Grundlagen Flashcards
Evolution
Evolu&on, lat. ēvolvere ‘auseinanderwickeln, entwickeln’
18. Jh.: „Evolu.on“ bezeichnet individuelle Embryonalentwicklung (Ontogenese)
heu.ge Bedeutung:
Veränderung biologischer Arten und die Entstehung von Arten aus gemeinsamen Vorfahren (Phylogenese)
Veränderung der vererbbaren Merkmale einer Popula&on von Genera&on zu Genera&on
Als Terminus abzugrenzen von anderen Bedeutungen, wie etwa individuelle, kulturelle oder kosmologische Entwicklung
Wich.ge Unterscheidung:
❧ Beweise/Fakten der Evolu.on
❧ Theorien zu den Mechanismen der Evolu.on
»Evolu.onstheorie«
❧ Rekonstruk.on der Stammesgeschichte (Phylogenese)
Die evolutionäre Abstammung der heute existierenden Arten von gemeinsamen Vorfahren ist durch viele Tatsachen belegt.
Fossilien
Vergleichende Anatomie
Molekulare Genetik
Embryonale Entwicklung
Bakterien & Antibiotika-Resistenz
Tier- und Pflanzenzucht
Fossilien
Versteinerte Überreste von Lebewesen belegen die Existenz vieler ausgestorbener Arten.
Tierische und pflanzliche Reste von ausgestorbenen
Arten können auch durch Konservierung in
Harz (Bernstein), Eis, Salz oder durch Trockenheit erhalten bleiben.
Fossilisierte Bewegungsspuren (Ichnofossilien) sowie versteinerte Exkremente (Koprolithen) geben Hinweise auf Bewegungsform und Ernährung ausgestorbener Arten.
Reihenfolge der Fossilien in den verschiedenen Schichten des Erdreichs (Stratigraphie) erlaubt das relative Alter der Fossilien zu bestimmen.
Eine große Zahl menschlicher Fossilien belegt die Evolution unserer eigenen Spezies.
Übergangs- und Mosaikformen
Fossile oder noch lebende Übergangsformen belegen den evolu=onären Ursprung heute lebender Arten aus gemeinsamen Vorfahren.
Archaeopteryx hat sowohl Federn wie ein Vogel, als auch Zähne und eine lange Schwanzwirbelsäule wie ein Rep.l.
Er wurde daher oZ als evolu.onäres Bindeglied zwischen Vögeln und Rep.lien interpre.ert, obwohl dies nach heu.ger Ansicht unwahrscheinlich ist.
Innerhalb der letzten 20 Jahre sind eine Vielzahl von Fossilien urtümlicher Vögel und vogelähnlicher Dinosaurier entdeckt worden, besonders in Sedimentgesteinen der Unterkreide von Nordostchina.
Australopithecinen haben sowohl Merkmale moderner Menschen (aufrechter Gang)
als auch nicht-menschlicher Primaten (z.B. kleines Gehirn, Prognathie) und gelten daher als eine wich.ge Übergangsform in der Evolu.on unserer eigenen Art.
‘Lebende Fossilien’
Lebende Arten, die eine sehr lange Fossilgeschichte aufweisen, können durch ihre Ähnlichkeit mit anderen Arten den evolutionären Ursprung einer Tier- oder Pflanzengruppe zeigen.
Anatomische Ähnlichkeit
Zwei Ursachen:
Die Ähnlichkeit homologer Merkmale resul=ert aus der Vererbung von gemeinsamen Vorfahren
Analoge Merkmale sind in verschiedenen Arten ähnlich evolviert, meist als Anpassung an ähnliche Umweltbedingungen („Konvergenz“).
Die Gliedmaßen der unterschiedlichsten Wirbel.ere bestehen alle aus denselben homologen Knochen, auch wenn diese in Form und Lage variieren.
(Seite 6 VO 1)
Homologie-Kriterien von Adolf Remane (1898-1976):
- Kriterium der Lage
Organe sind dann homolog, wenn sie trotz unterschiedlicher Gestalt die selbe Lage einnehmen.
z.B. verschieden gestaltete Insektenbeine - Kriterium der spezifischen Qualität
Organe sind auch dann homolog, wenn sie sich in vielen komplexe Einzelmerkmalen gleichen. z.B. AuXau des Herzens - Kriterium der Kon?nuität
Organe sind homolog, wenn sich deren Entwicklung durch die Verknüpfung von
Zwischenformen erklären lässt.
z.B.: die Entwicklung der Schwimmblase von Knochenfischen zur Lunge von Landwirbel=eren lässt sich mit Hilfe der Amphibien und Sauropsiden nachvollziehen lässt.
