Ernährungsstatuts - Methoden Flashcards
Anthropometrische Messung
Messung von
Köpergewicht & -größe
Hautfaltendicke
Taillen- & Hüftumfang
Armumfang
- Methode um Körperzusammensetzung zu erfassen
- Bioelektrische Impedanzanalyse (BIA) – Prinzip
Elektroden schicken schwachen Wechselstrom durch den Körper zur Messung des elektrischen Widerstandes (Impedanz)
durch hohe Leitfähigkeit von Blut, Urin, mittleren Muskulatur & geringen Leitfähigkeit von Fett, Knochen & Luft lassen sich Wasser-, Fett- & aktive Körperzellanteil messen/berechnen
Klinisch-biochemische Daten
- Messung von Konzentration an Vit., MST, Spurenelementen oder Enzymaktivitäten in Körperflüssigkeiten und -geweben
Vorteile Klinisch-biochemische Daten
- Vorteil:
Ergebnisse sind nicht beeinflussbar
zuverlässige Angaben über NST-Versorgung
Nachteile Klinisch-biochemische Daten
- Nachteil:
Arbeits- & Kostenintensiv
Aussagen über aktuellen Versorgungsstatus ist nicht möglich - best. Messgrößen werden durch Zufuhr nur geringfügig beeinflusst
Biomarker Klinisch-biochemische Daten
- Biomarker
im Urin
im Blutserum/-plasma
in Erythrozyten (Langzeitindikator)
in Haaren & Nägeln
Fettgewebsbiopsien
Leberbiopsien
Ernährungsanamnesen - erfassen …
- Ernährungsgewohnheiten allgemein
- Art & Menge der verzehrten Nahrung
- Nahrungsmittelvorlieben/-aversionen
- Diätverhalten
Ernährungsanamnese - Ermittelte Daten
- Energie- & NST-zufuhr
- Beurteilung von Über- bzw. Unterversorgung im Vgl. zu entsprechenden Empfehlungen
Ziele von Ernährungsanamnesen
- Ermittlung von Versorgungsdaten einer Bevölkerung (Agrarstatistika, EVS)
- Erfassung des Lebensmittelverzehrs mit Analyse von Energie- & NST-zufuhr
- Bevölkerung
- definierten Zielgruppe
- Einzelperson
- Qualitative Analyse von Ernährungsgewohnheiten
- Daten zur Beziehung zwischen LM/NST und Gesundheit
- unverzichtbare Grundlage für Ernährungsberatung u/o -therapie
Einteilung von Ernährungserhebungsmethoden
- Indirekte Methoden
* Direkte Methoden
Direkte Methoden
o erfassen direkt den laufenden (prospektiv) oder zurückliegenden (retropektiv) Verzehr bei Einzelpersonen
o verwendet für (fast) alle Einsatzfelder von Oecotrophologen
Indirekte Methoden
o erfassen Verbrauch von Nahrungsmitteln
o stützen sich auf Ernährungsdaten, die eigentlich für andere Zwecke gebraucht wurden (z.B. Agrarstatistiken)
o beschreibt durchschnittliche Ernährungssituation der Bevölkerung/-gruppe
Direkte Methoden - Anwendungsbereiche
- auf individueller Ebene zum Nutzen der Person
- auf Gruppenebene zu wissenschaftlichen Zwecken (v.a. epidemiologische Studien)
Prospektive Methoden
- Wiegeprotokoll
- offenes Schätzprotokoll
- geschlossenes Protokoll
Wiegeprotokoll
- vor jeder Mahlzeit werden alle zum Verzehr bestimmten LM einzeln gewogen & aufgeschrieben (Essensreste werden ebenfalls erfasst)
- Dauer: 3-7 Tage
- vollständige Protokollierung der tatsächlichen Nahrungsaufnahme ist gewährleistet
- Anwendung: nur geeignet für klinische bzw. experimentelle Studien bzw. Untersuchungen an kleinen, motivierten Gruppen
-> Heute kaum noch angewendet
offenes Schätzprotokoll
- detaillierte Erhebung des laufenden Verzehrs mittels Protokolls direkt nach dem Verzehr
- differenziert nach Mahlzeit, mit genauen Sorten- & Mengenangaben, Zubereitungsart, etc.
