Entwicklungspsychologie Flashcards

1
Q

Kapitel 1: Die Entwicklung von Kindern

Womit beschäftigt sich die Entwicklungspsychologie?

A

Sie beschreibt und erklärt die Veränderungen im menschlichen Erleben und Verhalten aufgrund von Einflüssen der Biologie, des Individuums und der Umgebung

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2
Q

Was untersuchte Emmy Werner in ihrer Studie auf Kauai?

A

Sie führte eine Langzeitstudie durch

698 Kindern (des Geburtenjahrgangs 1955)

um biologische und soziale Risikofaktoren sowie protektive Faktoren für Resilienz zu untersuchen

Entwicklungssesilienz:
= Die Fähigkeit, trotz mehrfacher Risiken eine erfolgreiche Entwicklung zu zeigen, gefördert durch wohlwollende Fürsorge und Persönlichkeitsmerkmale wie Intelligenz und Empathie

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3
Q

Welche Methoden verwendete Emmy Werner in ihrer Studie?

A
  • Informationen über Geburtskomplikationen
  • Familienbeobachtungen und Elternbefragungen
  • Interviews mit Lehrkräften
  • Akteneinsicht
  • Intelligenz- und Persönlichkeitstests
  • Interviews im Erwachsenenalter
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4
Q

Was sind die drei Gründe für die Untersuchung der Kindesentwicklung?

A

Verbesserung von Erziehungspraktiken

Unterstützung sozialpolitischer Entscheidungen

Verständnis des Wesens des Menschen

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5
Q

Welche Sichtweisen zur Kindesentwicklung gibt es?

A

Mechanistische Sichtweise:
- Mensch ist passiv, reagiert auf Umweltstimulation
- Entwicklung ist kontinuierlich und graduell

Organismische Sichtweise:
- Mensch ist ein biologischer Organismus
- Mensch ist aktiv und gestaltet Entwicklung durch Interaktion von Reifung und Erfahrung
- Entwicklung ist diskontinuierlich und qualitativ

Lange Zeit Thema für philosophische Diskurse (Platon, Aristoteles, Locke)

Erst seit Anfang des 20. JH Entwicklung als wissenschaftliche Disziplin

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6
Q

Welche sieben grundlegenden Fragen stellt die Entwicklungspsychologie?

A
  1. Wie wirken Anlage und Umwelt zusammen?
  2. Wie formen Kinder ihre eigene Entwicklung?
  3. Ist Entwicklung kontinuierlich oder diskontinuierlich?
  4. Wie kommt es zu Veränderungen?
  5. Wie wirkt der sozio-kulturelle Kontext?
  6. Warum werden Kinder so verschieden?
  7. Wie kann Forschung das Kindeswohl fördern?
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7
Q

Kindesentwicklung

A

1) Anlage & Umwelt - Nature & Nurture
Gene
= Auswirkung auf Erleben & Verhalten

Umwelt
= Veränderung der Genexpression > Epigenetik

2) Das aktive Kind - intrinsisch motivierte Aktivität
= das Kind trägt auch selbst zu seiner Entwicklung bei
Beispiel:
- Blickpräferenz
- Sprachverwendung - Selbstgespräche
- Spielverhalten - Fantasiespiel

3) Kontinuität VS Diskontinuität
= Läuft die Entwicklung kontinuierlich oder sprunghaft (stufenweise) ab

Diskontinuität
= Quantitative Unterschiede - Mengenkonstanz (Umschüttversuch) > Stufentheorie
Zb Piagets Stufenmodelle

Kontinuität
= Entwicklung ist aufgabenabhängig > Keine klar abgrenzbare Stufen

4) Wie kommt es zu Veränderungen?
Wechselspiel zwischen Genen & Umwelt
Beispiel:
Entwicklung angestrengter Aufmerksamkeit
- Ausstattung der Gene beeinflusst angestrengte Aufmerksamkeit
- Niedrige elterliche Fürsorge beeinflusst angestrengte Aufmerksamkeit nur bei Kindern mit entsprechender Genausstattung und nicht bei Kindern ohne besondere Form des Gens

5) Auswirkung des soziokulturellen Kontextes
Zum soziokulturellen Kontext gehören:
- Menschen in unmittelbarer Umgebung (Eltern, Geschwister, Freunde)
- Materielle Umwelt (Wohnung, Schule)
- Soziokultureller Kontext (Schulsystem, Kirche, Vereine)
- Gesellschaft (Wohlstand, Glaube, Gesetze, Politik)

Studien:
Kulturvergleiche

Armut:
Risikofaktoren und protektive Faktoren (Resilienz)

6) Individuelle Unterschiede (Scarr)
Warum werden Kinder so verschieden? (auch Geschwister)
- Genetische Unterschiede
- Unterschiede in der Behandlung durch andere Personen
- Wechselwirkung mit Eigenschaften des Kindes
- Unterschiedliche Reaktionen auf Ereignisse bei gleichen Erfahrungen
- Unterschiedliche Wahl von Umgebungen

7) Forschung & Kindeswohl
Wie kann Forschung das Kindeswohl fördern?
Beispiele:
- Umgang mit Wut (Programm Faustlos)
- Einfluss auf Lernprozesse in Abhängigkeit der Annahme über Intelligenz
> Reaktion auf Fehlschläge
Menschen die annehmen die das IQ für unveränderlich halten, geben schneller auf

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8
Q

Das Modell multipler Risiken

A

Risikofaktoren treten häufig gemeinsam auf

Entwicklungsresilienz
= erfolgreiche Entwicklung trotz mehrfacher Risiken

Günstige Faktoren:
1) wohlwollende Fürsorge von mindestens einer Person

2) Bestimmte Persönlichkeitseingenschaften (Intelligenz, Empathie, Flexibilität und das Bewusstsein, gesetzte Ziele erreichen zu können)

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9
Q

Welche Methoden zur Datenerhebung gibt es in der Entwicklungspsychologie?

A
  • Babytagebücher
  • Interviews (strukturiert und klinisch)
  • Feldbeobachtungen
  • Strukturierte Beobachtungen

1) Babytagebüchern
- Charles Darwin schreibt über erstgeborenen Sohn William Erasmus
- Clara & William Stern beschreiben Spracherwerb ihrer drei Kinder

Vorteile:
Detaillierte Beschreibung durch Eltern, Grundlage für Theorieentwicklung

Nachteile:
Unsichere Generalisierbarkeit, unsystematische und retrospektive Beobachtungen

Fortschritt durch Wissenschaftliche Methoden

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10
Q

2) Interview - strukturiertes & klinisches Interview

A
  • Hilfreich bei Gefühlen & Einstellungen (zb gegenüber Schule)
  • Einschätzung der eigenen Kompetenzen (wie gut kannst du lesen)
  • Kognitive Prozesse/Gedanken (zb wie hast du das gerechnet)

Selbstauskünfte aber oft werden Eltern/Lehrer befragt

Probleme:
Die Zuverlässigkeit der Angaben kann durch Gedächtnisschwierigkeiten und soziale Erwünschtheit beeinträchtigt sein

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11
Q

3) Naturalistische Beobachtung/Feldbeobachtung

A

= in der natürlichen Umgebung

  • Hausbesuche zur Beobachtung der Familiensituation
  • Aufnahmen der natürlichen Sprachproduktion

Problem:
Wird relevantes Verhalten überhaupt gezeigt?
Interpretation der beobachteten Unterschiede?

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12
Q

4) Strukturierte Beobachtung

A
  • „Fremde Situation“ zur Beobachtung der Mutter-Kind Interaktion

Beispiele:
- Studien zur Folgsamkeit
- Belohnungsaufschub (Marshmallow-Experimente: Walter Mischel)

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13
Q

Experimentaldesigns

A

= Explizite Variation der unabhängigen Variable unter kontrollierten Bedingungen und Beobachtung der Auswirkungen auf die abhängige Variable erlaubt Aussagen über kausale Einflüsse von Reifung, Lernen und Erfahrung auf das Verhalten

Welche Verfahren werden bei Experimentaldesigns eingesetzt?

Randomisierung:
Zufällige Zuteilung zu Kontroll- und Experimentalgruppen

Experimentelle Kontrolle:
Experimentalgruppe VS Kontrollgruppe
Manipulation der unabhängigen Variable und Messung der abhängigen Variable

Problem:
- Randomisierung nicht immer möglich
- Ökologische Validität (In wie weit sind die Ergebnisse für die reale Welt gültig)

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14
Q

Wozu dienen psychologische Tests?

A

Sie erheben psychologische Merkmale quantitativ und erlauben den Vergleich mit einer Normstichprobe

Sie werden als abhängige Variablen oder zur Gruppenzuordnung verwendet

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15
Q

Was ist der WISC-IV?

A

Ein IQ-Test mit 10 Untertests und 5 optionalen Tests, der Gesamt-IQ sowie Skalenwerte für 5 Bereiche liefert

Beispiele: Mosaiktest, Symbolsuche, Zahlen-Symbol-Test

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16
Q

Welche Testgütekriterien gibt es?

A

Reliabilität:
Zuverlässigkeit (z. B. Interrater-, Test-Retest-, Paralleltest-Reliabilität)

Validität:
Misst der Test, was er messen soll (interne und externe Validität)

Interne Validität:
Sagt aus, ob die Effekte auf manipulierte Bedingungen zurückzuführen sind

Externe Validität:
Sagt aus, ob sich Befunde verallgemeinern lassen

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17
Q

Was sind Querschnittstudien und ihre Vor- und Nachteile?

A

Vergleich von verschiedenen Altersgruppen
Geben keine Auskunft über die Kontinuität der Veränderungen

Vorteil:
- Schnell durchführbar

Nachteil:
- Keine Aussage über Kontinuität der Veränderungen

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18
Q

Was sind Längsschnittstudien und ihre Vor- und Nachteile?

A

Wiederholte Messungen an denselben Personen

Vorteil:
Erhebung von intra- und interpersonellen Veränderungen

Nachteile:
Zeitaufwändig, Drop-out-Risiko, Effekte wiederholter Testung

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19
Q

Was untersuchen Korrelationsdesigns?

A

Sie untersuchen das Wechselspiel von Variablen (gemeinsames Auftreten und Ursache-Wirkungs-Beziehung)

Problematisch:
Unklare Verursachungsrichtung und Scheinkorrelationen

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20
Q

Korrelationsdesigns

Was sind mikrogenetische Designs und ihre Vor- und Nachteile?

A

Intensive Beobachtung von Entwicklungsveränderungen bei Kindern unter bestimmten Erfahrungen

Vorteil:
Detaillierte Erfassung individueller, kurzfristiger Veränderungen

Nachteil:
Keine Information über langfristige Veränderungsmuster

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21
Q

Korrelationsdesigns

Was sind sequentielle Designs und ihre Vor- und Nachteile?

A

Wiederholte Messungen an verschiedenen Altersgruppen

Vorteil:
Kombination von Längs- und Querschnittdesigns

Nachteil:
Kohorteneffekte können auftreten

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22
Q

Kapitel 2: Pränatale Entwicklung

In welche Phasen wird die pränatale Entwicklung unterteilt?

A

Schwangerschaftsdauer = 40 Wochen

1) Zygote (Befruchtung bis 2. Woche):
- Schnelle Zellteilung
- Einnistung in die Gebärmutter

2) Embryo (3. bis 8. Woche):
Entwicklung aller Organe und Körpersysteme (Zellteilung, Migration, Spezialisierung)

3) Fetus (9. Woche bis Geburt):
- Wachstum der Strukturen
- sensorische Erfahrungen
- Lernen

Stammzellen: embryonale Zellen vor der Spezialisierung

Geschlächterverhältnis: 100 weibliche : 120-150 männliche Zygoten
Geburtenquote: 100 Mädchen : 106 Buben

Genauer:

Ursprung eines jeden Menschen
= aus seiner einzigen Zelle (Vereinigung von Spermium und Eizelle)
- Beide Keimzellen enthalten den halben Chromosomensatz (23 Chromosome)

Befruchtung
- Samenerguss = 500 Mio. Spermien
- nur ca. 200 schaffen es bis zur Eizelle
- 1 Spermium dringt ein: Verschmelzung mit Eizelle
- Die befruchtete Eizelle = Zygote

  1. Wettrennen der Spermien
    - Jungs gewinnen: mit Y-Chromosom = schneller 100 weibliche : 120-150 männliche Zygoten
  2. Überleben
    Mehr weibliche Zygoten/Embryos überleben: Geburt 100 : 106
  3. Höheres Geburtsrisiko bei Jungen (50% höhere Kaiserschnittswahrscheinlichkeit)
  4. Höhere Sterblichkeits- und Selbstmordrate bei Männern
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23
Q

Was ist die cephalo-caudale und proximodistale Entwicklung?

