Kirchenmusikgeschichte Flashcards

1
Q

Welche Sequenzen sind nach dem Konzil von Trient noch für liturgischen Gebrauch übrig geblieben (von den vielen tausenden, ca. 5000)?

A

Das Tridentiner Konzil (1545 - 1563) war das 19. Konzil. Wurde abgehalten unter Papa Marcellis

Dieser Papst wollte vieles, das nicht Gregorianischer Choral-ähnlich war, wieder zurückdrängen. U.a. die Mehrstimmigkeit. Palestrina konnte ihn umstimmen mit seiner Messe für Papa Marcellis

An Sequenzen sind übrig geblieben:

  1. Victimae paschali laudes (Ostern)
  2. Veni Sancte Spiritus (Pfingsten)
  3. Lauda Sion salvatorem (Fronleichnam)
  4. Dies Irae (Requiem)

Später nach dem Konzil kam in 1727 noch dazu:
5. Stabat Mater dolorosa (Mariafest, 15.9.)

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2
Q

Welche Musiker finden Erwähnung in der Bibel?

A

= Jubal (1 Mos 4,2)
spielte Zither, Flöte, Schoffar (Widderhorn) und Tov (Trommel)

= Asaf und weitere Leviten als angestellte Tempelsänger
(1 Chr. 6,16-32; 1 Chr. 15, 16-29)
Sie spielten Zimbeln, Harfen, Lyra (8-Saiten Leier), Trompete, Posaune
(Instrumente erwähnt in den Psalmen)

= König David
   spielte Harfe (Bücher Samuel)
= Mirjam (Schwester von Aaron und Moses)
   spielte Pauke (Sang und Tanz)
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3
Q

Welche alt-jüdische/alt-christliche Gesänge gibt es?

A
  1. Psalmodie (Psalmgesang (Muster des Gregorianischen Chorals)
    2 Halbverse (Parallelismus Membrorum), antiphonal gesungen (2 Chöre)
    später responsorial (Vorsänger + Chor)
  2. Hymnodie
    syllabisch gesungene Lobgesänge in Strophen (–> Choralgesang)
  3. Geistliche Gesänge / Lektionen
    Solistisch vorgetrag mit MELISMEN auf Texte der Tora und Propheten
    —-> Allelujah (–>Doxologie / odoi)

Die frühchristliche Kirche übernimmt diese Gattungen (was später die Ostkirche ist)

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4
Q

Wer entwickelte bzw. notierte die frühchristliche Musiktheorie?

A

Boethius, Anicius Manlius Severinus (ca. 480 - 524)
Römischer Staatsmann und Philosoph

Werk: De Institutione Musica (ca. 500)
Wurde später in Venedig gedruckt, rund 1500

Führte darin die Kirchentonarte, Modi, auf

[die Modi sind eigentlich Griechischer Herkunft!]
Dorisch, Phrygisch, Lydisch und Mixolydisch (und deren Hypo-Varianten)

NB.: Erweiterung um Ionisch und Dorisch (+ Hypo) erst durch Clarianus in 1547
–> Dur/Moll Tonalität fängt erst im 16. Jht. an.

Weitere Inhalt des Werkes:
Einteilung der Musik in:
- die hörbare Musik (musica instrumentalis), die „in bestimmten Instrumenten eingerichtet ist“,
- die „menschliche“ Musik (musica humana), womit er die „musikalische“ Harmonie
in Seele und Körper des Menschen meint, und
- die „Weltmusik“ (musica mundana), worunter er die von den Himmelskörpern erzeugte,
für den Menschen unhörbare Sphärenmusik versteht.

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5
Q

Welche sind die Stilmerkmale der Deutschen Evangelischen Kirchenmusik im Generalbasszeitalter (1600 - 1750)?

A
  1. Harmonische Grundlage durch Basso Continuo (Generalbass)
  2. Mehrchörigkeit (getrennt in Kirchenraum aufgestellt
  3. Concerto-Form: Wechsel zwischen Tutti und Auswahl-Besetzung
  4. Monodie: Sologesang mit Instrumentalbegleitung (figurierter Bass)
  5. Madrigalismen: Klangmalerei zur Deutung von Text und Stimmung
  6. Instrumente nicht mehr nur Chorstimmen, sondern Orchester mit instrumentspezifischen Behandlung
  7. Dur/Moll Tonalität verdrängt die Modi
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6
Q

Was war/ist die Aufgabe der Orgel in evangelischen Gottesdiensten?

A

Anfangs (Zeit bis ca. 1600) nur in der lutherische Kirche eingesetzt, in reformierten Kirchen hatte sie zu schweigen.

Lutherische Aufgaben:

  • intonieren der liturgischen Gesänge und Kirchenlieder.
  • übernehmen von einzelnen liturgischen Stücken
  • Spiel im alternatim Praxis (Chor-Gemeinde-Orgel)
  • spielen des Postludiums, meist für die Orgel umgearbeitete
    (intavolierte) Chorsätze, notiert in Tablatur

Erst mit dem Aufkommen des Generalbass bürgerte sich die Orgel als Liedbegleitung der singenen Gemeinde ein.

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7
Q

Welche Gattungen der Motette gibt es?

A

= Liedmotette:
Mehrstimmige polyphone Setzung von Lieder
z.B.: Michael Praetorius, Liedmotettensammlung “Musae Sioniae”

= Choralmotette:
Wie Liedmotette, auf Textgrundlage ev. Choräle, kontrapuntal mit CF in Tenor oder Diskant

= Psalmmotette
Vertonung von ganzen Psalmen oder Psalmverse

= Spruchmotette
Vertonung von biblischen Worten, besonders Kernsätzen aus den Evangelien
Melchior Vulpius und Melchior Franck: ganze Jahrgänge deutscher Evangeliensprüche für den Gottesdienst

!!!!!!!!!
Höhepunkt der Gattung Spruchmotette:
- “Israelsbrünnlein” (1623) von Johann Hermann Schein
- “Geistliche Chormusik” (1648) von Heinrich Schütz

Dazu noch eine weitere Gattung:

= Die motettische Passion
heißt auch “Figuralpassion”. Ist komplett mehrstimmig auskomponiert
Steht neben der bis dahin gängigen Choralpassion (z.B. Johann Walter)
und ist seine Weiterentwicklung zur Dreistimmigkeit
(Evangelist-Jesus-Andere —-> Turbae (Jünger, Priester, Volk)
Heinrich Schütz, drei Passionen nach Johannes, Matthäus und Lukas

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8
Q

Welche Funktionen hat die Musik in der Gesellschaft?

A

Ausdruck von Gefühl, Gedanke, Macht und Glauben

  1. Kultisch, religiös, kirchlich
  2. Herrschaftlich, höfisch
  3. Bürgerlich
  4. (Volk, Popkultur)
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9
Q

Wer war Guido von Arezzo und was ist sein Betrag zur Musikgeschichte?

