Seminare BFA Flashcards

1
Q

Was ist Kognitive Verhaltenstherapie (KVT)

A
  • KVT ist eine der am häufigsten angewandten verhaltenstherapeutischen Ansätze.
  • Fokus: Identifikation und Veränderung dysfunktionaler Gedanken und Verhaltensmuster, die psychische Beschwerden aufrechterhalten.
  • Techniken: Kognitive Umstrukturierung, Verhaltensexperimente, Expositionsübungen, um einschränkende Denkmuster und negative Überzeugungen zu hinterfragen und positive Bewältigungsstrategien zu entwickeln.
How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
2
Q

Was ist Dialektisch-Behaviorale Therapie (DBT)

A
  • Speziell entwickelt für Patienten mit Borderline-Persönlichkeitsstörung, findet aber auch bei anderen emotional instabilen Störungen Anwendung.
  • Fokus: Verbesserung der Emotionsregulation, Stressbewältigung und sozialer Kompetenzen.
  • Techniken: Achtsamkeit, Stresstoleranz, Emotionsregulation, und zwischenmenschliche Fertigkeiten. DBT vereint Elemente der KVT mit achtsamkeitsbasierten und akzeptanzorientierten Methoden.
How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
3
Q

Was ist Schematherapie?

A
  • Entwickelt für tiefer liegende psychische Probleme, oft bei Persönlichkeitsstörungen eingesetzt.
  • Fokus: Erkennen und Modifizieren von maladaptiven Schemata (langfristige Denk- und Verhaltensmuster), die in der Kindheit oder Jugend entstanden sind und sich später problematisch auswirken.
  • Techniken: Imaginationsübungen, Rollenspiele, Arbeit mit „Modi“ (verschiedene Anteile der Persönlichkeit), um emotionale Bedürfnisse anzuerkennen und dysfunktionale Verhaltensmuster zu durchbrechen.
How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
4
Q

Was ist Akzeptanz- und Commitment-Therapie (ACT)

A
  • Fokus: Akzeptanz statt Veränderung unerwünschter Gedanken und Emotionen sowie Werteorientierung.
  • Techniken: Achtsamkeit, Akzeptanzstrategien, Commitment und wertebasierte Handlungen. Ziel ist, flexibler auf Gedanken und Emotionen zu reagieren und wertgeleitet zu handeln, auch wenn schwierige Gefühle auftauchen.
How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
5
Q

Was ist Kognitive Verhaltensanalyse-System der Psychotherapie (CBASP)

A
  • Speziell entwickelt für die Behandlung chronischer Depressionen.
  • Fokus: Analyse und Veränderung dysfunktionaler zwischenmenschlicher Verhaltensmuster und Denkmuster, die die Depression aufrechterhalten.
  • Techniken: Situationsanalysen, Interpersonelle Diskriminationsübungen, um zu lernen, wie das eigene Verhalten die Reaktionen anderer beeinflusst und dysfunktionale Verhaltensmuster zu durchbrechen.
How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
6
Q

Was ist Expositionstherapie?

A
  • Häufig eingesetzt bei Angststörungen, Phobien und Zwangsstörungen.
  • Fokus: Sich schrittweise und kontrolliert angstauslösenden Situationen auszusetzen, um eine Habituation (Gewöhnung) und das Erlernen neuer Verhaltensweisen zu ermöglichen.
  • Techniken: Reale (in-vivo) oder gedankliche (imaginative) Exposition, graduierte oder massierte Exposition, um die Angstreaktion langfristig zu reduzieren.
How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
7
Q

Was ist Metakognitive Therapie (MKT)

A
  • Entwickelt, um Grübel- und Sorgenprozesse bei Störungen wie Angst und Depression zu reduzieren.
  • Fokus: Veränderung der Überzeugungen über das eigene Denken (Metakognitionen), die zum Grübeln und zu negativen Denkmustern beitragen.
  • Techniken: Förderung metakognitiver Distanzierung, „Detached Mindfulness“, um eine neue Beziehung zu den eigenen Gedanken aufzubauen und Grübeln zu stoppen.
How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
8
Q

Was ist Verhaltensaktivierung?

A
  • Oft im Rahmen der Behandlung von Depressionen genutzt.
  • Fokus: Erhöhung positiver und belohnender Aktivitäten, um depressive Verstimmungen zu mindern.
  • Techniken: Aktivitätsplanung, Verstärkeranalyse, um motivationsfördernde Aktivitäten zu identifizieren und regelmäßig in den Alltag zu integrieren.
How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
9
Q

Was ist die häufigste psychische Störung im stationären Setting?

A

Mittelgradige depressive Episoden, Substanzstörungen

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
10
Q

Was versteht man unter dem Begriff „Frequent Users“?

A

10-30% der Patienten nehmen 50-80% der Ressourcen in Anspruch

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
11
Q

Was sind Indikationen für eine stationäre Behandlung?

A
  • fehlende Krankheitseinsicht (z.B. Psychosen, Schmerzstörungen)
  • Gravierende Symptome
  • Akute Eigen- oder Fremdgefährdung
How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
12
Q

Woraus besteht grob die erste Phase in einer stationären Therapie

A
  • Aufnahme
  • Diagnostik (z.B. AMPD-System)
  • Aufbau einer therapeutischen Arbeitsbeziehung
  • Behandlungsziele definieren / gemeinsame Problemdefinition
  • Etablierung einer Tages- und Wochenstruktur
  • Vermittlung kognitives Modell der Therapie
  • Psychoedukation
How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
13
Q

Wofür steht AMDP?

A

Arbeitsgemeinschaft für Methodik und Dokumentation in der Psychiatrie

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
14
Q

Was ist das AMDP?

A
  • Beobachtungssystem für psychopathologische Befunde (kein Diagnosesystem)
  • Standardisierte Symptomerfassung zur Dokumentation und Verlaufskontrolle
  • Fokus auf Veränderungen im Therapieverlauf
How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
15
Q

Was ist das ICD-10?

A
  • Internationales Klassifikationssystem für alle Krankheiten, Kapitel V für psychische Störungen
  • Diagnosestellung nach Kriterien; weltweit verbreitet und anerkannt
  • Schlüsselnummern zur Vereinheitlichung und Abrechnung
How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
16
Q

Was ist das DSM-5?

A
  • Diagnostisches und statistisches Manual für psychische Störungen, vorwiegend in den USA
  • Detaillierte Kriterien für Diagnosen psychischer Störungen
  • Symptombasierte Klassifikation, stärker auf Forschung und klinische Anwendung
How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
17
Q

Wie schnell sollte eine Abstinenz bei einer Suchterkrankung vorliegen, um die ambulante Behandlung weiterführen zu können?

A

10 Sitzungen

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
18
Q

Was versteht man unter der KVT Heuristik?

A

Kognitive Triade: Handeln, Fühlen, Denken

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
19
Q

Erläutere Zielsetzung nach den SMART-Regeln

A

Specific
Measureable
Attainable (Zeitliches Kriterium auch berücksichtigen!)
Realitstic
Time-Phased-Regel

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
20
Q

Nenne hilfreiche Fragen zur Zielklärung

A

Was hoffen Sie, ist nach dem Aufenthalt anders?
Welche Veränderungen halten Sie für realistisch?
Woran merken Sie, dass Sie entlassen werden können?
Feenfrage

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
21
Q

Was ist häufig das übergeordnete Ziel im stationären Kontext?

A
  • Akzeptanz von Gesundheitsangeboten im stationären Kontext: positive Beziehungserfahrung; Erfahrung, dass es sich lohnt, sich Hilfe zu suchen
  • Abbau Depressiver Stimmung, Aktivitätsaufbau, Umgang mit Suizidalen Krisen
  • Grundsätzlich: Kleinere Brötchen backen
How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
22
Q

Was kann man tun, wenn es zu viele Ziele gibt?

A

Z.B. Kuchendiagramm: Ziele visualisieren und das größte Kuchenstück aussuchen

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
23
Q

Erläutere das Vorgehen bei dem Ziel „Abbau depressiven Erlebens“

A
  • Aktivitätsabbau (konkret, z.B. jeden Tag eine positive Aktivität)
  • Interventionen: Anamnese über Grübeln und Phasen der Inaktivität, Psychoedukation (z.B. Depressionsspirale), Gedankenstoptechnik, Auswahl von geeigneten Aktvitäten, Protokolle führen, Hürden abbauen (z.B. das Gefühl, es nicht wert zu sein), Angehörige einbeziehen
How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
24
Q

Erläutere das Vorgehen bei dem Ziel „Akzeptanz von Gesundheitsangeboten im stationären Kontext“

