Fotografie Flashcards
- Inwiefern ist die “camera obscura” eine Vorläuferin der Fotografie?
Im Prinzip ist eine Lochkamera ein an drei Innenseiten geschwärzter Kasten mit einer kleinen Öffnung. Die Lichtstrahlen, die von Gegenständen ausgehen und durch diese „Lochblende“ in den Kasten einfallen, erzeugen auf der hellen oder transparenten Gegenseite ein spiegelverkehrtes und auf dem Kopf stehendes Abbild.
Die Grundform der Camera obscura wurde im 11. Jh. vom arabischen Gelehrten Ibn al – Haitham beschrieben, der damit Sonnenfinsternisse beobachtete, und um 1500 auch in Leonardos Tagebüchern erwähnt. Eine Verbesserung brachte Ende des 16. Jh. der Einbau einer Sammellinse. Der transportable Kasten erweiterte sich zu einer „Kammer“, einem Arbeitsraum mit Arbeitsfläche, auf welche das auf die Füße gestellte Abbild durch Spiegel projiziert wurde. Seine Nachzeichnung diente v.a. zur genauen perspektiven Darstellung, z.B. bei der Vedute (exakte Stadt- oder Landschaftsansichten) oder auch bei der Interieurmalerei (s. J. Vermeer).
- Wann, wo und durch wen entstand die Fotografie? (3 Personen)
. Durch die zunehmende Industrialisierung um 1800 war das Interesse an einem fixierten „Lichtdruck“ enorm, viele Technikinteressierte und Forscher beschäftigten sich gleichzeitig mit diesem v.a. chemischen Problem.
Die erste dauerhafte Abbildung gelang Joseph Niepce 1826 auf einer asphaltbeschichteten Zinnplatte, die Belichtungszeit dauerte mehr als 8 Stunden! Louis Daguerre schuf 1839 die erste scharfe „Fotografie“ („Daguerreotypie“), ein seitenverkehrtes Bild auf einer mit Silberjodid beschichteten Platte, ein Unikat. Daguerre meldete sein Verfahren als Patent an, das vom französischen Staat gekauft wurde und ihm einen sorgenfreien Lebensabend sicherte. Diese Metall - „Fotos“ sind silbrig glänzend, scharf, aber sehr empfindlich. Erst 1840 entwickelte Henry Fox Talbot ein Verfahren auf Papier, durch das von einem Negativ beliebig viele Positive hergestellt werden können. Leider wurde seine wegweisende Erfindung des reproduzierbaren Bildes zu seiner Zeit nicht genügend gewürdigt, weil man die Fotos für zu wenig detailgenau und scharf hielt. Damit wurde die Fotografie aber nach und nach zur Massenware. Aus mehrfach belichteten Bewegungsstudien entwickelte sich Ende des 19. Jahrhunderts der Film.
- Welche Probleme hatte die Fotografie anfangs?
- Geben Sie Gründe an, warum die Fotografie sehr rasch erfolgreich war.
- Warum wurde die Erfindung der Fotografie anfangs von der Malerei als Konkurrenz verstanden?
„Die Malerei ist tot von heute an!“ – das prophezeite ein französischer Maler angesichts der Erfindung der Fotografie um 1840. Tatsächlich schien es zunächst so, dass die Fotografie jenen wichtigen gesellschaftlichen Bedürfnissen wie der Selbstdarstellung des Bürgertums hinsichtlich des Wahrheitsgehalts und der Präzision besser gerecht wurde als die etablierte Bildkunst. Zudem orientierte sich das neue Medium kompositorisch, stilistisch und ästhetisch an den Werken der Malerei und übernahm neben dem Porträt auch die übrigen klassischen Themenkreise wie Genre, Akt, Stillleben und Landschaft. Diese Entwicklung führte aber nicht zum Ende der Malerei, sondern zu einer fruchtbaren Wechselbeziehung. Viele bedeutende Maler (Delacroix, Ingres, Courbet, Manet) bedienten sich nicht nur wegen der Realitätsnähe, sondern auch wegen arbeitsökonomischer Vorteile des Fotoapparats, ersparte sie doch langwierige Modellsitzungen oder überhaupt das Modell. Umgekehrt führte die Atmosphäre stimmungsvoller Landschaftsfotos zu neuartiger Lichtführung auch in der Malerei und die kürzeren Belichtungszeiten ließen Schnappschüsse entstehen, deren Charakter auch in die Malerei übernommen wurde (z.B. Impressionisten, etwa bei Degas).
- Welche Arten von Fotografie kann man unterscheiden? (3 Arten)
- Die „Dokumentarische Fotografie“ (auch „feststellende Fotografie“), will das jeweilige Geschehen abbilden, ohne darauf Einfluss zu nehmen - falls dies möglich sein sollte. Die fertigen Bilder sind somit „Abbilder“. Solche Bilder entstehen v.a. für wissenschaftliche Zwecke und im Fotojournalismus. Bsp. Bernd und Hilla Becher mit typologischen Aufnahmen der Industriearchitektur.
