Fragepool 1 + 2 Flashcards
Nennen Sie die drei Dimensionen des Politischen und beschreiben Sie selbigejeweils kurz. Dann beantworten Sie folgende Frage: Inwiefern besteht ein Zusammenhang zwischen den drei Dimensionen des Politischen und wie wirkt sich dieser Zusammenhang im Kontext der Entwicklung der vergleichenden Analyse von Politik aus?
Policy, Polity, Politics
Policy = Inhalt; politische Programme, Aufgaben, Ziele; dient Problemlösung und Gestaltung
Polity = Form, Strukturen; Verfassung, Normen etc; dient Ordnung, Verfahrensregelung
Politics = Prozesse; Interessen, Konflikte; Macht, Konsens, Durchsetzung
hängen immer eng zusammen, für Vergleich sind alle drei Dimensionen relevant. Polity legt grundlegenden Handlungsspielraum für Akteure fest -> determiniert in welcher Form Politics stattfinden; Politics bringen Policy hervor
In prä-moderner Phase im Zuge der “vergleichenden Regierungslehre” vor allem Fokus auf Polity, durch behavioural revolution Verschiebung des Fokus auf Politics. In Postmoderne Inhalte, also Policy stärker im Zentrum der Forschung.
Inwiefern ist die Diskussion um die (Un)Möglichkeit des Vergleichens von Äpfeln und Birnen für das Vergleichen in der Politikwissenschaft relevant? Nennen Sie einen Aspekt und begründen Sie selbigen.
Wichtig für Vergleich: dass systematische Kriterien gefunden werden, die einen systematischen Vergleich ermöglichen
diese Kriterien müssen die zu vergleichenden Phänomene gemeinsam besitzen und müssen vergleichbar erfasst werden können -> das ist bei Äpfel und Birnen der Fall, ein Vergleich ist dadurch möglich zb gemeinsame Angehörigkeit zur Gruppe des Obsts. Innerhalb dieser Kategorie kann dann entlang verschiedener Kriterien verglichen werden zb Gewicht, Saft, Zuckergehalt etc
auch bei politikwissenschaftlichen Vergleichen müssen zu vergleichende Einheiten über gewisse Kriterien verbunden werden, so ist beispielsweise ein Vergleich einer Demokratie mit einer Autokratie möglich (zwei unterschiedliche Regimetypen, wie Äpfel und Birnen unterschiedliche Obstsorten sind), um deren Unterschiede herauszuarbeiten, es können aber auch innerhalb von Regimetypen zb Demokratien verglichen werden, wie auch Äpfel miteinander verglichen werden können zb unterschiedliche Sorten mit unterschiedlichem Säuregehalt
Inwiefern und warum sind solide Einzelfallstudien das Um und Auf gelingender Vergleiche in der Politikwissenschaft? Nennen Sie zwei Punkte und begründen Sie selbige jeweils.
Nur zuerst solide ausgearbeitete Einzelfallstudien können miteinander verglichen werden, um am Ende zu validen und qualitativen Ergebnissen zu kommen.
kann nur im zuge von einzelfallstudien kontext genügend herausarbeiten -> muss jeweilige kultur/gegebenheit berücksichtigen und kontextualisieren um richtig vergleichen zu können. Dazu gehört auch Übersetzungsarbeit -> vergleichen immer übersetzungsarbeit
solide Einzelfallstudien können auch dabei helfen, Kontexte besser zu reflektieren. Ohne genügend empirischem Material meist Gefahr ethnozentristisch Klassifikationen, Typologien zu entwickeln -> kann dem durch genügend empirisches Material entgegenwirken
Wann ist ein Vergleich in der Politikwissenschaft sinnvoll? Nennen Sie drei Punkte und begründen Sie selbige jeweils.
um sinnvoll zu sein muss ein Vergleich folgende Kriterien erfüllen:
Systematik, Strukturiertheit, Reflexion, Überprüfbarkeit/Nachvollziehbarkeit
Systematik: der Vergleich muss einer Systeamtik, Regeln folgen. Vergleich darf nicht willkürlich durchgeführt werden. Sollen valide Ergebnisse erzielt werden, müssen alle Untersuchungseinheiten entlang einer einheitlichen und sinnvollen Systematik miteinander verglichen werden. Systematik baut ebenfalls auf einer einheitlichen Darstellung und einer nachvollziehbaren Ordnung auf. Fehlt eine Systematik, ist nicht klar, was genau verglichen wird und mit welchem Ziel.