A
  • Medikamentencompliance in akuter Psychose
  • Intervention: behutsame Psychoedukation, auf die den Wahn begleitenden Gefühle eingehen, in das System eindenken: Medikaente sind vielleicht okay, wenn sie den Leidensdruck mindern, offen Vor- und Nachteile besprechen, Strategien zum Symptommanagement
How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
25
Erläutere das Vorgehen bei dem Ziel „Umgang mit suizidalen Krisen“
* Verhinderung suizidaler Krisen einer Patientin mit emotional instabiler Persönlichkeitsstörung * Intervention: Mikroanalyse des suizidalen Verhaltens, Psychoedukation über das Störungsbild und über labilisierende Wirkung des selbstschädigenden Verhaltens, Abbau von dysfunktionalen Verhaltensweisen, Aufbau von Fertigkeiten zur Toleranz situationsadäquater Emotionen
26
Welchen Stellenwert hat Suizidalität in der Behandlungshierarchie?
* Den höchsten * Suizidalität immer zuerst
27
Was versteht man unter dem Antizipatorischen Dialog?
* Etablierung von gemeinsamen Zielen * Wir blicken gemeinsam in die Zukunft und denken über das Ende der Therapie nach * Zeitpunkt gemeinsam festlegen * Die Therapie ist ganz gut gelaufen und das stationäre Setting wird beendet * Kernfragen * Kernfrage 1: Wie stellt sich das aus Ihrer Sicht dar? Worüber sind Sie besonders erfreut? * Kernfrage 2: Was hat diese Entwicklung möglich gemacht? Welche Unterstützung haben Sie vom Team erhalten? Was haben Sie dafür getan? * Kernfrage 3: Wenn Sie jetzt aus der Zukunft zurückblicken: Was hat Ihnen am 2.3.2024 besondere Sorgen gemacht? Was hat Ihnen geholfen, Ihre Sorgen zu reduzieren, was haben Sie dafür getan?
28
Woraus besteht die 2. Phase einer stationären Theorie?
* Fokus auf die individuelle Problemliste * Selbstbeobachtungsstrategien * Kognitive Verzerrungen * Übungen auf Handlungsebene
29
Beschreibe das Transtheoretische Modell (Prochaska & DiClemente)
Verschiedene Stadien der Motivation 1. Phase: Pre-contemplation (alle anderen machen sich Sorgen, Patient sieht noch kein Problem) 1. „Können Sie sich vorstellen, warum Ihre Freunde sich Sorgen machen“? 2. Contemplation (Abwägungsmoment; Einsicht, dass an Sorgen des Umfeldes etwas dran sein könnte; Überlegung, welche Vorteile eine Änderung hätte) 1. Unsere Rolle: Unterstützend 3. Preparation (Vorbereitung z.B. Kauf von Nikotinpflastern) 4. Action (Umsetzung z.B. Benutzung von Nikotinpflastern) 5. Maintenance (Durchhalten)
30
In welchem Kontext benutzt man das 4-Felder-Schema?
* Annäherung an Motivation des Patienten * Verdeutlichung, warum Verhaltensveränderung so schwierig ist
31
Beschreibe beispielhaft das 4-Felder-Schmema bezüglich der Angst, vor dem Autofahren
32
Was versteht man unter geleitetem Entdecken?
* Immer Nachfragen stellen und darüber konkretisieren
33
Was ist das Präsuizidale Syndrom? (Ringel, 1953)
* Einengung: Tod wirkt wie der einzige logische Ausweg * Verlust der expansiven Kräfte * Soziale Isolation * Verlust des Werteerlebens * Verstärkte auf sich gerichtete Aggression * Suizidfantasien
34
Worum geht es vordergründig beim Umgang mit Suizid in der Behandlung?
* Prioriät * Ausreichend Schutz bei möglichst wenig Einengung
35
Beschreibe die Stadien der Suizidalen Entwicklung (Pöldinger, 1968)
1. Erwägungsstadium: Suizid scheint eine Lösung der eigenen Probleme zu sein. Aufgrund von äußeren Triggern (z.B. Medienberichten) treten Suizidgedanken auf. Steuerungsfähigkeit und Distanzierung ist vorhanden. 2. Ambivalenzstadium: HIn- und Hergerissen zwischen konstruktiven und destruktiven inneren Tendenzen. Meist Hilferufe und Suizidankündigungen. Suizidimpulse und eingeschränkte Steuerungsfähigkeit. 3. Entschlussstadium: Entschluss zur Selbsttötung. Indirekte Hinweise „Ruhe vor dem Sturm“. Keine Distanzierungs- oder Steuerungsfähigkeit mehr, Vorbereitungen werden getroffen. Wichtig: kein wissenschaftlicher Beleg für genaue Abläufe und Zeitkriterium (Planvoll vs. Impulsiv);
36
Was sind Risikofakten für Suizid?
* Äußerungen * Fantasien * Risikoerhöhende psychosoziale Ereignisse * Agitation * Angst * Plötzliche Besserung * Änderung des Behandlungssettings / Entlassung aus dem Krankenhaus * Vergangene Suizidversuch, besonders im folgenden Jahr, mehrere Versuche, härtere Methode, stärkere Absicht * Psychische Störung * Substanzkonsum und Intoxikation * Chronische Körperliche Erkrankungen, Behinderungen: insbesondere bei Schmerzen * Zugang zu letalen Methoden * Psychologische Faktoren: Wahrnehmung eine Last für andere zu sein, Furchtlosigkeit vor Schmerz und Tod, Angst und Agitation, Hoffnungslosigkeit, Impulsivität und Agression, andauernde Schlaflosigkeit * Psychosoziale Faktoren: Arbeitslosigkeit, häusliche Gewalt, Gewalterfahrungen in der Kindheit, Suizide im sozialen Nahraum, Verlusterfahrungen, sehr schamauslösende Lebensereignisse, soziale Isolation, chronische familiäre Konflikte, mehrere vorausgegangene Behandlungsversuche * Suizidgedanken: Ausmaß, Einengung, konkreter Plan und Methode * Demografische Faktoren: alleinstehende ältere Männer sind besonders gefährdet
37
Was ist die Strategie bei Suizidalität?
* Strategie: Zeit gewinnen, Umgang mit suizidalen Gedanken und emotionalen Spannungszuständen finden * Verbatims * Wie konkret sind Ihre Gedanken an den Tod?“ * Sie sagten gerade, dass Sie keine Lust mehr haben und Ihnen alles Zuviel wird. Können Sie das genauer ausführen?“ * Ich habe Bauchschmerzen, Sie in diesem Zustand zu sehen. Wie werden Sie über die nächsten Stunden kommen?“ * Können Sie sich von diesen Gedanken ablenken? Was hilft Ihnen dabei?“ * Bei plötzlicher Verbesserung * Ansprechen: „Ich wundere mich gerade etwas. Woher kommt die plötzliche Veränderung? Nehmen Sie mich nochmal mit. Was konkret hat das bewirkt?“ * Beziehung etablieren * Übliche Regeln der Beziehungsgestaltung; keine Kritik am Suizidvorhaben; Transparent sein; Risiko- und Schutzfaktoren gegeneinander abwägen; Besonderes Augenmerk auf veränderbare Risikofaktoren; Annahme: es gibt einen Teil, der weiterleben möchte, sonst gäbe es kein Gespräch
38
Was sind Schutzfaktoren vor Suizidalität?
* Soziale Eingebundenheit: Partnerschaft, Familie, soziale Teilhabe, Arbeitsstelle * Gründe, am Leben zu bleiben: im gleichen Haushalt lebende Kinder, Haustiere, Schwangerschaft, Religiösität * Zungenkuss zu adäquater Gesundheitsversorgung und eine positive therapeutische Beziehung * Bewältigungsfertigkeiten: Problemlösen, Selbstregulation, Erfahrung Krisen schon sehr erfolgreich gemeistert zu haben, Frustrationstoleranz, Anpassungsfähigkeit an neue Situationen
39
Wie exploriert man Suizidgedanken?
* Bestehen suizidale Impulse? * Wie kontrollierbar werden diese erlebt? * Werden diese Gedanken als drängend erlebt? Bestehen Suizidfantasien (innere Filme?) * Existiert ein Suizidplan? * Wurde ein letales Mittel gewählt bzw. besorgt? * Wurden Zeit und Ort festgelegt? * Vorangegangene Suizidversuche? * Wie sehr beabsichtigt der Patient zu sterben? * Für wie wahrscheinlich hält er es, den Plan auszuführen? * Für wie wahrscheinlich hält er es, durch die gewählte Methode zu sterben?
40
Was wären mögliche Interventionen bei Suizidalität?
* Motivational Interviewing * Kognitive Techniken * Kontakt intensivieren * Überschaubare Zeiträume vereinbaren * Rollenspiel: Wie würden sich die Angehörigen fühlen, wenn sie von den Todeswünschen des Patienten wüssten? * Welche Ziele verfolgt der Patient mit seinen Suizidabsichten (Rache, Überforderung, eigene Schuld sühnen) * Was braucht der Patient, damit es sich wieder lohnt zu leben? * Wohldosiert persönlich einbringen * Letale Mittel abgeben * Kollegen einweihen und ins Gespräch bitten * Pflege: Skills, Bedarfsmed; Tagesklinik: Angehörige einweihen aber aufpassen, dass diese sich nicht übernehmen * Klare Anweisungen geben, an wen man sich wenden kann * Notfalls: Sichtkontrollen, sedierende Medikation, Ausgangsverbot, Abgabe der persönlichen Sachen; ABER: das ordnen wir nicht an
41
Wie sieht ein Antisuizidvertrag aus?
* Gründe am Leben zu bleiben * Strategien gegen Suizidgedanken * Zeitraum für die Absprache * Wie äußern sich die Gedanken im Wortlaut und konkret auf der Verhaltensebene (z.B. Methoden googeln) * Beide unterschreiben * Kopie für Sie und Original für die / den Patienten
42
Was versteht man unter Safety Planning bei Suizidalität?
* Frühwarnzeichen einer drohenden suizidalen Krise: typische Gedanken, Bilder, Stimmungen, Situationen, Verhalten * Internate Bewältigungsstrategien: Emotionsregulationsstrategien (z.B. Sport) * Menschen, die mir helfen können, mehrere mit Namen und Telefonnumer dieser Menschen in den Plan einweihen und ihnen konkrete Handlungsanweisungen geben * Professionelle Hlefer: Kontaktdaten des Hilfesystems verschriftlichen * Mein Umfeld sicher machen: letale Mittel aus dem Umfeld entfernen, Medikamente von anderen verwahren
43
Woraus besteht die dritte Phase einer stationären Behandlung?
* Entlassungsplanung * Dysfunktionale Kognitionen * Potentielle Rückfallauslöser * Rekapitulation des Gelernten * Schwierigkeiten im Alltag mit dem Gelernten zusammenbringen
44
Was gilt es bei der Entlassungsplanung zu entlassen?
* Planen Sie die Entlassung langfristig * Belastungserprobungen zu Hause planen und Risikosituationen besprechen * Angehörige einbeziehen * Weiterbehandlung planen * Wie realistisch ist es, dass mein Patient das Angebot wahrnehmen kann? * Schafft sie / er regelmäßige Termine? * Wie kommt sie / er dahin? * Wie hoch sind die Kosten? * Hürden?
45
Was versteht man unter einem Krisenplan?
46
Erläutere das Waagemodell zum Einfluss von Stress auf die psychische Gesundheit (Rezidivprophylaxe)
47
Was sind allgemeine Merkmale der Verhaltenstherapie?
* problemlöseorientiert und aktivierend * Beteiligung der Pat. an Problemanalyse und Zielableitung, eigenverantwortliche Mitarbeit * beim Veränderungsprozess * Arbeitsbündnis setzt komplementär an den Beziehungsbedürfnissen und Ressourcen des * Patienten an * evidenzbasiert und individualisiert * Befunde der Psychotherapieforschung mit klinischer Realität (z. B. Komorbiditäten) in * Einklang bringen: individualisiert-verhaltensanalytisch und diagnoseorientiert-evidenzbasiert * gegenwartsbezogen und kompetenzaufbauend * verhaltensanalytisches Störungsmodell bildet die Phänomenologie und Funktionalität der * gegenwärtigen Störung ab * Therapeut leitet eine Problemanalyse an, ermöglicht dem Patienten so, zum Experten der * eigenen Störung zu werden * Gemeinsames Ableiten von Zielen * Patient erlernt Kompetenzen und Methoden, die er im Lebensalltag wirksam einsetzen kann, * Erwerb von Selbstmanagementkompetenzen
48
Erläutere die Phasen der verhaltenstherapeutischen Prozesses (Ubben, 2015)
* Anfangsphase (Probatorische Sitzungen) * Patient und Therapeut orientieren (Orientierungsphase) * Therapeutischen Beziehung (komplementäre Beziehungsgestaltung), * vorliegenden Störung (Diagnose/Problemanalyse) und * Behandlungsplanung (Ziele/Behandlungsplan) * Erstkontakt, Phase der Analysen, Planungsphase und Zielformulierung, Therapeutisches * Angebot * Bearbeitungsphase * der Therapeut interveniert zielführend, therapeutische Verfahren werden eingesetzt, d.h.: * er stellt therapeutische Hilfsmittel zur Verfügung (Methoden- und Beziehungsgestaltung), * er evaluiert Prozess begleitend die Interventionseffekte (Ergebnis- und Prozessevaluation) * und er aktiviert so den Patienten zum Problem lösen (Nutzung persönlicher und sozialer Ressourcen). * Commitmentphase * Im expliziten Transfer werden die therapeutisch erworbenen Erfahrungen/Kompetenzen * ins Patienten-Selbstmanagement übergeleitet, * über eine Rückfallprophylaxe stabilisiert und * zur Neuorientierung der persönlichen Schemata genutzt. * Stabilisierung und Ablösung * Therapieabschluss * diagnostische und prognostische Schlussbewertung der Therapiergebnisse * Beendigung
49
Was sind allgemeine Wirkfaktoren der Verhaltenstherapie?
* Therapeutische Beziehung * Ressourcenaktivierung * Problemaktualisierung * Problembewältigung * Motivationale Klärung
50
Erläutere den Wirkfaktor: Therapeutische Beziehung
* Erläuterung: Eine vertrauensvolle und wertschätzende Beziehung zwischen Therapeut und * Patient ist grundlegend. Sie ermöglicht es dem Patienten, sich zu öffnen, Vertrauen zu fassen * und sich auf den Veränderungsprozess einzulassen. * Umsetzung in der Verhaltenstherapie: Verhaltenstherapeuten arbeiten daran, eine empathische, * authentische und wertfreie Haltung einzunehmen. Sie geben konstruktives Feedback und * schaffen eine Atmosphäre, in der der Patient seine Schwierigkeiten offen ansprechen kann. * Durch regelmäßiges Feedback und transparente Kommunikation wird die Zusammenarbeit * gestärkt. Die in der therapeutischen Begegnung aktivierten Motive und die * Beziehungsbedürfnisse des Patienten erfassen.
51
Erläutere den Wirkfaktor: Ressourcenaktivierung
* Therapeut spricht den Patienten so an, dass bei diesen bestimmte Fähigkeiten, Vorlieben, * Überzeugungen (= Ressourcen) aktiviert werden * ermöglicht Bedürfnisbefriedigung in (z. B. positive Selbstwirksamkeits- und * Selbstwerterfahrungen), * bewirkt eine Inkonsistenzreduktion (verringern der nicht Übereinstimmung von realen * Erfahrungen und intentionalen Schemata), * und erzeugt auf diesem Wege beim Patienten eine prozessuale Aktivierung von * Annäherungsmotiven.
52
Erläutere den Wirkfaktor: Problemaktualisierung
* zu modifizierende Probleme des Patienten werden diesem durch therapeutische Maßnahme * des Therapeuten unmittelbar erfahrbar gemacht und können auf diesem Wege direkt bearbeitet * werden * z. B. Exposition oder Rückmeldung zu dysfunktionalem Interaktionsverhalten
53
Erläutere den Wirkfaktor: Motivationale Klärung
* die therapeutisch begleitete kognitiv-emotionale Verarbeitung dieser neue Erfahrungen * verändert sukzessive die motivationalen Schemata des Patienten. Auf diesem Wege entwickelt * sich aus den therapeutisch vermittelten neuen Erfahrungen „bottom up“ eine Anpassung seiner * Grundannahmen bzw. deskriptiven Schemata: Selbstbild, Bild von den anderen, dem Leben, * der Welt, * Oberpläne bzw. motivationalen Schemata: übergeordnete Ziele und Handlungspläne und * Bewältigungsstile bzw. Handlungsschemata.
54
Erläutere den Wirkfaktor: Problembewältigung
* Therapeutische Intervention zielen direkt auf spezifische Kontrollparameter der psychischen Störung ab, wodurch zum Abbau der Symptomatik kommt * Der Therapeut vermittelt dem Patienten gezielt neue Erfahrungen, in dem er aktive Hilfen zur Problemlösung einsetzt. * Destabilisierung von Störungsattraktoren/ Aktive Hilfe zur Problembewältigung
55
Wie können die Wirkfaktoren in der Therapie realisiert werden?
* Anfangsphase * Aufbau eines konstruktiven Arbeitsbündnisses auf Grundlage einer komplementären bzw. * motivorientierten Beziehungsgestaltung (therapeutische Beziehung) —> durch empathische * Ansprache ermöglichen, dass Pat. sich gut verstanden und behandelt fühlt —> erstes * Entlastungserleben —> Ressourcenaktivierung durch Zugang zu den eigenen Möglichkeiten * und Fähigkeiten * Bearbeitungsphase * direkte Auseinandersetzung des Patienten mit seinen Problemen; Konfrontation des Patienten * mit dessen Problembedingungen —> Problemaktualisierung * durch Therapeuten angebotene aktive Hilfen zur Problemlösung (Interventionen) kommt es zur * Destabilisierung von Störungsattraktoren * Commitmentphase * Patient wird in die Lage versetzt, eigene, im bisherigen Therapieverlauf erworbene Klärungs- * und Bewältigungserfahrungen in sein Selbstkonzept zu integrieren und eine stabile * Selbstmanagementkompetenz zu erwerben —> Veränderung motivationaler Schemata
56
Was sind Charakteristika einer professionellen therapeutischen Beziehung?
* viele Interaktionen sind durch das therapeutische Regelsystem festgelegt, d. h. * übliche, alltägliche Interaktionen sind damit explizit ausgeschlossen (freundschaftliche * Umgangsweisen, erotische Beziehungen, …) * Therapeut ist in seinen Interaktionen und seiner Persönlichkeitsentfaltung deutlich mehr * eingeschränkt als der Patient * Beziehung ist asymmetrisch, gleichzeitig bin Therapeutin Patient jedoch ein Team, eine * Allianz * Der Therapeut übernimmt die Experten Rolle für die Bearbeitung und Klärung von * Problemen, für Interventionen. Er gibt den Rahmen der Beziehungsgestaltung vor und Start * dieser aktiv. Der Patient ist Experte seiner selbst und bringt sich damit aktiv ein * Die Interaktion ist zeitgleich begrenzt (50 Minuten pro Woche) und endet mit Abschluss der * Therapie * Die Beziehung ist in bestimmte festgelegte Ziele gebunden. Siehe Seite 5-7 Handout
57
Inwiefern unterscheidet sich die Gesprächsführung durch das Ziel der Intervention?
