Geistliche Musik Im Zeitalter Der Aufklärung Flashcards
(21 cards)
JS Bach Lebendststionen
->Lebensstationen:
-Eisenach (1685-1695)
- Ohrdruf, Landkreis Gotha (1695-1700)
- Lüneburg und Weimar ( 1700-1703)
- Arnstadt (1703-1707)
- Mühlhausen (1707-1708)
- Weimar ( 1708-1717)
- Köthen (1717-1723)
- Leipzig (1723-1750)
JS Bach Werk
- Tasteninstrumente
- Instrumentalmusik
- Geistliche Musik (Oratorien, Kantaten)
- „Wiederentdeckung“
Matthäuspassion Gattungsfragen
- Matthäuspassion = oratorische Passion nach dem Evangelium des Matthäus
- oratorische Passion wird abgegrenzt vom Passionsoratorium
-> oratorische Passion (Passionstexte der Bibel werden mit freien Dichtungen gemischt)
-> Passionsoratorium ( enthält ausschließlich freie Texte) - Beispiel für Passionsoratorium: Brockes-Passion, Text der von verschiedenen Komponisten wie Reinhard Kaiser (1712) oder Georg Phillip Telemann (1716) vertont wurde
Matthäuspassion- Der Librettist
- Texte zur Matthäuspassion sind von Christian Friedrich Henrici (1700-1764), genannt Picander
- ihm ging in der Forschung ein zweifelhafter Ruf als gewöhnlicher Verseschmied voraus, da er auch frivole Lustspiele verfasste
- dichtete auch geistliche Lyrik was Grundlage für seine Bekanntschaft mit Bach wurde
- für die Texte der Matthäuspassion studierte er die Predigten des Rostocker Theologieprofessors Heinrich Müller (1631-1675)
- Bach und Picander dürften bei der Erstellung des Textes zur Passion recht eng zusammengearbeitet haben
Matthäuspassion-Das Libretto
- Textliche Grundlage: 26 & 27te Kapitel des Matthäusevangeliums
- in diesem Text sind insgesamt 17 Satzeinheiten (Arien, Ariosi und Accompagnati) eingefügt
- Eingangs- und Schlusschor bilden eine gewisse Klammer um die ganze Passion
-> Eingangschor „Oh Lamm Gottes unschuldig“ stellt die grundlegenden Gedanken der Passion (den Opfertod Jesus Christi vor) -> Schlusschor „Wir setzen uns in Tränen nieder“ und das letzte Rezitativ „ Nun ist der Herr zur Ruhe gebracht“ schließen die Klammer indem sie die Kernaussagen zusammenfassen
- insgesamt lässt sich in der textlichen Disposition ein „Beziehungsgewebe“ erkennen
- Auswahl der 16 Choralstrophen (Gemeindegesänge) wurde durch Bach vorgenommen
-Passion enthält insgesamt zwölf Choräle aus dem 17ten und vier aus dem 16ten Jahrhundert - im Libretto wechseln sich epische, lyrische und dramatische Texte ab
- Heterogenität dürfte aber keineswegs als Stilbruch empfunden worden sein, handelt sich vielmehr um eine sonderne Gattungstradition
Matthäuspassion-Werkgeschichte
- Oratorische Passionen im lutherischen Passionsgottesdienst -> vor und nach der Predigt ALSO waren notwendigerweise zweiteilig
- Matthäuspassion wahrscheinlich erstmal aufgeführt am Vespergottesdienst 11. April 1727 (Karfreitag ) in der Leipziger Thomaskirche
- 1729: Wiederaufführung von der sich ein Textbuch Picanders erhalten hat
- 1736: Passion ist erstmals in den Materialien in einer Aufführung fassbar, liegt im Reinschnitt vor
Matthäuspassion-Fassungen
- frühere Fassungen lassen sich aus späteren Abschriften der 1740er erschließen
- Bach nahm in den ersten Jahren von Aufführung zu Aufführung Umbesetzungen vor, es wurden Nummern ausgetauscht
- Fassung von 1736 wurde in der Folge nicht mehr überarbeitet
- 1742: Bach setzte im zweiten Chor noch ein Cembalo anstelle der Orgel
