Gedächtnis Flashcards
Was besagt die Lernkurve?
Je häufiger ein Lerngegenstand wiederholt gelernt wird,
desto besser ist die Gedächtnisleistung
Vergessenskurve:
Der größte Gedächtnisverlust tritt in den ersten 10 Stunden
nach dem Lernen auf (70%). Der weitere Verlauf ist asymptotisch.
Ersparnismethode:
Konnte Ebbinghaus an einem Tag eine Liste mit 16 Triplets
z.B. nach 30 Wiederholungen fehlerfrei wiedergeben, gelang ihm das am
nächsten Tag bereits nach 20 Wiederholungen. Er hatte also eine Lernersparnis
von 33%.
Wann ist Lerneffizienz besonders hoch?
steigt u.a. stark, wenn die Inhalte sinnvoll sind und die Versuchsperson (Vpn) über Vorwissen verfügt.
Beim Einstieg in ein Lerngebiet erzielt man mit massiver Übung den größten
Lerngewinn, später durch verteilte kurze Übungen.
Spacing
Das Zeitintervall zwischen dem Lernen und dem Abruf des Gelernten hat großen Einfluss auf das Behalten.
Bis vor wenigen Jahren gab es fast nur Untersuchungen mit dem maximalen Zeitintervall 24 h.
In welchem Zeitintervall sollten Sie zu lernendes Material probeweise
abrufen, damit sie dieses Material 10 Wochen behalten?
Ergebnis neuerer Studien mit längerem Untersuchungszeitraum:
Die Testintervalle (= probeweises Abrufen) sollten 10 - 20 % des Behaltenszeitraums
betragen. (z.B. in 10 Wochen Prüfung, alle 2 Wochen
wiederholen).
Nennen der vier Gedächtnisprozesse
Enkodierung (encoding)
• Übersetzung eintreffender Reizenergie in einen einzigartigen neuronalen Code (mentale Repräsentation)
Speicherung (storage)
• Aufbewahrung des enkodierten Materials über die Zeit (Behalten)
Abruf (retrieval)
• Wiederauffinden der gespeicherten Information zu einem späteren Zeitpunkt (Erinnern)
Vergessen (decay)
• Zerfall von Gedächtnisspuren oder Abruf-Interferenzen durch konkurrierende Informationen
Gedächtnismodell von Atkinson & Shiffrin (1968)
Sensorisches Register
erste Stufe der Verarbeitung:
Aufnahme der Information in den jeweiligen sinnes-spezifischen Speicher:
Sensorische Register, z.B.
Ikonisches Register (visuell)
Echoisches Register (akustisch)
Merkmale der sensorischen Register:
Information wird modalitätsspezifisch gespeichert
Kapazität ist sehr groß
Behaltensdauer ist sehr gering
Funktion: Informationen sollen für eine erste Analyse verfügbar gehalten werden, Aufmerksamkeitsprozesse selektieren für die Weiterleitung in das KZG
Wie lange bleiben die Informationen im Ikonischen Speicher erhalten?
der Hinweisreiz muss innerhalb von einer Sekunde nach dem Ausblenden der Matrix dargeboten werden, um hilfreich zu sein
Merkmale des Kurzzeitgedächtnisses (KZG)
- Ohne Wiederholung bleibt die Information ca. 15 Sek. erhalten
- Kapazität etwa 7 +/- 2 Elemente („the magical number seven“)
- kategoriale Speicherung, also Speicherung in bedeutungshaltiger, auditivverbaler Form
- Speicherung primär zur Weiterverarbeitung
Wodurch kann die Leistung im „digit span“-Test verbessert werden?
Auditorische Präsentation oder lautes Lesen
Nutzung der „Vorteile“ des echoischen Speichers
Rhythmische Gruppierung
Vermeidung von falscher Reihenfolge
Angemessene Geschwindigkeit
bei digit span Aufgaben etwa 1 Item pro Sekunde
Rehearsal
Inneres Wiederholen der Informationen
Effektivste Methode ist das Chunking (sinnvolle Gruppen bilden)
Enkodierprozesse beim Übergang in das Langzeitgedächtnis
Das Überführen vom Kurzzeit- in das Langzeitgedächtnis passiert nicht automatisch, sondern ist ein aktiver Prozess.
Verarbeitungstiefe:
Tiefere Verarbeitung verbessert die Gedächtnisleistung
(Experiment: 60 Wörter nach Kriterien beurteilen und danach unangekündigt wiedererkennen: Semantische Verarbeitung 65 %, phonetische
35 %, oberflächlich 20 %).
Generierungseffekte:
Was man selber formuliert hat, bleibt besser im Gedächtnis (Elaboration).
Organisation des Lernmaterials:
Gut organisiertes Lernmaterial wird besser behalten.
Alltagsrelevanz:
Alltagsnahe Informationen mit vielen Anknüpfungsmöglichkeiten an bestehendes Wissen werden besser behalten.
Primacy und Recency:
Zuerst und zuletzt Gelerntes wird am besten behalten.
Das Arbeitsgedächtnis-Modell
Baddeley & Hitch postulieren als wichtigste Funktionen des Kurzzeitgedächtnisses:
Neue Informationen ohne alte aus dem LZG kurzfristig aufrecht erhalten,
Informationen modifizieren oder aktualisieren,
Austausch der Informationen zwischen verschiedenen Aktivitäten ermöglichen.
Prozesse in der phonologischen Schleife
Die phonologische Schleife dient dazu, sprachliche Informationen
vorübergehend aufrecht zu erhalten.
Hinweise auf ihre Existenz:
Wortlängeneffekt: Mit zunehmender Wortlänge (bzw.
Lesegeschwindigkeit - Aluminium vs. Schadstoff) nimmt die
kurzfristige Erinnerungsleistung ab.
Phonologischer Ähnlichkeitseffekt: Ähnlich klingende Wörter (Sonne, Tonne, Wonne) werden kurzfristig schlechter behalten als semantisch ähnliche (groß, riesig, mächtig).
Bei Abrufen aus dem LZG ist es umgekehrt.
Irrelevanter Spracheffekt: Sprache lenkt vom kurzfristigen
Behalten mehr ab als andere Geräusche.
Artikulatorische Suppression: Vpn sollen eine Silbenfolge vor sich hinsprechen (Suppression) und gleichzeitig geschriebene Wörter merken.
Bei geschriebenen Wörtern verschwinden Wortlängen- und
phonemischer Ähnlichkeitseffekt.
Schlussfolgerungen: Die Suppression besetzt den phonologischen Speicher, so dass visuell präsentierte Sprache (geschriebener Text) nicht innerlich gesprochen werden kann.
Prozesse im visuell-räumlichen Notizblock
Funktion des visuell-räumlichen Notizblockes ist das mentale Aufrechterhalten von visuellräumlichen Informationen zur Verarbeitung.
z.B. gehen wir gedanklich einen Weg in einer Stadt durch, wenn wir ihn einer anderen Person beschreiben.
Oft genutztes Untersuchungsdesign ist das mentale Rotieren von Shepard- Figuren. Bei diesen Aufgaben steigt die Reaktionszeit linear mit dem Rotationswinkel der beiden Figuren.