Aufmerksamkeit, Bewusstsein und Kontrolle Flashcards
Was sind Funktionen der Aufmerksamkeit?
-
planen und kontrollieren (nicht automatisierte Handlungen
vorbereiten und die Ausführung überwachen)
- überwachen (die Umwelt auf Veränderungen absuchen)
- selegieren (relevante Informationen herausfiltern)
Alle drei Funktionen können gleichzeitig aktiv sein, stören sich aber gegenseitig (vgl.Doppelaufgaben).
Die Veränderung des Aufmerksamkeitsniveaus kann willentlich oder reizgesteuert geschehen. (Beispiel: Hören eines Hörspiels vs. Hören einer Sirene).
Man kann visuelle und auditive Aufmerksamkeit unterscheiden, die nach
unterschiedlichen Prinzipien funktioniert.
Zwei verschiedene Arten der Steuerung unserer Aufmerksamkeit
1. Zielgesteuerte Wahl (goal-directed selection)
Dieser Modus, in dem wir unsere Aufmerksamkeit willkürlich auf einen Reiz
richten, wird auch als endogene oder top-down-Steuerung bezeichnet.
2. Reizinduzierte Vereinnahmung (stimulus-driven capture)
Hierbei wird unsere Aufmerksamkeit automatisch und unwillkürlich auf einen
Reiz gelenkt. Dies geschieht meist, wenn ein Reiz plötzlich erscheint oder eine
besonders hohe Intensität hat (z.B. ein lautes Geräusch). Diese Art der
Steuerung wird auch als exogene oder bottom-up-Steuerung bezeichnet.
Was ist der Cocktailparty-Effekt (Cherry, 1953)
Unter dem Begriff “Cocktail-Party-Effekt” verstehen Psychologen die Fähigkeit, unsere Aufmerksamkeit selektiv einzusetzen: Wir richten sie auf einen Aspekt und blenden andere Informationen aus. Wir können auf einer lauten Party unserem Gesprächspartner zuhören und andere Geräusche unterdrücken, so dass diese nicht bewusst verarbeitet, aber trotzdem wahrgenommen werden. Denn wenn jemand im Raum plötzlich unseren Namen nennt, schwenkt unsere Aufmerksamkeit sofort zu diesem Gespräch, damit wir mitbekommen, was über uns gesagt wird.
Was ist dichotisches Hören?
Eine wichtige Aufmerksamkeitsfunktion ist die Fähigkeit, unerwünschte Reize aus der kognitiven Verarbeitung herauszufiltern und andere durchzulassen.
Broadbents Filtertheorie der selektiven Aufmerksamkeit (1958)
Grundannahme: Unbeachtete Informationen werden sehr früh aus dem System herausgefiltert.
Ein selektiver Filter agiert als Flaschenhals (bottleneck). An dieser Stelle wird aufgrund von grundlegenden physikalischen Reizmerkmalen entschieden, welche Information von welchem Kanal (z.B. linkes vs. rechtes Ohr, Stimmlage oder bestimmte Lautstärke oder Tonhöhe) weiterverarbeitet wird.
Kritik an der Filtertheorie
Broadbent postuliert in seiner ursprünglichen Theorie ausschließlich
physikalische Merkmaleals Grundlage der Selektion (z.B. Lokation der
Nachricht auf einem Ohr).
- *Semantische Eigenschaften** von Stimuli (z.B. der eigene Name) sollten
- *demnach nicht als Selektionskriterium** in Frage kommen.
Da selektive Aufmerksamkeit vor der semantischen Verarbeitung steht, wird
Broadbents Theorie auch häufig als „early selection model“ bezeichnet.
Das Shadowing-Experiment von Gray & Wedderburn (1960)
Simultane Darbietung von zwei Listen gemischt aus Wörtern und Zahlen.
Linker Kanal: „acht … bellen … zwei“ Rechter Kanal: „Hunde … sechs … gern“
Besonderheit:
Die Wörter ergeben eine sinnvolle Nachricht, die zwischen den beiden Kanälen hin und her wechselt.
Instruktion:
Shadowing der bedeutungsvollen Nachricht.
Ergebnis:
Probanden sind in der Lage, Informationen ihrer Bedeutung nach zu verfolgen und dabei mit ihrer Aufmerksamkeit auf den anderen Kanal zu wechseln.
Dämpfungstheorie (Treisman, 1964):
Der Filter funktioniert nicht nach dem „Alles-oder-Nichts“ Prinzip, sondern er schwächt irrelevante Information lediglich ab. Nach dem Filtern erfolgen die semantische Analyse und anschließend die Auswahl der richtigen Reaktion.