* Anamneseerhebung: direktives Nachfragen * Intervention: Variable Gesprächsführung * Bei Standardmethoden: Handlungsanweisungen an Therapeuten einigermaßen klar * Bei anderen Handlungen, z.B. Vermitteln von Hoffnung, unklarer -> möglichst breit angelegtes psychologisches Basiswissen, angeborene oder erlernte menschliche Fertigkeiten sowie persönliche Erfahrung besonders gefordert
58
Was ist die therapeutische Grundhaltung?
* Aktives Zuhören * Empathie * Wertschätzung * Authentizität
59
Was sind häufige Fehler bei der Gesprächsführung?
* Geschlossene Fragen stellen, den Patienten nicht einbeziehen (Dozentenstil). * Voreilige Ratschläge geben. * Voreilige Diagnosen mitteilen. * Fachsimpeln und Fachausdrücke verwenden. * Unverständliche Erklärungen abgeben in zu langen Sätzen. * Bagatellisieren („So schlimm ist das auch wieder nicht …"). * Distanzverlust. * Plaudern
60
Was sind die Grundprinzipien verhaltenstherapeutischer Gesprächsführung?
* Transparenz * Struktur (für den Patienten vorhersagbare zielgerichtete Struktur) * Konkretisieren * Musteranalyse (Herausarbeiten, ob sich bzgl. Des Problemverhaltens Muster ergeben, tritt Erleben gehäuft in Standardsituationen auf) * Lob, Soziale Verstärkung * Zusammenfassen und Rückmelden (durch Therapeuten und Patienten) * Stringenz (Patient muss sich darauf verlassen können, dass besprochenes VOrgehen durch Therapeuten eingehalten wird) * Geleitetes Entdecken (Patient entdeckt selbst)
61
Wie könnte eine typische Sitzungsstruktur aussehen?
1. Kurzes Erfragen aktueller Probleme, z. B. „Wie geht es Ihnen heute?“, „Gibt es ganz dringende Dinge zu besprechen?“. 2. Anknüpfen an die letzte Sitzung, z. B. „Sind noch Fragen zu den Themen der letzten Sitzung?“, „Beschäftigt Sie noch etwas, was wir beim letzten Mal besprochen haben?“. 3. Wenn kontinuierliche Protokolle (Stimmungsverlauf, Panikattacken, Halluzinationen, etc.) erhoben werden, kurzes Besprechen derselben: „Gemeinsam möchte ich nun gerne mit Ihnen das Stimmungstagebuch seit der letzten Sitzung besprechen, um zu schauen, ob und wie sich Stimmung, Antrieb und Schlaf verändert haben.“ 4. Besprechung der Hausaufgaben. 5. Themen/Problembereiche für die heutige Sitzung festlegen, z. B. „Folgende Themen würde ich gerne heute mit Ihnen besprechen.“, „Was wollen wir heute besprechen?“. 6. Durchführung der Interventionsbausteine (dies nimmt deutlich die meiste Zeit der Sitzung in Anspruch). 7. Neue Hausaufgaben absprechen. 8. Zusammenfassung der Sitzung und Rückmeldung des Patienten einholen, z. B. „Nun würde ich sie gerne bitten, das heute Besprochene mit eigenen Worten zu wiederholen.“
62
Was sind die kognitiven Fehler (Beck)?
Schwarz-Weiß-Denken (Alles-oder-Nichts-Denken) * Dinge werden nur in extremen Kategorien wahrgenommen, z. B. "Ich bin ein Versager" oder "Das war ein voller Erfolg." Es gibt keine Grautöne oder Abstufungen dazwischen. Katastrophisieren * Eine Situation wird als viel schlimmer angesehen, als sie ist. Man erwartet das Schlimmste, z. B. "Wenn ich einen Fehler mache, wird das eine Katastrophe sein." Übergeneralisierung * Ein negatives Ereignis wird auf alle ähnlichen Situationen übertragen, z. B. "Ich habe diesen Test nicht bestanden, ich werde nie etwas schaffen." Personalisierung * Man bezieht externe Ereignisse auf sich selbst, auch wenn es keinen Zusammenhang gibt, z. B. "Mein Kollege war schlecht gelaunt; das liegt bestimmt an mir." Selektive Wahrnehmung (Mentales Filtern) * Man fokussiert sich auf die negativen Aspekte einer Situation und blendet positive Aspekte aus, z. B. "Meine Präsentation hatte einen kleinen Fehler, also war sie schlecht." Gedankenlesen * Man nimmt an, zu wissen, was andere denken, ohne es überprüft zu haben, z. B. "Mein Chef hält mich für unfähig." Emotionales Schließen * Man geht davon aus, dass negative Gefühle die Realität widerspiegeln, z. B. "Ich fühle mich wertlos, also bin ich wertlos." Sollte-Aussagen * Man setzt sich starre Regeln, die zu Selbstkritik führen, wenn man diese nicht erfüllt, z. B. "Ich sollte immer erfolgreich sein" oder "Ich darf keine Fehler machen." Etikettieren * Man ordnet sich oder anderen eine negative Etikette zu, z. B. "Ich bin ein Versager" oder "Er ist ein kompletter Idiot." Abwertung des Positiven * Positive Ereignisse oder Leistungen werden als irrelevant oder Zufall abgetan, z. B. "Das war nur Glück, dass es mir gelungen ist."
63
Erläutere die Bedürfnisse und Erwartungen des Patienten an den Erstkontakt
* Bedürfnis nach Bestätigung des impliziten Therapeutenmodells * Bedürfnis nach ersten positiven Erlebnissen
64
Was sind die Aufgaben des Therapeuten im Erstgespräch?
Hauptziel ist es immer, dass es ein zweites Gespräch geben wird (Beziehungsaufbau) * Informationssuche des Therapeuten * Gründe und Anlass für Behandlungswunsch, Therapiemotivation und -erwartungen des Patienten * Erfassung der aktuellen Symptomatik und des bisherigen Verlaufs; Erstellung einer * Verdachtsdiagnose und Abklärung der wichtigsten diagnostischen Kriterien * Behandlungsmöglichkeit klären und frühzeitig entscheiden * Erfassung zentraler problemspezifischer Konzepte, Überzeugungen und Ziele des Patienten * Erfassung allgemeiner Konzepte, Werte und Ziele des Patienten * Erfassung vorhandener Ressourcen und Kompetenzen des Patienten * Informationsweitergabe an den Patienten * Informationen/ Erklärungen zur Symptomatik und zum Krankheitsverlauf * Vermittlung allgemeiner Prinzipien der Behandlung * Informationen zum weiteren Ablauf und Klärung organisatorischer Fragen * Aufbau einer guten emotionalen Beziehung * Emotionale Nähe zum Patienten vermitteln und sein Leiden nachempfinden * Patienten und seine Probleme ernstnehmen * Vertrauen und Offenheit beim Patienten erzielen * Patient muss sich verstanden fühlen * Glaubwürdigkeit des Therapeuten * Wertfreiheit * Unterlassung von Schuldzuweisungen o.Ä. * Aufbau einer guten therapeutischen Beziehung * Kompetenzzuschreibung bzw. -erwartung erhöhen * Vermittlung therapeutischer Erfahrung * Hohe Plausibilität, Kompatibilität und Nichtfalsifizierbarkeit der Äußerungen bzw. Erklärungen des Therapeuten * Hohe Transparenz * Sicherheit des Auftretens * Negativen Vorurteilen des Patienten entgegenwirken * Äußeres Erscheinungsbild, nonverbale Äußerungen und allgemeines soziales Verhalten des Therapeuten * Erste therapeutische Interventionen * Vorbereitung des Patienten auf spezielle störungsspezifische Behandlungskonzepte * Veränderung ungünstiger kognitiver Konzepte des Patienten * Förderung einer aktiven und selbstverantwortlichen Rolle des Patienten in der Therapie * Gezielte Beeinflussung der Perspektivität des Patienten, Motivation zur * Behandlungsfortsetzung * Falls hier keine weitere Behandlung möglich: plausible und entpathologisierende Erklärung * sowie Vermittlung von Alternativen * Falls Verdacht auf Suizidgefährdung: adäquate Versorgung sicherstellen
65
Welche Diagnostische Fragen können im Erstgespräch gestellt werden?
* Welche konkreten psychischen und körperlichen Symptome treten auf? * Dauer und Intensität der Symptome? * Welche Kognitionen/Befürchtungen sind damit verbunden? * Wie sieht das konkrete Verhalten des Patienten aus, und welche Ziele verfolgt er damit? * Gibt es situative Abhängigkeiten oder andere Einflussfaktoren? * Gibt es wichtige aufrechterhaltende Bedingungen? 5 Wann und wie haben die Probleme * begonnen? * Welche auslösenden Faktoren lassen sich erkennen? 5 Gab es vorher andere Schwierigkeiten? * Wie sah der weitere Krankheitsverlauf aus bzw. gab es zwischenzeitliche Remissionen? * Welche körperlichen/psychischen Folgewirkungen liegen vor? * Welche medizinischen Untersuchungsergebnisse gibt es? * Welche Behandlungsversuche hat der Patient bislang unternommen und mit welchem Ergebnis? * Welche konkreten Änderungswünsche hat der Patient?
66
Was ist die Struktur eines Erstgespräches? (Für Beispielformulierungen siehe Handout)
1. Vorbereitung (Wen werde ich sprechen, was weiß ich schon, was ist mein Ziel) 2. Begrüßung 1. Vorstellung der eigenen Person, erste Informationen und Aufklärung, zu den ersten Fragen im Rahmen des Gesprächs auffordern 3. Aktueller Anlass 1. Aktuellen Anlass des Behandlungswunsches klären 2. Klärung des Zuweisungskontextes 4. Störungsanalyse und Vorbehandlungen 1. Aktuelle Ausprägung der Symptome 2. Bisheriger Verlauf der Symptome 3. Erklärungskonzept des Patienten 4. Bisherige Veränderungsversuche und ihr Erfolg 5. Biografie 6. Erwartungen 7. Abschlusssituation (Ermunterung noch zu offenen Fragen oder Ergänzungen; Besprechung wegen weiteren Vorgehens; ggf. weitere Aufklärung) 8. Nachbereitung 1. Beziehungsanalyse 2. Welche Gefühle löst Patient aus 3. Was sind meine Hypothesen? 4. Bedürfnisse nach Grawe 5. Beziehungsmotive nach Sachse
67
Was sind die Beziehungsmotive nach Sachse?
1. Anerkennung 1. Das Bedürfnis, vom Gegenüber in seiner Person wertgeschätzt und als wertvoll anerkannt zu werden. Menschen mit einem starken Anerkennungsmotiv wünschen sich, dass ihre Stärken, Talente und positiven Eigenschaften gesehen und gewürdigt werden. Sie reagieren sensibel darauf, ob sie Wertschätzung und Bestätigung erhalten und können stark unter Kritik oder Missachtung leiden. 2. Sicherheit/Kontrolle 1. Das Bedürfnis nach Vorhersehbarkeit und Kontrolle in sozialen Interaktionen. Personen, die dieses Motiv stark ausgeprägt haben, wünschen sich Klarheit und Verlässlichkeit in Beziehungen. Sie bevorzugen stabile Strukturen und klare Kommunikationsweisen und fühlen sich unwohl bei Ambiguität oder Unberechenbarkeit im Verhalten anderer. 3. Bindung/Intimität 1. Das Bedürfnis nach Nähe, Vertrauen und emotionaler Bindung in Beziehungen. Menschen mit einem ausgeprägten Bindungsmotiv suchen nach enger Verbundenheit und schätzen es, wenn sie in Beziehungen offen und authentisch sein können. Sie wünschen sich ein tiefes emotionales Verständnis und gegenseitige Unterstützung. Sachse sieht diese Beziehungsmotive als grundlegende Antriebe, die sich in zwischenmenschlichen Interaktionen ausdrücken und beeinflussen, wie wir andere wahrnehmen und wie wir auf deren Verhalten reagieren. Werden diese Motive erfüllt, erleben Menschen ihre Beziehungen als bereichernd und stabilisierend. Wenn sie jedoch frustriert werden, können Konflikte und Probleme auftreten, oft in Form von maladaptiven Verhaltensmustern und dysfunktionalen Beziehungsgestaltungen.
68
Was sind die Grundbedürfnisse nach Grawe?
1. Bindung 1. Das Bedürfnis nach Nähe, Sicherheit und emotionaler Verbundenheit. Dieses Bedürfnis bezieht sich auf stabile und vertrauensvolle Beziehungen zu anderen Menschen, in denen man sich aufgehoben und geborgen fühlt. Bindung ist wichtig für das Gefühl der sozialen Zugehörigkeit und des Angenommenseins. 2. Kontrolle und Selbstbestimmung 1. Das Bedürfnis, Einfluss auf das eigene Leben und die Umwelt zu haben, und das Gefühl von Autonomie und Selbstwirksamkeit. Dieses Bedürfnis umfasst das Erleben von Handlungsfähigkeit und die Möglichkeit, eigene Entscheidungen zu treffen. Menschen, die ihr Leben selbstbestimmt gestalten können, erleben oft mehr Zufriedenheit und Resilienz. 3. Lustgewinn und Unlustvermeidung 1. Das Bedürfnis, positive Erlebnisse zu erfahren und unangenehme Zustände zu vermeiden. Menschen streben danach, Freude, Erfolg und andere angenehme Erfahrungen zu erleben, und versuchen gleichzeitig, Schmerzen, Enttäuschungen und Frustrationen zu umgehen. Ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Lustgewinn und Unlustvermeidung trägt wesentlich zum psychischen Wohlbefinden bei. 4. Selbstwertschutz und Selbstwerterhöhung 1. Das Bedürfnis nach einem stabilen und positiven Selbstwertgefühl. Menschen wollen sich wertgeschätzt und kompetent fühlen, weshalb sie sich oft um Bestätigung und Anerkennung bemühen. Der Schutz des Selbstwerts ist entscheidend, um sich psychisch stabil zu fühlen, und Selbstwerterhöhung, etwa durch Erfolge oder Wertschätzung durch andere, stärkt das Selbstbild. Nach Grawe führt die Frustration dieser Grundbedürfnisse zu inneren Spannungen und Inkonsistenzen, die das psychische Wohlbefinden beeinträchtigen können. Therapeutisch gesehen ist es deshalb wichtig, dass diese Bedürfnisse beachtet und erfüllt werden, um psychische Belastungen zu reduzieren und das Wohlbefinden zu fördern.
69
Was ist Verhalten?
70
Was kann ich an dem Verhaltensmodell beeinflussen?
* Hauptsächlich: Motorisch (beobachtbar) * Kognitiv-verbal: ein wenig, aber es dauert * Affektiv-emotional und physiologisch nicht
71
Wie wird eine Störung in der VT definiert?
Störung = eine nicht (oder falsch) gelernte Reaktion, die den aktuellen Umweltanforderungen nicht genügt.
72
Was ist das allgemeine Therapieziel in der VT?
Symptomreduktion oder -eliminierung, Aufbau neuer Reaktionen und Stabilisierung
73
Was sind allgemeine Kennzeichen der VT?
* Problemorientierung (aktuelles Problem) * Bedingungsorientierung (Intervention entsprechend den auslösenden und aufrechterhaltenden Bedingungen des problematischen Verhaltens) * Handlungsorientierung (Notwendige Eigenaktivität des Patienten) * Zielorientierung (explizite Definition von überprüfbaren Zielen) * Wissenschaftliches Vorgehen: Störungsspezifische Vorgehen, basiert auf erprobten Interventionen
74
Beschreibe grob die 1. Welle der Störungstheorien der VT, inklusive Zeitraum, Kernprinzipien, theoretischen Grundlagen, zentralen Techniken und wichtigen Vertretern
* Zeitraum: 1940er–1960er Jahre * Kernprinzip: Verhalten wird durch Lernen geformt. Störungen entstehen durch dysfunktionales Lernen und können durch Gegenkonditionierung oder neue Lernprozesse behandelt werden. * Theoretische Grundlage: * Klassische Konditionierung (Pawlow): Lernen durch Assoziation (z. B. Angst als konditionierte Reaktion). * Operante Konditionierung (Skinner): Verhalten wird durch Konsequenzen (Verstärkung oder Bestrafung) beeinflusst. * Zentrale Techniken: * Systematische Desensibilisierung (Wolpe) * Verstärkungssysteme (z. B. Token Economy) * Löschung und Expositionstherapie * Wichtige Vertreter: * Iwan Pawlow (Klassische Konditionierung) * B. F. Skinner (Operante Konditionierung) * Joseph Wolpe (Systematische Desensibilisierung) * John B. Watson (Behaviorismus) * Bandits (Lernen am Modell)
75
Beschreibe grob die 2. Welle der Störungstheorien der VT, inklusive Zeitraum, Kernprinzipien, theoretischen Grundlagen, zentralen Techniken und wichtigen Vertretern
* Zeitraum: 1960er–1990er Jahre * Kernprinzip: Dysfunktionale Kognitionen und Denkmuster sind zentrale Ursachen psychischer Störungen. Verhalten und Emotionen werden durch Gedanken beeinflusst. * Theoretische Grundlage: * Gedanken, Bewertungen und Überzeugungen beeinflussen unser Verhalten und unsere Emotionen. Störungen entstehen durch irrationale oder verzerrte Denkweisen. * Zentrale Techniken: * Kognitive Umstrukturierung (z. B. Identifikation und Veränderung dysfunktionaler Gedanken) * Problemlösetraining * Selbstinstruktionstraining * Wichtige Vertreter: * Aaron T. Beck (Kognitive Therapie, insbesondere bei Depressionen) * Albert Ellis (Rational-Emotive Therapie, RET) (ABC-Modell) * Donald Meichenbaum (Stressimpfungstraining) (Selbstverbalisierung) * Neue Methoden: Kombination kognitiver und behavioraler Ansätze zur Kognitiven Verhaltenstherapie (CBT).
76
Beschreibe grob die 3. Welle der Störungstheorien der VT, inklusive Zeitraum, Kernprinzipien, theoretischen Grundlagen, zentralen Techniken und wichtigen Vertretern
* Zeitraum: 1990er Jahre bis heute * Kernprinzip: Fokus auf die Beziehung zum Denken (anstatt auf den Inhalt der Gedanken). Es geht darum, Achtsamkeit, Akzeptanz und Werteorientierung in den Vordergrund zu stellen. * Theoretische Grundlage: * Psychisches Leid entsteht durch rigide Kontrollversuche, Vermeidung unangenehmer Erfahrungen und die Dominanz automatischer Gedanken. Ein flexibler Umgang mit Gedanken, Gefühlen und Verhaltensmustern wird angestrebt. * Zentrale Techniken: * Achtsamkeitsbasierte Verfahren (z. B. MBSR, MBCT) * Akzeptanz- und Commitment-Therapie (ACT): Werteorientierung und Akzeptanz fördern. * Dialektisch-Behaviorale Therapie (DBT): Integration von Akzeptanz und Veränderung, speziell bei Borderline-Störungen. * Metakognitive Therapie: Fokus auf die Metaebene des Denkens (z. B. Grübelprozesse). * Wichtige Vertreter: * Steven C. Hayes (ACT) * Marsha M. Linehan (DBT) * Zindel Segal, Mark Williams, John Teasdale (MBCT) * Adrian Wells (Metakognitive Therapie) * McCullough (CBASP)
77
Erläutere die Theorie der Klassischen Konditionierung