A

Cephalo-caudale Entwicklung: (Kopf)
Bereiche in der Kopfnähe entwickeln sich früher als weiter entfernte Bereiche

Proximodistale Entwicklung:
Bereiche nahe der Körpermitte entwickeln sich vor den Extremitäten

Entwicklung ab der 4ten Woche:
- Sehr starke Krümmung des kleinen Körpers (Kopf & Schwanz berühren sich fast)
- Gesicht = in vier Falten vor dem Kopf des Embryos
- Runder grauer Bereich beim hinteren Teil des Nackens = Innenohr
- Herz: primitiv (simple), bringt Blut im Umlauf
- Armknospe erkennbar

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24
Q

Welche Entwicklungsfortschritte macht der Embryo in der 5.–6. Woche?

A
  • Embryo schwimmt frei im Fruchtwasser
  • Schnelle Gehirnentwicklung
  • Erste spontane Bewegungen (z. B. Krümmung des Rückens)
  • Entwicklung von Auge, Nase und separierten Fingern
  • 7 Wochen: Schluckauf

9 Wochen:
- Kopf nimmt ca. die halbe Länge ein
- Ohren bilden sich aus
- Alle inneren Organe vorhanden, müssen aber noch weiterentwickelt werden
- 8te Woche beginnen die Hoden, Testosteron zu produzieren > Beginn der geschlechtlichen Unterscheidung
- Ausbildung von Rippen
- Ellbogen, Finger, Zehen sind angelegt
- Nägel wachsen
Fetus reagiert auf äußere Berührungsreize

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25
Q

11-12 Woche

A
  • Augen fest verschlossen
  • Finger klar voneinander abgegrenzt
  • Äußere Genitalien haben sich entwickelt
  • drastischer Anstieg der Bewegung:
    Atembewegungen (fetales Atmen)
    Reflexe (greifen, schlucken, saugen)
    Arme und Beine befinden sich in nahezu permanenter Bewegung

Später:
Kontinuität des Aktivitätensniveaus Prä- und Postnata

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26
Q

Wann spürt die Mutter die Bewegungen des Fetus?

A

Ab der 16. Woche als sanftes „Flattern“
(Auch beschleunigtes Wachstum der unteren Körperpartien)

18 Wochen:
- Saugen am Daumen
- Fetus ist mit einer feinen Behaarung bedeckt und eine fettige Schicht schützt seine Haut vor langem Aufenthalt in Flüssigkeit

20 Wochen:
- Längere Zeit mit dem Kopf nach unten
- Nimmt schnell an Gewicht zu
- In der Fruchtblase wird es zunehmend eng
- Bewegungen werden weniger
- Einzelne Komponenten des Gesichtsausdrucks sind nun vorhanden

  • Fetus kann die Augenbrauen hochziehen
  • Seine Stirn runzeln
  • Seinen Mund bewegen
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27
Q

Ab wann ist ein Fetus überlebensfähig und warum?

A

Ab der 28. Woche, da Gehirn und Lunge ausreichend entwickelt sind, um eine Überlebensfähigkeit außerhalb des Mutterleibs zu ermöglichen

  • Augen können sich öffnen, bewegen sich insbesondere in den Phasen des REM-Schlafs (rapid eye movments)
  • Hörsystem funktioniert (kann auf Geräusche reagieren)
  • die Gehirnwellen eines Fetus sind denen eines Neugeborenen sehr ähnlich
  • In den letzten drei Monaten = massive Zunahme an Größe und Gewicht verdreifacht
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28
Q

Welche Bewegungen zeigt ein Fetus?

A

Bereits ab der 12. Woche fast alle Bewegungen, die ein Neugeborenes zeigt
z. B.
- Arm- und Beinbewegungen
- Saugen
- Schlucken
- Greifen

Aktivitätsrhythmus mit Wechsel von aktiven und inaktiven Phasen

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29
Q

Welche Sinneswahrnehmungen entwickelt der Fetus zuerst?

A

1) Tastsinn:
Ab der 8. Woche
z. B. Reaktion auf Berührung der Mundregion

2) Vestibuläres (Gleichgewicht) System:
= sitz im Ohr
Training durch Eigenbewegung und Bewegungen der Mutter

3) Geschmackssinn:
Präferenzen für Süßes, später Präferenz für bekannte Geschmäcker
z. B. Karottensaft

4) Gehör:
Reaktion auf Geräusche ab der 24. Woche
Geräusche im Uterus:
Herzschlag der Mutter, Verdauungsgeräusche, Stimme der Mutter

5) Sehen:
Kaum visuelle Stimulation
Sehen ist bei Geburt am schwächsten entwickelt

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30
Q

Das Lernen des Fetus: Habituation

A

Habituation
= einfache Form des Lernens
= abnehmende Reaktion auf wiederholte oder andauernde Reizung

  • Frühester Zeitpunkt, zudem Habituationsreaktion des Fetus gefunden wurde = 30-32 SSW
  • Zentrales Nervensystem ist ab da soweit entwickelt, dass Lern und Gedächtnisleistung möglich sind

Transnatales Lernen
= Effekte des pränatalen Lernens, die postnatal erkennbar sind

  • 2 Stunden nach der Geburt Erkennung der Stimme der Mutter
  • Präferenz für Muttersprache und bekannte Texte
  • Geschmacksvorlieben und Geruchserkennung (z. B. Fruchtwasser)

Neugeborene differenzieren zwischen Sprachen
- 4 Tage alte Säuglinge bevorzugen Muttersprache gegenüber Fremdsprache

Neugeborene erkennen Geschichten wieder

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31
Q

Was sind genetische Risiken der pränatalen Entwicklung?

A

1) Genetische Risiken
2) Schädliche Umwelteinflüsse (Tereatogene)
3) Mütterseitige Faktoren

1) Genetische Risiken
Chromosomenanomalien
= fehlende/zusätzliche Chromosomen
- Ursache für 50-70% der Fehlgeburten im ersten Trimester
- Risiko steigt mit dem Alter der Mutter

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32
Q

2) Teratogene

A

= Schädliche Umwelteinflüsse während der Schwangerschaft

Wirkung hängt ab von:
• Zeitpunkt (sensible Phase)
• Menge und Dauer der Exposition
• Individuellen Unterschieden

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33
Q

Wie wirkt sich Alkoholkonsum während der Schwangerschaft aus?

A

FAS (Fetales Alkoholsyndrom):
Gesichtsanomalien, geistige Retardierungen, Organschäden
Folgen:
Vermehrt Aufmerksamkeitsdefizite, mentale Retardierung, schlechte Schulleistungen

FAE (Alkoholembryopathie):
Milder, schwierig zu diagnostizieren

FASD (Spektrumstörung):
Nicht alle Symptome vorhanden

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34
Q

Welche Risiken birgt Nikotinkonsum in der Schwangerschaft?

A

Frühgeburten, niedriges Geburtsgewicht
Plötzlicher Kindstod (SIDS)
Aufmerksamkeitsdefizite beim Kind

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35
Q

3) Mütterseitige Risikofaktoren

A

Risikogruppen:
≤ 15 Jahre:
Höhere Sterblichkeitsrate
> 35 Jahre:
Höheres Risiko für Chromosomenanomalien und Geburtskomplikationen

Risiko für Down-Syndrom erhöht sich zunehmend mit Alter:
20 Jahre 1/2000
30 Jahre 1/1000
37 Jahre 1/200
>45 Jahre 1/30

Krankheit:
zb Röteln im Anfangsstadium der Schwangerschaft
= schwere Missbildungen, geistige Behinderung, Taubheit & Blindheit
Impfung bei Mädchen!

Emotionaler Stress:
Zusammenhang zwischen Stress in der Schwangerschaft bei Müttern mit Ängsten/Depressivität und Verhaltensauffälligkeiten im Alter von vier Jahren

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36
Q

Welche Rolle spielt die Ernährung der Mutter?

A

Folsäuremangel (Form des Vitamin B) - wird heute als Nahrungsergänzungsmittel während der Schwangerschaft zugeführt

Allgemeine Unterernährung beeinträchtigt Gehirnwachstum

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37
Q

Geburt

A

Ziele in allen Kulturen:
1) Überleben und Gesundheit von Mutter & Kind
2) Soziale Integration des Kindes in Gemeinschaft

Frühgeburt
= Geburt vor der 37. Schwangerschaftswoche
Kaum Überlebenschance vor der 24. Woche
Langzeitfolgen:
• Beeinträchtigungen in Hören, Sprache, Denken
• Lernschwierigkeiten, soziale Probleme

Kaiserschnittrate:
Brasilien: jedes 2. Kind
Österreich: 31,5% (2010)
Empfehlung WHO: 10-15%

Gründe:
- Angst vor Schmerzen
- Höheres Alter der Frauen
- Mehrlingsgeburten
- Planbarkeit und Rechtssicherheit

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38
Q

Ungünstige Geburtsausgänge

A

Säuglingssterblichkeit:
- 38 pro 1000 weltweit

Untergewicht:
< 2500 g

Frühgeburt:
< 37. Schwangerschaftswoche (10% weltweit)
< 24. Schwangerschaftswoche kaum Überlebenschancen

Langfristige Folgen:
- häufiger Beeinträchtigungen des Hören, der Sprache und des Denkens
- häufiger ablenkbar und hyperaktiv
- Lernschwierigkeiten
- häufiger soziale Probleme (einschließlich Peers)

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39
Q

Wie verteilen sich Schlaf- und Wachphasen bei Neugeborenen?

A

Durchschnittlicher Zeitanteil im 24-h-Zyklus bei westlichen Neugeborenen:

• 8 Stunden ruhiger Schlaf
• 8 Stunden aktiver Schlaf
• 2,5 Stunden wach und aufmerksam
• 2 Stunden schreien

• Individuelle Unterschiede
• Kulturelle Unterschiede

Schlaf:
- REM-Schlaf Anteil sinkt von 50% auf 20% mit 3-4 Jahren
> Autostimulationstheorie
- Veränderung Schlaf-Wach Zyklus

Schreien:
- Max. nach 6 Wochen, dann absinken im 1. Lebensjahr 1h/Tag

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40
Q

Welche Maßnahmen helfen bei Schlafproblemen von Babys?

A

• Schlafrituale einüben
• Klare Signale setzen
• Belohnungssysteme
• Ignorieren und Checking (abgestufte Extinktion)

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41
Q

Kapitel 3: Biologie & Verhalten

Was ist das zentrale Thema der Anlage-Umwelt-Diskussion?

A

Die Diskussion beschäftigt sich mit der Frage, ob Verhalten und Eigenschaften angeboren (genetisch determiniert) oder erlernt (Umwelteinflüsse) sind

Tatsächlich gibt es komplexe Interaktionen zwischen beiden Faktoren, die in der Verhaltensgenetik untersucht werden

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42
Q

Was ist der Unterschied zwischen Phänotyp und Genotyp?

A

Phänotyp:
Beobachtbare/messbare Charakteristika
(Erscheinungsbild von Körper und Verhaltensmerkmalen)
- Größe
- Gewicht
- IQ
Entsteht im Zusammenspiel von Genotyp und Umwelt

Genotyp:
Genetische Ausstattung (nicht direkt beobachtbar), die sich im Phänotyp manifestiert

Monozygote Zwillinge:
100 % identischer Genotyp

dizygote Zwillinge:
50 % identischer Genotyp

Familiäre Ähnlichkeit:
Ist sowohl durch genetische als auch durch Umweltfaktoren zu erklären
Je höher die genetische Ähnlichkeit, desto größer sollte die familiäre Ähnlichkeit sein

1) Genotyp Eltern > Genotyp Kind
= Übertragung des genetischen Materials von Eltern auf Kind
- insgesamt 46 Chromosomen (23 Paare)
- 22 Chromosomenpaare (=Autosome) = identisch in beiden Geschlechtern + Geschlechts-Chromosomenpaar (XX / XY)

Individuelle Variation:
- Neue Kombination der Chromosomen
- Mutation = Veränderung in einem DNS-Abschnitt
- Crossing over: die beiden Elemente eines Chromosomenpaars tauschen während der Meiose manchmal Teile aus

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43
Q

2) Genotyp Kind > Phänotyp Kind
Genexpression & Dominanzmuster

A

Genexpression:
Beeinflussung des Phänotyps durch Genexpression

Allele = Unterschiedliche Zustandsformen eines Gens für ein bestimmtes Merkmal

Genetische Effekte:
Additiv (Wirkung summiert sich) oder nicht-additiv (Dominanz eines Allels)

Verhaltenseigenschaften sind oft polygenetisch (durch mehrere Gene beeinflusst)

Epistasis = Effekt eines Gens ist abhängig von dem Vorhandensein anderer Gene

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44
Q

3) Umwelt des Kindes > Phänotyp des Kindes

A

Unterscheidung:
Shared Environment (gemeinsame Umwelt) vs. Nonshared Environment (individuelle Umwelt)

Genotyp-Umwelt-Interaktion:
Phänotyp entwickelt sich abhängig von der Umgebung

Eltern fördern oft durch ihren eigenen Genotyp die Entwicklung des Kindes (z. B. musikalische Eltern fördern Musikerziehung)

4) Phänotyp des Kindes > Umwelt des Kindes
- Verhalten des Kindes ruft Reaktionen der Umwelt hervor
Beispiel: Impulsive Kinder werden öfter getadelt
- Aktives Gestalten/Aufsuchen der Umwelt
Beispiel: Kinder die nicht gerne lesen, halten sich selten in der Bibliothek auf

5) Epigenetik: Umwelt des Kindes > Genotyp des Kindes
Umwelteinflüsse verändern Genexpression (Methylierung)
> Unterschiede zwischen MZ_Zwillingen nehmen im Alter

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45
Q

Welche Arten der Gen-Umwelt-Korrelation gibt es?

