Krisenkommunikation Flashcards
Durch welche Eigenschaften zeichnet sich eine Krise aus? (4)
- Kontrollverlust: Es ist nicht mehr möglich auf alles gleichzeitig systematisch und strukturiert zu reagieren.
- Unsicherheit: Faktoren um die Entwicklung einer Situation sind nicht sicher, können nicht prognostiziert werden
- Schadensumfang: Immateriell (Image, Reputation) und/oder materiell
- Beschleunigung und Geschwindigkeit
Eine Kommunikationskrise ist gleich einer Unternehmenskrise. Es gilt vorbereitet zu sein und systematisch auf die Krise zu reagieren.
Welche Krisentypen gibt es? (3)
- Schleichende Krise: Sie steigt in der Regel lange an und explodiert dann durch einen Auslöser. Sie kann in der Regel verhindert werden (kündigt sich an)
- Die wellenförmige Krise: Sind oft in “Risikobranchen” anzutreffen (in der Natur des Produktes bzw. der DL, z.B. Tabakbranche, Waffenbranche). Sie sind meistens ausgelöst durch wiederauflebende gesellschaftliche Diskussionen oder durch internes Fehlverhalten, schlagen aber nicht weit aus, da sie zumeist berechenbar sind.
- Die überraschende Krise: Durch natürliche Ursachen (z.B. Erdbeben, höhere Gewalt), und gesellschaftliche Ursachen (von Menschen ausgelöst, z.B. Oil Spill)
Die schleichenden und wellenförmigen Krisen sind gut managebar und vorbereitbar.
Wahr oder Falsch.
Eine Krise ist grundsätzlich etwas Negatives oder Schädliches.
Falsch. Im Chinesischen beispielsweise wird das Wort Krise aus “Gefahr” (oder Bedrohung) und Chance (oder Gelegenheit) zusammengesetzt.
„Crisis creates change, change creates choice. We don’t get to choose our crisis, but we do get to choose what happens next. In our worst times we can find our best selves.” , Joseph Logan
W. Timothy Coombs, einer der weltweit renommiertesten Krisenkommunikationsforscher definiert eine Krise als „ […] perception of an unpredictable event that threatens important expectancies of stakeholders and can seriously impact an organization’s performance and generate negative outcomes”. Welche Punkte sind in dieser Defintion essentiell? (3)
- Eine Krise ist ein Wahrnehmungsphänomen: Daher ist es auch wichtig, dass mit dem Begriff sehr vorsichtig umgegangen wird, denn sobald etwas als Krise bezeichnet wird, wird es auch so wahrgenommen.
- Die Stakeholder sind Co-Creator der Krise: Wenn bspw. Journalisten einen Konflikt als Krise bezeichnen, kann man sicher sein, dass diese Meinung und Interpretation der Ereignisse auch auf viele Konsumentinnen und Konsumenten übertragen wird.
- Eine Krise tritt plötzlich auf: Krisen sind nicht direkt vorhersagbar, aber etwas auf das sich eine Organisation durch gezieltes Krisenmanagement gut vorbereiten kann.
Was ist der Unterschied zwischen Zwischenfall und Krise?
Krisen sind Situationen, in denen das Top-Management besonders gefragt ist und in Alarmbereitschaft versetzt wird, wohingegen ein Zwischenfall auch von der Kommunikationsabteilung einer Organisation alleine bewältigt werden kann.
Laut Institut for Crisis Management ist eine Krise “[…] eine schwerwiegende Störung der Geschäftstätigkeit, die eine starke öffentliche Aufmerksamkeit erzeugt. Das öffentliche Interesse beeinträchtigt die Handlungsfähigkeit der Organisation.“ Was ist das besondere an dieser Definition? (1)
Eine Krise hat negative Effekte auf das wirtschaftliche Handeln und kann Schäden hervorruffen. Damit ist nicht nur der Schaden gemeint, den sie (temporär) einem Unternehmen zufügen kann, sondern die negativen Auswirkungen, welche die Handlungen einer Organisation auf ihre Stakeholder haben kann. Eine Krise ist daher nicht nur eine Krise, wenn sie dem Unternehmen schadet, sondern besonders dann, wenn das Unternehmen oder die Organisation ihren Stakeholdern – körperlich, psychisch oder finanziell – einen potenziellen Schaden zufügt. Potenziell deshalb, weil ein Großteil des Krisenmanagements aus Prävention bzw. Vorbereitung für den Ernstfall besteht.
