Krisenkommunikation Flashcards
Durch welche Eigenschaften zeichnet sich eine Krise aus? (4)
- Kontrollverlust: Es ist nicht mehr möglich auf alles gleichzeitig systematisch und strukturiert zu reagieren.
- Unsicherheit: Faktoren um die Entwicklung einer Situation sind nicht sicher, können nicht prognostiziert werden
- Schadensumfang: Immateriell (Image, Reputation) und/oder materiell
- Beschleunigung und Geschwindigkeit
Eine Kommunikationskrise ist gleich einer Unternehmenskrise. Es gilt vorbereitet zu sein und systematisch auf die Krise zu reagieren.
Welche Krisentypen gibt es? (3)
- Schleichende Krise: Sie steigt in der Regel lange an und explodiert dann durch einen Auslöser. Sie kann in der Regel verhindert werden (kündigt sich an)
- Die wellenförmige Krise: Sind oft in “Risikobranchen” anzutreffen (in der Natur des Produktes bzw. der DL, z.B. Tabakbranche, Waffenbranche). Sie sind meistens ausgelöst durch wiederauflebende gesellschaftliche Diskussionen oder durch internes Fehlverhalten, schlagen aber nicht weit aus, da sie zumeist berechenbar sind.
- Die überraschende Krise: Durch natürliche Ursachen (z.B. Erdbeben, höhere Gewalt), und gesellschaftliche Ursachen (von Menschen ausgelöst, z.B. Oil Spill)
Die schleichenden und wellenförmigen Krisen sind gut managebar und vorbereitbar.
Wahr oder Falsch.
Eine Krise ist grundsätzlich etwas Negatives oder Schädliches.
Falsch. Im Chinesischen beispielsweise wird das Wort Krise aus “Gefahr” (oder Bedrohung) und Chance (oder Gelegenheit) zusammengesetzt.
„Crisis creates change, change creates choice. We don’t get to choose our crisis, but we do get to choose what happens next. In our worst times we can find our best selves.” , Joseph Logan
W. Timothy Coombs, einer der weltweit renommiertesten Krisenkommunikationsforscher definiert eine Krise als „ […] perception of an unpredictable event that threatens important expectancies of stakeholders and can seriously impact an organization’s performance and generate negative outcomes”. Welche Punkte sind in dieser Defintion essentiell? (3)
- Eine Krise ist ein Wahrnehmungsphänomen: Daher ist es auch wichtig, dass mit dem Begriff sehr vorsichtig umgegangen wird, denn sobald etwas als Krise bezeichnet wird, wird es auch so wahrgenommen.
- Die Stakeholder sind Co-Creator der Krise: Wenn bspw. Journalisten einen Konflikt als Krise bezeichnen, kann man sicher sein, dass diese Meinung und Interpretation der Ereignisse auch auf viele Konsumentinnen und Konsumenten übertragen wird.
- Eine Krise tritt plötzlich auf: Krisen sind nicht direkt vorhersagbar, aber etwas auf das sich eine Organisation durch gezieltes Krisenmanagement gut vorbereiten kann.
Was ist der Unterschied zwischen Zwischenfall und Krise?
Krisen sind Situationen, in denen das Top-Management besonders gefragt ist und in Alarmbereitschaft versetzt wird, wohingegen ein Zwischenfall auch von der Kommunikationsabteilung einer Organisation alleine bewältigt werden kann.
Laut Institut for Crisis Management ist eine Krise “[…] eine schwerwiegende Störung der Geschäftstätigkeit, die eine starke öffentliche Aufmerksamkeit erzeugt. Das öffentliche Interesse beeinträchtigt die Handlungsfähigkeit der Organisation.“ Was ist das besondere an dieser Definition? (1)
Eine Krise hat negative Effekte auf das wirtschaftliche Handeln und kann Schäden hervorruffen. Damit ist nicht nur der Schaden gemeint, den sie (temporär) einem Unternehmen zufügen kann, sondern die negativen Auswirkungen, welche die Handlungen einer Organisation auf ihre Stakeholder haben kann. Eine Krise ist daher nicht nur eine Krise, wenn sie dem Unternehmen schadet, sondern besonders dann, wenn das Unternehmen oder die Organisation ihren Stakeholdern – körperlich, psychisch oder finanziell – einen potenziellen Schaden zufügt. Potenziell deshalb, weil ein Großteil des Krisenmanagements aus Prävention bzw. Vorbereitung für den Ernstfall besteht.
