Entwicklungspsychologie Flashcards
Kapitel 1: Die Entwicklung von Kindern
Womit beschäftigt sich die Entwicklungspsychologie?
Sie beschreibt und erklärt die Veränderungen im menschlichen Erleben und Verhalten aufgrund von Einflüssen der Biologie, des Individuums und der Umgebung
Was untersuchte Emmy Werner in ihrer Studie auf Kauai?
Sie führte eine Langzeitstudie durch
698 Kindern (des Geburtenjahrgangs 1955)
um biologische und soziale Risikofaktoren sowie protektive Faktoren für Resilienz zu untersuchen
Entwicklungssesilienz:
= Die Fähigkeit, trotz mehrfacher Risiken eine erfolgreiche Entwicklung zu zeigen, gefördert durch wohlwollende Fürsorge und Persönlichkeitsmerkmale wie Intelligenz und Empathie
Welche Methoden verwendete Emmy Werner in ihrer Studie?
- Informationen über Geburtskomplikationen
- Familienbeobachtungen und Elternbefragungen
- Interviews mit Lehrkräften
- Akteneinsicht
- Intelligenz- und Persönlichkeitstests
- Interviews im Erwachsenenalter
Was sind die drei Gründe für die Untersuchung der Kindesentwicklung?
Verbesserung von Erziehungspraktiken
Unterstützung sozialpolitischer Entscheidungen
Verständnis des Wesens des Menschen
Welche Sichtweisen zur Kindesentwicklung gibt es?
Mechanistische Sichtweise:
- Mensch ist passiv, reagiert auf Umweltstimulation
- Entwicklung ist kontinuierlich und graduell
Organismische Sichtweise:
- Mensch ist ein biologischer Organismus
- Mensch ist aktiv und gestaltet Entwicklung durch Interaktion von Reifung und Erfahrung
- Entwicklung ist diskontinuierlich und qualitativ
Lange Zeit Thema für philosophische Diskurse (Platon, Aristoteles, Locke)
Erst seit Anfang des 20. JH Entwicklung als wissenschaftliche Disziplin
Welche sieben grundlegenden Fragen stellt die Entwicklungspsychologie?
- Wie wirken Anlage und Umwelt zusammen?
- Wie formen Kinder ihre eigene Entwicklung?
- Ist Entwicklung kontinuierlich oder diskontinuierlich?
- Wie kommt es zu Veränderungen?
- Wie wirkt der sozio-kulturelle Kontext?
- Warum werden Kinder so verschieden?
- Wie kann Forschung das Kindeswohl fördern?
Kindesentwicklung
1) Anlage & Umwelt - Nature & Nurture
Gene
= Auswirkung auf Erleben & Verhalten
Umwelt
= Veränderung der Genexpression > Epigenetik
2) Das aktive Kind - intrinsisch motivierte Aktivität
= das Kind trägt auch selbst zu seiner Entwicklung bei
Beispiel:
- Blickpräferenz
- Sprachverwendung - Selbstgespräche
- Spielverhalten - Fantasiespiel
3) Kontinuität VS Diskontinuität
= Läuft die Entwicklung kontinuierlich oder sprunghaft (stufenweise) ab
Diskontinuität
= Quantitative Unterschiede - Mengenkonstanz (Umschüttversuch) > Stufentheorie
Zb Piagets Stufenmodelle
Kontinuität
= Entwicklung ist aufgabenabhängig > Keine klar abgrenzbare Stufen
4) Wie kommt es zu Veränderungen?
