FLB I - AKs Flashcards

1
Q

Aufbau Gehirn nach Roth (Die vier Ebenen sind schon vorgegeben) (40P)
1. Jeder Ebene mindestens eine Hirnregion zuordnen.

A
  1. Untere Ebene = Vegetativ-affektive Ebene: Von limbisch-vegetativer Grundachse des Gehirns repräsentiert, umfasst Anteile der septalen Region, präoptisch-hypothalamische Region, zentrale Amygdala, zentrales Höhlengrau, vegetativ-viszerale Zentren des Hirnstamms (Mittelhirn, Brücke, verlängertes Mark)
  2. Darüber liegende Ebene der emotionalen Konditionierung und des individuellen emotionalen Lernens: Kortikale, mediale und basolaterale Amygdala, mesolimbisches System (Nucleus accumbens + ventrales tegmentales Areal)
  3. Ebene der bewussten, überwiegend sozial vermittelten Emotionen: Umfasst limbische Anteile der Großhirnrinde (insulärer, vorderer cingulärer und orbitofrontaler Kortex)
  4. Kognitiv-sprachliche Ebene: Lokalisiert im Isokortex (= Neokortex), v. a. DLC und Brocasches Sprachareal
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2
Q

Aufbau Gehirn nach Roth (Die vier Ebenen sind schon vorgegeben) (40P)
2. Die Funktionen und Aufgaben dieser Regionen, benennen und erklären.
> Vegetativ-affektive Ebene

A
  • Areale sichern über Kontrolle des Stoffwechselhaushalts, Kreislaufs, Temperaturregulation, Verdauungs- und Hormonsystems, Nahrungs- und Flüssigkeitsaufnahme, Wachens und Schlafens unsere biologische Existenz
  • Steuern elementare affektive Verhaltensweisen und Empfindungen wie Angriffs- und Verteidigungsverhalten, Flucht und Erstarren, Aggressivität, Wut und Sexualverhalten
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3
Q

Aufbau Gehirn nach Roth (Die vier Ebenen sind schon vorgegeben) (40P)
2. Die Funktionen und Aufgaben dieser Regionen, benennen und erklären.
> Ebene der emotionalen Konditionierung und des individuellen emotionalen Lernens

A
  • Basolaterale Amygdala: Ort der erfahrungsgeleiteten, d. h. auf Konditionierung beruhenden, Verknüpfung emotional relevanter,
    überwiegend negativer / überraschender Ereignisse mit den angeborenen Grundgefühlen der Furcht, Angst, Abwehr und Überraschung
  • Mediale und kortikale Amygdala: Verarbeitet Geruchs- und Geschmackspräferenzen sowie soziale Geruchssignale (Pheromone), die bei höchst individuellen Sympathien + Antipathien eine wichtige Rolle spielen
    (Präferenzen = teils genetisch, teils erfahrungs- bzw. prägungsabhängig)
  • Mesolimbisches System: Dominiert bei Registrierung und Verarbeitung natürlicher Belohnungsereignisse
    > Stellt zerebrales Belohnungssystem über Ausschüttung endogener Opioide (= hirneigenen Belohnungsstoffe)
    > Grundlegendes Motivationssystem, das über Ausschüttung des Neuromodulators Dopamin Belohnungen «in Aussicht stellt»
    > Aktivität dopaminerger Neurone im Nucleus accumbens hängt von
    Belohnungsvorhersagbarkeit ab
  • Mittlere limbische Ebene: Wird festgelegt, was wir aufzusuchen bzw. zu wiederholen haben, weil es mit Bedürfnisbefriedigung und Lust verbunden ist, und was wir zu vermeiden haben, weil es mit Bedürfnissteigerung, Schmerz und Unlust verbunden ist
  • Grundstruktur des Selbstbilds und des von anderen (Empathiefähigkeit)
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4
Q

Aufbau Gehirn nach Roth (Die vier Ebenen sind schon vorgegeben) (40P)
2. Die Funktionen und Aufgaben dieser Regionen, benennen und erklären.
> Ebene der bewussten, überwiegend sozial vermittelten Emotionen

A
  • Insulärer Kortex: Verarbeitungsort des affektiven Körpergefühls einschließl. affektiver Schmerzempfindung und affektiv-emotionaler Eingeweidewahrnehmung («Bauchgefühl»)
  • Vorderer cingulärer Kortex: Hat mit seinem unteren Teil mit Risikowahrnehmung und -bewertung und mit affektiver Tönung von Schmerzempfindungen zu tun (insbesondere Schmerzerwartung)
  • OFC: In gewissem Sinne «höchster» limbischer Kortex, Sitz von Netzwerken, die Regeln moralischen und ethischen Verhaltens repräsentieren
    > Verhaltensweisen, die geeignet sind, uns Unterstützung und Wertschätzung unserer Mitmenschen im engeren Sinne und Gesellschaft im weiteren Sinne zu erhalten
    > Benötigt längste Reifezeit (16 bis 20 Jahre einigermaßen «ausgereift»)
  • Läsionen im OFC und VMC führen zu Verlust der Fähigkeit, den sozial-kommunikativen Kontext, z. B. Bedeutung von Szenendarstellungen / Mimik von Gesichtern, zu erfassen
    > Patienten sind unfähig, negative / positive Konsequenzen ihrer
    Handlungen vorauszusehen, wenngleich unmittelbare Belohnung / Bestrafung von Aktionen ihr weiteres Handeln beeinflussen können
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5
Q

