VL 11 - Gruppen Flashcards
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Was ist – im sozialpsychologischen Verständnis – eine „Gruppe“?
Gruppe = mehrere Personen, die sich als zusammengehörig wahrnehmen, z.B.
weil sie
* miteinander interagieren
* ein gemeinsames Schicksal teilen
* anderweitig interdependent sind (z.B. geteilte Bedürfnisse, gemeinsames
Ziel)
* derselben relevanten sozialen Kategorie angehören (z.B. Geschlecht,
Nationalität, ethnische Zugehörigkeit)
* -> Was ist „relevant“? -> personen- und kontextabhängig (s.u.)
Was macht eine Gruppe zur Gruppe (typische / haupt Merkmale)?
Entscheidend: Entitativität
= ist das Ausmaß, indem eine Gruppe von Personen (oder eine soziale Kategorie)
als eine miteinander verbundene, kohärente Einheit (= Entität) wahrgenommen
wird: (= wie sehr eine Gruppe als Gruppe gesehen wird)
* viel Interaktion, hohe Bedeutsamkeit, gemeinsame Ziele, gemeinsame
Ergebnisse, Ähnlichkeit und Dauerhaftigkeit
* wenig Durchlässigkeit und geringe Größe
Nenne weitere Merkmale die eine Gruppe zu einer Gruppe machen?
- Interaktion
- Bedeutsamkeit
- Gemeinsame Ziele
- Gemeinsame Handlungsergebnisse
- Ähnlichkeit
- Dauerhaftigkeit
Welche Arten von Gruppen kennen Sie?
4 Arten von Gruppen (nach Lickel et al., 2000):
* Gruppen mit Intimität (z.B. Familie, Freundeskreis) -> Bedürfnis nach
Verbundenheit, zwischenmenschlicher Nähe…
* Aufgabenbezogene Gruppen (z.B. Arbeitsgruppe, Sportteam) -> Bedürfnis
nach Zielerreichung, Erfolgserleben
* Soziale Kategorien (z.B. Geschlechtergruppe, ethnische Gruppe,
Berufsgruppe) -> Bedürfnis nach Identität
* Lockere Verbindung (z.B. Publikum im Kino; Wartende an Bushaltestelle
Warum schließen wir uns Gruppen an? Welche Funktionen haben
Gruppen und welche Erklärungsansätze kennen Sie hierzu?
Erklärungsansätze
* Evolutionspsychologie: Gruppenbildung erhöht Überlebenschancen ➜
Zugehörigkeitsbedürfnis
* Austauschtheorie: Gruppe ermöglicht Bedürfnisbefriedigung ➜ Güter
teilen; Kosten-Nutzen-Abwägungen
* Theorie des sozialen Vergleichs: Gruppe erleichtert Reduktion von
Unsicherheit ➜ eigene Einschätzungen überprüfen
* Soziale Identitätstheorie: Gruppen erlauben Selbstde\nition ➜ Bedürfnis
nach positiver Selbstsicht
-> Meiste Forschung zu aufgabenbezogenen Gruppen (z.B. Gruppenleistung)
& sozialen Kategorien (als Basis z.B. für soziale Identität oder Vorurteile)
Was versteht man unter Gruppensozialisation? - Was unter
= Prozess durch den eine Gruppe die Anpassung neuer Mitglieder an bestehende
Gruppennormen und -praktiken erreicht.
5 Stadien (nach Moreland & Levine, 1982) je nach Festlegung auf/ Bindung an die
Gruppe
Nenne die 5 Stadien der Gruppensozialisation!
