Zeitreihenanalyse Flashcards

1
Q

Zeitreihe Definition

A

Zeitliche Verläufe eines bestimmten Merkmals (Merkmalsausprägungen);
Zeit als diskrete Variable (Zeitpunkte, zu denen Messung erfolgt);
oft äquidistant (Voraussetzung für zeitreihenanalytische Auswertung)

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2
Q

Was unterscheidet die Datenpunkt der Zeitreihenanalyse von den Datenpunkten anderer inferenzstatistischer Verfahren?

A

Daten einer Zeitreihe weisen eine bestimmte Ordnung auf und sind auch seriell abhängig voneinander.

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3
Q

Was sind Anwendungsbereiche der Zeitreihenanalyse in der Psychologie?

A

Erkennen der Systematik einer Zeitreihe (Gibt es einen Anreiz für das Ableiten einer Schlussfolgerung oder Einsetzen einer Intervention?)

Beurteilung einer Interventionswirkung (Niveau, Trend, Variabilität)

Zusammenfassung der Information (z.B., periodische Schwankungen)

Identifikation der internen Struktur der Zeitreise (z.B., autoregressive Prozesse), um diese zu eliminieren und die Anwendung von anderen statistischen Verfahren zu ermöglichen –> “Prewhitening”

Analyse der gegenseitigen Beeinflussung zweier Zeitreihen (Überprüfen kausaler Ursache-Wirkungs-Richtungen) –> Multivariate ZRA

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4
Q

Was ist die Univariate Zeitreihenanalyse und wofür wird sie angewandt?

A

Entwicklung eines Vorhersagemodells bzgl. der Gesetzmäßigkeit einer Zeitreihe zur Untersuchung der natürlichen (nicht-experimentellen) intra-individuellen Variabilität und Stabilität von Verhalten im zeitlichen Verlauf
–> Überprüfung, ob serielle Abhängigkeit vorlieft
–> falls ja: Elimination serieller Abhängigkeit (“Prewhitening”), um andere Verfahren einsetzen zu können

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5
Q

Was ist die bivariate Zeitreihenanalyse und wofür wird sie angewandt?

A

Interventionsanalyse –> bivariate Zeitreihenanalyse

Entwicklung eines Interventionsmodells zur Untersuchung der Auswirkungen einer Intervention auf das Verhalten
–> Abgleich???

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6
Q

Was ist die multivariate Zeitreihenanalyse und wofür wird sie angewandt?

A

Analyse dynamischer Interaktionen im Zeitverlauf (mehrere Zeitreihen) zur Überprüfung kausaler Hypothesen über die Wirkungsrichtung der Beeinflussung (zeitliche Richtung der Beeinflussung)

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7
Q

Wie unterscheiden sich die Daten einer Zeitreihe von den Daten “herkömmlicher” Messungen?

A

Bei den Daten einer Zeitreihe ist die Abfolge (Ordnung) der Datenpunkte relevant, während bei Daten aus “herkömmlichen” Untersuchungen/Studiendesigns die Reihenfolge der einzelnen Werte belanglos ist.

Die Werte einer Zeitreihe unterliegen meist einer seriellen Abhängigkeit. Diese interne Struktur kann entweder inhaltlich bedeutsam sein oder (oft) wird sie herausgerechnet (“Prewhitening”) um mit der bereinigten Zeitreihe einen statistischen Test (z.B., t-Test) durchzuführen.

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8
Q

Was genau meint serielle Abhängigkeit bei den Daten einer Zeitreihe?

A

Daten, die im Zeitverlauf gewonnen werden, schwanken meist nicht völlig zufällig, sondern aufeinanderfolgende Werte sind sich ähnlicher als zeitlich entfernt liegende Werte.
–> Trägheit oder Gedächtnis des Systems

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9
Q

Die Zeitreihenanalyse (ZRA) als Multiple Regression — Welche Prädiktoren gibt es?

A
  1. Prädiktoren, die auf der Zeit (t) beruhen
  2. Prädiktoren, die sich aus der Zeitreihe selbst ergeben
    - Autoregressive Effekte
    - Moving Average
  3. Eine andere Zeitreihe dient als Prädiktor
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10
Q

ZRA: Was sind Prädiktoren, die auf der Zeit (t) selbst beruhen?

