Forschungsinstrumente Flashcards
Quantitativ empirische vs. qualitativ empirische Forschung
Quantitativ empirische vs. qualitativ empirische Forschung
Quantitative empirische Forschung: Numerische Verarbeitung und Darstellung empirischer Sachverhalte
- Eine möglichst große Anzahl von Personen wird anhand von standardisierten Methoden befragt oder beobachtet
- Beispiel: es werden den Probanden Fragebögen vorgelegt, auf denen sie auf einer Skala von 1-5 oder 1-7 antworten müssen.
Qualitative empirische Forschung: verbale und nichtnumerische Daten werden interpretativ verarbeitet
- Es werden meist offene Fragen gestellt und die Befragten können weitgehend frei antworten oder erzählen
- Beispiel: teilnehmende Beobachtung, leitfadengestützte Interviews
Grundmodell der quantitativ empirischen Forschung
S03 Folie 2b Teil 2
Operationalisierung
Operationalisierung
Ablaufschema, wie theoretische Begriffe empirisch zu messen sind
Konzept/Begriff ↓ Definition und Konzeptspezifikation
Dimensionen ↓ Festlegung der Indikatoren
I
ndikatoren ↓ Konstruktion Messinstrumente
Messinstrumente ↓ Messen
empirische Realität/ Sachverhalt
Beispiel: Operationalisierung der Forschungsproduktivität von Wissenschaftlern
S5 Folie 2b teil2
Wahl des Forschungsdesigns
Wahl des Forschungsdesigns
Wahl des Forschungsdesign ist für die Aussagekraft der Ergebnisse einer Studie entscheidend; in vielen Disziplinen sogar das wichtigste Kriterium z.B. Medizin
Design kann in unterschiedlichem Maße für die Beurteilung von Hypothesen geeignet sein
Grundsätzliche Unterscheidung zwischen Beobachtungs- und Interventionsstudien:
- Beobachtungsstudie: Keine Intervention, kein Einsatz von experimentellen
Kontrolltechniken
- Interventionsstudie: konkrete Intervention (entweder selbstinduziert oder extern), Einsatz von experimentellen Kontrolltechniken
Experimentalstudien sind in der Regel Interventionsstudien
Störfaktoren bei Forschungsdesigns – interne Validität
Störfaktoren bei Forschungsdesigns – externe Validität
Störfaktoren bei Forschungsdesigns – interne Validität
Zwischenzeitliches Geschehen: neben der Intervention passieren noch andere Interventionen, die die abhängige Variable beeinflussen z.B. Gesetzesänderungen
Reifungsprozesse der Probanden während der Studie: eine Interventionsstudie kann Jahre dauern und die Probanden entwickeln sich weiter z.B. Studium
Messeffekte: Probanden können Rechenaufgabe beim zweiten Mal besser rechnen als im ersten Durchgang
Hilfsmittel d.h. Veränderung des Messinstruments: durch wechselnde Versuchsleiter und der Eigenschaften können Effekt bei Probanden ausgelöst werden
Verzerrte Auswahlen und Ausfälle: Interventions- und Kontrollgruppen sind sehr unterschiedlich durch Auswahl oder durch Ausfall von Probanden
Je mehr dieser Störfaktoren gegeben sind und je schwerwiegender, desto geringer die interne Validität
Störfaktoren bei Forschungsdesigns – externe Validität
Reaktivität oder reaktive Effekte: Versuchspersonen verhalten sich anders als im Alltag
Reaktive Effekte der experimentellen Situation: Setting weicht gravierend von Alltag ab
Je mehr dieser Störfaktoren gegeben sind und je schwerwiegender desto eingeschränkter ist die externe (äußere) Validität d.h. Generalisierbarkeit
Experimente
Laborexperiment vs. Feldexperiment
Experimente
Ziel: möglichst sichere Prüfung ‘kausaler’ Einflüsse, die zwischen Stimulus und Zielgröße vermutet werden.
ein Experiment unter Laborbedingungen wie etwa eine quantitative Beobachtung/ mit drei zentralen Merkmalen:
- Zufällige Aufteilung (Randomisierung) der Untersuchungspersonen in (mindestens) zwei Gruppen
- Kontrolliertes Setzen eines Stimulus in (mindestens) einer der Gruppen, der sog. Experimental oder Interventionsgruppe
- Messung der Zielgröße (des Merkmals, das durch den Stimulus verändert werden soll) in den Gruppen u.U. vor, auf jeden Fall aber nach (angenommener) Wirkung des Stimulus
Randomisierung soll bewirken, dass etwaige Unterschiede zwischen den Gruppen in der Zielgröße wirklich auf den Stimulus und nicht auf andere denkbare Einflüsse zurückgeführt werden können.