- Verzehrsmengen werden nicht abgewogen, sondern mittels haushaltsüblicher Maße geschätzt oder gezählt
- Dauer: meist 3 Tage (2 Wochentage, 1 WE-Tag)
- längerer Zeitraum zunehmend Ermüdungserscheinungen
- zu Beginn der Erhebung Einweisung durch geschultes Erhebungspersonal
offenes Schätzprotokoll - Vorteile
Vorteile
- valide Beurteilung der durchschnittlichen Ernährungsweise
- Befragter muss sich nicht auf sein Gedächtnis verlassen
- LM- & NST-mengen können berechnet werden
- Erfassung von Ernährungsgewohnheit
offenes Schätzprotokoll - Nachteile
Nachteile
- hohes Maß an Kooperationsbereitschaft der Probanden erforderlich
- Gefahr der Beeinflussung der Nahrungswahl
- Gefahr des „underreporting“
- sehr zeitaufwendig
- Außer-Haus-Verzehr wird ungenaue erfasst
- nur kleine Stichproben möglich – für epidemiologische Studien weniger geeignet
Geschlossenes Protokoll
- laufender Verzehr der LM wird durch Strichlisten in einem Protokoll mit vorgegebener LM-Liste (Item-List) erfasst
- Vorgabe von Standardportionsgrößen & LM
- sobald ein LM von der List verzehrt wird -> ein/mehrere Striche beim betreffenden LM gemacht
o einzelnen Striche/Häufigkeiten werden ausgezählt & mit der Portionsgröße (in g) multipliziert - Dauer: 3-10 Tage
o wenig Aufwand -> längerer Zeitraum ok (individuell abhängig)
Geschlossenes Protokoll - Vorteile
Vorteile
- weniger belastend für Probanden (Vgl. offenes)
- Durchschnittliche Ernährungsweise kann beurteilt werden
- größere Stichprobe möglich
- Gefahr der Beeinflussung der Nahrungswahl geringer
- weniger aufwendige Auswertung
Geschlossenes Protokoll - Nachteile
Nachteile
- Angaben der Verzehrsmengen durch vorgegebene Portionsgrößen häufig ungenauer
- verzehrte LM fehlen auf der Liste
- keine längeren Zeiträume möglich
- zur Ernährungsberatung schlechter geeignet
- nicht für alle LM gibt es Nährwerttabellen
Retrospektive Methoden
- 24-h-Recall
- Food Frequency Interview
- Ernährungsgeschichte
- Semi-quantitatives FF-Interview
24-h-Recall
- mit strukturiertem Fragebogen werden Art & Menge der am Vortag verzehrten LM möglichst genau
- Grundfrage: „Was haben Sie gestern gegessen?“
- Mengen werden mit haushaltsüblichen Maßen geschätzt, Schablone und Modelle können die Genauigkeit der Schätzung erhöhen
- Validität der Ergebnisse hängt im Wesentlichen davon ab, wie gut sich die Probanden erinnern können
- Durchführung von geschultem Interviewer
24-h-Recall - Vorteile
Vorteile
- geringe Belastung der Befragten
- geringer Arbeitsaufwand
- nicht reaktives Erhebungsinstrument
- ein einziger Kontakt reicht aus
- Interviewer kann nachfragen
- Berechnung Energie- & NST-zufuhr möglich
- geeignet zur Bewertung der Ernährung großer Personengruppen
24-h-Recall - Nachteil
- ungeeignet für die Analyse der Durchschnittskost einer Person
o hohe intraindividuelle Variabilität - geschulte Interviewer notwendig
- potentielle Einfluss der Interviewer auf das Antwortverhalten
- Ungenauigkeiten durch mangelndes Erinnerungsvermögen möglich
- Unter- bzw. Überschätzung der tatsächlichen Nahrungsaufnahme möglich
- Aufnahme „gesunder LM“ wird möglicherweise überschätzt
Food Frequency Interview
- Verzehrshäufigkeiten von LM pro Tag/Woche/Monat
o qualitative Angaben zur Ernährung - Grundfrage: „Wie häufig essen Sie folgende LM?“
- Verwendung einer Liste mit zielsetzungsgemäß ausgewählter LM-Items
- FF-Interview eignet sich für langfristige Untersuchungen
Food Frequency Interview - Vorteile