A

Beispiele:
linearer Trend (y = b0 + b1 * t)
Sinusfunktion - periodische Schwankung (y = sin(t))
–> Funktionen über die Zeit, die einen Großteil der Varianz der Zeitreihe beschreiben.

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11
Q

ZRA: Was sind Autoregressive Effekte?

A

Ein autoregressiver Effekt tritt dann auf, wenn vorherige Werte der Zeitreihe den aktuellen Wert beeinflussen.
Die Ordnung des autoregressiven Effekts gibt an, wie viele Werte einen direkten Einfluss haben (2 vorhergehende Werte haben einen direkten Einfluss –> autoregressiver Effekt 2.Ordnung; AR-2).

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12
Q

Wie werden die Autoregressionen verschiedener Ordnungen berechnet?

A

Autoregression k-ter Ordnung: Die um k Werte verschobene Zeitreihe wird als Prädiktor verwendet.
–> Autoregression/Autokorrelation = Korrelation einer Variable und derselben Variablen zu k Messzeitpunkten vorher

Bezeichnung der verschobenen Zeitreihe: Lag-k-Reihe
–> Eine Lag-k-Reihe ordnet als jedem Wert y den Wert vor k Messzeitpunkten zu.

Beispiel: Der Zusammenhang zwischen der Zeitreihe und der Lag-1-Zeitreihe, also die Korrelation zwischen einer Variablen und derselben Variablen zu einem Messzeitpunkt vorher, entspricht der Autokorrelation erster Ordnung.

Die Autokorrelation nimmt mit steigendem k ab,

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13
Q

Was bedeutet es, wenn die k e (1; 16) Autokorrelationen der täglichen Temperaturen sehr hoch und signifikant sind?

A

Die Temperatur ändert sich nicht stark von Tag zu Tag.

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14
Q

Wie unterscheiden sich direkte und indirekte Einflüsse innerhalb der Autoregression?
Welche Einflüsse enthält die Autokorrelation?

A

Indirekt: Der Einfluss eines früheren Zeitpunktes t-2 kommt nur dadurch zustande, dass dieser mit t-1 und t-1 wiederum mit t zusammenhängt (t-1 als “Moderatorvariable”).

Direkt: Über den Einfluss von t-1 hinaus hat t-2 auch noch einen eigenständigen Einfluss auf t.

Die Autokorrelation enthalt den direkten und indirekten Effekt einer Ordnung k>1.

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15
Q

Was wird benötigt um die Ordnung des Autoregressiven Prozesses zu identifizieren (also: Wie viele vorherige Messungen nehmen noch Einfluss auf die jetzige Messung?)

A

Partialautokorrelation für k>1 berechnen:
Partialautokorrelation zu Lag 1 = normaler Autokorrelation
Partialautokorrelation zu Lag 2 = Korrelation von Lag 1 zu Lag 2 und Korrelation von Lag 1 zu Lag 0 wird ausgerechnet –> Die Korrelation der Residuen von Lag 2 und Lag 0 entspricht der Partialautokorrelation zu Lag 2 (2. Ordnung)

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16
Q

Wie sehen die Partialautokorrelationen für k>0 für gewöhnlich aus?

A

Die Partialautokorrelation zu Lag 1 (bzw. die normale Autokorrelation) ist für gewöhnlich recht hoch. Die Partialautokorrelation höherer Ordnung (k>1) fallen meist um einiges kleiner aus und rutschen schnell unter das Signifikanzniveau.

Meist bewertet man den Einfluss einer vorherigen Messung auf die jetzige Messung anhand des Signifikanzniveaus. Jedoch dürfen quantitative Unterschiede des Einflusses auch über dem Signifikanzniveau nicht vernachlässigt werden.

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17
Q

Was bezeichnet man als Zufallsschock in der Zeitreihenanalyse?
Was ist “White Noise”?

