Krankheiten der Leber Flashcards
Akute hepatische Nekrose Theiler’s Disease, Serumhepatitis
Vorkommen und Ätiologie:
- Erstbenennung durch Theiler (1918) in Südafrika.
- Auch in Europa und Nordamerika beobachtet.
- Betroffene Pferde sind in der Regel erwachsene Tiere.
- Die Erkrankung tritt 4-10 Wochen nach der Verabreichung von Immunseren aus equinem Plasma auf, insbesondere Tetanus-Antitoxin.
Klinik:
- Klinische Zeichen umfassen:
- Deutlichen Ikterus (Gelbsucht).
- Depression.
- Kolik.
- Hepatoenzephalopathie-Syndrom (HE-Syndrom).
- Schnelle Progression der Erkrankung.
- Häufige Begleitsymptome sind Hypoglykämie und Hämoglobinurie.
- Hohe Mortalitätsrate.
Diagnose:
- Das Leberbiopsat zeigt eine schwere zentrolobuläre Degeneration.
- Post mortem ist die Leber auffallend klein und stark ikterisch.
Therapie:
- Es steht keine spezifische Therapie zur Verfügung.
- Bei Verdacht auf eine immunvermittelte Ursache der Erkrankung ist neben der allgemeinen Therapie bei akuter Hepatoenzephalopathie die Gabe entzündungshemmender Glukokortikoide angezeigt.
Stand 2021: Ramsauer AS, Badenhorst M, Cavalleri JV. Equine parvovirus hepatitis. Equine Vet J. 2021 Sep;53(5):886-894. doi: 10.1111/evj.13477. Epub 2021 Jul 4. PMID: 34101906; PMCID: PMC8457058.
- EqPV-H wurde erstmals 2018 in einem tödlichen Fall von Theiler-Krankheit entdeckt.
- Theiler-Krankheit ist eine schwere Hepatitis mit fulminanter Lebernekrose und meist tödlichem Ausgang.
- EqPV-H befällt die Leber (hepatotrop) und ist wahrscheinlich die Ursache der Theiler-Krankheit.
- Die Krankheit tritt häufig nach der Verabreichung von Pferdeursprungs-Bioprodukten auf, kann aber auch bei in Kontakt stehenden Pferden auftreten.
- Die Übertragung kann iatrogen durch kontaminierte Produkte wie Pferdeserum oder Stammzellen oder oral erfolgen.
- Andere Übertragungswege, wie durch Arthropodenvektoren, werden noch untersucht.
- Es gibt weltweit eine Verbreitung von EqPV-H-Antikörpern und -DNA bei symptomlosen Pferden.
- Pferde mit EqPV-H und schwerer Hepatitis zeigen klinische Symptome wie Ikterus, Lethargie, Inappetenz und neurologische Probleme.
- Die häufigsten Leberveränderungen sind Hepatozytennekrose, lobulärer Zusammenbruch und lymphozytäre Infiltration.
- Die meisten mit EqPV-H infizierten Pferde entwickeln subklinische Hepatitis, und es gibt zeitliche Zusammenhänge zwischen Viremie, Serokonversion und Hepatitisbeginn.
- Tierärzte sollten EqPV-H als wichtige Differentialdiagnose bei Pferdehepatitis in Betracht ziehen.
- Die Risiken der Verabreichung von Pferdeursprungs-Bioprodukten sollten betont werden.
Tyzzer’s Disease
Vorkommen und Ätiologie:
- Die Tyzzer-Krankheit tritt bei Saugfohlen im Alter von 4–6 Wochen auf der Weide auf.
- Die Krankheit wird durch Clostridium piliforme verursacht, dessen Reservoirwirt Kleinnager sind.
Klinik und Diagnose:
- Die erkrankten Fohlen werden oft tot aufgefunden oder zeigen akute Depression mit Fieber.
- Mäßiger Ikterus (Gelbsucht) ist häufig.
- Die Fohlen neigen zum Festliegen und Krämpfen.
- Bei der Sektion zeigt sich eine diphtheroid-nekrotisierende Enteritis (Entzündung des Darms) und multifokale hepatische Nekrose (Leberzellnekrose).