Vorbereitungsphase * Neutraler Reiz (NS) -> Orientierungsreaktion * Unkonditionierter Reiz (UCS) -> Unkonditionierte Reaktion (UCR) Trainingsphase * Neutraler Reiz (NS) + unkonditionierter Reiz (UCS) -> unkonditionierte Reaktion Erlernt * Neutraler Reiz (NS) -> Konditionierter Reiz (CS) * Konditionierter Reiz (CS) —> Konditionierte Reaktion (CR) Löschungsphase: * Darbietung CS ohne Kopplung mit dem UCS. Nach mehreren Darbietungen ausschleichen der CR, bis sie nicht mehr erscheint. → Unerwünschte Reaktionen können „verlernt“ werden. CS verliert Signalcharakter für CR. Spontanerholung: * erneute Darbietung von CS nach Pause führt zu erneuter CR, jedoch wesentlich schwächer. Kontingenz: * Prädiktorqualität des NS zu UCS → entscheidend Stabilität des Lerneffektes Kontiguität: * räumliche und zeitliche Nähe zwischen NS und UCS.
78
Welche Begriffe können wir aus dem Little Albert Experiment ziehen?
* Preparedness (biologische Prädispostion auf bestimmte Reize sensibler zu reagieren) * Reiz Generalisierung und Reizdiskriminierung (Reaktion weitet sich auf Grund von Ähnlichkeit aus vs. Reaktion wird genau definiert und dadurch nur sehr spezifisch ausgelöst) * Gegen Konditionierung: bspw. Systematische Desensibilisierung * Konditionierung höherer Ordnung
79
Erläutere das Prinzip der Operanten Konditionierung
80
Welche Verstärkerpläne werden bei der operanten Konditionierung unterschieden?
* Kontinuierlich vs. Intermittierend * Quotenplan vs. Intervallplan * Fest (Verstärker immer nach einer bestimmten Zeit) vs. Variabel (Verstärker in unterschiedlichen zeitlichen Abständen)
81
Was versteht man bei der operanten Konditionierung unter dem Premack-Prinzip?
Attraktive Aktivität für weniger attraktive Aktivität ersetzen
82
Unterscheide zwischen primären und sekundären Verstärkern
* Primäre Verstärker: Physiologische Grundbedürfnisse (wenn sie denn bestehen) * Sekundäre Verstärker: Konditionierte Verstärker (z.B. Geld, weil wir gelernt haben, dass wir uns davon etwas verkaufen können)
83
Welche Arten des Verhaltensaufbaus werden bei der operanten Konditionierung unterschieden?
* Shaping: Verstärkung erster Ansätze des Zielverhaltens * Chaining: Letzter Schritt einer komplexen Verhaltensweise wird als erstes verstärkt * Fading: Schrittweises Ausblenden von Hilfsreizen. Selbstständige Ansätze werden konsequent verstärkt * Prompting: Hilfsreize, die auf das gewünschte Verhalten lenken. * Token Economics: Einsatz von Verstärkern
84
Gib Beispiele für Shaping aus dem Alltag und aus der psychotherapeutischen Praxis
* Alltag: Ein Kind soll lernen, sein Zimmer aufzuräumen. Zu Beginn wird gelobt, wenn es wenigstens anfängt, ein Spielzeug wegzuräumen. Nach und nach wird nur noch gelobt, wenn es weitere Teile wegräumt, bis das ganze Zimmer aufgeräumt ist. * Psychotherapie: Ein Patient mit sozialer Angst soll lernen, in der Gruppe zu sprechen. Zu Beginn wird er dafür gelobt, wenn er nur eine kurze Begrüßung sagt. Später wird gelobt, wenn er einen ganzen Satz spricht, und schließlich, wenn er aktiv an Diskussionen teilnimmt.
85
Gib Beispiele für Chaining aus dem Alltag und aus der psychotherapeutischen Praxis
* Alltag: Jemand soll lernen, eine Torte zu backen. Der letzte Schritt, die Torte zu dekorieren, wird zuerst geübt und gelobt. Nach und nach wird geübt, die vorherigen Schritte wie Teig zubereiten und backen auszuführen, bis der gesamte Prozess erlernt ist. * Psychotherapie: Ein Patient mit einer Schreibblockade soll einen vollständigen Text verfassen. Zunächst wird er dafür gelobt, wenn er das abschließende Fazit schreibt. Danach arbeitet er a den Hauptabschnitten und schließlich an der Einleitung.
86
Gib Beispiele für Fading aus dem Alltag und aus der psychotherapeutischen Praxis
Alltag: Ein Kind lernt Fahrradfahren mit Stützrädern. Nach und nach werden die Stützräder angehoben und schließlich entfernt. Jede eigenständige Fahrt ohne Unterstützung wird gelobt. Psychotherapie: Ein Patient mit Depressionen erhält zunächst tägliche Erinnerungen, sich an positive Ereignisse zu erinnern. Nach und nach werden die Erinnerungen reduziert, und es wird verstärkt, wenn der Patient eigenständig positive Gedanken formuliert.
87
Gib Beispiele für Fading aus dem Alltag und aus der psychotherapeutischen Praxis
* Alltag: Eltern kleben kleine Fußabdrücke auf den Boden, um einem Kind zu zeigen, wo es entlanglaufen soll, um seine Schuhe in den Schrank zu bringen. * Psychotherapie: Ein Patient mit Zwangsstörungen erhält ein Post-it mit der Aufschrift "Stopp!", das er auf den Spiegel klebt. Es soll ihn daran erinnern, zwanghafte Kontrollhandlungen zu unterbrechen.
88
Gib Beispiele für Fading aus dem Alltag und aus der psychotherapeutischen Praxis
* Alltag: Ein Lehrer führt ein Belohnungssystem ein, bei dem Schüler für gutes Verhalten (z. B. Hausaufgaben abgeben, ruhig sitzen) Sterne sammeln. Nach einer bestimmten Anzahl können sie diese gegen eine kleine Belohnung eintauschen. * Psychotherapie: In einer Klinik erhalten Patienten für die Teilnahme an Gruppenaktivitäten oder das Erreichen individueller Therapieziele Punkte. Diese Punkte können später gegen kleine Anreize wie zusätzliche Freizeitaktivitäten oder Privilegien eingetauscht werden.
89
Nenne Techniken der operanten Konditionierung für Verhaltensabbau
* Bestrafung * Löschung: Entfernung des positiven Verstärkers * Verstärkerentzug (Response Cost & Timeout) * Sättigung: Immer wieder derselbe Verstärker * Beschränkung: Physikalische Behinderung eines Verhaltens * Verstärkung inkompatibler Verhaltensweisen
90
Erläutere die Zwei-Faktoren-Theorie der Angst (Mowrer)
* Kombination aus klassischer und operanter Konditionierung * Angstentstehung durch klassische Konditionierung * Aufrechterhaltung durch operante Konditionierung
91
Erkläre das Konzept der erlernten Hilflosigkeit (Seligman)
* Entsteht dann, wenn weder Furch- noch Vermeidungsverhalten möglich sind * Attributionsstil: Intern, stabil und generalisiert: fördert Depression
92
Erläutere das Verstärkerverlustmodell von Lewinsohn
93
Was versteht man unter Lernen am Modell?
Imitieren von Vorbildern * Wahrscheinlichkeit auf Imitieren erhöht sich, wenn das Vorbild soziale Macht hat, Ähnlichkeiten zwischen Modell und Beobachter bestehen oder das Modell den Beobachter verstärkt 1. Aneigungsphase (Aquisition): Aufmerksamkeits- und Behaltensprozesse 2. Ausführungsphase (Performanz): Motorik und Verstärkungsprozess
94
Wann und warum werden Kognitive Verfahren verwendet?
* Lernen durch Einsicht, statt durch Versuch und Irrtum * Verzerrungen in der Wahrnehmung, Denkfehler und dysfunktionale Grundannahmen können psychische Störungen bedingen * Dienen zur langfristigen kognitiven Umstrukturierung
95
Welche weiteren Kodierungen / Angaben gilt es bei bipolaren Störungen zu beachten?
* Rapid Cycling: Mind. 4 Phasen / Jahr (z.B. 1 manische, 3 depressive Episoden) * Ultra Rapid Cycling: Phasenwechsel innerhalb von Tagen / Stunden
96
Was versteht man und Rapid Cycling und Ultra Rapid Cycling?
* Rapid Cycling: Mind. 4 Phasen / Jahr * Ultra Rapid Cycling: Phasenwechsel innerhalb von Tagen * Begriffe aus dem Feld der bipolaren Störungen
97
Wie sieht die Lebensphase eines Menschen mit hypomanen Symptomen häufig aus?
* Kriegen ihr Leben noch organisiert; Wichtig: Teilweise sogar auch besser als außerhalb ihrer Symptomatik * Können sehr mitreißend sein, sind beliebt, werden Mitarbeiter des Monats, etc.
98
Wie hoch ist die Suizidrate von bipolaren Patienten?
* 15-20% der bipolaren Patienten suizidieren sich (Zahlen schwanken je nach Studie) * Unter den höchsten Suizidraten psychischer Störungen * Muss immer unbedingt erfragt werden, auch im Verlauf, nicht nur in spezifischen Phasen!
99
In welchen Phasen einer bipolaren Störung ist das Suizidrisiko besonders hoch?
* Übergang in die Depression (aus der Hochphase) * Depression * Gemischte Episoden * Rapid Cycling
100
Differenziere zwischen den einzelnen Klassifikationscodes des ICD-10 zu bipolaren Störungen
101
Wie funktioniert die Klassifikation von bipolaren Störungen nach dem ICD-11?
102
Worin unterscheidet sich die Klassifikation von bipolaren Störungen im ICD-10 und ICD-11?
* Namensänderung: Von *bipolare affektive Störung* (ICD-10) zu *bipolare Störungen* (ICD-11). * Subtypen genauer definiert: Einführung von Typ I, Typ II und Cyclothymia. * „Rapid Cycling“ spezifiziert: Möglichkeit, eine Verlaufsform mit mindestens 4 Episoden pro Jahr anzugeben. * Gemischte Merkmale: Neue Spezifikatoren für Episoden mit Symptomen entgegengesetzter Polarität. * Saisonalität: Option, saisonale Muster bei Episoden anzugeben. * Psychotische Merkmale spezifiziert: Klare Kennzeichnung „mit“ oder „ohne psychotische Merkmale“. * Diagnostische Kriterien verfeinert: Präzisere Definition von manischen, hypomanen und depressiven Episoden. * Funktionelle Beeinträchtigung: Stärkerer Fokus auf die Auswirkungen auf Alltag und Funktionsfähigkeit. * Harmonisierung mit DSM-5: Anpassung an internationale Standards und Vergleichbarkeit. * Klarere Abgrenzung:** Hypomane Episoden deutlicher von manischen Episoden getrennt.
103
Beschreibe die Differenzialdiagnostik zwischen Schizophrenie und Bipolar-I-Störung
* Beispiel: Ich habe mit Beyoncé / Gott gesprochen: Dann ist die Frage, wie; hört derjenige Stimmen? Dann eher Schizophrenie
104
Beschreibe die Differenzialdiagnostik zwischen bipolarer Störung und Schizoaffektiver Störung
* In der Praxis: schwer zu unterscheiden, deckt sich stark * Akute Episoden werden bei der schizoaffektiven Störung mehrheitlich von prädominanter psychotischer Symptomatik bestimmt. Affektive Symptome treten zusätzlich, aber eher verkürzt auf. * Bei bipolarer Störung die psychotischen Symptome ausschließlich bei den “Peaks” der Ausschläge, bei Schizoaffektiver Störung unabhängig davon
105
Beschreibe die Differenzialdiagnostik zwischen Borderline PSK und Bipolar-II-Störung
* Beides geprägt von emotionaler Instabilität * Borderline PKS: reaktiver / situationsabhängiger und von kürzerer Dauer & parasuizidales, selbstverletzendes Verhalten * Bipolar-II-Störung: Phasischer Verlauf, Stabilere Beziehungen, kein Schwanken zwischen Ab- und Zuneigung (außerhalb von Phasen) * Borderline PKS und Bipolar-I-Störung dagegen sehr gut auseinanderzuhalten
106
Was versteht man unter parasuizidalem Verhalten?
* Suizidales Verhalten dem Zufall überlassen (z.B. Autofahren auf der Mittellinie; ohne gucken über die Straße, etc.)
107
Beschreibe die Differenzialdiagnostik zwischen ADHS und Bipolar-II-Störung
* ADHS: * Beginn in der Kindheit * Chronisch, persistierend * Stimmungswechsel 4-5/Tag * Keine sexuelle Enthemmung * Geringes Selbstvertrauen * Familiäre Belastung mit ADHS * Spezifische Medikationseffekte * Bipolar-II-Störung * Beginn etwas später * Episodisch * Stimmungswechsel weniger oft * In manischen Phasen sexuell enthemmt * Größe Ideen * Familiäre Belastung mit Bipolaren Störungen * Spezifische Medikationseffekte
108
Beschreibe die Differenzialdiagnostik zwischen Substanzmissbrauch/-Abhänigkeit und Bipolar-II-Störung
* Die manischen oder Manie-ähnlichen Symptome klingen nach Substanzentzug in kürzerer Zeit wieder ab
109
Was können potenzielle organische oder pharmakogene Ursachen für eine bipolare Störung sein?
* Organisch * Neurosyphilis * Frontalhirntumor * Morbus Pick * Multiple Sklerose * Epilepsie * Morbus Cushing * Thyreotoxikose * Alkoholismus * Pharmakologisch * Psychostimulanzien (Amphetamine, Kokain, Ecstasy) * Dextromethorphan * Kortison, ACTH * L-Dopa, Bromocriptin, Amantadin * ACE-Hemmer * Tuberkulostatika * Gabapentin * Antidepressive
110
Was sind häufige komorbide psychische Störungen von bipolaren Störungen
* Angststörungen (>85%) * Substanzmissbrauch (40-60%) * ADHS (Ca. 40%) * Essstörungen (ca. 33%) * Persönlichkeitsstörungen (ca. 28%) Zeitlicher Zusammenhang oder mögliche Kausalität nicht klar; Komorbide Störungen können die Behandlung (sehr) erschweren und sollten unbedingt im Behandlungsplan integriert sein. Beobachtung der Dozentin: Patienten haben häufig etwas zwanghaftes oder narzisstisches
111
Warum stellt sich die Diagnostik bei bipolaren Störungen so schwierig dar?
* In den meisten Fällen 5-10 Jahre bis zur korrekten Diagnosestellung * Gründe * Keine spezifisch bipolaren Symptome (Differenzialdiagnostik und Komorbiditäten beachten) * Meist zuerst depressive Episode(n) (Diagnosestellung nur im Längsschnitt möglich) * Wenig empfundene Beeinträchtigung durch hypomane Episoden / Symptome * In akuten manischen Phasen kaum Diagnostik möglich
112
Was sind typische Screeninginstrumente für die bipolare Störung?
* Mood Disorders Questionaire (MDQ) * Hypomania Checklist (HCL-32) * Bipolar Spectrum Diagnostic Scale (BSDS) * Life-Chart! Wichtig: Screeninginstrumente eignen sich nicht zur Diagnosestellung
113
Inwiefern kann ein Life-Chart bei der Diagnostik einer bipolaren Störung eine Rolle spielen?
* Grafische Darstellung vergangener Stimmungsverläufe und Episoden, sowie verschiedener zusätzlicher Informationen * Dient der Diagnostik und Aufarbeitung vergangener Episoden * Liefert Hinweise auf Auslöser, Frühwarnzeichen, Regelmäßigkeiten im Verlauf
114
Wie funktioniert das Erstellen eines Life-Charts?
1. Achse I (horizontal): Zeitachse, Grundlinie für Stimmung (Zeitliche Einteilung, wichtige Lebensereignisse eintragen) 2. Achse II (vertikal): Stimmung -5 bis +5 (Definition mit dem Patienten vornehmen 3. Weitere Angaben: Umgang mit Alkohol, Drogen, Medikamenten, komorbide Symptomatik
115
Was sind Besonderheiten in der Psychotherapie bipolarer Störungen?
* Häufig Non-Compliance, medikamentös wie psychotherapeutisch (Hypomane Phasen als Teil der Erkrankung vermitteln) * Häufig chronischer Verlauf: Kontrollieren statt überwinden * Kooperation mit dem Psychiater (Psychotherapie ist keine Alternative zur medikamentösen Behandlung) * Einbezug der Angehörigen (Trialog) * “Wachsamkeit”, diagnostisches Wissen auf Seiten des Therapeuten erforderlich
116
Was versteht man unter Psychoedukation?
"Unter dem Begriff der Psychoedukation werden systematische didaktisch- psychotherapeutische Interventionen zusammengefasst, die dazu geeignet sind, Patienten und ihre Angehörigen über die Krankheit und ihre Behandlung zu informieren, das Krankheitsverständnis und den selbstverantwortlichen Umgang mit der Krankheit zu fördern und sie bei der Krankheitsbewältigung zu unterstützen." (Bäuml und Pitschel-Walz 2008)
117
Was sind Ziele bei der Psychoedukation?
* Informationsvermittlung über die Erkrankung & Entstehungsmodell * Patienten zum Experten der eigenen Erkrankung machen * Eigene Auslöser und Risikofaktoren * Eigene Frühwarnzeichen * Verständnis der medikamentösen Behandlung und Erhöhung der Compliance * Wissen und Anwendung kurz- und langfristiger Strategien (Rückfallprophylaxe) * Stärkung der Selbstwirksamkeitserwartung (Erhöhung der Veränderungsmotivation / Compliance) * Förderung von Akzeptanz * Umgang mit auftretenden Problemen und erneuten Phasen (Kontrollieren statt überwinden)
118
Differenziere zwischen biologischer und psychosozialer Prädisposition
* Biologisch: Genetik / Vererbung, Ungleichgewicht chemischer Prozesse im Gehirn, Morphologische Veränderungen im Gehirn, Instabile biologische Rhythmen * Psychosozial: Einflüsse und Erfahrungen in der Lebensgeschichte, die eine seelische Instabilität begünstigen: erkennbar in Denk- und Verhaltensmustern
119
Nenne Beispiele für überdauernde alltägliche Belastungen
* soziale / familiäre Verpflichtungen * Gesundheitliche Probleme (Krankheiten, Schmerzen) * Arbeitszeiten, hohe Verantwortung, Unter- / Überforderung, Unzufriedenheit * Vereinbarkeit von Arbeit und Familie * Probleme mit Kindern * Wiederkehrende, häufige Auseinandersetzungen * Schwierige Wohnsituation * Finanzielle Schwierigkeiten * Lärm
120
Was können akute Stressoren sein im Rahmen des Vulnerabilitäts-Stress-Modell
* Verlust / Tod * Streit * Verletzung, Krankheit * Berufliche Veränderung * Pensionierung * Umzug * Hochzeit * Schwangerschaft, * Verliebtsein * Zeitumstellung * …
121
In welchen Stadien beim Vulnerabilitäts-Stress-Modell werden welche Interventionen unternommen?
122
Was gilt es aus psychotherapeutischer Sicht bei bipolaren Störung bezüglich der Medikamente zu beachten?
* Ausführliche Medikamentenanamnese * Aktuelle und vergangene Medikation - wozu welches Medikament * Wenn Wechsel, warum? * Wie vertragen? Sind Nebenwirkungen aufgetreten? Welche? Wie damit umgegangen? * Absetzversuche in der Vergangenheit? Mit Psychiater oder alleine? * Verhältnis zum Psychiater? Gespräch / Fragen vorbereiten * Ziel: Medikamentencompliace, Verständnis, Einstellung des Patienten, Ängste / Sorgen erfahren
123
Welche Medikamente spielen bei bipolaren Störungen eine wichtige Rolle?
