Lernen Flashcards
Die Anpassung an die Umgebung kann auf zweierlei Wegen vor sich gehen. Welche sind das?
- durch Evolution - durch Lernen
Was bedeutet Anpassung durch Evolution?
Umweltbedingungen „selektieren“ Verhaltensweisen aus, die optimal sind (z.B. Reflexe)
Vorteil: Organismus ist unmittelbar verhaltensbereit
Nachteil: verändert sich die Umwelt, ist keine
unmittelbare Anpassung möglich; notwendige
Veränderung geschieht über langwierige
evolutionäre Prozesse
Was bedeutet Anpassung durch Lernen?
Der einzelne Organismus passt sein Verhalten seinen Erfahrungen mit der Umwelt an (z.B. Jagen, Werkzeuggebrauch)
Vorteil: es gibt kritische Phasen, in denen der
Organismus nicht optimal funktioniert
Nachteil: Umwelt ist meistens nicht stabil, zeitnahe
Anpassung an veränderte Umweltbedingungen
ist möglich
Definition von Lernen
Lernen ist die relativ überdauernde Veränderung
im Verhaltenspotential eines Organismus als Folge von Erfahrungen
Was sind die drei Lernwege und was beinhalten diese?
Klassisches Konditionieren
Eine Verknüpfung zweier Reize führt zu neuem Verhalten Assoziatives Lernen
Operantes Konditionieren
Geändertes Verhalten aufgrund vorangegangener
Handlungskonsequenzen Assoziatives Lernen
Lernen durch Nachahmung
Neues Verhalten entsteht durch Imitation von Verhaltensmodellen
Klassische Konditionierung
Wer hats entdeckt und was ist damit gemeint?
Entdeckt von Ivan P. Pawlow, Physiologe (1849-1936)
• Pawlow wollte den reflexhaft resultierenden Speichelfluss messen, wenn man Fleischpulver in den Mund eines Hundes gibt
• stellte fest, dass der Hund nach einigen Durchläufen bereits zu speicheln begann, wenn der Experimentator den Raum betrat oder wenn er dessen Schritte hörte
• Pawlow bezeichnete diese antizipatorische Reaktion als konditionierten Reflex
• das Phänomen wurde unter dem Begriff der klassischen Konditionierung systematisch untersucht
Welche Begriffe stellen bei der Klassischen Konditionierung eine Rolle?
- *unkonditionierter Reiz** (unconditioned stimulus [UCS])
- Stimulus der Kontrolle über Verhalten besitzt
- (z.B. Fleisch) löst eine unkonditionierte Reaktion (unconditioned response [UCR]) aus (z.B. Speichelfluss)
- *unkonditionierte Reaktion (unconditioned response [UCR])**
- ist bereits vorab im Verhaltensrepertoire (!) und ist mit dem UCS verknüpft
- *neutraler Reiz (neutral stimulus [NS])**
- neutraler Reiz (z. B. Klingelton) besitzt keine Verbindung zur interessierenden Reaktion (bei Pawlow: Speichelfluss)
- nach einigen Kopplungen löst der neutrale Reiz eine ähnliche Reaktion aus, wie der UCS
- *konditionierter Reiz (conditioned stimulus [CS])**
- der neutrale Reiz [NS] ist durch wiederholte Kopplung mit dem unkonditionierten Reiz [UCS] zum konditionierten Reiz [CS] geworden
- der CS löst eine konditionierte Reaktion (conditioned response [CR]) aus (meist ähnlich der UCR).
Klassisches Konditionieren am Beispiel des Lidschlagreflexes
Basis ist eine vorhandene stabile Reiz-Reaktionskette.
Der Reiz wird unkonditionierter Reiz genannt (US), die Reaktion unkonditionierte Reaktion (UR).
• In der Konditionierungsphase wird mit dem US ein weiterer Reiz, der konditionierte Reiz (CS) dargeboten.
• Die Kette CS - US - UR wird mehrfach wiederholt, dadurch wird die UR zur konditionierten Reaktion (Akquisitionsphase).
• Die Akquisition wird durch die Reizintensität beschleunigt.
• Nach der Akquisition erfolgt die CR allein durch den CS.
• Wird der CS dauerhaft ohne US dargeboten, sinkt die Wahrscheinlichkeit für die CR wieder (Löschung).
Klassisches Konditionieren: Erwerb und Löschung (Grafik)
Klassisches Konditionieren: Was bedeutet Generalisierung?
