Traumatologie Notaufnahme Flashcards
Wie klassifiziert man Verbrennungen?
1. Grad
- Schmerz, Rötung, Schwellung
- Oberste Epidermis
- Restitutio ad integrum
- Bsp. Sonnenbrand
2. Grad (2a)
- Schmerz, Rötung, Blasen
- Epidermis und oberer Anteil der Dermis
- Hautanhangsgebilde intakt
- Keine Narbenbildung
2. Grad (2b)
- Kaum Schmerzen, Rötung, Blasen
- Tiefe Schichten der Dermis mitbetroffen
- Abheilung mit Narben
3. Grad
- Keine Schmerzen (Verlust der Oberflächensensibilität)
- Nekrose
- Schwarze, weiße oder graue lederartige Haut
- Epidermis und Dermis (= Cutis) und Subcutis verbrannt
- Spontanheilung nicht möglich
4. Grad Verkohlung
- Tiefer liegende Schichten mitbetroffen (z.B. Muskeln, Fett, Faszien, Knochen)
Wie bestimmt man das Ausmaß von Verbrennungen?
Mit der Neunerregel nach Wallace
oder der
Handflächenregel
- Die Handfläche des Patienten beträgt 1% seiner Körperoberfläche
- Genauere Oberflächenbestimmung des Verbrennungsareals als mithilfe der Neunerregel
Wo liegt die letale Grenze bei Verbrennungen?
Die letale Grenze bei Verbrennungen liegt
- bei Erwachsenen ab ca. 50–70%,
- bei Kindern ab ca. 60–80%
der Körperoberfläche.
Zur Ausbildung einer Verbrennungskrankheit und eines Schocks reichen bei Erwachsenen jedoch bereits >15%, beim Kind >10% der Körperoberfläche!
Wie werden Verbrennungen erstversorgt?
Ab wann ist eine Intubation indiziert?
Ab wann ist die Verlegung in ein Verbrennungszentrum indiziert?
AKUT
-
Lokal:
- Entfernung von verbrannter Kleidung
- Kühlung mit kaltem Wasser (15-20°C, nicht bei großflächigen Verbrennungen > 30% aufgrund der Hypothermie-Gefahr –> Hypothermie verschlechtert die Prognose bei Verbrennungsopfern!)
- steriles Abdecken der Verbrennungen mit metallbeschichteten Verbänden
-
Systemisch:
- Sicherung der Vitalfunktionen, evt. Intubation (frühe Indikation!), O2 ggf. über Atemmaske insbesondere bei Inhalationstrauma
- mehrere großlumige venöse Zugänge
- Volumensubstitution
- Analgesie
- Intubation: indiziert ab Verbrennung von 30-40% der Körperoberfläche
TRANSPORT
- Transport in ein Verbrennungszentrum indiziert bei
- Verbrennung 2. Grades > 20%
- Verbrennung 3. Grades > 10 %
- Kleinkinder auch bei geringeren Verbrennungen
- Inhalationstrauma
- Verbrennung spezieller Körperteile (Hände, Füße, Gesicht, Genitale)
KLINIK
Allgemeinmaßnahmen
- ZVK-Anlage
- ggf. Intubation
- Flüssigkeitssubstitution (Kristalloide) nach der Parkland-Formel nach Baxter (je 24 h): 4 ml Ringerlactat-Lösung pro Prozent verbrannter Körperoberfläche x kg Körpergewicht
- Beispiel: 10% verbrannte KÖF bei 80 kg schwerem Patienten =
- 4 ml x 10 x 80 kg = 3.200 ml/24 h
- Tetanusprophylaxe
Lokal
- Débridement
- Abtragen nekrotischer Anteile und Eröffnung von Brandblasen
- Tiefe Wunden:
- OP-Indikation!
- Nekrosektomie mit Defektdeckung
- Escharotomie bei zirkulären Verbrennungen
- Bei V.a. Kompartmentsyndrom zusätzlich Fasziotomie
- Ruhigstellung von Extremitäten
Wie klassifiziert man Hypothermien?
Fallstricke?
Klassifikation:
- anhand der Körperkerntemperatur
32-35 °C: Stadium I
Phase der “Frier-Reaktion” mit
- Zittern, bläulich-blasser Haut
- Hyperventilation
- Tachykardie
- Metabolische Azidose
- Hyperglykämie
28-32 °C: Stadium II
Phase der Erregungs-Abnahme mit
- Somnolenz
- Muskelstarre, kein Kältezittern mehr
- Bradykardie
- Hypoglykämie
24-28 °C: Stadium III
Phase der Lähmung mit
- Sopor bis Koma
- Hypotension, schwerer Bradykardie, Gefahr Kammerflimmern
- Bradypnoe
< 24 °C: Stadium IV
Phase des Scheintodes
- Kein Puls tastbar, keine Atmung sichtbar
- Im EKG jedoch noch langsame Herzaktionen sichtba
Stadium V: Tod durch Hypothermie
Fallstricke:
- Ab einer Körperkerntemperatur unter 30-32 °C können lebensbedrohliche Arrhythmien auftreten!
- Bei hypothermen Patienten können Lebenszeichen leicht übersehen werden.
- Nobody
s dead until he
s warm and dead!
Wie läuft die Diagnostik bei Hypothermien ab?
- Anamnese und ggf. Umfeldinspektion: Hinweise auf weitere Ursachen für Bewusstseinsstörung (Drogen? Alkohol?)