A

1) Passive GUK:
Eltern geben Gene und dazu passende Umwelt weiter
Beispiel:
Niedriger IQ geht mit niedrigem Sozialstatus einher

2) Evokative GUK:
Umwelt reagiert auf genetisch bedingte Eigenschaften des Kindes
Beispiel:
Impulsive Kinder erhalten andere Reaktionen als weniger impulsive

3) Aktive GUK:
Individuum sucht aktiv passende Umwelt
Beispiel:
Intelligentere Kinder wählen eher kognitiv anregende Freizeitgestaltung Anderes Beispiel: Lesen

Im Entwicklungsverlauf nimmt passive GUK nimmt ab, aktive GUK nimmt zu, evokative GUK bleibt stabil

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46
Q

Verhaltensgenetik

A

= macht KEINE Aussagen über Populationsmittelwerte, sondern über die Varianz innerhalb einer Population

= Erklärt, warum in einer Population nicht alle Menschen gleich sind, sondern warum manche intelligenter als andere sind zb

= Versucht Beitrag der Genetik & der Umwelt zu den beobachteten interindividuellen Unterschieden zu erklären

Hoher Einfluss der Genetik:
> Höhere Ähnlichkeit bei näherem Verwandtschaftsgrad!

Hoher Einfluss der Umwelt:
> Höhere Ähnlichkeit bei gemeinsam aufgewachsenen Individuen!

Designs = Familienuntersuchungen
• Zwillingsstudien:
Korrelation zwischen MZ versus DZ

• Adoptionsstudien:
Korrelation mit Adoptiveltern/-geschwistern versus biologischen Eltern/Geschwistern

• Kombination – Adoptionsstudien mit MZ-Zwillingen:
Adoptionsstudien mit eineiigen Zwillingen (Bsp.: Minnesota-Studie): Korrelation MZ gemeinsam aufgewachsen versus MZ getrennt aufgewachsen

➗ Heritabilitätsindex:
= Ist ein statistische Maß zur Schätzung der auf Gene zurückzuführenden Unterschiede in einer Population

Anteil der phänotypischen Varianz, der durch Gene erklärt wird (h²)

Umweltkomponente (e²):
Anteil der Varianz durch Umweltfaktoren

Gilt nur für bestimmte Populationen zu einer bestimmten Zeit

Beispiel:

Heritabilität des IQ = .50 – was bedeutet das?

Falsch:
Bei Person X mit IQ 110 sind 55 IQ Punkte vererbt und 55 durch Umwelt vermittelt

Korrekt:
Wenn bei Person X der IQ 10 Punkte über dem MW der Population liegt, dann sind 50 % dieser Varianz vererbt (mit hoher statistischer Wahrscheinlichkeit)

Versuche der Modifikation/Intervention in einer Population verändern manchmal den Mittelwert, aber nicht die beeinflussenden Faktoren

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47
Q

Wie entwickelt sich das Gehirn in der Schwangerschaft?

A

Gehirn
= Grundlage allen Denkens, Erinnerns, Handelns, Fühlens, der Vorstellungskraft und der Persönlichkeit

4 Wochen:
Rückenmark sichtbar und Beginn der Gehirnentwicklung

5-6 Wochen:
starkes Wachstum des Gehirns – starke Wölbung des Stirn

Entwicklung von Gehirn & Rückenmark (ZNS)
3./4. Woche:
Neuralplatte -> Neuralrohr -> Gehirn und Rückenmarkskanal

4.-6. Woche:
Aus den Neuronen formen sich drei Primärvesikel (Vorder-, Mittel-, Hinterhirn)

Ende 8. Woche:
Gehirn und Rückenmark vollständig angelegt
> erste vom Rückenmark gesteuerte Bewegungen in 7./8. Woche

  1. Woche:
    Auf dem vorderen Teil des Vorderhirns beginnen sich zwei Hemisphären auszubilden > wird zum Cerebralen Cortex

Mitte der Schwangerschaft:
Cortex wölbt sich über andere Gehirnteile

Hinterer Teil des Vorderhirns:
> Zwischenhirn (Thalamus, Hypothalamus & Epithalamus)
Aufgabe: „Relay-Station“ – leitet sensorische Empfindungen an den Cortex

Mittelhirn:
> Teil des Hirnstamms
Aufgabe: kontrolliert Reflexe

Hinterhirn:
> Teil des Hirnstamms (Rückenmark, Brücke) und Kleinhirn
Aufgabe: Muskelkoordination, lebenshaltende Funktionen (Atmung, Blutkreislauf)

🧠 Cortex

Bereiche des Cortex sind für bestimmte Funktionen zuständig (eine klare Lokalisation ist nicht möglich)
Dennoch kann man für die Bereiche Schwerpunkte beschreiben - in welche Funktion sie involviert sind

Frontallappen:
= Exekutive des Gehirns
Kognitive Kontrolle, Inhibition, Arbeitsgedächtnis, Planen, Entscheiden

Temporallappen:
Verarbeitung auditiver Informationen, Gedächtnisprozesse, visuelles Erkennen, Verarbeitung von Emotionen

Parietallappen:
Räumliche Verarbeitung, Integration verschiedener Sinnesempfindungen, Integration von Input und Gedächtnis gespeicherter Informationen, Rechenleistungen

Okzipitallappen:
Visuelle Verarbeitung (Ort visueller Cortex)

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48
Q

Welche Prozesse prägen die Gehirnentwicklung?

A

Neuron:
= nimmt Informationen auf, verarbeitet sie und gibt sie weiter

Bestehen immer aus 3 Teilen:

1) Zellkörper
= enthält biologisches Basismaterial, das die Nervenzelle funktionsfähig macht

2) Dendriten
= Fasern, die Signale von anderen Nervenszellen erhalten und diese an den Zellkern weitergeben

3) Axon
= leitet elektrische Signale vom Zellkörper weg zu anderen Neuronen
Länge: von ein paar Mikrometer bis zu 1 m

Weitere Zelltypen im Gehirn = Gliazellen
1) Mikroglia (Reparatur der Nervenzellen und Vernichtung unnötiger Verbindungen)
2) Oligodentrozyten (bilden Myelinscheide)
3) Astrozyten (Energieversorgung der Neurone)

Entwicklungsprozesse

(1) Neurogenese:
= Vermehrung von Neuronen durch Zellteilung
Bildung von Neuronen (bis 250.000/min, ab 18. SSW fast abgeschlossen)
Neuronenbildung lebenslang

(2) Zellmigration:
Nach der Bildung der Neurone wandern sie an ihren Bestimmungsort
> Wachstum und Differenzierung (Axone & Dendriten mit Dornen)
- Bei Geburt mehr als 100 Milliarden Neurone
- Zellkörper bilden die graue Substanz
- Nervenfasern bilden die weiße Substanz

(3) Myelinisierung:
Bildung der Myelinschicht (von vor der Geburt bis ins Erwachsenenalter)

(4) Synaptogenese:
= Bildung von Billionen Nervenverbindungen
- Beginn vor der Geburt und weiterer Anstieg nach der Geburt
- Unterschiedlicher Verlauf in verschiedenen Hirnregionen:
Visuelle Cortex früher abgeschlossen als frontaler Cortex
- Überschuss von Nervenverbindungen → Synästhesie

(5) Synapsenreduktion:
Programmierter Zelltod (pruning)
> 40% der Synapsen werden wieder abgebaut
Reifung des Präfrontalen Cortex erst im späten Jugendalter

(6) Plastizität:
= Anpassungsfähigkeit des Gehirns durch Erfahrung
Synapsenreduktion durch “use it or loose it”
Vorteil: Weniger Informationen muss in den Genen enkodiert werden

49
Q

Welche Arten von Plastizität gibt es? (Gehirn)

A

(1) Erfahrungserwartende Plastizität:
Normale Gehirnentwicklung durch universelle Erfahrungen (z. B. visuelle Reize)
- Vorteil: ermöglicht normale Entwicklung mit weniger Genen
- Nachteil: Verletzlich bei fehlenden Erfahrungen
Das Ausbleiben von sensorischen Erfahrungen führt zur Reorganisation des Gehirns.

(2) Erfahrungsabhängige Plastizität:
Anpassung durch individuelle Erfahrungen (missbrauch, lieblose Umgang)
z. B. Taxi-Fahrer mit größerem Hippocampus

50
Q

Wie verläuft das körperliche Wachstum?

A

Uneinheitlich:
Zunahme von Größe und Gewicht erfolgt nicht gleichmäßig

Interindividuelle Unterschiede:
Große Unterschiede zwischen Individuen

Geschlechterunterschiede:
Unterschiedliche Wachstumsphasen bei Mädchen und Jungen

Jahrhunderttrends:
Bessere Ernährung führt zu größerem Körperwachstum über die Generationen

51
Q

Welche Vorteile hat Stillen?

A

• Bakterienfrei
• Stärkt das Immunsystem (enthält Antikörper)
• Fördert möglicherweise die kognitive Entwicklung
• Besonders vorteilhaft in Entwicklungsländern

52
Q

Wie entwickeln sich Nahrungsvorlieben und Essensregulation?

A

Geschmackspräferenz bei Säuglingen:
• Beeinflusst durch die pränatale Umgebung
• Bevorzugt süß gegenüber bitter/sauer
• Muttermilch: Geschmack nach Vanille und Knoblauch wird bevorzugt

Essensregulation:
• Gute Eigenregulation im Vorschulalter
• Extreme Steuerung durch Eltern beeinträchtigt diese

53
Q

Welche Auswirkungen hat Unterernährung bei Kinder?

A

Etwa 25 % der Kinder in Entwicklungsländern sind unterernährt

30 % der weltweiten Todesfälle bei Kindern aufgrund von Mangelernährung

Auswirkungen:
• Verzögerte motorische Entwicklung
• Beeinträchtigte kognitive Entwicklung

54
Q

Welche Zahlen gibt es zu Übergewicht und Adipositas in Österreich?

A

7–14-Jährige:
24 % sind übergewichtig oder adipös

Häufigkeit bei Jungen stabil, bei Mädchen rückläufig

18–64-Jährige:
40 % übergewichtig, davon 12 % adipös

Steigende Häufigkeit mit Alter, häufiger bei Männern

55
Q

Kapitel 4: Theorien der kognitiven Entwicklung

Was sind die zentralen Annahmen von Piagets Theorie der kognitiven Entwicklung?

A

Vor Piaget (Behaiviorismus, Psychoanalyse)
= Kind ist passiv den Einflüssen der Umgebung ausgesetzt

1) Konstruktivismus:
Kinder konstruieren aktiv Wissen über die Umwelt
3 Prozesse: Kind als Wissenschaftler:
(1) Hypothesenbilden
(2) Experimentieren
(3) Schlussfolgern

2) Lernen erfolgt ohne Instruktion durch Eltern und ist intrinsisch motiviert

3) Fokus auf systematische Fehlermuster, die Einblicke in die Denkweise des Kindes geben

4) Methodik: Klinische Interviews mit Kindern (Versuchspersonen Piagets Kinder)

Kognitive Entwicklung
- Wahrnehmung
- Aufmerksamkeit
- Gedächtnis
- Sprache
- Problemlösen
- Logisches Denken & Intelligenz

56
Q

Welche Prozesse treiben laut Piaget die kognitive Entwicklung voran?