Wechselspiel zwischen Genen & Umwelt
Beispiel:
Entwicklung angestrengter Aufmerksamkeit
- Ausstattung der Gene beeinflusst angestrengte Aufmerksamkeit
- Niedrige elterliche Fürsorge beeinflusst angestrengte Aufmerksamkeit nur bei Kindern mit entsprechender Genausstattung und nicht bei Kindern ohne besondere Form des Gens
5) Auswirkung des soziokulturellen Kontextes
Zum soziokulturellen Kontext gehören:
- Menschen in unmittelbarer Umgebung (Eltern, Geschwister, Freunde)
- Materielle Umwelt (Wohnung, Schule)
- Soziokultureller Kontext (Schulsystem, Kirche, Vereine)
- Gesellschaft (Wohlstand, Glaube, Gesetze, Politik)
Studien:
Kulturvergleiche
Armut:
Risikofaktoren und protektive Faktoren (Resilienz)
6) Individuelle Unterschiede (Scarr)
Warum werden Kinder so verschieden? (auch Geschwister)
- Genetische Unterschiede
- Unterschiede in der Behandlung durch andere Personen
- Wechselwirkung mit Eigenschaften des Kindes
- Unterschiedliche Reaktionen auf Ereignisse bei gleichen Erfahrungen
- Unterschiedliche Wahl von Umgebungen
7) Forschung & Kindeswohl
Wie kann Forschung das Kindeswohl fördern?
Beispiele:
- Umgang mit Wut (Programm Faustlos)
- Einfluss auf Lernprozesse in Abhängigkeit der Annahme über Intelligenz
> Reaktion auf Fehlschläge
Menschen die annehmen die das IQ für unveränderlich halten, geben schneller auf
Das Modell multipler Risiken
Risikofaktoren treten häufig gemeinsam auf
Entwicklungsresilienz
= erfolgreiche Entwicklung trotz mehrfacher Risiken
Günstige Faktoren:
1) wohlwollende Fürsorge von mindestens einer Person
2) Bestimmte Persönlichkeitseingenschaften (Intelligenz, Empathie, Flexibilität und das Bewusstsein, gesetzte Ziele erreichen zu können)
Welche Methoden zur Datenerhebung gibt es in der Entwicklungspsychologie?
- Babytagebücher
- Interviews (strukturiert und klinisch)
- Feldbeobachtungen
- Strukturierte Beobachtungen
1) Babytagebüchern
- Charles Darwin schreibt über erstgeborenen Sohn William Erasmus
- Clara & William Stern beschreiben Spracherwerb ihrer drei Kinder
Vorteile:
Detaillierte Beschreibung durch Eltern, Grundlage für Theorieentwicklung
Nachteile:
Unsichere Generalisierbarkeit, unsystematische und retrospektive Beobachtungen
Fortschritt durch Wissenschaftliche Methoden
2) Interview - strukturiertes & klinisches Interview
- Hilfreich bei Gefühlen & Einstellungen (zb gegenüber Schule)
- Einschätzung der eigenen Kompetenzen (wie gut kannst du lesen)
- Kognitive Prozesse/Gedanken (zb wie hast du das gerechnet)
Selbstauskünfte aber oft werden Eltern/Lehrer befragt
Probleme:
Die Zuverlässigkeit der Angaben kann durch Gedächtnisschwierigkeiten und soziale Erwünschtheit beeinträchtigt sein
3) Naturalistische Beobachtung/Feldbeobachtung
= in der natürlichen Umgebung
- Hausbesuche zur Beobachtung der Familiensituation
- Aufnahmen der natürlichen Sprachproduktion
Problem:
Wird relevantes Verhalten überhaupt gezeigt?
Interpretation der beobachteten Unterschiede?
4) Strukturierte Beobachtung
- „Fremde Situation“ zur Beobachtung der Mutter-Kind Interaktion
Beispiele:
- Studien zur Folgsamkeit
- Belohnungsaufschub (Marshmallow-Experimente: Walter Mischel)
Experimentaldesigns
= Explizite Variation der unabhängigen Variable unter kontrollierten Bedingungen und Beobachtung der Auswirkungen auf die abhängige Variable erlaubt Aussagen über kausale Einflüsse von Reifung, Lernen und Erfahrung auf das Verhalten
Welche Verfahren werden bei Experimentaldesigns eingesetzt?