Anwendung vor allem in Psychologie, Medizin, zunehmend auch in VWL + BWL
Laborexperiment vs. Feldexperiment
Laborexperiment
- Elimination bzw. Konstanthaltung von Störfaktoren durch Versuchsleiter möglich Interne Validität hoch
- Reaktivität auf Laborsituationen durch unnatürliche Situation
Externe Validität u.U. gering d.h. Generalisierbarkeit ist eingeschränkt
Feldexperiment
- Störeffekte können kaum kontrolliert werden, ohne Eingriffe in die
Alltagsgewohnheiten
Geringe interne Validität
- Versuchspersonen bleiben in ihrer Alltagsumgebung und reagieren in ihrer natürlich Umgebung
Reaktivitätseffekte minimiert d.h. hohe Praxisrelevanz bzw. Generalisierbarkeit und damit hohe externe Validität
Generelle Probleme von Experimenten
Generelle Probleme von Experimenten
Erwartungshaltung der Versuchspersonen; mögliche Lösung: Doppelblind-Design mit Placebos z.B. klinische Studien: Arzt und Patient wissen nicht, welches Arzneimittel eingenommen wird (nur Versuchsleiter weiß)
Laborexperimente in Sozialwissenschaften nutzen häufig Studenten als Versuchspersonen: Bias, da überdurchschnittliches Bildungsniveau etc.
Versuchspersonen springen oft ab -> durch Reduktion der Stichprobengröße stimmen Gruppengrößen nicht mehr überein
Ethische Probleme z.B. Bahnbrechendes Arzneimittel zur Krebstherapie kommt auf den Markt, aber Randomisierung mit Kontrollgruppe erfordert, dass eine Gruppe von kranken Patienten dieses Arzneimittel nicht erhält
Datentypen
Datentypen
Individualdaten (Mikro-) vs. Aggregatdaten (Makro-)
Querschnitt-, Trend-, Längsschnittdaten (Paneldaten, Verlaufsdaten)
- Trenddaten: nur Veränderungen auf Aggregatebene z.B. Erhöhung der Konkursquote
- Paneldaten: auch individuelle Veränderungen z.B. Entwicklung des Konkursrisikos einzelner Betriebe im Zeitablauf
- Verlaufsdaten: vollständer Verlauf einer Variable ohne Lücken (noch mehr Informationen als Paneldaten z.B. Vollerhebung aller existierenden Betriebe in Handelsregister seit 1945
Längsschnittdaten für Kausalanalyse besonders nützlich
Zeitreihendaten: Paneldaten mit kleinem Stichprobenumfang
Untersuchungsformen
Untersuchungsformen
Einzelfallstudie: Untersuchung einer Untersuchungseinheit
- In Bezug auf diese Untersuchungseinheit, tiefgehendere Analysen möglich
- Z.B. Untersuchung einer konkreten Organisation
- Keine Generalisierung auf anderen Einheiten möglich
Primärdatenanalyse: Verwendung von Daten, die spezifisch für den Zweck der Studie erhoben wurden
- Beispiele: Befragung von Personen zur Werbewirkung eines best. Produktes, klinische Studien
- Vorteile: Variablen und Skalierung können spezifisch ex-ante definiert werden, Störgrößen können gut kontrolliert werden (vor allem bei Randomisierung – dann hohe interne Validität)
- Nachteile: teuer, eher kleine Stichproben, Generalisierbarkeit häufig fraglich (häufig geringe externe Validität)
Untersuchungsformen
Sekundärdatenanalyse: Verwendung bereits erhobener Daten, die häufig nicht für Forschungszwecke erhoben wurden
- Beispiele: Datenarchive in Behörden, Krankenkassendaten
- Vorteile: Kosten- und Zeitersparnis, häufig große Stichproben, häufig hohe
Praxisrelevanz und Generalisierbarkeit (hohe externe Validität)
- Nachteile: Störgrößen schwer kontrollierbar (teilweise geringe interne Validität)