Nachvollziehbarkeit: für die Auswahl der zu vergleichenden Phänomene müssen Kriterien geschaffen werden, damit der Vergleich insgesamt nachvollziehbar ist. Generell muss der Weg zum Ergebnis und zu gewonnen Informationen insgesamt nachvollziehbar und auch für außenstehendee überprüfbar beschrieben werden. Fehlt eine nachvollziehbare Begründung der Auswahl erscheint diese willkürlich, was wiederum an der Qualität und den Ergebnissen des Vergleichs zweifeln lässt.
ein Vergleich muss einer nachvollziehbaren Gliederung oder Ordnung folgend. Nur durch eine ausreichende Strukturiertheit kann sichergestellt werden, dass alle wesentlichen Merkmale, Phänomene, Unterschiede etc berücksichtigt werden und somit auch in die Ergebnisse miteinfließen.
Reflexion: im Zuge eines Vergleiches muss immer auch reflektiert und Kontexte berücksichtigt werden. Zu aller erst muss man sich sicher sein, dass es überhaupt einen Vergleich braucht, um diese Forschungsfrage zu beantworten. Im Folgenden müssen während des Vergleichs, vor allem im Zuge solider Einzelfallstudien, Kontexte reflektiert werden, um sicherzustellen, dass richtig verglichen wird, ohne dass Übersetzungsfehler in zweierlei Hinsicht passieren, Dinge nichte berücksichtigt oder falsch interpretiert werden etc.
Inwiefern/Wozu benötigen wir für das politikwissenschaftliche Vergleichen Typologien? Nennen Sie drei Punkte und begründen Sie selbige jeweils.
ermöglicht Verbindung von Empirie und Theorie, ohne dass Originaltiät der Einzelfälle verloren geht: ordne Einzelfall zwar zu, Einzelfall geht aber nicht verloren, bin mir Zuordnung bewusst
ermöglicht, dass verallgemeinerungsfähige Aussagen erzielt werden können, bilde Typologien, um dann nicht notwendigerweise Aussagen über die Einzelfälle treffen zu können, sondern über die jeweiligen Typen. Möchte ermitteln, was jeweils allgemein auf Typ zutrifft
ermöglicht einen Anspruch auf überindividuelle Muster: kann aufgrund der Typologien und der verallgemeinerungsfähigen Aussagen überindividuelle Muster erkennen, Cluster feststellen etc. Solche Muster zu erkennen, wäre nicht möglich wenn Einzelfälle individuell analysiert werden würden
Warum ist es wichtig, sich vor dem Anwenden einer Typologie zu überlegen, auf der Basis welcher Grundlagen und Begriffsdefinitionen wie auch in welchen Kontexten diese Typologie entwickelt wurde? Nennen Sie zweiPunkte und begründen Sie selbige jeweils.
Definitionsarbeit ist für das Entwickeln relevant
unterschiedliche Begriffsverständnisse: verschiedenes Verständnis von grundlegenden Konzepten; daraus folgend Definition von Typologien: Unterschied ob enges oder weites Verständnis von Demokratie etc -> beeinflussen die Typologien und darausfolgend die Zuordnungen grundlegend
wichtig zu reflektieren in welchen zeitlichen und geografischen Kontexten Begriffe, Typologien entwickelt wurden; sehr oft eurozentristisch, angloamerikanisch geprägt -> sehr stark ausgeblendet, was außerhalb dieses West-Zentrismuses geschieht -> hat Einfluss auf Typologien
Warum ist es wichtig, dass wir unsere Position/Haltung gegenüber dem/den zu Beforschenden reflektieren? Nennen Sie zwei Punkte und begründen Sie selbige jeweils
kann als Forschende/außenstehende Person Kontexte, in der zu Beforschende leben, nicht vollständig verstehen -> muss mir über Vorannahmen, Haltungen, etc die ich als Forschende mitbringe bewusst werden, und reflektieren, wie diese meine Sichtweise auf das zu Erforschende beeinflussen
Ebenfalls wichtig zu reflektieren, welche Machtverhältnisse bestehen. Vor allem als Forschende Person meist in einer Machtposition. Wichtig das zu reflektieren, und mir meiner Position bewusst zu sein, und dementsprechend damit umzugehen. Im Forschungsprozess selbst, aber auch am Ende, in der Entscheidung, was mit Ergebnissen geschieht -> kommen diese zu Beforschenden zu gute, haben diese Personen Mitsprache recht und wirken in der Forschung und somit bei der Ergebniserstellung mit?