- Die anaeroben Sporenbildner sind in den Hepatozyten im histologischen Präparat erkennbar.
Hinweis:
- Auch beim adulten Pferd kann eine infektiöse nekrotisierende Hepatitis auftreten, verursacht durch Clostridium novyi Typ B. Diese Erkrankung ist jedoch bei Schafen und Rindern viel häufiger.
Therapie:
- Infusion mit Glukose, Vitaminen
- Chloramphenicol oder Tetrazykline
- idR. Keine gute Heilungschance
Bakterielle Hepatitis, sekundäre Cholangiohepatitis
Ätiologie und Pathogenese
- Akute Entzündungen der Gallengänge und der Leber oft durch aufsteigende bakterielle Infektion des Dünndarms (proximale Enteritis).
- Adynamischer Ileuszustand → erhöhter intraluminaler Druck → Eindringen von Darmbakterien (E. coli, Salmonellen, Clostridien) in die Gallengänge begünstigt.
- Möglichkeit einer neutrophilen Entzündung der Leber durch Bakterien, Endotoxine und Entzündungsmediatoren über den portalen Kreislauf.
Klinik und Diagnose
- Klinische Zeichen:
- Akutes Kolikgeschehen
- Dünndarmdilatation
- Sekundäre Magenüberladung
- Fieber
- Ikterus
- Rapidem Gewichtsverlust
- Bauchhöhlenflüssigkeit: Erhöhter Proteingehalt
- Schwere Fälle: Leberversagen und HE-Syndrom
Therapie
- Sofortige Magendekompression
- Behebung des paralytischen Ileus
- Reduzierung der Endotoxinwirkung: Flunixin-Meglumin
- Ausgleich des gestörten Wasser- und Elektrolythaushalts
- Antibiose gegen gramnegative Keime: Trimethoprim-Sulfonamide, Gentamicin, Ceftiofur
Akute toxische Hepatosen beim Pferd
Akute toxische Hepatosen beim Pferd
-
Leber als Zielorgan für Toxine:
- Leber besonders anfällig für die Einwirkung von Giften.
- Toxine aus Nahrung gelangen über die Pfortader direkt in die Leber.
- Leber: Hauptorgan für Biotransformation und Entgiftung.
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Ursachen für hepatotoxische Schäden:
- Verschiedene hepatotoxische Substanzen:
- Chemikalien, Arzneimittel.
- Pflanzen (Phytotoxine) und Pilze (Mykotoxine).
- Verschiedene hepatotoxische Substanzen:
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Auswirkungen der Giftexposition auf die Leber:
- Giftexposition führt zu:
- Diffuser metabolischer Störung.
- Zellhydrops.
- Verfettung oder Nekrose der Hepatozyten.
- Giftexposition führt zu:
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Beispiele für Toxine, die die Leber beeinflussen können:
-
Tetrachlorkohlenstoff (CCl4):
- Umwandlung in hochtoxisches CCl.
-
Monensin und Phenole:
- Verursachen zentrolobuläre Nekrose.
-
Anabole Steroide:
- Können Cholestase und Leberschäden verursachen.
-
Phenothiazin und Makrolidantibiotika:
- Möglicher nekrotischer Leberschaden mit Cholestase.
-
Überdosierung von Eisenfumarat (1983 in den USA):
- Auswirkungen bei neugeborenen Fohlen:
- Hepatischer Ikterus.
- Schwere hämorrhagische Diathese.
- Komatöse Zustände.
- Auswirkungen bei neugeborenen Fohlen:
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Aflatoxinvergiftungen:
- Häufiger bei Wiederkäuern als bei Pferden.
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Vergiftungen mit Blaualgen:
- Auf der Weide möglich.
- Akute Todesfälle durch massive Lebernekrosen mit erhöhter Blutungsbereitschaft.
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Tetrachlorkohlenstoff (CCl4):
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Seltenheit von akuten toxischen Hepatosen beim Pferd unter heutigen Haltungs- und Fütterungsbedingungen:
- Häufigere Ursachen: Stoffwechselstörungen und begrenzte Nekrose von Leberzellen durch fehlerhaftes Fütterungsregime (energetische Überladung) bei Hobbypferden.