Randomisierung:
Zufällige Zuteilung zu Kontroll- und Experimentalgruppen
Experimentelle Kontrolle:
Experimentalgruppe VS Kontrollgruppe
Manipulation der unabhängigen Variable und Messung der abhängigen Variable
Problem:
- Randomisierung nicht immer möglich
- Ökologische Validität (In wie weit sind die Ergebnisse für die reale Welt gültig)
Wozu dienen psychologische Tests?
Sie erheben psychologische Merkmale quantitativ und erlauben den Vergleich mit einer Normstichprobe
Sie werden als abhängige Variablen oder zur Gruppenzuordnung verwendet
Was ist der WISC-IV?
Ein IQ-Test mit 10 Untertests und 5 optionalen Tests, der Gesamt-IQ sowie Skalenwerte für 5 Bereiche liefert
Beispiele: Mosaiktest, Symbolsuche, Zahlen-Symbol-Test
Welche Testgütekriterien gibt es?
Reliabilität:
Zuverlässigkeit (z. B. Interrater-, Test-Retest-, Paralleltest-Reliabilität)
Validität:
Misst der Test, was er messen soll (interne und externe Validität)
Interne Validität:
Sagt aus, ob die Effekte auf manipulierte Bedingungen zurückzuführen sind
Externe Validität:
Sagt aus, ob sich Befunde verallgemeinern lassen
Was sind Querschnittstudien und ihre Vor- und Nachteile?
Vergleich von verschiedenen Altersgruppen
Geben keine Auskunft über die Kontinuität der Veränderungen
Vorteil:
- Schnell durchführbar
Nachteil:
- Keine Aussage über Kontinuität der Veränderungen
Was sind Längsschnittstudien und ihre Vor- und Nachteile?
Wiederholte Messungen an denselben Personen
Vorteil:
Erhebung von intra- und interpersonellen Veränderungen
Nachteile:
Zeitaufwändig, Drop-out-Risiko, Effekte wiederholter Testung
Was untersuchen Korrelationsdesigns?
Sie untersuchen das Wechselspiel von Variablen (gemeinsames Auftreten und Ursache-Wirkungs-Beziehung)
Problematisch:
Unklare Verursachungsrichtung und Scheinkorrelationen
Korrelationsdesigns
Was sind mikrogenetische Designs und ihre Vor- und Nachteile?
Intensive Beobachtung von Entwicklungsveränderungen bei Kindern unter bestimmten Erfahrungen
Vorteil:
Detaillierte Erfassung individueller, kurzfristiger Veränderungen
Nachteil:
Keine Information über langfristige Veränderungsmuster
Korrelationsdesigns
Was sind sequentielle Designs und ihre Vor- und Nachteile?
Wiederholte Messungen an verschiedenen Altersgruppen
Vorteil:
Kombination von Längs- und Querschnittdesigns
Nachteil:
Kohorteneffekte können auftreten
Kapitel 2: Pränatale Entwicklung
In welche Phasen wird die pränatale Entwicklung unterteilt?
Schwangerschaftsdauer = 40 Wochen
1) Zygote (Befruchtung bis 2. Woche):
- Schnelle Zellteilung
- Einnistung in die Gebärmutter
2) Embryo (3. bis 8. Woche):
Entwicklung aller Organe und Körpersysteme (Zellteilung, Migration, Spezialisierung)
3) Fetus (9. Woche bis Geburt):
- Wachstum der Strukturen
- sensorische Erfahrungen
- Lernen
Stammzellen: embryonale Zellen vor der Spezialisierung
Geschlächterverhältnis: 100 weibliche : 120-150 männliche Zygoten
Geburtenquote: 100 Mädchen : 106 Buben
Genauer:
Ursprung eines jeden Menschen
= aus seiner einzigen Zelle (Vereinigung von Spermium und Eizelle)
- Beide Keimzellen enthalten den halben Chromosomensatz (23 Chromosome)
Befruchtung
- Samenerguss = 500 Mio. Spermien
- nur ca. 200 schaffen es bis zur Eizelle
- 1 Spermium dringt ein: Verschmelzung mit Eizelle
- Die befruchtete Eizelle = Zygote
- Wettrennen der Spermien
- Jungs gewinnen: mit Y-Chromosom = schneller 100 weibliche : 120-150 männliche Zygoten - Überleben
Mehr weibliche Zygoten/Embryos überleben: Geburt 100 : 106 - Höheres Geburtsrisiko bei Jungen (50% höhere Kaiserschnittswahrscheinlichkeit)
- Höhere Sterblichkeits- und Selbstmordrate bei Männern
Was ist die cephalo-caudale und proximodistale Entwicklung?
