1/3 (Einführung, Art. 28 II GG, Staatsaufsicht) Flashcards

1
Q

Verortung der Gemeinde innerhalb des Staatsaufbaus

A
  • Juristische Personen des öffentlichen Rechts
  • > Anstalten*
  • > Stiftungen**
  • > Körperschaften***
  • -> Verbandskörperschaften (Bsp: Zweckverband)
  • -> Personalkörperschaften (Bsp: Kammer)
  • -> Realkörperschaften (Bsp: Jagdgenossenschaft)
  • -> Gebietskörperschaft
  • –> Gemeinde
  • –> Landkreis
  • als solche: Teil der mittelbaren Staatsverwaltung (Ausgliederung aus dem hierarchischen Verwaltungsaufbau zu Regelung der eigenen Angelegenheiten)
  • unmittelbare Staatsverwaltung: fungieren als untere Verwaltungsbehörde
  • > jedoch Teil der Länder
  • = eine mit Sachmitteln (öffentliches Gebäude, Fahrzeuge) und Personal (Planstellen für Beamte, Stellen für Arbeitnehmer) ausgestattete Einrichtung, welche in der Hand eines Trägers öffentlicher Verwaltung steht und dauerhaft einem öffentlichen Zweck dient (-> Nutzer)
    • = rechtlich verselbstständigtes Vermögen, dessen Ertrag einem bestimmten öffentlichen Zweck dient (-> Nutznießer)
  • ** -> Mitglieder
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2
Q

Kommunaler Aufgabenkreis

A
  1. Selbstverwaltungsaufgaben, § 2 I GemO
    a. Freiwillige Aufgaben (Ob und Wie der Aufgabenerfüllung)
    b. Pflichtaufgaben, § 2 II GemO (Nur das Wie der Aufgabenerfüllung)
  2. Übertragene Aufgaben
    a. Pflichtaufgaben zur Erfüllung nach Weisung, § 2 III GemO
    b. Auftragsangelegenheiten des Bundes, § 129 III GemO
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3
Q

Begriff der Kommune

A

umfasst sowohl Gemeinden (einschließlich der Städte) als auch Landkreise

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4
Q

Art. 28 II GG / Art. 71 LV: Angelegenheiten der örtlichen Gemeinschaft

A

= Aufgaben,
die in der örtlichen Gemeinschaft wurzeln oder auf die örtliche Gemeinschaft einen spezifischen Bezug haben und
von dieser örtlichen Gemeinschaft eigenverantwortlich und selbständig bewältigt werden können

=> “alle örtlichen Angelegenheiten”

  • Grundsatz der Allzuständigkeit
  • Universalität des Wirkungskreises
  • Aufgabenerfindungsrecht
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5
Q

Art. 28 II GG / Art. 71 LV: “Bündel” der Gemeindehoheiten

A

= Gemeinde darf in ihrem Gebiet Hoheitsgewalt ausüben, wenn nicht Gesetze etwas anderes bestimmen (vgl. Art. 28 II GG / Art. 71 LV: “im Rahmen der Gesetze”)

  • Organisationshoheit: eigenverantwortliche Bestimmung, wie Gemeinde Selbstverwaltungsaufgaben organisiert und erfüllt
  • Personalhoheit
  • Planungshoheit: örtliche planerische Entscheidungen (Bsp: Straßenplanung, Bauleitplanung, Lärmplanung)
  • Finanzhoheit: eigenverantwortliche Bestimmung über Einnahmen und Ausgaben
  • > str.: SÖR-Anspruch auf angemessene Finanzausstattung
  • > Abgabenhoheit (kommunales Steuererfindungsrecht im Rahmen der Gesetze)
  • Satzungshoheit: § 4 I GemO (jedoch keine alleinig taugliche EGL für grundrechtssensible Akte)
  • Daseinsvorsorge: Grundversorgung der Einwohner und der örtlichen Wirtschaft (Energie, Wasser, Abwasser, Abfall, Kultur, Sport, Schule, Straßen,…) -> dynamisches Verständnis
  • Jedoch: Art. 28 GG / Art. 71 LV als Kompetenzgrundlage und -grenze (örtlicher Bezug muss gegeben sein)
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6
Q