Warum ist es wichtig, dass wir uns Gedanken darüber machen, wir wir die Welt wahrnehmen (entlang der Aussagen von Fukuyama, Habermas und Crouch)? Nennen Sie drei Punkte und begründen Sie selbige jeweils.
jede forschende Person bringt immer auch eigene Perspektive mit in Forschung, gibt keine an sich objektive Forschung -> darum wichtig zu reflektieren wie und aus welcher Perspektive wir vergleichen
- Wahrnehmung von Wirklichkeit beeinflusst politische Entscheidungen -> wenn durch Blickwinkel Realität verzerrt wird, können falsche Entscheidungen getroffen werden, die langfristig schlechte Auswirkungen haben
- beeinflussen Art und Weise wie wir kommunizieren: wenn Annahme, dass unsere Wahrnehmung einzig richtige ist, schwierig mit anderen zu kommunizieren/deren Perspektiven anzuerkennen
- Außerdem wichtig in welche Welt dadurch Vergleich gesetzt wird. andere punkte relevant, wenn ich wie Fukuyama von dem Ende der Geschichte ausgehe -> vergleiche wahrscheinlich viel stärker daraufhin abgezielt inwieweit welche Länder dieses Ende schon erreicht haben.
Bei einer Perspektive ähnlich zu Habermas würde ich meine Kategorisierungen und Untersuchungseinheiten grundsätzlich überdenken und vor allem die verbreitete Methode der Ländereinzelfallstudie kritisieren. Somit verändert sich die gesamte Methodik des Vergleichs
Crouch wiederum behauptet, dass die Demokratie von innen heraus ausgehöhlt wird. Hier wäre es demnach nicht sinnvoll, Demokratie nach Strukturen und Institutionen zu vergleichen, da diese ja nach Crouch nach wie vor bestehen würden, die Politik jedoch hinter verschlossenen Türen stattfinden würde und die Mehrheit der Bevölkerung nur mehr passiv teilnimmt. Der Fokus würde sich somit vielleicht stark auf Sozialkapital, politisches Engagement etc richten
Inwiefern verändert sich die Rolle des Staates im Kontext von Governance und welche Bedeutung hat dies für vergleichend politikwissenschaftliches Arbeiten? Nennen Sie zwei Punkte und begründen Sie selbige jeweils.
Staat im Governanceansatz nur einer von vielen Akteuren, statt der zentralen Rolle im Governmentansatz. Problemlösungsaufgabe zb wird nicht mehr alleinig bei Staat gesehen, auch andere Akteure in Verantwortung. Rolle des Staates wird hinterfragt und es kommen neue politische Räume, Akteure, Strategien, Praktiken und Ziele auf.
-> Auswirkungen auf politikwissenschaftliches Vergleichen: diese neuen Kategorien müssen berücksichtigt und miteinbezogen werden in Vergleich. Dafür ist eine umfangreiche Recherche notwendig sowie vor allem Kontextualisieren.
Machtverhältnisse lassen sich zb nicht mehr so leicht an einzelnen Entscheidungen ablesen -> müssen umfangreicher analysiert werden
Inwiefern unterscheiden sich die ersten drei Gesichter der Macht vom vierten Gesicht der Macht? Und was bedeutet dieser Unterschied für das Durchführen politikwissenschaftlicher Vergleiche? Nennen Sie zwei Punkte und begründen Sie selbige jeweils.
Die ersten drei Gesichter der Macht (“Zwang”, “Verbot” und “Manipulation”) können als einseitige Machtbeziehung verstanden werden. Die Subjekte werden als vorausgesetzt, existent verstanden.