A

Guido von Arezzo (um 992 - 1050)

Benediktiner Mönch, Musiktheoretiker

  1. Solmisation auf Basis der Johannes Hymnus (Ut queant laxis)
    ut, re, mi, fa, sol, la (es ging nur um Hexachorde !!)
  2. Weiterentwicklung der Neumen: Einführung von Notenschlüssel (C und F Schlüssel
    und 3. und 4. Notenlinien (Terzabstände)
  3. Entwicklung des Hexachordsystem
    Von C – A : Diesen Hexachord nannte man hexachordum naturale.
    Von F – D (über das b; das h fällt weg): Diesen Hexachord nannte man hexachordum molle.
    Von G – E (über das h; das b fällt weg): Diesen Hexachord nannte man hexachordum durum.
  4. Unterstützung des Systems mittels guidonischer Hand
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10
Q

Wann und wie verlief die Entwicklung der frühe Mehrstimmigkeit?

A

Um 800 führen die Franko-germanen die Orgel ein –> instrumentale Mehrstimmigkeit
Es gibt die Orgelmixtur: Quinten und/oder Quarten

[Älteste erhaltene Orgeltablature im 14. Jht.
- Robertsbridge Fragment (1325)
- Codex Faenza (1400)
]

Früheste Organumlehrbuch (alte Organum): Musica Enchiriadis (vor 900)

Früheste Organum Liedbuch (um 1050): Winchester Tropar

~ 900: Wird aufgenommen in gregorianische Choräle:

        - Vox Prinzipalis   die Oberstimme, führt die Melodie
       - Vox Organalis    eine in Quinten oder Quarten improvisierte Unterstimme

Ergibt das Quint- und Quart-Organum

Lehrbuch; Musica Enchiriadis ca. 900)

1100: Vox organalis bekommt größere Eigenständigkeit, darf ÜBER prinzipalis gehen
und bekommt leichte Melismen

1150: Beginn der komponierte (statt nur improvisierte) Mehrstimmigkeit
Kloster Sankt Martial (Limoges)
Prinzipalis wird nun UNTERSTIMME
Organalis wird dann Oberstimme —> heißt nun DISKANTstimme

Zwei Arten:

  • lange CF Noten, darüber Melismismen —> Haltetonfaktur
  • Noten gegen Note —> Diskantfaktur (später “Kontrapunkt”)

Diskantfaktur ist “Das neue Organum”

1200: Notre Dame Epoche (bis 1250)
Leonin und Perotin erste namentlich bekannte Komponisten

Einführung der Modalnotation.

3 Kompositionsarten:

  • Organum (zweistimmig bis manchmal vierstimmig) –> Haltetonfaktur
  • Motette: 4-stimmig: Cantus (Tenor), darüber: Duplum, Triplum, Quadruplum
  • Conductus –> Diskantfaktur, Note gegen Note, Kontrapunkt

1250 - 1320: Ars Antiqua
Schwerpunkt: Motette: nicht textierte Tenor (CF, instrumental) + Motettus (Duplum) und Triplum
Hauptvertreter: Petrus de Croce

Einführung der Mensuralnotation (um 1280 bis ca. 1600):
Franko von Köln, Ars Cantus Mensurabilis
Kurze Note: brevis, rascher;: semi-brevis; verlängerung: Longa

1 Longa = 3 Semi-Brevis, 1 Semi-Brevis = 3 Brevis (ternäres System) –> Tempus imperfecta/divina
Weiter noch: 1 Duplex-Longa = 2 (ZWEI!) Longa —> Tempus imperfecta

1320 - 1377 (Tod Machaut): Ars Nova (im Gegensatz zu Ars Antiqua)
Erste Messkomposition (Ordinarium) durch Guillaume de Machaut –> Notre Dame Messe
isorhythmische und isoperiodische Motetten
In der Regel 4-Stimmige Kompositionen: Tenor, darüber: Kontratenor + Motettus + Diskantus
Hauptvertreter:
Philippe de Vitry (1291-1361)
Guillaume Machaut (1300-1377)

Hauptzentren Ars Nova:
- Französcher Hof (Paris / Avignon-Papst)
- Italien, Trecento-Periode (=1300~1399), Komponist Francesco Landinie
- England, John Dunstable, Einführung von Terzen und Sexten als KONsonant!,
Fauxbourdon-Technik (Dreistimmig – zwei Stimmen unter CF, 6-Akkordreihen
[grund + Quarte + Terz = Sexte —> Sextakkord!]

Stilwandel ab 1437 in Italien und England hin zu Frankoflämische Vokalmusik der aufkommenden Renaissance.
Darin vollständige Vokalpolyphonie (Statt gothische “Spaltklänge”) und
Zurückdrängung der Instrumentalmusik hin zu reine Vokalmusik (nur in der Kirchenmusik!!!)

Vokalmusik: Bass (Kontatenor), Tenor, Altus, Diskantus (Sopran)
Entwicklung tonaler Satzstruktur, Verschwinder der Melismenketten.

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11
Q

Welche Orte waren im frühen Mittelalter wichtig für die Entwicklung der Klostermusik –> Gregorianik?

A

= Kloster Sankt Gallen (Schweiz)
u.a. Notker Balbulus (ca. 840 - 912)
[40 Sequenzen (tropen auf Jubilus)]

= Klöster in Limoges (Frankreich)
Kloster Sankt Martial

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12
Q

Was ist die Modalnotation?

A

Musiknotation der frühe Polyphonie (Notre Dame Schule) in Notengruppen, meist Dreiergruppen (Ternär)
Zusammenfassung einer Gruppe nennt man Ligatur.

Die Ligature werden in Reihen (oft 6) aneinander gereiht. Es gibt 6 Modi.

Though the use of the rhythmic modes is the most characteristic feature of the music of the late Notre Dame school, especially the compositions of Pérotin, they are also predominant in much of the rest of the music of the ars antiqua until about the middle of the 13th century. Composition types which were permeated by the modal rhythm include Notre Dame organum (most famously, the organum triplum and organum quadruplum of Pérotin), conductus, and discant clausulae.

6 Modi:

  1. Long-short (trochee)
  2. Short-long (iamb)
  3. Long-short-short (dactyl)
  4. Short-short-long (anapaest)
  5. Long-long (spondee)
  6. Short-short-short (tribrach

Although this system of six modes was recognized by medieval theorists, in practice only the first three and fifth patterns were commonly used, with the first mode being by far the most frequent.

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13
Q

Was ist Mensuralnotation?

Wer hat sich beschrieben?

