03409 - 3410 Vertiefungstexte Flashcards

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Q

3410 Vertiefungstexte

Darley, J.M. und Latané, B. (1968). Journal of Personality and Social Psychology, 8, 377-383.

Bystander intervention in emergencies: Diffusion of responsibility.

A

T1: Verantwortungsdiffusion beim Einschreiten in Notfallsituationen

ZENTRALE HYPOTHESE:
Je mehr Personen Zeuge eines Notfalls werden, umso weniger wahrscheinlich ist es, dass einer von ihnen einschrei- tet und umso verzögerter wird das Einschreiten erfolgen.

ART/SETTING:
Laboruntersuchung/ Stichprobe: 72 (59 Frauen, 13 Männer) Cover Story: Diskussion über die persönliche Probleme des Studentendaseins, die, aus Gründen der Wahrung der Anonymität, über die Gegensprechanlage aus jeweils individuellen Kabinen erfolgte. Der Versuchsleiter (VL) war während der Diskussion nicht anwesend. Während ein TN sprach, konnten alle anderen TN mithören, aber selbst nicht sprechen. Die Redezeit betrug jeweils 2 Minuten. Ein angeblicher TN hatte angeblich einen epileptischen Anfall als er sprechen durfte.

UNABHÄNGIGE VARIABLEN: UV1: Gruppengröße (3-fach gestuft): 2er, 3er und 6er Gruppen UV2: Gruppenzusammensetzung in 3er Gruppen (4-fach gestuft): zwei jeweils gleichgeschlechtliche Zeugen, zwei gegengeschlechtliche und bei weiblichen Vpn zweiter Bystander männlich und medizinisch ausgebildet; bei männlicher Vpn war dieser Zeuge weiblich.

ZENTRALE ABHÄNGIGE VARIABLE: Geschwindigkeit des Eingreifens vom Beginn des „Anfalls“ bis zum Verlassen der individuellen Kabine (maximal 6 Minuten Wartezeit). Der VL wartete im Flur.

Kontrollvariablen: Dispositionelle Persönlichkeitsvariablen  Machiavellismus, Anomie, Autoritarismus (nach Christie, 1964)  Soziale Erwünschtheit (nach Crowne und Marlowe, 1964)  Soziale Verantwortlichkeit (nach Daniels und Berkowitz, 1964)  Soziodemografische Daten, u.a. in welcher Gegend die Vpn aufgewachsen sind.

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3410 Vertiefungstexte

T2: Darley, J.M. und Batson, D. (1973). Journal of Personality and Social Psychology, 1, 100-108.

„From Jerusalem to Jericho“.
A study of situational and dispositional variables in helping behavior.

A

T2: Relativer Einfluss situationaler und dispositioneller Variablen

FORSCHUNGSSTAND/ THEORIEN:
Ausgangspunkt war, dass sich die Vorhersagekraft dispositionaler Variablen in vorangegangenen Studien zu Hilfe- verhalten in Notfallsituationen häufig als gering herausgestellt hat. Im Experiment werden sowohl dispositionale (Religiosität) als auch situationale Einflussfaktoren (Zeitdruck, situative Salienz von Normen) untersucht. Das Experiment wurde vom Gleichnis des barmherzigen Samariters inspiriert.
Zur Zeit der Studie war man der Meinung, dass sich Persönlichkeitsmerkmale nicht als Prädiktoren für die Hilfsbereitschaft heranziehen lassen. Man untersuchte soziale Erwünschtheit, Machiavellismus, Autorität und stellte fest, dass diese das Hilfeverhalten in Notfallsituationen nur unzureichend vorhersagen.

  1. HYPOTHESE:
    Menschen mit religiösen oder ethischen Gedanken, die mit einer Notsituation konfrontiert werden, werden nicht mit größerer Wahrscheinlichkeit Hilfe anbieten als Personen, die an etwas anderes denken. (Achtung: Hier wird die Gültigkeit der Nullhypothese getestet!!!)
  2. HYPOTHESE:
    Personen, die in Eile sind, wenn sie auf eine Notsituation treffen, werden mit geringerer Wahrscheinlichkeit helfen als solche, die nicht in Eile sind.
  3. HYPOTHESE:
    Personen, die (a) aus intrinsischen Gründen oder (b) aus Gründen der Sinnsuche religiös sind, werden mit größerer Wahrscheinlichkeit helfen als andere Personen.

ART/SETTING:
Kombination von Feldstudie & Fragebogenstudie / Stichprobe: 40 Theologiestudenten der Uni Princton; 7 weitere Teilnehmer wurden von der Untersuchung ausgeschlossen.

Angebliche Untersuchung zum Zusammenhang religiöser Erziehung und der Berufung zum Priesteramt. Untersu- chung fand angeblich in zwei Gebäuden statt. Die Vpn wurden einzeln untersucht. Notsituation: Auf dem Weg in das andere Gebäude saß ein Konföderierter des VL mit geschlossenen Augen zusam- mengesackt auf dem Boden und täuschte einen Schwächeanfall vor.

Die Persönlichkeitsmerkmale wurden zuvor in einem Fragebogen erhoben.