Art. 28 II GG / Art. 71 LV: Rechtliche Dimensionen der kommunalen Selbstverwaltungsgarantie

A
  • Subjektivrechtlich: Klage/Antragsbefugnis
  • Objektivrechtlich: Grundsatz kommunalfreundlichen Verhaltens
  • > bspw. Ermessensdirektive für Kommunalaufsicht, vgl. § 118 III GemO
  • Institutionelle Garantie: Typusgarantie
  • > keine Bestandsgarantie für einzelne Gemeindem
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7
Q

Art. 28 II GG / Art. 71 LV: Eingriffe

A
  • grds. durch Gesetz/ RVO (Land/Bund) oder VA (Kommunalaufsicht) oder auch schlichtes hoheitliches Handeln (bspw. Verhalten anderer Gemeinde) möglich
  • Eingriff in Selbstverwaltungsgarantie durch Aufgabenentziehung
  • > sofern Angelegenheit der örtlichen Gemeinschaft einschlägig
  • > (-) wenn Aufgabe des übertragenen Wirkungskreises entzogen wird
  • Eingriff durch Aufgabenzuweisung
  • > sofern Angelegenheit der örtlichen Gemeinschaft einschlägig (neue Pflichtaufgabe im eigenen Wirkkreis, § 2 II GemO): auch (+), da Eigenverantwortung zwar nicht über das “Wie”, aber über das “Ob” beeinträchtigt
  • > (+) wenn wenn Aufgabe des übertragenen Wirkungskreises entzogen wird: neue Last für Gemeinde
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8
Q

Art. 28 II GG / Art. 71 LV: Schranken der Selbstverwaltungsgarantie

A

I. Schranke: “im Rahmen der Gesetze”: Schranke in Form von (formellen und materiellen) Gesetzen

II. Rechtmäßigkeit der Schranke
-> eingeschränkter Prüfungsmaßstab: andere Verfassungsnormen als Art. 28 II GG nur insoweit, als sie ihrem Inhalt nach das verfassungsrechtliche Bild der Selbstverwaltung mitbestimmen können (BVerfG)

  1. Formelle RM
    - > bspw. idR Verstoß gegen Gesetzgebungskompetenz (+), idR Verstoß gegen bloßen Verfahrensfehler (-)
  2. Materielle RM
    a. wenn Kernbereich: unantastbar
    b. wenn Randbereich: Beachtung des verfassungsrechtlichen Aufgaben- und Verantwortungsteilungsprinzips -> jede “Hochzonung” ist prinzipiell rechtsfertigungsbedürftig
    - > iE Verhältnismäßigkeitsprüfung (wobei “Verhältnismäßigkeit” nur im Staat-Bürger-Verhältnis gilt -> daher andere Bezeichnung)
    c. ggf. weitere Verfassungsnormen, die vom Prüfungsmaßstab umfasst sind
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9
Q

Allgemeine GRS für Gemeinden

A
  • keine GGlichen GR
    pro: Art. 19 III GG
    pro: Gemeinden als Teil des Staates
  • > auch nicht Art. 14 I GG (schützt nicht Privateigentum, sondern Eigentum Privater) -> bzgl. Grundstücke im Gemeindeeigentum ist diese über Art. 28 II (Planungshoheit) geschützt
  • Willkürverbot (Ungleichbehandlung einer Kommune im Vergleich zu anderen): nicht über Art. 3 I GG, sondern aus Rechtsstaatsprinzip iVm Art. 28 II GG (kommunales Gleichbehandlungsverbot)
  • Ausnahme: Justizgrundrechte (Art. 101 I 2 GG, 103 I GG) (+), über Jedermanns-VB
  • Kommunales Unternehmen in zivilrechtlicher Organisationsform
  • > kein GRS, wenn Kommune beherrschenden Einfluss (vgl. Fraport)
  • > Kommune: Art. 28 II GG
  • > Unternehmen: Gewerbefreiheit gem. § 1 GewO, Unionsgrundsrechte
    pro: Art. 106 iVm Art. 345 AEUV
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10
Q

