Schulaufgabe 04.06.24 Flashcards
Assoziierte Reaktionen
= immer pathologisch
= abnormale stereotype Reflexbewegungen der betroffenen Körperseite ⮕ Auslösung durch intrinsische/extrinische Reize
⮕ der willentlichen Kontrolle entzogen (verschwinden nicht direkt nach Beendigung einer Handlung)
• abnorme Tonussteigerung (Spastik) aufgrund Verlust der kortikalen hemmenden Kontrolle
⮕ zeigen sich in der jeweiligen Form des bestehenden spastischen Musters
Assoziierte Bewegungen
= physiologische Bewegungen einer Körperseite, die durch eine extrem hohe Anstrengung der anderen entsteht
⮕ willentliche Unterbrechung möglich (verschwinden bei Beendigung der Handlung)
• keine bleibende Tonusveränderung entsteht
⮕ Feinmotorik, die bei Durchführung gebraucht wird, ist unbewusst
Bobath Konzept: Allgemeines & Entstehung
• entwickelt von Ehepaar Bobath
• weltweit anerkannter problemlösender Ansatz & dient bei Behandlung von sensomotorischen Störungen (aufgrund von ZNS-Läsion)
• interdisziplinäres-24h-Konzept (wichtig: Schulung von Angehörigen)
• Grundsatz: Nutzung der Neuroplastizität
Neuronale Plastizität: Definition
= Fähigkeit des Gehirns, seine strukturelle und funktionelle Organisation veränderten Bedingungen anzupassen (ermöglicht das Neu- und Wiedererlernen)
• Ermöglichung der Selbst-/Reorganisation des Gehirns nach Läsion des ZNS durch z.B. Aktivierung schlafender Synapsen, kollaterale Aussprossung, synaptische Übereffektivität (überlebende Neuronen können Verbindungen verändern)
Neuronale Plastizität: 3 zentrale Ziele
• Anbahnung von normalen Bewegungsabläufen
• Normalisierung des Muskeltonus
• Förderung der Körperwahrnehmung
7 wichtige Aspekte des Bobath-Konzeptes
- Normale Bewegung (= Ziel & Arbeitsmittel des Konzeptes: harmonisch/ökonomisch, adäquat im Tempo, adaptiert)
- Fazilitation (von geeigneten Schlüsselpunkten nach Motto “so viel Hilfe wie nötig, so wenig wie möglich”)
- Alignment (Abstimmung/Positionierung der Körperstrukturen zueinander, auch innerhalb einer motorischen Sequenz ⮕ unerlässlich für normale Bewegung)
- Schlüsselpunkte (Kontrollpunkte innerhalb des Körpers mit hoher Rezeptorendichte)
- Posturale Kontolle (Haltungskontrollmechanismus = Aufrichtung des Körpers gegen die Schwerkraft & deren Aufrechterhaltung bei Bewegung)
- Reziproke Innervation (= gegensinnige Innervation von Körperabschnitten/Muskeln)
- Carry-Over (= Übertragung der gelernten Sequenzen in Alltagssituationen, psychodynamischer Prozess)
Fazilitation (Bobath): Ziele & Prinzipien
• Ziele: Anleitung von Haltungsänderungen und Bewegungen (Beeinflussung von abnormaler Haltung/Bewegung) & Nachspüren der motorischen Reaktion des Klienten
• Prinzipien: Bewegung a) ermöglichen, b) notwendig machen, c) Bewegungshilfen angepasst reduzieren, d) Bewegungsablauf beobachten
• Hands-on: manuell vs. Hands-off: Wahl des Settings
Schlüsselpunkte (Bobath): Beispiele
• zentraler Schlüsselpunkt: Proc. xiphoideus (Sternum)
• proximaler Schlüsselpunkt: Becken, Schultergürtel, Kopf
• distaler Schlüsselpunkt: Hand, Fuß
⮕ wichtig: Stellung der Schlüsselpunkte zueinander und in Bezug auf USF (bedingt symmetrische Aufrichtung & wirkungsvolles Gleichgewicht)
Reziproke Innervation (Bobath): Arten
• zwischen beiden Körperhälften
• zwischen kranialen und kaudalen Körperabschnitten
• zwischen proximalen und distalen Körperabschnitten
• intermuskulär (Agonist/Antagonist)
• intramuskulär
Grundlagen für Therapieaufbau bei Bobath: Befund & Behandlungsinhalte & Arbeitsprinzipien
- Befund
• Voraussetzung: Kenntnis der Defizite
⮕ Analyse des IST-Zustandes (Auskunft über Bewegungsmuster & Fähigkeiten - Behandlungsinhalte:
• Ansatz: Nutzung von bekannten Bewegungskomponenten/-mustern (& Ermöglichung aktiver Bewegung durch Fazilitation) und vorhandenen Fähigkeiten - Arbeitsprinzipien:
• Regulation des Muskeltonus
• Anbahnung physiologischer Bewegungsmuster
• Einbezug der betroffenen Seite (Integration statt Kompensation)
• Angst abbauen
Forced-Use-Therapie/Constrained Induced Movement Therapy (CIMT): Entstehung
= Leaned-Non-Use-Effekt
• Indikation: Hemiparese ⮕ sehr mühsamer Gebrauch der betroffenen Extremität ⮕ Misserfolg ⮕ Frustration ⮕ Vermeidung des Einsatzes der betroffenen Extremität
CIMT: Geschichtliche Entstehung & Ziel
• durch Prof. Dr. Edward Taub (70er)
⮕ Untersuchungen zunächst an Affen
⮕ durch gezielte somatosensorische Stimulation der betroffenen Extremität: Verknüpfung neuer Verbindungen im Cortex
• Grundgedanke: Überwindung des Nichtgebrauchs (Immobilisation der nicht betroffenen Seite durch speziellen Handschuh/Schiene) & Forcierung des Einsatzes der betroffenen Extremität (Ziel: größeres Maß an Selbstständigkeit in alltagsrelevanten Situationen)
CIMT/Forced-Use-Therapy: Voraussetzungen
• gewisses Maß an Hand-/Armfunktion
• Motivation, Kooperation, Aufmerksamkeitsfähigkeit des Klienten
• stabiler Sitz/sicheres Gehen
• Aufgaben-/Situationsverständnis
CIMT/Forced-Use-Therapy: Kontraindikationen
• funktionslose Hemiparese
• fehlendes Situationsverständis
• instabiler Sitz, fehlende Rumpaufrichtung
• starke Verhaltensauffälligkeiten
CIMT-Protokoll: 4 Komponenten
- Intensives Training mit betroffenen Arm an mehreren Tagen (repetitives Training)
- Training mit Verhaltenstechnik “Shaping” (direktes/frequentes Feedback zur Ausführung von Aktivitäten)
- Transfer-Paket (Verhaltensverträge z.B. nicht betroffenen Arm zu 90% der Tageszeit nicht nutzen)
- Hemmung des kompensatorischen Einsatzes des nicht-betroffenen Arms durch Schlinge/Fausthandschuh
HoDT: Definition & Ziel
= Handlungsorientierte Diagnostik & Therapie
= ergotherapeutisches, klientenzentriertes Therapiekonzept (ursprüngliche Entwicklung für Klienten mit neuropsychologischen Störungen)
= anwendbar in jeder Rehaphase & in versch. Fachbereichen
• Ziel: Erweiterung der Handlungskompetenz der Klienten (richtungsweisend: Handlungsnotwendigkeit & Handlungswunsch des Klienten)
⮕ Verbindung von top-down und bottom-up Herangehensweisen (Handlung als richtungsweisendes Element)
HoDT: Grundprinzipien
• klientenzentriertes Arbeiten
• Handlungs- (auf Handlung bezogen) und Basisziele (auf Basis-/Performanzkompetenzen bezogen)
• Beachten der Handlungslogik
• Awareness als wesentliches Element der Therapie
• Arbeit mit Angehörigen und Bezugspersonen
• gezielte kleinschrittige Intervention
Handlungslogik (HoDT): Definition
= spezifische Herangehensweise an eine Handlung, die sich für die Person logisch auf seine Wahrnehmung und Handlungserfahrung gründet
(nach HoDT-Überzeugung: Verständnis für subjektives Erleben des Klienten & daraus resultierende Handlungslogik macht therapeutisch klientenzentrierte Arbeit möglich)
LVST BIG (bei Morbus Parkinson): Definition & Entstehung
= evidenzbasierte, ergo-/physiotherapeutische Behandlungsmethode für Menschen mit M. Parkinson
• Entwicklung durch Sprachtherapeutinnen an University of Colorado
⮕ zunächst: LVST LOUD zur Behandlung der immer leiser, monotoner und heisseren Stimme bei MP
⮕ dann Weiterentwicklung zur Behandlung der parkinsontypischen Bewegungsstörungen (Bradykinese) LVST BIG
• Fokus der Therapie: Bewegungsamplitude
LVST BIG verbessert…
• Schrittlänge & Reichweite
• Bewegungsgeschwindigkeit
• Gleichgewicht
• Beweglichkeit & Geschicklichkeit
Evidenzbasierte ergo- & physiotherapeutische Therapie bei M. Parkinson