Frühe Selektion
z. B. Broadbent (1958)
auf Basis weniger Reizmerkmale
werden Reize ausgewählt
Erst nach der Auswahl erfolgt die
Verarbeitung.
Gemäßigte Variante (z.B. Treisman,
1964): unterschiedliche Eingangskanäle,
in denen Informationen
gewichtet werden (z.B. eigener
Name hat Priorität)
Späte Selektion
z.B. Deutsch & Deutsch (1963)
Parallele, ungedämpfte Vorverarbeitung
gleichzeitig auftretender Reize
Auswahl der relevanten Information
nach inhaltlicher Verarbeitung.
„Engpass“ liegt auf der Reaktionsebene,
d.h. man kann nur auf eine Information
reagieren
Was ist der heutige Stand zur Frühe vs. späte Selektion?
es gibt kein einheitliches Aufmerksamkeitssystem
In Abhängigkeit von der Aufgabenschwierigkeit erfolgt frühe
oder späte Selektion
Aufmerksamkeitsfokussierung kann sowohl vor als auch
nach der inhaltlichen Verarbeitung der Reize erfolgen
meist werden frühe und späte Ansätze kombiniert
Die Metapher des “attentional spotlight“
Visuelle Aufmerksamkeit ähnelt dem Lichtkegel eines Scheinwerfers
Spezifizierung der Metapher als „zoom lens“
„Gummilinsen“-Annahme: Die Größe des Spotlights kann um mehrere Grad
Sehwinkel variieren.
Steht keine Information über mögliche Lokationen relevanter Stimuli zur
Verfügung, so ist die Aufmerksamkeit weit über das visuelle Feld verteilt. Je
ausgedehnter der Fokus der Aufmerksamkeit ist, desto oberflächlicher ist die
Verarbeitung.
Indiziert ein cue allerdings, wo relevante Stimuli erscheinen könnten, so wird die
Aufmerksamkeit auf diesen Punkt „geschwenkt“ und dort „gebündelt“ oder
„gezoomt“, so dass die dortigen Reize im Fokus der Aufmerksamkeit (unter
endogener Kontrolle) seriell verarbeitet werden.
Ein „Rest von Aufmerksamkeit“ (unter exogener Kontrolle) überwacht weiterhin die Peripherie des visuellen Feldes.
Treismans Merkmals-Integrations-Theorie
Visuelle Suche erfolgt über Vergleich von Merkmalskarten
Für verschiedene Merkmale gibt es separate Karten (z.B. schwarz, weiß, senkrecht…)
alle Merkmalskarten sind mit einer Hauptkarte der Positionen verbunden
alle aktiven Merkmale werden zu einer Gesamtrepräsentation zusammengefügt
Positionssuche: Auf der Hauptkarte richtet sich die Aufmerksamkeit auf eine Position, dort werden Merkmale identifiziert
Merkmalssuche: Es wird eine Merkmalskarte aktiviert und in der Hauptkarte die Positionen ermittelt.
Theorie erklärt gut Suchergebnissen bei einfachen Merkmalen (z.B. beim Pop-out-Effekt).
Bei komplexen Merkmalen gibt es vermutlich komplexere Suchstrategien zur Merkmalsidentifikation
Pop-Out-Effekt
Zielreiz wird durch ein Merkmal definiert, das ohne aufwendige Aufmerksamkeitsleistung verarbeitet werden kann
„präattentive Verarbeitung“ (=ohne Aufmerksamkeinseinsatz)
Was ist die Visuelle Suche
ein Zielreiz soll unter einer Reihe von Distraktoren (Reize mit ähnlichen Merkmalen
wie der Zielreiz) gefunden werden
parallele Suche
Suchzeiten sind immer gleich, unabhängig
von der Anzahl der Distraktoren
![](https://s3.amazonaws.com/brainscape-prod/system/cm/266/787/349/a_image_thumb.png?1549307389)
Serielle Suche
Aufgabe: Finden Sie so schnell wie möglich den schwarzen senkrechten Balken!
Suche dauert länger als beim Pop-Out
Zielreiz unterscheidet sich in mehr als einem Merkmal von den Distraktoren (hier zwei)
kein Pop-Out-Effekt, sondern Überprüfen jedes einzelnen Balkens, ob er der Zielreiz ist
„attentive Verarbeitung“ (Einsatz von Aufmerksamkeit ist notwendig)
Suchzeit steigt linear mit der Anzahl von Distraktoren an
= serielle Suche
(negativ: Zielreiz nicht vorhanden,
positiv: Zielreiz vorhanden)
![](https://s3.amazonaws.com/brainscape-prod/system/cm/266/787/372/a_image_thumb.png?1549307443)