Die CR findet nicht nur spezifisch auf den gelernten CS statt, sondern kann auch auf Reize generalisiert werden, die dem CS ähnlich sind.
• Bsp.
• Pawlow konditionierte bei seinem Hund, dass eine Reizung des Oberschenkels zum Speichelfluss führte
• Eine Reizung mehr oder weniger ähnlicher Regionen führte zu veränderter Speichelsekretion.
• Generalisierung: ähnliche Reize gleicher Modalität können die gleiche Reaktion auslösen.
(Reizgeneralisation)
Annahme von John B. Watson (1878-1958) in Bezug auf die Generalisierung?
John B. Watson (1878-1958) ging davon aus, dass Menschen einen großen Teil ihrer vielfältigen emotionalen Reaktionen durch klassisches Konditionieren lernen:
• Experiment: „Little Albert“
• Watson & Rayner (1920) koppelten die
Präsenz der Ratte systematisch mit einem lauten Geräusch
• Ergebnis: Albert zeigte schon bald negative emotionale Reaktionen auf den Anblick der Ratte (Weinen, Abwenden)
• durch Generalisierung wurde die Reaktion auf weitere Stimuli (Hase, Hund und sogar auf den Weihnachtsmann) übertragen
• Emotionsauslösende Stimuli sind z. T. gelernt!
Beispiele und Anwendungen aus der Praxis für klassische Konditionierung?
Aversionen: • Bei Chemotherapien im Rahmen von Krebsbehandlungen werden oft übelkeitserregende Medikamente genutzt.
• Patienten entwickeln oft Aversionen gegen Speisen, die sie am Behandlungstag zu sich genommen haben.
Phobien: • Phobien sind starke Ängste, die sich bei bestimmten Reizen einstellen.
• Verhaltenstherapien versuchen, die Kopplung zwischen Reiz (z.B. Schmutz) und Reaktion (panische Angst) durch systematische Desensibilisierung zu lösen.
Drogenmissbrauch: • Bei z.B. Alkoholmissbrauch kann eine Aversionstherapie zur Senkung der Rückfallquote genutzt werden.
• US - eine brechreizauslösende Substanz
UR - Erbrechen
CS - Trinken von Alkohol
Operantes Konditionieren - Experiment hierzu?
Thorndikes Problemkäfig
• hungrige Tiere wurden in einen Käfig gesetzt
• außerhalb wurde gut sichtbar Futter platziert
• die Katzen mussten ein Pedal drücken, einen Zug ziehen und zwei Bolzen drehen, um sich zu befreien
• zeigten die Tiere die geforderte Reaktion, wurde die Tür geöffnet
Lernprinzipien von Thorndike
Im ersten Durchgang tritt das gewünschte Verhalten zufällig auf.
Bei mehrfacher Wiederholung wird die Zeit, die das Tier zum Öffnen des Käfigs benötigt, zunehmend geringer
Nach vielen Durchgängen ist die erste Handlung nach Betreten des Käfigs die angemessene Reaktion
Das Tier hat aus der Konsequenz des Versuch und Irrtum (Trial and Error) gelernt
1. Gesetz des Effektes (Law of Effect)
Reaktionen, die in einer bestimmten Situation einen positiven Effekt nach sich zogen, werden künftig in dieser Situation mit größerer Wahrscheinlichkeit wieder gezeigt.
2. Gesetz der Übung (Law of Exercise)
Wiederholung des gemeinsamen Auftretens von Reiz und Reaktion stärkt die Verknüpfung zwischen Reiz und Reaktion.
3. Zugehörigkeitsprinzip (Principle of Belongingness)
manche Reiz-Reaktions-Verknüpfungen lassen sich leichter herstellen als andere, weil gewisse Reize mit gewissen Reaktionen „natürlich“ assoziiert sind (genetisch prädispositioniert)
Operantes Konditionieren nach Skinner
Die Wahrscheinlichkeit eines Verhaltens wird dadurch erhöht, dass dem Verhalten eine Verstärkung (reinforcement) folgt.
Verstärkung ist ein Reiz, der nach mehrmaliger Darbietung (kontingent zu einer Reaktion) die Auftretenswahrscheinlichkeit dieser Reaktion beeinflusst (erhöht oder verringert)
• positive Verstärkung: angenehme Konsequenz tritt ein
• negative Verstärkung: unangenehme Konsequenz bleibt aus
Skinners Arbeit beruht letztlich auf dem Hedonismusansatz:
Verhalten ist auf Steigerung von Lust und Vermeidung von Schmerz ausgerichtet