* Mood Stabilizer/ Stimmungsstabilisierer * Verhindern extreme Gefühlsschwankungen, reduzieren Erregbarkeit, verringern Rückfallrisiko, reduzieren Häufigkeit und Schwere neuer Episoden, wirken innerhalb Zelle auf Informationsweiterleitung * Lithium (Quilonum u.a.) * Antikonvulsiva: Carbamazepin (Finlepsin, Tegretal, Timonil, Carbium, Carba, espa-lepsin, Fokalepsin, Sirtal), Oxcarbazepin (Trileptal), Valproinsäure (Ergenyl, Orfiril, Convulex, Leptilan, Convulsofin), Lamotrigin, * Neuroleptika * Antimanisch, sedierend, reduzieren Aggression/Erregung/Agitation; häufig in Akuttherapie zur Behandlung psychotischer Symptome, Manie, Mischzustände, Depression mit stimmungsinkongruenter Psychose; in ausgewählten Indikationen auch zur Rezidivprophylaxe * typische Neuroleptika: Flupentixol (Fluanxol), Haloperidol (Haldol), u.v.m. * atypische Neuroleptika: Quetiapin (Seroquel), Risperidon (Risperdal), Olanzapin (Zyprexa), Aripripazol (Abilify), Cloazpin (Leponex, Elcrit) u.v.m. * Tranquilizer/ Anxiolytika/ Sedativa * Beruhigungsmittel mit angstlösendem u./o. sedierendem Effekt, häufiger Einsatz in der Akuttherapie zur Behandlung von Erregungszuständen und Aggressivität z.B. bei akuten Manien * Pregabalin (Lyrica), Betablocker, pflanzliche Präparate * Benzodiazepine: Diazepam (Valium, Faustan), Lorazepam (Tavor), Alprazolam (Tafil) u.a. * Antidepressiva
124
Warum sind Frühwarnzeichen ein wichtiger Bestandteil des Störungsmodells und der Therapie?
* Ermöglichen frühzeitiges Eingreifen und Gegensteuern, um erneute Episode zu verhindern oder abzuschwächen * Die Kontrollmöglichkeiten nehmen mit zunehmender Symptomatik ab
125
Was sind mögliche Frühwarnzeichen der Manie?
* Hochstimmung, Euphorie * Neue Ideen, Gedankenrasen * Stärkeres Redebedürfnis * Vermehrte Aktivität, energiegeladener sein * Veränderte Wahrnehmung (Geräuschempfindlichkeit, schärfere Wahrnehmung der Umwelt; Gefühl, in einer anderen Welt zu sein) * Erhöhte Kreativität * Vermindertes Schlafbedürfnis, weniger Schlaf bzw. späteres Zubettgehen * Stärkere Kontaktbereitschaft * Gefühl, wichtig zu sein und im Mittelpunkt des Interesses zu stehen * Gesteigertes Selbstvertrauen bzw. Gefühl, alles schaffen zu können, was man sich vornimmt * Reizbarkeit, Angespanntheit, Ungeduld * Gesteigertes sexuelles Interesse * Vermehrtes Geldausgeben * Konzentrationsschwierigkeiten, Ablenkbarkeit * anders als sonst“ sein * Ruhelosigkeit bzw. Unruhe * Mehr Streitigkeiten als sonst * Alltäglicher Tagesablauf wird nicht eingehalten bzw. Veränderungen im Tagesablauf * Vermehrter Alkoholkonsum * Unregelmäßige Einnahme oder Vergessen der Medikamente
126
Was sind mögliche Frühwarnzeichen der Depression?
* Müdigkeit/Erschöpfungsgefühl/Energielosigkeit * Bedrückte Stimmung/Niedergeschlagenheit * Rückzug/gesteigertes Ruhebedürfnis * Vermindertes Selbstvertrauen/Selbstzweifel * Vermehrtes Grübeln und sich Sorgen machen * Interessenverlust/Lustlosigkeit * Ein- oder Durchschlafstörungen/frühmorgendliches Erwachen/Schwierigkeiten morgens aufzustehen * Alltägliche Verpflichtungen werden vernachlässigt * Konzentrationsschwierigkeiten (Denken fällt schwer) * Vermindertes sexuelles Interesse * Ängstlichkeit/Nervosität * Verringert Belastbarkeit/Abnahme des Leistungsvermögens * Alles auf sich beziehen/Gefühl andere reden schlecht über mich * Veränderungen im alltäglichen Tagesablauf * Körperliches Unwohlsein * anders als sonst“ sein * Vermehrter Alkoholkonsum * Unregelmäßige Einnahme/Vergessen der Medikamente * Anspannung/Unruhe/Reizbarkeit
127
Wie können Frühwarnzeichen erarbeitet werden?
* “Wo” suchen? * Episode von Grenzbereich abgrenzen, teilweise mehrere Wochen vor der tatsächlichen Episode * Life Chart * Angehörige, Freunde fragen: erkennen oft früher als der Betroffene selbst kleinste Veränderungen * Wie viele? * Max. 3-5 * Welche? * Spezifisch (Dauer, Stärke, Häufigkeit) * Persönlich (Gefühle, Handlungen, Äußerungen, Erleben, Gedanken…)
128
Warum sollte man mit dem Patienten nicht zu viele Frühwarnzeichen erarbeiten?
Wenn zu viele Frühwarnzeichen zusammenkommen, sind wir vielleicht schon mitten in der Episode. Lieber auf die ersten Anzeichen einzelner achten.
129
Was macht der Patient dann mit Frühwarnzeichen?
* Selbst- / Symptommonitoring * „Je besser der Betroffene sich kennt und seine aktuelle Erkrankungsphase bzw. Befindlichkeit und ggf. auftretende unerwünschte Wirkungen im Rahmen einer Therapie beobachtet, desto eher wird er lernen einzuschätzen, wann er Hilfe aufsuchen muss oder eigenständig vorher im Trialog abgesprochene Interventionen einsetzt.“ (S.39, S3-LL)
130
Beschreibe die Checkliste zur Unterscheidung krankheitsbedingter und normaler Stimmungsveränderung
* Gibt es einen nachvollziehbaren Grund für Ihre gehobene oder gedrückte Stimmung? * Ist die Stimmungsänderung besonders stark ausgeprägt oder hält sie bereits lange an? * Fühlen Sie sich durch Ihre Stimmungslage negativ beeinträchtigt? * Steht das Ausmaß der Stimmungsänderung und Ihrer Bewertung der Situation in keinem angemessenen Verhältnis zum Auslöser? * Reagieren Sie normalerweise auf ähnliche Auslöser anders? * Beurteilen Ihre Angehörigen und Freunde die Stimmung bereits als ungewöhnlich? * Ist diese Stimmung ein aus früheren Episoden bekanntes Frühwarnzeichen? * Entspricht Ihre Reaktion den für Sie typischen Veränderungen in manischen oder depressiven Phasen? * Bezieht sich die Stimmungsänderung auf ein für die manische oder depressive Episode typisches Thema
131
Beschreibe beispielhaft einen Manie-begünstigenden Kreislauf der Aktivitäten
132
Welchen Zweck erfüllt eine Aktiviätenplanung zu Beginn einer (Hypo)Manie?
* Aktivitäten überdenken und gegebenenfalls aufschieben oder einschränken* * Einbau von Ruhezeiten und Pausen in reizarmer Umgebung * Schlafrhythmus beibehalten * Begrenzung genussvoller exzessiver Aktivitäten * Überforderungssituationen/Stressoren vermeiden * Entspannungsübungen, Achtsamkeit * Kein Alkohol, mäßiger Kaffeekonsum * Psychiatrischer Kontakt
133
Was können hilfreiche Fragen für einen (hypo)manischen Patienten sein, der Aktivitäten verzögern soll?
* Warum muss ich das gleich machen? * Was passiert, wenn ich das verschiebe? * Verliere ich etwas, wenn ich die Idee verschiebe? * Könnte es von Vorteil sein, zu warten? * Was würde mein bester Freund zu der Idee sagen? * Hat mir in der Vergangenheit bereits ähnliches impulsives Handeln geschadet? Disclaimer: In der Praxis ist dieses Vorgehen manchmal schwierig. Die meisten Patienten würden in einer manischen Phase auf diese Fragen immer destruktiv aus der Überzeugung heraus antworten
134
Was sind typische Denkfehler in der (Hypo)Manie?
* Andere verstehen keinen Spaß * Andere sind zu langsam und dumm * Ich bin unwiderstehlich * Andere bewundern mich und beneiden mich um meine Einfälle * Ich fühle mich gut und brauche daher keine Medikamente * Ich weiß alles besser * Mir kann nichts passieren * Es wird alles noch besser werden. * Ich kann alles besser als andere * Meine Ideen sind genial * Ich schaffe alles, was ich mir vornehme * Ohne mich gelingt nichts
135
Was gilt es bei der Behandlung von Patienten in (hypo)manischen Phasen zu beachten?
* Therapiebeginn in akuter (Hypo)Manie schwierig / nicht möglich * Ruhig und gelassen bleiben * Kein therapeutischer Aktionismus, Patienten reden lassen * Auf sich selbst achten! Wenn nötig, klare Grenzen ziehen Wenn Patienten in dieser Phase noch kommen, ist das schon ein gutes Zeichen für die therapeutische Beziehung
136
Gibt es einen Unterschied zwischen den Behandlungen von unipolaren und bipolaren Depressionen?
* Trotz symptomatischer Unterschiede ähneln die Prozesse, die die Genese und den Verlauf bipolarer Depressionen beeinflussen, den unipolarer Depressionen * Prinzipiell dieselben psychotherapeutischen Techniken
137
Beschreibe einen depressions-begünstigenden Aktivitäten-Kreislauf
138
Wie sollte die Aktivitätenplanung zu Beginn einer Depression aussehen?
* Ausweitung angenehmer und Verringerung negativ erlebter Aktivitäten * Stressabbau und Begrenzung der zu erledigenden Aufgaben nach Wichtigkeit * Abstufung von Aufgaben nach Schwierigkeit und Machbarkeit (Erfolgserlebnisse fördern, Misserfolge vermeiden) * Inanspruchnahme von Unterstützung durch andere, Aufgaben delegieren * Einbau zusätzlicher Pausen und Erholungsphasen * Arzt aufsuchen bzw. Hilfe in Anspruch nehmen
139
Was können Schwierigkeiten in der Behandlung der bipolaren Depression sein?
* Umschwenken in die (Hypo)Manie vermeiden & auf Ausgeglichenheit achten, Frühwarnsymptome im Blick behalten (das ist „unfair“…) * Dysfunktionale Kognitionen in Bezug auf Manie und Depression * Depression als Schutz: „Nach der Depression kommt die (Hypo)Manie…“, „Hier bin ich sicher…“ -> Funktionalität, Erlebnisse/Taten in der (Hypo)Manie -> Themen Schuld/Verschuldung * Hypo)Manie als Rettung aus der Depression: „Ich habe es verdient, dass es mir auch mal wieder gut geht“
140
Was gilt es bei folgendem Fallbeispiel zu beachten?
Achtung: Gemischter Zustand, Switch-Gefahr und Suizidalität erfragen (wegen depressiver Stimmung und hohem Antrieb)
141
Wie hoch ist das Rückfallrisiko bei bipolaren Störungen?
* 50% Risiko für erneute Phase innerhalb des ersten Jahres (ohne prophylaktische Medikation) * Trotz Medikamenten, langfristig Wiederauftreten von affektiven Episoden (90% innerhalb von 5 Jahren)
142
Was ist bei der Rückfallprophylaxe von bipolaren Störungen wichtig?
* Stimmungskalender / Life Chart * Krisenplan (Gut zugänglich aufbewahren, in den Alltag integrieren (Wie Frühwarnzeichen), Zusammen mit 20 Euro und Nummer eines Taxiunternehmens aufbewahren * Vertrag mit Vertrauenspersonen
143
Was versteht man unter einem Krisenplan?
1. Was ist eine Krise? 1. Frühwarnzeichen Manie & Depression 2. (Kurzfristige) Bewältigungsstrategien 1. Konkrete Aktivitäten/Handlungsanweisungen für Manie & Depression 3. Wichtige Personen und Orte 1. Wer hilft mir? Wo kann ich hingehen? 2. Name + Anschrift, Adresse der Rettungsstelle, Kontakt Therapeut/Psychiater 4. Informationen zur momentanen und vorangegangenen Behandlung 5. Medikamentenpass (mit dem Psychiater erstellen), Unverträglichkeiten, schlechte Erfahrungen
144
Warum sind Verträge mit Vertrauenspersonen ein zentraler Bestandteil einer Rückfallprophylaxe bei bipolaren Störungen?
* Angehörige erkennen oft früher als der Betroffene selbst kleinste Veränderungen * Hinweise auf eine Veränderung können helfen, frühzeitig gegenzusteuern * Krankheitseinsicht sinkt je stärker die Manie wird * Oft große Unsicherheit bei Angehörigen und Freunden zum Umgang * Konkrete Absprache von Interventionen (Arzt kontaktieren, Kreditkarte einbehalten, Freunde informieren etc.) helfen der Vertrauensperson und wahren die Eigenständigkeit und das Mitbestimmungsrecht des Patienten
145
Was sind die rechtlichen Grundlagen der Dokumentation?
* Richtlinien der Bundesärztekammer (1999): Jeder Pat. Hat das Recht auf Dokumentation von Diagnose, Behandlungsverlauf, unerwünschten Wirkungen und sonstiger Informationen * Das Patientenrechtegesetz Jahr 2013: Patienten dürfen Einsicht in alle Unterlagen, die zu ihnen erarbeitet wurde, nehmen
146
Wie sollte die Dokumentation grundsätzlich gestaltet sein?
* sorgfältig = alle wichtigen Einzelheiten * Zeitnah = Spätestens am gleichen Tag, besser während der Sitzung * Vollständig = Also auch Feststellungen und Einschätzungen zu eruierten Sachverhalten * Fachlich korrekt = V.a. Durch korrektes Benennen der diagnostischen und therapeutischen Interventionen und die Reaktionen des Patienten darauf, der Beziehungsentwicklung
147
Was besagt §37 Psychotherapierichtlinie 2017
Leistungen nach der Psychotherapierichtlinie erfordern für jeden Patienten und jede Patientin eine schriftliche Dokumentation des Datums der Leistungserbringung, der diagnostischen Erhebungen, der wesentlichen Inhalte der psychotherapeutischen Interventionen sowie der Ergebnisse in der Patientenakte. Die „Individuelle Patienteninformation“ gemäß § 11 Absatz 15 ist ebenfalls Bestandteil der Patientenakte.
148
Gibt es Einschränkungen des Einsichtsrechts der Dokumention durch den Patienten?
* Früher: aus therapeutischen Gründen: z.B. wenn eine dringende Gefahr einer deutlich gesundheitlichen Schädigung durch die Einsichtnahme besteht (diese Regelung ist mit dem Patientenrechtegesetz aufgehoben!) * Zum Schutz Dritter, z.B. wenn Rechte anderer, in die Behandlung einbezogener Personen (z.B. Angehörige, Freunde) berührt werden * Zum Schutz des Therapeuten (z.B. in der Forensik)
149
Wie handhabt man den Umgang mit der elektronischen Patientenakte ePA?
* seit 1. Juli 2021 müssen Dokumente aus dem PVS für die ePA bereit gestellt werden können. * Pat. verwalten die ePA in der Regel über eine App * Politischer Diskurs ist noch nicht abgeschlossen: * welche Voraussetzungen, Widersprüche ; bzw. Einwilligungen seitens des Pat. müssen bestehen * welche „Befüllungspflichten“ für den PTh bestehen. * Verpflichtende Einführung der ePA ist für 2025 geplant * Erfassen, Verarbeiten und Speicher der Daten auf der ePA: EBM 01647 (1, 79 Euro / 15 Punkte)
150
Was ist Bestandteil einer Behandlungsvereinbarung?
* Es soll eine psychotherapeutische Behandlung durchgeführt werden. Zum Einsatz kommen allgemein und wissenschaftlich anerkannte Methoden der Verhaltenstherapie. Herr X. wurde im Rahmen der Behandlungsplanung über das Vorgehen informiert und erklärt sich einverstanden. * Herr X. ist darüber aufgeklärt, dass die Psychotherapie keine körperliche Untersuchung und Behandlung durch einen Arzt ersetzt und bei Beschwerden eine Vorstellung beim Haus- oder Facharzt erfolgen muss. * Bei akuten Beschwerden oder gravierenden Stimmungsbeeinträchtigungen - insbesondere Selbsttötungsabsichten - wird sich Herr X. unverzüglich an den Psychotherapeuten wenden und / oder fachärztliche Hilfe aufsuchen. * Die Behandlung wird im Rahmen der Richtlinien der Kassenärztlichen Vereinigung Brandenburg durchgeführt und vergütet. Behandlungstermine werden langfristig, spätestens zu Schluss der vorhergehenden Behandlungsstunde zwischen dem Psychotherapeuten und Herrn X. vereinbart. Eine Absage / Terminänderung muss mind. 48 Stunden vor dem vereinbarten Termin erfolgen. Andernfalls entsteht ein Ausfallhonorar in Höhe von € XX,00. * Der Psychologische Psychotherapeut, ZZZ, unterliegt der Schweigepflicht gemäß § 203 StGB. Im Falle der Auskunftserteilung an Dritte muss eine schriftliche Schweigepflichtsentbindung bzgl. dieser Person vorliegen. * Herr X. wurde über die Datenverarbeitung und Datenspeicherung der Praxis sowie über die Beschwerdemöglichkeiten und Rechtsgrundlagen informiert und erklärt sich einverstanden
151
Was gehört zu einer umfassenden Patienten-Aufklärung?
1. Allgemeine Aufklärung zur Psychotherapie, Alternativen, Nebenwirkungen und mögliche medikamentöse Mitbehandlung 2. Diagnose(n ) 3. Dokumentation und Dokumentationspflicht 4. Schweigepflicht und Datenschutz 5. Einsichtsrecht des Patienten 6. Beschwerdemöglichkeiten des Patienten 7. Berichtspflicht 8. Honorarausfallregelung 9. Einverständniserklärung zu Bild- und Tonaufnahmen 10. Schweigepflichtsentbindung(en) gegenüber Dritten 11. Datenschutzgrundverordnung
152
Was findet in der Psychotherapeutischen Sprechstunde statt?
* Einheit a 25 Min.; (mind. 2 bis max. 6 Einheiten) * (Verdachts)Diagnose * Information des Pat. Über Psychotherapie * PTV 10: amb. PTh. In der GKV * PTV 11: ind. Pat.Info zur ambulanten PTh-Sprechstunde * Empfehlung zum Vorgehen ggf. andere Maßnahmen
153
Was findet in der Probatorischen Sitzung statt?
* Einheit a 50 Min. (mind. 2 bis max. 4 Einheiten) * Klärung der Behandlungsdiagnose * Erarbeitung eines Krankheitsmodells * Entwicklung eines Behandlungsplans * Beantragung der Psychotherapie * Aufklärung der Pat.
154
Welche Regeln zum Datenschutz gibt es?
* Regel: Keine Auskunft über den Patienten ohne dessen Zustimmung * Wer darf dennoch Einsicht nehmen? * Patienten ohne Angaben von Gründen * KV bei Wirtschaftlichkeits- und Plausiblitätsprüfung * Staatsanwaltschaft in besonderen Fällen (z.B. Suizid eines Patienten) * Informationen an der Leistungserbringer entsprechend der Vereinbarung
155
Erläutere das Prinzip der Schweigepflicht
* Die Vertraulichkeit des psychotherapeutischen Gesprächs ist ein hohes Gut * Die Einhaltung der Schweigepflicht ist unabdingbar * Die Pflicht zur Verschwiegenheit wird nur in definierten Ausnahmefällen eingeschränkt
156
Was muss bei der Datenschutz-Grundverordnung berücksichtigt werden?
* Verzeichnis über Verarbeitungstätigkeiten erstellen * Datenschutz-Verpflichtung von Beschäftigten * Information- und Auskunftspflichten: Aushang, Web-Seite. * Löschung von Daten: Nach Ablauf der gesetzlichen Aufbewahrungsfrist von 10 Jahren * Besondere Sicherung der Daten * Auftragsverarbeitung: Mit IT-Betreuer * Datenschutzverletzungen melden: Bei relevanten Risiken an die Datenschutzbeauftragten des Landes
157
Was sollte auf dem Informationsblatt für Patienten zur Datenschutz-Grundverordnung enthalten sein?