Vgl. Definition von Kathleen Fearn-Banks (2016:1): „A crisis is a major occurence with a potentially negative outcome affecting the organization, company, or industry, as well as its publics, products, services, or good name. A crisis interrupts normal business transactions and can sometimes threaten the existence of the organization. (…) The size of the organization is irrelevant. It can be a multinational corporation, a one-person business, or even an individual.”
Zusammenfassend versteht man unter einer Krise einen ____________ und häufig auch ____________ eintretenden Prozess, der sich auf eine Organisation über eine ____________ ____________ auswirkt. Zu den zentralen Kennzeichen einer Krise zählen der ____________ Eintritt, die begrenzte ____________ und der ____________ Ausgang, der ambivalente Züge aufweisen kann.
Zusammenfassend versteht man unter einer Krise einen ungeplant und häufig auch ungewollt eintretenden Prozess, der sich auf eine Organisation über eine begrenzte Zeitspanne auswirkt. Zu den zentralen Kennzeichen einer Krise zählen der überraschende Eintritt, die begrenzte Beeinflussbarkeit und der ungewisse Ausgang, der ambivalente Züge aufweisen kann.
Was sind die zentralen Kennzeichen einer Krise nach Lies? (7)
- Überraschendes Auftreten
- Dynamik, schnell ablaufende Prozesse
- Zeitdruck in Verbindung mit Handlungsdruck
- Informationsknappheit – relevante Informationen müssen von der Organisation rasch organisiert werden
- Emotionen werden bei Stakeholdern ausgelöst (Betroffenheit, Unsicherheit, …)
- Selbstverstärkung der Krise durch hohe Emotionalität
- Hohe Aufmerksamkeit und verstärktes Interesse seitens der Stakeholder (Medien!)
Welche Parameter bzw. Rahmenbedingungen verändern sich durch den Eintritt einer Krise und machen sie daher zu einer sehr herausfordernden Erfahrung für jede Organisation, jedes Unternehmen und besonders auch die Kommunikationsabteilung? (4)
- Druck ↑
- Fehleranfälligkeit ↑
- Zeit ↓
- Handlungsspielraum ↓
Bei risikoanfälligen Unternehmen (z.B. Brache, Art von Produkten, etc.) ist welche Organisation der Kommunikation sinnvoll?
Es sollte eine Stabstelle für Risikomanagement vorhanden sein, welche gemeinsam mit der Organisationskommunikation in Krisenfällen arbeitet.
Wichtig ist, dass diese Stellen sehr eng zusammenarbeiten und einander mit Informationen versorgen, nur so kann eine Kommunikationsabteilung im Krisenfall das Eskalationsrisiko realistisch einschätzen und adäquat reagieren. Hier herrscht auch eine enge Verbindung zum Reputationsmanagement einer Organisation, denn gerade in Krisenfällen gilt es das Potenzial einer bereits vorhandenen positiven Reputation auszuschöpfen. In diesen Fällen können bspw. spezielle Multiplikatoren oder Key-Stakeholder in das Krisenmanagement integriert werden: es ist in einer Krise ratsam, die Beziehungen zu nutzen, die im Rahmen des Reputationsmanagements gepflegt wurden.
Wie sieht im Idealfall die Zusammenarbeit zwischen Risiko- und Krisenmanagement aus?
1. Stufe Riskomanagement
Hier wird das Risiko von Krisenpotentialen durch Verbesserungsmaßnahmen zur Krisenvorsorge und -bewältigung reduziert (mittels Risikokategorien, Risikomanagementprozess, Risikomanagementsystem, Risikohandbuch)
2. Stufe Krisenmanagement
Wenn ein Risiko erkannt wurde geht es vom Risikomanagement zum Krisenmanagement. Im Zuge der Krisenvorsorge kümmert man sich um Prävention und Früherkennung. Im Zuge der Krisenbewältigung kümmert man sich um Eindämmung, Recovery und Lernen.
Krisen können sehr unterschiedliche Auslöser oder Ursachen haben, die ihren Ursprung sowohl in der Organisation selbst oder außerhalb, sprich extern, haben können.