Vgl. Definition von Kathleen Fearn-Banks (2016:1): „A crisis is a major occurence with a potentially negative outcome affecting the organization, company, or industry, as well as its publics, products, services, or good name. A crisis interrupts normal business transactions and can sometimes threaten the existence of the organization. (…) The size of the organization is irrelevant. It can be a multinational corporation, a one-person business, or even an individual.”
Zusammenfassend versteht man unter einer Krise einen ____________ und häufig auch ____________ eintretenden Prozess, der sich auf eine Organisation über eine ____________ ____________ auswirkt. Zu den zentralen Kennzeichen einer Krise zählen der ____________ Eintritt, die begrenzte ____________ und der ____________ Ausgang, der ambivalente Züge aufweisen kann.
Zusammenfassend versteht man unter einer Krise einen ungeplant und häufig auch ungewollt eintretenden Prozess, der sich auf eine Organisation über eine begrenzte Zeitspanne auswirkt. Zu den zentralen Kennzeichen einer Krise zählen der überraschende Eintritt, die begrenzte Beeinflussbarkeit und der ungewisse Ausgang, der ambivalente Züge aufweisen kann.
Was sind die zentralen Kennzeichen einer Krise nach Lies? (7)
- Überraschendes Auftreten
- Dynamik, schnell ablaufende Prozesse
- Zeitdruck in Verbindung mit Handlungsdruck
- Informationsknappheit – relevante Informationen müssen von der Organisation rasch organisiert werden
- Emotionen werden bei Stakeholdern ausgelöst (Betroffenheit, Unsicherheit, …)
- Selbstverstärkung der Krise durch hohe Emotionalität
- Hohe Aufmerksamkeit und verstärktes Interesse seitens der Stakeholder (Medien!)
Welche Parameter bzw. Rahmenbedingungen verändern sich durch den Eintritt einer Krise und machen sie daher zu einer sehr herausfordernden Erfahrung für jede Organisation, jedes Unternehmen und besonders auch die Kommunikationsabteilung? (4)
- Druck ↑
- Fehleranfälligkeit ↑
- Zeit ↓
- Handlungsspielraum ↓
Bei risikoanfälligen Unternehmen (z.B. Brache, Art von Produkten, etc.) ist welche Organisation der Kommunikation sinnvoll?
Es sollte eine Stabstelle für Risikomanagement vorhanden sein, welche gemeinsam mit der Organisationskommunikation in Krisenfällen arbeitet.
Wichtig ist, dass diese Stellen sehr eng zusammenarbeiten und einander mit Informationen versorgen, nur so kann eine Kommunikationsabteilung im Krisenfall das Eskalationsrisiko realistisch einschätzen und adäquat reagieren. Hier herrscht auch eine enge Verbindung zum Reputationsmanagement einer Organisation, denn gerade in Krisenfällen gilt es das Potenzial einer bereits vorhandenen positiven Reputation auszuschöpfen. In diesen Fällen können bspw. spezielle Multiplikatoren oder Key-Stakeholder in das Krisenmanagement integriert werden: es ist in einer Krise ratsam, die Beziehungen zu nutzen, die im Rahmen des Reputationsmanagements gepflegt wurden.
Wie sieht im Idealfall die Zusammenarbeit zwischen Risiko- und Krisenmanagement aus?
1. Stufe Riskomanagement
Hier wird das Risiko von Krisenpotentialen durch Verbesserungsmaßnahmen zur Krisenvorsorge und -bewältigung reduziert (mittels Risikokategorien, Risikomanagementprozess, Risikomanagementsystem, Risikohandbuch)
2. Stufe Krisenmanagement
Wenn ein Risiko erkannt wurde geht es vom Risikomanagement zum Krisenmanagement. Im Zuge der Krisenvorsorge kümmert man sich um Prävention und Früherkennung. Im Zuge der Krisenbewältigung kümmert man sich um Eindämmung, Recovery und Lernen.
Krisen können sehr unterschiedliche Auslöser oder Ursachen haben, die ihren Ursprung sowohl in der Organisation selbst oder außerhalb, sprich extern, haben können.