Cephalo-caudale Entwicklung: (Kopf)
Bereiche in der Kopfnähe entwickeln sich früher als weiter entfernte Bereiche
Proximodistale Entwicklung:
Bereiche nahe der Körpermitte entwickeln sich vor den Extremitäten
Entwicklung ab der 4ten Woche:
- Sehr starke Krümmung des kleinen Körpers (Kopf & Schwanz berühren sich fast)
- Gesicht = in vier Falten vor dem Kopf des Embryos
- Runder grauer Bereich beim hinteren Teil des Nackens = Innenohr
- Herz: primitiv (simple), bringt Blut im Umlauf
- Armknospe erkennbar
Welche Entwicklungsfortschritte macht der Embryo in der 5.–6. Woche?
- Embryo schwimmt frei im Fruchtwasser
- Schnelle Gehirnentwicklung
- Erste spontane Bewegungen (z. B. Krümmung des Rückens)
- Entwicklung von Auge, Nase und separierten Fingern
- 7 Wochen: Schluckauf
9 Wochen:
- Kopf nimmt ca. die halbe Länge ein
- Ohren bilden sich aus
- Alle inneren Organe vorhanden, müssen aber noch weiterentwickelt werden
- 8te Woche beginnen die Hoden, Testosteron zu produzieren > Beginn der geschlechtlichen Unterscheidung
- Ausbildung von Rippen
- Ellbogen, Finger, Zehen sind angelegt
- Nägel wachsen
Fetus reagiert auf äußere Berührungsreize
11-12 Woche
- Augen fest verschlossen
- Finger klar voneinander abgegrenzt
- Äußere Genitalien haben sich entwickelt
- drastischer Anstieg der Bewegung:
Atembewegungen (fetales Atmen)
Reflexe (greifen, schlucken, saugen)
Arme und Beine befinden sich in nahezu permanenter Bewegung
Später:
Kontinuität des Aktivitätensniveaus Prä- und Postnata
Wann spürt die Mutter die Bewegungen des Fetus?
Ab der 16. Woche als sanftes „Flattern“
(Auch beschleunigtes Wachstum der unteren Körperpartien)
18 Wochen:
- Saugen am Daumen
- Fetus ist mit einer feinen Behaarung bedeckt und eine fettige Schicht schützt seine Haut vor langem Aufenthalt in Flüssigkeit
20 Wochen:
- Längere Zeit mit dem Kopf nach unten
- Nimmt schnell an Gewicht zu
- In der Fruchtblase wird es zunehmend eng
- Bewegungen werden weniger
- Einzelne Komponenten des Gesichtsausdrucks sind nun vorhanden
- Fetus kann die Augenbrauen hochziehen
- Seine Stirn runzeln
- Seinen Mund bewegen
Ab wann ist ein Fetus überlebensfähig und warum?
Ab der 28. Woche, da Gehirn und Lunge ausreichend entwickelt sind, um eine Überlebensfähigkeit außerhalb des Mutterleibs zu ermöglichen
- Augen können sich öffnen, bewegen sich insbesondere in den Phasen des REM-Schlafs (rapid eye movments)
- Hörsystem funktioniert (kann auf Geräusche reagieren)
- die Gehirnwellen eines Fetus sind denen eines Neugeborenen sehr ähnlich
- In den letzten drei Monaten = massive Zunahme an Größe und Gewicht verdreifacht
Welche Bewegungen zeigt ein Fetus?