A

Einführung der Mensuralnotation (um 1280 bis ca. 1600):
Franko von Köln, Ars Cantus Mensurabilis (1260-1280),
Kurze Note: brevis, rascher;: semi-brevis; verlängerung: Longa

1 Longa = 3 Semi-Brevis, 1 Semi-Brevis = 3 Brevis (ternäres System) –> Tempus imperfecta/divina
Weiter noch: 1 Duplex-Longa = 2 (ZWEI!) Longa —> Tempus imperfecta

–> Rhytmusnotation

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14
Q

Was ist Fauxbourdon?

Wo und von wem wurde es entwickelt?

A

Fauxbourdon (von franz. faux bourdon „falscher Bass“) bezeichnet eine im Kirchengesang seit dem 15. Jahrhundert angewandte Art des Tonsatzes von dreistimmigen Musikstücken, bei der parallel zur melodieführenden obere Stimme, eine zweite (Unterquart) und dritte (Terz darunter) Stimme zu Sextakkordadditionen gesungen werden. (Die Melodieanfänge und- enden bleiben in Quint- und Oktavkonsonanz ausgeführt)

isorhythmische parallelbewegung in [grund + Quarte + Terz = Sexte —> Sextakkord!] Sextakkordreihen.

Entwickelt, bzw. benutzt von John Dunstable (~1390 - 1453),
Inspirator (zusammen mit Ital. Trecento) der frühen Franko-Flamen, Guillaume Dufay und Gilles Binchois.

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15
Q

Wie sieht eine grobe Einteilung der Kirchenmusikgeschichte aus?

A

= Frühchristitliche Periode 30-300/400

= Mittelalter (400-1400)

  - um 600 Gregorianik
  - 800 Orgel
  - 900 erste Mehrstimmigkeit
  - 1200 Notre Dame Epoche
  - 1300-1400 Ars Antiqua und Ars Nova, Ital. Trecento

= Renaissance (1400-1600)
Franko-Flamen

= Neuzeit / Barock (1600 - 1750)
= Übergang Galante (1730-1750) und empfindsame Stil (1740-1780)

= (Wiener) Klassik (1781 [Mozart nach Wien] - 1827 [Tod Beethovens])

= Romantik / Spätromantik (1820 -1920)

= Moderne und Postmoderne (20. Jht bis jetzt)

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16
Q

Wie ist eine Requiem-Messe (Totenmesse) aufgebaut?

A
Introitus:  "Requiem aeterna dona eis, Domine"
Kyrie
Sequenz "Dies Irae" [Statt Gloria]
[Credo -- entfällt]
Offertorium: "Domine Jesu Christe"
Sanctus-Benedictus
Agnus Dei
Communio: "Lux aeterna"

Erste vokale Requiemkomposition: Guillaume Dufay ~1460

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17
Q

Welche Generationen der Franko-Flamen mit welchen Komponisten unterscheidet man?

A
= 0. Generation  (etwa 1380 bis 1420)
       John Dunstable (~1390 - 1453), England/Frankreich
       Johannes Ciconia (1335-1411), Padua [noch Trecento]
= 1.  Generation  (etwa 1420 bis 1450)
       Guillaume Dufay (~1400-1474)
       Gilles Binchois (~1400-1460)
= 2. Generation  (etwa 1450 bis 1490)
       Johannes Ockeghem (~1420-1495)
= 3. Generation (Blütezeit der FF-Musik) (etwa 1490 bis 1520)
       Josquin Desprez (~1450-1521)
       Jacob Obrecht (~1450-1505)
        Heinrich Isaac (vor 1450-1517)
        Ludwig Senfl (~1486-1542/43)

= 4. Generation (etwa 1520 bis 1550)
Nicolas Gombert (~1490-1560)
Adrian Willaert (~1490-1562)
Jacobus Clemens non Papa ((~1510-1557)

= 5. Generation (etwa 1550 bis nach 1600)
Philippe de Monte (1521-1603)
Orlando di Lasso (1532-1594)
Giovanni Pierluigi da Palestrina (~1525-1594)
Andrea Gabrieli (~1510-1586)

= Übergang zur Barock:
        Giovanni Gabrieli (1557-1613)
        Sweelinck
        Gesualdo
        Monteverdi
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18
Q

Welche sind allgemeine Charakteristika der Musik der Renaissance?

A

= Vollklang der Vokalpolyphonie (keine gotische Spaltklänge mehr)

= Polyphone Stimmschichtung —> Entwicklung der Harmonie, Vorbereitung der funktionale Dreiklang

= Simultankonzeption der Stimmen (statt vorher sukzessive)

= Nicht mehr nur Quint/Oktavklänge sondern weiche Terzen und Sexten (als Konsonanzen)

= Einfache, atmende Melodielinien

= pulsierende, lebendige Rhythmik

= Aufgabe von ordinierte Tenorgerüst und Isorhythmie zugünsten von einfacher Formen und Proportionen

= Natürlichkeit: Text nachahmen, Textverständlichkeit, Affekt und Audruck des Textes Wiedergeben

= Mehrstimmigkeit ist Summe kontrapuntale Einzelstimmen
= Stilmittel der Imitation (linear gleichartige Melodie in allen Stimmen=
= Stilmittel der Parodie (Ersatz liturgischer Choral durch weltliche Melodie (Chanson, Madrigal)
als verbindendes Mittel in allen Stücken einer Messe (Parodie-Messe), meist “l’Homme Armé”
= Hereinnahme der Bassregion (Fauxbourdon)

—-> Große Verbreitung durch die Möglichkeit der Drucklegung:
> Johannes Gutenberg, Mainz, um 1455 Erfindung Buchdruck
> Petrucci erfindet den Notendruck, Herausgabe 1501 in Venedig:
die “Harmonice Musices Odhecaton A” u.a. mit Messen von Josquin

—-> Humanistisches Gedankengut &raquo_space;> Erasmus von Rotterdam (~1467 - 1536)

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19
Q

Was waren Zentren der Franco-Flämischen Musik?

A

= Cambrai (Dufay)

= Paris (Ockeghem, Mouton)

= Venedig (Willaert, A. und G. Gabrieli, Monteverdi)

= Rom (Palestrina)

= München (di Lasso)

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20
Q

Welche Gattungen wurden in der Renaissance komponiert?

A

Geistliche Musik:
+ Messordinarium (Meist nach Motettenart komponierte Sätze / Parodie)
+ Messproprium
+ Offiziumskompositionen: Magnificats, Hymnen, Antiphonen
+ Motette, überwiegend Texte aus Bibel (keine Mehrtextigkeit, keine Isorhythmie mehr!)

Weltliche Musik:
+ frz. Chansons
+ it. Madrigale
+ dt. Tenorlied (instr-vokaler Mischklang mit CF (Liedmelodie) im Tenor
+ Volkstümliche Forme: Frottola, Balletto, Vilanella (stark homophon)

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21
Q

Wie ist in der Renaissance der vierstimmige Chorsatz aufgebaut?