A

Zufallsschock (at) = Zufallskomponente, die die Ausprägung der Zufallsvariablen beeinflusst
(enthält keine Systematik, im Gegensatz zur Zufallsvariablen y)

Entspricht dem “Fehler” in herkömmlichen Regressionsmodellen

White noise: besteht nur aus Zufallsschocks, die nur zum jeweiligen Zeitpunkt wirken (also keine serielle Abhängigkeit (keine autoregressiven Effekte) und keinen Effekt der Zeit

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18
Q

Was bezeichnet man als den Moving-Average-Prozess?

A

Moving Average: Der Effekt vorheriger Fehler (at-k) auf den jetzigen Messwert.
Bei k vorherigen Fehlern mit direktem Einfluss auf den aktuellen Messwert, lieft ein Moving Average k-ter Ordnung vor (MA-k).

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19
Q

Was bedeutet MA-2?

A

MA-2 bezeichnet den Moving Average Prozess zweiter Ordnung und gibt den Einfluss des Fehlers der Messung vor zwei Zeitpunkten auf den jetzigen Messwert an (nur direkter Einfluss von at-2, ohne indirekten Einfluss über at-1).

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20
Q

Wie kann eine andere Zeitreihe als Prädiktor einer Zeitreihe dienen?

A

Die Werte einer anderen Zeitreihe X mit Messungen zu denselben Zeitpunkten (z.B., eine Intervention, kodiert mit 0,1) hab eine zeitgleiche oder zeitverschobene Wirkung auf die Werte der Zeitreihe Y.

–> yt kann also von xt und/oder von xt-1 beeinflusst werden

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21
Q

Welche Funktionen hat die Autokorrelationsfunktion?

A

Anhand der Autokorrelationsfunktion lassen sich auch systematische Zeit-Effekte wie beispielsweise periodische Schwankungen beurteilen.

Beispiel – Temperatur an einem Ort, der nicht am Äquator liegt:
Starke negative Korrelation nach 6 Monaten (wenn es jetzt warm ist, wird es dann kalt sein) und starke positive Korrelation nach 12 Monaten (in einem Jahr wird die Temperatur ähnlich sein).

22
Q

Voraussetzungen für die Anwendung der Zeitreihenanalyse

A
  • Ausreichende Anzahl an Datenpunkten
  • Äquidistante Zeitmessung
  • Intervallskalierte abhängige Variable
  • Stationarität (kann im Verlauf der Datenanalyse hergestellt werden)
23
Q

Was bedeutet Mittelwertsstationarität?

A

Mittelwertsstationarität = Erwartungswert des Mittelwerts ist unabhängig vom Zeitpunkt

–> nicht gegeben, wenn ein Trend vorliegt (linear, Polynom höherer Ordnung, periodische Systematik)

24
Q

Was bedeutet Varianzstationarität?

A

Varianzstationarität = Erwartungswert der Varianz ist unabhängig vom Zeitpunkt (Varianz bleibt über die Zeit etwa gleich)

25
Q

Was ist die Definition des White-Noise-Prozesses und was ist seine Funktion?

A

White-Noise-Prozess = Zufallsprozess der reinsten Form (stochastischer Prozess): Der Wert zu jedem Zeitpunkt ist unabhängig von den Werten anderer Zeitpunkte, der Zeit selbst oder anderer Variablen.
–> Zu jedem Zeitpunkt ist die Ausprägung der Variablen nur vom Zufall abhängig.
–> Für jeden Zeitabschnitt ist die Verteilung der Zufallsvariablen gleich; ebenso die Erwartungswerte und die Varianz (Stationarität gegeben).

Funktion: Modell, mit dem systematische Zeitreihen verglichen werden –> Bleibt tatsächlich white noise übrig, wenn bestimmte Systematiken entfernt wurden?

26
Q

Was bedeutet “Prewhitening/Vorwäsche” in der ZRA?

A

Beim Prewhitening wird die serielle Abhängigkeit aus der Zeitreihe entfernt, indem Trends, AR-Prozesse, MA-Prozesse eliminiert werden.
–> Residuen sind frei von serieller Abhängigkeit und können mit anderen statistischen Verfahren bearbeitet werden (–> Unabhängigkeit der Fehler).

27
Q

Was ist ein stochastischer Prozess?