* Nenne fünf Kategorien von Krisenauslösern (5)
* Nenne einige Beispiele. (10)
- Natur: Erdrutsch, Tsunami, Tornado
- Technik: Störfall, Unfall (z.B. Tschernobyl)
- Mensch: bewusst durch Betrug, Anspruch, Erpressung, Sabotage, Anschlag UND unbewusst durch Bedienfehler, Planungsfehler
- Organisation: Fehlerhafte Produktion, Finanzkrise, Unfriendly Take over
- Gruppen: Streik/Demo, Neue Wettbewerber, Landflucht/Verarmung
Beispiele für typische Krisenfälle sind unter anderem Qualitätsmängel bei Automobilen, ärztliche Kunstfehler in der Medizin, Hygieneverstöße bei Restaurants, schlechte Arbeitsbedingungen für Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im Einzelhandel etc.
Lies verweist auf eine Studie für die 300 Unternehmen, 243 behördliche Institutionen und rund 228 Verbände in Deutschland nach den Hauptgründen für auftretende Krisen gefragt wurden. Welche gibt es? (10)
- Probleme mit Protestgruppen/Aktivisten (44,7%)
- Produktionsausfälle, Lieferschwierigkeiten (36,9%)
- Öffentlichkeitswirksamer Betriebsunfall (36,9%)
- Auseinandersetzungen mit Belegschaft, Gewerkschaft, Betriebsrat (28,9%)
- Gerüchte, falsche Tatsachen (28,9%)
- Schwere persönliche Verfehlungen (23,7%)
- Produktmängel, Rückrufaktion (21,1%)
- Finanzkrise (15,8%)
- Sabotage, Terrorismus (5,3%)
- Drohende feindliche Übernahme (2,6%)
- Sonstige (2,6%)
Krisen können sowohl durch interne als auch durch externe Anlassfälle entstehen. Es ist daher von essenzieller Bedeutung stets einen Überblick über die Stakeholder und das Umfeld der Organisation zu haben und erste Anzeichen einer Krise möglichst rasch zu erkennen.
Neben der Kategorisierung von Krisen in Natur, Technik, Mensch, Organisation und Gruppen gibt es eine zweite Kategorisierung. Wie sieht diese aus? (2)
Man kann unterteilen, ob die Krise vorsätzlich von einem Individuum oder einer Gruppe ausgelöst wurde oder aber ob die Krise durch „höhere Gewalt“ entstand, sprich sie nicht beeinflussbar war und unbeabsichtigt entstand.
1. Intentional Crisis: Terrorismus, terroristische Anschläge, Gewalt in der Organisation, Sabotage, Übernahme durch Konkurrenz, Unethischer Führungsstil, Schlechte Beziehungen zwischen Management und Mitarbeitern
2. Unintentional Crisis: Naturkatastrophen (Erdbeben, Überschwemmung, …), Krankheiten, Epidemien, Technische Probleme, Produktionsfehler, Rezessionen oder Konjunktureinbrüche
Wie häufig ist eine Krise?
Sie sind häufig.
* Studie von 12Cylinders Corporate Strategies (2003): 90,5% der befragten Organisationen (Unternehmen, Verbände, behördliche Institutionen) haben einen Krisenfall erlebt und 42,3% befinden sich gegenwärtig in einer Krisensituation
* Lt. Forthmann und Heintze (2016) stieg die Krisenwahrscheinlichkeit für Organisationen in den vergangenen 30 Jahren um rund 75 Prozent an. Vier von fünf Unternehmen halten es, ihnen zufolge, für sehr oder eher wahrscheinlich, dass sie innerhalb der nächsten 6-12 Monate eine Kommunikationskrise durchmachen werden.
Es gibt einige Faktoren, die die Wahrscheinlichkeit, dass ein Unternehmen oder eine Organisation eine Krise durchmacht erhöhen können. Welche gehören u.a. dazu? (6)
- Hoher Bekanntheitsgrad der Organisation oder CEOs
- Organisation bedient einen Massenmarkt
- Anspruchsvolle & gut vernetzte Stakeholdergruppen
- Starke Konkurrenz und intensiver Wettbewerb
- Organisation agiert in medial spannendem Bereich (eher B2C, als B2B)
- Weiterentwicklung der Kommunikationstechnologien
Was hat den massivsten Einfluss auf den Verlauf einer Krise?
Das öffentliche Interesse.