- Passion ist vollständig doppelchörig angelegt
- zwei chöre, zwei orchester, zwei solistenensembles
Matthäuspassion-Gliederungrn
- aufgrund der liturgischen Gegebenheiten in zweingegliedert
- umfasst insgesamt 15 Szenen
- traditionell werden beide Teile mit einem einführendem „Excordium“ eröffnet und „Conclusio“ beschlossen
- traditionelle Gliederung einer Passion is nur im Hintergrund zu erkennen (hortus, pontifices, pilatus, crux, sepulcrum)
Formen in der Passion - Rezitative
- Klassisches Secco-Rezitativ
- Instrumentiertes Secco-Rezitativ
- Motivgeprägtes Accompagnato
- Arioso
-> klassische Unterscheidung zwischen „ rezitativo secco“ und „rezitativo accompagnato“ funktioniert in dieser Passion nicht, formen sind deutlich differenzierter
Klassisches Secco-rezitativ
- Text des Evangeliums wird vom sogenannten Evangelisten (dem Erzähler) in klassischer Rezitativo-Secco Form vorgetragen
- Bibeltext, in denen Akteure in der ersten Person reden (alienae personae) wird von Soliloquent*innen übernommen
-Syllabischer gesang über basso continuo Begleitung
-sparsame Besetzung und limitierte Ausdrucksmittel bedeuten nicht dass es nicht dramatisch zugehen kann
Instrumentiertes Secco-rezitativ
- Besonderheit der Matthäuspassion, betrifft die Passagen des Bibeltexts wo Jesus selbst spricht
- rhythmisch frei vertont, aber von liegenden Streicherklängen begleitet
- Streicher symbolisieren gewissermaßen den Heiligenschein Jesu Christi
Motiv accompagnato
- ein für Bach typisches Verhalten ist Arien mit sogenannten Motiv Accompagnati einzuleiten
- diese kurzen Stücke (10-15) Täkte stehen in direktem Bezug zu den folgenden Arien
- handelt sich um eine Mischform aus Secco-Rezitativ und Arioso-> klare rhythmische Strukturierung aber eher syllabische Gesangslinie
- haben allerdings keine geschlossene Form (kein tonales Zentrum) , weisen auf die Arie hin
- Instrumentalbegleitung ist geprägt von ostinaten Bewegungsmotiven
Arioso
- Arioso ist die Rezitativform die am nächsten an die Arie heranreicht
- haben in der Regel ein klares tonales Zentrum, sowie Binnenkadenzen
- Gesangslinie zielt stärker auf Sanglichkeit ab als bei anderen Rezitativformen
- in der MP gibts nur ein richtiges Arioso: N64 „ Am Abend da es kühle war“
Arien
- abgerundeter Formtypus mit klarer tektonischer Gliederung: Instrumentalbegleitung spielt eine wichtige Rolle (kann entweder durch ein Solo-instrument oder einen größeren Ensemblesatz erfolgen
- auffallend in der MP: gewisses Gleichgewicht zwischen Streichertutti-Arien (8,39,42,65) und Arien mit Solobegleitung ( 6,13,35, 49,57)
- zentrales ästhetisches Prinzip: Abwechslung im Klang durch wechselnde Besetzung
-> dabei ist die Besetzung alles andere als beliebig, sondern zentral für die Interpretation des Textes - im Libretto sind alle Arien als Da Capo-Arien vorgesehen-> Bach setzt es um (Außnahme 49) , modifiziert es teilweise stark
Eingliedrige Da-Capo Arie
- hat die klassische ABA Form, die dem Formtypen den Namen gibt
-> beim genauerem Hinsehen entdeckt man dass die Teile nochmal in drei Segmente zerfällt:
1) Eingangsritornell, 2) Vokalteil, 3) Mittel-/ Schlussritornell
-> Form also eigentlich A (aba) B (ca‘c‘) C (aba) - Einsätze der Singstimme haben oft „Devisencharakter“ -> Melodie der Gesangsstimmen oft mit den instrumentalen Ritornellen verknüpft