A

Stochastischer Prozess = zeitliche Abfolge von Zufallsvariablen und liefert das theoretische Modell für die empirische Zeitreihe

In der Statistik wird von einer Stichprobe auf die Parameter einer Population geschlossen; in der Zeitreihenanalyse wird von er empirischen Zeitreihe auf den zugrunde liegenden stochastischen Prozess geschlossen.
–> Wir wollen also herausfinden, welches Modell zu der Zeitreihe passt.
–> Die Zeitreihenanalyse versucht herauszufinden, welcher stochastische Prozess die vorliegende Zeitreihe erzeugt haben kann (z.B., anhand des ARIMA-Modells).

Der stochastische Prozess ist eine Folge von Zufallsvariablen, die ein System haben kann oder auch nicht.

28
Q

Aus was setzte sich die Ausprägung der Zufallsvariablen (y) zusammen?

A
  • aktueller Zufallsschock
  • Effekte der Zeit
  • Prädiktoren, die sich aus der Zeitreihe selbst ergeben: Einfluss früherer Zustande (AK) und Einfluss früherer Zufallsschocks (MA)
  • Einfluss anderer Variablen (andere Zeitreihe)
29
Q

Was sind die Ziele der Zeitreihenanalyse?
Was bedeutet die “interne Struktur” einer Zeitreihe?

A
  • Zerlegen der in den Daten enthaltenen Information in verschiedene Bestandteile bzw. Finden eines Modells, dass die Daten möglichst gut beschreibt
  • Unterscheiden zwischen interner Struktur (Trend, Autoregression, MA) und dem Zusammenhang mit einer anderen Variable
    –> Welcher der beiden Bestandteile erklärt welche Varianz der Zeitreihe?
  • Auch wenn die interne Struktur an sich bedeutsam sein kann, ist die Elimination von (Teilen) der internen Struktur oftmals nur die Vorbereitung für weitere Analyseschritte.
  • Das Modell des Einflusses der internen Struktur und der Zusammenhang der Zeitreihe mit einer anderen Variable (z.B., Interventionswirkung) sollte nach Möglichkeit auch mit psychologischen Inhalten gefüllt werden.
30
Q

Was ist das ARIMA-Modell und wie wird es geschrieben?

A

Geht zurück auf Box & Jenkins (1970er)

Zerlegt die Daten-Struktur in die Anteile:
AR = Autoregressive
I = Integration (Trend)
MA = Moving Average

Ziele:
- Durch das Identifizieren der 3 Bestandteile, wird der der Zeitreihe zugrundeliegende stochastische Prozess modelliert.
- Die 3 Bestandteile werden aus der Zeitreihe eliminiert (Fehlerunabhängigkeit), um dann weitere statistische Analysen vorzunehmen.

Schreibweise: ARIMA (p, d, q)
p – Ordnung des autoregressiven Prozesses
d – Anzahl der Differenzierungen, die nötig sind, um Stationarität zu erreichen
q – Ordnung des Moving-Average Prozesses

Das ARIMA (p, d, q)(P, D, Q) berücksichtigt auch noch periodische Prozesse in Autoregression, Trend und Moving Average).

31
Q

Wie funktioniert die Integration = Trendbereinigung (I) im ARIMA-Modell?

A

Stationarität wird dadurch erreicht, dass Differenzen zwischen aufeinanderfolgenden Werten gebildet werden (ggf. mehrfach).

d = Anzahl der Differenzen, die benötigt werden, um Stationarität zu erreichen –> Ordnung der Trendbereinigung
— d = 1 weist auf linearen Trend hin
— d = 2 weist auf quadratischen Trend hin

d ist eine wesentliche Eigenschaft der Zeitreihe (sollte sich gemerkt werden, auch nach Entfernung)

Die Trendbereinigung ist der erste Schritt der Zeitreihenanalyse.

Warum nicht einfach die Zeit zur Prädiktorvariable machen?
–> Durch die Differenzenbildung werden auch Kombinationen von negativen und positiven linearen Trends eliminiert. Dies geht nicht, wenn man Zeit zur Prädiktorvariable der Regression macht.

32
Q

Wie wird der Autoregressive Anteil (Ordnung von AR) im ARIMA-Modell identifiziert?