- Erkundung
- Sozialisation –> Rollenübergang: Eintritt
- Aufrechterhaltung –> Rollenübergang: Akzeptanz
- Resozialisierung –> Rollübergang: Divergenz
- Erinnerung –> Rollenübergang Austritt
Beschreibe die Erkundungsphase der Gruppensozialisation detailiert!
a. Gruppen suchen nach geeigneten neuen Mitgliedern
(aufgabenbezogene Gruppen: Kompetenz; Gruppen mit Intimität:
Passung)
b. Potenzielle Mitglieder nach Gruppen, die Bedürfnisbefriedigung
versprechen
c. Eintritt: häu\g Initiationsriten und -zeremonien
c.i. Funktionen: symbolisch; Lernen; Loyalität (Hogg & Vaughan,
2008)
c.ii. Aber: Oft unangenehm – warum?
c.iii. Dissonanztheorie: Unangenehme Rituale können die
Sympathie für die Gruppe verstärken
c.iv. die „Neuen“ freunden sich an
c.v. die Rituale schrecken Unmotivierte ab
c.vi. Statushierarchien, Gruppenkonformität und Abhängigkeit
werden verstärkt
Beschreibe die Sozialisationsphase der Gruppensozialisation detailiert!
a. Assimilation: Erlernen von Gruppennormen, Aneignung von
Fähigkeiten, eigene Rolle in der Gruppe
b. Aber auch Einduss neuer Mitglieder auf Gruppe möglich
c. Akzeptanz als Vollmitglied
c.i. Keine besondere Aufmerksamkeit mehr
Beschreibe die Aufrechterhaltunsphase der Gruppensozialisation detailiert!
a. Hohe Festlegung auf die Gruppe
b. Rollenaushandlung: welches Mitglied ist wofür zuständig?
c. Erfolgreich, wenn Bedürfnisse der Mitglieder und der Gruppe erfüllt
d. Wenn Rollenaushandlung nicht erfolgreich: Divergenz
Beschreibe die Resozialisierungsphase der Gruppensozialisation detailiert!
Nenne desweiteren Austrittsgründe und Dynamiken!
a. Gruppe übt Druck auf Gruppenmitglied aus -> Anpassung (oder
Austritt)
b. Mit „Abweichlern“ wird (zunächst) besonders viel geredet
Austritt:
* Aufgrund von Divergenz/ gescheiterter Resozialisierung
* …oder normativ (z.B. Gruppen für bestimmte Lebensphasen)
* Einseitiger (ungewollter) Ausschluss ist sehr belastend und schmerzhaft
(vgl. „Ostracism“)
Beschreibe die Erinnerungsphase der Gruppensozialisationdetailiert!
a. Verbitterung vs. Nostalgie
Welche Phasen des Gruppenlebens gibt es nach Tuckman (1965)?
- „Forming“: Formierungsphase – Kennenlernen; Unsicherheit
- „Storming“: Kondiktphase – Gruppenstruktur bildet sich (z.B.
Führungsrolle) -Meinungsverschiedenheiten häu\g - „Norming“: Normierungsphase – Einigung über Gruppenziele und -normen
- „Performing“: Arbeits- und Ausführungsphase
- „Adjourning“: Beendigungsphase
Was bedeuted heuristisch?
einfache Denkstrategie; Urteile fällen auf Basis begrenzten Wissens
Welches Grundannahmen sind für das Verständinis der Tuckman Gruppenbildungsphasen relevant?
aufgabenbezogenes vs. sozioemotionales Verhalten im Vordergrund (je
nach Phase)
v.a. relevant für Gruppen mit direkter Interaktion
Phasen eher heuristisch zu verstehen
Anhand welcher Strukturmerkmale kann man Gruppen beschreiben?
Gruppennormen
* Deskriptiv & präskriptiv
* Erleichtern Interaktion
* Ausdruck sozialen Eindusses in Gruppen: normativen (Abweichung wird
sanktioniert) und informational (sozial geteilte Realität à s.u)
Kohäsion
* = Zusammenhalt in der Gruppe, bindet Mitglieder an Gruppe
* Aufgabenbezogene vs. interpersonelle Kohäsion
Status und Rollen
* Formelle und informelle Rollen
* Einduss von Persönlichkeitseigenschaften einzelner Gruppenmitglieder
* Theorie der Erwartungszustände:
o Statusmerkmale, die Mitglieder mitbringen, können di?us (Alter,
Geschlecht) und spezi\sch (Erfahrung, Expertise) sein
o …und prägen über selbsterfüllende Prophezeiungen
Statusbeziehungen in neu formierter Gruppe
o (sofern sie nicht explizit widerlegt werden)