Wissenschaftstheorie / Erkenntnislehre Flashcards
Was ist Wissenschaft?
„Die Gedankengebilde der Wissenschaft sind ein hinterweltliches Reich von künstlichen Abstraktionen, die mit ihren dürren Händen Blut und Saft des wirklichen Lebens einzufangen trachten, ohne es je zu erhaschen“
[Max Weber, Wissenschaft als Beruf, 10. Auflage, Duncker und Humblot, 1996.]
Wissenschaft will praktisches Handeln an den wissenschaftlichen Erfahrungen orientieren
- Wissen durch Forschung erweitern / erlangen (d.h. Phänomene erklären)
- und durch Weitergabe (Lehre) verbreiten
- Erkenntnissen werden durch die Verwendung von Methoden erreicht [„Methoden des Denkens, das Handwerkszeug und die Schulung dazu“]
- um Klarheit über bestehende Zusammenhänge festzustellen [wenn man X erreichen möchte, muss man das/die Mittel Y anwenden]
Der Forschungskreislauf
Fragestellung: Welches Problem soll bearbeitet/ gelöst werden?
Stand der Forschung: Auf welchem Erkenntnisstand baut die Arbeit auf? Was wissen wir bereits?
Wissenslücke: Welches Wissen fehlt? Was bringt der Beitrag Neues?
Methode: Wie sieht der Lösungsweg aus, um zu neuen Erkenntnissen zu gelangen?
Ergebnisse: Welches Material ist dabei entstanden?
Diskussion: Wie sind die Ergebnisse im Lichte der Forschung zu interpretieren?
Ausblick: Wie soll es mit der Forschung
weitergehen? Welche neuen Probleme tun sich auf?
Fragestellung: Welches Problem soll bearbeitet/ gelöst werden?
Wissenschaftliche Erkenntnislehre
Im Unterschied zu Alltagswissen:
- systematisches Schaffen von Wissen
- methodisch abgesichert
- theoretisch fundiert
- unpersönlich (Privatoffenbarungen „ich denke/glaube, dass …“ sind nicht wissenschaftlich)
- Transparenz über das Vorgehen
Streben nach Erkenntnissen
- Wahrheit herausbekommen
- Beschaffenheit von Zusammenhängen
- Sicherheit über die Erkenntnis
Was ist Wahrheit / Erkenntnis?
1) Aristotelles: möglichst viele Personen stimmen mit einer Meinung oder Annahme überein
2) Aquin/Kant/Hegel: Wahrheit muss bewiesen werden und von der Allgemeinheit akzeptiert werden (Übereinstimmung zwischen Wissen und dem Seienden)
3) Marx: Unterscheidung zwischen absoluten (grundsätzlicher) und relativer Wahrheit (Verfeinerung der absoluten Wahrheit); eine „ewige“ Wahrheit gibt es nicht.
4) Individualismus: Weder Wahrheit, noch Unwahrheit ist beweisbar; es gibt nur eine an Sicherheit grenzende Wahrscheinlichkeit
5) Pragmatismus: Ein Gedanke ist wahr, wenn die Behauptung mit der Realität übereinstimmt (Evidenz).
Wissenschaftstheorie
Wissenschaftstheorie ist keine Faktenwissenschaft; sondern eine Metadisziplin, die die Fragen und Grundlagen wissenschaftlichen Denkens und Handelns analysiert
- Was ist Wissen; was ist Erkenntnis?
- Was ist überhaupt eine „korrekte“ / „wissenschaftliche“ Erklärung?
- Wie sieht eine „korrekte“ / „wissenschaftliche“ Erklärung im Idealfall aus?
- Wie sollte man vorgehen, um Theorien (fachübergreifend) aufzubauen oder zu überprüfen?
Was ist „wissenschaftliche Vorgehensweise“?