  1. UNABHÄNGIGE VARIABLE (UV1)
    Inhalt (2-fach gestuft): aufgabenrelevant vs. relevant für Hilfeverhalten (Salienz sozialer Normen); Operationalisie- rung über Textmaterial.
  2. UNABHÄNGIGE VARIABLE (UV2)
    Zeitdruck (3-fach gestuft): hoch, mittel niedrig; Operationalisierung über Instruktionen des VL (zu beachten: Randomisierungsproblem – die Experimentatoren haben einen kleinen Fehler in der Zuteilung der Vpn zu den Untersuchungsgruppen gemacht. Aus Versehen sind in der Gruppe der mittleren Eile mehr Vpn vertre- ten als in den anderen Gruppen.)

PRÄDIKTORVARIABLEN
Art der Religiosität: als Mittel zum Zweck (as means), aus intrinsischen Gründen (as end), aus Gründen der Sinnsu- che (as quest)

ZENTRALE ABHÄNGIGE VARIABLE (AV)
Beurteilung, ob Hilfe angeboten wurde(dichotom ja / nein) und Beurteilung des Hilfeverhaltens auf 7-stufiger Skala (Beurteilung der Hilfereaktion auf der Skala durch den Konföderierten). Achtung: Skalenniveau ist ordinal. Als mögliche Alternativerklärung wurde bei Ankunft im zweiten Gebäude erhoben, ob die Vpn die Situation überhaupt wahrgenommen hatte.

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3410 Vertiefungstexte

T3: Piliavin I.A., Piliavin J. A., Rodin, J. (1975). Journal of Personality and Social Psycholo- gy, 3, 429 - 438.

„Costs, Diffusion, and the Stigmatized Victim“.

A

T3: Verantwortungsdiffusion und die erwarteten Kosten der Hilfeleistung

Es werden die zentralen Ergebnisse einer Felduntersuchung dargestellt, die in New Yorker U-Bahnen durchgeführt wurde. Die Untersuchung diente dazu, zentrale Hypothesen des Modells von Irving und Jane Piliavin zum Helfen in Notfallsituationen zu testen. Es formuliert spezifische Annahmen über das Zusammenspiel und die Kosten-Nutzen- Kalkulationsprozesse als Motivation für Hilfeverhalten.

Grundannahmen:
1. Beobachtung einer Notfallsituation führt zu unangenehmer Erregung (arousal).
2. Je stärker die Erregung ist, desto unangenehmer wird sie erlebt. Der Beobachter ist daher motiviert, die Erregung zu reduzieren (Notfall löst einen Annäherungs-Vermeidungskonflikt aus).
3. Es gibt (a) bestimmte Umstände und (b) bestimmte Persönlichkeitseigenschaften, die dazu führen, dass der
Bystander „nicht-kalkulativ“ auf eine Notsituation reagiert.
4. Andernfalls wird Beobachter kalkulativ die Reaktion wählen, die am schnellsten und wirksamsten seine Erre-
gung reduziert und mit den geringsten Verhaltenskosten verbunden ist (muss nicht zwingend Hilfeverhalten
sein).

Aus diesem Modell werden Vorhersagen zum Auftreten von Verantwortungsdiffusionseffekten abgeleitet und getestet. Die Ergebnisse bestätigen insbesondere den Einfluss der wahrgenommenen Kosten auf die Häufigkeit und die Geschwindigkeit mit der geholfen wird.

Hauptziele
1. Erläuterung eines Modells zur Integration einer Vielzahl von Befunde zum Helfen in Notfallsituationen. 2. Test einer aus dem Modell abgeleiteten Hypothese zum Phänomen der Verantwortungsdiffusion.

Cost-Diffusion Hypothesis

In dem Maße, in dem der Zeuge den Notfall plausibel als eine Situation (re-) interpretieren kann, welche sein persönliches Eingreifen nicht unmit- telbar erfordert, sollte die Tendenz, keine persönliche Verantwortung zu übernehmen, mit dem Ausmaß der wahrgenommen Kosten des Helfens ansteigen. Die Verantwortungsdiffusion sollte bei hohen Kosten direkter Hilfe auftreten, aber nicht bei niedrigen Kosten. Wichtig! Die Kosten sollten sich unabhängig von der Verfügbarkeit einer plausiblen Möglichkeit der Übertragung von Verantwortung auf andere auswirken.

ART/SETTING:
Felduntersuchung/ Stichprobe: Fahrgäste der U-Bahn (48,4% Männer). Insgesamt 166 Durchgänge. Hinweis: Analyseeinheit: Durchgänge!
1. unabhängige Variable (UV1)
Kostenfaktor „negative Emotionen“ (2-fach gestuft): Muttermal (hoch) vs. kein Muttermal (niedrig)
2. unabhängige Variable (UV2)
Kostenfaktor „Zeitverlust“ (2-fach gestuft): nah am Zielbahnhof (hoch) vs. entfernt vom Zielbahnhof (niedrig)
3. unabhängige Variable (UV3)
Möglichkeit Verantwortung abzugeben (2-fach gestuft): „Mediziner“ anwesend (hoch) vs. kein „Mediziner anwe- send“ (niedrig)
Zentrale abhängige Variablen
Zeit bis zum Eingreifen (AV1) und Anzahl der Helfer (AV2). Zu beachten: Messung erfolgte durch zwei Beobachter und alle Konföderierte und Beobachter waren blind gegen- über den unabhängigen Variablen.

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T1: Verantwortungsdiffusion beim Einschreiten in Notfallsituationen

ZENTRALE HYPOTHESE:

ART/SETTING:

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