Bereits ab der 12. Woche fast alle Bewegungen, die ein Neugeborenes zeigt
z. B.
- Arm- und Beinbewegungen
- Saugen
- Schlucken
- Greifen
Aktivitätsrhythmus mit Wechsel von aktiven und inaktiven Phasen
Welche Sinneswahrnehmungen entwickelt der Fetus zuerst?
1) Tastsinn:
Ab der 8. Woche
z. B. Reaktion auf Berührung der Mundregion
2) Vestibuläres (Gleichgewicht) System:
= sitz im Ohr
Training durch Eigenbewegung und Bewegungen der Mutter
3) Geschmackssinn:
Präferenzen für Süßes, später Präferenz für bekannte Geschmäcker
z. B. Karottensaft
4) Gehör:
Reaktion auf Geräusche ab der 24. Woche
Geräusche im Uterus:
Herzschlag der Mutter, Verdauungsgeräusche, Stimme der Mutter
5) Sehen:
Kaum visuelle Stimulation
Sehen ist bei Geburt am schwächsten entwickelt
Das Lernen des Fetus: Habituation
Habituation
= einfache Form des Lernens
= abnehmende Reaktion auf wiederholte oder andauernde Reizung
- Frühester Zeitpunkt, zudem Habituationsreaktion des Fetus gefunden wurde = 30-32 SSW
- Zentrales Nervensystem ist ab da soweit entwickelt, dass Lern und Gedächtnisleistung möglich sind
Transnatales Lernen
= Effekte des pränatalen Lernens, die postnatal erkennbar sind
- 2 Stunden nach der Geburt Erkennung der Stimme der Mutter
- Präferenz für Muttersprache und bekannte Texte
- Geschmacksvorlieben und Geruchserkennung (z. B. Fruchtwasser)
Neugeborene differenzieren zwischen Sprachen
- 4 Tage alte Säuglinge bevorzugen Muttersprache gegenüber Fremdsprache
Neugeborene erkennen Geschichten wieder
Was sind genetische Risiken der pränatalen Entwicklung?
1) Genetische Risiken
2) Schädliche Umwelteinflüsse (Tereatogene)
3) Mütterseitige Faktoren
1) Genetische Risiken
Chromosomenanomalien
= fehlende/zusätzliche Chromosomen
- Ursache für 50-70% der Fehlgeburten im ersten Trimester
- Risiko steigt mit dem Alter der Mutter
2) Teratogene
= Schädliche Umwelteinflüsse während der Schwangerschaft
Wirkung hängt ab von:
• Zeitpunkt (sensible Phase)
• Menge und Dauer der Exposition
• Individuellen Unterschieden
Wie wirkt sich Alkoholkonsum während der Schwangerschaft aus?
FAS (Fetales Alkoholsyndrom):
Gesichtsanomalien, geistige Retardierungen, Organschäden
Folgen:
Vermehrt Aufmerksamkeitsdefizite, mentale Retardierung, schlechte Schulleistungen
FAE (Alkoholembryopathie):
Milder, schwierig zu diagnostizieren
FASD (Spektrumstörung):
Nicht alle Symptome vorhanden
Welche Risiken birgt Nikotinkonsum in der Schwangerschaft?
Frühgeburten, niedriges Geburtsgewicht
Plötzlicher Kindstod (SIDS)
Aufmerksamkeitsdefizite beim Kind
3) Mütterseitige Risikofaktoren
Risikogruppen:
≤ 15 Jahre:
Höhere Sterblichkeitsrate
> 35 Jahre:
Höheres Risiko für Chromosomenanomalien und Geburtskomplikationen
Risiko für Down-Syndrom erhöht sich zunehmend mit Alter:
20 Jahre 1/2000
30 Jahre 1/1000
37 Jahre 1/200
>45 Jahre 1/30
Krankheit:
zb Röteln im Anfangsstadium der Schwangerschaft
= schwere Missbildungen, geistige Behinderung, Taubheit & Blindheit
Impfung bei Mädchen!