-
Behandlungsoptionen:
- Mehrwöchige Gabe von proteinreichem Heu als Alleinfutter.
- Förderung der Gallediurese durch Artischockenextrakte.
- Präparate mit Silymarin (Mariendistel) zur Unterstützung der Regeneration der Leber.
Chronische Leberzirrhose (enzootische Leberdystrophie)
Definition
- Degenerative Veränderungen des Lebergewebes
- Gekennzeichnet durch knotige Regeneration und Fibrose
- Führt zu irreversibler, fortschreitender Umgestaltung des Leberparenchyms
Ätiologie und Pathogenese
- Toxische Substanzenaufnahme über längere Zeiträume (z.B., Pyrrolizidinalkaloide in Kreuzkrautarten)
- Parasitäre Noxen durch Nematodenlarven
- Biliäre Obstruktionen durch Konkremente oder Tumoren
- Pathologisch-anatomisches Bild einer makronodulären Leberzirrhose nach Leberzelluntergang, Parasiteninvasion oder Gallengangsobstruktion
- Mikronoduläre Zirrhose nach Pyrrolizidinen in Senecio-Arten (Jakobskreuzkraut)
- Futterintoxikationen durch Senecio-Alkaloide als häufigste Ursache in bestimmten Regionen (USA, Großbritannien)
- “Enzootische Leberdystrophie” in Deutschland in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts
- Toxische Wirkung entsteht erst in der Leber durch Umwandlung der nichttoxischen Pyrrolizidinalkaloide zu toxischen Pyrrolen
- Toxine interagieren mit DNA und RNA, hemmen Enzyme und Proteinsynthese, behindern Leberregeneration
Klinik
- Unspezifische Symptome: Lethargie, Müdigkeit, intermittierend schlechte Futteraufnahme
- Geringer Ikterus
- Abmagerung
- Kleine Kotabsätze
- Bei Leberversagen: Symptome eines HE-Syndroms, leichte Kolik aufgrund Gallensäuremangels und Obstipation
- Initial: Erhöhung der Leberenzymaktivitäten ohne klinische Zeichen
- Anstieg der Gallensäuren im Blut zeigt Leberversagen
Diagnose
- Definitive Diagnose durch Leberbiopsie mit histologischem Nachweis von Megalozyten, periportaler Fibrose und biliärer Hyperplasie
Therapie
- Symptomatische Behandlung
- Keine speziellen Medikamente verfügbar
- Generelle Unterstützungsmaßnahmen bei Leberinsuffizienz
Prognose
- Aufgrund massiver Leberfibrose: Vorsichtige bis ungünstige Prognose
- Ungünstig bei Serumgallensäurenkonzentrationen über 50 μmol/l und ausgedehnter Fibrose
Chronisch aktive Hepatitis
Chronische progressive Leberzellnekrose (Mottenfraß-Nekrose)
Definition
- Entsteht nach wiederholter Aufnahme von Phytotoxinen, Mykotoxinen und Chemikalien
- Verursacht Schädigung der Leberzellen oder des Gallengangsystems
- Ergebnis ist eine chronische progressive Leberzellnekrose
Ätiologie und Pathogenese
- Mögliche Ursachen: Autoimmune Reaktionen, chronische Cholangitis
- Entzündungen können auch durch Pyrrolizidinalkaloidaufnahme ausgelöst werden
- Ansonsten unbekannte Ätiologie und Pathogenese
Klinik
- Symptome: Kolik, Fieber, gering bis mäßige Ikterus der Schleimhäute
- Möglicherweise exfoliative Saumbandentzündung
Diagnose
- Diagnose mittels Entzündungsleukogramm und Leberbiopsie
- Leberbiopsie zeigt Nekrosen in der Läppchenperipherie, Fibrose und mononukleäre Infiltrate
Therapie
- Generelle Maßnahmen zur Entlastung der Leber
- Kortikosteroide können nützlich sein (Dexamethason 0,1 mg/kg KM 1-mal täglich über 4 Wochen, Prednisolon 1 mg/kg KM 1-mal täglich über 4–6 Wochen, ausschleichend zu verabreichen)
- Bei histologischen Anzeichen einer Cholangitis ist eine mehrwöchige antibiotische Therapie (z. B. Trimethoprim-Sulfonamid) angezeigt.
