Literatur der Aufklärung + Empfindsamkeit 🔎 Flashcards
Was ist Aufklärung?
- richtet sich gegen Aberglaube + Vormundschaft
- Wendung zum Diesseits (Glück im Jetzt durch Weiterbildung + Freiheit durch Wissen)
- Ziel: Erziehung d. Menschen zur Mündigkeit
Periodisierung der Aufklärung
- Frühe Phase (ca. 1680-1740):
° geprägt v. Rationalismus
° zentrale Vertreter: Rene Descartes, Gottfried W. Leibnitz; Johann C. Gottsched
° Glaube an Gott, der harmonisch organisierte Welt erschaffen hat, bleibt bestehen
° Vermittlung v. moralischen Lehrsätzen
° Merkmal: reine Vernunft - Mittlere Phase (ca. 1740-1780):
° geprägt v. Empirismus
° Aufwertung d. Sinneswahrnehmung; Gefühle wissenschaft. überprüfbar
° durch Sinne rationale Wahrnehmung zugänglich
° Merkmal: Gefühle (siehe Empfindsamkeit) - Späte Phase (ca. 1780-1805):
° geprägt v. Kritizismus Immanuel Kants
° nach Voraussetzung f. reine Vernunft wird gefragt/ Wie ist es für den Menschen möglich
° Merkmal: Realität d. Vernunft konstituiert
Wann war die Aufklärung?
von ca. 1680 - 1805
Was kennzeichnet die Empfindsamkeit?
= Liebe als moralisches Gefühl
- Bedeutung:
(1) Fähigkeit zum Mitleiden (Anteilnahme; Glück d. Andere über eigenes)
(2) zärtliche Liebe –> bedeutet nicht, sich zu jmd. physisch hingezogen fühlen, Sondern v. Sittlichkeit abhängig - -> moralische Integrität d. Gegenübers macht liebenswert/tugendhaft
- -> Gefühle + Verstand sollen dabei Balance sein
Was sind die Merkmale der Aufklärung + deren Details?
1) Vernunftorientierung:
- 1. Frühe Phase: reine Verstandestätigkeit/Rationalität d. Menschen
- 2. Mittlere Phase: Vernunftbegriff ausgeweitet auf Gefühl + Empfindsamkeit
- 3. Späte Phase: Kant –> Realität erst durch Vernunft konstituiert
- -> in allen Phasen: Vernunft im Zentrum = Glaube, dass Subjekt durch Vernunft fähig ist, sich nach besten Möglichkeiten einzurichten, sich durch Bildung + Selbstreflexion immer weiter zu Vervollkommnen, sodass sich am Ende humane Gemeinschaft konstituieren lässt
2) Erziehungsanspruch + Literatur als Medium d. Selbstverständigung:
- Mensch soll lernen seine Verstandeskräfte zu gebrauchen + tugendhaftes Leben führen
- Hilfsmittel der Erziehung: siehe Aufzeichnungen
- “Bürgerliche” Eigenschaften:
° Natürlichkeit; Aufrichtigkeit; Rechtschaffenheit
° ab Mitte 18. Jh.: Empathiefähigkeit; Empfindsamkeit
3) Wissenschaftliche Erkenntnisabsichten:
- nicht nur Gott Allwissend
- empirische Beobachtungen –> Natur kann erforscht werden
4) Säkularisierung:
- Verdrängung kirchlichen Bevormundung; Vernunft wird zur “Ersatzreligion”
- Vernunft + Empfindsamkeit treten anstelle vom christl. Glauben
- Betonung individueller Möglichkeiten im Diesseits glücklich werden
Wer hat die Tragödientheorie begründet?
Johann C. Gottsched (1700-1766):
- Verfasser d. Dichtungstheorie
- Ziel: Theater soll nicht mehr nur Unterhaltung dienen, sondern Botschaft übermitteln
Theater um 1700 vor Gottscheds Theaterform
- Wandertruppen
- Funktion des Theaters = Unterhaltung
- Repertoire (Sprechtheater): “Haupt- u. Staatsaktionen” (Ziel: emotionale Überwältigung)
- kein Literaturtehater –> keine schriftl. fixierte Stücke, Stegreifspiel, Fokus auf theatralen Situation + Handlung unwichtig
- Fokus auf szenische Wirkung: Affizierung d. Publikums (z.B. Umschlag Glück-Unglück)
° Eleos: Mitleid mit Helden
° Phobos: Furcht, dass einem etwas Ähnliches passiert
° Katharsis: Gefühl der Erleichterung, nach Auflösung Erregungszustände
Was sind Gottscheds Forderungen im Bezug auf Tragödie?