Emotionaler Stress:
Zusammenhang zwischen Stress in der Schwangerschaft bei Müttern mit Ängsten/Depressivität und Verhaltensauffälligkeiten im Alter von vier Jahren
Welche Rolle spielt die Ernährung der Mutter?
Folsäuremangel (Form des Vitamin B) - wird heute als Nahrungsergänzungsmittel während der Schwangerschaft zugeführt
Allgemeine Unterernährung beeinträchtigt Gehirnwachstum
Geburt
Ziele in allen Kulturen:
1) Überleben und Gesundheit von Mutter & Kind
2) Soziale Integration des Kindes in Gemeinschaft
Frühgeburt
= Geburt vor der 37. Schwangerschaftswoche
Kaum Überlebenschance vor der 24. Woche
Langzeitfolgen:
• Beeinträchtigungen in Hören, Sprache, Denken
• Lernschwierigkeiten, soziale Probleme
Kaiserschnittrate:
Brasilien: jedes 2. Kind
Österreich: 31,5% (2010)
Empfehlung WHO: 10-15%
Gründe:
- Angst vor Schmerzen
- Höheres Alter der Frauen
- Mehrlingsgeburten
- Planbarkeit und Rechtssicherheit
Ungünstige Geburtsausgänge
Säuglingssterblichkeit:
- 38 pro 1000 weltweit
Untergewicht:
< 2500 g
Frühgeburt:
< 37. Schwangerschaftswoche (10% weltweit)
< 24. Schwangerschaftswoche kaum Überlebenschancen
Langfristige Folgen:
- häufiger Beeinträchtigungen des Hören, der Sprache und des Denkens
- häufiger ablenkbar und hyperaktiv
- Lernschwierigkeiten
- häufiger soziale Probleme (einschließlich Peers)
Wie verteilen sich Schlaf- und Wachphasen bei Neugeborenen?
Durchschnittlicher Zeitanteil im 24-h-Zyklus bei westlichen Neugeborenen:
• 8 Stunden ruhiger Schlaf
• 8 Stunden aktiver Schlaf
• 2,5 Stunden wach und aufmerksam
• 2 Stunden schreien
• Individuelle Unterschiede
• Kulturelle Unterschiede
Schlaf:
- REM-Schlaf Anteil sinkt von 50% auf 20% mit 3-4 Jahren
> Autostimulationstheorie
- Veränderung Schlaf-Wach Zyklus
Schreien:
- Max. nach 6 Wochen, dann absinken im 1. Lebensjahr 1h/Tag
Welche Maßnahmen helfen bei Schlafproblemen von Babys?
• Schlafrituale einüben
• Klare Signale setzen
• Belohnungssysteme
• Ignorieren und Checking (abgestufte Extinktion)
Kapitel 3: Biologie & Verhalten
Was ist das zentrale Thema der Anlage-Umwelt-Diskussion?
Die Diskussion beschäftigt sich mit der Frage, ob Verhalten und Eigenschaften angeboren (genetisch determiniert) oder erlernt (Umwelteinflüsse) sind
Tatsächlich gibt es komplexe Interaktionen zwischen beiden Faktoren, die in der Verhaltensgenetik untersucht werden
Was ist der Unterschied zwischen Phänotyp und Genotyp?