Was sind die Kennzeichen einer eruptiven bzw. überraschenden Krise? (5)
- Plötzliches Auftreten
- Rascher Höhepunkt
- Kurzer Verlauf
- Hohes Medieninteresse zu Beginn, klingt meist mit Einsatz des (erfolgreichen) Krisenmanagements ab
- Beispiele: Shitstorm, Unfälle, Verbrechen, Skandale etc.
Was sind die Kennzeichen einer latenten, periodischen oder wellenförmigen Krise? (5)
- Unklarer latenter Beginn, subtile Anzeichen
- Wechselhafter Verlauf
- Auftauchen von neuen Informationen erzeugt wellenhaften Verlauf
- Medieninteresse steigt mit neuen Informationen immer wieder an
- Beispiel: Politik-Skandale, Produktmängel, Konflikte etc.
Was sind die Merkmale einer schleichenden Krise? (5)
- Langsamer, zäher Eintritt
- Längere Dauer
- Höhepunkt wird erst durch Anteilnahme von Multiplikatoren (Medien) erreicht
- Zunächst irrelevant für Medien, meist reicht dann ein Bericht, um das Interesse der restlichen Medien zu entfachen, was für einen sprunghaften Anstieg sorgt
- Beispiele: Nahrungsmittelprobleme, Preisentwicklungen, Umweltschutz etc.
Welche fünf Phasen durchläuft lt. Töpfer eine Krise üblicherweise? (5)
- Prävention
- Früherkennung
- Eindämmung
- Recovery
- Lernen aus der Krise
In der Präventionsphase ist die Krise kaum sichtbar, erst während der Früherkennung steigt sie an. Bei der Eindämmung findet der Peak (der Berichtserstattung statt). Hier gilt es den Turnaround zu schaffen, damit eine Chance bleibt und es kein Risiko wird. Je nach Verlauf kommt eine Eskalationskurve nach oben oder eine De-Eskalationskurve nach unten (hier findet man dann die Phasen Recovery beim Abklingen und Learning bei überstandener Krise)
In der Praxis gibt es bei Krisen meist keinen streng linearen Verlauf der Phasen von 1 nach 5, sondern es sind auch häufig Rücksprünge in frühere Phasen beobachtbar. Jede dieser Phasen stellt auch unterschiedliche Anforderungen an die Organisationskommunikation.
Welche Phasen einer Krise sind besonders entscheidend?
Für die Entwicklung einer Krise sind besonders die Phase 3 (Eindämmung) und 4 (Recovery) entscheidend, in denen die Krise eingedämmt werden kann und sollte und ganz besonders die Recovery-Phase, die einen Neustart ermöglichen kann. Dies sind auch die beiden Phasen in denen der Krisenkommunikation eine besonders entscheidende Rolle zukommt.
Phase 1: Prävention
Um was geht es in der Präventionsphase?
Die Präventionsphase ist die Phase in der das Risikomanagement, das Issues Management (Management der Chancen und Risiken des Unternehmens), das Reputationsmanagement und die Kommunikationsabteilung einer Organisation an ihrer Zusammenarbeit feilen können. Hier gilt es sich möglichst gut auf den Ernstfall vorzubereiten und ein Bewusstsein für die Risiken der Organisation zu entwickeln und kritische Themenfelder möglichst engmaschig zu beobachten. Dieses Krisenbewusstsein muss in weiterer Folge zur Aufstellung eines Krisenplans führen, der für die ganze Organisation verbindlich ist. Hier geht es darum, die Schritte, die im Krisenfall getätigt werden müssen, zu definieren und gleichzeitig festzulegen, wer für diese verantwortlich ist.
Zentral ist in dieser Phase, dass Strukturen etabliert werden, auf die sich alle Verantwortlichen im Krisenfall verlassen können und die ihr Handeln in den Grundzügen vorab definiert, um emotionale Kurzschlussreaktionen möglichst zu vermeiden.
Phase 1: Prävention
Welche Kontakte umfasst eine Krisenplan? (2)
- Verantwortliche für unterschiedliche Kernbereiche
- Kontaktdetails für interne und externe Ansprechpartner (z.B. Fachexperten, Juristen, Medien, Multikplikatoren)
Phase 1: Prävention
Nebst dem Krisenplan werden auch die Kommunikationskanäle auf den Krisenfall vorbereitet. Wie kann das mitunter passieren? (6)
- Textbausteine für Presseaussendungen oder Standardbriefe werden aufgesetzt
- Statements des Managements werden in ihren Grundzügen vorgeschrieben
- Darksites (Unterseiten) der Website werden vorbereitet
- Instruktionen für das Social Media Team werden verfasst
- Guidelines für die interne Kommunikation werden zusammengestellt
- Alle Kommunikationsteams werden geschult (Social Media, Media Relations etc.)