Anatomische Ähnlichkeit
Knochenfisch: Quadratum (2) und Ar.culare (3) bilden das primäre Kiefergelenk. Das Hyomandibulare (1) verbindet das Quadratum mit dem Schädeldach.
Rep?l: Quadratum (2) und Ar.culare (3) bilden das primäre Kiefergelenk. Die Columella (A) ist das Gehörknöchelchen der Rep.lien.
Säuge?er: Unterkiefer über ein sekundäres Kiefergelenk mit dem Schläfenbein verbunden. Drei Gehörknöchelchen Steigbügel (I), Amboß (II), Hammer (III).
Abbildungen: www.eduvinet.de/mallig/bio/Repetito/Evolut4.html
Die Stromlinienform von Fischen, Ichthyosauriern und im Wasser lebenden Säuge.eren (z.B. Delphinen) entstand in allen drei Gruppen unabhängig als Anpassung ans Leben im Wasser.
Kandelaberkaktus (Pachycereus weberi)
Dreikan.ge Wolfsmilch (Euphorbia trigona)
Flügel haben sich bei Pterosauriern, Fleder.eren und Vögeln konvergent entwickelt. Ihre Vorderextremitäten sind homologe Gebilde, ihrer Funk.on als Flügel eine Analogie.
Die Flügel werden bei Pterosauriern vom 4. Finger getragen, bei den Fleder.eren vom 2. bis 5. und bei den Vögeln vor allem vom 2. Finger.
Rudimente
Im Lauf der Phylogenese teilweise oder gänzlich funk=onslos gewordene Merkmale
Rudimente von Becken- und Oberschenkelknochen (c) bei Walen (Cetacea)
Rudimentäre Flügel beim australischen Kiwi (Apteryx)
Wurmfortsatz des Blinddarms (Appendix vermiformis) beim Menschen
Molekulare Ähnlichkeit
Der gene.sche Code bes.mmt, wie DNA-Sequenzen
in Aminosäuresequenzen (Proteine) übersetzt werden. Dieser Code ist im wesentlichen bei allen Lebewesen gleich
und resul.ert aus einer gemeinsamen evolu.onären Abstammung.
Die Ähnlichkeit von DNA-Sequenzen zwischen
verwandten Arten ist ein weiterer Beleg einer gemeinsamen Abstammung.
Abbildung: (c) Naturhistorisches Museum Wien
Die DNA-Sequenzen von Mensch und Schimpanse s.mmen zu 99 % überein, die von Mensch und Makake zu 93 %.
Die Entdeckung der Hox-Gene, die die Ak=vität von anderen Genen steuern, war ein wich=ger Meilenstein in der Entwicklungsbiologie und Gene=k. Die Reihenfolge der Hox-Gene am Chromosom bes=mmt welche Gene im Embryo entlang der Körperachse ak=viert werden und wie sich die Körperabschni+e differenzieren.
Diese Gene und ihre Wirkungsweise sind im Tierreich erstaunlich konserviert und deuten auf eine frühe Entstehung in der Evolu.onsgeschichte hin. In der Maus sind die Hox-Gene weitgehend gleich wie beim Menschen, und selbst bei Insekten bes.mmen Hox-Gene die Ausprägung der Körpersegmente.
(Seite 10 VO 1)
Embryonalentwicklung
Die frühe Embryonalentwicklung ist bei allen Wirbel=eren sehr ähnlich und zeugt von einem gemeinsamen evolu=onären Ursprung.
Auch der Mensch entwickelt im Laufe seiner Embryonalentwicklung Kiemenspalten und eine Schwanzwirbelsäule, die sich später aber wieder zurückbilden. Allerdings durchläuZ der Mensch niemals ein vollständiges „Fischstadium“ in seiner Entwicklung.
Atavismen
Wenn solche ursprünglichen Merkmale in der weiteren
Embryonalentwicklung des Menschen nicht vollständig zurückgebildet werden, entstehen sogenannte Atavismen.