Phänotyp:
Beobachtbare/messbare Charakteristika
(Erscheinungsbild von Körper und Verhaltensmerkmalen)
- Größe
- Gewicht
- IQ
Entsteht im Zusammenspiel von Genotyp und Umwelt
Genotyp:
Genetische Ausstattung (nicht direkt beobachtbar), die sich im Phänotyp manifestiert
Monozygote Zwillinge:
100 % identischer Genotyp
dizygote Zwillinge:
50 % identischer Genotyp
Familiäre Ähnlichkeit:
Ist sowohl durch genetische als auch durch Umweltfaktoren zu erklären
Je höher die genetische Ähnlichkeit, desto größer sollte die familiäre Ähnlichkeit sein
1) Genotyp Eltern > Genotyp Kind
= Übertragung des genetischen Materials von Eltern auf Kind
- insgesamt 46 Chromosomen (23 Paare)
- 22 Chromosomenpaare (=Autosome) = identisch in beiden Geschlechtern + Geschlechts-Chromosomenpaar (XX / XY)
Individuelle Variation:
- Neue Kombination der Chromosomen
- Mutation = Veränderung in einem DNS-Abschnitt
- Crossing over: die beiden Elemente eines Chromosomenpaars tauschen während der Meiose manchmal Teile aus
2) Genotyp Kind > Phänotyp Kind
Genexpression & Dominanzmuster
Genexpression:
Beeinflussung des Phänotyps durch Genexpression
Allele = Unterschiedliche Zustandsformen eines Gens für ein bestimmtes Merkmal
Genetische Effekte:
Additiv (Wirkung summiert sich) oder nicht-additiv (Dominanz eines Allels)
Verhaltenseigenschaften sind oft polygenetisch (durch mehrere Gene beeinflusst)
Epistasis = Effekt eines Gens ist abhängig von dem Vorhandensein anderer Gene
3) Umwelt des Kindes > Phänotyp des Kindes
Unterscheidung:
Shared Environment (gemeinsame Umwelt) vs. Nonshared Environment (individuelle Umwelt)
Genotyp-Umwelt-Interaktion:
Phänotyp entwickelt sich abhängig von der Umgebung
Eltern fördern oft durch ihren eigenen Genotyp die Entwicklung des Kindes (z. B. musikalische Eltern fördern Musikerziehung)
4) Phänotyp des Kindes > Umwelt des Kindes
- Verhalten des Kindes ruft Reaktionen der Umwelt hervor
Beispiel: Impulsive Kinder werden öfter getadelt
- Aktives Gestalten/Aufsuchen der Umwelt
Beispiel: Kinder die nicht gerne lesen, halten sich selten in der Bibliothek auf
5) Epigenetik: Umwelt des Kindes > Genotyp des Kindes
Umwelteinflüsse verändern Genexpression (Methylierung)
> Unterschiede zwischen MZ_Zwillingen nehmen im Alter
Welche Arten der Gen-Umwelt-Korrelation gibt es?
1) Passive GUK:
Eltern geben Gene und dazu passende Umwelt weiter
Beispiel:
Niedriger IQ geht mit niedrigem Sozialstatus einher
2) Evokative GUK:
Umwelt reagiert auf genetisch bedingte Eigenschaften des Kindes
Beispiel:
Impulsive Kinder erhalten andere Reaktionen als weniger impulsive
3) Aktive GUK:
Individuum sucht aktiv passende Umwelt
Beispiel:
Intelligentere Kinder wählen eher kognitiv anregende Freizeitgestaltung Anderes Beispiel: Lesen
Im Entwicklungsverlauf nimmt passive GUK nimmt ab, aktive GUK nimmt zu, evokative GUK bleibt stabil
Verhaltensgenetik
= macht KEINE Aussagen über Populationsmittelwerte, sondern über die Varianz innerhalb einer Population
= Erklärt, warum in einer Population nicht alle Menschen gleich sind, sondern warum manche intelligenter als andere sind zb
= Versucht Beitrag der Genetik & der Umwelt zu den beobachteten interindividuellen Unterschieden zu erklären
Hoher Einfluss der Genetik:
> Höhere Ähnlichkeit bei näherem Verwandtschaftsgrad!
Hoher Einfluss der Umwelt:
> Höhere Ähnlichkeit bei gemeinsam aufgewachsenen Individuen!