Art. 28 II 2 GG: Schutz der Gemeindeverbände (Landkreise)

A
  • abgeschwächter Schutz: keine Allzuständigkeit und kein Aufgabenerfindungsrecht
    pro: “im Rahmen ihres gesetzlichen Aufgabenbereiches”
  • Eingriff durch Aufgabenentziehung
  • > (-), solange Mindestmaß an übergemeindlich-kommunalen Aufgaben verbleibt
    pro: Gemeindeverband hat keinen originären Aufgabenbereich
  • Eingriff durch Aufgabenübertragung
  • > (-), solange Wesenskern der Selbstverwaltung durch Aufgabenübertragung nicht beeinträchtigt wird
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11
Q

Art. 71 LV: Selbstverwaltungsgarantie, insbesondere Konnexitätsprinzip

A
  • Art. 71 LV gewährleistet im wesentlichen die gleiche Garantie wie Art. 28 II 1 GG -> gemeinsame Zitierung
  • Art. 71 III LV: Konnexitätsprinzip: bei Übertragung neuer Aufgaben muss Kostendeckung geregelt sein
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12
Q

Prüfung: Kommunale Verfassungsbeschwerde vor dem BVerfG

A

A. Zulässigkeit

I. Zuständigkeit gem. Art. 93 I Nr. 4b GG, § 13 Nr. 8a BVerfGG

II. Beschwerdefähigkeit gem. Art. 93 I Nr. 4b GG, § 91 BVerfGG
-> Gemeinden und Gemeindeverbände

III. Beschwerdegegenstand gem. Art. 93 I Nr. 4b GG, § 91 S. 1 BVerfGG

  • Bundesgesetze und Landesgesetze
  • auch RVO - Satzung jedoch nicht (str.)
  • Ausschluss gem. § 91 S. 2 BVerfGG: wenn ein formelles Landesgesetz vorliegt (kommunale NK gem. Art. 76 LV)
  • > bei Landes-RVO kein Ausschluss!

IV. Beschwerdebefugnis, Art. 93 I Nr. 4b GG, § 91 S. 1 BVerfGG

  • Möglichkeit der Verletzung
  • Selbst, unmittelbar und gegenwärtig betroffen
  • > auch vor Erlass eines VA, wenn Gemeinde sich nicht gegen VA wehren kann

V. Rechtswegerschöpfung, § 90 II BVerfGG
- bei Landes-RVO: nach NK gem. §§ 47 I Nr. 2 VwGO, § 4 AGVwGO

VI. Form gem. §§ 23, 92, 93 I 1 BVerfGG

VII. Frist gem. § 93 III BVerfGG

B. Begründetheit*

I. Schutzumfang von Art. 28 II GG

II. Eingriff in kommunales Selbstverwaltungsrecht

III. Rechtfertigung

  1. Beschränkter Prüfungsumfang
  2. Formelle RM
  3. Materielle RM

*s. separate KK

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13
Q

Prüfung: Kommunale Normenkontrolle

A

A. Zulässigkeit

I. Zuständigkeit des Verfassungsgerichtshofes gem. Art. 76 LV, § 8 I Nr. 8, 54 VerfGHG

II. Beschwerdefähigkeit, Art. 76 lV

III. Beschwerdegegenstand, §§ 54, 48 VerfGHG
- Landesrecht, aber nur formelle Gesetze (Art. 76 LV)

IV. Beschwerdebefugnis, Art. 76 LV

  • Möglichkeit der Verletzung
  • Selbst, unmittelbar und gegenwärtig betroffen

V. Form gem. § 15 I VerfGHG

B. Begründetheit

I. Schutzumfang von Art. 71 LV

II. Eingriff in kommunales Selbstverwaltungsrecht

III. Rechtfertigung

  1. Beschränkter Prüfungsumfang
  2. Formelle RM
  3. Materielle RM
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14
Q