- usw.
Phase 2: Früherkennung
Aus welchen zwei Kernbereichen besteht die Phase der Früherkennung?
- Früherkennung von Krisenbereichen
- Möglichst frühe Aufklärung der Stakeholder-Gruppen über den Krisenfall
In der Früherkennung gilt es Gefahrenpotenziale möglichst früh zu entdecken und in weiterer Folge auch zu definieren, wann diese gewisse Schwellenwerte überschritten haben, die einen organisationsinternen Alarm oder eine Frühwarnung notwendig machen. Das ist meist der Fall, wenn man erkennt, dass sich „etwas zusammenbraut“, die Ursachen und das Ausmaß aber noch nicht eindeutig abschätzbar sind.
Phase 2: Früherkennung
Welche Abteilung ist in der Früherkennungsphase am aktivsten?
Das Issues Management.
Issues sind (Reiz-) Themen, die erfolgskritische Auswirkungen auf eine Organisation haben können und Konflikte, Krisen oder Shitstorms erzeugen können, z.B. Arbeitsbedingungen, Anbau von Rohstoffen etc. Ziel des Issues Management ist es, Gefahrenquellen für die Organisation zu erkennen, bevor sie ein Problem werden. Wobei auch hier wieder die Ambivalenz dieser Themenfelder thematisiert werden muss, denn nicht immer erzeugen diese Issues nur Probleme oder Krisen, oft sind sie für eine Organisation auch eine Chance sich vorteilhaft zu positionieren. Issues Management kann als Teil der Öffentlichkeitsarbeit und PR betrachtet werden, da es auch hierbei darum geht Kommunikationsstrategien zu entwerfen.
Phase 2: Früherkennung
Worauf muss man in der Früherkennungsphase besonders aufpassen?
Informationen über den Zustand sollten nicht nach außen bzw. an die Medien gelangen. Wenn dazu bereits Emotionen und Unsicherheiten von den Stakeholdern geäußert werden, beginnt es kritisch zu werden. Ab dann ist es essenziell die Informationsführerschaft zu erhalten und sich als Partner für die wichtigsten Stakeholder, aber insbesondere für die Medien und Betroffenen, zu positionieren. Geschieht dies nicht, so können von der Krise betroffene Gruppen versuchen über die Medien den Druck auf die Organisation zu erhöhen, aber auch die Medien suchen in dieser Situation gerne nach anderen Quellen, die ihnen den Einblick in die Krise geben, den ihnen die Organisation eventuell verweigert.
Gerade dann ist es unbedingt notwendig auch die sozialen Medien intensiv zu beobachten und im Auge zu behalten, wie dort über die Organisation gesprochen wird.
Phase 2: Früherkennung (?)
Was ist der wichtigste Grundsatz in der Krisenphase?
Schweigen und Verstecken ist keine Option!
Phase 3: Eindämmung
Was passiert in der Eindämmungsphase?
Grundsätzlich ist diese Phase der Höhepunkt der Krise in der das Interesse der Öffentlichkeit ein Maximum erreicht. Die Krise ist Breaking News und wird medial regelrecht „ausgeschlachtet“.
Der Verlauf dieser Phase der Krise hängt ganz stark davon ab, wie in Phase 2 agiert wurde.