Erlangung von Erkenntnis: Deduktion und Induktion
Das „deduktiv-nomologisches Erklärungsmodell“
Erklärung eines Phänomens durch Ableitung (Deduktion) der das Phänomen beschreibenden Aussage aus Anfangsbedingungen
Ablauf Deduktion
- Prämisse 1 (hypothetisch / axiomatisch für wahr gehalten / gesetzt)
und
- Prämisse 2 (hypothetisch / axiomatisch für wahr gehalten / gesetzt) und
-…
Konklusion
Das „empirisch-induktive“ Erklärungsmodell
Ableitung der Erklärung für ein Phänomens durch Schlussfolgerungen aus Beobachtungen
Ablauf Induktion
- Beobachtung
- Mustererkennung (Feststellen von Regelmäßigkeiten in Beobachtungen, z.B. gleiche Merkmale über mehrere Beobachtungen)
- Kategorisierung und Begriffsbildung (Zusammenfassen der Muster in den beobachteten Objekten in einer Aussage)
- Projektion (Übertragung der Zusammenhänge auf nicht beobachtete Objekte)
Deduktion vs. Induktion
Deduktion:
- Alle Studierenden des B.Sc. BWL der Universität Hamburg müssen sich
an der Universität Hamburg immatrikulieren.
- Peter K. ist Studierender des B.Sc. BWL an der Universität Hamburg
Peter K. ist an der Universität Hamburg immatrikuliert (Problem der Deduktion: Prämissen müssen wahr sein / bewiesen sein)
Induktion:
- Peter K. ist Studierender des B.Sc. BWL an der Universität Hamburg
- Peter K. ist an der Universität Hamburg immatrikuliert.
Alle Studierende des B.Sc. BWL der Universität Hamburg haben sich an der Universität Hamburg immatrikuliert
(Problem der Induktion: ist kein zwingender Schluss)
Induktion: Erkenntnis durch abstrahierenden Schluss / Verallgemeinerung aus beobachteten Phänomenen (vom Besonderen auf das Allgemeine)
Theorie (allgemein) ⏩️ Deduktion ↪️ Empirie (speziell) ⏩️ Induktion ↪️ Theorie (allgemein)
Deduktion: Erkenntnis durch Schluss aus gegebenen Voraussetzungen / auf einen spezielleren Fall (vom Allgemeinen auf das Besondere)
Problem der „zureichenden“ Begründung
Mögliche Lösungen das Problem der „zureichenden“ Begründung
Offenbarungsmodell
intellektuelle Intuition / Intellektualismus
Kritik an der Deduktion: Problem der „zureichenden“ Begründung
Wissenschaftliche Erkenntnisse bedingen „wahre Prämissen“, also der Begründung (am besten einer „absoluten“ Begründung)
- D.h., es muss eine Feststellbarkeit von Wahrheit / Entscheidbarkeit über „Wahrheit“ möglich sein
- bedingt „zureichenden“ Grund / (Be-)gründung
führt zu der Problematik, dass Prämissen ebenfalls begründet sein
müssen:
- infiniter Regress (immer weiter zurück gehende, unendliche Beweiskette; ist praktisch nicht durchführbar)
- logischer Zirkel (Rückgriff auf ebenfalls zu begründende Aussagen, die im Kreis voneinander abhängen)
- Abbruch des Verfahrens an einem bestimmten Punkt (d.h., willkürliche Abkehr vom Prinzip der zureichenden Begründung)
Mögliche Lösungen das Problem der „zureichenden“ Begründung
Rechtfertigungstheorien
Rekurs auf ein Dogma, eine vermeintliche „Wahrheit“, eine Überzeugung (Resignationslösung), begründet durch
- Offenbarung
- intellektuelle Intuition
- Erfahrung
(D.h., Induktion als Antwort auf die Schwäche der Deduktion bzw.
[vermeintlich] „stärkeres“ Instrument)
Offenbarungsmodell
mögliche Lösung für das Problem der „zureichenden“ Begründung:
Wahrheit ist offenbar und wird bei der Suche nach Erkenntnissen entdeckt werden (sobald sie zu sehen ist, kann sie von der Falschheit unterschieden werden)
Dies kann unter Umständen eine vorherige Entschleierung bedingen:
- Erkenntnis der Wahrheit ist von selbst verständlich, während Irrtum einer Erklärung
bedarf (Ideologietheorie des Irrtums)
Löst das Problem der zureichenden Begründung, da eine als Offenbarung identifizierte Erkenntnis den Ausgangspunkt für eine Begründung legen kann
- wobei beim Auftauchen von Zweifeln am Offenbarungscharakter der Erkenntnis / der Frage nach adäquaten Kriterien der Begründungsregress wieder einsetzt
- Bedingt autoritäres Rechtfertigungsschema [man kann auch von einer Verschiebung des Begründungsproblems in die Frage der Identifikation und Interpretation einer Offenbarung (was gilt als Offenbarung; wer darf Offenbarungen feststellen)]
- Extreme Variante: Deutungsmonopol, Gehorsamkeitsanspruch, Glaubenspflicht und Verfolgung Andersgläubiger
neuzeitliche Philosophie hat sich von dem „theologischen“ Modell (Deutung gegebener und mit Autorität ausgestatteter Aussagen) insofern gelöst, als dass das Modell naturalisiert (Offenbarung der Natur durch Vernunft und Sinne) oder demokratisiert wurde.