Rechtsaufsicht vs. Fachaufsicht

A
  • Rechtsaufsicht: Rechtmäßigkeit des kommunalen Handelns in Selbstverwaltungsangelegenheiten
  • Fachaufsicht: Rechtmäßigkeit und Zweckmäßigkeit des kommunalen Handelns in Auftragsangelegenheiten
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15
Q

Rechtmäßigkeit einer Maßnahme der Kommunalaufsicht (Rechtsaufsicht)

A

I. EGL gem. §§ 120-124 GemO

II. Formelle Rm

  1. Zuständigkeit, § 119 GemO
    - > höhere Aufsichtsbehörden haben kein Selbsteintrittsrecht
  2. Verfahren (allg. Anforderungen)
  3. Form
    - > ungeschriebenes Schriftformerfordernis

III. Materielle Rm

  1. TB

a) §§ 120-122 GemO
- > TB: ggf. vollständige Inzidentprüfung der RM des gemeindlichen Handelns

b) § 123 GemO (Ersatzvornahme)
1. Bestandskräftige oder sofortvollziehbare Maßnahme nach §§ 120-122 GemO
2. Nichtbefolgung trotz Fristablauf
3. Gesetzwidriges Verhalten der Gemeinde (d.h. Rm der Maßnahme unter b) 1.)
pro: Rechtsaufsicht dient allein der Sicherstellung der Gesetzmäßigkeit (§ 118 I GemO), sodass Rechtswidrigkeit erforderlich ist
4. § 20 LVwVG analog: Androhung

  1. Rechtsfolge
    a. Entschließungsermessen

b. Auswahlermessen
- > Verhältnismäßigkeit (insb.: im öffentlichen Interesse geboten?)
- > allgemeine Ermessensdirektive: gemeindefreundliches Verhalten (§ 118 III GemO)

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16
Q

Rechtmäßigkeit einer Maßnahme der Fachaufsicht

A
  • in §§ 118 II, 129 GemO nur rudimentär geregelt
  • idR Fachrecht
  • idR kein VA, da keine Außenwirkung
  • > Kommune als staatliche Behörde
17
Q

Zusammenwirken von Rechtsaufsicht (Kommunalaufsicht) und Fachaufsicht

A
  • unterschiedliche Behörden
  • wenn Fachaufsicht keine Ersatzvornahme vornehmen kann
  • > Kommune handelt rw, wenn sie sich Weisung der Fachaufsicht nicht fügt
  • > Kommunalaufsicht prüft die Rechtmäßigkeit (nicht die Zweckmäßigkeit!) der Weisung der Fachaufsicht -> Maßnahmen ggf mit Ersatzvornahme
  • > Kommunalaufsicht hat dennoch Ermessen
18
Q

RS gegen Fachaufsicht

A
  • idR kein VA (mangels Außenwirkung: Kommune ist Teil des Staates)
  • LK und FK
  • > Ausnahme: wenn Weisung intensiv in Organisations- bzw. Personalhoheit eingreift
  • > Ausnahme (str.): Weisungen ohne EGL bzw. nicht mehr von EGL gedeckt
    pro: geschützte Rechtsstellung der Kommune
    con: im Bereich der übertragenen Aufgaben bestehen keine kommunalen Rechte
    con: Weisung ist entgegen Erfordernis des VA nicht auf Außenwirkung gerichtet
    con: LK und FK auch hier möglich
19
Q

RS gegen Rechtsaufsicht

A
  • § 125 GemO: AK und VK iVm § 42 VwGO
  • VA?
  • > Außenwirkung: Kommune ist in Selbstverwaltungsangelegenheiten eigener Rechtsträger