Abbildung: (c) Naturhistorisches Museum Wien
Nicht vollständig zurückgebildete Kiemenspalten können z.B. zu lateralen Halszysten oder Halsfisteln führen.
2-5 % aller Menschen haben eine oder mehrere zusätzliche Brustwarzen entlang der Milchleisten, die bei allen Säuge.eren embryonal angelegt werden.
In seltenen Fällen kann ein Neugeborenes ein verlängertes Steißbein oder eine schwanzähnliche Struktur als Folge einer nicht vollständig zurückgebildeten embryonalen Schwanzanlage haben.
Bakterien
Bakterien haben eine sehr kurze Genera=onsdauer
und pflanzen sich sehr schnell fort.
An Bakterien können wir daher Evolu=on im „Zeitraffer“ erleben.
Die Bekämpfung bakterieller Erkrankungen durch
An=bio=ka stellt einen Selek=onsdruck für die Bakterien dar. Bakterien mit einer natürlichen Resistenz gegen ein An=bio=kum vermehren sich schneller als andere und können ihre Resistenzgene auch an andere Bakterien weitergeben. Bakterienstämme evolvieren daher in rela=v kurzer Zeit An=bio=ka-Resistenzen.
Tier- und Pflanzenzucht
Die Veränderung von Tieren und Pflanzen durch Zuchtwahl (künstliche Selek7on) über mehrere Genera.onen hinweg war für Darwin in wesentliches Argument für Evolu.on durch natürliche Selek.on.
Theorien der Evolution
All diese Fakten belegen die evolu=onäre Abstammung der heute lebenden Arten von gemeinsamen Vorfahren.
Die Evolu=onstheorie versucht zu erklären wie evolu=onäre Veränderung funk=oniert und welche die zugrunde legenden Mechanismen der Evolu=on sind.
Die Grundlagen der heu=gen Evolu=onstheorie stammen aus dem 19. Jhd. Sie wird seitdem ständig verändert und erweitert.
Erste Vorschläge, dass Tiere und sogar Menschen von anderen Tieren abstammen könnten, gehen auf die vorsokra.schen griechischen Philosophen zurück (z.B. Anaximander, 610–546 v. Chr.).
Plato (428–348 v. Chr.) und Aristoteles (384–322 v. Chr.) hingegen sahen alle Arten als ewig und unveränderlich an. Aristoteles nahm an, dass alle Lebewesen eine Finalursache (Causa finalis) häuen, dass sie also aus einem bes.mmten Zweck erschaffen wurden. Dies war auch die vorherrschende Meinung im christlichen Miuelalter.
➞ Teleologie
Epikur (341–271 v. Chr.) und Lukrez (11. Jahrhundert v. Chr.) vermuteten, dass viele Arten spontan enstanden seinen, aber nur die erfolgreichsten davon Nachkommen gehabt häuen. Sie an.zipierten daher bereits die Idee der natürlichen Selek.on.
Einige Philosophen der europäischen Renaissance und Auylärung wie z.B. René Descartes oder Benoît de Maillet spekulierten, dass das Leben sich „mechanisch“ und ohne göuliche Einmischung entwickelte. Die meisten Gelehrten vertraten aber weiterhin eine teleologische und spirituelle Sicht.
Carl von Linné vertrat die “Konstanz der Arten”, aber sein hierarchisches System der binären Nomenklatur (Gauungs- und Artnamen) war zentral für die weitere Entwicklung der Systema.k und der Evolu.onstheorie. Später vertrat er die Ansicht, dass neue Arten durch Hybridisierung entstünden.
G. L. L. Buffon vertrat die Meinung, dass die damals bekannten Säuge.erarten von 38 spontan entstandenen Formen abstammten.
Georges Cuvier (Begründer der Paläontologie und vergl. Anatomie)
Veröffentlichte 1796 dass Mammuts und Mastodonten zwei verschiedene Arten seien, die mit keiner lebenden Art übereins.mmten. Er zeigte damit eindeu.g, dass Arten aussterben können, bestriu aber, dass Arten sich graduell veränderten.
1811 publizierte Cuvier mit Alexandre Brongniart über die geologische Geschichte des Pariser Beckens basierend auf der Stra.graphie von Gesteinsschichten. Cuvier vertrat dabei eine Katastrophentheorie (frühere Schöpfungen durch Vulkanismus und Überschwemmungen zerstört).