Aufbau Gehirn nach Roth (Die vier Ebenen sind schon vorgegeben) (40P)
2. Die Funktionen und Aufgaben dieser Regionen, benennen und erklären.
> Kognitiv-sprachliche Ebene

A
  • Brocasches Sprachareal: Neuronale Grundlage der menschlichen syntaktisch-grammatikalischen Sprache
  • DLPFC: «Sitz» von Intelligenz + Verstand, verknüpft mit zeitlich-räumlicher Strukturierung von Sinneswahrnehmungen, planvollem und kontextgerechtem Handeln, Sprechen, Entwicklung von Zielvorstellungen
    > Läsionen führen zu:
    1. Defiziten in Intelligenz und Problemlöseverhalten (insbesondere Unfähigkeit, die sachliche Relevanz externer Ereignisse einzuschätzen)
    2. Schweren Beeinträchtigungen des Arbeitsgedächtnisses
  • Ebene des kognitiv-rationalen Ich und Realitätsprinzips im Sinne Freuds
    > Prüfung, was «Sache» ist; Problemlösen und zweckrationale Handlungsplanung
    » Ebene der Darstellung und Rechtfertigung des bewussten Ich vor sich selbst und anderen
    > Keine direkten Verbindungen zur Handlungssteuerung!
    > Es können nur Handlungsplanungen, Selbstdarstellungen und kommunikative Akte ablaufen
    » Einwirken auf diese Ebene, z. B. Appell an Vernunft und Einsicht, führt zu keinerlei Verhaltensänderung
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6
Q

Aufbau Gehirn nach Roth (Die vier Ebenen sind schon vorgegeben) (40P)
3. Es gibt drei Achsen neben bewusst-unbewusst. Welche zwei weiteren sind in PT relevant?

A
  1. Bewusst-unbewusst
  2. Emotional-rational
  3. Individuell-sozial
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7
Q

Aufbau Gehirn nach Roth (Die vier Ebenen sind schon vorgegeben) (40P)
4. Wie wirkt PT? Auf welcher der drei Ebenen? Wieso ist es die wichtigste Ebene für das Psychische?

A
    1. Ebene (mittlere limbische Ebene) = Für das Psychische entscheidende Ebene, sowohl hinsichtlich normaler als auch krankhafter Entwicklung (zumindest Neurosen und Suchtkrankheiten; Psychosen sind wegen ihrer starken genetischen Komponenten eher auf unterster limbischer Ebene anzusiedeln)
      > Ebene findet keine klare Entsprechung in Freuds Theorie des «seelischen Apparates», genauso wenig wie Freud die frühkindlichen, völlig unbewussten Erfahrungen besonders thematisiert hat
      > Sie ist aber diejenige strukturelle Ebene, an der Psychotherapie vornehmlich ansetzen muss
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8
Q

Aufbau Gehirn nach Roth (Die vier Ebenen sind schon vorgegeben) (40P)
5. Auf welche drei Arten wirkt Psychotherapie und wieso wird von Umwegen und Übertünchen/Überdeckung gesprochen? (12P)

A
  • Aus neurowissenschaftlicher Sicht gibt’s drei Weisen, wie Psychotherapie abläuft:
    1. Art: Stärkung der Ebene des bewussten Ich, indem Einfluss des cingulären und orbitofrontalen Kortex auf Amygdala und damit Impulskontrolle verstärkt wird
    > Maßnahme korrigiert allerdings nicht die «falsch verdrahteten» Netzwerke im limbischen System, sondern mildert höchstens deren negative Auswirkungen aufs Verhalten (Ursachen der psychischen Störungen sind lediglich übertüncht, frühere Symptome treten also in ungünstigen Situationen wieder auf)
    2. Art: Beseitigen des Übels an der Wurzel durch Auflösen der «verknoteten» limbischen Netzwerke
    > Manche Emotions-Neurobiologen wie Joseph LeDoux und Michael Fanselow bezweifeln aber, dass amygdaläre Netzwerke überhaupt umlernen können, wenn sie erst einmal in einer bestimmten Weise geprägt wurden
    > Gehen davon aus, dass Amygdala «nie vergisst»
    3. Art: Könnte, wie z. B. LeDoux annimmt, darin bestehen, dass im Laufe einer Therapie aufgrund andersartiger, d. h. positiver emotionaler Erfahrungen in der Amygdala «Ersatzschaltungen» anlegt werden, die negative Schaltungen einkapseln und an ihnen vorbei einen eigenen Zugang zur
    Handlungssteuerung erlangen
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9
Q