A

4-Stimmiger Satz ist Norm ab Ende 15. Jahrhundert (also: um 1500) —> Ockeghem

War ausgegangen von 2-Stimmig (11./12.Jht.): Choraltenor (Cantus) und Oberstimme (Diskant)
zu 3-stimmiger Satz (13.-15. Jht.): Tenor, Contratenor (gleiche Stimmlage gelegentlich über und auch unter dem Tenor, und Diskant

Endlich: Aufspaltung des Contratenors, damit:
\+ Diskantus (Sopran)
\+ Contratenor Altus (Alt)
\+ Tenor --- CF tragende Stimme
\+ Contratenor Bassus (Bass)

4-Stimmige Tenormesse wird zur Hauptform der FF-Vokalmusik. Ausführung chorisch mit Instrumenten, die nach belieben die Chorstimmen mitspielen, oder auch nur Vokal.

dabei wird gelegentlich (z.B. mal bei Josquin) eine Kopplung von 2 stimmen gegen die andere auch gegen alle vier stimmen gesetzt —> Bicinium

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22
Q

Was zeigt das protestantische Kirchenlied in der Renaissance auf?

A

Luther führt die Choral ein, das Gemeindelied am Gottesdient, einstimmig oder auch mehrstimmig!
Mehrstimmig dann als Chorsatz für eine Kantorei.

Zwei Arten von Chorsätze:
> homophoner Satz —> Kantionalsatz (Ossiander, Hassler)
> motettischer Satz —> Liedmotette (Lasso, Eccard, Praetorius, Hassler)

Siehe sonst Hymnologie: Luthers Generation und die darauf folgende, frühe Liedbücher der Reformation.

23
Q

Wie war der Aufbau von isorhythmische Motetten in der Zeit vor den Franko-Flamen, insb. der Ars Nova Periode?

A

vierstimmig:

Unten Tenor (Cantus), darüber:
Contratenor
Motetus (duplum)
Diskantus (triplum)

Komponisten: Machaut, Vitry

24
Q

was sind COLOR und TALEA?

A

Ars Nova Begrifflichkeiten

Color:
Eine festgelegte Melodietonfolge
Kann mehrmals wiederholt werden

Talea (==Abschnitt):
Rhythmische Untergliederung einer Color

25
Q

Wer ist Guillaume Dufay?

A

Franko-Flämischer Komponist (~1400-1474), [Cambrai, Hennegau (Hauptstadt Mons)]
der ersten Generation
Wirken in Rom –> Florenz –> Cambrai
Vokalorientierte Klanglichkeit, Benutzung weltliche Melodien für CF,
Tenormesse: l’homme Armé (Vorher Diskantmessen)
Zuerst noch Komposition von isometrischen Motetten (altmodiscch),

26
Q

Wer ist Johannes Ockeghem?

A

Johannes Ockeghem (~1420-1495), [Hennegau]
FF-Komponist der 2. Generation
Wirken in Antwerpen –> Paris/Tours(?)
Entwicklung einer Vokalpolyphonie mit Eigenständigkeit aller Stimmen,
Vollzug der definitive Vierstimmigkeit: Bass-Tenor-Altus-Diskantus (d.h. Contratenor nur noch unterm Tenor)
Aufwertung des Basses, Kanonische Stimmführung
Erstes vollständiges Requiem, Fokus auf zyklischen Messen
Erneuerung in allen kompositorischen Bereichen, Wegbereiter für die Blütezeit (3. Generaton)

27
Q

Wer ist Josquin Desprez?

A

Josquin Desprez (~1450-1521), [Picardie]
FF-Komponist (und Sänger der 3. Generation (Blütezeit)
Wirken: Mailand –> Rom –> Paris –> Ferarra –> Condé (F)
Loslösung von Tenor und alle Stimmen in gleichberechtigter imitierender Polyphonie
Verschmelzung Nord und Italien, wortbezogener Rhythmik nach Forderung des hymanismus

Das Fundament für den Ruhm von Josquin Desprez wurde von dem Buchdrucker und Verleger Ottaviano dei Petrucci gelegt, und er profitierte von diesem Ruhm. Kein anderer Komponist wurde in den Drucken seines Verlags so ausgiebig berücksichtigt und so demonstrativ herausgestellt. Dies bestätigt auch der Band Misse Josquin aus dem Jahr 1502 als erster Druck der Musikgeschichte, der nur Werke eines einzelnen Komponisten enthält. Erst durch die Chanson-, Messen- und Motettendrucke Petruccis, ihre Neuauflagen und Nachdrucke durch die italienische, zum kleinen Teil auch durch die französische Druckindustrie bis ins letzte Drittel des 16. Jahrhunderts, auch durch die Josquin-Rezeption und seine „Pseudo-Rezeption“ der protestantischen Drucker im deutschen Sprachraum wurde Josquin zum unangefochten berühmtesten und verbreitetsten Komponisten seiner Generation.

28
Q

Wer sind Heinrich Isaac und Ludwig Senfl?

A

Heinrich Isaac (vor 1450-1517) [Flanders (Brügge?)]
FF-Komponist der 3. Generation
Wirken: Florenz –> Insbruck –> Augsburg –> Florenz
Isaacs Werk an komponierten Messordinarien ist ungewöhnlich umfangreich und übertrifft mit ihren 35 erhaltenen und derzeit für echt gehaltenen Meßzyklen sowie 15 einzelnen Meßsätzen das Messenwerk aller Zeitgenossen, womit es auch im eigenen Gesamtwerk eine weit herausragende Stellung einnimmt.
Meister des Kontrapunkt

Ludwig Senfl (~1486-1542/43) [Basel/Zürich?]
Schüler von Heinrich Isaac
Wirken: München/Wien/Augsburg/Konstanz (gestorben in München)
enfls kompositorisches Schaffen umfasst sämtliche Gattungen der damaligen Zeit

Geistliche Motetten: Propriumsmotetten Sammlung zur Messe, von Heinrich Isaac und Ludwig Senfl in lateinischer Sprache komponiert

29
Q

Wer ist Adrian Willaert?

A

Adrian Willaert (~1490-1562), [Brügge, Flandern]
FF-Komponist der 4. Generation
Wirken: Paris(?) –> Ferarra –> Venedig
beginnende Mehrchörigkeit mit 2-3 Chörigen Kompositionen
Schaffung der Parodiemesse.
Einführung Coro-spezzato: Räumlich getrennte Chöre

Das musikalische Schaffen von Adrian Willaert umfasst beinahe alle Gattungen, die während der Renaissance gepflegt wurden. Sein Gesamtwerk besteht zum großen Teil aus geistlicher Musik, beinhaltet aber auch bedeutende weltliche Kompositionen; zu seinen Pionierleistungen gehören ab 1540 Beiträge zur noch jungen Gattung des polyphonen Ricercare und der erste Druck einer Komplet (1555).