* Verantwortlichkeit für die Datenverarbeitung und Beschwerdemöglichkeiten * Zweck der Datenverarbeitung * Empfänger ihrer Daten * Speicherung Ihrer Daten * Ihre Rechte * Rechtliche Grundlagen
158
Welche Kommunikationsmittel dürfen laut Datenschutz-Grundverordnung im Kontakt mit Patienten verwendet werden?
* Kommunikation über Whats App und Email vermeiden: hier werden die Daten jeweils über Drittanbieter geleitet! * Email daher nur End-to-End verschlüsselt (kaum praktikabel) bzw. eingeschränkte Infos (z. B. Terminabsprachen) mit Einverständnis des Pat. * Telefon und SMS (mit Einverständnis des Pat.) gilt als sicher. * Fax: Es muss gewährleistet sein, dass der Empfänger das Fax auch persönlich in Empfang nimmt. * Grundprinzip: Der Sender verantwortet, dass der Weg und der Empfänger vertrauenswürdig sind
159
Was muss im Verlauf unbedingt rechtlich dokumentiert sein?
* Patientenaufklärung (rechtliche Aspekte, Methoden, Wirkung, Grenzen und Nebenwirkungen, Diagnose) * Befunderhebung (Eingangsdiagnostik, Prozessdiagnostik, Entwicklung des Pat.) * Stundendokumentation * Spezielle Aspekte (Suizidalität und andere Krisen, Abbruch und Fehlzeiten, Somatische Komplikationen)
160
Welche Stufen der Suizidalität werden unterschieden?
* Stufe 0: Keine Suizidalität, weder aktuell noch in der Vorgeschichte * Stufe 1: Suizidalität in der Vorgeschichte, keine aktuellen Suizidgedanken, absprachefähig * Stufe 2: Aktuell Ruhewünsche oder Suizidgedanken, keine konkreten Handlungsabsichten, aktuell glaubhaft distanziert und absprachefähig * Stufe 3: Ruhewünsche oder Suizidalität ohne konkrete Handlungsabsichten, eingeschränkte Absprachefähigkeit * Stufe 4: Akute Suizidalität, konkrete Suizidabsichten oder sich passiv aufdrängende Suizidgedanken, Handlung zum Schutz des Patienten muss erfolgen
161
Wie sollte das Thema Suizid dokumentiert werden?
* Suizidabklärung (kein Hinweis auf Suizidalität, Früher Suizidversuche, Suizid- / Lebensüberdrussgedanken, aber absprachefähig, aktuelle Suizidalität: Welche Behandlungsschritte unternommen) * Selbstverletztendes Verhalten
162
Welche Techniken gibt es u.a. Im Rahmen einer therapeutischen Sitzung
* Explorative Techniken * Fokussieren des emotionalen Erlebens * Ermunterung zum Gefühlsausdruck (Gefühle auszusprechen) & Validieren des emotionalen Erlebens * Kommunikationsanalyse * Z.B. von bestimmten Interaktionen * Problemlösestrategien * Identifikation Problem. Strategien und Entwicklung von Alternativen * Klärung / Klarifizieren von Problemsituationen * Ressourcenaktivierung * Therapieziele / Überprüfung von Fortschritten * Techniken zur Verhaltensänderung * Rollenspiele und Shaping * Aufbau von Skills * Arbeit mit der therapeutischen Beziehung * Disziplinierte persönliche Reaktion * Aktives Zuhören & Spiegelung emotionaler Erlebensinhalte
163
Woraus besteht eine Anamnese?
* Anamnese ist Teil der Dokumentation und damit der Qualitätssicherung der Psychotherapie (Leistungsziffer: EBM 35140) * Die Anamnese skizziert die Entwicklung der Symptomatik, die persönliche Entwicklung in allen Lebensbereichen * Biographiearbeit stellt auch als therapeutische Intervention dar. * Anamneseerhebung führt zur Festigung einer vertrauensvollen, therapeutischen Arbeitsbeziehung.
164
Was sind die Empfehlungen der IQTIG zur Diagnostik?
* Erhebung der Symptomatik * ausführliche (biographische) Anamnese * Erhebung psychischer Komorbidität * Erhebung somatischer Komorbidität * Medikamentenanamnese * Erhebung der Behandlungsgeschichte * Erhebung der funktionalen Einschränkungen (Mini-ICF) * Erhebung der Lebensqualität * ggf. Erhebung Substanzmissbrauch * ggf. Abklärung Suizidalität
165
Mit welchem Fragebogen können funktionale Einschränkungen erhoben werden?
* Mini_ICF-Rating für Aktivitäts- und Partizipationsbeeinträchtigungen bei psychischen Erkrankungen * Kurzinstrument zur Fremdbeurteilung von Aktivitäts- und Partizipationsstörungen bei psychischen Erkrankungen in Anlehnung an die Internationale Klassifikation der Funktionsfähigkeit, Behinderung und Gesundheit (ICF) der Weltgesundheitsorganisation (WHO)
166
Was wird bezüglich der Entwicklung der Symptomatik im Rahmen der Anamnese erhoben?
* Differnetialdiagnostische Erwägung (somatische Erkrankungsgeschichte, Entwicklung der Symptomatik) * Identifikation von Auslösern und aufrechterhaltenden externen Bedingungen * Zusammenhänge zwischen Life Events und Symptomatik / psych. Belastung * Entwicklung eines Krankheitsmodells
167
Was wird bezüglich der biografischen Entwicklung im Rahmen der Anamnese erhoben?
* Analyse der Prägungen / Lerngeschichte für spezifische Verhaltens- und Erlebensmutster: Soziale Interaktion, Problemlösestrategien (z.B. ich war auf Probleme nicht vorbereitet) * Erarbeitung von Hyptohesen über den Zusammenhang dysfunktionaler Muster mit den aktuellen Beschwerden
168
Inwieweit und Biografiearbeit auch eine therapeutische Intervention?
* Personen mit einer hohen Bewusstheit für Lebenslauf leben emotional ausgeglichener (Kern und Friedmann, 2008). * Orientierung auf positive biographische Erinnerungen ermöglicht mehr Zufriedenheit in der aktuellen Situation * Entwicklung eines erweiterten Verständnisses des jetzigen Selbst und eine veränderte Bedeutungsstruktur für früher und evt. auch problematische Lebensabschnitte (Maercker und Zöllner,2002) * Lebensrückblick, um einen versöhnlichen und heilenden Blick auf sein Leben zu gewinnen. * Festigung einer therapeutischen Vertrauensbeziehung
169
Was sind therapeutische Techniken bei der Anamneseerhebung?
* Biografische Exploration anhand der Lebenslinien * Diagramme * Genogramm
170
Worum geht es bei der biografischen Exploration anhand der Lebenslinien?
* Erfassen von signifikanten Life-Events * Aktivieren von biografischen Erinnerungen * Exploration spezifischer Lernerfahrungen * Exploration der Krankheitsgenese
171
Worum geht es bei der Nutzung von Diagrammen bei der Anamnese?
* Exploration aktueller Belastungen * Ressourcen * Soziale Netzwerke / Unterstützung
172
Worum geht es im Rahmen der Anamnese bei der Beziehungsanalyse?
* Mit wem leben Sie zusammen? Wie häufig sind Kontakte? Wie gestalten Sie diese Kontakte? * Welche Personen haben Einfluss auf Ihre Verfassung? * Welche Erwartungen a die Beziehung, werden diese Erwartung erfüllt? Nennen Sie Beispiele für befriedigende und unbefriedigende Aspekte? * Soll die Beziehung verbessert werden? Wie? * Gab es Veränderungen, Zuspitzungen, Aufbau, Abbruch von Beziehungen? Vor und/oder nach Aufreten der Symptomatik?
173
Wie könnte eine Beziehungsanalyse aussehen?
174
Welche Rolle kann ein Genogramm bei der Anamnese spielen?
* Familienanamnese
175
Inwieweit spielt der aktuelle Auslöser bei der Anamnese eine Rolle?
* Was hat sich sonst noch in Ihrem Leben in der Zeit abgespielt, als es anfing, Ihnen schlecht zu gehen? Bei der Arbeit? Zuhause? In Ihrer Familie? Mit Freunden? Gab es irgendwelche Veränderungen? * Wie ging es Ihnen als diese Veränderungen auftraten? * Was das auch ca. zu der Zeit, als die Symptome auftraten?
176
Worum geht es in der Anamnese bei der Identifikation der interpersonellen Problembereiche?
* Spannungen am Arbeitsplatz, Überforderungen auf der Arbeit * Rollenwechsel oder -Übergänge (neue Arbeitsstelle, Verlassen des Elternhauses, an einem anderen Ort studieren, neues Heim, Scheidung, ökonomische oder andere Veränderungen) * Auseinandersetzungen mit Partner, mit Kindern oder anderen Familienmitgliedern, Freunden oder Mitarbeitern? * Trauer * Interpersonelle Defizite, die zu Einsamkeit oder sozialer Isolation führen
177
Was sollten Ergebnisse der Anamneseerhebung sein?
* Problemverhalten / Symptomatik (Befund, Symptomentwicklung,…) * Prädisponierende Faktoren der Störung (Biografische Entwicklung und Lerngeschichte, Persönlichkeit, Familienanamnese, biolog. Faktoren, …) * Auslösende Faktoren * Aufrechterhaltende Faktoren (Verstärker der VA, psycho-soziale Bed., Verhaltensdefizite) * Ressourcen (Kompetenzen, positive Erfahrungen, hilfreiche Beziehungen, …)
178
Erläutere verfahrensspezifische Methoden / Techniken bei der Anamneseerhebung
* Geschichte der signifikanten Beziehungserfahrungen (CBASP). * Familienmottos: Exploration dysfunktionaler Leitmotive und Lebensregeln (KVT) * Exploration des „werteorientierten Verhalten“ (ACT): Welche „Regeln über die Art und Weise, wie das Leben ist“, wurden verinnerlicht. * Biographische Befriedigung der Grundbedürfnisse und wichtiger Modi (Schematherapie) * Entwicklung von Erklärungsmodellen (Teufelskreise etc), VT allg. bei allen Verhaltensexzessen
179
Nenne die Abschnitte der Anamnese im PTV 3 / Therapieantrag
1. Relevante soziodemographische Daten 1. Bei Erwachsenen: Alter, aktuell ausgeübter Beruf, Familienstand, Zahl der Kinder 2. Bei Kindern: Angaben zur Lebenssituation, zu Kindergarten oder zu Schulart, ggf. Schulabschluss, Arbeitsstelle, Geschwisterzahl und -position, etc. 2. Symptomatik und psychischer Befund 1. geschilderte Symptomatik in Schwere und Verlauf; Auffälligkeiten bei der Kontaktaufnahme, der Interaktion und des Erscheinungsbildes; Psychischer Befund; Krankheitsverständnis der Pat.; Ergebnisse psychodiagnostischer Testverfahren 3. Somatischer Befund / Konsiliarbericht 4. Behandlungsrelevante Angaben zur Lebensgeschichte (ggf. auch zur Lebensgeschichte der Bezugspersonen), zur Krankheitsanamnese, zum funktionalen Bedingungsmodell (VT) 1. Verhaltensanalyse, Prädisponierende, auslösende und aufrechterhaltende Bedingungen; Funktionale Bedingungsanalyse einer Situation (SORCK); Beschreibung des übergeordneten Störungsmodells (Makroanalyse 5. Diagnose zum Zeitpunkt der Antragsstellung 6. Behandlungsplan und Prognose
180
Was versteht man unter Evaluation?
Evaluation ist ein ständiger Prozess im Behandlungsverlauf. Die Ergebnisse der Evaluation führen zu adaptiven (an die Bedürnisse und Möglichkeiten des Patienten und an die Möglichkeiten und Grenzen von Therapeut und Methodik anzupassende) Therapieplanung Evaluation = Die Therapie verbessern und erfolgreicher arbeiten
181
Woraus besteht eine Therapieevaluation
* Therapieergebnis (Verschlechtert, keine Veränderung, Verbesserung) * Faktoren beim Patienten: Schweregrad der psychischen Störung, Spezifische Diagnose (z.B. BPS, Zwangserkrankung) Komorbidität, interpersonelle Schwierigkeiten, Therapiemotivation, Therapieerwartung * Faktoren beim Therapeuten: mangelnde Empathie oder interpersonelle Fertigkeiten, negative Therapiebeziehung, mangelnde Beherrschung, therapeutische Techniken, mangelnde Übereinstimmung mit dem Pat. Über Therapieprozess, eigene Belastung und Achtsamkeit * Verlauf und Prognose: Abbruchrate und Dauer - Unterschiede zw. PTH keine Unterschiede im Erfolg, Early-responder haben eine gute Prognose, Sudden-Gain Pat. Haben eine bessere Prognose * CAVE: Selbstbeurteilungsfehler der Therapeuten
182
Differenziere zwischen Ergebnisevaluation und Prozessevaluation
* Ergebnisevaluation * Direkte Veränderungsmessung: Pat. Schätzt ein; häufiges Maß ist Zielerreichungsskala * Indirekte Veränderungsmessung: Differenz der Prä- und Postmaße eines Fragebogens * Prozessevaluation * Stundenbögen * Beurteilungen des Therapeutenverhaltens oder der therapeutischen Beziehung
183
Was versteht man unter Routine Outcome Monitoring?
* Ermöglicht Verbesserungen bei ungünstiges Therapieverläufen (Bei Not Pat.führt Feedback zu besserem Erfolg) * Moderatorenfaktoren für Feedback (Häufigkeit, mit der Therapeuten Feedback erhalten; mehrdimensionales FB besser als reines Symptom FB, Zufriedenheit und Nutzung des FB durch PTh)
184
Erläutere das Prinzip des verhaltenstherapeutischen Vorgehens bezüglich Therapiezielen
* Kennenlernen des Patienten - prinzipiell und mit seinen Schwankungen = Ist-Zustand * Analysieren der Barrieren – prinzipiell und in Abhängigkeit von den Schwankungen * Festlegen des Soll-Zustandes - Therapieziele * Analyse der Bewältigungsfertigkeiten * Verbesserung der Bewältigungsfertigkeiten
185
Erläutere Grundsätze der Therapieziele
* Therapieziele werden gemeinsam mit dem Patienten festgelegt. * Die Therapieziele sollten in einer solchen hierarchischen Struktur dargestellt werden, damit deutlich wird, welcher Problembereich zunächst und welcher später behandelt wird * Therapieziele können auch je nach dem theoretisch / methodiuschen Ansatz variieren
186
Nenne Standardtherapieziele
1. Entwicklung einer tragfähigen therapeutischen Beziehung 2. Entwicklung eines individuellen Störungsmodells 3. Reduzierung der Symptomatik 4. Bewältigung von Rezidiven und Rezidivprophylaxe
187
Erläutere das Vorgehen mit einer Zielerreichungsskala
1. Formulieren Sie mit dem Patienten ein generelles Behandlungsziel (z.B. mehr Lebensfreude entwickeln) 2. Formulieren Sie Verhaltenskompetenzen, in denen sich dieses Ziel niederschlägt („Freunde besuchen“, vermindertes Grübeln, meine Meinung äußern, etc.) 3. Explorieren Sie den Ist-Zustand, bemühen Sie sich um Konkretisierung / Beispiele 4. Finden Sie entsprechende Beschreibungungen für eine Verschlechterung (ich liege im Bett und mein Kopf ist leer) 5. Erarbeiten Sie eine Beschreibung, dies das Erreichen des Ziels ausdrückt 6. Überprüfen Sie regelmäßig die Selbsteinschätzung des Pat. Auf der GAS
188
Was ist Bestandteil einer umfangreichen Suchtbehandlung?
* Motivierung * Informationsvermittlung * Verhaltendsdiagnostik * Kognitive Umstrukturierung * Rückfallprophylaxe * Expositionsübungen * Angehörigenanrbeit * Berufliche und soziale Reintegration * Vorbereitung der Nachsorge / Weiterbehandlung * Besonderheiten in der ambulanten Psychotherapie
189
Was ist aus psychologischer Sicht eine Sucht?
* Innerpsychischer Konflikt: das Empfinden von Verlangen oder Zwang * Interpersonaller Konflikt: Forderung nach Konsumbegrenzung durch andere, in der Folge, Verheimlichung, Verleugnung, Bagatellisierung * Eine ursprünglich angenehme Aktivität wird zu einer Notwendigkeit * Ein Erleben von starkem Verlangen und verminderter Kontrolle über die Aktivität trotz unabweisbarer negativer Folgen und Unterstützung durch andere * Die Unterscheidung zwischen Verlangen und Wille ist der Kern des Konzeptes Sucht
190
Was versteht das ICD-10 unter schädlichem Gebrauch? Erläutere die diagnostischen Leitlinien
Ein Konsummuster psychotroper Substanzen, das zu einer Gesundheitsschädigung führt. Diese kann eine körperliche Störung oder eine psychische Störung, z.B. eine depressive Episode nach massivem Alkoholkonsum sein. Diagnostische Leitlinien: * Kritik oder Verurteilung des Konsums einer psychotropen Substanz durch andere oder negative soziale Folgen reichen nicht aus. * Die Diagnose erfordert eine tatsächliche Schädigung (psychisch oder physisch); negative soziale Folgen fallen per se nicht unter den Begriff „Schädigung“. * Eine akute Intoxikation oder ein „Kater“ beweisen allein noch nicht den „Gesundheitsschaden“. * Schädlicher Gebrauch ist bei einem Abhängigkeitssyndrom, einer psychotischen Störung oder bei anderen spezifischen alkohol- oder substanzbedingten Störungen nicht zu diagnostizieren.
191
Was versteht das ICD-10 unter dem Abhänigkeitssyndrom? Erläutere die diagnostischen Leitlinien
Die sichere Diagnose Abhängigkeit sollte nur gestellt werden, wenn irgendwann während des letzten Jahres drei oder mehr der folgenden Kriterien gleichzeitig vorhanden waren: 1. Ein starker Wunsch oder eine Art Zwang, psychotrope Substanzen zu konsumieren. 2. Verminderte Kontrollfähigkeit bezüglich Beginn, Beendigung und Menge des Konsums. 3. Körperliches Entzugssyndrom bei Beendigung oder Reduktion des Konsums. Substanzaufnahme um Entzugssymptome zu mildern oder zu vermeiden. 4. Nachweis einer Toleranz. Um die ursprünglich durch niedrige Dosen erreichten Wirkungen der psychotropen Substanz hervorzurufen, sind zunehmend höhere Dosen erforderlich. 5. Fortschreitende Vernachlässigung anderer Interessen und Lebensbereiche zugunsten des Substanzkonsums. (LEITKRITERIUM) 6. Anhaltender Substanzkonsum, trotz Nachweises eindeutiger schädlicher Folgen (körperlich, psychisch, sozial), über die sich der Konsument im klaren war.
192
Wie ist die Einteilung der Diagnosen von Suchterkrankungen im ICD-10?
F1 Psychische und Verhaltensstörungen durch psychotrope Substanzen F10 Störungen durch Alkohol F11 Störungen durch Opioide F12 Störungen durch Cannabinoide F13 Störungen durch Sedativa und Hypnotika F14 Störungen durch Kokain F15 Störungen durch sonstige Stimulanzien F16 Störungen durch Halluzinogene F17 Störungen durch Tabak F18 Störungen durch flüchtige Lösungsmittel F19 Störungen durch multiplen Substanzgebrauch F6 Persönlichkeits- und Verhaltensstörungen F63.0 Pathologisches (Glücks-)Spielen F68.8 Andere näher bezeichnete Persönlichkeits- und Verhaltensstörung: Pathologischer PC/Internetgebrauch 6C4 Psychische und Verhaltensstörungen durch psychotrope Substanzen 6C40 Störungen durch Alkohol 6C41 Störungen durch Cannabinoide 6C42 Störungen durch Synthetische Cannabinoide 6C43 Störungen durch Opioide 6C44 Störungen durch Sedativa, Hypnotika o. Anxiolytika 6C45 Störungen durch Kokain 6C46 Störungen durch Stimulanzien incl. Amphetamine, Methamphetamine o. Methcathinone 6C47 Störungen durch Synthetische Cathinone 6C48 Störungen durch Halluzinogene 6C49 Störungen durch Nikotin 6C4B Störungen durch flüchtige Inhalantien 6C4C 6C4D 6C4E 6C4F 6C4G Störungen durch MDMA o. verwandte Substanzen incl. MDA Störungen durch dissoziative Substanzen icl. Ketamine u. Phencycline Andere spezifische psychoaktive Substanzen, incl. Medikamente