Phase 3: Eindämmung
Was muss die Kommunikationsabteilung in der Eindämmungsphase tun? (2+1)
Da es hier um Regulation oder Eskalation geht, sind folgende “Maßnahmen” notwendig:
* Kommunikationsabteilung muss immer(!) erreichbar sein
* Stakeholdern Infos, Hintergründe, Details und Lösungsansätze bereitstellen
Wird in dieser Phase richtig agiert und kann die externe Kommunikation über die Krise noch gesteuert werden, dann wird die kritische Berichterstattung bald abklingen. Falls nicht, so kommt es zu einer Eskalation, die in den sozialen Medien auch gut einmal zu einem Shitstorm führt. Die Medien beißen sich an allen negativen Aspekten des Krisenthemas fest und kennen bei ihrer Suche nach der Wahrheit keine Grenzen, wodurch es auch sein kann, dass die Diskussion auch das Privatleben des Managements umfasst. Online kommt es hier zu vielen Brandherden, denn in dieser Phase schalten sich auch gerne die „Trolle“ ein, die provozieren wollen. Hier zeigt sich eindeutig, wie gut die Organisation Phase Nummer 1 genutzt hat und wie effizient die Vorbereitung und Prävention war. Sind in dieser Phase Fehler passiert oder wurden Aspekte übersehen, so können sie sich jetzt gravierend auf den Erfolg, Wert und die Reputation der Organisation auswirken und unter Umständen irreparable Schäden erzeugen.
Phase 4: Recovery
Was ist das Ziel der Recovery Phase bzw. was passiert hier?
In dieser Phase heißt es „Alea iacta est“ – die Würfel sind gefallen. Die Krise flaut ab und man sieht zum ersten Mal, welchen Schaden sie angerichtet hat. Jetzt beginnt „das Aufräumen“ und die Nachbereitung der Krise und der Versuch die negativen Folgen zu beseitigen, falls dies möglich ist. Ziel dieser Krisenphase ist es, im Idealfall, wieder den Zustand zu erreichen, den die Organisation vor dem Ausbruch der Krise hatte und die operative Tätigkeit aller Abteilungen der Organisation wieder zu ermöglichen.
Phase 5 - Lernen
Was tut man in der Lernen-Phase? (5)
Man analysiert
* was gut funktioniert hat
* welche Botschaften angekommen sind
* wann mit wem und wie kommuniziert haben
* ob sich alle Beteiligten an den Krisenplan gehalten haben
* welche Elemente des Plans ausbaufähig sind
Schließlich folgt auf diese Phase eigentlich schon wieder eine Rückkehr in Phase Nummer 1 - die Krisen-Prävention. Im Idealfall wurde aus der Krise etwas gelernt, das sich positiv auf die Kommunikation, das Frühwarnsystem und das Krisenmanagement der Organisation auswirkt.
Phase 5 - Lernen
Welche Chance ergibt sich nach der Krise?
Nach der Krise hat die Organisation die Möglichkeit, sich neu zu positionieren und ihren Stakeholdern zu zeigen, was sie aus der Krisenzeit gelernt hat. Jetzt ist es ihr möglich, sich als glaubwürdiger, verantwortungsbewusster und überzeugender Partner zu positionieren und zu zeigen, dass man neue Wege gehen möchte.
Was ist der zentralste Aspekte in einer Krise, welche die Organisation beeinflussen kann?
Die Kommunikation. Es verunsichert Umfeld und Mitarbeiter und es ensteht ein verstärkes Bedürfnis nach Information.
Wahr oder Falsch.
In der Krisenkommunikation sollte man sachlich, rational und faktenbasiert kommunizieren.
Falsch. In einer Krise werden sachliche Themen von starken Gefühlen begleitet und emotional diskutiert. Es ist daher für die Organisation nicht ratsam auf emotionale Kritik oder Anschuldigungen rein rational und faktenbasiert zu reagieren ohne dabei der emotionalen Komponente der Krise Rechnung zu tragen.
Denn im schlimmsten Fall könnte eine zu sachliche Kommunikation im Krisenfall als Gleichgültigkeit interpretiert werden. In diesem Zusammenhang ist es aber wichtig, dass in der Krisenkommunikation nicht nur verbale, sprich sprachliche Kommunikationsmaßnahmen ergriffen werden, sondern auch symbolisch-relationale Elemente in die Kommunikation integriert werden. Das bedeutet, dass eine Organisation ihre Anteilnahme nicht nur beteuert, sondern auch zeigt, zum Beispiel durch Anwesenheit bzw. Präsenz am Ort des Geschehens und empathische, zwischenmenschliche Gesten.
Wie verändert sich die Sachebene und die emotionale Ebene (lt. Töpfer) in einer Krise? Wie verhält sich deren Relevanz?