* Nenne fünf Kategorien von Krisenauslösern (5)
* Nenne einige Beispiele. (10)
- Natur: Erdrutsch, Tsunami, Tornado
- Technik: Störfall, Unfall (z.B. Tschernobyl)
- Mensch: bewusst durch Betrug, Anspruch, Erpressung, Sabotage, Anschlag UND unbewusst durch Bedienfehler, Planungsfehler
- Organisation: Fehlerhafte Produktion, Finanzkrise, Unfriendly Take over
- Gruppen: Streik/Demo, Neue Wettbewerber, Landflucht/Verarmung
Beispiele für typische Krisenfälle sind unter anderem Qualitätsmängel bei Automobilen, ärztliche Kunstfehler in der Medizin, Hygieneverstöße bei Restaurants, schlechte Arbeitsbedingungen für Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im Einzelhandel etc.
Lies verweist auf eine Studie für die 300 Unternehmen, 243 behördliche Institutionen und rund 228 Verbände in Deutschland nach den Hauptgründen für auftretende Krisen gefragt wurden. Welche gibt es? (10)
- Probleme mit Protestgruppen/Aktivisten (44,7%)
- Produktionsausfälle, Lieferschwierigkeiten (36,9%)
- Öffentlichkeitswirksamer Betriebsunfall (36,9%)
- Auseinandersetzungen mit Belegschaft, Gewerkschaft, Betriebsrat (28,9%)
- Gerüchte, falsche Tatsachen (28,9%)
- Schwere persönliche Verfehlungen (23,7%)
- Produktmängel, Rückrufaktion (21,1%)
- Finanzkrise (15,8%)
- Sabotage, Terrorismus (5,3%)
- Drohende feindliche Übernahme (2,6%)
- Sonstige (2,6%)
Krisen können sowohl durch interne als auch durch externe Anlassfälle entstehen. Es ist daher von essenzieller Bedeutung stets einen Überblick über die Stakeholder und das Umfeld der Organisation zu haben und erste Anzeichen einer Krise möglichst rasch zu erkennen.
Neben der Kategorisierung von Krisen in Natur, Technik, Mensch, Organisation und Gruppen gibt es eine zweite Kategorisierung. Wie sieht diese aus? (2)
Man kann unterteilen, ob die Krise vorsätzlich von einem Individuum oder einer Gruppe ausgelöst wurde oder aber ob die Krise durch „höhere Gewalt“ entstand, sprich sie nicht beeinflussbar war und unbeabsichtigt entstand.
1. Intentional Crisis: Terrorismus, terroristische Anschläge, Gewalt in der Organisation, Sabotage, Übernahme durch Konkurrenz, Unethischer Führungsstil, Schlechte Beziehungen zwischen Management und Mitarbeitern
2. Unintentional Crisis: Naturkatastrophen (Erdbeben, Überschwemmung, …), Krankheiten, Epidemien, Technische Probleme, Produktionsfehler, Rezessionen oder Konjunktureinbrüche
Wie häufig ist eine Krise?
Sie sind häufig.
* Studie von 12Cylinders Corporate Strategies (2003): 90,5% der befragten Organisationen (Unternehmen, Verbände, behördliche Institutionen) haben einen Krisenfall erlebt und 42,3% befinden sich gegenwärtig in einer Krisensituation
* Lt. Forthmann und Heintze (2016) stieg die Krisenwahrscheinlichkeit für Organisationen in den vergangenen 30 Jahren um rund 75 Prozent an. Vier von fünf Unternehmen halten es, ihnen zufolge, für sehr oder eher wahrscheinlich, dass sie innerhalb der nächsten 6-12 Monate eine Kommunikationskrise durchmachen werden.
Es gibt einige Faktoren, die die Wahrscheinlichkeit, dass ein Unternehmen oder eine Organisation eine Krise durchmacht erhöhen können. Welche gehören u.a. dazu? (6)
- Hoher Bekanntheitsgrad der Organisation oder CEOs
- Organisation bedient einen Massenmarkt
- Anspruchsvolle & gut vernetzte Stakeholdergruppen
- Starke Konkurrenz und intensiver Wettbewerb
- Organisation agiert in medial spannendem Bereich (eher B2C, als B2B)
- Weiterentwicklung der Kommunikationstechnologien
Was hat den massivsten Einfluss auf den Verlauf einer Krise?
