensbewegung in England, Methodismus (John Wesley)

Hang zu Lieder für die Massen: Missionslieder, Sendungslieder.
Dichter: Albert Knapp, Gustav Knak, Christian Gottlob Barth

Erschienen im Reichsliederbuch 1892

24
Q

Was sind GEISTLICHE VOLKSLIEDER?

A

Seit dem 19. Jht Bezeichnung für volkstümliche Lieder, die mehr das religöse Gefühl als einen bestimmen theologischen Inhalt artikulieren und vor allem außerhalb von Gottesdienst Verbreitung fanden.

Wurden im 19. Jh. als eigene ANHANG zum Gesangbuch gesammelt. (und damit zu “nicht gut genug für kirchlichen Gebrauch” abgestempelt)

Vor allem viele Weihnachtslieder

Einige Dichter:
Hans Georg Nägeli
Christoph von Schmid
Johannes Daniel Falk
Joseph Mohr + Franz Xaver Gruber
Karl Riedel
25
Q

Was ist die Singbewegung?

A

Die Singbewegung ist die Jugendbewegung nach dem ersten Weltkrieg, die sich, vom Volksliedsingen ausgehend, das Ziel gesetzt hat, mit Singen als elementarer Lebensäußerung die (bürgerliche) Kultur und das Musikleben zu erneuern.

–> Kameradschaft. Einstimmige Melodien, Polyphonie durch Kanon.
(Parallele zu Wanderbewegung (Wandervögel mit Liedheft “Zupfgeigenhansel”)

Druck zur Gleichschaltung durch die Nazis:
Diskussion über Reinigung des Kirchenliedgutes von jüdischen Einflüsse und ob man auf Chorälen nicht besser marschieren sollte?

Hinwendung zum reformatorische Liedgut, Ablehnung der Lieder aus dem 19. Jht.

Chorgesangbuch von Richard Gölz, 1934

26
Q

Was ist die Bekennende Kirche?

A

EIne Innerkirchliche WIderstandsbewegung gegen den Gleichschaltungsdruck, den im Nationalsozialismus die “Deutschen Christen” ausübten.

Führende Figur: Otto Riethmüller (1889 - 1938)

27
Q

Was sind bekannte Liederdichter/Melodisten der Zeit zwischen den Weltkriegen (Singbewegung, Bekennende Kirche)?
Einige Beispielhafte Lieder aus dem EG?

A

= Otto Riethmüller (1889 - 1938)
Jugendführer, Textarrangeur
Wiederentdecker der Lieder der Böhmischen Brüder
kräftige Lieder (kein Zuckerguss!)
EG 69 Der Morgenstern ist aufgedrungen
EG 263 Sonne der Gerechtigkeit

= Dietrich Bonnhoeffer
EG 65 Von guten Mächten

= Jochen Klepper (1903 - 1942)
Schriftsteller, jüdische Frau
EG 16 Die Nacht ist vorgedrungen

= Rudolf Alexander Schröder (1878 - 1962)
Dichter
EG 184 Wor glauben Gott im höchsten Thron

= Arno Pötsch (1900 - 1956)
Dichterpfarrer
EG 533 Du kannst nicht tiefer Fallen als nur in Gottes Hand

28
Q

Wie ist die Geschichte des Evangelische Kirchengesangbuch (EKG)?

A
Ergebnis der Erneuerungsbewegung zwischen den Kriegen. Beauftragt in 1939. Resultat lag vor in 1947. Nach einer Überarbeitung veröffentlicht in 1950. Ergänzt um Regionalteile. Einführung in Württemberg 1953.
394 Lieder (vorwiegend 16. und 17. Jht.)
29
Q

Was ist das NEUE LIED?

A

Gattungsbegriff für Kirchenlieder gemacht nach dem zweiten Weltkrieg.

Bekannteste Lied (nach einem Wettbewerb der Ev. Akademie Tutzing, 1961):
EG 334 Danke (1963)
von Martin Gotthard Schneider (*1930) T+M

Stilistische Eigenschaften der Neuen Lieder:
- Anschluss an weltlicher Musik (Pop, Protest, Chanson)
- Refainlieder (Rückgang der Strophenlieder=
- Was ankommt ist gut (Qualtitätskriterium)
- Einfache Melodien zum Mitsingen, Symbolarm
- Themen aus Welt, Politik und Gesellschaft
- Jesu Nachfolge und Solidargemeinschaft von
kämpfenden und bekennenden Christen.

30
Q

Welche Vertreter des NEUEN LIEDes sind im EG aufgenommen?

A

= Johannes Petzold
EG 16 Die Nacht ist vorgedrungen

= Manfred Schlenker
EG 428 Komm in unsre stolze Welt

= Walter Schulz
EG 409 Gott liebt diese Welt

= Dieter Trautwein
EG 170 Komm, Herr, segne uns

= Kurt Rommel
EG 168 Du hast uns; Herr, gerufen

= Rolf Schweizer
EG 287 Singet dem Herren ein neues Lied

= Paul Ernst Ruppel
EG 236 Ohren gabst Du mir

= Herbert Beuerle
EG 569 Dass Erde und Himmel dir blühen

= Fritz Baltruweit
EG 432 Gott gab uns Atem

= Peter Janssens
EG 651 Selig seid ihr

= Kommunität Gnadenthal
EG 564 Segne uns, o Herr

= Taizé (Jacques Berthier)
EG 178.12 Kyrie

= Christoph Zehender
EG 619 Du bist der Weg

31
Q

Was versteht man in neuer Lieder (Pop/Rock) unter SONGSTRUKTUR?