Das vierte unterscheidet sich davon ganz grundsätzlich, vor allem dadurch, dass die Subjekte als soziale Konstrukte verstanden werden. Sie existieren nur in Relation, die Machtbeziehung ist eine zwei/mehrseitige. Macht entsteht, wenn Individuen miteinander in Beziehung treten und kann vielseitig gerichtet sein. Es stellt sich die Frage was für eine Art von Subjekt produziert wird
Unterschiedliche Vorstellungen von Macht bedeuten Unterschiede im Vorgehen beim Vergleichen. Darum muss das Machtverständnis der forschenden Person reflektiert werden. Für einen Governanceansatz ist beispielsweise das vierte Gesicht von zentraler Bedeutung, da dabei der Vielzahl an Akteuren und deren unterschiedlichen Machtverhältnisse Rechnung getragen wird. Die ersten drei Gesichter spiegeln durch ihre Einseitigkeit vielmehr einen Governmentansatz wider.
Inwiefern beeinflussen Zeitdimension und Fallzahl die Anwendung qualitativer oder quantitativer Methoden mit? Nennen Sie zwei Punkte und begründen Sie selbige jeweils.
Die Fallzahl beeinflusst stark, ob qualitativ oder quantitativ geforscht wird. Bei einer großen Anzahl an Fällen ist es einfach nicht mehr möglich qualitativ zu forschen, da nicht bei jedem Fall im notwendigen Ausmaß ins Detail gegangen werden kann.
Darum ist es dann meist besser quantitativ zu forschen, um die Gesamtheit der untersuchten Fälle abzubilden.
Dasselbe gilt für die Zeitdimension. Bei einer Forschung, die Fälle über sehr lange Zeiträume hinweg untersucht, wird es schwierig qualitativ zu forschen. Quantitative Methoden sind dann oft besser geeignet um relevantes zu erfahren und Zusammenhänge zu zeigen.
Umgekehrt kann eine geringe Menge an Fällen schlecht quantitativ erforscht werden, da sie dann weder repräsentativ ist, noch alle möglichen Variationen eines Phänomens beispielsweise abgebildet sind.
Wieso ist es wichtig, die Fallauswahl und Fallzahl im Zuge des Forschungsprozesses zu reflektieren? Nennen Sie zwei Punkte und begründen Sie selbige jeweils.
Die Fallauswahl muss vor allem auf die Relevanz dieser reflektiert werden. Es muss gefragt werden, inwiefern die Fälle für Repräsentativität und Generalisierbarkeit geeignet sind.
Außerdem ob ein Selection Bias besteht und ob die Fälle überhaupt geeignet sind, um meine Forschungsfrage zu beantworten.
Im Bezug auf die Fallzahl muss reflektiert werden, ob diese ausreichend ist, um die Forschungsfrage hinreichend zu beantworten. Gleichzeitig muss auch immer beachtet werden, welche Ressourcen für ein Forschungsprojekt zur Verfügung stehen.
Was ist mit dem Wandel von Government hin zu Governance gemeint? Definieren Sie beide Begriffe und beantworten Sie dann die Frage. Nennen Sie drei Punkte und begründen Sie selbige jeweils.
Government = hierarchisches Regieren (Top-Down), Ausverhandeln zwischen wenigen klassischen politischen AkteurInnen
Governance = eher horizontales Regieren, Ausverhandeln zwischen vielen verschiedenen AkteurInnen
mittlerweile Governance Ansätze verbreitet, dadurch
breitere Analyse -> bei Governmentansatz werden breite Teile der Entscheidungsfindung und Einflussnahme ausgeblendet -> Wandel zu Governance bedeutet Berücksichtigung der vielen AkteurInnen
in Govnermentansätzen wird eine gewissen Autonomität der Akteure vorausgesetzt, durch Wandel zu Governanceansätzen wird vermehrt die Vielzahl der (Inter)dependenzen aufgezeigt
Zentral ist, dass im governanceansatz im gegensatz zum government ansatz der Staat nur einer von vielen Akteuren ist. Somit wird die Rolle des Staates hinterfragt