Designs = Familienuntersuchungen
• Zwillingsstudien:
Korrelation zwischen MZ versus DZ
• Adoptionsstudien:
Korrelation mit Adoptiveltern/-geschwistern versus biologischen Eltern/Geschwistern
• Kombination – Adoptionsstudien mit MZ-Zwillingen:
Adoptionsstudien mit eineiigen Zwillingen (Bsp.: Minnesota-Studie): Korrelation MZ gemeinsam aufgewachsen versus MZ getrennt aufgewachsen
➗ Heritabilitätsindex:
= Ist ein statistische Maß zur Schätzung der auf Gene zurückzuführenden Unterschiede in einer Population
Anteil der phänotypischen Varianz, der durch Gene erklärt wird (h²)
Umweltkomponente (e²):
Anteil der Varianz durch Umweltfaktoren
Gilt nur für bestimmte Populationen zu einer bestimmten Zeit
Beispiel:
Heritabilität des IQ = .50 – was bedeutet das?
Falsch:
Bei Person X mit IQ 110 sind 55 IQ Punkte vererbt und 55 durch Umwelt vermittelt
Korrekt:
Wenn bei Person X der IQ 10 Punkte über dem MW der Population liegt, dann sind 50 % dieser Varianz vererbt (mit hoher statistischer Wahrscheinlichkeit)
Versuche der Modifikation/Intervention in einer Population verändern manchmal den Mittelwert, aber nicht die beeinflussenden Faktoren
Wie entwickelt sich das Gehirn in der Schwangerschaft?
Gehirn
= Grundlage allen Denkens, Erinnerns, Handelns, Fühlens, der Vorstellungskraft und der Persönlichkeit
4 Wochen:
Rückenmark sichtbar und Beginn der Gehirnentwicklung
5-6 Wochen:
starkes Wachstum des Gehirns – starke Wölbung des Stirn
Entwicklung von Gehirn & Rückenmark (ZNS)
3./4. Woche:
Neuralplatte -> Neuralrohr -> Gehirn und Rückenmarkskanal
4.-6. Woche:
Aus den Neuronen formen sich drei Primärvesikel (Vorder-, Mittel-, Hinterhirn)
Ende 8. Woche:
Gehirn und Rückenmark vollständig angelegt
> erste vom Rückenmark gesteuerte Bewegungen in 7./8. Woche
- Woche:
Auf dem vorderen Teil des Vorderhirns beginnen sich zwei Hemisphären auszubilden > wird zum Cerebralen Cortex
Mitte der Schwangerschaft:
Cortex wölbt sich über andere Gehirnteile
Hinterer Teil des Vorderhirns:
> Zwischenhirn (Thalamus, Hypothalamus & Epithalamus)
Aufgabe: „Relay-Station“ – leitet sensorische Empfindungen an den Cortex
Mittelhirn:
> Teil des Hirnstamms
Aufgabe: kontrolliert Reflexe
Hinterhirn:
> Teil des Hirnstamms (Rückenmark, Brücke) und Kleinhirn
Aufgabe: Muskelkoordination, lebenshaltende Funktionen (Atmung, Blutkreislauf)
🧠 Cortex
Bereiche des Cortex sind für bestimmte Funktionen zuständig (eine klare Lokalisation ist nicht möglich)
Dennoch kann man für die Bereiche Schwerpunkte beschreiben - in welche Funktion sie involviert sind
Frontallappen:
= Exekutive des Gehirns
Kognitive Kontrolle, Inhibition, Arbeitsgedächtnis, Planen, Entscheiden
Temporallappen:
Verarbeitung auditiver Informationen, Gedächtnisprozesse, visuelles Erkennen, Verarbeitung von Emotionen
Parietallappen:
Räumliche Verarbeitung, Integration verschiedener Sinnesempfindungen, Integration von Input und Gedächtnis gespeicherter Informationen, Rechenleistungen
Okzipitallappen:
Visuelle Verarbeitung (Ort visueller Cortex)