BOLD-Signal (25P)

1. Was ist das BOLD-Signal? Abkürzung ausschreiben.

A
  • Abkürzung: Blood-Oxygen-Level-Dependent
  • BOLD-Signal ermittelt indirekt lokale Veränderung des Blutflusses und Sauerstoffgehalts des Bluts
    (magnetische Eigenschaften von Hämoglobin verändern sich je nach
    Oxygenisierungsgrad)
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10
Q

BOLD-Signal (25P)

2. Warum kann es nicht nur als Messung von elektrischer Hirnaktivität bezeichnet werden?

A
  • Es existieren noch reichlich ungelöste Probleme, um Zshang zw. lokalem Blutfluss und damit korrelierenden neurophysiol. Erregungen
    > Zshang von BOLD-Signal und Hirnaktivierung ist indirekt und korrelativ
    > Bemängelt auch ausdrücklich, dass sich die aus dieser Unkenntnis ergebenden Interpretationsschwierigkeiten bei Interpretation kognitiv neurowissenschaftlicher Befunde nicht angemessen berücksichtigt werden
  • Logothetis und Kollegen (2008) haben bislang diesen Zshang nur an Affen untersuchen können, wobei sie simultane elektrische Messungen mit Elektroden im visuellen Kortex und fMRT-Aufnahmen kombinierten
    > Stärke des BOLD-Signals korrelierte mit Stärke lokaler Feldpotenziale (LFP)
  • LFPs werden mit synaptischen Aktivierungen in Verbindung gebracht, was darauf hindeutet, dass das BOLD-Signal insbesondere ankommende elektrische Signale repräsentiert
    > Weiterhin Zshänge mit elektrischen Aktivitäten von Nervenzellgruppen (multi units) und BOLD-Signal berichtet (Zshänge eher mäßig stark, Korrelationen zw. r = 0,45 und 0,52)
  • Darüber hinaus ist BOLD-Signal von Reihe von nicht elektrischen Faktoren abhängig
  • Schlussfolgerung: BOLD-Signal ist kein perfektes neurophysiol. Signal, das Auskunft über neurophysiol. Erregung gibt
    > Im Zshang von fMRT-Untersuchungen kann nicht von Erregung / Hirnaktivierung, eher von Durchblutungsveränderung gesprochen werden
  • Weitere methodologische Probleme bestehen in den bemerkenswert niedrigen Reliabilitäten für fMRT-Messungen
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11
Q

BOLD-Signal (25P)

3. Problem in Bezug auf Geschwindigkeit von psychischen Prozessen, die in Millisekunden ablaufen.

A
  • Interpretation des BOLD-Signals ist für psychische Prozesse erheblich eingeschränkt
    > Sehr träges Signal, das sich innerhalb von mehreren Sekunden aufbaut und wieder träge in Ausgangslage zurückschwingt
  • Wir wissen aus kognitiver Psychologie und Elektrophysiologie, dass psych. Prozesse im Millisekundenbereich ablaufen (mindestens um Faktor 2–4 ×10^3
    schneller ablaufen, als BOLD-Signal in Lage ist, abzubilden)
    > Schlussfolgerung: Viele träge BOLD-Signale überlagern sich, da im Zeitraum von mehreren Sek. sich viele psych. Prozesse abgespielt haben, die alle eigene BOLD-Reaktionen aufweisen
  • Wahrscheinlich unmöglich, aus Gesamt-Bold-Signal verschiedene psych. Prozesse herauszufiltern
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12
Q

BOLD-Signal (25P)

4. Zwei nicht-elektrische Faktoren nennen, die BOLD-Signal negativ beeinflussen können.

A
  • BOLD-Signal ist von Reihe nicht elektrischer Faktoren abhängig:
    z. B. Konzentration des Sauerstoffs im Blut; Kaffeekonsum, Nikotinkonzentration, Hormonzyklen etc.)
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13
Q

Erste-Person- und Dritte-Person-Perspektive beschreiben (6P)

A
  • In Teilen der Psychotherapieforschung werden subjektive Daten (z. B. zu Erfahrungen und Erleben) erfasst = Erste-Person-Perspektive
    > Es geht hier also um die individuelle Ebene von Personen
  • In Neurowissenschaft gibt es Ansätze, die Erste-Person-Perspektive ermöglichen, aber überwiegend beschreibt sie neuronale Zustände über mehrere Personen gemittelt und nicht für das Individuum = Dritte-Person-Perspektive (auch: Generelle Ebene des Gehirns)
  • Möchte man erforschen, inwieweit subjektiv bedeutsame Prozesse eine neuronale Entsprechung finden, müssen Erste- und Dritte-Person-Daten verknüpft werden
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