A

Assimilation:
Einfügen neuer Informationen in bestehende kognitive Strukturen

Akkommodation:
Anpassung kognitiver Strukturen an neue Erfahrungen

Äquilibrium:
Gleichgewicht zwischen Assimilation und Akkommodation zur Schaffung stabiler Verstehensprozesse

57
Q

Welche Stadien umfasst Piagets Modell der kognitiven Entwicklung?

A

1) Sensomotorisches Stadium (0–2 Jahre):
- Wissenserwerb durch Handeln
- Entwicklung von Objektpermanenz

2) Präoperationales Stadium (2–7 Jahre):
- Entwicklung symbolischen Denkens, jedoch egozentrisch und zentriert

3) Konkret-operationales Stadium (7–12 Jahre):
- Logische Denkprozesse
- Lösung konkreter Probleme

4) Formal-operationales Stadium (ab 12 Jahren):
- Abstraktes und hypothetisches Denken
- deduktive Logik.

58
Q

1) Sensomotorische Stadium (8 Monate - 2 Jahre)

A

Entwicklung von Objektpermanenz

Objektpermanenz
= Verständnis, dass Objekte auch dann existieren, wenn man sie nicht sieht
Ihre Identität beinhalten, auch wenn ihre Lokation verändert wird (A nicht B Suchfehler)

Erste mentale Repräsentationen (z. B. verzögerte Nachahmung)

Symbolische Repräsentationen:
Symbole stehen für Objekte

Fortschreitende Differenzierung von Handlungsschemata

59
Q

2) Präoperationales Stadium (2-7 Jahre)

A

Entwicklung symbolischer Representationen:
- Verzögerte Nachahmung
- Symbolspiel
- Spracherwerb

Kind kann einfache logische Probleme lösen, aber es fehlen kritische Faktoren, wie:
(1) Reversibilität:
Annas Schwester ist Lena, Anna ist die Schwester von Lena
(2) Zentrierung:
Kind fokussiert sich auf ein zentrales Merkmal eines Problems, es kann nicht zwei oder mehr relevante Merkmale berücksichtigen
Zb:
Konzept der Erhaltung (Invarianzkonzept): Konservierungsaufgaben

Nicht alle Konservierungsaufgaben werden mit dem gleichen Alter gelöst:

6/7 Jahre = Zahl, Flüssigkeit, Länge, Masse
9 Jahre = Gewicht
11/12 Jahre = Volumen

60
Q

Welche Denkfehler sind typisch für das präoperationale Stadium?

A

Egozentrismus:
Unfähigkeit, andere Perspektiven einzunehmen

Zentrierung: Fokussierung auf ein Merkmal eines Problems

Animismus:
Zuschreibung lebendiger Eigenschaften an unbelebte Objekte (Sonne, Wind)

Realismus:
Zuschreibung physikalischer Eigenschaften an mentale Phänomene
Zb Träume können auch von anderen Personen gesehen werden

Kritik:
Unlogische Antworten können auf die Testsituation und nicht auf unlogisches Denken zurückzuführen sein

Tests sind zu abstrakt und nicht an die Erfahrungswelt der Kinder angepasst

Animismus könnte auf fehlendem biologischen Wissen basieren

61
Q

3) Konkret-operationalen Stadium (7-12 Jahren)

A

Fortgeschrittene logische Denkprozesse:
- Lösung von Invarianzaufgaben (z. B. Mengenerhaltung)
- Berücksichtigung mehrerer Dimensionen eines Problems (Gewichte und Anstand)

Einschränkungen: Logik ist auf konkrete Situationen beschränkt, unsystematisches Experimentieren

Pendelproblem
Noch nicht möglich:
- Gewicht
- Schnurlänge
- Höhe des Loslassens
Kein systematisches Experiment

Kinder erhalten unterschiedlich lange Schnüre und unterschiedliche Gewichte, die sie an jede beliebige Schnur anhängen können

Aufgabe = durch experimentieren herauszufinden, wovon die Zeitdauer abhängt, die das Pendel benötigt, um einmal hin- und her- zu schwingen

Richtig = Nur sie Länge der Schnur hat einen Einfluss!

62
Q

4) Formal-operationale Stadium (>12 Jahren)

A

Systematisches Durchprobieren aller möglichen Varianten eines Problems, um zur Lösung zu kommen → Hypothesentesten

Schlussfolgerungen:
Nicht nur auf Basis unmittelbaren Beobachtens und Handelns

Auch komplexe Analogien werden verstanden

Hypothetisches und abstraktes Denken

Deduktive Denkweise:
Aufgaben zur transitiven Inferenz können gelöst werden
Beispiel: „John ist größer als Mary und Mary ist größer als Jim – wer ist am größten?“

63
Q

Welche Kritikpunkte gibt es an Piagets Theorie?

A

Stufenmodell stellt Denken konsistenter dar, als es ist

Wissenserwerb ist domänenspezifisch, nicht domänenübergreifend

Säuglinge sind kognitiv kompetenter als angenommen

Soziale Umwelt und Einfluss von Interaktion werden vernachlässigt

Keine detaillierte Beschreibung der Veränderungsprozesse

64
Q

Wie erklärt Siegler die kindliche Entwicklung?

A

Kindliches Denken basiert auf dem Informationsverarbeitungsansatz

Kinder verwenden mehr oder weniger komplexe Regeln zur Lösung von Problemen

  • Keine Stufen der kognitiven Entwicklung wie bei Piaget
  • Kontinuierliche Veränderungen, nicht stufenweise
  • Entwicklung durch quantitative Veränderungen, nicht qualitative
65
Q

Wie unterscheiden sich die Theorien der Informationsverarbeitung von Piagets Theorie?

A

Entwicklung ist kontinuierlich und nicht stufenweise

Fokus auf quantitative, nicht qualitative Veränderungen

Aufgabenanalyse identifiziert Teilprozesse und Strategien

66
Q

Analogie = Computer

A

Hardware:
Kapazität des Kindes (z. B. Gedächtnisgrenzen)

Software:
Strategien und Problemlösungsansätze, die sich durch Übung verbessern

Kind als aktiver Problemlöser: Mittel-Ziel-Analyse
Identifikation von Ziel, Hindernis, Strategien und Teilschritte zum Überwinden des Hindernisses - Kognitive Flexibilität

67
Q

Welche Gedächtnisstrukturen gibt es?

A

Kurzzeitgedächtnis (KZG):
Begrenzte Kapazität, kurzfristige Speicherung
Aufgaben = Zahlennachsprechen, Wortspanne

Arbeitsgedächtnis (AG):
Speicherung und Manipulation von Informationen kurzfristig
Aufgaben = Zahlennachsprechen rückwärts, Reading span (Letztes Wort im Satz merken)

Langzeitgedächtnis (LZG):
Dauerhafte (langfristige) Speicherung von Wissen (Informationen)
- Faktwissen, Konzeptwissen, Verfahrenswissen…
= nicht beschränkt in Kapazität und Behaltensdauer

Exekutive Funktionen:
Kognitive Kontrolle von Denken und Handeln
- Inhibition
- Planung
- Aufmerksamkeit
- Arbeitsgedächtnis
- Kognitive Flexibilität
- Monitoring

Aufgabenbeispiele:
„Simon says“, alle Vögel fliegen hoch
- im Kindergarten noch schwierig, im Grundschulalter vorhanden

Perzeption und Aufmerksamkeit

Selektive Aufmerksamkeit
= selektive Fokussierung der Wahrnehmung auf wesentliche Aspekte

Perzentuelles Lernen
- Entwicklung der Perzeption und damit verbundene Steigerung der kognitiven Leistungen
- Perzeption ist immer aktiv und sinngeleitet. Kinder explorieren ihre Umgebung, um Hinweise zu finden, wie sie sich verhalten sollen
- Explorieren der Umwelt steigert kontinuierlich das Wissen des Kindes über seine Umwelt

→ Perzeptuelle Exploration wird mit zunehmendem Alter systematischer

Beispiel: Studie - Häuservergleich (Vurpillot 1968)

Aufgabe = Sind die 2 Häuser nebeneinander genau gleich?
Y-Achse = Anzahl der Fenster, auf die die Kinder schauen X-Achse = Alter in Jahren
4 Jahre: schauen nur Hälfte an und urteilen unsystematisch
8 Jahre: schauen auf alle Fenster um sicher zu sein, dass 2 Häuser identisch sind. Schauen kürzer wenn Häuser unterschiedlich

Perzeption wird mit zunehmendem Alter
• Systematischer (Häuservergleich)
• Effizienter – Fokussierung auf situationsrelevante Information (Türenaufgabe: Käfige: Tiere – Häuser: Objekte. Merk die alle Tiere)
• Perzeption irrelevanter Information nimmt ab (selektive Aufmerksamkeit)
• Perzeption wird spezifischer und differenzierter (MFFT: Teddyvergleich)

Folge der verbesserten Perzeption = Steigerung der kognitiven Leistungen

68
Q

Welche Strategien verbessern die Gedächtnisleistung?

A

Rehearsal:
Wiederholen von Informationen

Elaboration:
Verknüpfung von Informationen mit Bildern/Sätzen

Organisation und Planung:
Strukturierung von Informationen

Erklärung von Gedächtnisprozessen und Lernen durch:
1) Basisprozesse zb:
- Assoziieren, Wiederkennen
- Speicherung (Storage) und Abruf (Retrieval)
- Enkodierung (Informationsaufnahme/Perzeption)

2) Effizientere Strategien (Rehearsal…)

3) Erwerb von neuem Inhaltswissen/Wissen über die Welt

Warum verwenden Kinder (< 5 Jahre) kein rehearsal?
1) Schlechte Plannungsfunktionen
2) Ausführung einer Strategie ist kognitiv zu aufwändig
3) Kinder sind sich nicht immer bewusst, dass das Anwenden einer Strategie ihre Leistung verbessert

Gedächtnisstrategien, die schon sehr früh angewendet werden:
DeLoache, Cassidy & Brown (1985):
• Stoffpuppe wird vor den Augen der Kinder versteckt
• Vl bittet Kind sich das Versteck zu merken
• Vl fordert Kind auf mit anderen Spielsachen zu spielen
• Nach 4 Min. fragt der Vl das Kind wo die Stoffpuppe ist

Ergebnis:
• Schon 1,6 – 2 Jährige lösen diese Aufgabe in 90% der Fälle
• Während den 4 Min. verwenden sie verschiedene Strategien:
- Schauen und zeigen auf das Versteck
- Bewegen sich zum Versteck hin
- Sprechen darüber, wo die Puppe versteckt ist
• Diese Verhaltensweisen sind signifikant seltener zu beobachten, wenn die Stoffpuppe sichtbar ist = Gedächtnisstrategien

Verbesserte Gedächtnisleistung durch Zunahme an Weltwissen:
Knowledge base: Relevantes Weltwissen, das hilft, neue Informationen einzuspeichern oder Probleme zu lösen

Schneider, Korkel & Weinert (1989):
Fußballexperten und Novizen hören dieselbe Geschichte (Tonband) über die Erlebnisse eines jungen Fußballspielers bei einem bestimmten Spiel und müssen die Geschichte anschließend nacherzählen.
Experten der 3. Schulstufe konnten sich die Geschichte besser merken als Novizen der 7. Schulstufe (4 Jahre älter)

Chi (1978):
10-jährige Schachexperten können sich Schachbrett mit möglichen Figurenkonfigurationen besser merken als erwachsene Novizen

69
Q

Wie kann Lern- und Gedächtnisentwicklung erklärt werden?

A

(1) Zunahme der Kapazität (Modell I) oder Effizienz (Modell II)?
Case (1984):
operating space wird kleiner, weil ältere Kinder die erforderlichen kognitiven Prozesse effizienter ausführen

Myelinisierung: Zuwachs in der Verarbeitungseffizienz

(2) Metagedächtnis
= Wissen über das eigene Gedächtnis, z. B.:
• Umfang und Effizienz von Strategien
• Verständnis für Vergessen und Aufgabenanforderungen

  • Wissen über Umfang
    Kinder müssen vorhersagen, wie viele Objekte sie sich merken können
  • Wissen über Vergessen:
    3-jährige wissen nicht, dass Vergessen wahrscheinlicher ist, wenn das Intervall zwischen Einspeichern und Abruf größer wird, 4- jährige schon
  • Wissen über die Schwierigkeit bestimmter Aufgaben:
    Mädchen hört Geschichte (auf Tonband) und will sie jemandem erzählen.
    Was ist einfacher: Wort-für-Wort merken oder frei nacherzählen
    Kindergarten: Beides gleich schwer
    5. Klasse: frei nacherzählen ist leichter
  • Wissen über Gedächtnisstrategien:
    Eher erst bei Jugendlichen vorhanden, kaum bei Volksschulkindern Zusammenhang mit Gedächtnisleistung ist spezifisch:
    Kinder die wissen, dass rehearsal hilft, wenden diese Strategie eher an

Korrelation zwischen Metagedächtnis und Gedächtnisleistung gering

70
Q

Was beschreibt die Theorie der überlappenden Wellen (Siegler)?