193
Wie wird im ICD-11 das Abhängigkeitssyndrom diagnostiziert?
2 oder 3 Kriterien sind über einen Zeitraum von mindestens 12 Monaten erfüllt, kann bei täglichem oder fast täglichem Substanzkonsum abernauch über einen Zeitraum von mindestens 3 Monaten gestellt werden 1. Beeinträchtigte Steuerung des Substanzkonsums hinsichtlich Beginn, Menge,Umständen des Konsums oder Beendigung des Konsums. Oft (aber nicht notwendigerweise) begleitet von einem starken subjektiven Drang oder Verlangen, die entsprechende Substanz zu konsumieren 2. Physiologische Merkmale einer Abhängigkeit, wie Toleranz und/oder Entzugserscheinungen nach Konsumstopp oder -reduktion und/oder wiederholter Konsum der Substanz oder pharmazeutisch ähnlicher Substanzen, um Entzugserscheinungen zu verhindern oder abzumildern. 3. Substanzkonsum wird zunehmend zur Priorität gegenüber anderen Aktivitäten (Interessen, Vergnügungen, alltägliche Aktivitäten, Verpflichtungen) und wird trotz auftretender konsumbedingter negativer Konsequenzen weitergeführt.
194
Wie wird im ICD-11 das schädliche Gebrauchsmuster diagnostiziert?
Ein Muster des Substanzkonsums, das die körperliche oder geistige Gesundheit einer Person geschädigt oder zu einem Verhalten geführt hat, das die Gesundheit anderer beeinträchtigt. Diagnostische Leitlinien: * Das Konsummuster zeigt sich bei episodischem Substanzkonsum über einen Zeitraum von mindestens zwölf Monaten bzw. bei kontinuierlichem Konsum über mindestens einen Monat * Gesundheitsschäden der konsumierenden Person treten aufgrund eines oder mehrerer der folgenden Gründe auf: (1) Verhalten im Zusammenhang mit einer Intoxikation; (2) direkte oder sekundäre toxische Wirkungen auf Körperorgane und –systeme oder (3) ein schädlicher Verabreichungsweg. * Gesundheitsgefährdung anderer umfasst körperliche und psychische Schäden, einschließlich Traumata oder psychischer Störung, die direkt auf ein Verhalten im Zusammenhang mit einer Intoxikation der Person zurückzuführen sind.
195
Wie ist im ICD-11 eine Episode des schädlichen Substanzgebrauchs diagnostiziert?
Diese ist analog zur Definition des schädlichen Gebrauchsmusters definiert, bezieht sich aber auf singuläre Ereignisse. Kann das Verhalten auf ein regelmäßig auftretendes Konsummuster zurückgeführt werden, soll die Diagnose des Musters eines schädlichen Gebrauchs vergeben werden.
196
Wie kann im ICD 11 Riskanter Konsum kodiert werden?
kann codiert werden in der Rubrik: „Faktoren, die den Gesundheitszustand oder Kontakt mit dem Gesundheitssystem beeinflussen“ dort „mit Gesundheitsverhaltensweisen assoziierte Probleme“
197
Wie wird die Substanzgebrauchsstörung nach DSM-5 definiert?
1. wiederholter Konsum, sodass wichtige Verpflichtungen in der Arbeit, in der Schule oder zu Hause vernachlässigt werden; 2. wiederholter Konsum in Situationen, in denen es auf Grund des Konsums zu einer körperlichen Gefährdung kommen kann; 3. wiederholter Konsum trotz ständiger oder wiederholter sozialer oder zwischenmenschlicher Probleme; 4. Toleranzentwicklung, gekennzeichnet durch Dosissteigerung oder verminderte Wirkung; 5. Entzugssymptome oder Substanzkonsum, um Entzugssymptome zu vermeiden; 6. längerer Konsum oder in größerer Menge als geplant (Kontrollverlust); 7. anhaltender Kontrollwunsch oder erfolglose Versuche der Kontrolle; 8. hoher Zeitaufwand, um die Substanz zu beschaffen, zu konsumieren oder sich von der Wirkung des Konsums zu erholen; 9. Aufgabe oder Reduzierung von Aktivitäten zugunsten des Substanzkonsums; 10. fortgesetzter Gebrauch, obwohl körperliche oder psychische Probleme bekannt sind; 11. starkes Verlangen oder Drang, die Substanz zu konsumieren (Craving). Mindestens 2 Merkmale müssen innerhalb eines 12-Monats- Zeitraums erfüllt sein. Empirisch gestütztes dimensionales Modell: 2-3 Kriterien: moderat ≥ 4 Kriterien: schwer
198
Nenne Unterschiede in der Diagnose von Abhängigkeitserkrankungen zwischen ICD-10 und ICD-11
Terminologie und Struktur * ICD-10: verwendet den Begriff „Psychische und Verhaltensstörungen durch psychotrope Substanzen“ und differenziert zwischen verschiedenen Stadien (z. B. akute Intoxikation, schädlicher Gebrauch, Abhängigkeitssyndrom). * ICD-11: es wird die Kategorie „Disorders due to substance use or addictive behaviours“ eingeführt, was auch nicht-substanzbezogene Störungen wie Gaming Disorder umfasst. Der Fokus liegt stärker auf „Substance Use Disorders“ (SUD), und es wird weniger zwischen verschiedenen Stadien unterschieden. Kriterien für Abhängigkeit: * ICD-10: Sechs Kriterien für die Diagnose eines Abhängigkeitssyndroms, von denen mindestens drei innerhalb eines Jahres vorliegen müssen: * 1. Starker Wunsch oder Zwang, Substanzen zu konsumieren. 2. Verminderte Kontrolle über den Konsum 3. Entzugssymptome; 4. Toleranzentwicklung 5. Vernachlässigung anderer Interessen zugunsten des Substanzkonsums 6. Anhaltender Konsum trotz schädlicher Folgen. * ICD-11: Nur noch drei zentrale Kriterien sind notwendig, die gleichzeitig auftreten können * 1. Verlust der Kontrolle über den Konsum; 2. Anhaltender Konsum trotz negativer Konsequenzen; 3. Vorrang des Substanzkonsums vor anderen Aktivitäten. Diagnosezeitraum: * ICD-10: Die Symptome müssen mindestens über einen Zeitraum von 12 Monaten auftreten. * ICD-11: Der Diagnosezeitraum wurde flexibler gestaltet. Die Symptome müssen nicht zwingend über 12 Monate bestehen, sondern können auch bei kürzerem Verlauf diagnostiziert werden, wenn die Beeinträchtigungen erheblich sind. Nicht-substanzgebundene Abhängigkeiten: * ICD-10: Nicht-substanzgebundene Verhaltenssüchte (z. B. Spielsucht) sind nur in separaten Kategorien beschrieben. * ICD-11: Die ICD-11 integriert nicht-substanzgebundene Abhängigkeiten (z. B. Gaming Schädlicher Gebrauch vs. Abhängigkeit * ICD-10: Unterscheidet zwischen „schädlichem Gebrauch“ und „Abhängigkeit“. Schädlicher Gebrauch ist eine Vorstufe zur Abhängigkeit. * ICD-11: Die Unterscheidung zwischen schädlichem Gebrauch und Abhängigkeit entfällt. Stattdessen gibt es ein Kontinuum von Substanzgebrauchsstörungen mit verschiedenen Schweregraden (mild, moderat, schwer). Fazit: Die ICD-11 bietet eine vereinfachte, praxisnähere Diagnostik, indem sie weniger Kriterien verwendet und den Schwerpunkt stärker auf funktionelle Beeinträchtigungen legt. Gleichzeitig integriert sie Verhaltenssüchte in die Diagnosesystematik, was den aktuellen Erkenntnissen über Abhängigkeitserkrankungen besser entspricht.
199
Erläutere die Therapiephasen in der Suchtbehandlung (Soyka & Küfner, 2008)
1. Kontaktphase (Dauer Variabel): Niedergelassene Hausärzte, Fachärzte, Betriebliche Suchtkrankenhilfe, Vorsorgeeinrichtungen, amb. Psychotherapie, Suchtberatungsstellen 2. Entgiftungsphase (1-4 Wochen): Psychiatrische Krankenhäuser, Allgemeinkrankenhäuser, internistische, neurologische o. Psychiatrische Stationen) 3. Entwöhnungsphase (6-24 Wochen): Fachkliniken, teilstationäre und ambulante Rehabilitationseinrichtung 4. Nachsorgephase (Jahre): Adaptionseinrichtungen, Betreutes Wohnen, Sozialtherapeutische Einrichtungen, Selbsthilfegruppen, Suchtberatungsstellen, ambulante ärztliche und psychotherapeutische Versorgung
200
Welche Rolle spielt Motivierung in der Suchtbehandlung?
Behandlungs- und Veränderungsmotivation sind meistens in hohem Maße ambivalent (besonders in den ersten Behandlungsphasen; aber auch später, insbesondere nach Rückfällen), weil * Hohes Verstärkerpotenzial des Suchtmittels * Verminderte kognitive Fhägikeiten infolge des Suchtmittelkonsums (Urteilsfähigkeit, Gedächtnis, Lernen) * Niedriges Selbstwertgefühl+hl, geringe Selbstwirksamkeitserwartung, negative Lebensbilanzierung * Scham- und Schuldgef+hle * Soziale Stigmatisierung * Ausgeprägte Abwehr / Bagatellisierung
201
Was verstehen wir unter Motivational Interviewing?
… einen kooperativen Gesprächsstil, mit dem wir einen Menschen in seiner eigenen Motivation zur und seinem eigenen Engagement für Veränderung stärken können
202
Was sind Komponenten der Veränderungsmotivation?
* Wichtigkeit: Wie wichtig ist es für Sie, die Veränderung herbeizuführen? * Fähigkeit / Zuversicht: Wie überzeugt sind Sie, dass Sie es schaffen können? * Bereitschaft: Wie bereit sind Sie zum gegenwärtigen Zeitpunkt für eine Veränderung?
203
Erläutere das Konzept von Dissonanz und Beibehaltungs-Äußerungen
* Beibehaltungs-Äußerungen (sustain talk) sind Teil der normalen Ambivalenz * Dissonanz-Äußerungen (discord) treten auf, wenn der / die Klient*in sich gedrängt oder bevormundet fühlt * Dissonanz ist ein Konflikt zwischen der Ambivalenz des / der Klient*in und den Korrekturreflex des / der Helferin
204
Was ist Bestandteil eines Confidence Talks?
* Offene Fragen * Zuversichtsskala einsetzen * Frühere Erfolge besprechen * Persönliche Stärken und soziale Unterstützung * Brainstorming * Informationen und Ratschläge * Umformulieren von Barrieren
205
Was versteht man unter Themenzentriertem Arbeiten?
* Das Themenzentierte Arbeiten findet dreimal pro Woche mit einer Dauer von 60 Minuten statt * Die Patient*innen erarbeiten in ihrer Bezugsgruppe unter therapeutischer Anleitung ein Thema, das in Zusammenhang mit der Abhängigkeitserkrankung steht. * Es wird geeignete Literatur zur Verfügung gestellt, die mittels Hausaufgaben bearbeitet wird und aus der aus Fragestellungen abgeleitet werden. * Ziele des Themenzentrierten Arbeitens sind die Erarbeitung und Vertiefung von Informationen zu Erkrankungsverlauf und Behandlung, Therapiekonzept, Förderung von Krankheitsverständnis und –bewältigung sowie Stabiliseirung der Therapiemotivation. * Protokollbögen dokumentieren das Thema der Stunde, die Inhalte der Diskussion und offene Fragen – gleichermaßen für den Therapeut*innen und die Patient*innen.
206
Was versteht man unter einer Analyse der Reizbedingungen
Genaue Beschreibung der Situation, in der die Droge eingenommen wurde: * Wo war es? * Um welche Zeit war es? * Wer war dabei * Was haben Sie dabei getan? * In welcher Stimmung waren Sie? * Welche Art von Drogen haben sie eingenommen? * Über welchen Zeitraum hat sich die Drogeneinnahme erstreckt? * Wie viel haben sie konsumiert? * Wie haben Sie sich dabei gefühlt? * Was haben Sie körperlich empfunden? * Was ging Ihnen dabei durch den Kopf?
207
Wie kann eine Mikroanalyse bei Patienten mit Suchtbehandlungen aussehen?
* Analyse der Reizbedingungen * Exploration der kurz- und langfristigen Konsequenzen * Vervollständigen der Verhaltensanalyse * Erarbeiten einer Liste der individuellen Trinksituationen und der spezifischen Auslösereize
208
Was versteht man unter dem Konzept „Probeabstinenz“?
Wenn der/die Patient*in sich nicht auf eine dauerhafte Abstinenz festlegen will, kann eine „Probeabstinenz“ vereinbart werden. Zuvor sind folgende Fragen zu klären: * Was sind die Vorteile probeweisen Abstinenz? * Wie lange soll sie dauern? * Ab wann soll sie praktiziert werden? * Was ist notwendig, um sie durchzuführen? * Was könnte schiefgehen? * Wie sieht der Notfallplan aus?
209
Was versteht man unter „Trinkmengenreduktion“
* Trinkmengenreduktion ist eine Therapieoption bei Personen, * bei denen ein riskanter oder schädlicher Konsum vorliegt * bei Abhängigen, die sich (noch) nicht für Abstinenz als Therapieziel gewinnen lassen * Ist im Sinne einer Schadensminderung sinnvoll * Bietet die Möglichkeit, das Personen, die Abstinenz als Therapieziel ablehnen, für Hilfsangebote gewonnen werden können * Unterschieden werden muss zwischen: * Selbst) kontrolliertem reduzierten Trinken * Kontrolliertem Trinken nach selbst festgelegtem Plan
210
Erläutere das Konzept des Kontrollierten Trinkens
Inhalte des «10-Schritte-Programms zur selbstständigen Reduktion des Alkoholkonsums» * Herstellung günstiger Rahmenbedingungen zum Erlernen des kontrollierten Trinkens * Führen des Trink-Tagebuchs * Bilanzierung der positiven und negativen Seiten des bisherigen Alkoholkonsums * Aneignung wichtiger Informationen zum Thema «Alkohol» * Festlegung von Limits für kontrolliertes Trinken * Identifizierung von Risikosituationen für Zu-viel-Trinken * Festlegung von Strategien zum Erreichen der Ziele * Freizeitgestaltung * Umgang mit Belastungen * Stabilisierung und Weiterführung der erreichten Veränderungen
211
Welche Rolle spielt die Kognitive Umstrukturierung bei Suchterkrankungen?
* Verstärkung kognitiver Dissonanz * Veränderung suchtmittelbezogener Attributionen, Disputation von Überzeugungen * Etablierung von mit dem Suchtmittelkonsum entgegen gerichteten Selbstinstruktionen (Meichenbaum, 1995) * Vermittlung und Etablierung des Problemlösemodells * Aufbau eines neuen Selbstbildes, Stärkung des Selbstwertgefühls
212
Was können Interbentionstechniken zur kognitiven Umstrukturierung bei Abhängigkeitserkrankungen sein?
* Expertenstreit: zwei Gruppen verfassen je ein „Aufklärungsbuch“ über Alkoholabhängigkeit und diskutieren anschließend darüber. * Überredung zum Konsum: Patient*in 1 soll einen Bekannten zum Konsum überreden. Er/Sie macht ihm klar, was die Vorzüge des Konsums sind und ist dabei so überzeugend wie möglich.“ Patient*in 2 bleibt skeptisch und verteidigt seinen/ihren Abstinenzvorsatz. * Trink-/ Konsumsprüche sammeln: Anschließend diskutieren, was versteckt sich dahinter? Wie stehen Sie heute dazu? * Abwehrmechanismen: Der/Die Patient*in listet zunächst alle negativen Auswirkungen seines Alkoholkonsums auf und erläutert dann, auf welche Weise er/sie früher gegenüber sich und anderen versucht hat, diese zu verheimlichen bzw. zu verharmlosen. Die Mitpatient*innen vergleichen dies mit ihren eigenen Abwehrmechanismen.
213
Was beinhaltet die Rückfallprävention bei Abhängigkeitserkrankung
* Modell der Entstehung von Suchtmittelverlangen * Allgemeines Rückfallmodell * Erarbeiten einer Liste der individuellen Rückfallrisikosituationen und der spezifischen Auslösereizer * Klären von Rückfallverhinderungsstrategien * Entwickeln von je spezifischem Alternativverhalteno
214
Welche Besonderheiten gilt es bei dem Umgang mit Abhängigkeitserkrankungen in der ambulanten Psychotherapie zu beachten?
* Behandlung wird i.d.R. wegen einer anderen psychischen Störung gesucht. * Wenn Alkoholprobleme gemeinsam mit einer psychischen Störung auftreten, sind beide schwieriger zu behandeln. * Das Risiko der Selbst- und Fremdgefährdung ist bei Vorliegen einer Alkoholproblematik erhöht (Suizidalität, Entzugssymptomatik, Unfälle, gewalttätige Entgleisungen). * Begrenzter Behandlungsrahmen: In 10 Sitzungen muss Abstinenz erreicht sein. * Konsequenzen für die therapeutische Beziehung: * Kontrolle der Einhaltung bzw. Erreichung von Abstinenz * Umgehen mit Fernbleiben von einer Sitzung (evtl. Rückfall) * Umgehen mit Intoxikation und Rückfällen * Loyalitätskonflikt bei Nicht-erreichen des Abstinenzzieles
215
Beschreibe Screening-Prozess und Differentialdiagnostik bei Abhängigkeitserkrankungen
Frage 1: An wie vielen Tagen pro Woche trinken Sie Alkohol? (Mehr als 5x pro Woche?) Frage 2: Wie viele Gläser Alkohol trinken Sie durchschnittlich pro Trinktag? (Frauen: mehr als 2 Standardgläser; Männer: mehr als 3-4 Standardgläser)
216
Beschreibe des Gesprächsablauf zu Begründung weiterer differentialdiagnostischer Abklärung bei Suchterkrankungen
217
Was sind die Gründe für die grundsätzliche Vermittlung eines Patienten mit einer Suchterkrankungen in das Suchthilfesystem?
* Wenn Alkoholprobleme gemeinsam mit einer anderen psychischen Störung vorliegen, haben beide eine ungünstigere Prognose. * Parallele oder sequentielle Behandlung, ohne sinnvolle Integration ist wenig effektiv * „Sekundärer Alkoholismus“ kann nicht durch eine Behandlung der „Primärstörung“ überwunden werden. * Einschränkungen der Selbstregulation und soziale Folgeschäden * Früher Kontakt zum Suchthilfesystem verbessert die Behandlungschancen
218
Begründe, warum riskanter oder schädlicher Konsum immer mitbehandelt werden sollte, neben der Primärstörung