30
Q

Was ist eine Parodiemesse?

A

Anfang einer Motette wird als Vorlage aller Messesätze genommen und bildet damit die zyklische Verknüpfung der Messsätze untereinander. Ein verbindender CF entfällt damit. Gleichberechtigung aller Stimmen.

31
Q

Wer ist Orlando di Lasso?

A

Orlando di Lasso (1532-1594), [Mons, Hennegau]
französisch: Roland oder Orlande de Lassus
FF-Komponist der 5. Generation
Wirken: Neapel, Rom, Antwerpen, München

Musik im Dienst der Text (Humanismus). Affektgebunde Tonsprache. Höhepunkt der Motettenkunst.

Im Mittelpunkt von Lassos liturgischem Schaffen stehen zwei Gattungen: das Mess-Ordinarium und das Magnificat.

32
Q

Wer ist Giovanni Pierluigi da Palestrina?

A

Giovanni Pierluigi da Palestrina (~1525-1594), [Palestrina]
FF-Komponist der 5. Generation
Wirken: Rom
Vollendete Satztechnik von Konsonanz und Dissonanz, Meister der Kontrapunktik (Vorbild für Fux “Gradus ad Parnassum]
Sein Vokalstil bildet der Vorläufer der Monodie des 17. Jht.

33
Q

Wer sind die Gabrielis?

A

Andrea Gabrieli (~1510-1586), [Venedig]
FF-Komponist, Übergang zur Barock
Wirken: Venedig –> (München) –> Venedig
Erste Ansätze der konzertierenden Kirchenmusik der Barock
Und Coro-spezzato-Prinzip

Giovanni Gabrieli (1557-1613) [Venedig]
Neffe von Andrea, Lehrer von Heinrich Schutz
Seine Arbeiten machen bereits früh vom Basso Continuo Gebrauch, und in der „Sonata pian e forte“ finden sich einige der frühesten dynamischen Kennzeichnungen, d. h. Markierungen zum jeweiligen Einsatz von Lautstärke in der Musik.

34
Q

Welche theoretischen Zweiteilung ist im 17. Jht. gängig?

Welche Prinzipien lagen dem Musikverständnis zu Grunde?

A

Einteilung in Musica Theoretica (Wissenschaft, höhere Kunst) und Musica Practica (Handwerk)

Vier Prinzipien überherrschen die Vorstellung:

  1. Kosmologisches Prinzip: Harmonia ist Ordnung (cf Kepler, Mathematik)
  2. Rhetorisches Prinzip: Struktur der Musik geleitet vom Text
  3. Naturphilosophisches Prinzip: Harmonie ist Bewegte Lebensgeist der Menschen
  4. Theologisches Prinzip: Harmonie ist Dreiklang, verweist auf göttliche Trinität
    • –> umsodichter an Unitas (Proportionen der Töne), umso besser (näher an Gott)
35
Q

Welche Musizierstile werden im 17. Jht. identifiziert?

A
  1. Stile antico, prima prattica, Stile alla Palestrina
    zu kontrapunkt neigende a capella Satz (mit oder ohne Generalbass)
  2. Stile moderno, Stile concertato, konzertierender Stil
    zur Benennung zweier Grundformen:
    • Solistisches Singen über einen Generalbass
    • Vielstimmiges Musizieren von Vokalstimmen und Instrumenten mit
      ausgeprägten Wechsel heterogener Klanggruppen, Soli und Tutti
  3. Mehrchöriger Stil (Polychorie)
    Fortführung und Erweiterung der Venezianische Cori-Spezzati Technik
36
Q

Welche Institutionen sind im 17. (und teils 18.) Jht. wichtig für das Musikleben.

Welche namhafte Vertreter dieser Institutionen gibt es?

A

= Hofkapellen und Kapellmeister
Musik am Hofe

= Kantoren und Kantoreien
Verlangt von Luther, bürgerliche/kirchliche Musik,
entstanden im 16. Jht.

Kapellmeister:
Michael Praetorius (Braunschweig), 
Heinrich Schütz (Dresden),
Samuel Scheidt (Halle),
Johann Philipp Krieger (Bayreuth und Weißenfels)
Christoph Graupner (Darmstadt)

Kantoren:
Johann Walter (Torgau, 16 Jht. )
Johann Hermann Schein, Leipzig, Thomaskantor)
Thomas Selle (Hamburg)
Georg Philipp Telemann (Hamburg)
Johann Sebastian Bach (Leipzig, Thomaskantor, Director Musices d. h. Kantor an diversen Kirchen in der gleichen Stadt)

37
Q

Welche Gattungen der Evangelischen Kirchenmusik im 17. Jht. unterscheidet man?

A
  1. Choralbearbeitungen
    Mehrstimmige Vertonungen von ev. Kirchenlieder, Kantionalsatz oder auch Choralmotette
  2. Messe
    Lateinische Messe, ggf. mit Weglassungen,
    Übersetzte (ins Deutsche) Messen, oder
    Lied-Messe (Choralmesse)
  3. Motette (sind aber ab 1650 nicht mehr en vogue)
    a) Liedmotette
    b) Choralmotette
    c) Spruchmotette
  4. Deutsches geistliches Madrigal
    etwas zwischen Liedmotette und Geistliches Konzert, mit Stilmittel des Madrigal
  5. Geistliches Konzert
    a) Großes GK (mehr als 8 stimmig, große Besetzung, solo und tutti wechsel)
    b) Kleines GK (geringstimmig, kleine Besetzung, mit Generalbass)
    c) Begleitete GK (Wie Kleines GK, aber mit Begleitung weiterer Instrumenten)
  6. Kantate
  7. Passion
38
Q

Wie ist das Geistliche Konzert entstanden?
Welche Untergattung gibt es davon?
Welche Komponisten und Werke sind damit verbunden?

A

Es ist die Entwicklung einer eigenen ev. Kirchenmusik auf der Basis von Einflüssen und Weiterentwicklung von den späten Franko-Flamen, besonders der Venezianischen Schule (Schütz besucht Venedig 2x;
1610-12, G. Gabrieli, 1628-29, Monteverdi)

Untergattungen des Geistlichen Konzertes:

  1. Große geistliche Konzerte
    mehr als 8-stimmig, tutti/Solo-Wechsel vorgeschrieben
    Generalbass und weitere Obligate Instrumentalpartien
    Bsp: Praetorius “Polyhymnia caduceatrix et panegyrica (1620)
    Schütz “Psalmen Davids” (1619)
  2. Kleine geistliche Konzerte
    Geringstimmig besetzt mit solistischen Vokalstimmen und Generalbass
    Kleine Besetzung dem 30-Jährigen Krieg geschuldet.
    Sind weitgehende Reduktionsformen großbesetzter Kompostionen
    [Ital. Sprachgestus und Monodie aufs Deutesche Übertragen von Schütz]
    Bsp: Schütz “kleine geistliche Concerte” Teil 1 (1636), Teil 2 (1639)
    Scheidt “Geistliche Concerte”
  3. Begleitete geistliche Konzerte
    Geringstimmig besetzte kleine geistliche Konzerte in denenzum Generalbass
    weitere obligate Instrumentalstimmen hinzutreten.
    Bsp. Schütz “Symphoniae sacrae “ Teil I (1629), Teil II (1647)

Durch Aufspaltung, Ausbildung getrennter Abschnitte und Einfügung von Satztypen
wie der Aria geht das Geistliche Konzert nach 1650 (also in der zweiten Hälfte des 17. Jht)
über in die Kantate.