- Temperatur “fühlen” - Ein sich kalt anfühlender Körperstamm ist beweisgebend für Hypothermie, wenn Körpertemperaturmessung nicht möglich
- Erhebung der Vitalparameter - EKG-Messung mittels Monitor - Osborn-Welle (J-Welle) - Herzrhythmusstörungen: Bradykardie, Kammerflimmern - Vorsicht bei Feststellung des Kreislaufstillstandes: Gefahr, Lebenszeichen zu übersehen (langsamer, unregelmäßiger, fadenförmiger Puls, sehr niedriger, kaum messbarer Blutdruck - Mind. 1 Min nach Lebenszeichen suchen! - Nach Möglichkeit EKG-Messung mittels Monitor
- Messung der Körpertemperatur, Goldstandard: Messung im distalen Ösophagusdrittel, Messung mit Infrarotthermometern im Gehörgang unzuverlässig, Temperaturmessung in Rektum oder Blase hat an Bedeutung verloren
- Erhebung der Glasgow-Coma-Scale
- Blutzucker-Messung
Therapie bei Hypothermie
xxx
Wie werden Wirbelsäulenverletzungen eingeteilt?
Es geht bei der Einteilung um die STABILITÄT.
Drei-Säulen-Modell nach Denis
Säule
Beteiligte Strukturen
Ventrale Säule
- Lig. longitudinale anterius (vorderes Längsband)
- Vordere 2/3 des Wirbelkörpers incl. WS-Vorderkante und Bandscheibe
Mittlere Säule
- Lig. longitudinale posterius (hinteres Längsband)
- Hinteres 1/3 des Wirbelkörpers incl. WS-Hinterkante und Bandscheibe (Anulus fibrosus)
Dorsale Säule
- Wirbelbögen und -fortsätze
- Facettengelenke
- Posteriore Bänder (Lig. supraspinale, Lig. interspinale, Lig. flavum, Facettenkapsel)
Stabilitätskriterien von WS-Verletzungen nach Denis:
- Stabile Fraktur: Verletzung der ventralen Säule
- Gesteigertes Instabilitätsrisiko: Verletzung der mittleren oder dorsalen Säule
- Instabile Fraktur: Verletzung von mind. 2 Säulen
cfffManagement einer Wirbelsäulen-Verletzung in der Notaufnahme
- Ersteinschätzung der Situation
- Übergabe vom Rettungspersonal
- Sicherung der Vitalfunktionen und Immobilisation des Patienten
- Anamnese und körperliche Untersuchung
- SAMPLE-Schema (Gedächtnisstütze, um in der Notfallsituation keine für die Erstversorgung relevanten anamnestischen Informationen zu vergessen: SAMPLE = Symptomatik, Allergien, Medikamente, Patientenvorgeschichte, Letzte Mahlzeit, Ereignis/Unfallereignis. Die erweiterte Version, das SAMPLE(R)-Schema, beinhaltet zusätzlich die Frage nach relevanten Risikofaktoren.
- Beginn und Verlauf der Symptomatik
- Bei traumatischer Genese: Unfallhergang und -mechanismus
- Lokalisation und Art der Schmerzen
- Neurologische Untersuchung: Sensibilitätsstörungen, Paresen, Muskeleigenreflexe
- An Begleitverletzungen und Differentialdiagnosen denken!
- Venöser Zugang und Blutentnahme
- Monitoring: Bei Trauma oder Opioidgabe (Pulsoxymetrie, Blutdruck und EKG)
- Schmerzadaptierte Analgesie: Unter Berücksichtigung bereits erhaltener Medikamente
- Bei leichten Schmerzen und vorheriger Opioidgabe: Paracetamol
- Bei starken Schmerzen : Piritramid
- Weitere medikamentöse Maßnahmen: Anordnung einer Thromboseprophylaxe für den Zeitraum der Immobilisation, bspw. mit niedermolekularen Heparinen [4]: Certoparin
- Zur Prophylaxe und Behandlung einer opioidinduzierten Übelkeit: Dimenhydrinat
- Bildgebung: Unter Fortführung der Immobilisation! Röntgen: Betroffener Wirbelsäulenabschnitt in 2 Ebenen
- Bei HWS-Verletzung: Zusätzlich Dens-Zielaufnahme
- Bei LWS-Verletzung: Zusätzlich Beckenübersicht
- CT
Je nach Genese: Betroffener Abschnitt oder ggf. gesamte Wirbelsäule
Meist ohne Kontrastmittel
Bei Polytrauma: Traumaspirale
- Sonographie: Bei V.a. mögliche Begleitverletzungen
- Weitere therapeutische Maßnahmen: Fortführung der Immobilisation und stationäre Aufnahme bei Fraktur bzw. zum Frakturausschluss
- Die Prognose einer neurologischen Lähmung ist abhängig vom postakuten Management!
Canadian C-Spine Rule
Klinische Parameter, mit denen man nach einem HWS-Trauma die Indikationsstellung für bildgebende Diagnostik überprüfen kann.
Hochrisikofaktoren:
- Alter > 65 Jahre
- Gefährlicher Unfallmechanismus (z.B. Sturz aus mehr als 2 m Höhe, Schlag oder Sturz auf den Kopf)
- Parästhesien in den Extremitäten
Niedrigrisikofaktoren:
- Einfacher Auffahrunfall
- Ambulanter Aufnahmestatus
- Sitzende Position in der Ambulanz
- Verzögerter Schmerzbeginn
- Fehlender Druckschmerz
Sind diese Kriterien erfüllt, wird die Rotationsfähigkeit der HWS (45 Grad) überprüft. Ist die Rotation nicht beeinträchtigt, ist keine bildgebende Diagnostik und keine Immobilisation notwendig.