Parasitäre Hepatitis
Parasitäre Wanderungen durch die Leber:
- Beobachtet bei Parascaris equorum, Strongylus edentatus oder S. equinus.
- Parasitäre Infestationen können fokale Entzündung (Wurmknötchen) verursachen, aber selten hepatische Insuffizienz.
- Massive Migration von Nematodenlarven kann eosinophile Leberzirrhose auslösen.
Zystische Echinokokkose (Echinococcus granulosus):
- Verursacht durch Karnivoren.
- Hochgradiger Befall und ausgeprägte Kapselbildung der Hydatiden können die Leber durch Druckatrophie schädigen.
Infektionen mit Leberegeln (Fasciola hepatica, Dicrocoelium dendriticum):
- Selten bei Weidehaltung.
- Bei Nachweis von Antikörpern gegen Fasciola hepatica im Blut: Entwurmung mit Triclabendazol empfohlen.
Leberegel Entwicklung
Leberegel Pathologie, Klinik
Leberegel Diagnose, Behandlung
Hyperlipämie und hepatische Lipidose
Definition:
- Hyperlipämien und hepatische Lipidosen bei Pferden treten auf, wenn diese sich in einer energetischen Unterbilanz befinden.
- Diese Pferde decken ihren erhöhten Energiebedarf zunächst durch Fettmobilisation.
- Bei der Metabolisierung übermäßig stark abgebauter Fette kommt es zu einer Überlastung der Leber, was zur fettigen Leberdegeneration führt.
Ätiologie:
- Das Hyperlipämie-Syndrom ist keine eigenständige Primärerkrankung der Leber, sondern eine Entgleisung des Fettstoffwechsels in Verbindung mit einem Grundleiden.
- Es führt zu Fettinfiltration und Verfettung der Leber mit klinischen Symptomen einer Lebererkrankung.
- Labordiagnostisch wird zwischen Hyperlipidämie (Triglyzeride < 5 mmol/l bzw. < 500 mg/dl) und Hyperlipämie (Triglyzeride > 5 mmol/l bzw. > 500 mg/dl) unterschieden.
- Häufig betroffen sind kleine Equiden (Ponys und Esel), die schneller Fett mobilisieren (Lipolyse) und oft zu fett sind.
- Ursachen der Lipolyse sind Hungerphasen, Trächtigkeit, Laktation, Infektionen, Tumoren, Endotoxämien, Enterokolitis, oder massiver Endoparasitenbefall.
- Weitere Risikofaktoren sind verminderte Peristaltik durch Sandablagerung im großen Kolon (Sandobstipation), metabolisches Syndrom, Hypophysenadenom, und rezidivierende Hufrehe.
Pathophysiologie:
- In der Leber wird Glukose aus Fett- und Aminosäuren synthetisiert und als Glykogen gespeichert.
- Lipolyse und Veresterung der freien Fettsäuren (FFS) sind physiologisch im Gleichgewicht.
- Bei reduzierter Futteraufnahme oder starkem Energieverbrauch erfolgt die Entleerung der Glykogenspeicher und die Bereitstellung von Energie durch Fettsäureoxidation.
- Bei Tieren mit ausgeprägten Fettdepots kommt es bei Stress, negativer Energiebilanz und verschiedenen Erkrankungen zu einer massiven Freisetzung von FFS.
- Diese werden in der Leber zu Triglyzeriden synthetisiert und als VLDLs (very low density lipoproteins) in die Blutbahn abgegeben.
- Hormone wie Insulin normalerweise hemmen die Lipolyse und stimulieren die Aufnahme von VLDL in das Fettgewebe.
- Bei Ponys besteht häufig trotz normalen Insulinspiegels eine reduzierte Insulinsensitivität in den peripheren Geweben, was das gehäufte Auftreten von Hyperlipämie erklärt.
- Glukokortikoide, Katecholamine, ACTH, ADH und Progesteron reduzieren die biologische Aktivität von Insulin und fördern Hyperlipämie.
- Dies erklärt das gehäufte Auftreten bei Stress (Katecholamine), Trächtigkeit (Progesteron) und Hypophysenadenom (ACTH).