* Die Behandlungschancen einer psychischen Störung sind bei gleichzeitigem Substanzgebrauch erheblich gemindert * Veränderungen im Erleben und Verhalten können nicht sicher beurteilt werden. * Das Risiko für Unfälle, emotionale Entgleisungen, Suizidalität ist erhöht * Es ist ethisch nicht vertretbar zu warten, bis der/die Betreffende an einem „Tiefpunkt“ angekommen ist. * Psychotherapeut*innen sind aufgrund ihrer Interaktionsfähigkeiten bestens qualifiziert zu einer Mitbehandlung von riskantem oder schädlichem Konsum zu motivieren.
219
Erläutere die Therapieprinzipien bei der Mitbehandlung von schädlichem oder riskantem Konsum von Suchtmitteln
* Unmittelbare Veränderung des Trinkverhaltens: Das Trinkverhalten ändert sich nicht von alleine, wenn das „Primärproblem“ gelöst ist. * Wahlmöglichkeit bezüglich der alkoholbezogenen Therapieziele. * Unterscheidung zwischen kritischen und problemlosen Trinksituationen (kein „kontrolliertes Trinken“). Konzept der Punktabstinenz: * Kein Alkohol am ungeeigneten Ort * Kein Alkohol zum ungeeigneten Zeitpunkt * Kein Alkohol für bestimmte Personen * Motivationsänderung vor Fertigkeitstraining. * Verhaltensrückfälle sind normal
220
Erläutere das Modell zur Entstehung von Suchtmittelverlangen
221
Wie werden Rückfälle in modernen Suchttheorien definiert?
* Als Teil der Störung und nicht als individuelles Versagen * Ein Rückfall bietet die Chance, die bisherigen Abstinenzerhaltungsstrategien zu überprüfen und zu verbessern
222
Erläutere das Sozialkognitive Rückfallpräventionsmodell (Marlatt & Gordon, 1985)
* Am Beginn des Rückfallprozesses steht eine „Unausgewogenheit“ in der Lebensführung * Daraus resultierender Stress und negative Affekte erzeugen den Wunsch nach kompensatorischem Ausgleich * Die subjektiven Kontrollmöglichkeiten werden bedroht, die Absinenzentscheidung wird zunächst implizit, später u.U. Explizit in Frage gestellt * Eine Rückfallrisikosituation entsteht
223
Was sind typische Rückfallsituationen bei Abhängigkeitserkrankungen?
Die meisten Rückfälle lassen sich auf eine begrenzte Anzahl umschriebener innerpsychischer und sozialer Situationen zurückführen: * Unangenehme Gefühlszustände (Ärger, Enttäuschung, Einsamkeitsgefühl, Depressivität, Kränkungen) * Unangenehme körperliche Zustände (Schmerzen, Schlafstörungen, innere Unruhe und Angespanntheit) * Angenehme Gefühlszustände (Freude, Stolz, Zufriedenheit, „Trockenrausch“) * Austesten der eigenen Kontrollfähigkeit * Zwischenmenschliche Konflikte (Streit, Spannungen) * Zusammensein mit Alkoholkonsumenten und Aufforderung zum Mittrinken * Angenehme Gefühlszustände im Zusammensein mit anderen (z.B. Bei Feierlichkeiten, Sport- o. Musikveranstaltungen)
224
Wie sieht eine individuelle Rückfallprävention bei Suchterrkankungen aus?
* Erkennen der individuellen Rückfallrisikosituationen und der spezifischen Auslösereize * Klären von Rückfallverhinderungsstrategien * Entwickeln von je spezifischem Alternativverhalten
225
Wie kann das „Erkennen der individuellen Rückfallrisikosituationen und der spezifischen Auslösereize“ in der Therapie aussehen?
* Welche Situationen, Gedanken, Körperempfindungen oder Gefühlen lösen bei mir Suchtmittelverlangen aus? * Was habe ich bisher getan, um mit dem Suchtmittelverlangen umzugehen? * Welche Dinge werde ich zukünftig noch zusätzlich tun, um mit dem Suchtmittelverlangen zurecht zu kommen?
226
Was können individuelle Rückfallverhinderungsstrategien sein?
* Vermeidung der Situation * Ablenkung in der Situation * Achtsames Beobachten der Situation * Bewusste Konfrontation mit der Situation * Positive Folgen der Abstinenz vergegenwärtigen * Negative Konsequenzen des Trinkens ins Gedächtnis rufen * Bewältigungsvorstellungen vergegenwärtigen * Soziale Unterstützung
227
Erläutere die Erstellung eines „Wellen-Plans“ im Rahmen von Suchterkrankungen
228
Wie ist mit einem Rückfall bei Suchterkrankungen im Rahmen der Behandlung umzugehen?
* Klären, ob er Ausdruck einer veränderten Motivationslage ist * Wenn ja: sind motivationale Strategien anzuwenden * Wenn nein: sind die Strategien zur Rückfallprävention zu modifizieren und zu verbessern * Fragen * Wie versteht und bewertet der/die Pat. den Rückfall? * Wie passt der Rückfall zu den langfristigen Zielen? * Was sind die Vor- und Nachteile des Weitertrinkens vs. erneuter Abstinenz * Was waren bisher die Gründe für Abstinenz? Was hat sich daran geändert? * Welche Auswirkungen hat der Rückfall auf Wichtigkeit/ Zuversicht/Bereitschaft zur Verhaltensänderung? * Müssen die bisherigen Therapieziele überdacht und verändert werden?
229
Was versteht man unter „Ablehnungstraining“ bei der Behandlung von Suchterkrankungen?
* Grundgedanke: Für die Situationen, in denen sich der Abhängige unter Druck gesetzt fühlt, oder dazu aufgefordert wird zu trinken, soll das Ablehnen von Alkoholangeboten trainiert werden * Vorgehen: * Erklären des Therapierationals * Sammeln von Angebots- oder Drucksituationen * Erstellen einer Hierarchie nach Schwierigkeitsgrad * Auswählen einer Situation * Konkretisieren, „spielbar machen“ der Situation * Durchführen des Reollenspiels * Evaluation des Rollenspiels * Evtl. Modifikation und erneute Durchführung
230
Welche Ansatzpunkte werden bei der Rückfallprävention bei einer Suchterkrankung unterschieden?
1. Stimuluskontrolle: 1. Vermeidung kritischer Situationen, Ablenkung in der Situation; Veränderung in der Stimulusqualität: Selbstinstruktionen, Gedankenstopp, Entspannung, Achtsamkeitsübungen, Konfrontation mit der Situation (Exposition) 2. Veränderung der kognitiven Verarbeitung: 1. Positive Folgen der Abstineznz vergegenwärtigen, negative Konsequenzen des Trinkens ins Gedächtnis rufen, Erhöhung der Selbstwirksamkeitserwartung: Positive Bewältigungserfahrungen aus der Vergangenheit vergegenwärtigen, Bewältigungsimagniation 3. Aufbau von Verhaltensalternativen 1. Ablehnungstraining, Verbesserung sozialer Kompetenz, Erweiterung emotionaler Kompetenz, Gezielte Verstärkung Suchtmittelkonsum inkompatiblen Verhaltens (Selbst- und Fremdverstärkung, Entzug von Verstärkung für Suchtmittelkonsum), Aufbau sozialer Unterstützung, Einbezug von Angehörigen
231
Wie wendet man ein Expositionstraining bei der Behandlung von Suchterkrankungen an?
* Grundgedanke: Automatisierte Reaktionsmuster in Risikosituationen sollen durch Habituation durchbrochen werden Vorgehen 1. Erklären des Therapierationals 2. Erstellen einer Hierarchie von Rückfallrisikosituationen. Zu jeder Situation ist zu notieren: Schwierigketisgrad, externe Alkoholtrigger, interne Alkoholtrigger 3. Exposition in vitro, erarbeiten einer fiktiven Risikoverlaufskurve (kognitive Vorbereitung) 4. Expositionsübung in vivo in Gegenwart des Therapeuten. Genaue Instruktion und Begleitung. Zeichnen einer Risikoverlaufskurve. 5. Expositionsübung in vivo ohne Therapeuten
232
Welche Arten von Expositionssituationen lassen sich im Rahmen von Suchterkrankungen unterscheiden?
* Alkoholexposition mit Simmungsinduktion * Alkoholexposition mit Tonbandaufnahmen von Konfliktgesprächen * Alkoholexposition in sozialer Verführungssituation
233
Wann sind Expositionstrainings bei Suchterkrankungen indiziert und was sind die Ziele? Was muss dabei beachtet werden?
* Indikationskrieterien * Geringe Abstinenzzuversicht bei klarer Abstinenzentscheidung * Persönliches Störungsmodells muss erarbeitet sein * Therapierationals muss erklärt und verstanden sein * Klare Behandlungscompliance muss gegeben sein * Ziele * Unterbrechung automatisierter Verhaltensketten * Widerlegung der Kontrollverlusterwartung des Patienten * Stärkung der Selbstwirksamkeitsüberzeugung * Training von spezifischen Bewältigungsstrategien * Unverzichtbar * Kognitive Vorbereitung * Nachbereitung der Expositionsübung
234
Erläutere die Wirkungen des Cannabiskonsums
* Akute erwünschte Wirkungen * Euphorie, Entspannung, Wahrnehmungsveränderungen, Zeitverzerrungen, Verstärkung normaler sensorischer Empfindungen (z.B. Essen, Musik hören, etc.), Redseligkeit * Akute unerwünschte Wirkungen * Beeinträchtigung von Kurzzeitgedächtnis, Aufmerksamkeit, Reaktionszeit, motorischer Geschicklichkeit; Angst- und Panikattacken * Akute Toxizität von Cannabis ist sehr gering. Weltweit keine veröffentlichten Todesfälle durch Cannabiskonsum
235
Was sind Cannabisbezogene Störungen?
* Körperliche Schäden: Chronische Bronchitis, Emphysem, Karzinome im respiratorischen System. Schädigung des Fötus? * Neuronale Veränderungen: keine globalen strukturellen Veränderungen, leichte Volumenänderungen in Hippocampus und Amgydala * Kognitive Beeinträchtigungen: Störungen von Lernen und Gedächtnis mit zunehmender Dauer und Intensität des Konsums. Bei Einstieg in den Konsum unter 16 o. 18 J. möglicherweise irreversibel. * Psychische Folgeschäden: Risikoerhöhung für Depressionen und Panikstörungen; Psychosen: Beschleunigung des Auftretens bei vulnerablen Personen, schlechte Verlaufsprognose bei Schizophrenie, Flashbacks, amotivationales Syndrom * Soziale Folgen: Schulische Probleme, berufliche Probleme, familiäre Probleme, finanzielle Probleme. * Komorbidität: Soziale Anpassungsstörungen, Persönlichkeitsstörungen, affektive Störungen, ADHS, schizoaffektive Psychosen, andere Abhängigkeitserkrankungen.
236
Was versteht man unter dem CANDIS-Programm?
* Verhaltens therapeutisch-orientiertes Entwöhnungsprogramm, das in Deutschland speziell für Jugendliche unter 16J. Und Erwachsene mit problematischem Cannabiskonsum entwickelt wurde * Drei Behandlungsbausteine: Motivationsförderung, Kognitiv-behavioral Therapie, Psychosoziales Problemlösetraining
237
Womit fängt man in der Behandlung einer Depression Klassischerweise an und womit geht es weiter?
1. Aktivitätenaufbau / Behavioral Activation 2. Soziale Fertigkeiten, Genusstraining, Problemlösefertigkeiten 3. Rückfallprophylaxe
238
Was ist kognitive Therapie einer Depression im modernen Sinne?
* In den 50er Jahren baute man alternative Gedanken auf: Sagen Sie sich 100 Mal am Tag, dass Sie wertvoll sind, dann denken Sie das irgendwann automatisch; Heute wissen wir, das funktioniert nicht * Heute eher Distanzierungstool: Erkennen, wie denke ich; ich denke es weiterhin, aber ich betrachte es von außen (das ist I.d.R. das Maximum, was in einer nicht spezifischen stationären Therapie erreicht werden kann)
239
Was können interaktionelle Fragen bei der Diagnostik einer Depression sein?
* Welche Gefühle und Eindrücke löst der Patient bei mir und anderen aus? * Was will er bei mir und anderen errei hen, wozu will er mich und andere bringen, welche Verhaltenstendenzen auslösen? * Welches Bild von sich versucht er mir und anderen zu vermitteln? * Welches Bild von sich versucht er für sich aufrechtzuerhalten? * Was würde ihm gut tun, was wäre schlimm für ihn? Also: Wie überträgt der Patient seine interpersonellen Erfahrungen / Erwartungen aus seiner Kinheit in die Therapie?
240
Beschreibe die Symptomatologie von depressiven Störungen
* Gesamtes kognitives Denken ist mit negativer Emotionalität aufgeladen. Es folgt: * Jedes negative Ereignis ist direkt mit zentralem Ich Gefühl / gesamten Selbstwert verbunden * Keine positiven Alternativinterpretationen möglich * Durch negative emotionale Aufgeladenheit Aufmerksamkeitslenkung auf negative Dinge * Bei jedem Handeln wird gesamtes Ich in Frage gestellt * Negative Emotionen machen Werte und Bedürfnisse weniger zugänglich * Handlungszerfall, innere Ziele wenig zugänglich * Welt wird nicht mehr als Einheit gesehen sondern zerfällt in unüberbrückbare Eineldinge die meist mit Anforderungen verbunden sind
241
Beschreibe die heterogenen Symptome von depressiven Störungen
* Somatische Beschwerden (z.B. Schlafstörungen, Appetitlosigkeit, Druck- und Engegef+hl in der Herzgegend, Schmerzen im Kopf- und Bauchbereich, Magen und Darmbeschwerden) * Motorische Beschwerden (z.B. Agitation, Verlangsamung, Hemmungen, Inaktivität) * Emotionale Beschwerden (z.B. Angst, niedergeschlagene Stimmung, Verzweiflung, Leere) * Motivationale Beschwerden (z.B. Interessenverlust, Antriebslosigkeit, Entschlussunfähigkeit, Selbstmordgedanken) * Kognitive Beschwerden (z.B. Gedächtnisschwäche, Konzentrationsmangel, Selbstvorwürfe, Schuldgefühle, Pessimismus, Sorgen, Grübeln) * Interaktive Beschwerden (z.B. Sozialer Rückzug, leise Stimme, geringer Blickkontakt, Einengung kommunikativer Fähigkeiten und sozialer Fertigkeiten)
242
Was sind die Symptome einer depressiven Episode laut ICD-10?
243
Ab wann kann man eine rezidivierende depressive Störung diagnostizieren?
* Mind. 2 oder mehrere Episoden einer Major Depression mit mind. 2 Monaten Unterbrechung * Ausschluss: Keine Schizoaffektiver Störung, keine Überlagerung einer psychotischen Störung * Niemals manische / gemischte / hypomane Episoden (außer sie war Folge von Substanzen oder Krankheiten)
244
Warum kann Verstärkung / Validierung bei depressiven Patienten schwierig sein?
* Kann zu Abwehr führen * Beispiel: Validierung der Tatsache, dass sie auf dem Bett aufstehen konnte („Das ist doch ganz normal“, „dafür sollte man kein Lob bekommen, das ist selbstverständlich“, „Macht die sich über mich lustig?“)
245
Differenziere zwischen Vollremission und Teilremission. Wo liegt der Unterschied in den Prognosen?
* Vollremission zwischen den Episoden: beste Prognose * Teilremission zwischen den Episoden: erfordert oft eine intensive Therapie während einer akuten Episode * Vollremission zwischen den Episoden. Dysthyme Störung in der Vorgeschichte. Dieses Verlaufsmuster tritt nur in 3% der Fälle auf. * Teilremission zwischen den Episoden einer Major Depression, die eine Dysthyme Störung überlagert. Dieses Verlaufsmuster wird als Double Depression bezeichnet und findet sich bei der Major Depression in annähernd 20%-25% der Fälle
246
Was ist eine sogenannte Double Depression?
* Eine Major Depression überlagert eine vorhandene Dysthyme Störung
247
Was bedeuten mehrere depressive Episoden für die Prognose
Je mehr Episoden, desto schlechter die Prognose, da sich neuronale Netzwerke bilden (insb. Ab der 3. Episode)
248
Erläutere die Symptomatik einer dysthymen Störung (F34.1)
A. Depressive Verstimmung über mind. 2 Jahre / die meiste Zeit des Tages / an mehr als der Hälfte des Tages B. Mind. 2 der folgenden Symptome zusätzlich: 1. Appetitlosigkeit 2. Schlaflosigkeit 3. Energiemangel / Erschöpfung 4. Geringes Selbstwertgefühl 5. Konzentrationsstörungen / Entscheidungserschwernis 6. Hoffnungslosigkeit C. Kein Zeitraum von 2 Monaten ohne Symptome A und B
249
Erläutere die Symptomatik einer Anpassungsstörung (F43.2)
* Identifizierbare psychosoziale Belastung, von einem nicht außergewöhnlichen oder katastrophalem Ausmaß; Beginn der Symptome innerhalb eines Monats * Symptome und Verhaltensstörung, wie sie bei F3, F4 und * F91 (Sozialverhalten) vorkommen; keine spezifische Störung * Symptome sind nicht Ausdruck einer einfachen Trauer * Die Symptome dauern nicht länger als sechs Monate nach Ende der Belastung oder ihrer Folgen an, außer bei der längeren depressiven Reaktion (F43.21) * Wichtigster Unterschied zu Depression: Auslöser und Pat. Sind schwingungsfähig
250
Wo ist die Anpassungsstörung im DSM-5 und im ICD-10 kategorisiert?
* Im DSM-5 im Kapitel Trauma- und Stressor Related Disorders * Im ICD-10: Neurotische-, Belastungs- und Somatoforme Störungen
251
Was sind Erneuerungen bei der Depression im DSM-5?
* Depressive Störungen; Vorher: Affektive Störungen * Neue Diagnosen: Prämenstruelle dysphorische Störung, disruptive Affektregulationsstörung (bei Kindern / Jugendlichen <18 J.), Persistierende depressive Störung (Dysthymie und chronische depressive Störungen) * Major Depression: neue Zusatzkodierungen (mit gemischten Merkmalen, mit Angst), Wegfall von Trauerreaktion als Ausschlusskriterium * Zunahme von Zusatzkodierungen (Beginn, gemischt / psychotisch, etc.)
252
Was sind häufige Komorbiditäten einer Depression?
* bei 3/4 aller Fälle findet sich mind. Eine weitere Diagnose * Ca. 50% Angststörungen * Ca. 30% Abhängigkeitserkrankungen * Ca. 30% somatoforme Störungen * Retrospektiv geben Patienten zu 60-80% an, das s die Depression den anderen Störungen nachfolgte
253
Was sind diagnostische Instrumente bei depressiven Störungen?
M.I.N.I oder SKID * Fragebögen * Beck Depressionsinventar II (Selbstbeurteilungsinstrument, Erfassung des Schweregrades) * Hamilton Depressionsskala HAMD (Fremdbeurteilungsinstrument zur Erfassung des Schweregrades) * Verlaufsdiagnostik (Stimmungsapps, Tagebücher, Protokolle, BDI nach 25 STD. Und am Ende)
254
Welche depressiven Symptome können mit welchen somatischen Erkrankungen zusammenhängen?
* Schilddrüsenfunktion (Überfunktion: ängstlich vegetative Symptome, Unterfunktion: depressiv, vegetative Symptome) * Kontrazeption (NW von Östrogen und Progesteron, Prämenstruelle Störung) * Diabetes / Blutzuckerspiegel * Schlaf-Apnoe Syndrom * Schwangerschaft: Postnatale Depression * NW anderer Medikamente
255
Erläutere das Multifaktorielle Depressionsmodell nach Hautzinger
256