A

Betonen die Variabilität im Denken - Verwendung diverser Strategien
führt zu Lernerfolg

Kinder nutzen in jedem Alter mehrere Strategien

Entwicklung durch Entdeckung und Anpassung neuer Strategien

Lernen ist umso erfolgreicher, je mehr Strategien Kinder kennen (lesen, Kopfrechnen, Gedächtnis)

71
Q

Theorien des Kernwissen

A

Beruht auf der Annahme, dass Kinder von Geburt an mit kognitiven Fähigkeiten ausgestattet sind, und zwar besonders in Domänen mit hoher evolutionsbiologischer Relevanz:

  • Unterscheidung belebt-unbelebt
  • Gesichtserkennung
  • Sprachverarbeitung
  • Anzahlen

Kernwissen
= Angeborenes Wissen in evolutionsbiologisch relevanten Bereichen (z. B. Physik, Biologie, Psychologie)

Lernen erweitert und differenziert dieses Wissen

72
Q

Welche Mechanismen fördern die Entwicklung?

A

Gelenkte Partizipation:
Experten gestalten Lernumgebungen

Intersubjektivität:
Geteilte Aufmerksamkeit auf gemeinsame Inhalte

Scaffolding:
Soziale Unterstützung zur Bewältigung anspruchsvoller Aufgaben

73
Q

Soziokulturelle Theorien (Vygotski)

A

Betonen den Beitrag anderer Menschen der umgebenden Kultur zur Entwicklung > Bedeutung der Interaktion für die Entwicklung

Mechanismen entwicklungsbedingter Veränderungen:
(1) Gelenkte Partizipation:
Experten gestalten Situationen so, dass Personen mit weniger Kenntnissen teilnehmen können und etwas lernen können

(2) Intersubjektivität:
Wechselseitiges Verständnis, dass Menschen bei der Kommunikation füreinander aufbringen
- Bezug auf dieselben Inhalte
- Reaktion auf den Anderen
Wesentlicher Aspekt der Intersubjektivität = Geteilte Aufmerksamkeit

Geteilte Aufmerksamkeit (joint attention)
Soziale Partner richten Aufmerksamkeit bewusst auf gemeinsamen Bezugspunkt
= ab 9 - 15 Monaten deutlich zu beobachten:
- schauen auf dieselben Gegenstände und folgen der Blickrichtung
- Lenken Aufmerksamkeit von Erwachsenen auf Dinge, die sie interessiert
> erhöht Fähigkeit, von anderen zu lernen
> Weiterentwicklung = Perspektivenübernahme

(3) Soziale Stützung (scaffolding):
Kompetentere Personen bietet ein Rahmengerüst, das das Denken des Kindes auf einer höheren Ebene ermöglicht, als das Kind von selbst bewältigen könnte
= ähnlich der gelenkten Partizipation, aber mehr explizierte Erklärung

Zone der proximalen Entwicklung:
Bereich zwischen dem, was ein Kind alleine kann, und dem, was es mit Unterstützung schafft

74
Q

Was ist soziales Referenzieren?

A

= Orientierung am Emotionsausdruck anderer Personen, z. B. der Mutter, in unbekannten Situationen

= in unbekannten Situationen wird Sozialpartner angeschaut
Kind nützt Emotionalausdruck der Mutter zur Verhaltensorientierung

Beispiel: Visuelle Klippe
Mutter schaut fröhlich = 75% überqueren
Mutter schaut ängstlich = kein Kind überquert
Mutter schaut wütend = einige überqueren

75
Q

Was betonen Theorien dynamischer Systeme?

A

Entwicklung ist dynamisch und flexibel, ohne feste Stadien

Subsysteme (z. B. Wahrnehmung, Gedächtnis) arbeiten zusammen

Handlungen treiben Lernen und Entwicklung an

76
Q

Was erklärt der A-nicht-B-Fehler?

A

Piaget: Objektpermanenz

Kinder suchen an Ort A, weil vorherige Handlungen und Aufmerksamkeit diesen Ort präferieren, auch wenn das Objekt an Ort B versteckt wird

Dynamische Systeme:

Vorherige Aufmerksamkeit und vorheriges Greifen nach Ort A beeinflusst Aufmerksamkeit und Greifen, wenn Objekt an Ort B versteckt wird

  • Je häufiger in A erfolgreich gesucht wird, desto häufiger wird diese Strategie fortgesetzt, wenn Objekt in B ist
  • Kinder greifen dorthin, wohin ihre Aufmerksamkeit während der Greifbewegung gelenkt wird z.B.: Vl berührt einen ANDEREN Ort (Ort C), wenn das Kind nach Objekt greifen will – Kind greift nach C
77
Q

Kapitel 5: Die frühe Kindheit

Welche Methoden gibt es zur Untersuchung der Wahrnehmung bei Säuglingen?

A

Wahrnehmung:
- visuell
- akustisch
- olfaktorisch/gustatorisch
- taktil
- intermodal

Methoden:
Technik der (Blick-)Präferenz:
Zwei Stimuli werden präsentiert, und es wird beobachtet, ob einer intensiver betrachtet wird
(Diskrimination und Bevorzugung)

Technik der Habituation-Dishabituation:
Vermehrte Reaktion auf einen neuen Reiz zeigt Diskrimination

78
Q

Was ist das Paradigma der Erwartungsverletzung?

A

= Ein unerwartetes Ereignis löst Überraschung aus, was Rückschlüsse auf die Erwartungen des Kindes ermöglicht

> Unmögliches oder unerwartetes Ereignis löst stärkere Reaktionen aus als mögliches oder erwartetes Ereignis

79
Q

Visuelle Wahrnehmung

Wie entwickelt sich die Sehschärfe bei Säuglingen?

A

Visuelle System ist bei der Geburt am schwächsten entwickelt

Neugeborene sehen unscharf

Mit 8 Monaten nähert sich die Sehschärfe der eines Erwachsenen an

Mit 6 Jahren gleicht sie sich vollständig an
> Ideale Distanz = 30 cm

Musterwahrnehmung
= Analyse und Integration einzelner visueller Elemente zu einem zusammenhängenden Muster
- Wahrnehmung der Scheinkontur mit 7 Monaten und bereits bei Neugeborenen wenn das Quadrat sich bewegt
- Zusammenhang zwischen sich bewegenden Elementen:
5 Monate alte Säuglinge erkennen wandernde Lichtpunkte als gehenden Menschen

Objektwahrnehmung
(1) Wahrnehmungskonstanz
= Wahrnehmung von Objekten in konstanter Größe, Form und Farbe trotz physikalischer Unterschiede des Netzhautbildes
> Von Geburt an!
(2) Objekttennung - selektive Bewegung
Bewegte Habituationsdarstellung:
2 bis 4 Monate alte Säuglinge betrachten getrennte Stäbe länger als durchgehenden Stab

Unbewegte Habituationsdarstellung:
Babys betrachten getrennte Stäbe und durchgehenden Stab gleich lang

> Bedeutung der Bewegung für die Objekttrennung
Bei Neugeborenen noch nicht
vorhanden
Durch Erfahrung

Tiefenwahrnehmung:
(1) Objektausdehnung:
= visuelles Abbild von einem Gegenstand der sich nähert wird größer und verdeckt mehr Hintergrund
> bereits mit 1 Monat

(2) Binokulare Disparität - Stereosehen
= je näher das Objekt desto größer der Unterschied zwischen zwei Netznautbildern
> ab 4 Monaten

(3) Monokulare Tiefenindikatoren
= Indikatoren der räumlichen Tiefe mit einem Auge
Realtive Größe und Verdeckung
> ab 6-7 Monaten

80
Q

Welche visuellen Präferenzen haben Neugeborene?

A

Ideale Distanz: 30 cm

Säuglinge bevorzugen kontrastreiche schwarz-weiß Muster

Farbensehen:
Neugeborene sehen schwarz-weiß und Graustufen
Mit 2-3 Monaten Farbwahrnehmung - Differenzierung zwischen Farben

81
Q

Visuelles Scanning (Abtasten)

A

1 Monat:
Fokus auf äußere Kontur von Gesicht, Kopf und Augenpartie

2 Monate:
Fixierung auf innere Gesichtszüge wie Augen und Mund

Ab 2 Monate:
Absuchen komplexerer Reize - Gesamtform und inneres zb beim Gesicht
präferieren gesichtsähnlichen Stimulus gegenüber Kontrollstimuli

Gesichtswahrnehmung:
- Neugeborene präferieren Gesicht der Mutter
- Präferenz für Gesichter mit dem gleichen Geschlecht wie die Betreuungsperson

Babys zeigen Präferenz für schöne Gesichter
1-jährige Kinder interagieren mehr mit Versuchsleiterin mit attraktivem als mit Versuchsleiterin mit unattraktivem Gesicht

3 Monate:
Präferenz von Gesichtern der eigenen Ethnie

3 – 9 Monate:
Unterschiede zwischen Gesichtern der gleichen Ethnie leichter erkennbar

82
Q

Akustische Wahrnehmung

Wann beginnt die Entwicklung der akustischen Wahrnehmung?

A

Bereits ab der 12. Schwangerschaftswoche (SSW)

83
Q

Welche Bereiche umfasst die akustische Wahrnehmung bei Säuglingen?

A

(1) Akustische Lokalisation:
Neugeborene lokalisieren Geräusche und werden effizienter

(2) Musikwahrnehmung:
Bevorzugung konsonanter Intervalle, Erinnerung an Tonhöhe und Tempo

(3) Sprachwahrnehmung:
Neugeborene unterscheiden zwischen ba und pa
Unterscheidung von Phonemen, auch solchen, die in der Muttersprache nicht vorkommen (bis 6–12 Monate)

Sprachwahrnehmung - Erkennen von Stimmen und Sprechtexten

(1) DeCasper & Fifer (1980):
Nach 3 Tagen (12 Stunden Kontakt mit Mutter) bevorzugen Babies Stimme der Mutter gegenüber anderen weiblichen Stimmen

(2) Mehler (1993):
Neugeborene bevorzugen eigene Sprache (die sie im Mutterleib gehört haben) gegenüber fremder Sprache

(3) DeCasper & Spence (1986):
Neugeborene erkennen Geschichte wieder, die ihnen während der letzten sechs Wochen der Schwangerschaft vorgelesen wurde
Wichtig: Sprachrhythmus und Intonation – nicht Inhalt!

(4) Präferenz für „Infant-directed Speech“ (IDS)

84
Q

Olfaktorische und gustatorische Wahrnehmung

Welche Geruchs- und Geschmackspräferenzen haben Neugeborene?

A

Geruchspräferenz:
Muttergeruch ab 2 Monaten

Geschmackspräferenz:
Angeborene Vorliebe für Süßes
Weitere Geschmackspräferenzen durch Erfahrung

Taktile Wahrnehmung (Haut)
- Orale Erkundung in den ersten Monaten dominant
- Sobald bessere Kontrolle über Arm- und Handbewegungen (ca. 4 Monaten), erhält Erkundung durch Hände den Vorrang
- Erweiterung der manuellen Kontrolle erleichtert auch die visuelle Erkundung
> Verbesserung Auge-Hand-Koordination

Intermodale Wahrnehmung
= die Kombination von Informationen aus mehreren Sinnessystemen
Piaget: Sinnesmodalitäten sind am Anfang getrennt
Gegenposition: Säuglinge beginnen schon sehr früh damit, Informationen aus verschiedenen Sinneskanälen zu integrieren

Evidenz für frühe Integration von Sinneskanälen: Beispiele
- Akustische Lokalisation:
Babys drehen Kopf zu einem Geräusch
- Visuell-oral:
Neugeborene schauen länger auf Schnuller, an dem sie vorher saugen durften
- Visuell-taktil:
4 Monate alte Babys befühlen zwei Ringe (ohne sie zu sehen), die entweder durch Stab oder durch Schnur verbunden sind
> visuelle Unterscheidung der Objekte, die ertastet wurden
- Auditiv-visuell: (Spelke, 1976)
4 Monate alte Babys reagieren mehr auf Film, der zum Geräusch passt (Person, die guck-guck spielt versus Hand die trommelt)
- Emotionaler Ausdruck und Stimmlage: lächelnd vs. Ärgerlich / kongruent vs. inkongruent

85
Q

Motorische Entwicklung

Was sind Reflexe, und wofür sind sie bedeutend?