Das öffentliche Interesse.
Was sind die Kennzeichen einer eruptiven bzw. überraschenden Krise? (5)
- Plötzliches Auftreten
- Rascher Höhepunkt
- Kurzer Verlauf
- Hohes Medieninteresse zu Beginn, klingt meist mit Einsatz des (erfolgreichen) Krisenmanagements ab
- Beispiele: Shitstorm, Unfälle, Verbrechen, Skandale etc.
Was sind die Kennzeichen einer latenten, periodischen oder wellenförmigen Krise? (5)
- Unklarer latenter Beginn, subtile Anzeichen
- Wechselhafter Verlauf
- Auftauchen von neuen Informationen erzeugt wellenhaften Verlauf
- Medieninteresse steigt mit neuen Informationen immer wieder an
- Beispiel: Politik-Skandale, Produktmängel, Konflikte etc.
Was sind die Merkmale einer schleichenden Krise? (5)
- Langsamer, zäher Eintritt
- Längere Dauer
- Höhepunkt wird erst durch Anteilnahme von Multiplikatoren (Medien) erreicht
- Zunächst irrelevant für Medien, meist reicht dann ein Bericht, um das Interesse der restlichen Medien zu entfachen, was für einen sprunghaften Anstieg sorgt
- Beispiele: Nahrungsmittelprobleme, Preisentwicklungen, Umweltschutz etc.
Welche fünf Phasen durchläuft lt. Töpfer eine Krise üblicherweise? (5)
- Prävention
- Früherkennung
- Eindämmung
- Recovery
- Lernen aus der Krise
In der Präventionsphase ist die Krise kaum sichtbar, erst während der Früherkennung steigt sie an. Bei der Eindämmung findet der Peak (der Berichtserstattung statt). Hier gilt es den Turnaround zu schaffen, damit eine Chance bleibt und es kein Risiko wird. Je nach Verlauf kommt eine Eskalationskurve nach oben oder eine De-Eskalationskurve nach unten (hier findet man dann die Phasen Recovery beim Abklingen und Learning bei überstandener Krise)
In der Praxis gibt es bei Krisen meist keinen streng linearen Verlauf der Phasen von 1 nach 5, sondern es sind auch häufig Rücksprünge in frühere Phasen beobachtbar. Jede dieser Phasen stellt auch unterschiedliche Anforderungen an die Organisationskommunikation.
Welche Phasen einer Krise sind besonders entscheidend?
Für die Entwicklung einer Krise sind besonders die Phase 3 (Eindämmung) und 4 (Recovery) entscheidend, in denen die Krise eingedämmt werden kann und sollte und ganz besonders die Recovery-Phase, die einen Neustart ermöglichen kann. Dies sind auch die beiden Phasen in denen der Krisenkommunikation eine besonders entscheidende Rolle zukommt.
Phase 1: Prävention
Um was geht es in der Präventionsphase?
Die Präventionsphase ist die Phase in der das Risikomanagement, das Issues Management (Management der Chancen und Risiken des Unternehmens), das Reputationsmanagement und die Kommunikationsabteilung einer Organisation an ihrer Zusammenarbeit feilen können. Hier gilt es sich möglichst gut auf den Ernstfall vorzubereiten und ein Bewusstsein für die Risiken der Organisation zu entwickeln und kritische Themenfelder möglichst engmaschig zu beobachten. Dieses Krisenbewusstsein muss in weiterer Folge zur Aufstellung eines Krisenplans führen, der für die ganze Organisation verbindlich ist. Hier geht es darum, die Schritte, die im Krisenfall getätigt werden müssen, zu definieren und gleichzeitig festzulegen, wer für diese verantwortlich ist.
Zentral ist in dieser Phase, dass Strukturen etabliert werden, auf die sich alle Verantwortlichen im Krisenfall verlassen können und die ihr Handeln in den Grundzügen vorab definiert, um emotionale Kurzschlussreaktionen möglichst zu vermeiden.
Phase 1: Prävention
Welche Kontakte umfasst eine Krisenplan? (2)
- Verantwortliche für unterschiedliche Kernbereiche
- Kontaktdetails für interne und externe Ansprechpartner (z.B. Fachexperten, Juristen, Medien, Multikplikatoren)