39
Q

Wann und Wie ist die Kantate entstanden?

Welche Gattungen gibt es davon?

A

Die Kantate ist um 1650 entstanden aus einer Mischung der Gattungen Geistliches Madrigal
Motette und insbesondere Geistliches Konzert.

Es ist eine geistliche Vokalmusik mit (relativ) unabhängige Sätzen,
mit Instrumentalbegleitung bestehend aus: Chören, Rezitativen und Arien

Ordnung der Kantaten nach textlichen oder strukturelle Gesichtspunkten möglich:

= Textlich
+ Spruchkantaten (Basieren auf Bibeltexten)
+ Choralkantaten (Basieren auf Kirchenlieder)
+ Odenkantate (Basieren auf strophische geistliche Lieder)
+ Mischtypen, zB. Spruchodenkantate

= Strukturell
   \+ Concerto-Kantate  (nach dem Concertato Prinzip)
   \+ Arien-Kantate (mit Arien)
   \+ Choralkantaten (mit Chorälen)
   \+ Mischtypen

Um 1700: Entwicklung der Da Capo Aria in der Kantate
Orchesterbegleitung bei Arien (statt nur Generalbass) zuerst eingeführt in Italien von Stradella.

Bach pflegt auch im 18. Jht. noch die Kantate (Jedes Kirchenjahr hat 59 Kantate(-Texte))
Bach hat 5 Jahrgänge vertont! Davon 2 ganz und 1 teilweise erhalten (2 komplett verloren!)
Reine Bach-Kantate-Form:
+ Eingangschor
+ Secco Rezitativ I (Gesang mit Generalbass)
+ Aria I
+ Rezitativ accompagnata (mit instrumentalbegleitung)
+ Aria II
+ Schlusschoral

Dichter von Bachs Kantatentexte:

  • [Erdmann Neumeister (Weißenfels); Textsammlung für Komponisten]
  • Salomon Heinrich Franck (Weimar)
  • Christian Henrici (Picander), Leipzig
40
Q

Was ist eine Passion? Welche Typen davon gibt es im 17. Jht.?

A

Vertonungen der Passionsgeschichte.

Typen:

  1. Liedpassionen (Monophon)
    Passionstext in Versform auf Melodie eines Kirchenliedes
  2. Responsoriale Passion (== Choralpassion, dramatische Passion)
    Evangelien(Evangelisten-)text einstimmig im Lektionston, Turbae und Soliloquenten
    (in direkte Rede agierende Personen im Evangelientext (außer Christus), z.B. Petrus, Pilatus)
    mehrstimmig (kaum gebunden an Lektionston.
    –> Johann Walter, Matthäus und Johannes Passionen
    Melchior Vulpius
    Heinrich Schütz, v.a. Lukaspassion, auch noch Johannes und Matth. P.
    &raquo_space;» dieser Passionstyp verliert nach 1650 an Gewicht, behält aber bis ins 19. Jht. liturgischer Bedeutung.
  3. Figuralpassion (== Motettenpassion, Durchkomponierte Passion)
    durchgehend mehrstimmige Setzweise, frei.
  4. Oratorische Passion
    Entwickelt sich aus der responsoriale Passion
    Evangelistentext nicht mehr auf Lektionston, sondern als monodische Rezitative
    –> Thomas Selle (Hamburg), Johannespassion, 1641, Matthäuspassion , 1642
    —–> später (18 Jht.) auch die Passionen von J.S. Bach
  5. Passionsoratorium
    Frei Zusammenstellung von Bibel- und Nicht-Bibeltexten,
    Einführung allegorischer Personen.
    –> Auf Dichtungen von Hunold und Brockes
41
Q

Was ist ein Oratorium? Wann und wie ist es entstanden? Wie schaut die Deutsche Ausprägung aus?

A

Oratorium schöpft seine musikalische Mittel aus der Oper.
Unterschied zur Oper:

  1. Darstellung überwiegend religiöser Stoffe
  2. Bezug zu Bibeltexten oder dichterische Paraphrasen dessen
  3. Vertonung meist umfangreicher Texte
  4. Verteilung des Geschehens auf mehreren handelnden Personen oder Personengruppen
  5. Keine szenische Wiedergabe
  6. Aufführung außerhalb der kirchlichen Liturgie

Entstanden zweiter Hälfte des 17. Jht. in Italien, vor allem in Rom. Meister: Giacomo Carissimi
Fasst in Deutschland im 17. Jahrhundert kein Fuss, bzw. Deutsche Ausprägung ist:

= Historia (Historien) [Schütz hat einige gemacht]
Für den Gottesdienst (!) bestimmte Vertonungen einer mehreren Szenen umfassenden
biblische Geschichte, bevorzugt Weihnachts, Passions- und Osterhistorien
Drei Typen:
a) A-Capella-Historia, Evangelist unbegleitet, innerhalb der Messe
b) konzertante Historia, instrumental begleitet im Nebengottesdienst (Vesper)
c) oratorische Historia, mit Chorälen und Arien, OHNE Liturgische Funktion
—–> Auch die Passionen Bachs stehen in der Tradition der oratorischen Historien

= Geistliche Dialoge
In der Regel kürzer als Historien, dialogische Abschnitte des NT
(Mariae Verkündigung, der Verlorene Sohn, die Frauen beim Grab)
oder des AT (Abraham und Isaac, Hiob)
Liturgisch an der Stelle einer Motette
Bsp. Schütz (Vater Abraham, erbarme dich mein, Osterdialog “Weib was weinst du?”).