Häufig auftretende Probleme in der empirischen Forschung
Häufig auftretende Probleme in der empirischen Forschung
- Sensibilität bei Planung, Durchführung und Interpretation empirischer Forschung
- Forschungsethik
- Persönlichkeitsschutz, Datenschutz
- Kontrolle, u.a. durch Scientific Community
- Dokumentation und Transparenz
- Trennung „Bericht und Kommentar“ 7. Methodenkompetenz
Quantitative Forschung nach Fächern
Quantitative Forschung nach Fächern
Betriebswirtschaftslehre
- Organisationsforschung (z.B. Verhalten von Individuen in Organisationen)
- Marktforschung (z.B. Wahrnehmung von Marken)
Volkswirtschaftslehre
- Arbeitsmarkt- und Sozialökonomik (z.B. Gründe für Arbeitslosigkeit)
- Wirtschaftsstatistik (z.B. Betriebsgründungen und Konkurse)
Soziologie
- Einkommensungleichheiten
- Soziale Mobilität
- Geburt, Heirat, Scheidung (Demographie)
Quantitative Forschung nach Fächern
aber auch z.B.
- Politikwissenschaften (Wahlforschung),
- Kommunikationswissenschaft (Mediennutzung),
- Recht (Anklagen nach Bevölkerungsschichten),
- Geschichte (Inhaltsanalyse von Texten),
- Psychologie (Verhaltensforschung),
- Erziehungswissenschaft (Evaluation Unterrichtsmethoden),
- Geographie (Stadtentwicklung),
- Ethnologie (z.B. Fertilität).
Vorteile quantitativer Methoden
Kritik an quantitativen Methoden
Vorteile quantitativer Methoden
Standardisierung möglich
Objektive Messung
Formales Verfahren zum Testen von Hypothesen
Große Fallzahlen/große Stichproben möglich
Anspruch auf „Repräsentativität“
Kritik an quantitativen Methoden
Teilweise fehlende Praxisrelevanz
Erzeugung scheinbarer Objektivität
Vernachlässigung der Subjektivität der untersuchten Subjekte
Bestimmte Fragestellungen können quantitativ nur schwer untersucht werden, insbesondere wenn Sachverhalt unklar oder wenig strukturiert
Fehlende Tiefe
Grundprinzipien qualitativer Forschung
Grundprinzipien qualitativer Forschung
In der qualitativen Forschung werden verbale und nichtnumerische Daten interpretativ verarbeitet (in der quantitativen Forschung werden Messwerte statistisch analysiert)
Zur Entwicklung von Hypothesen geeignet
Flexibles Vorgehen
Der Deutungsprozess erfolgt als Interaktion zwischen Forscher und Gegenstand
Die Konstruktion sozialer Wirklichkeiten erfolgt durch Kommunikation
Forschungsprozess in der qualitativen Herangehensweise
und
Methodenüberblick
S22 & 23 Folie 2b teil2
Beispiel für besonders häufig genutzte Methode: Leitfaden-Interviews
Beispiel für besonders häufig genutzte Methode: Leitfaden-Interviews
Typen
- halb-standardisiertes Interview: ausgearbeiteter aber dem Kontext flexibel
anpassbarer Fragenkatalog
- fokussiertes Interview: Interview über fokussiertes Objekt z.B. Foto oder Film
- problemzentriertes Interview: Thematisierung gesellschaftlich relevanter Probleme
- Experten-Interview: offene oder teilstandardisierte Befragungen von Experten
zu beachten:
- Kosten: Zeit, Interviewerschulung, Transkription (i.d.R. von Tonbandaufzeichnungen)
- Anonymität, Datenschutz, Vertraulichkeit
- Bereitschaft der Interviewpartner
- Kommunikation als gemeinsames Verständnis
- Steuerungsfreiheit des Interviewers (Vollständigkeit, Vergleichbarkeit)
- Interviewer als Stimulus