James Huuon und Charles Lyell (Principles of Geology, 1830) vertaten die Ansicht, dass sich die Erde kon.nuierlich über sehr lange Zeiträume entwickelt hat.
➞ Aktualitätsprinzip: Geologische Vorgänge, die heute zu beobachten sind, haben ebenso in der Vergangenheit gewirkt.
➞ Verlängerung der Zeitachse von 4400 Jahre auf 300 Millionen Jahre.
É.enne Geoffroy Saint-Hilaire beschrieb die Einheit verschiedener Baupläne und die Homologie bes.mmter anatomischer Strukturen. Er postulierte für alle damals bekannten Tiere einen gemeinsamen Grundbauplan. Er glaubte an die Veränderung der Arten durch Umwelteinflüsse.
➞ Pariser Akademiestreit zwischen Cuvier und Saint-Hilaire (1930), Einfluss auf Goethe
Jean-Bap.ste Lamarck publizierte 1809 seine Theorie der Transmuta7on der Arten. Er wandte Lyells Kon.nuitätsprinzip auf die Biologie an: Spontan entstandene Arten verändern sich in kleinen Schriuen, können aber nicht aussterben.
Je älter eine Art, umso größer der „Grad der Vervollkommnung“ (Teleologie).
Mechanismus des Artenwandels beruht auf Vererbung erworbener EigenschaGen. Durch Gebrauch oder Nichtgebrauch modifizieren sich Gestalt und Funk.on der Organe in Anpassung an die Erfordernisse der Umwelt. Diese individuell erworbenen Veränderungen können vererbt werden.
➞ Lamarckismus
Erst verworfen durch August Weissmanns Keimplasmatheorie (1885) und später durch das „zentrale Dogma“ der Molekularbiologie (1958).
Charles Robert Darwin (1809 - 1882) war das fünZe von sechs Kindern des Arztes Robert Darwin und dessen Ehefrau Susannah. Seine Großväter waren der Naturforscher und Dichter Erasmus Darwin und der Keramikfabrikant Josiah Wedgwood.
Okt.1825: Darwin begann an der Universität Edinburgh mit dem Medizinstudium
Auf Druck seines Vaters begann Darwin im Januar 1828 mit dem Studium der Theologie in Cambridge.
Darwins Großcousin William Darwin Fox führte ihn dort in die Insektenkunde ein.
Zu seinem Botanikprofessor John Stevens Henslow entwickelte sich eine lebenslange FreundschaZ.
1953: Watson and Crick entschlüsseln die Struktur der DNA
Seitdem viele Erkenntnisse über die molekulare Basis von Vererbung und deren Einfluss auf Evolu.on
Richard Dawkins: „The Selfish Gene“ (1976)
Selek.on auf der Ebene von Individuen, Gruppen von Individuen, oder Genen?
Epigene.k und epigene.sche Vererbung Evolu.onäre Entwicklungsbiologie (EvoDevo) Evolu.onäre Innova.onen („Novel.es“) Ökologie und Evolu.on
Evolu.on von „Evolvabilität“
Reise mit der HMS Beagle
Dezember 1831- Oktober 1836: Reise mit der HMS Beagle
Schlüsselerlebnis und Grundlage für sein späteres Werk
Studium von Lyells „Principles of Geology“
Große Anzahl pflanzlicher, .erischer, fossiler und geologischer Fund- und Sammelstücke
Zahlreiche No.zbücher
Herausgabe des mehrbändigen Reiseberichts
„The Zoology of the Voyage of H.M.S. Beagle“ (1838–1843)
Arbeiten über den Au|au der Korallenriffe (1842), Vulkane (1844) und der Geologie Südamerikas (1846). In wissenschaZlichen Kreisen Anerkennung als Geologe.
Untersuchungen an den Rankenfußkrebsen Miue der 1850er Jahre. Ruf als angesehener Zoologe und Taxonom.
Darwins Evolutionstheorie
Bereits ab 1937 arbeitet Darwin an seiner Evolu.onstheorie
Ab 1856 arbeitete er an einem umfangreichen Manuskript mit dem Titel „Natural Selec.on“. Durch einen Brief von Alfred Russel Wallace mit ähnlichen Gedanken zur Evolu.on, kam es 1858 schließlich zu einer gemeinsamen Veröffentlichung der Theorien über die Evolu.on.