A

Einen AR-Prozess der Ordnung p erkennt man daran, dass die ACF (Autokorrelationsfunktion) rasch abschwingt und die PACF (Partialautokorrelationsfunktion) abrupt nach p Lags abbricht.

Achtung! In den (Partial-)Autokorrelationsfunktion ist üblicherweise auch die Autokorrelation zum Lag 0 eingezeichnet. –> Beim Zählen die 0 mitnehmen

Es gibt verschiedene Statistiken, die einen Anhaltspunkt geben, ob eine (Partial-)Korrelation als Null zu bewerten ist: Signifikanzgrenzen, Konfidenzintervalle, Standardfehler, Box-Ljung-Statistik.

33
Q

Wie ist die Regressionsgleichung der AR-Komponente für verschiedene Ordnungen definiert?

A

Autoregressiver Effekt erster Ordnung:
AR(1): zt = Phi1*zt-1 + at

Phi1 = Regressionskoeffizient für die Autogression erster Ordnung
zt-1 = Ausprägung des Merkmals zum vorherigen Zeitpunkt
at = aktueller Zufallsschock

Autoregressiver Effekt zweiter Ordnung:
AR(2): zt = Phi1zt-1 + Phi2zt-2 + at

Autoregressiver Effekt p-ter Ordnung:
AR(p): zt = Phi1zt-1 + Phi2zt-2 + … + Phip*zt-p + at

34
Q

Wie verhält sich üblicherweise der Regressionskoeffizient Phi für den AR-Anteil mit steigendem p (p=Ordnung des AR)?
Was bedeutet dies inhaltlich?

A

Der Regressionskoeffizient Phi nimmt typischerweise mit steigendem p ab.
Dies bedeutet, dass der Einfluss der vorherigen Werte auf den aktuellen Wert abnimmt, je weiter diese Werte in der Zeit/Reihenfolge zurückliegen.

35
Q

Wie lautet die Regressionsgleichung für Moving Average Prozesse unterschiedlicher Ordnung (q) innerhalb des ARIMA-Modells?

A

MA(q): zt = at - Theta1at-1 - Theta2at-2 - … - Thetaq+at-q

Theta = Rgressiongskoeffizient (Gewichtungskoeffizient für MA-Anteile); sinkt typischerweise mit steigendem q

Das negative Vorzeichen des MA-Terms innerhalb der Gleichung hat formale Gründe.

36
Q

Waran lässt sich die Ordnung es Moving-Average-Prozesses erkennen?

A

Bei einem MA-q-Prozess bricht die ACF (Autokorrelationsfunktion) nach q lags ab, während die PACF (Partialautokorrelationsfunktion) ausschwingt.

–> Aufpassen auf Eintragung des 0. Lags!

37
Q

Inhaltliche Bedeutung der MA-Prozesse: Was ist ein Zufallsschock? Was bedeutet ein Zufallsschock q-ter Ordnung? Verdeutliche das Prinzip am Beispiel der Stimmung.

A

Zufallsschock = Zufallseinflüsse; im Zeitreihenmodell alles, was sich nicht vorhersagen lässt (also nicht: Trend, AR und MA, Prädiktor)

Ein MA-Prozess q-ter Ordnung bedeutet, dass der Zufallsschock zum Zeitpunkt t-1, t-2, …, t-q die Ausprägung des Merkmals zum jetzigen Zeitpunkt t beeinflusst. Das System hat ein “Gedächtnis” für frühere Zufallsschocks.

Beispiel Stimmung: Die aktuelle Stimmung wird vom vorherigen Zufallseinflüssen (at-1, at-q), also Ereignissen die in der Zeit zwischen t-q und t-1, beeinflusst, sowie von Zufallseinflüssen zum aktuellen Zeitpunkt (at), also von Ereignissen, die zum aktuellen Messzeitpunkt passieren.

38
Q

Wie lautet die Formel des ARMA(p,q)-Modells (AR-Effekt p-ter Ordnung & MA-Effekt q-ter Ordnung)?