intellektuelle Intuition / Intellektualismus
mögliche Lösung für das Problem der „zureichenden“ Begründung:
Idee der Souveränität der Vernunft, der intellektuellen Intuition und des Primat des theoretischen Wissens (intellektuelle Intuition)
„über jeden Zweifel erhabenes Begreifen eines reinen und aufmerksamen Geistes“ [Descartes] ~ Freiheit von Vorurteilen
Fällen von wahren und begründeten Urteilen bei der Deduktion
Ableitung von Wissen aus Wissen (Annahme der Existenz allgemeinen Wahrheiten / der
intuitiven Erfassung von Gegebenheiten)
baut ebenfalls
- auf dem Autoritätsprinzip auf: Autorität des Intellekts
- der Vorstellung eines unmittelbaren Zugangs zur Wahrheit
- Abbruch des Begründungsverfahren durch Rekurs auf Überzeugungen
Überschätzt Spekulation (beinhaltet per-se keine Erfahrungskontrolle)
Schwierigkeiten bei der Annahme umwälzender Theorien / verwurzelter
Denkgewohnheiten (Bsp. Einsteins Relativitätstheorie)
Erfahrung, also Induktion als Lösung / Empirismus
Idee: Souveränität der Beobachtung, der Sinneswahrnehmung und dem Primat der Tatsachen
Ausschließlich Wahrnehmung (unmittelbare Erfassbarkeit von Tatsachen) ermöglicht Zugang zur Realität und damit zur Wahrheit [~ Freiheit von Vorurteilen]
Verwendung von Induktion, d.h. aufbauend auf dem Ergebnissen von Beobachtungen erfolgende schrittweise Verallgemeinerung
baut ebenfalls
- auf dem Autoritätsprinzip auf: Autorität der Sinne
- der Vorstellung eines unmittelbaren Zugangs zur Wahrheit
- Abbruch des Begründungsverfahren durch Rekurs auf Überzeugungen
Begründung der Induktion
Begründung der Induktion
Induktion: Erkenntnis durch abstrahierender Schluss / Verallgemeinerung beobachteter Phänomenen (Gewinnung allgemeiner Erkenntnisse aus speziellen)
- John Stuart Mill „die Induktion […] diejenige Verstandesoperation, durch welche wir schließen, daß dasjenige, was für einen besonderen Fall oder besondere Fälle wahr ist, auch in allen Fällen wahr sein wird, welche jenem in irgend einer nachweisbaren Beziehung ähnlich sind“
Reichenbach und andere entwickelten Modelle/Theorien des induktiven Schließens
- Begründung der Induktion baut u.a. darauf auf, dass ja das Problem des
zureichenden Grundes nicht zu lösen ist,
- D.h., die Deduktion ist deswegen abzulehnen und alles beruht letztendlich auf Empfindungen / Eindrücken / Wahrnehmungen beruhe
Kritik der Induktion
Kritik der Induktion
Kritiker der Induktion:
- David Hume: Erfahrungserweiterung ist durch Induktion nicht möglich; alles was (mit
gegebenen Messinstrumenten) nicht beobachtbar ist, kann nicht erkannt werden
- bzw. kann keine Logik Gehalt unfehlbar „vermehren“
* David Hume & Karl Popper: Beweis durch Induktion ist nicht möglich (von einer endlichen Anzahl von Beobachtungen kann nicht auf die Unendlichkeit geschlossen werden)
* David Hume: sonst wäre der Wahrheitsgehalt von Aussagen (Vermutungswissen) aufgrund von Beobachtungen von Wahnsinnigem und Wissenschaftlers nicht zu unterscheiden
Induktion
- unterschätzt die Spekulation; ermöglicht nur Aussagen auf Basis des Beobachtbaren, jedoch keine Voraussage unbekannter Tatsachen bzw. die Infragestellung der Beobachtungen
- Zudem ist Wahrnehmung häufig von den gegebenen Theorien (unterbewusst) geprägt und geleitet (herrschende Beobachtungsbereitschaft und –gewohnheiten begünstigen theoriekonforme Beobachtungsresultate)
- Empirie ist damit eher Mittel zur Kritik und damit zur Kontrolle theoretischer Konzeptionen als via Induktionsbeweis deren Basis
Probabilismus / Reichenbach: Induktion und Begründung
Probabilismus / Reichenbach: Induktion und Begründung