1859: Darwins Hauptwerk „On the Origin of Species by Means of Natural Selec.on, or The Preserva.on of Favoured Races in the Struggle for Life“
- Veränderlichkeit der Arten
- gemeinsame Abstammung aller Lebewesen
- Gradualismus, Änderung durch kleinste Schriue
- Vermehrung der Arten beziehungsweise Artbildung in Popula.onen - Natürliche Selek.on als wich.gsten Mechanismus der Evolu.on
„… can we doubt (remembering that many more individuals are born than can possibly survive) that individuals having any advantage, however slight, over others, would have the best chance of surviving and of procrea.ng their kind? On the other hand, we may feel sure that any varia.on in the least degree injurious would be rigidly destroyed. This preserva.on of favourable varia.ons and the rejec.on of injurious varia.ons, I call Natural Selec.on.“
Darwin, On the Origin of Species, 1859: 80-81
„survival of the fiuest“ (Herbert Spencer)
Evolu.on sei nicht so sehr eine Selek.on begüns.gter, vielmehr eine Elimina.on unvorteilhaZer Individuen.
Thomas Malthus (1798): “struggle for existence”
“A struggle for existence inevitably follows from the high rate at which organic beings tend to increase”. (Darwin, 1859: 63)
1868: “The Varia.on of Animals and Plants under Domes.ca.on” Beinhaltete auch seine Pangenesistheorie
1871: “The Descent of Man, and Selec.on in Rela.on to Sex” - Abstammung des Menschen
- Sexuelle Selek.on als zweiten Selek.onsmechanismus
Merkmale die zu erhöhtem Paarungserfolg führen, können dem Überleben hinderlich sein (z.B. Schwanz des Pfaus).
1872: “On the Expression of the Emo.ons in Man and Animals”
In seinem letzten Lebensjahrzehnt untersuchte Darwin Kleuerpflanzen, Orchideen und fleischfressende Pflanzen und leistete wich.ge Beiträge zur Botanik.
Drei Bedingungen für Evolu.on durch natürliche Selek.on:
1.) Varia.on von phänotypischen Merkmalen zwischen Individuen
2.) konsistenter Zusammenhang zwischen Merkmalsausprägung und Paarungserfolg, Fruchtbarkeit, und/oder Überlebenschancen
3.) konsistenter Zusammenhang von Merkmalsausprägungen zwischen Eltern und deren Nachkommen, zumindest teilweise unabhängig von gemeinsamen Umwelteinflüssen
Theorien der Evolution Genetik
Darwins Pangenesistheorie (1868)
“Bei Varia)onen, welche durch die directe Einwirkung veränderter Lebensbedingungen verursacht werden … werden die Gewebe des Körpers nach der Theorie der Pangenesis direct durch die neuen Bedingungen afficiert und geben demzufolge modificirte Nachkommen aus, welche mit ihren neuerdings erlangten Eigenthümlichkeiten den Nachkommen überliefert werden. …”
Darwin: Das Variieren der Thiere und Pflanzen im Zustande der Domes7ca7on (übersetzt von Victor Carus), 2 Bände, StuDgart 1868, Band II, p. 517
Vererbung durch „gemmules“ („Keimchen“) Weitgehend kri.siert
Darwins Halbcousin Francis Galton teste die Pangenesistheorie:
Er übertrug Blut von nicht grau gefärbten Kaninchen auf graue in der Erwartung, die NachkommenschaZ werde gescheckt. Dieser Versuch verlief nega.v. Galton trat ab 1876 gegen die Beeinflussbarkeit der Keimzellen durch das Soma auf. Er vertrat die Hypothese der Unabhängigkeit des Erbgutes vom Soma.
„Reduk.onsteilung“ bei der Produk.on von Spermien und Eizellen
Trennung zwischen Soma (Körper) und Keimbahn
➞ „Kon.nuität des Keimplasmas“ über eigenen Keimzellen
➞ Keine Vererbung erworbener EigenschaZen
➞ Varia.on durch Geschlechtliche Fortpflanzung (Rekombina.on)
August Weismann (1834-1914)
„The object of this process [sex] is to create these individual differences which form the material out of which natural selec.on produces new species“
Weismann 1891: 279
„Weismann Doktrin“ später das zentrale Dogma der Molekularbiologie
Neodarwinismus: Selek.onstheorie Darwins, die durch Weismann von allen lamarckis.schen Elementen befreit wurde (George Romanes)
Wiederentdeckung der Mendelschen Gene?k um 1900
durch Hugo de Vries, Carl Correns und Erich von Tschermak
„Gene“ als Vererbungseinheiten in Paaren, eins vom weiblichen und eines männlichen Elternteil.