A

Reflexe sind angeborene Handlungsmuster als Reaktion auf Reize

Einige haben adaptiven Wert, andere evolutionäre Bedeutung

Beispiele: Greif-, Saug- und Schreitreflex

Die meisten frühkindlichen Reflexe verschwinden nach einem regelmäßigen Zeitplan

Ausnahmen: z.B. Husten, niesen, blinzeln, Rückzug bei Schmerz

Nichtvorhandensein frühkindlicher Reflexe bei Geburt oder
Andauern derselben deuten auf neurologische Probleme hin Beispiel Moro-Reflex: bis 4/5 Monate

Schreitreflex
Auslöser:
Kind unter den Achseln, so dass es mit seinen Fußsohlen eine Unterlage berührt
Reaktion:
Kind macht automatische Schreitbewegungen
Dauer des Reflexes:
Die Reaktion erlischt meist im Alter von 2-3 Monaten

> Verschwinden der Schreitreaktion hat nichts mit kortikaler Reifung sondern mit zunehmendem Gewicht der Beine zu tun

86
Q

Welche Meilensteine der motorischen Entwicklung gibt es?

A

Strampeln:
Ab 3 Monaten, Anpassung an externe Bedingungen

Greifen:
Erfolgt zielsicher mit Stabilisierung von Kopf und Schultern

Krabbeln:
Sehr unterschiedliche Stille
Nicht alle Kinder krabbeln

Laufen:
Zwischen 11 und 14 Monaten mit wackeligem Gang
Gang muss ständig an den Körperpropotionen (Wachstum) angepasst werden

Theorien der motorischen Reifung
Arnold Gesell:
Cephalo-kaudales undproximo-distales Prinzip des Körperwachstums (neuronaler Reifung)
Aber: Myrtle McGraw - Vergleich von einem Zwillingspaar
Ein Kind verstärkt zur motorischen Entwicklung angeregt, das andere nicht
> Unterschiedliche in motorischer Entwicklung

Dynamische Systemtheorie
Motorische Entwicklung beruht auf dynamischer und kontinuierlicher Interaktion zwischen mehreren Faktoren:
(1) Nervensystem
(2) Biomechanik des Körpers
(3) Motivation
(4) Einfluss der Umgang

Versuch mit der visuellen Klippe
Ursprünglich gedacht, um Tiegenwahrnehmung von Kleinkindern zu untersuchen

Misstrauen gegenüber Höhe entwickelt sich erst, wenn eigene Fortbewegung möglich ist

Entscheidungen, ob etwas sicher oder gefährlich ist, beruhen auf zwei Aspekten:
(1) Eigene Erfahrungen
(2) Gesichtsausdruck der Eltern/Mutter (Social referencing)

87
Q

Lernen und Kognition

Was beschreibt die Habituation und Dishabituation?

A

• Habituation
• Wahrnehmungslernen
• Statistisches Lernen
• Klassisches Konditionieren
• Operantes Konditionieren
• Beobachtungs- und Nachahmungslernen
• Rationales Lernen

Habituation:
Abnahme der Reaktion auf einen bekannten Reiz

Dishabituation:
Zunahme der Reaktion auf einen neuen Reiz

• Geschwindigkeit, mit der ein Kind habituiert spiegelt allgemeine Effektivität der Informationsverarbeitung wider

• Habituation im Säuglingsalter korreliert positiv mit IQ 18 Jahre später

• Zusammenhang Habituation und IQ auch im Erwachsenenalter

88
Q

(1) Lernformen

A

Wahrnehmungslernen:
Zwei wichtige Prozesse des Wahrnehmungslernen nach Gibson (1988):
(1) Differenzierung
= Herausfiltern derjenigen Elemente aus dem Reizangebot der Umwelt, die stabil und unverändert bleiben
z.B. Zusammenhang zwischen Tonfall und Gesichtsausdruck
(2) Entdecken von Affordanzen
= Entdecken der Handlungsmöglichkeiten, die Gegenstände und Situationen uns anbieten
z.B. feste Oberflächen ermöglichen sicheren Tritt, glatte oder schiefe Oberflächen weniger
Bei kleinen Kindern: Skalierungsfehler

Statistisches Lernen:
Die Fähigkeit, Muster und Regelmäßigkeiten in der Umwelt wahrzunehmen und zu speichern

Statistisches Lernen konnte in zahlreichen Studien für mehrere Bereiche gezeigt weden: Musik, Sprache, Handlung – = vermutlich angeboren!

Beobachtungs- und Imitationslernen
Piaget: späte Entwicklung (1-2 Jahren)
Aber: Ist nur möglich, wenn Kinder tatsächlich Gesichtskonfigurationen wahrnehmen, nicht nur einzelne Merkmale

  • Verzögerte Nachahmung ab 6 Monate
  • Ab 15 Monaten Nachahmung von Handlungen eines Erwachsenen im Fernsehen
  • Modell muss kein Erwachsener sein - Kinder lernen auch von Gleichaltrigen oder älteren Kindern
  • Verständnis für Handlungsabsichten ab 18 Monaten
  • Nachahmungshandlungen beschränkt auf Handlungen von Menschen

Rationales Lernen
= Fähigkeit aus früheren Erfahrungen Vorhersagen abzuleiten, was in Zukunft passiert > Erwartungen

Visuelle Erwartung
- bei Darbietung einer einfachen, regelhaften Sequenz fangen Kinder mit 3 Monaten binnen Minuten an vorherzusehen, wo der nächste Reiz erscheinen wird, und blicken vor dem Erscheinen zur richtigen Seite
- Leistung bei visueller Erwartungsaufgabe mit dreieinhalb Monaten korreliert positiv mit IQ im Alter von 4 Jahren

Paradigma der Erwartungsverletzung

89
Q

(2) Lernformen

A

Klassisches Konditionieren
Iwan Pawlow (Pawlowsche Hund)
Futter > Glocke > Speichel

Klassische Konditionierung bei Babys:
Saugbewegungen, die ursprünglich als Reflex auf Reizung des Mundes auftraten, treten schon beim bloßen Anblick der Flasche auf

Klassisches Konditionieren von Emotionen
- Bei vielen emotionalen Reaktionen wird angenommen, dass sie zuerst durch klassisches Konditionieren gelernt werden
- 1. Nachweis emotionalen Konditionierens: „Little Albert“ (John B. Watson, 1920)
- Nach nur 7 Lerndurchgängen: Albert weint bei Anblick der Ratte
- Nach 5 Tagen: Reizgeneralisierung auf Hasen/Hund/Seehundfellmantel – nicht auf Spielzeug
- Achtung: manche Zusammenhänge zwischen Reiz und Reaktion lassen sich leichter konditionieren als andere

Operantes Konditionieren (Skinner)
Verhalten nimmt zu weil ein Verstärker folgt, oder nimmt ab weil Bestrafung folgt
> Erlernen der Konsequenzen des eigenen Verhaltens

  • Forschung bei Kindern:
    man arbeitet zumeist mit positiver Verstärkung Therapie: Verhaltenstherapeutische Maßnahmen (Tokensysteme)
  • Kontingenzbeziehung zwischen kindlichem Verhalten und Belohnung:
    wenn das Kind die Reaktion zeigt, dann erhält es die Belohnung
  • Respondentes Verhalten:
    Verhalten, das als automatische Reaktion auf einen bestimmten Reiz auftritt (Skinners Ausdruck für Verhalten, das durch klassische Konditionierung erlernt wurde)
  • Operantes Verhalten: Verhalten, das auf die Umgebung einwirkt und Konsequenzen verursacht

Achtung!
Im Alltag wird negatives Verhalten von Kindern oft unbewusst durch Aufmerksamkeit verstärkt …
(Kind weint und bekommt was es will)

90
Q

Kognition

A

= Kognitive Fähigkeiten (wissen, denken, schlussfolgern) in der frühen Kindheit sind weit beeindruckender als man lange annahm

Piaget nahm an, dass das Verständnis der Welt bei Kleinkindern stark eingeschränkt ist, weil sie etwas, das ihrer Wahrnehmung nicht unmittelbar zugänglich ist, nicht suchen (Tests zur Objektpermanenz)
> Piagets Schlussfolgerung: Objekt nicht mental repräsentiert

ABER:
• Babys greifen im Dunkeln nach Objekten, die sie eben noch sehen konnten – also NICHT aus den Augen, aus dem Sinn
• Ergebnisse aus Forschung zur Erwartungsverletzung

> neuere Befunde sagen:
kindliche Wahrnehmung ist auf das „Hier und Jetzt“ beschränkt, die kognitive Verarbeitung nicht

91
Q

Wissen

A

1) Gegenstandswissen (3-4 Monate)
= Paradigma der Erwartungsverletzung

2) Physikalisches Wissen
Babys verstehen Schwerkraft
- Objekte können nicht durch die Luft schweben - Bälle rollen - Steigung hinunter, aber nicht hinauf
- Objekt wird ohne Unterlage herunterfallen

> Verfeinerung des Verstehens der Lagestabilität vermutlich durch Erfahrung

Beispiel mit Schachtel:
3 Monate: Kontakt / kein Kontakt
5 Monate: Art des Kontakts
6 1⁄2 Monate: Ausmaß des Kontakts
12 1⁄2 Monate: Form der Schachtel

3) Soziales Wissen
Wissen, dass das Verhalten anderer zweck- und zielgerichtet ist > Intentionalität
Interpretation von Handlungen
Soziale Präferenz, z.B. für gleichsprachige Personen

Allgemein:
Kognitive Fähigkeiten in der frühen Kindheit sind weit beeindruckender als man lange annahm!

92
Q

Welche Beispiele zeigen die Integration von Sinneskanälen bei Säuglingen?

A

Babys drehen den Kopf zu einem Geräusch (akustisch-visuell)

Erkennen von Objekten, die zuvor ertastet wurden (visuell-taktil)

93
Q

Eigenschaften der Sprache

Welche drei Eigenschaften zeichnen menschliche Sprache aus?

A

Symbolisch/arbiträr:
Keine zwingende Verbindung zwischen Laut und Bedeutung
Zb Vogel - Bird

Regelgeleitet:
Sprache folgt grammatischen Regeln
zb Der Delfin frisst ein Fisch.

Produktivität/Generativität:
Unbegrenzte neue Sätze möglich

94
Q

Sprache und das menschliche Gehirn

A

Sprache ist Universell:
Alle Menschen lernen Sprache in der Kindheit

Sprache ist Artspezifisch:
Nur Menschen entwickeln komplexe Sprache natürlich

„Sprache“ bei Tieren: Beispiele
• Bonobo-Affe Kanzi
• Colli-Hund Rico
• Graupapagei Alex

Gibt es eine Kritische Phase für Spracherwerb?
Einige Befunde sprechen dafür, dass es eine kritische Phase für den Spracherwerb gibt:

(1) Keine Sprachentwicklung wenn früher Input fehlte
- Wolfskind „Viktor“ wurde von den Eltern ausgesetzt
- Mädchen Genie von Eltern mit 18 Monaten bis 13 Jahren in einem Zimmer eingesperrt

ABER: unklar ob fehlender Sprachinput verantwortlich, oder allgemeine Entwicklungsverzögerung bei Viktor bzw. allgemeine Deprivation bei Genie

(2) Gehirnschädigung:
Regeneration ist altersabhängig
Erwachsene < Kinder

(3) Hemisphärenunterschiede:
Erwachsene, die eine Zweitsprache im Alter zwischen 1 und 3 Jahren lernten, zeigen bei Tests zu grammatischem Wissen normales Muster der stärkeren linkshemisphärischen Aktivität
Bei späterem Erwerb der Zweitsprache zeigt sich stärkere rechtshemisphärische Aktivierung

95
Q

Welche Komponenten gehören zur Sprache?

A

Phonologische Entwicklung:
Lautsystem (Phoneme)
Phonem = kleinstes bedeutungsunterscheidendes Element
Beispiel: Haus - Maus

Morphologische Entwicklung:
Wortbildung (Morpheme)
Morphem = kleinstes bedeutungstragendes Element
Beispiel: Hunde/hals/band

Semantische Entwicklung:
Bedeutung von Wörtern

Syntaktische Entwicklung:
Regeln für Satzbildung (Grammatik)

Pragmatische Entwicklung:
Erwerb des Wissens, wie Sprache verwendet wird

Metalinguistisches Wissen:
Verständnis der Spracheigenschaften und Funktionen der Sprache

96
Q

Welche Arten von Bilingualismus gibt es?