- Beispiel: Nr 8 „Blute nur“: zeigt sich dass B-Teil oft harmonischer und thematisch oft freier als die A-Teile gestaltet wird
-> auch Nr8 nicht ganz regulär
-> B-Teil: zwei Vokalteile die teilweise durch Mittelritornell getrennt sind
Zweigliedrige/ verkürzte Da-Capo-Arie
- zeichnet sich dadurch aus dass:
-> sie einen auf zwei Vokalteile erweiterten Hauptteil hat
->A-Teil nicht vollständig wiederholt wird , meist Ritornell weg gelassen (dal segno al fine) - zwischen den beiden Teilen verlagert sich die Tonart von Tonika zur Dominante oder Paralleltonart
- Mittelteil (B) ebenfalls erweitert
- Beispiele: Alt-Arien Nr6 und 52, Bass-Arie Nr23, Nr 65 „Mache dich mein Herze rein“
Freie Da-Capo Formen/Mischformen
- Strukturen lösen sich auf und Teile fügen sich flüssig in einander, werden aber durch harmonische Spannungs-verhältnisse aufeinander bezogen
- oft wird der A-Teil nicht wiederholt, sondern Art Reprise (A‘) (Nr 39,42, 57)
- in MP auch spezielle Formen, passen nicht inS Formschema
-> Arie „Geduld“ (Nr35) ist eine Continuo-Arie, einziges instrumentale Element ist die Bassstimme (spielt eine Art Ostinato weshalb man es als Ostinatoform sehen könnte)
-> Arie „Aus Liebe will mein Heiland sterben“ (Nr49): keine Da-Capo Form, zweiteilige Arie mit Ritornell abrundung
Chorsätze
- Turba-Chöre
- Choräle
- Chöre
- Mischformen
Turba-Chöre
- chorische Vertonung von Evangeliumstext -> solche Passagen kommen vor wenn sich größere Gruppen wie die Juden, in wörtlicher Rede äußern, oder auch um besonderes Geschehen zu illustrieren
Man unterscheidet drei Typen:
1) Chorische Einwürfe:
-in der Regel nicht länger als vier Takte
- Darstellung des chorischen Pendants zu den kurzen Äußerungen der alienae personae
-syllabisch und ohne Wortwiederholung
-große Ausdrucksskala
2) Episodische Chorsätze
- etwas länger als kurzen Einwürfe, weisen aber noch keine formale Geschlossenheit auf
- Kürze lässt trotz einer aufwändigeren Anlagen, keine wirkliche harmonische Entfaltung zu
- endet meist auf einem Halbschluss
3) Geschlossene Chorsätze
- fast kleine Motetten innerhalb der Passion
- weiträumiger angelegt
- weisen eine gewisse tonale Stabilität auf
Choräle
- einfache, akkordisch harmonisierte vierstimmige Kantionalsätze die auch im liturgischen Alltag der lutherischen Kirche eine wichtige Rolle spielen
- meiste Choräle haben eine Bar-Form (AAB)
- meist akkordischer Fortschritt in Vierteln (Ausnähme sind Durchgänge)
- nicht simpel, Bach harmonisiert Choralmelodien in seinen Kantaten und Oratorien stets mit Handlungsbezug
- Integration der Gemeinde in das Geschehen durch Einstreuung von Chorälen
- Neun der 16 Strophen von Paul Gerhardt (1607-1676)
- PGs Choral „Oh Haupt voll Blut und Wunden“ nimmt zentrale Stellung
- erklingt in verschiedenen Strophen und Harmonisierungen fünf mal und verleiht Zusammenhalt
- Nr62 steht an einer zentralen Stellung direkt nach dem Kreuzestod
Chöre
- chorische Vertonungen nichtbiblischer Texte
- gewissermaßen das Pendant zu solistischen Arien
- haben in der Regel eine rahmende Funktion
- vermischen sich häufig mit anderen Formtypen wie Chorälen (Eingangschor)
- Schlusschor (Nr68) kann prototypisch für den Chor stehen(greift nicht auf Choralmelodien zurück und ist im Grunde in zweiteiliger Da-Capo Form)
- Nr27b „Sind Blitze sind Donner“ gewertet als Chorsatz