- Im Rahmen einer Hyperlipämie können sekundär vaskuläre Thrombosen und Fettembolien in Lunge, Nieren und Gehirn auftreten.
Epidemiologie:
- Vorwiegend adipöse Shetlandponys und Esel sowie adipöse Pferde mit einer Inzidenz von ca. 5% betroffen.
- Keine Altersdisposition (Ausnahme Fohlen) bekannt.
- Stuten sind häufiger erkrankt.
- Symptome treten akut auf und resultieren aus hepatischer, kardialer und renaler Dysfunktion.
- Verlauf ist progressiv mit unspezifischer Symptomatik und führt häufig bereits nach wenigen Tagen zum Exitus letalis.
Klinik:
- Klinische Zeichen einer Leberinsuffizienz variieren und können sein:
- Schneller Gewichtsverlust
- Schwäche
- Ikterus (Gelbsucht)
- Bewusstseinstrübung
- Kopfpressen
- Ataxie (Koordinationsstörungen)
- Hautläsionen
- Milde Kolik (Bauchschmerzen)
- Fieber
- Ödeme (Wassereinlagerungen)
- Diarrhö (Durchfall)
- Begleitend können auftreten:
- Niereninsuffizienz mit Polydipsie (vermehrter Durst) und Polyurie (vermehrte Urinausscheidung)
- Herzinsuffizienz mit Tachykardie (erhöhte Herzfrequenz)
- Plötzliche Todesfälle können durch Leberruptur verursacht werden.
- Subklinische Störungen werden bei Islandponys, Fjordpferden, Reitponys und selten bei Großpferden beobachtet.
Diagnose:
- Bei adipösen Ponys und Eseln kann bei Anorexie (Appetitlosigkeit) und Bewusstseinstrübung eine Verdachtsdiagnose gestellt werden.
- Ein wolkiges bis opaleszierendes Plasma bzw. Serum bestätigt die Diagnose.
Labordiagnostik:
- Bei Verdacht auf Hyperlipämie eignen sich als Suchprogramm Parameter des Fettstoffwechsels (Triglyzeride, Glukose, ggf. VLDL), der Leberfunktion (γ-GT, AP, AST, Ammoniak und ggf. Bilirubin) sowie der Nierenfunktion (Kreatinin, Harnstoff und Elektrolyte).
- Beim Hyperlipämie-Syndrom sind die Serumkonzentrationen der Metaboliten des Fettstoffwechsels (Triglyzeride, freie Fettsäuren, VLDL) deutlich erhöht.
- Die Serumkonzentrationen der Triglyzeride bei gesunden und kranken Tieren sind in Tab. 14.10 dargestellt.
Therapie:
- Frühzeitiges Erkennen und gezielte Behandlung der Primärerkrankung sind entscheidend.
- Bei adipösen Ponys und Eseln sind prophylaktische Maßnahmen zur Verhinderung einer Dyslipämie erforderlich.
- Allgemeine Maßnahmen zur Unterstützung der Leberfunktion sollten ergriffen werden.
Entscheidende Faktoren der Hyperlipämiebehandlung:
- Korrektur der negativen Energiebilanz durch hochwertiges Futterangebot.
- Enterale und parenterale Ernährung bzw. Glukosezufuhr.
- Stimulierung der endogenen Insulinfreisetzung und Inhibition der Fettmobilisierung, auch durch Glukosezufuhr.
- Steigerung der Aufnahme von Triglyzeriden aus dem Blut in periphere Gewebe.
Therapeutische Maßnahmen:
-
Enterale Ernährung (Glukose und Elektrolyte per Nasenschlundsonde):
- 50 g Glukose/100 kg KM (5%ige Lösung) 2-mal täglich.
- WHO-Lösung: 1–1,5 l/100 kg KM 2-mal täglich.
-
Parenterale Ernährung:
- 5%ige Glukoselösung, 2 ml/kg KM/Stunde.
- Vollelektrolytlösungen.