A

ARMA(p,q): zt = Phi1zt-1 + … + Phipz-p + at - Theta1zt-1 - … - Thetaqzt-q

39
Q

Identifikationshilfen für ARMA-Modelle (Tabelle) – Trend, White Noise, AR, MA, gemischt anhand von ACF, PACF

A

Trend: ACF sink nicht rasch ab

White Noise: ACF & PACF: Null für alle Lags

AR:
ACF: >0 für alle Lags; rascher exponentieller Abfall (positive Korr.) bzw. gedämpfte Sinusschwingung (negative Korr.)
PACF: ungleich null für die ersten p Lags; null für alle Lags k>p

MA:
ACF: ungleich null für die ersten q Lags; null für alle Lags k>q
PACF: >0 für alle Lags; rascher exponentieller Abfall (positive Korr.) bzw. gedämpfte Sinusschwingung (negative Korr.)

Misch-Prozess (AR+MA):
ACF & PACF: gedämpfte exponentielle/Sinusschwingung für alle Lags k>p-q

(null = nicht sig.)

40
Q

Welche Regel gilt bei der Identifikation von ARMA-Modellen?

A

Sparsamkeitsprinzip: So viel Varianzaufklärung wie möglich mit so vielen Parametern wie nötig.

Modelgütekriterien existieren (wie z.B., AIC)

41
Q

Wie identifiziert man saisonale/periodische Anteile im ARIMA-Modell?
Was macht man damit?

A

Entsprechendes periodisches Muster in ACF und PACF.

Nachdem die Varianz durch ein “einfaches” ARIMA(p,d,q)-Modell erklärt wurde, sollten die Residuen white noise sein (ohne Muster), solange man davon ausgeht, dass die Zeitreihe keine saisonale/periodischen Anteile enthält:

Falls saisonale Anteile identifiziert wurden, müssen diese in einem ARIMA (p,d,q) (P,D,Q) Modell berücksichtigt werden.
(P,D,Q) enthält hierbei die saisonalen Anteile aufgeschlüsselt nach Trend, AR und MA-Komponente.

42
Q

Ablauf der Zeitreihenanalyse nach dem ARIMA-Modell (5 Schritte)

A
  1. Trendbereinigung
  2. Identifikation der Ordnung von AR- und MA-Prozessen
  3. Schätzung der Modellparameter (d.h. Bestimmung der jeweiligen Gewichte für Phi und Theta nach dem Kriterium der kleinsten Quadrate bzw. dem Maximum Likelihood Verfahren
  4. Berechnung der Modellgütekennwerte (ACI) und der Residuen –> white noise?
  5. Ggf. anderes Modell oder Vergleich mehrerer Modelle
43
Q

Was kommt nach dem ARIMA-Modell?

A

Die geschätzten Parameter Phi und Theta können meist nicht sinnvoll interpretiert werden.

Das Modell bzw. die Residuen dienen als Ausgangspunkt für:
- Vorhersage
- Überprüfung der Interventionswirkung –> Interventionsanalyse
- Analyse des Zusammenhangs mit einer/mehreren weiteren Variablen (multivariate Modelle)

44
Q

Was passiert bei der Interventionsanalyse? (Ausgangspunkt: ARIMA-Modell)

A

Entwicklung des ARIMA-Modells
–> Passt das Modell auch für die Interventionsphase oder hat sich dort etwas verändert?

Intervention wird binär kodiert (0=baseline; 1=Intervention)
–> nacheinander oder gleichzeitig wird der ARIMA-Prozess und die Interventionszeitreihe als Prädiktoren in das Modell aufgenommen

Frage: Kann die Interventionszeitreihe zusätzliche Varianz erklären?

45
Q

Welche Interventionseffekte gibt es und warum sind sie bei der Interventionsanalyse wichtig?

A

Abrupte Niveauänderung - Intervention löst eine sofortige Wirkung aus

Verzögerte Niveauänderung - Intervention löst eine allmählich einsetzende Wirkung aus

Temporäre Niveauänderung - Es tritt eine abrupte Änderung ein, die kontinuierlich abnimmt und auf das Ausgangsniveau zurückgeht

Abrupte Richtungsänderung - Es tritt eine sofort einsetzende Richtungsänderung (Trendänderung) auf.