Im 18. Jh. entwickelt Handel das englische Oratorium, gedacht für eine bürgerliche Öffentlichkeit als Konzert
Er entwickelt sie aus sein Opernschaffer heraus (gibt also eigentlich kein Kirchenbezug)
Seine Oratorien:
- Esther (1732-33)
- Saul, Israel in Egypt, Messiah und Behlshazzar (1738-1745)
- einige patriotische, worunter Judas Maccabaeus (1746-48)
- Spätphase mit 4 Stück, darunter Theodora und jephta (1748-52)

Handels Oratorien sind dreiteilig (statt zweiteilig wie in Italien)
der “Messiah” hat eine ununterbrochene Aufführungspraxis (mit Umarbeitung z.B. von Mozart)

NB: Bachs Oratorien sind eigentlich keine:

  • Weihnachtsoratorium sind 6 Kantaten für 3 Weihnachtsfeiertage, NeuJahr und zwei folgende Sonntage
  • Osteroratorium ist eher den Typ des Geistlichen Dialogs und ist eine Parodie einer weltlichen Geburtstagkantate

Im 18. Jht. produzieren trotzdem einige Deutsche Oratorien (alle in Hamburg):

  • Johann Mattheson (2-teilige Oratorien, Umrahmung der Predigt)
  • Georg Phiilipp Telemann komponiert zahlreiche Oratorien und oratorische Passionen
  • CPE Bach, “ Die Israeliten in der Wüste”, als KONZERT

Im Katholischen Süden gibt es v.a. Joseph Haydn (in der Tradition Handels) im Stil der Wiener Klassik

  • Die Schöpfung
  • Die Jahreszeiten (nicht Religiös, sondern aufklärerisch)
42
Q

Was ist die neuere Kantate (18. Jht.)

Welche Formtypen werden erkannt?

A

Bis Etwa 1750 bleibt die Kantate zentrale Gattung

  1. Übergang von alt zu neu: Es gibt da Kompositionen von Johann Philippe Krieger, Johann Kuhnau und Friedrich Wilhelm Zachow
  2. die Kantaten Bachs
  3. Weitere neben/nach Bach:
    Mit großer Produktion: Christoph Graupner, G.P. Telemann (“Vielschreiber”) “harmonisches Gottesdienstbuch”, Gottfried Heinrich Stölzl

Formtypen:

  1. madrigalische Kantaten (Nur frei Dichtung in Rezitative und Arien)
  2. Gemische madrigalische Kantaten (Mischung freier Dichtung mit Bibeltext, letzteres ist das “Dictum”)
  3. Choralkantaten (z.T. mit freie Umdichtung einzelner Liedstrophen)
43
Q

Welche Strömungen gibt es im 18. Jahrhundert?

A
  1. Spätbarock
    Bach, Mattheson, Handel, Telemann
  2. Galante Stil 1730-1750
    Berliner Schule (am Hof Friedrich der Große)
    Die Brüder Graun und Qunantz, Stamitz
    aber auch Haydn
    Umkehr von Barocken Pathos zu kleinen Formen insb. Sonatenform,
    dynamisch, kontrastreich, schnelle Affektwechsel, Orchestercrescendi
  3. Empfindsame Stil (1740-1780)
    C.Ph.E. Bach
    Gefällige Mannigfaltigkeit, kontrastierender Ausdruck
  4. Wiener Klassik (1781 - 1827)
    Haydn, Mozart, Beethoven
44
Q

Was ist eine Sonate? Was ist der Sonatehauptsatzform?

A

Eine Sonate ist ein meist mehrsätziges Instrumentalstück für eine solistische oder sehr kleine kammermusikalische Besetzung.

Sonata („Klingstück“; auch als Sonett und Soneto bezeichnet) oder ‘ Sinfonia ist in den Anfängen der selbstständigen Instrumentalmusik gegen Ende des 16. Jahrhunderts eine allgemeine Bezeichnung für Instrumentalstücke ohne bestimmtes Formschema im Gegensatz zur Cantata („Singstück“).

Vorläufer waren A. Gabrieli (Sonata da Chiesa, 4-teilig) Kirchensonaten, und
Corelli (Sonata da Camera, für den Hof)

für Gewöhnlich: 3 Sätze: Schnell-Langsam-Schnell

Trio-Sonate: 2 Instrumente + Generalbass
Solo-Sonate
Klavier-Sonate

Sonatensatzform (auch: Sonatenhauptsatzform, Sonatenform) bezeichnet in der musikalischen Formenlehre ein Modell bzw. Gestaltungsprinzip, mit dem in der Regel die Form des ersten Satzes (= Kopfsatz oder „Hauptsatz“) einer Sonate bzw. Sinfonie (und weiterer kammermusikalischer Gattungen) beschrieben wird.

Sonateform besteht aus

  • Exposition
  • Durchführung
  • Reprise
  • Coda

In der Exposition werden meist 2 Themen (Haupt und Nebenthema dargelegt)
Ein Thema ist besteht i.A: aus 2 4-Taktigen Perioden.

Beispiel: C-moll-Sonate von J. Haydn: erste voll ausgeformte Sonate! (Hob. XVI:20)

45
Q

Wie ist ein kurzer Abriss des Lebens von Johann Sebastian Bach?

A

Geboren 1685 in Eisenach, gestorben 1750 in Leipzig

= Kindheit, Jugend und Erste Arbeit (bis 1708)
Eisenach, Ohrdruf, Mühlhausen, Arnstadt.
Als Organist in Arnstadt Wanderreise nach Lübeck um Buxtehude zu hören

= Weimar (1708-1717)
Hoforganist. Es entstehen hier: Toccaten, Fugen, Orgelbüchlein,
Choralpartiten, Choralvorspiele und monatlich eine Kantate

= Köthen (1717-1723)
Hofkomponist. Es entstehen weltliche Werke vor allem Instrumentalmusik
Wohltemporierte Klavier, Klavierbüchlein für Anna Magdalena Bach,
Brandenburgische Konzerte, Violinpartiten und -Sonaten

= Leipzig (1723-1750)
Nachfolger von Kuhnau als Kantor der Thomaner und Director Musices
sowie Übernahme 1729 des Collegium Musicale von Telemann gegründet
(weltliche Musik)
Restliche Werke, insb. die Passionen, viele Kantaten, Weihnachtsoratorium,
h-moll Messe, Magnificat, Goldberg-Variationen,, Musikalisches Opfer,
Kunst der Fuge

46
Q

Wie ist ein kurzer Abriss des Lebens von Georg Friedrich Handel?

A

Geboren 1685 in Halle, gestorben 1759 in London

= Kindheit, Jugend, Erste Arbeit in Halle (bis 1703)
Organist (1701 Besuch von Telemann, bleiben gute Bekannte)

= Hamburg (1703 - 1709)
Arbeit an der Oper Hamburg, Komposition diverser Oper
Mehrere Reisen nach Italien (Florenz, Rom, Neapel und Venedig.)

= London (1709-1759)
Zunächst Anstellung als Hofkomponist der Hannoveraner (King George)
Water Music, Fire Works
Danach freischaffender Komponist
Opern und Oratorien (keine Kirchenmusik)

47
Q

Wie ist ein kurzer Abriss des Lebens von Georg Philipp Telemann?

