Was ist Politikwissenschaft? Flashcards
Inwiefern ist die Politikwissenschaft sowohl eine alte als auch eine neue wissenschaftliche Disziplin?
- Es gab lange schon ein wissenschaftliches Nachdenken über Politik, so wurde in den griechischen Stadtstaaten der Antike (also bereits im 4. Jhd. v. Chr.) bereits systematisch über Politik nachgedacht, selbiges gilt für die Vertragstheorien im 16./17. Jhd., welche auf wissenschaftlicher Basis staatliche Ordnung ohne theologische Bezüge begründeten,
- jedoch wurde die Politikwissenschaft als eigenständiges universitäres Fach erst während der Demokratisierungsprozesse im 19./ 20. Jhd. etabliert.
- Inwiefern ist die politische Philosophie der Antike heute noch bedeutsam?
• Die politische Philosophie der Antike, insbesondere Platon mit dem Modell der Politeia und Aristoteles und dessen Tugendlehre legten die Grundbausteine des politischen Denkens (in Europa).
- Wie beeinflussten die bürgerlichen Revolutionen Ende des 18. Jhd. das politische Denken?
• Die bürgerlichen Revolutionen des 18. Jahrhunderts (die Französische Revolution und die Unabhängigkeitserklärung der USA) schufen einen neuen Demokratiegedanken, dem Grundlegende Menschenrechte, die Verleihung gleicher Rechte jedes Staatsbürgers (nach der damaligen Definition des Bürgers) und die Legitimation der politischen Ordnung über den Gemeinwillen (volonté général) zugrunde lag, (?)
- Wann und in welchem historisch-politischen Kontext wurde in Deutschland das erste politikwissenschaftliche Institut gegründet?
• 1920 wurde in Berlin die Hochschule für Politik gegründet, welche liberal- demokratisch geprägt war und zur wissenschaftlichen Begleitung der neu entstandenen Weimarer Demokratie dienen sollte
- Vor welchem Hintergrund wurde Politikwissenschaft in den 1950er Jahren in Westdeutschland als universitäres Studienfach etabliert?
• Zur Sicherung und politischen Hilfe der Neuentstandenen Demokratie (?)
- Welche drei politikwissenschaftlichen Theorieansätze der Nachkriegszeit werden in politikwissenschaftlichen Lehrbüchern genannt (, und wie unterscheiden sich diese Ansätze?–> einzele Karteikarten zu j.w. Theorie )
- Normativ-ontologisch (liberal bis konservativ)
- Historisch-dialektisch (‚links‘)
- Empirisch-analytisch(aktueller Mainstream; ‚liberal‘)
Was macht den Normativ-ontologischen Politikbegriff aus?
ist liberal bis konservativ
o Erkenntnis des ‚Wesens’ von Politik bzw. der Tiefenschichten der politischen Wirklichkeit und der darin begründeten Normen
o Praxisbezug: Orientierungswissen für die Gestaltung einer ‚guten’ politischen Ordnung;
o Methode: hermeneutisch-sinnverstehendeAuslegung klassischer Texte
o Größte Bedeutung in der Nachkriegszeit (1950er/frühe 60er Jahre):
–>normative Rechtfertigung des demokratischen Verfassungsstaates; Kritik am Verfall politischen Denkens durch Positivismus und totalitäre Regime des 20. Jhd. (Faschismus, Stalinismus)
Was macht den historisch-dialektischen Politikbegriff aus?
eher links
o Fokus auf gesellschaftliche Totalität: ganzzeitliche Betrachtung der Wechselwirkungen zwischen Politik und Gesellschaft, Suche nach grundlegenden Wirkungszusammenhängen; Geschichte als dialektischer Prozess/ als Geschichte als Geschichte von Klassenkämpfen
o Forderung nach Parteilichkeitvon Wissenschaft
o Praxisbezug: Gesellschaftsveränderung mit dem Ziel der Emanzipation
o Methode: hermeneutische Auslegung klassischer Texte (Marxismus, Kritische Theorie) + empirische Forschung
o Größte Bedeutung: Mitte der 1960er/70er Jahre; nach 1989 Delegitimierungdurch den Zusammenbruch des Realsozialismus
Was macht den empirisch-analytischen Politikbegriff aus?
o Wissenschaft soll empirisch und logisch richtige Aussagen generieren; dies geschieht durch Falsifizierung theoriegeleiteter Hypothesen und Kritik der scientificcommunity
o Postulat der Werturteilsfreiheit
o Methoden: empirische, v.a. quantitative Sozialforschung
- Welchem dieser 3 Theorieansätze ist Wolfgang Abendroth zuzuordnen, und warum?
• Abendroth vertritt die Historisch-dialektische Perspektive (‚links‘)
• Er sieht „Demokratie als Institution und Aufgabe“ (1954):
o Verteidigung der Demokratiegegen die Indienstnahme durch wirtschaftliche/bürokratische Eliten ist nur möglich durch Gewährung sozialer Rechte und Demokratisierung der Gesellschaft
• Außerdem sieht Abendroth Politikwissenschaft als politische Soziologie:
o „Als politisch soll dabei nicht nur Staat und öffentliche Gewalt und das auf sie unmittelbar bezogene Verhalten, sondern jede gesellschaftliche Aktivität gelten, die die Struktur der Gesellschaft(und also die Machtverteilung der sozialen Gruppen in der Gesellschaft) sei es verändern, sei es durch Machtgebrauch stabilisieren will.“ (Abendroth 1968: 9f.)