⮕ wichtig: regelmäßige Aktivierung notwendig (z.B. Schwimmen, Yoga)
• Gang-/Balancetraining
• Multi-modales Training (LVST BIG)
• Hydrotherapie
3 Säulen des LVST BIG Konzepts
• Zielrichtung: Amplitude
• Art & Weise: Intensiv und mit großer Anstrengung
• Sensorische Kalibrierung
LVST BIG: Amplitude
⮕ gesteigerte Amplitude bedeutet nicht, dass Klienten sich “groß” bewegen
⮕ Training mit Ziel einer gesunden Bewegungsamplitude (Klienten spüren Bewegungen, die im Bereich des Normalen liegen, “groß”)
LVST BIG: Intensität
⮕ Schlüssel zum motorischen Lernen & Neuroplastizität
• Hohe Anstrengung durch Wiederholungen, Kraft/Widerstand, Genauigkeit, Ermüdung
⮕ erforderlich zur Überwindung von Brady-/Hypokinese
LVST BIG: Kalibrierung
⮕ Akzeptanz & Erkennen des benötigten Kraftaufwands durch den Klienten für Ausführung von gleichbleibend größeren, normaleren Bewegungen
⮕ Festigung des Verhältnisses zwischen erhöhtem Kraftaufwand beim Bewegen & daraus resultierender Bewegung
LVST BIG: Amplitude des Klienten vor der Behandlung
- beeinträchtigte Eigenwahrnehmung, kein Erkennen, dass Bewegungen klein/langsamer sind ⮕ 2. Probleme mit der Eigeninitiierung, Bewegungen werden durchgängig zu klein geplant ⮕ 3. reduzierte Bewegungsamplitude ⮕ 4. langsame Bewegungen
LVST BIG: Amplitude des Klienten während der Behandlung (Vorgang der sensorischen Kalibrierung)
- Verbesserung der Eigenwahrnehmung der für ein normales Bewegungsausmaß notwendigen Amplitude ⮕ 2. Angewöhnung der Eigeninitiierung/gezielten Aufmerksamkeit & größere Amplitude bei Bewegungsmustern ⮕ 3. Steigerung der Bewegungsamplitude ⮕ 4. Größere Bewegungen machen
Spiegeltherapie: Entstehungsgrundlage
= Nutzung der Spiegelneuronen zur Aufhebung der Deafferenzierung
• Amputation/Nicht-Gebrauch ⮕ Deafferenzierung ⮕ Ausschaltung der Repräsentation auf Homunculus im Cortex ⮕ neuronale Plastizität ermöglicht Übernahme durch angrenzende Areale
Spiegeltherapie: Geschichtliche Grundlage
• zu Beginn (90er): Patienten mit Phantomschmerzen (nach Amputation)
• erste Studie in Kalifornien unter Dr. Ramachandran
⮕ reine Vorstellung einer Bewegung führt im Gehirn bereits zur Aktivierung der an der Bewegung beteiligten Areale (= Imagination) & zu Reduktion der Schmerzen
Spiegeltherapie: Zielsetzung
• Tonusregulation
• Ausbau des aktiven Bewegungsausmaßes
• Verbesserung der Sensibilität
Spiegeltherapie: Voraussetzungen (auf den Klient bezogen)
• Aufmerksamkeit, Illusionsfähigkeit
• entsprechende physische Voraussetzungen (z.B. Hemiplegie)
• psychische Voraussetzungen (Verarbeitung der Empfindungen)
⮕ sowohl bei zentralen als auch bei peripheren Läsionen (CRPS) anwendbar
Spiegeltherapie: Voraussetzungen (auf das Setting bezogen)
• reizarmer Raum
• Schmuck ablegen, Tattoos abdecken
• ausreichend große Spiegelkonstruktion
• Möglichkeiten zur optimalen Lagerung schaffen
Spiegeltherapie: Kontraindikationen
• unzureichende Kognition (Demenz)
• unrealistische Erwartungen/psychische Instabilität (Depression)
• Neglect
• Apraxie
• Aphasie
Spiegeltherapie: Praktische Umsetzung
⮕ sowohl im häuslichen, stationären, ambulanten Setting möglich
• während Behandlung soll Klient beide Extremitäten vor sich ablegen kann (sagittal zu ihm befindet sich in der Körpermitte der Spiegel)
⮕ CAVE: Klient darf auf betroffener Körperseite nur noch die nicht betroffene Extremität sehen
• Übungen: verbale/nonverbale Instruktion, ein-/mehrgelenkig, objektbezogen oder aufgabenorientiert
Assoziierte Reaktionen: Therapierelevanz
⮕ Reduktion auslösender Faktoren
• Wechsel der USF
• Beugen d. betroffenen Beins gegen das Streckmuster
• Gähnen/Stresssituationen (neg. Gefühle wie Angst, Schmerz, große Anstrengung können zusätzlich verstärken)