- Die „Inszenierende Fotografie“ (auch „darstellende Fotografie“) interpretiert das Abzubildende bewusst und versucht mögliche Zusammenhänge zu kommentieren. In Ablehnung des Gedankens der Abbildungstreue ist sie bestrebt, den Schein der Objektivität zu entlarven. Die FotografInnen gestalten die Aufnahme so wie sie sie von Seiten der BetrachterInnen gesehen wissen wollen, d.h. sie inszenieren die Realität, die Bilder sind „Sinnbilder“ oder „Symbolbilder“. Auch viele Porträts, Bsp. Man Ray.
- Die „Gestaltete Fotografie“ (auch „bilderzeugende Fotografie“) inszeniert nun nicht mehr die Realität selbst, die Bildbearbeitung und Umformung setzt erst ein, wenn die Aufnahme bereits abgeschlossen ist. Das endgültige Werk ergibt sich dabei aus der Verfremdung des Fotonegativs – meist mit verschiedenen Computerprogrammen. Bsp.: Andreas Gursky. Die Ästhetik seiner hochglänzenden riesigen Formate gleicht „google earth“, seine Massenszenen scheinen aus Hollywood zu kommen. Gursky gibt keine fotografischen Impressionen wieder, sondern arbeitet seine Aufnahmen mit den Mitteln digitaler Bildbearbeitung zu technisch hochgezüchteten Panoramen aus. So entstehen Werke obsessiver Detailfülle und augentäuschender Präzision.
- Führen Sie charakteristische Merkmale der impressionistischen Malerei an (Stil, Arbeitsweise, Anliegen, Themen usw.)
Ziel ist die Vermittlung einer vollkommenen Illusion von den Erscheinungen der Natur; bevorzugt ist das Malen direkt in der Natur (‘Pleinair’). Die Erfindung der einfach handhabbaren Farbtuben machte nun das Malen Im Freien erst möglich. Dahinter steht auch die wissenschaftliche Erkenntnis des Subjektivismus der Wahrnehmung, wie sie auch im zu dieser Zeit erschienen Farbenlehrebuch von Chevreul bezogen auf die Farbwahrnehmung dargestellt ist. Welt und Wirklichkeit werden nicht als Sein oder Zustand, sondern als Werden oder Geschehen aufgefasst. Der spätere Pointillismus (“Neo¬impressionismus”) führt diese Gedanken und den der Farbzerlegung noch weiter. Die Farben werden unvermischt punktweise nebeneinandergesetzt und vermischen sich erst im Betrachterauge (optische Farbmischung). So verwandelte das impressionistische Sehen das Naturbild in einen Prozess, in ein Entstehen und Vergehen.
Die Malweise ist eilig, fleckenhaft (“Kommastruktur”), wirkt wie eine Skizze, - bedingt einerseits durch die Idee (Lichteindruck in seiner Flüchtigkeit festzuhalten), andererseits auch durch den politisch unbeständigen historischen Hintergrund im Frankreich des 19.Jhs.
Realismus bestimmt die Malweise und die gewählten Themen bzw. Ausschnitte (Alltag, Spontanes, Flüchtiges, Subjektives, Bewegtes, die neuen Motive sind dementsprechend!). Hier muss auch der Einfluss der sich parallel entwickelnden Fotographie bedacht werden, die v.a. in der Porträtfotografie Erfolge feierte sowie die seit Mitte des Jahrhunderts in Paris bekannten japanischen Pinselzeichnungen und Farbholzschnitte, die die Abwendung von der realistischen Naturnachahmung weiter beschleunigten. Diese Einflüsse betrafen auch die französischen “Fauves” und die deutschen Expressionisten. Der Realismus und Detailreichtum der Fotografien ließ eine ebensolche Malerei als überflüssig erscheinen, d.h. die Fotografie befreite die Malerei von der langjährigen Aufgabe der Naturnachahmung (= Mimesis). Der Impressionismus war ein erster Schritt dazu.
Thema ist der subjektive Eindruck von Licht und Farbe, die Lichtenergie wird in eine bewegte Farbenergie umgewandelt, es geht nicht um die Körperlichkeit der Dinge, sondern um deren farbige Auflösung, die Sonne, Licht und Luft hervorrufen. Die Gemälde kommen ohne scharfe Linien, Umrisse aus, die Schatten werden nicht schwarz, sondern in den entsprechenden Komplementärfarben angelegt, die Farben in lockerem Duktus aufgetragen, Objekte werden so zu schwerelosen Dingen (z.B. die Serie der Ansichten der Kathedrale von Rouen von Monet). An die Stelle der Lokalfarben tritt eine Vielzahl von Farbflecken und strichen, ebenso wird ein perspektivischer Eindruck erzeugt.