A

Simultaner Bilingualismus:
Zwei Sprachen vor dem Alter von 5 Jahren gelernt

Sequentieller Bilingualismus:
Zweitsprache nach der Muttersprache erlernt

97
Q

Wie unterscheidet sich die Verarbeitung der Sprachen im Gehirn?

A

Früher Erwerb (vor 5 Jahren):
Verarbeitung in linkshemisphärischen Arealen

Später Erwerb:
Bilaterale Aktivierung, stärkere Aktivität im Frontallappen

98
Q

Wie entwickelt sich die Sprachwahrnehmung bei Kindern?

A

Neugeborene unterscheiden alle Phoneme weltweit

Ab 8 Monaten:
Wahrnehmungsverengung auf Muttersprache

Ab 1 Jahr:
Phoneme der Muttersprache werden differenziert

99
Q

Welche Merkmale hat die kindzentrierte Sprache?

A

Langsamer, mit hoher Intonation und emotionalem Tonfall

Deutlichere Artikulation der Vokale

Verstärkte Mimik

100
Q

Wie entwickeln sich die Meilensteine der Sprachproduktion?

A

0–2 Monate:
Reflexive Laute (Schreien, Niesen)

2–4 Monate:
Cooing (Lautenreihung im hinteren Mundraum)

4–6 Monate:
Babbling (Konsonant-Vokal-Sequenzen)

6–10 Monate:
Kanonisches plappern (mamama)

Ab 10 Monate:
Moduliertes plappern

Frühe Interaktionen - Handlungsdialoge

Dyadische Interaktionen:
- Stillen
- Turn-taking = Abwechseln
(1) Handlungsdialoge: peekaboo/Nimm-und-gib
(2) zusammen mit Vokalisierungen

Triadische Interaktionen: Objekt involviert
- Kind zeigt auf Objekt und schaut zwischen Erwachsenem und Objekt hin und her (+Vokalisierung), bis der Erwachsene das Objekt reicht - Proto-Imperativ
- Kind zeigt auf Objekt, um Aufmerksamkeit des Erwachsenen darauf zu lenken - Proto-Deklarativ (ab ca. 12 Monaten)

Geteilte Aufmerksamkeit ab etwa 18 Monaten:
Man schaut dorthin, wohin der andere schaut/zeigt

101
Q

Ein-Wort-Phase

A

1) Erkennen der Wörter im Wortstrom
2) Erkennen, dass Wörter eine Bedeutung haben

Wortverständnis (Rezeptiver (aufnehmender) Wortschatz)
Entwickelt sich schneller als produktiver Wortschatz
Mit ca. 6 Monaten: Mama - Papa

Spätere Entwicklung: Passiver Wortschatz:
Mit 6 Jahren = 10.000 Wörter
5. Klasse = 40.000 Wörter
Studenten = 150.000 Wörter

Wortproduktion (Expressiver Wortschatz)
- Erste Wörter zwischen 10 und 15 Monaten
- Aussprache bestimmter Laute und Lautabfolgen oft noch schwierig > Vereinfachung (zb nane statt Banane)
- Ein Wort steht für eine ganze syntaktische Konstruktion (holophrasisch) > Milch = Ich möchte Milch.
- Mit 18 Monaten (50 Wörter)
- Wortschatzexplosion mit 18 Monaten (ca. 50 Wörter)

Typische Fehler:
Über- und Unterdehnung (z. B. „Hund“ für alle Tiere oder nur für den eigenen Plüschhund)
Entwicklungsverlauf:
Zuerst Unterextensionen und später Überextensionen

Das Problem der Referenz beim Erwerb von Wortbedeutungen
→ Kinder nutzen aktiv den Kontext zur Interpretation neuer Wörter:
(1) Schnelle Bedeutungsbildung durch Mapping:
Neues Wort wird aus der kontrastiven Verwendung eines bekannten und eines unbekannten Wortes gelernt:
„Bring mir das chromerne Tablett, nicht das rote“

(2) Wechselseitige Exklusivität:
Jedes Objekt hat genau einen Namen.
Vertrautes und unbekanntes Objekt: „Bring mir das Blicket (Pseudowort)“ – Kind wählt unbekanntes Objekt

(3) Whole-object constraint:
Wörter beziehen sich eher auf ganze Objekte als auf einzelne Teile (z.B. Elephant = Tier, nicht Rüssel oder Ohren)

Pragmatische Hinweise beim Erwerb von Wortbedeutungen : → richten der Aufmerksamkeit auf den sozialen Kontext
(1) Aufmerksamkeitsrichtung beim Sprachgebrauch: Unbekanntes Wort bezeichnet dasjenige Objekt, das der Sprecher beim Benennen anschaut

(2) Intentionalität:
„Wir dazzen jetzt die Mickey Mouse“ – Verb bezieht sich auf offenbar intendierte Handlung, nicht auf scheinbar unbeabsichtigte Handlung

(3) Emotion:
Unbekanntes Wort bezeichnet dasjenige Objekt, auf das der Sprecher beim Benennen / beim Suchen erfreut (nicht enttäuscht) reagiert

Sprachliche Hinweise beim Erwerb von Wortbedeutungen: (1) Nutzen der grammatischen Form:
„Dies ist ein Daz“ > = Objekt
„Dies ist ein dazzes Ding“ > = Eigenschaft eines Objektes

(2) Syntaktische Selbsthilfe (syntactic bootstrapping):
Video:
Ente drückt Hasen nieder + beide wedeln mit der Hand Gruppe 1: „The duck is kradding the rabbit“
Gruppe 2: „The duck and the rabbit are kradding“
Alle Kinder sehen 2 Videos parallel:
Video 1: Ente drückt Hasen nieder
Video 2: Hase und Ente wedeln mit der Hand
Which one is „kradding“?

102
Q

Satzbildung: Zwei-Wort-Äußerungen

A

Alter: 18–24 Monate

Telegrammstil:
= fehlen von Funktionswörtern, Hilfsverben und Wortendungen z.B. zur Pluralmarkierung
„Papa Hut“ „Kekse essen“
Eher semantische als syntaktische Struktur (eat cookie/kick ball)
Dann rasanter Erwerb syntaktischer Strukturen

Erwerb der Morphologie (Wort und Satzbildung)
Grammatische Endungen:
- „Mami geht“
- Pluralbildung
> Generalisierung mit 4 Jahren möglich

Übergeneralisierungen:
Zb kommte, gehte, gebrungen, 2 Autoen

Gesprächsfähigkeit
Kollektive Monologe:
= Kleine Kinder reden über etwas völlig anderes, wenn sie in der Kommunikation an der Reihe sind
2-jährige beantworten nur etwa 1/3 der Fragen, die an sie gerichtet wird
→ Problematisch = Konversation mit Peers

Erzählungen über Vergangenes:
Mit 3 Jahren selten > Steigerung im Vorschulalter

Entwicklung der Sprachpragmatik:
Rhetorische Fragen, Ironie, Perspektivenübernahme

Spätere Entwicklung im Schulalter:
= Nicht mehr so drastische Veränderungen:
- Wortschatz
- Syntax - Gebrauch komplexer grammatikalischer Regel (Passivsätze)
- Mehrfachbedeutungen von Wörtern
> ermöglicht Wortspiele, Rätsel, Witze
- Sprachpragmatik: Ironie, Sarkasmus etc.

Diskussion Nature - Nurture im Bezug auf Spracherwerb
Argumente für eine biologische Grundlage der Prinzipien des Spracherwerbs:
(1) Erwerb geht sehr rasch
(2) Kinder produzieren oft Wörter / Sätze, die sie sicher nie gehört haben (Generativität)
(3) Kinder hören oft ungrammatische Sätze – lernen diese aber nicht
(4) Kinder erhalten wenig Feedback über die grammatische Korrektheit ihrer Sätze
> Eltern korrigieren oft eher Inhalt als sprachliche Richtigkeit (5) Übergeneralisierung nach bereits richtiger Produktion

103
Q

Theoretische Konzeptionen (Spracherwerb)

A

(1) Nativistische Position:
Modularitätshypothese (Jerry Fodor):
Angeborenes Sprachmodul im Gehirn
Unabhängiges Modul für Sprache
Unabhängig von sonstigen kognitiven Fähigkeiten

(2) Interaktionistische Position:
Kind will mit Kind interagieren
Sprache (und Regeln der menschlichen Sprache) wird durch soziale Interaktion gelernt

(3) Konnektionistische Position:
Gehirn lernt analog zum Computer
Computersimulationen zum Sprachenerwerb:
Software lernt aus Erfahrung = simuliert Entwicklung des Kindes
Kritik:
- Einschränkung im Modell = angeborenen Einschränkung beim Kind
- Input im Modell = Tatsächlicher Erfahrung des Kindes

Zusammenfassung:
Evidenz für alle genannten Perspektiven.
Klar ist: Anlage UND Umwelt spielen eine Rolle
Unklar ist: Ausmaß der einzelnen Aspekte und Zusammenspiel

104
Q

Nichtsprachliche Symbole in der Entwicklung

A

Duale Repräsentation:
Symbol repräsentiert reales Objekt und das Objekt, das es symbolisiert (ab 3 können Kinder d. R. erkennen)

DeLoache (1987):
3-jährige verstehen Symbolfunktion eines Modells:
können Suchaufgabe anhand des Modells lösen
→ mit 2 1⁄2 Jahren meist noch nicht möglich

Mit Hilfe der „Schrumpfmaschine“ bereits mit 2 1⁄2 Jahren möglich
→ Keine duale Repräsentation notwendig, da das Modell der Raum ist

Mangelndes Verständnis auch für anatomisch geformte Puppen (z.B. sexueller Missbrauch) → Nicht unter 5 Jahren verwenden

105
Q

Als-ob-Spiel (Symbolspiel)

A

Ab 18 Monaten

Objektsubstitution (“so tun, als ob”)
Reale Merkmale des Objekts werden entkoppelt, so dass man so tun kann, als wäre das Objekt ein anderes
Als-ob-Spiel jüngerer Kinder ist ausgefeilter, wenn Erwachsene oder ältere Peers mitspielen

Grundlage für die Entwicklung der „Theory of Mind“:
„False-Belief“-Aufgabe zur Erfassung der ToM:
Kinder erkennen erst ab einem bestimmten kognitiven Entwicklungsstand, dass andere Menschen Überzeugungen haben können, von denen das Kind weiß, dass sie falsch sind.

ToM
= Die Fähigkeit, eine Annahme über Bewusstseinsvorgänge in anderen Personen vorzunehmen und diese in der eigenen Person zu erkennen, also Gefühle, Bedürfnisse, Ideen, Absichten, Erwartungen und Meinungen

106
Q

Kinderzeichnungen

A

Luquet (1927):
(1) Zufälliger Realismus:
Kinder zeichnen und ändern während der Zeichnung die Interpretation des Gezeichneten
(2) Intellektueller Realismus:
Zeichnung hat gewisse Ähnlichkeit mit dem, was gezeichnet werden sollte, hat aber v.A. symbolische Funktion, soll Objekt repräsentieren
(3) Visueller Realismus:
Versuch, die Realität abzubilden (dreidimensional, Farben…)

Freeman & Janikoun (1972):
Kinder zeichnen Tasse mit Blumenmotiv ab, Henkel nicht sichtbar
• unter 8 Jahre: Henkel wird gezeichnet, Blumenmotiv nicht
• über 8 Jahre: Blumenmotiv wird gezeichnet, Henkel nicht

107
Q

Kapitel 7: Die Entwicklung von Konzepten

Was ist ein Konzept, und warum ist es wichtig?