A

Es geht um den Aufbau eines Musikstückes. Alle bedienen sich der einfachen Form des Strophenliedes. Der Form gilt auch für Instrumentalwerke

In allen Stilen gibt es folgende Elemente:

  1. Intro: Einführung in das Metrum, die Tonart, die Stimmung
  2. A-Strophe: erstes Thema. Begleitung im Hintergrund
  3. Bridge: Übergangsteil, leichter kontrast zu A, Hinführung auf die B-Teil, Aufbau von Spannung
  4. B-Teil=Refrain mit Hookline: zweites Thema, starker Kontrast zu A. Höhepunkt der Spannung oder Enladeung, Verdichtung des Arrangements
  5. C-Strophe: neue Gedanke, drittes Thema, Auflockerung
  6. Ending: Schluss (Coda)

Grundform:
Intro-A-Bridge-B-A-Bridge-B-C-Bridge-B-B-Ending.
Abweichungen möglich und gängig.

Beginn eines neuen Teils oft mittels Break mit Drum-Fill. Improvisationsmomente hin zum Schlußteil.

Formaler Höhepunkt ist B, der Refrain (Chorus)

Ein Stück ist erfolgreich wenn sich der Refrain (Hook) melodisch, rhythmisch und textlich gut einprägt.

32
Q

Was ist PARALELLISMUS MEMBRORUM?

A

(Lat. Gleichheit der Glieder)

Dichtungstechnik bei den Psalmen:
Jedes Vers besteht aus zwei Teile. Der erste Teil stellt eine Gedanke auf, der zweite Teil bezieht sich auf diese Gedanke auf 3 mögliche Weisen:

  • Synonymie (am häufigsten): die Gedanke wird in anderen Worte nochmals vorgebracht.
  • Antithese: der Gegensatz der Gedanke wird präsentiert
  • Weiterführung: Die Gedanke wird weitergeführt.
33
Q

Wie werden Psalmgesänge ausgeführt?

A

SIe werden ausgeführt auf einer gleichen Melodiefolge, dem Psalmmodell:

Initium (ansteigend)–Tenor (Psalmton)—Mediatio—Tenor—Finalis (herunter/zurück zum Ausgangston)

Gesangweise: Antiphonal oder Responsorial.

34
Q

Welche berühmte Psalter gibt es?

A
  1. Genfer Psalter, Calvin. Gemeindesang ja, aber nicht Mehrstimmig oder Instrumental!
    1542 Erstveröffentlichung (franz.) mit nicht allen Psalmen
    1562 auf Französisch fertig (Ü: Marot, Bezet; M: Bourgeois)
    1565 Zweitfassung, jetzt 4-stimmig homophon: Claude Goudimel (Jaqui-Psalter)
  2. Lobwasserpsalter, Ambrosius Lobwasser, 1573, gleich wie Genfer Psalter von Goudimel aber auf Deutsch übersetzt
  3. Beckerpsalter, Cornelius Becker, 1602,
    Lutherischer Gegenpsalter zu Lobwasser.
  4. [Besonderheit:
    Großmann-Psalter, “Angst der Höllen und Friede der Seelen”, 1623
    16 Vertonungen des Psalm 116
    Bestellt 1616 von Großmann nach Genesung von einer Schweren Krankheit.
    Kompositionen von Melchior Franck, Michael Praetorius, Johann Hermann Schein,
    Heinrich Schütz, u.a. FF-Komponisten]
  5. Psalmen Davids (1619), Heinrich Schütz
    In der Art der Venedig Schule (Schütz als Schüler von G. Gabrieli)

> > > > > > Die Entwicklung der Deutschen Psalmkompositionen mündet
in “Das Geistliche Konzert” und in die Kantate

35
Q

Wann wurde das EKG vom EG abgelöst?

Wie ist es gegliedert?

A
  1. Advent 1996
    Gliederung:
    - Lieder und Gesänge (gelb)
    Stammteil und Regionalteil, gegliedert nach
    Kirchenjahr, Gottesdienst, Bibl. Gesänge,
    Glaube-Liebe-Hoffnung
    - Gottesdienste (violett)
    - Texte (grün): Gebete und Bekenntnisse
    - Lit. Kalender, Liederkunde, Verzeichnisse (grau)

Vielfalt der Lieder:
tradionell, zeitgenössisch, Ökumene, alte und neue Sangforme

Breite Zielgruppe

36
Q

Welche waren die ersten evangelischen Gesangbücher?

A
  1. Das Achtliederbuch (1524, Wittenberg),
    4 Lieder von Luther, 3 von Speratus
  2. Erfurter Enchiridion (1524)
    Zwei verschiedene Ausgaben mit 25 Liedern
    (18 von Luther)
  3. Geistige Gesangbüchlein (1524, Hrg. Johann Walter)
    Mit Vorrede Luthers
    Mit 24 Lieder von Luther 1523/1525 Komplett
    Insgesamt 37 Lieder in 5 Stimmbücher (3-5-stimmiger Polyphonie)
  4. Straßburger Teusch Kirchenampt (1524)
  5. Klugsche Gesangbuch (1529)
  6. Gesangbuch der Böhmischen Brüder (1531/1544/1566)
  7. Rhausche Gesangbuch “Neue Deutsche Geistliche Gesänge … mit 4 und 5 Stimmen für die gemeinen Schulen” (Georg Rhau, Wittenberg), 1544
  8. Babtsche Gesangbuch, 1545
  9. Genfer Psalter, 1562