- rel. geringer Arbeitsaufwand
- ausfüllen des Fragebogens kann durch den Interviewer/Probanden selbst erfolgen (self-administered)
- beschreibt die übliche Ernährungsweise
- nicht-reaktives Erhebungsinstrument
- gut standardisierbar
- einfache Durchführbarkeit & häufige Anwendung in großen epidemiologischen Studien
Food Frequency Interview - Nachteile
Nachteile
- erfordert genaue Erinnerung an vorangegangene Ernährung
- atypische LM werden nicht erfasst
- tatsächliche Nahrungsaufnahme wird eher überschätzt
- keine NST-berechnungen möglich
- keine Möglichkeit der Korrelation der Erhebungsdaten mit klinischen & biochemischen Befunden
Semi-quantitatives FF-Interview
- Erfassung von Verzehrsmengen durch zusätzliche Fragen nach der jeweiligen Portionsgrößen
o haushaltsübliche Maße/Abbildung bzw. Fotos von den Portionsgrößen - NST-berechnungen sind möglich
- häufigste Methode bei ernährungs-epidemiologischen Studien
Ernährungsgeschichte
- sehr umfassende Befragung der Nahrungsaufnahme über eine längere Zeitperiode nach standardisiertem Erhebungsplan mit
- Angaben über Häufigkeit des durchschnittlichen Verzehrs einzelner LM
- übliche Portionsgrößen, Art, Sorte, Verarbeitung der LM
- Charakteristika der Ernährungsgewohnheiten (Mahlzeitenfrequenz)
-> Kombination aus 24-h-recall, Protokollmethode & FF-Interviewf
Ernährungsgeschichte - Vorteile
- gutes Bild langfristiger Ernährungsgewohnheiten
- Erfassung von spez. LM & Gesamt-LM-aufnahme
- Berechnung NST-zufuhr
- geeignet um Zusammenhänge zwischen Ernährung & chronischen Erkrankungen untersuchen zu können
Ernährungsgeschichte - Nachteile
- gut geschulte Interviewer erforderlich
- Befragte müssen sehr kooperativ sein
- gutes Erinnerungsvermögen nötig
- positive Selektionsgefahr
o nur Interessierte beteiligen sich -> nicht repräsentativ
weitere Methoden
- Methoden-Mix
- Kurzfragebögen (Checklisten) zum Essverhalten & Körpergewicht
- geeignet für einen schnellen Überblick über den Ernährungsstatus bei älteren Patienten
- PC-gestützte Methoden
- Apps
Wahl der Methode
hängt vor allem ab von…
- Studienziel & Fragestellung
- Zielgruppe
- erforderliche Messgenauigkeit (qualitativ, quantitativ)
- Kosten & andere Ressourcen
Fragen zum Studienziel
- Qualitative oder quantitative Daten?
Daten zur E/NST-aufnahme, Ernährungsgewohnheiten, Verzehrshäufigkeiten etc. - Aktuelle oder frühere Ernährung/Nährstoffversorgung?
Frage zur Zielgruppe
- Einzelpersonen; Familien, Haushalte, Patienten- oder Bevölkerungsgruppen?
- Kooperationsbereitschaft und Zumutbarkeit?
- Intellektuellen Leistungen?
Grenzen von Ernährungserhebungen
–> nicht alle NST anamnestisch erfassbar
Warum NST-erhebung
- Erkannte Zusammenhänge zwischen einzelnen NST & Erkrankungen
- z.B. Vit. C & Skorbut; Vit. D & Rachitis; Eisen & Anämie
Ziel der Empfehlung früher
- Vermeidung von NST-mängeln in der Bevölkerung
- Erhaltung der Arbeitsfähigkeit
- Sicherstellung der Kampffähigkeit
Ziel der Empfehlung heute
- Planung einer bedarfsdeckenden Ernährung & entsprechender LM-Empfehlung
- Orientierungshilfe bei Beurteilung der NST-versorgung
- Bewertung von Studiendaten (Vgl. Ist-Soll)
- Ernährungsberatung
Empfohlene Zufuhr (WHO)
„Empfohlene Zufuhr = NST-menge, von der anzunehmen ist, dass sie genügt, um nahezu alle Menschen gesund zu erhalten“
Nicht identisch mit dem Bedarf der einzelnen Menschen
24-h-Recall Rückfragen
Zwischenmahlzeiten & Getränke
Konsum zwischendurch
genaue Spezifikation der LM-Art/Zubereitung/Menge etc.