Verzögerte Richtungsänderung - Die Intervention löst eine allmählich einsetzende Trendänderung aus.

Abrupte Variabilitätsänderung - Die Intervention löst eine allmählich einsetzende, oszillierende Änderung aus.

Kompensatorische Änderung - Es tritt eine Veränderung in einer Richtung ein, die durch einen entgegengesetzten Trend ausgeglichen wird.

Je genauer die erwartete Wirkung im Voraus spezifiziert werden kann, umso präzisere Tests einer Interventionshypothese sind möglich.

46
Q

Was ist eine Transferfunktion und wofür ist sie hilfreich?

A

Die Wirkung der Intervention wird durch eine Transferfunktion, die die erwartete Wirkung der Intervention beschreibt, im Modell abgebildet.
–> Es wird also in der Transferfunktion spezifiziert, wie eine Input-Zeitreihe eine Output-Zeitreihe beeinflusst.
–> Transferfunktion = “Filter”, mit dem die 0/1 kodierte Intervention als Inputvariable auf den Output wirkt

Bei eine einfachen Intervention in Form eines “Stufeninput” können unterschiedliche “Wirkungen” der Intervention auf das Verhalten modelliert werden, z.B., eine direkte, verzögerte oder temporäre Wirkung.

47
Q

Was ist ein Transferfunktionsmodell (multivariate Zeitreihenanalyse)?

A

Bei einem Transferfunktionsmodell wird eine weitere metrische Variable (nicht kategorial 0/1, wie Intervention) hinzugefügt und als Prädiktor der analysierten Zeitreihe verwendet.

Wirkungen der Prädiktorzeitreihe:
- gleichzeitige & verzögerte Wirkungen
- Kreuzkorrelationen (CCF = Kreuzkorrelationsfunktion) werden über verschiedene Lags berechnet

48
Q

Welche Funktion erfüllen die Kreuzkorrelation (CCF) im Transferfunktionsmodell?

A

Aus der Struktur der Kreuzkorrelationen lassen sich Rückschlüsse auf kausale Wirkmechanismen ziehen:
(1) Korr. mit positiven Lags (vergangene Zeitpunkte der Prädiktorreihe)
(2) Korr. mit negativen Lags (zukünftige Zeitpunkte der Prädiktorreihe)

Wenn (1) < (2), dann beeinflusst die analysierte Zeitreihe die Prädiktorreihe.

Wenn (2) < (1), dann beeinflusst die Prädiktorreihe die analysierte Zeitreihe.

49
Q

Was sollte vor der Berechnung der Kreuzkorrelationen durchgeführt werden?

A

Vor dem Aufstellen eines Transferfunktionsmodells sollten die ARIMA-Anteile aus den Zeitreihen entfernt werden. Dann kann man sie miteinander in Beziehung setzen.

50
Q

Was sind die 3 Einsatzgebiete der Zeitreihenanalyse?

A

Univariate Zeitreihenanalyse:
- Entwicklung eines Vorhersagemodells (Gesetzmäßigkeit) einer Zeitreihe –> Untersuchung der natürlichen (nicht-experimentellen) intra-individuellen Variabilität und Stabilität von Verhalten im zeitlichen Verlauf
- Überprüfung serieller Abhängigkeit –> ggf. Prewhitening

Bivariate Zeitreihenanalyse – Interventionsanalyse:
- Entwicklung eines Interventionsmodells zur Untersuchung der Auswirkungen einer Intervention auf das Verhalten (Auswirkung eines binären Prädiktors (Intervention 0/1) auf den Verlauf einer Merkmalsausprägung (Beziehung zwischen zwei Zeitreihen ohne ARIMA-Anteile))

Multivariate Zeitreihenanalyse – Transferfunktionsanalyse:
- Analyse dynamischer Interaktionen im Zeitverlauf zur Überprüfung kausaler Hypothesen über Wirkungsrichtung der Beeinflussung –> kausale Einflussnahme kann nur in eine zeitliche Richtung bestehen (Auswirkung eines metrischen Prädiktors auf den Verlauf einer Merkmalsausprägung (Beziehung zwischen zwei Zeitreihen ohne ARIMA-Anteile))