Reichenbach bringt Erkenntnis in Verbindung mit dem Wahrscheinlichkeitsbegriff
- Rückzug auf die Ansicht, dass Theorien zwar unbeweisbar sind
- Theorien besitzen jedoch verschiedene Grade an Wahrscheinlichkeit in Bezug auf empirische Evidenz
- Somit verlangte „Redlichkeit“ nur noch „hochwahrscheinliche“ Theorien hervorzubringen
demnach sind Aussagen immer nur mit einer bestimmten Wahrscheinlichkeit wahr
dies gilt auch für Beobachtungen, bei denen es zu Fehlbeobachtungen (z.B. durch Halluzination, usw. ) kommen kann
Erkenntnis ist damit als eine (mathematische) Folge von Beobachtungen / Versuchen zu sehen, die irgendwann zu „wahr“ oder „falsch“ konvergiert
- Erkenntnis wird somit nur bei endlichen Folgen geschaffen
- bei unendlichen Folgen entsteht keine Erkenntnis
- bis zur Schaffung von Wissen/Erkenntnis, d.h. bis zum konvergieren der Folge von Beobachtungen schlägt Reichenbach, pragmatisch, die „Setzung“ vor
Reichenbach nennt Induktion / Vorgehen alternativlos um das Problem der unzureichenden Begründung zu lösen
Idee der Verifikation von Theorien (logischer Empirismus)
Idee der Verifikation von Theorien (logischer Empirismus)
Wiener Kreis (1922-1936); Schlick, Carnap, Neurath, Hahn, Frank u.a.: logischer Empirismus
- Sinnkriterium / Verifikationsprinzip
* Ideal der „wahrscheinlichen“ Wahrheit anstelle der „bewiesenen“
Wahrheit
* Ein Aussage ist nur dann sinnvoll, wenn es möglich ist, sie mit endlich vielen Beobachtungen zu verifizieren (z.B. „es sind X Personen in diesem Raum“)
- Induktive Logik:
* Aufbau einer formalen Logik um Theorien einen Bestätigungsgrad
aufgrund von Beobachtungen zuzuweisen (relative Häufigkeit)
* Wahrheit einer Theorie hängt demnach von deren Wahrscheinlichkeitsgrad ab
Kritik von Popper: Beobachtungen sind wegen des Beobachtungsumfelds und / oder spezieller Versuchsanordnungen nie eine (math.) Folge von Ereignissen sondern individuell
Kritischer Rationalismus
Kritischer Rationalismus (Karl Popper 1902-1994)
Abgrenzungs- statt Sinnkriterium
- Unterschied kann nicht „Beweisbarkeit“ sein (lehnt Induktion ab), es sei denn Beweis
eher im Sinne eines Belegs
- sondern „Falsifizierbarkeit“ (als Ausweg für die Unmöglichkeit der Bestätigung von Erkenntnis durch Induktion) um eine (möglicherweise wahre) Theorie einer anderen (mit Sicherheit falschen) Theorie vorzuziehen („Auslese“ / Selektion im Sinne Darwins)
- bei Akzeptanz einer einzelnen Widerlegung einer Theorie muss die Theorie verworfen werden („ein Gegenbeispiel kann ein Gesetz widerlegen“)
„gute“ / „wissenschaftliche“ Theorien sind
- überprüfbar (sagen also das Nichteintreten bestimmter Ereignisse voraus), also
widerlegbar
- Überprüfung von Theorien erfolgt im Versuch diese zu falsifizieren (bestätigende Versuche sind in dem Sinne „missglückte“ Widerlegungen, d.h. haben nur bewährenden Charakter)
- Falsifizierbarkeit bedingt „echte“ Auseinandersetzung mit einer Theorie; ernsthafter, gezielter Widerlegungsversuch im Vergleich zu konkurrierenden Theorien (z.B. Kepler vs. Newton, Newton vs. Einstein)
- „kritischer Rationalismus“: Bereitschaft offen mit Kritik umzugehen / auch die eigenen Theorien wissenschaftlich zu überprüfen (keine ad hoc Immunisierungsversuche)
Kritischer Rationalismus
Hieraus folgt für die Wissenschaft: eine immer wieder kehrende Folge des Versuchs der Formulierung von Theorien und der Fehlerbehebung
in der Hoffnung, dass die „Wahrheit“ irgendwann dabei ist
ein pragmatisches Problem der ergibt sich für die Praxis:
- Wenn alles potentiell unsicher ist, auf welche Theorie dann für das praktische verlassen?