-
Inhibition der Fettmobilisierung und Reduktion zirkulierender Lipide:
- Insulin (Dosierung: 0,1–0,3 IE/kg KM 2-mal täglich) reduziert die Freisetzung von freien Fettsäuren aus Fettzellen und fördert den Rücktransport von Triglyzeriden aus VLDL in Fettzellen. Aktiviert auch die Glukoneogenese in der Leber.
- Heparin (Dosierung: 100 IE/kg KM) potenziert die Aktivität des Enzyms Lipoproteinlipase und kann die Entfernung von Triglyzeriden aus dem Blut steigern, jedoch ist die Therapie umstritten.
- Blutglukosespiegel, Hämatokrit (bei Heparingabe) und der Verlauf der Triglyzeride (TG) sollten während der Behandlung ständig überprüft werden.
- Bei Hyperlipidämie (TG < 5 mmol/l) sind Maßnahmen zur Korrektur der negativen Energiebilanz erforderlich, bei Hyperlipämie (TG > 5 mmol/l) zusätzlich Maßnahmen zur Reduktion zirkulierender Lipide.
Prophylaxe:
- Risikofaktoren wie Adipositas und Stresssituationen sollten vermieden werden.
- Das Erkennen einer Hyperlipämie ist im Frühstadium durch Kontrolle der Serumtriglyzeride möglich.
- Vorkehrungen zur Verhinderung einer Inanition (Auszehrung) müssen frühzeitig getroffen werden.
- Bereits im Frühstadium der Krankheit sollte eine konsequente medikamentöse Behandlung durchgeführt werden.
Prognose:
- Die Mortalitätsrate ist abhängig von der Grundkrankheit und sehr hoch (> 50%).
- Bei Ansprechen der Therapie (Senkung der Triglyzeridwerte) ist innerhalb von 3–10 Tagen ein positiver Verlauf zu erwarten.
- Bei Therapieresistenz verläuft das Hyperlipämiesyndrom infaust (ungünstig).
Hepatische Enzephalopathie (HE)
Definition:
- Stoffwechselentgleisung im Zentralnervensystem (ZNS).
- Verursacht durch akute und chronische Lebererkrankungen.
Ätiologie und Pathogenese:
- Grundursachen: Erworbene Leberinsuffizienz durch akute Leberzellnekrose, chronische Parenchymverluste (Zirrhose, Tumor, biliäre Obstruktion).
- Selten: Kongenitale Gefäßfehlbildungen wie portosystemische Shunts beim Fohlen.
- Akute HE: Unspezifische Permeabilitätssteigerung der Blut-Hirn-Schranke, zerebrales Hirnödem durch Ammoniakintoxikation.
- Chronische HE: Chronische Hyperammonämie, geblähte Astrozytenkerne (Alzheimer-II-Glia, “Leberglia”), Neurotransmitter-Ungleichgewicht.
Klinik:
- Ungewöhnliches Verhalten, Bewegungsstörungen, Bewusstseinsstörungen.
- Potenziell reversibel.
- In schweren akuten Fällen oft irreversibel und tödlich.
- Einheitliche Graduierung basierend auf neurologischen Befundungskriterien.
Diagnose:
- Laborparameter: γ-GT > 100 U/l, Plasmaammoniak > 100 μg/dl, Serumgallensäuren > 30 μmol/l.
- Definitive Diagnose erfordert Aminosäurenanalytik, speziell Veränderungen in verzweigtkettigen und aromatischen Aminosäuren.
- Index (Valin, Leucin, Isoleucin / Phenylalanin, Tyrosin): < 2 bei HE, 2-4 ohne HE.
Therapie:
- Primäres Ziel: Senkung des Ammoniakspiegels im Darm und Blutplasma.
- Hemmung der Bildung oder Absorption von toxischen Proteinmetaboliten.
- Therapiemöglichkeiten: Neomycin, Metronidazol, Paraffinöl, Lactulose (Ammoniakreduktion im Darm).
- Probiotika (Lactobacillus acidophilus, Enterococcus faecium) zur Modifizierung der Darmflora.
- Anpassung der Fütterung.
- Kontrolle manifester Verhaltensstörungen durch Sedation (Xylazin, Detomidin).
- Vorsicht bei Sedativa, da sie über die Leber abgebaut werden und HE-Symptome verstärken können.
