Kap. 2 Theoretische Orientierungen bei der Erklärung des Führer-Geführten Verhaltens Flashcards
Grundzüge der Eigenschaftstheorie
- Führung und Führungserfolg werden als durch persönlichkeitspsychologische und charakterologische Merkmale der Führungskraft angesehen
- das Handeln einer Führungskraft wird lediglich als Ergebnis dieser personenspezifischen Merkmale begriffen
- Merkmale der Geführten sind eher nebensächlich
- Great Man Theory
Drei zentrale Fragen der Eigenschaftstheorie
Sind Führungserfolg stiftende Eigenschaften angeboren oder können sie auch erlernt werden?
Ist der Führungserfolg auf das Vorhandensein einzelner Persönlichkeitseigenschaften zurückzuführen (Unitary Traits Theory) oder beruht er auf einer ganz bestimmten Anordnung oder Konstellation mehrerer Merkmale (Constellation of Traits Theory)?
Inwiefern ist diese Theorie situationsabhängig?
Sind Führungserfolg stiftende Eigenschaften angeboren oder können sie auch erlernt werden? (Eigenschaftstheorie)
Vermutlich ist beides relevant, die ontogenetische Anlage und die sozialen Umstände der Entwicklung von Führungseigenschaften
Ist der Führungserfolg auf das Vorhandensein einzelner Persönlichkeitseigenschaften zurückzuführen (Unitary Traits Theory) oder beruht er auf einer ganz bestimmten Anordnung oder Konstellation mehrerer Merkmale?
- > Daraus folgt die Frage, ob und inwieweit einzelne Führungserfolg stiftende Merkmale durch andere kompensierbar sind
- Es sollte wohl eher der letztgenannten Variante der Vorzug gegeben werden, da die Substanz des Gestaltansatzes argumentativ ist
Inwiefern ist die Eigenschaftstheorie situationsabhängig?
Früher: jede Situationsabhängigkeit bestritten
Heute: eher die Auffassung, dass die Eigenschaften von Führungskräfte zu dem Handlungskontext passen müssen, wenn sie Erfolgswirkung erzielen sollen
Welche Sammelreferate zur Eigenschaftstheorie gibt es?
Stogdill 1948/1974
Mann 1960
Korman 1968
Zusammenfassung Sammelreferat von Stogdill 1948
- Sammelreferat bezog sich auf 110 empirische Studien
- Stogdill hat gezeigt, dass Personen in Führungspositionen den Mitgliedern ihrer Gruppe hinsichtlich der Merkmale
Befähigung (Intelligenz, verbale Gewandtheit, Urteilskraft)
Leistung (Schulleistungen, Wissen)
Verantwortlichkeit (Zuverlässigkeit, Initiative)
Teilnahme (Kooperationsbereitschaft, Initiative)
Und Status (sozio-ökonomische Position, Popularität) überlegen sind
Zusammenfassung Stogdill 1974
- Constellation of Traits
- auch: gewisse Situationsabhängigkeit berücksichtigt
- 163 zwischen 1948 und 1974 erschienene Publikationen ausgewertet
- Führungskräfte sind durch Merkmale wie
Verantwortungsbewusstsein,
Aufgabenerfüllung,
Kreativität,
Selbstvertrauen,
Stressresistenz,
Beeinflussungsfähigkeit und
Durchhaltevermögen hinsichtlich Zielerreichung gekennzeichnet
Vergleich der beiden Studien von Stogdill 1948 und 1974
- eingeschränkter Vergleich, da sich die Studien auf verschiedene Lebensphasen innerhalb und außerhalb der Arbeitswelt beziehen
- für den vorliegenden Zusammenhang irrelevanter Personenkreis
Befunde: Sammelreferat zur Eigenschaftstheorie von Mann 1960
- Daten aus 280 Studien
- Personen in Führungspositionen sind häufiger als Nicht-Führungskräfte durch hohe Intelligenz, Anpassungsfähigkeit und Extrovertiertheit ausgezeichnet
- weniger deutlich ausgeprägter positiver Zusammenhang zwischen Dominanz, Maskulinität und Sensitivität einerseits und Führung andererseits
- selten Konservative Grundhaltung
Kritik an der Studie von Mann (1960) zu Eigenschaftstheorie
Befunde müssen eingeschränkt werden, da Korrelation durchweg schwach und in der Stärke methodenabhängig
Vergleich von Manns Studie zur Eigenschaftstheorie mit denen von Stogdill
- Ist den beiden anderen Sammelreferaten überlegen, da hier nur Führungsbeziehungen untersucht wurden, bei denen die Beteiligten mindestens 10 Jahre alt waren
Kritik an den Sammelreferaten zur Eigenschaftstheorie
Sammelreferate sind konzeptionell und methodisch fragwürdig:
- ungleiche Definition der Kernbegriffe
- unterschiedliche Populationen und Stichproben
- heterogene Messinstrumente
- Mischung von Längs- und Querschnittsuntersuchungen
- keine ausschließliche Bezugnahme auf erfolgreiche Führungspersonen
- Sammelreferate haben widersprüchliche Befunde erbracht
Kritik an der Eigenschaftstheorie
- die Person der Führungskraft wird überbewertet zu Lasten anderer Einflussbedingungen
- Führungsverhalten kann trotz identischer Eigenschaften streuen
- Wichtigkeit der einzelnen Persönlichkeitsmerkmale bleibt unklar
- Einzelmerkmale oder Merkmalsstruktur? (Kompensative oder additive Beziehungen)
- keine Unterschiede zwischen Merkmalen, die zur Erlangung bzw. zur Behauptung von Führungspositionen dienen
- die Entwicklung (das Training) von führungsfördernden Eigenschaften bleibt unberücksichtigt
- es wird nicht beachtet, dass Führende auch Geführte sind
- Bedingungen der Veränderung von Führungseigenschaften bleiben unberücksichtigt
Grundzüge der Rollentheorie
- Führung kristallisiert sich erst aus dem Wechselspiel der Handlungserwartungen der Partner in der Gruppe heraus
- Schwerpunkt des Erkenntnisinteresses liegt auf den zwischen Führungskräften und Gruppenmitgliedern ablaufenden Reiz-Reaktions-Prozesse
- sachlicher Kontext wird nicht explizit mit einbezogen