- Phase 1 (Vor dem Krisenfall): Sachebene ist höchst relevant, die emtionale Ebene ist am Tiefpunkt
- Phase 2 (Nach dem Krisenfall): die emotionale Ebene ist höchst relevant, die Sachebene ist am Tiefpunkt
- Phased 3 (Reaktion durch GL): Emotionale Ebene verliert an Relevanz, ist aber noch relevanter als die Sachebene
- Phase 4 (Ergebnis nach Recovery): Sachebene ist nahezu auf Vorkrisenniveau, auch die emotionale Ebene hat an Bedeutung verloren ist aber immer noch deutlich relevanter als vor der Krise
Was ist die Besonderheit von Krisenmanagement im 12. Jhdt?
Die Geschwindigkeit hat sich massiv beschleunigt, besonders in Zeiten von Social Media. Oft gehen private Posts viral, bevor die Organisation vom Krisenfall gehört hat.
Krisenmanagement muss daher instinktiv gehändelt werden, nicht reaktiv (proaktives tägliches Management, um Vertrauen und Glaubwürdigkeit aufzubauen). Social Media ist außerdem nicht nur ein großes Risiko, sondern auch eine große Chance (Bsp. Whatsapp Kommunikation in Westafrika zu Ebola).
Bsp: Entgleister Zug: Frau tweetet darüber bevor sie überhaupt die Rettung ruft // Anthem Data-breach: war vorhersehbare Krise und wurde nicht vorab gehändelt (benefit of the doubt hätte man vorher Vorkehrungen getroffen)
Was versteht man unter Krisenmanagement nach W. Timothy Coombs?
Es handelt sich um eine Kombination von verschiedenen Maßnahmen, die dazu dienen die Krise abzuwenden und die durch sie entstandenen Schäden für eine Organisation, ihre Stakeholder und ihre Branche möglichst gering zu halten. Zu den Aufgaben des Krisenmanagements gehört es folglich, zu versuchen, die Krise zu vermeiden, die Folgen der Krise zu minimieren und die Stakeholder, aber auch die Organisation vor etwaigen, mit der Krise zusammenhängen Gefahren, zu schützen.
Was versteht man unter Krisenkommunikation?
Krisenkommunikation kann als ein Teilaspekt des Krisenmanagements betrachtet werden.
Hearit und Courtright betrachten die Krisenkommunikation als das Herzstück des Krisenmanagements: „Crises are terminological creations conceived by human agents, and consequently, are managed and resolved terminologically. As such, instead of being one component, communication constitutes the quintessence of crisis management.” (Hearit und Courtright 2004: 205 zitiert in Schwarz und Löffelholz 2014: S. 1305).
Wahr oder Falsch.
Handeln muss durch kommunikative Botschaften unterstützt werden, um bei Stakeholdern wieder Vertrauen zu erzeugen. Dieses Vertrauen hängt stark damit zusammen, wie die Stakeholder den Willen zur Krisenbewältigung der Organisation bewerten. Die Krisenkommunikation muss daher professionell und strategisch erfolgen, sowohl extern als auch intern. Treten organisationsintern erste Zweifel an der Fähigkeit der Organisation, die Krise erfolgreich zu überstehen, auf, so ist es nur eine Frage der Zeit bis diese Zweifel auch an externe Stakeholder weitergetragen werden.
Wahr.
Wie stellt Töpfer die Beziehung zwischen Krisenmanaegment und Krisenkommunikation dar.
Krisenmanagement besteht sowohl aus Maßnahmen als auch Botschaften.
- Handeln: Reaktion, Aktion und Präventation mit dem Zielt die Krise zu bewältigen und die Krisenursache zu beseitigen
- Dialogische Information (extern): Krisen-PR, Ereignisse und deren Folgen, Maßnahmen und deren Wirkung
- Dialogische Information (intern): Information zur Überwindung bzw. Vermeidung des Lähmungszustandes, Motivieren und Aktivieren zum Handeln
Das Ziel der dialogischen Information sowohl intern als auch extern ist die Schaffung von Vertrauen zur Unterstützung bei der Krisenbewältigung
Was ist der große Unterschied zwischen Krisenmanagement und Krisenkommunikation?
Beim Krisenmanagement geht es um die Behebung der Krisenursache, bei der Krisenkommunikation geht es um die Vorbereitung und Erwartungsmanagement beim Vorstand (was können Konsequenzen sein, was ist aus Kommunikationsperspektive möglich und richtige Erwartungshaltung aufbauen).
Beide gehen daher aber eine Symbiose ein (Vertrauen & Dialog sind hier essentiell).