- moralischer Lehrsatz als Grundlage d. zu erdichtenden Fabel (Komödie/Tragödie)
- Fabel (=Zentrum) um Lehrsatz gebildet
- dramatisches Personal: vornehme Personen wegen Fallhöhe
- Vermittlung Standhaftigkeit: Ich soll mein Elend ertragen
- Stoff: Handlung fußt auf Historie o. Mythos (öffentliche Sphäre)
- Wirkungsziel: Zuschauer sollen lernen, ihr Unglück gelassen zu ertragen –> Beständigkeit
- Wirkungsästhetik: Drama soll Bewunderung v. Protagonisten evozieren
Erkläre den Begriff des Bürgerlichen Trauerspiels.
Definition “bürgerlich” im 18. Jh. (nach Guthke):
- 1) Leitkultur des sich formulierenden Mittelstandes, der sich v. höfischen Adel + vom gemeinen Volk abzugrenzen sucht
- 2) Synonym f. “rein menschlich”, “privat”, “häuslich”
- -> Themen: Probleme, die nicht standespezifisch sind, sondern private Probleme –> Bürger wird Protagonist
Was ist Lessings Theorie d. bürgerlichen Trauerspiels?
- richtet sich gegen verstandesorientierte Tragödientheorie Gottscheds + seiner Schüler
- entwickelte eigene Theorie
- nicht Fabel im Zentrum, sondern Wirkung = soll beim Publikum Affekte auslösen
Wirkunsästhetik:
- Eleos + Phobos bleibt ABER Katharsis ändert sich –> Mensch soll empathisch, empfindsam werden
- -> Trauerspiel muss (nur) Affekte hervorrufen (Aristoteles)
- -> Affekte Mittel der Besserung d. Menschen: Tragödie soll Fähigkeit Mitleid zu fühlen erweitern –> Mitleidigster Mensch = bester Mensch (Lessing)
Was ist die Bedingung, um Mitleid fühlen zu können?
Figurenkonzeption: Darstellung v. Privatpersonen, die dem Zuschauer ähnlich sind; nachvollziehbar (Bruch der Ständeklausel); Rührung statt Bewunderung
Was sind die Merkmale d. bürgerlichen Trauerspiels nach Guthke?
Das (empfindsame) bürgerliche Trauerspiel (1. Phase: 1750er-1770er):
- Zeit: Gegenwart (18. Jh.)
- zentrale Welt Familienkreis (Figuren dem Zuschauer ähnlich, moralische Konflikte)
- bevorzugter sozialer Raum: Mittelstand (Abgrenzung höfische Aristokratie)
- Wirkungsziel: Abschreckung v. Laster + Nachahmung Tugend und Mitleiden Zuschauer
- Tugend + Laster als Orientierungspunkt inneren Handlung
- Glaube an moralische Besserungsfähigkeit d. Menschen
- häufige Elemente:
° lange Rührszenen
° Warnung v. unkontrollierbaren Affekten
° im Zentrum tugendhafte Frau, die ins Unglück gerät
° familiäre Konflikte: Pflicht vs. Liebe
° zärtliche + autoritäre Vaterfigur, Mutter hintergründig
° schwankend + charakterlich schwache Liebhaberfiguren
° egoistisch-gewissenlose, tyrannisch-unmenschliche Gegenspieler
° tableauartige Schlussauftritte mit allseitigem Verstehen, Verzeihen + Verzichten auf Rache + Rivalität
- Phase (1770-1780er):
Unterschiede
° starke Affekte (erotische Leidenschaft) statt empfindsamer Momente
° Figuren als Vertreter konkreten Standes- + Berufsmillieus
° moralischen Übel können in jedem sozialen Milieu zu Hause sein
° schärfere Standeskonflikte (z.B. Kabale und Liebe)
Lessing - Miss Sara Sampson
siehe Aufzeichnungen