A

Konzepte sind Grundlagen zur Klassifizierung ähnlicher Gegenstände, Ereignisse oder Eigenschaften

Sie vereinfachen die Welt, helfen bei der Interpretation von Erfahrungen und machen das Leben handhabbar

Ein Leben ohne Konzepte wäre undenkbar, da jede Situation neu wäre

Beispiele:
- Konzept für lebende und unbelebte Dinge
- Verstehen biologischer Prozesse zb Wachstum
- Wissen über andere - deren Vorstellungen und Überzeugungen
- Verständnis für Raum, Zeit und Mengen

Zentrales Thema: Anlage VS Umwelt

108
Q

Zwei Gruppen von Konzepten

A

(1) Dinge verstehen (wer oder was):
Kategorisierung anhand informeller Kategorien:
- Theorie der Physik (unbelebte Objekte): angeboren
- Theorie der Psychologie (Menschen): Beginn 18 Mon. - 3-4 Jahren
Theorie der Biologie (andere Lebewesen): 3 Jahre

(2) Dimensionen (warum, wo, wann, wie viel):
Kausalität, Raum, Zeit und Zahl

109
Q

Kategorienbildung von Objekten

A

3–4 Monate:
Wahrnehmungsbasierte Klassifikation (anhand verschiedener Dimensionen > Farbe, Größe, Bewegung)
z. B. Katzen und Hunde werden als Lebewesen unterschiedlicher Kategorien wahrgenommen

Unter 18 Monate:
Klassifikation basierend auf einzelner Objektteilen
Zb Beine - Tier, Räder - Flugzeug

Mit 2 Jahren:
Klassifikation zunehmend basierend auf der Gesamtform

Mit 11 Monaten:
Kategorisierung nicht nur auf Basis äußerer Merkmale

Entwicklung der Kategorienbildung von Objekten:
- Klassifizierung zunehmend auf Basis der Gesamtform
- Kategorisierung auf Basis der Funktion von Objekten
- Kategorien werden mit spezifischen Handlungen assoziiert

Kausalbeziehungen erleichtern Kategorisierung
Studie von Krascum & Andrews:
Vorschulalter - Wugs und Gillies
Gruppe 1: Äußere Merkmale plus Erklärung warum
Gruppe 2: Nur äußere Merkmale

Ergebnis - Kategoriesierungsleistung:
Gruppe 1 > Gruppe 2

110
Q

Welche Ebenen gibt es in der Klassenhierarchie?

A
  1. Oberbegriffsebene: Möbel
  2. Basisebene: Stuhl
  3. Unterbegriffsebene: Barhocker

> Basisebene wird zuerst gelernt

Unterscheiden sich oft von Erwachsenen:
zb: Ball = alles was rollt

111
Q

Das Wissen über sich selbst und andere - Naive Psychologie

A

Zentrale psychologische Konstrukte um Verhalten zu verstehen:
Wünsche, Überzeugungen und Handlungen > mentale Zustände

Vorläufer - bereits in den ersten Lebensmonaten:
Hohes Interesse an anderen Menschen (Gesichter, menschliche Körper)
> ermöglicht lernen über Menschen

Imitation / emotionale Bindung an Bezugspersonen:
Erhöht die Interaktion und damit die Anzahl der Lernsituation

Frühe Hinweise (12–18 Monate):
Geteilte Aufmerksamkeit, Intersubjektivität, Intentionen verstehen
Verstehen einfache Intentionen anderer

18 Monate:
Imitation der Intention der Person, nicht der aktuellen Handlung
Keine Imitation von unbelebten Objekten

30 Monate:
Soziale Rollenspiele

4–5 Jahre:
Lösen von False-Belief-Aufgaben

112
Q

Erwerb der Theory of Mind (ToM)

A

ToM:
= Verständnis für die eigenen mentalen Zustände und die mentalen Zustände anderer Personen (Wollen, Glauben, Wissen)
= zentral für Handlungsvorhersage

Grundlegendes Wissen darüber, wie Geist und Psyche das Erleben und Verhalten beeinflussen
Zb Wünsche und Überzeugungen bringen Verhalten hervor

Ende des 1 Jahr:
Verstehen, dass Wünsche Handlungen leiten

2 Jahre:
Menschen handeln entsprechend ihrer Wünsche, auch wenn diese von den Wünschen des Kindes abweichen

3 Jahre:
Erste Einsicht, dass nicht nur Wünsche sondern auch Überzeugungen Handlungen beeinflussen
Aber lösen der Aufgabe zum „Falschen Glauben“ noch schwierig
= Verständnis dass Menschen entsprechend der eigenen Überzeugungen handeln, auch wenn das Kind weiß, dass diese falsch sind

4–5 Jahre:
Verständnis für falsche Überzeugungen (False-Belief-Aufgaben)

Falscher Glaube Beispiel = Maxi-task (Maxi und die Schokolade)

113
Q

Probleme in der ToM - Autismus

A

Prävelenz (Gesamtheit der Krankheitsfälle): 4/10 000 - alle Formen berücksichtigt: 60/ 10 000

Symptome - Autistische Trias:
1. Defizite in Sprache und Kommunikation
2. Defizite in sozialer Interaktion
3. Stereotype Verhaltensweisen

Frühe Indikatoren:
- Keine geteilte Aufmerksamkeit
- Spielverhalten: kein Als-ob-Spiel

Studie (Baron)
(1) Versuchspersonen:
- 20 autistic (11 Jahre)
- 14 down Syndrom (10-11 Jahre)
- 27 Normal (4-5 Jahre)

(2) Aufgabe:
Sally und Anne (Box und Korb) >Murmel rein tun

(3) Fragen:
1. Naming question:
= Um sicher zu stellen, dass Kinder die Namen der Puppen kennen
2. Belief question: Kritische Frage
= um zu testen, ob Kinder die falsche Überzeugung der Puppe Berücksichtigen: Wo wird Sally die Murmel suchen?
3. Reality question:
= um zu testen, ob die Kinder wissen wo die Murmel aktuell ist > Wo ist die Murmel wirklich?
4. Memory question:
= um zu testen, ob Kinder sich erinnern wo die Murmel am Anfang war > wo war die Murmel am Anfang?

(4) Ablauf:
- 2 Durchgänge
- Testfrage = Belief Question:
„Where will Sally look for her marble?“

(5) Ergebnis Kontrollfragen:
- Alle Kinder beantworten Naming question richtig
- Alle Kinder beantworten Kontrollfragen richtig

(6) Ergebnis False Belief Frage:
Normale Kinder = 85% schaffen es
Down Syndrome = 86% schaffen es
Autistic = 20% schaffen es

Theoretische Positionen zum Erwerb der Theorie of Mind
(1) Nativisten:
ToM ist eigenes kognitives Modul (Gehirnmechanismus), das im Verlauf der ersten fünf Jahre reift und sich ausdifferenziert
(2) Empiristen - Interaktion mit anderen Menschen ist entscheidend für ToM:
- „ToM ist contagious: you catch it from your sibs“
- ToM = besser bei Kindern mit Geschwistern als bei Kinder ohne
- Aber Erstgeborene und Einzelkinder haben vermehrt Fiktive Begleiter
> Zusammenhang mit guter ToM
(3) ToM = abhängig von allgemeiner Informationsverarbeitungsleistung:
Jüngere Kinder sind nicht in der Lage, komplexe, teils wiedersprüchliche Informationen im Auge zu behalten

Entwicklung des Spiels
(1) ca. 18 Monate:
Als-ob-Spiel (pretend Play) und Objektsubstitionen

(2) ca. 30 Monate: Soziale Rollenspiele
Nachspielen sozialer Rollen

(3) Grundschulzeit: Regelspiele

  • Ausmaß des Als-ob-Spiels mit 33 Monaten korreliert mit Verstehen von Emotionen mit 40 Monaten
  • Kinder, die mehr Als-ob-Spiele spielen, sind sozial reifer und beliebter
  • Vorteile in Sprachentwicklung und Kreativität
114
Q

Das Wissen über lebende Dinge - Naive Biologie

A

Natürliche Faszination für Tiere

9 Monate:
Unterscheidung zwischen Menschen, Tieren und unbelebten Objekten

3-4 Jahre:
Erste Einsicht in biologische Prozesse
Biologische Prozesse wie Wachstum unterscheiden sich von psychologischen Prozessen (zb Wünsche)

5 Jahre:
Pflanzen gelten als nicht lebendig; später Bewusstsein für Wachstum und Tod (7–9 Jahre)

Kiga:
Pflanzen haben Wachstum und sterben ab, sind aber nicht lebendig

Erst mit 7-9 Jahren
= Pflanzen sind Lebewesen
Aber:
Konzept „lebendig“ inkludiert bereits eigenmotivierte Bewegung
> Erklärung, dass sich Blätter zum Licht und Wurzeln zum Wasser bewegen > bereits 5-Jährige beurteilen Pflanzen als lebendig

Vererbung:
Kiga:
- Kinder erwarten, dass Mäusebaby dieselbe Fellfarbe hat wie die Mutter
- Essenzialismus:
Kindergartenkinder glauben, dass ein “inneres Wesen” Lebewesen definiert

Wachstum/Krankheit/Genesung:
- Haare, die man bei einem Kind anschneidet, wachsen nach, Haare einer Puppe nicht
- Kratzer in der Haut verheilen, Kratzer im Auto nicht

115
Q

(2) Dimensionen - Die Umstände verstehen (warum, wo, wann, wieviel)
Konzepte von Kausalität, Raum, Zeit & Anzahl

A

(1) Kausalität

6 Monate:
Verknüpfung einfacher physikalischer Ereignisse

9–11 Monate:
Kausalität erleichtert Imitation und Gedächtnis

2 Jahre:
Verständnis kausaler Wirkung durch indirekte Informationen

5 Jahre:
Aktive Suche nach Ursachen
Verstehen dass mehrere Variablen einen Einfluss haben

116
Q

(2) Raum

A

Egozentrische Repräsentation:
Orientierung relativ zum eigenen Körper

Aber:
Egozentrismus bei räumlicher Repräsentation ist nicht absolut
> Wenn auffälliger Orientierungspunkt vorhanden, dann Erfolg bei Positionswechsel

Orientierung mit externen Anhaltspunkten verbessert sich durch eigenständige Bewegung (z. B. Krabbeln)

Puzzle-Spiele fördern räumliches Schlussfolgern

Repräsentation des Raums relativ zur äußern Umwelt
- Fähigkeit zum Kodieren von Objekten anhand von Orientierungspunkten nimmt mit dem Alter zu

  • Orientierung ohne Orientierungspunkte
    Objekt wird im Sandkasten verborgen und kann von Zweijährigen mit überzufälliger Genauigkeit gefunden werden
    > Präzision der Positionscodierung nimmt weiter zu
  • Große interindividuelle Unterschiede auch bei Ewachsenen
    Zb finden des Rückwegs über einen Uni-Campus
  • Relevanz im Alltag - Kulturabhängigkeit:
    Aborigines sind Stadtkindern überlegen bei Gedächtnisleistungen für Raumpositionen (selbst bei Brettspielen)
117
Q

(3) Zeit

A

Schon in ersten 6 Monaten:
Unterscheidung von zeitlicher Abfolge und Dauer

Zeitliche Abfolge:
Zb Blickmuster bei 3 Monate alten Kindern bei abwechselnder Präsentation links und rechts wird innerhalb von 20 s fortgesetzt

Dauer:
Zb Licht an - aus im 5 s Rhythmus, nach 8 Wiederholungen Abbruch Verlangsamung des Herzschlags bei 4 Monaten alten Babys

Unterscheidung von langer und kurzer Dauer > Ratioeffekt
6 Monate: Unterscheidung bei Verhältnis 2:1
10 Monate: Unterscheidung bei Verhältnis 1,5:1

Längere Zeitabschnitte (Wochen, Monate, Jahre)
Was liegt kürzer zurück: dein Geburtstag oder Weihnachten?
4 Jährige: möglich wenn zeitlicher Unterschied deutlich und näherliegendes Ereignis sehr nahe
Mittlere Kindheit: Verständnis für zukünftige Ereignisse

5 Jahre:
Zeitliches Schlussfolgern bei einfachen Situationen
Zb zwei Puppen schlafen zum gleichen Zeitpunkt ein, eine wacht früher auf, welche hat länger geschlafen?

Nicht möglich:
2 Spielzeugzüge fahren in die gleiche Richtung, ein Zug hält weiter vorne als der andere:
5 Jährige nehmen an, dass dieser Zug länger gefahren ist, und lassen Abfahrts und Ankunftszeit außer acht

118
Q

(4) Zahl-Mengenkonzept

A

Eins-zu-eins-Korrespondenz:
Jedes Objekt erhält ein Zahlwort

Stabile Reihenfolge:
Zahlen werden immer gleich aufgesagt

Kardinalzahlprinzip:
Letzte Zahl entspricht der Menge

Irrelevanz der Reihenfolge:
Objekte können in beliebiger Reihenfolge gezählt werden

Abstraktion:
Jede endliche Menge kann gezählt werden

119
Q

Wie interagieren verschiedene Konzepte bei Säuglingen?

A

9 Monate alte Säuglinge entscheiden auf Basis eines Habituationsparadigmas

Habituation:
Streifen mit langen Stäben assoziiert (Länge)
Testphase:
Mit anderer Dimension (Anzahl)
Kongruent:
= lang und viel
Inkongruent:
= lang und wenig

Ergebnis:
= Kinder schauen länger auf inkongruente Bedingungen