Halbierung des Erbmaterials bei der Bildung der Gameten (Meiose)
Unabhängige Segrega.on von Allelen
Mendels Ergebnisse beruhten auf diskreten Merkmalen ohne Zwischenformen (z.B. Form und die Farbe von Erbsensamen )
Biometriker wie v.a. Karl Pearson, Schüler von Francis Galton, und Walter Weldon, betonten hingegen die kon.nuierliche Verteilungen von Merkmalen und lehnten die diskreten Einheiten der Vererbung in der mendelschen Lehre ab.
Populationsgenetik
Theorien der Evolution Genetik Vereinigung des Mendelschen und des
biometrischen Models in der Popula?onsgene?k
Ronald A. Fischer (1930): „The Gene.cal Theory of Natural Selec.on“
Kon.nuierliche Varia.on als Resultat der Wirkung vieler Gene (mit kleinen Effekten)
Natürliche Selek.on kann Genfrequenzen und damit auch kon.nuierliche Varia.on phänotypischer Merkmale verändern ➞ Evolu.on
J.B.S. Haldane wandte sta.s.sche Methoden an, um reale Beispiele natürlicher Selek.on zu untersuchen
Sir Ronald Aylmer Fisher (1890–1962)
Sewall Wright entwarf Modelle von interagierende Genen und von Inzucht in kleinen Popula.onen ➞ Gene7sche DriG
Fitness-Landschaften
1932 führte Wright das Konzept der Fitness-LandschaZen ein.
peak-shiZ problem and shiZing-balance theory (Seite 18 VO 1)
Synthetische Evolutionstheorie
Erweiterung der Evolu.onstheorien von Charles Darwin, Alfred Russel Wallace, und August Weismann durch Erkenntnisse der Gene.k, Popula.onsbiologie, Paläontologie, Zoologie, Botanik und Systema.k.
Julian Huxley (1942) “Evolu.on: The Modern Synthesis”
R. A. Fisher, Theodosius Dobzhansky, J. B. S. Haldane, Sewall Wright, E. B. Ford, Ernst Mayr, Bernhard Rensch, Sergei Chetverikov, George Gaylord Simpson, G. Ledyard Stebbins.
Prinzipen der „Modernen Synthese“:
Erbliche Muta.on und Rekombina.on generieren Variabilität. Muta.onen sind zufällig (kein Ergebnis der Selek.on).
Der Informa.onsfluss geht immer von den Genen zu den phänotypischen Merkmalen, niemals umgekehrt.
Natürliche Selek.on des Phänotyps ist der dominierende Evolu.onsfaktor zur Adapta.on einer Popula.on an die aktuellen Umweltbedingungen, oder zur Elimina.on derselben.
GendriZ bewirkt eine zufällige Veränderung der Allelfrequenzen (kleine Popula.onen)
Evolu.on neuer Baupläne und systema.sche Unterschieden oberhalb der Artebene (Makroevolu.on) entstehen durch graduelle Veränderungen auf Popula.onsebene (Mikroevolu.on): die selben zugrunde liegenden Evolu.onsmechanismen
Fokus auf Popula.on anstau auf Individuum, Vernachlässigung ontogene.scher Entwicklung
Bedingungen für Evolu.on durch natürliche Selek.on:
1.) Varia&on von phänotypischen Merkmalen zwischen Individuen
2.) Zusammenhang zwischen Merkmalsausprägung und Paarungserfolg, Fruchtbarkeit, und/oder Überlebenschancen: ➞ unterschiedliche „Fitness“
3.) Zusammenhang von Merkmalsausprägungen zwischen Eltern und deren Nachkommen ➞ Vererbung
Hauptursachen für Varia9on:
Muta&on
Rekombina&on
Variation durch Mutation
Muta&on: dauerhaOe Veränderung des Erbgutes (Hugo de Vries 1901)
Ursachen von Muta-onen:
Fehler bei der DNA Replika-on
Unzureichende Proof-reading-Ak-vität oder Fehler bei Reparaturmechanismen
Ungleichmäßiges Crossing-over
Non-Disjunc-on (fehlendes Auseinanderweichen von zwei homologen Chromosomen bei der Meiose oder das NichMrennen von Schwesterchroma-den)
-> Monosomien oder Trisomien
Transposon: DNA-AbschniM, der seine Posi-on im Genom verändern kann (springendes Gen)
Retrotransposon (Klasse-I-Transposon), z.B. Retroviren DNA-Transposons (Klasse-II-Transposon )
45 % des menschlichen Genoms aus transposablen Elementen
Drosophila melanogaster (Schwarzbäuchige Taufliege): Modellorganismus in der Gene-k; auch für experimentelle Evolu-onsstudien benutzt.