Nur zum wiederholten Lesen: Weitere Definitionen von Krisenkommunikation
Für Steinke (2014: 184) zählen zur Krisenkommunikation „alle Formen der Kommunikation, die darauf gerichtet sind, den eigenen Stakeholdern – also Mitarbeitern, Geschäftspartnern, Öffentlichkeit, Medien, Politik und anderen Interessensvertretern – die eigene Krise im Sinne der Organisation zu erklären und positiv auf die Wahrnehmung der Krise durch Dritte einzuwirken.“
Schwarz spricht lieber von strategischer Krisenkommunikation einer Organisation und definiert diesen so: „Der Begriff „strategische Krisenkommunikation“ bezeichnet das Kommunikationsmanagement von Organisationen zur proaktiven Prävention und Früherkennung von Krisen, Vorbereitung auf Krisen, akuten Bewältigung von Krisen und Nachbearbeitung bzw. Evaluation organisationsbezogener Krisenkommunikation. Ziel strategischer Krisenkommunikation ist es, den beobachtbaren bzw. zu erwartenden krisenbedingten Reputations- und Vertrauensverlust bei relevanten Anspruchsgruppen zu minimieren und damit den Handlungsspielraum zur Erreichung der strategischen Ziele der Organisation unter den gegebenen Bedingungen zu maximieren. Darüber hinaus hat Krisenkommunikation das Ziel, Informationen und Verhaltensinstruktionen im Krisenkontext effektiv zu verbreiten, um Schaden von betroffenen Anspruchsgruppen abzuwenden und sie bei der psychologischen Bewältigung der Krise zu unterstützen.“ (Schwarz 2014 zitiert in Schwarz und Löffelholz 2014: 1306).
Häufig wird in diesem Zusammenhang auch von „Krisen-PR“ gesprochen, wobei dieser in den meisten Fällen die gleiche Bedeutung wie der Begriff Krisenkommunikation hat.
Krisenkommunikation ist die geplante und bewusste Vermittlung bzw. Bereitstellung von Informationen an bestimmte Stakeholder nach Kriseneintritt.
Welche Grundregeln gibt es in der Krisenkommunikation? (3)
- Früh kommunizieren und schnell agieren: Es ist in der Krisenkommunikation essenziell, als Organisation zuerst zu agieren und nicht bloß auf stetig eintreffende Vorwürfe zu reagieren. Viele Kommunikationsverantwortliche wollen erst kommunizieren, wenn sie alle nötigen Informationen für einen Sachverhalt zur Verfügung haben, doch dies ist in der Praxis nicht immer möglich. Hier droht einer Organisation die Meinungsführerschaft zu verlieren, wenn sie sich nicht möglichst rasch als Partner für die Medien etabliert. Denn die Medien brauchen Informationen und verschaffen sie sich dann über andere Quellen, die vielleicht mehr Schaden anrichten können als von der Organisation selbst kommende, rechtzeitige, aber aufgrund des Zeitdrucks nicht vollständige Informationen.
- Niemals die Grundregeln des Medienbusiness ignorieren: Auch die Medien stehen in einem starken Wettbewerbsverhältnis und in einem Kampf um die kurzlebige Aufmerksamkeit ihrer Leserschaft oder Zuseher. Wer hier ein Thema zuerst aufgreifen kann, wird dies ohne Rücksicht auf die Betroffenen höchstwahrscheinlich tun. In den Medien gilt der Grundsatz, dass sich eine Nachricht umso besser verkauft, je größer ihr Nachrichtenwert ist, das heißt je mehr Nachrichtenfaktoren die Neuigkeit abdeckt. Zu den Faktoren, die eine Nachricht besonders interessant machen zählen unter anderem Überraschung, Dauer, Schaden, Nutzen, Prominenz etc. Eine Krise deckt automatisch einige dieser Nachrichtenfaktoren ab und ist daher besonders spannend für die Medien.
- Man kann nicht nicht kommunizieren: Das Axiom von Watzlawick gilt auch hier, denn verweigert eine Organisation ein Statement, so ist dieses Verhalten auch eine Form der Kommunikation und daher beliebig interpretierbar: als Überforderung, Schuldeingeständnis, schlechtes Gewissen oder Schwäche. All diese Interpretationen zeichnen kein vorteilhaftes Bild von der Organisation.