A

Geboren 1681 in Magdeburg, gestorben 1767 in Hamburg

Autodidakt während seines Jurastudiums in Leipzig

= 1712 in Frankfurt am Main zum städtischen Musikdirektor und zum Kapellmeister
zweier Kirchen ernannt, daneben begann er mit der Veröffentlichung
von Werken im Selbstverlag. —> Brockespassion

= Ab 1721 besetzte er als Cantor Johannei und Director Musices der Stadt Hamburg
eines der angesehensten musikalischen Ämter Deutschlands, wenig später
übernahm er die Leitung der Oper
46 Passionen, 23 Jahrgänge (!) von Kantaten

Mit über 3600 verzeichneten Werken ist Telemann einer der produktivsten Komponisten der Musikgeschichte. Dieser große Umfang ist teils auf seine flüssige Arbeitsweise, teils auf eine mit 75 Jahren sehr lange Schaffensphase zurückzuführen.

Telemanns 1.750 Kirchenkantaten stellen fast die Hälfte seines gesamten Nachlasses dar. Daneben schrieb er 16 Messen, 23 Psalmvertonungen, über 40 Passionen, 6 Oratorien sowie Motetten und andere sakrale Werke.

In ihm vollzog er der Stilwandel von Spätbarock zum Gallanten Stil

48
Q

Wie entstand das moderne Taktsystem /moderne Notenschrift?

A

Entstanden aus der Mensuralnotation. Um 1600 bekommen die Noten statt quantitativen Längenbezüge (Proportionen zu einander) die QUALITATIVE Akzente oder Gewichte in einem Akzentstufensystem (Bezeichnung durch Heinrich Besseler, 20. Jht).

  • Zweiertakt (Schwer-leicht)
  • Dreiertakt (schwer, leicht, leicht)
  • Vierertakt (schwer leicht mittelschwer leicht
  • Sechsertakt: binär (schwer-leicht-leicht, mittelschwer, leicht, leicht)

Bereits in 1600 vorhandenen Ordnungsstrich (Mensurstrich) bekommt Bedeutung als TAKT-Strich

Akzentstufentakt herrscht von etwa 1600 bis 1900.

Im 15. Jahrhundert begann man auch damit, Notensysteme mit Hilfe vertikaler Linien, so genannter Mensurenstriche, in Abschnitte zu teilen. Diese Teile waren aber keine Takte im modernen Sinn, da die Musik jener Zeit sehr unregelmäßige Muster innehatte, sondern wurden zu Hilfe genommen, um in Partituren anzuzeigen, an welchen Stellen die verschiedenen Stimmen zugleich zu spielen oder singen hatten.
Gegen Ende des 17. Jahrhunderts wurde das moderne rhythmische System mit Taktarten und Taktstrichen eingeführt, das als Notenzeichen die kleineren Werte der weißen Mensuralnotation mitnahm.

Aus der Geschichte der modernen Notation lässt sich ersehen, dass ihre Entwicklung hauptsächlich aus den Anforderungen für gesungene Musik entstand, und tatsächlich hört man oft, dass sie für die Niederschrift von Instrumentalmusik ungeeignet wäre. Die zahlreichen Versuche in den letzten beiden Jahrhunderten, das System der Notenschrift zu reformieren, schlugen aber sämtlich fehl, sei es aufgrund der konservativen Einstellung der Musiker oder weil die neu entworfenen Systeme doch schlechter geeignet waren als das alte.

49
Q

Was ist Cäcilianismus?

A

Eine im 19 Jht. entstandene restaurative Reformbewegung im Katholizismus, die folgende Ziele hat(te):

  • Wiederbelebung des Gregorianischen Chorals
  • Rückkehr zur a cappella Musik nach Vorbild Palestrinas für die liturgische Praxis
  • Förderung kirchmusikalische Kompositionen im alten historisierenden Stil
  • Gründung von Institutionen zu diesen Zwecken (Kirchenchöre, Kirchenmusikschulen)
50
Q

Was macht der Ev. Kirchenmusik im 19. Jht. aus?

A

Ähnliche restaurative Tendenzen wie bei den Katholiken. Allerdings in etwas andere Richtung:

  • Erneuerung der Liturgie mit Hereinnahme mehr a-cappella Musik auch mit Russich Orthodoxische Einflüssen
  • Wiederbelebung des alten Kirchenliedguts
  • Besinnung auf das “Geistliche Volkslied” (auf Dichtungen von Spitta und Arndt)
  • Wiederentdeckung J.S. Bach und Schütz
  • Gründung von Kirchenmusikschulen für die Ausbildung von Kirchenmusikern

Herausragenden Komponisten im Bereich der ev. Kirchenmusik:
Felix Mendelssohn-Bartholdy (größteil seiner Kompositionen sind Kirchmusik;
WIederentdecker von J.S. Bach)
und Johannes Brahms (Motetten für acappella Chor, Fest und Gedenksprüche, Requiem)

Beide komponisten erstellen auch bedeutsame Oratorien (Paulus, Elias), und Orgelmusik
M-B: Präludien und Sonaten —> Die ORGEL-Sonate
Brahms: Choralvorspiele und Fugen
Dazu kommt noch Josef Rheinberger

51
Q

Welche Komponisten waren für die Kirchenmusik im 20. Jht. wichtig?

A

Jahrhundertanfang
Max Reger: Motetten und Orgelmusik, Choralkantaten
Arnold Mendelssohn: Choralkantaten, Motetten
Sigfrid Karg-Elerts: Chorwerke (Passionskanzone, Requiem), Orgelmusik

Später
Hugo Distler: kleine Adventmusik, Deutsche Choralmesse, Weihnachtsgeschite, Choralmotetten
Johann Nepomuk David: Choralmotetten, Evangelienmotetten und ORGEL!

Im EKG: Distler, David, Pepping

52
Q

Was gibt es an Neue Musik nach 1950?

A
  • Donaueschinger Musiktage
  • Elektronische Musik: Tonstudios Freiburg & Köln
  • Heidenheimer Arbeitstage für Kirchenmusik (1946-60)
  • Avantgarde: Stockhausen, Ligeti, Kagel, Penderecki

Heute: Jenkins, Pärt

53
Q

Welche Eigenschaften lassen sich an der Musik der Klassik erkennen?

A
  • Ausgewogenheit von Inhalt und Form
  • Darstellung natürliches Empfinden
    (nicht: Pathos, Gravität)
  • Beseelte Ausdruck eines Ideals
  • Lebendige Dynamik/Bewegung
54
Q

Welche Tendenzen lassen sich in der Musik des 19. Jht. ausmachen?

A
  • Trennung Kirche und Konzertsaal (Akademiekonzerte)
  • Schwerpunkt der Ästhetik
  • Hinwendung zur Programmmusik
  • Symphonische Dichtungen (Liszt, Wagner) und Durchkomponierte Musikdramen (–> Wagner)
  • Ausbreiung über die Diatonik hinaus zum ATONALE
  • Idealismus