Gene$sches “screening” ist eine Methode um Muta-onen zu erzeugen und zu iden-fizieren.
Erzeugen von Muta-onen (Mutagenese) durch Mutagene, wie z.B. ultravioleMes Licht oder Ethylmethansulfonat.
Systema-sches Suchen von Mutanten und Vergleich mit Kontrollorganismen (visuelles Untersuchen, Verhaltenstest, physiologisches Untersuchen).
Punktmuta$on: Veränderung/Subs-tu-on eine einzelne Nukleinbase
„silent“ oder synonyme Muta$on: codiert für die gleiche Aminosäure „missense“ oder nicht-synonyme Muta$on: codiert für eine andere Aminosäure
„nonsense“-Muta-on: codiert für einen Stopp der Transla-on „readthrough“-Muta-on: ein Stopcodon wird als Aminosäure codiert
Ka: Anzahl der nicht-synonymen Muta-onen pro nicht-synonymen Lokus Ks: Anzahl der synonymen Muta-onen pro synonymen Lokus
Verhältnis Ka / Ks: Indikator für Selek$onsdruck auf ein Protein-kodierendes Gen Ka / Ks > 1 … posi-ve Selek-on
Ka / Ks < 1 … nega-ve Selek-on (purifying selec-on)
DurchschniMliches Ka / Ks zwischen Menschen und Nage-eren ist ∼0.2
Die meisten Muta-onen sind neutral. Viele nicht-neutrale Muta-onen sind letal oder Loss-of-func-on-Muta-onen, nur wenige Gain-of-func-on-Muta-onen
Kleine bis dras-sche phänotypische Effekte von nicht-neutralen Muta-onen
Frameshi= muta$on
Inser-onen oder Dele-onen die das Leseraster verschieben. Meist nicht funk-onell
Chromosomenaberra&on
- Chromosomenmuta.on (strukturelle Veränderung eines Chromosoms)
- Genommuta.on (Veränderung in der Zahl der Chromosomen)
Typen von Chromosomenmuta.onen (Seite 3 VO 2)
Genommuta.onen
Genommuta.onen
Polyploidie: Chromosomen nicht doppelt (diploid), sondern mehrfach
Lachsfische (Salmonidae) sind tetraploid (4 Chromosomensätze)
Saatweizen ist hexaploid Silber-Brandschopf (Celosia argentea) (6 Chromosomensätze) ist dodecaploid (12 Chrom.sätze)
Aneuploidie: Zahl einzelner Chromosomen vermehrt oder vermindert z.B.: Down-Syndrom beim Menschen (Trisomie des Chrom. 21)
Pleiotropie
(Polyphänie): Effekt eines Genes oder einer Muta-on auf mehrere Merkmale
Polygenie
Ausprägung eines Merkmals durch mehrere Gene bes-mmt
Homöo-sche Muta-onen
Homöo-sche Muta-onen (z.B. Hox-Gene), Muta-on von Regula-onsgenen
Homöo$sches Gen: zuständig für die Iden-tät von Körpersegmenten
Muta-onen innerhalb dieser Gene können zu einer vollständigen oder teilweisen Umwandlung von Organstrukturen oder Körpersegmenten führen
Soma&sche Muta&onen
Soma&sche Muta&onen Keimbahnmuta&onen ➞ für Evolu.on relevant
Dominant-rezessiver Vererbung intermediärer Vererbung (addi-v)
(Seite 4 VO 2)