* kein „verlassen“ möglich, da keine Theorie als wahr erwiesen - Welche Theorie ist aus rationalem Standpunkt zu bevorzugen?
* die „zuverlässigste“, d.h. „bestgeprüfte“ , Theorie ist als Grundlage des Handelns zu bevorzugen
Rückblick sei hierzu auf die Eingangs vorgestellte Definition für „Wissenschaft“ verwiesen:
„Die Gedankengebilde der Wissenschaft sind ein hinterweltliches Reich von künstlichen Abstraktionen, die mit ihren dürren Händen Blut und Saft des wirklichen Lebens einzufangen trachten, ohne es je zu erhaschen“
[Max Weber, Wissenschaft als Beruf, 10. Auflage, Duncker und Humblot, 1996.]
Grundmodell der (empirischen) Forschung
in Folien Seite 25, 01 folie
Duhemsches Problem / Basissatzproblem
Duhemsches Problem, ein Beispiel:
Es liegt die folgende Theorie zur Ziehfestigkeit eines Bindfadens vor:
Hypothese 1: „Wenn ein Faden mit einem Gewicht belastet wird, das seine Ziehfestigkeit übersteigt, dann reißt der Faden.“
Stellen Sie sich nun ein Experiment vor, mit dem ein bestimmter Faden (ausgelegt für 1⁄2 kg) mit einem Gewicht (1 kg) belastet wird. Hierzu werden die folgenden Hilfshypothesen aufgestellt:
Hypothese 2: „Das für die Ziehfestigkeit dieses Fadens charakteristische Gewicht ist 1⁄2 kg“
Hypothese 3: „Das Eisengewicht, das diesen Faden belastet hat, war 1 kg“
Aus dem Experiment resultiert die Beobachtung, dass der Faden nicht reißt.
Beobachtungssatz O: „Der in Raum-Zeit-Position P gehängte Faden wurde mit einem Eisengewicht von 1kg belastet und er riss nicht.“
Duhemsches Problem, ein Beispiel:
Mögliche Implikationen aus dem Beobachtungssatz O:
Hypothese 1 wird verworfen / verändert bzw. weiterentwickelt; z.B. wird aus „durch ein Gewicht belastet“ zu „von einer Kraft gezogen“ und wir vermuten, dass ein Magnet die Krafteinwirkung des Gewichts verringert hat.
Hypothese 2 wird verworfen / verändert bzw. weiterentwickelt; z.B. könnte man anfügen, dass die Ziehfestigkeit von der Feuchtigkeit des Fadens abhängt und, da er feucht war, 1kg betrug
Hypothese 3 wird verworfen; z.B. hatte das Eisengewicht in Wirklichkeit nur 0,5 kg und die Waage war nicht zuverlässig
Beobachtungssatz O wird verworfen; z.B. weil der Faden in Wirklichkeit riss und der Beobachter (auch schon bei anderen Experimenten) nicht zuverlässig gearbeitet hat bzw. als merkwürdige Person bekannt ist
Operationalisierung
Operationalisierung
Ablaufschema für eine empirische Operationalisierung theoretischer Begriffe
Konzept/Begriff ↓ Definition und Konzeptspezifikation
Dimensionen↓ Festlegung der Indikatoren
Indikatoren ↓ Konstruktion Messinstrumente
Messinstrumente ↓ Messen
empirische Realität/ Sachverhalt