- Kontraindiziert: Diazepam, da es HE-Symptome verstärken kann.
Allgemeine Therapiemaßnahmen bei Leberkrankheiten
Ziel: Unterstützende Maßnahmen, um das Pferd bis zur Regeneration der Leber zu erhalten.
Regenerationsfähigkeit der Leber: Hoch, daher lohnt sich eine Therapie auch bei ausgeprägten Symptomen.
Therapie bei Leberinsuffizienz:
- Anorexie und niedrige Blutglukosekonzentrationen: Dauerinfusion mit 5%iger Glukoselösung (2 ml/kg/h), ggf. verdünnt mit Ringer-Lösung bei längerer Verabreichung.
- Flüssigkeits- und Säure-Basen-Haushalt ausgleichen.
- Kalium oder ansäuernde Flüssigkeiten substituieren, um die Produktion von Ammoniak in der Niere zu reduzieren.
- Antiinflammatorische Medikamente: Flunixin-Meglumin (1,1 mg/kg KM einmal täglich).
- Glukokortikoide nur bei histopathologischem Nachweis einer chronisch aktiven Hepatitis (Prednisolon: 1 mg/kg initial; Dexamethason: 50 μg/kg initial).
- Bei Tendenz zur Obstipation: Mehrtägige Laxierung mit Paraffinum per liquidum.
Fütterungsmanagement:
- Pferde mit Lebererkrankungen sollten viele Kohlenhydrate und wenig Protein erhalten.
- Hauptsächlich Heu guter Qualität und sparsam Kraftfutter.
- Ergänzung mit Saftfutter wie Möhren oder Rote Beete.
- Energiequelle: Maisflocken und Pflanzenöl für verzweigtkettige Aminosäuren.
- Häufige Fütterung kleiner Portionen über den Tag verteilt, um Blutzuckerspiegel konstant zu halten und die Leber zu entlasten.
- Weidegras ist geeignet, aber auf Photodermatitis achten.
Schutz vor Sonneneinstrahlung:
- Leberkranke Pferde sind anfällig für Photodermatitis.
Proteinbedarf:
- Regenerationsfähige Hepatopathie: erhöhter Proteinbedarf, proteinreiche Diät.
- Akute Lebererkrankungen und HE: Proteinbedarf reduzieren auf etwa 70%, proteinarme Diät.
- Hochwertige Proteinträger mit verzweigtkettigen Aminosäuren empfohlen (Hirsegras).
- Metabolisierung in Muskulatur statt in der Leber.
Energiebedarf:
- Deckung durch hochverdauliche Kohlenhydrate (Maisflocken, Zuckerrübenschnitzel).
- Vermeidung einer katabolen Stoffwechsellage.
Zusatzfuttermittel:
- Mariendistel- und Artischockenextrakte zur Leberregeneration.
- Supplementierung von Vitamin E (Antioxidans), Vitamin C und K.
- Ascorbylpalmitat zusätzlich verabreichen.
Amyloidose der Leber
Definition:
- Amyloidose ist eine Störung im Proteinstoffwechsel der Leber, insbesondere generalisierte AA-Amyloidose beim Pferd.
Ätiologie und Pathogenese:
- Entsteht durch wiederholte Antigenapplikationen bei der Herstellung von Hyperimmunseren und im Verlauf chronischer Parasitosen.
- Hepatozyten produzieren Serum-Amyloid-A-Protein unter dem Einfluss von Interleukinen IL-1 und IL-6, die von Makrophagen stammen.
- Früher auch bei chronisch-eitrigen Prozessen wie Druse und Tuberkulose.
- Ablagerung des Amyloidproteins im Dissé-Raum der Leber.
- Zunehmende Ablagerungen führen zu Druckatrophie und Schrumpfung der Leberzellbalken.
Klinik und Diagnose:
- Extrem vergrößerte Leber (ggf. rektal palpierbar), brüchige Konsistenz.
- Spontane Rupturen mit tödlicher Bauchblutung bei Serumpferden beobachtet.
- Diagnose durch Biopsie gesichert.
Therapie:
- Keine spezifische Therapie verfügbar.
Prognose:
- Bei umfangreicher Amyloidose ungünstig (infaust).