Psychopathologische Konzepte & epidemiologische Grundlagen Flashcards

1
Q

Psychopathologie (wichtiger Begriff)

A

Lehre von den psychischen Erkrankungen. Teilbereich der Psychiatrie (medizinisch) und der klinischen Psychologie (psychologisch).

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2
Q

Epidemiologie (wichtiger Begriff)

A

LEHRE der VERBREITUNG, URSACHEN und FOLGEN von GESUNDHEITSBEZOGENEN KONDITIONEN oder EREIGNISSEN. Hier konkret auf psychische Störungen angewandt, darum sprechen wir von psychiatrischer Epidemiologie.

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3
Q

Ätiologie

A

URSACHE einer Krankheit

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4
Q

Pathogenese

A

ENTSTEHUNG und ENTWICKLUNG einer Störung OHNE zwingende Spezifikation der Ursache.

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5
Q

Ätiopathogenese

A

Ätiologie (URSACHE) + Pathogenese (ENTSTEHUNG & ENTWICKLUNG) = Beschreibung der Pathogenese MIT Spezifikation der genauen Ursache.

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6
Q

Nosologie

A

LEHRE der ERSCHEINUNGSFORM und KLASSIFIKATION von Krankheiten. Umfasst TEILASPEKTE der anderen Begriffe.

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7
Q

Prävalenz

A

ANTEIL der Personen einer POPULATION, die zu einem BESTIMMTEN ZEITPUNKT (PUNKT-PRÄVALENZ) oder ZEITSPANNE (12-MONATS-PRÄVALENZ (Störung innerhalb letzten 12 Monate vorhanden), LEBENSZEIT-PRÄVALENZ) eine spezifische Störung hat. MUSS NICHT ERSTERKRANKUNG SEIN!!!

PRÄVALENZSCHÄTZUNGEN:
RETROSPEKTIVE (klassische) epidemiologische Studien: Patienten müssen sich zurückerinnern, ob jemals eine entsprechende Störung vorlag.
PROSPEKTIVE epidemiologische Studien: schätzen Lebenszeit-Prävalenz, indem sie Kohorte über Jahre mehrfach erheben & kumulative Inzidenz aufaddieren. Generieren rund doppelt so hohe Prävalenzschätzungen wie retrospektive Studien! Wahrscheinlich Prävalenz in echt noch höher, weil auch bei prospektiv nicht bis ins hohe Alter verfolgt, obwohl viele Störungen im hohen Alter erstmals auftreten können.

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8
Q

Inzidenz

A

ANTEIL der Personen in einer POPULATION, die zu einem BESTIMMTEN ZEITPUNKT oder ZEITSPANNE eine spezifische Störung ZUM ERSTEN MAL entwickelt hat. BERÜCKSICHTIGT NUR ERSTERKRANKUNGEN!

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9
Q

Kumulative Inzidenz = Risiko

A

ANTEIL der Personen in einer POPULATION, die zu WIEDERHOLTEN FESTEN ZEITPUNKTEN oder ZEITSPANNEN ERSTMALIG eine spezifische Störung hat -> Synonym für RISIKO, z.B. Risiko im Alter von 20-50 erstmalig an Krankheit XY zu erkranken.

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10
Q

Kausalität

A

Beziehen von URSACHEN zu den spezifischen Effekten, welche sie PRODUZIEREN. Korrelation nicht gleich Kausalität!

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11
Q

Korrelation

A

Gemeinsame gleichmässige Kovariieren von zwei Merkmalen. Zwei Ereignisse treten gemeinsam oder kurz nacheinander auf.

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12
Q

Randomised Controlled Trial RCT

A

= randomisierte kontrollierte Studie. Bei einer Gruppe Intervention, die andere ist Kontrolle. Goldstandard zur Evaluation von Interventionen, Behandlungen oder Präventionsmassnahmen. Experimentelle klinische Studie, um bewusst Kausalität nachzuweisen.

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13
Q

Meta-Analyse

A

Studie über Studien. Studie über aus mehreren Studien gemittelte Zusammenhangsmasse->erlaubt ermitteln durchschnittlicher Effektgrössen und Zusammenhänge->Bestimmung des durchschnittlichen Behandlungseffekts. Verschiedene Studien zum gleichen Forschungsthema zusammengefasst, um dann eine zuverlässigere Aussage zu machen.

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14
Q

Symptom

A

Krankheitszeichen, KLEINSTE PSYCHOPATHPATHOLOGISCHE EINHEIT, z.B. Traurigkeit, Antriebslosigkeit, Niedergeschlagenheit, Suizidgedanken.

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15
Q

Syndrom

A

GRUPPE VON häufig zusammen auftretenden SYMPTOMEN, bilden zusammen ÜBERGEORDNETE EINHEIT, z.B. Depressivität. Setzt sich aus Symptomen zusammen, die hoch miteinander korreliert sind, aber das bedeutet nicht unbedingt gleiche Ursache!

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16
Q

Diagnose

A

Feststellung und Bestimmung (du HAST diese Krankheit & es ist DIESE Krankheit) einer Krankheit durch einen Kliniker AUFGRUND VON VORDEFINIERTEN SYMPTOMEN, SYNDROMEN & FORMALEN VERLAUFS- & BELASTUNGSKRITERIEN -> in Psychopathologie definiert durch DSM-5 und ICD-10!
Einer Diagnose liegt oft ein Syndrom zugrunde, aber es geht auch noch um weitere Kriterien.
Diagnose z.B.: Mind. 3 von 5 vordefinierte Symptome, bestehend seit mind. 4 Wochen (Verlaufskriterium) & schwerwiegende Funktionseinbussen in mind. 2 Bereichen wie Beruf, Familie, Freizeit (Belastungskriterium) oder subjektiver Leidensdruck. <- in Psychopathologie ist es so, in Allgemeinmedizin hat man objektiv messbare Laborwerte etc.

17
Q

Komorbidität

A

Gleichzeitiges Auftreten von mind. zwei Diagnosen

18
Q

Response

A

Wenn Symptomlast/Belastung nach Einsatz von Behandlung um mind. 50% abnimmt, dann nennt man das RESPONSE.
RESPONSE-RATEN=Anteil Patienten, die 50% Symptomreduktion hatten.

19
Q

Remission

A

= mehr oder weniger vollständiges Abklingen der Symptome (selten ganz Null, z.B. jeder ist mal müde, heisst nicht gleich Depression)

20
Q

Relapse

A

= RÜCKFALL in bestehende Krankheit, kann nur nach Remission vorkommen, sonst spricht man nicht von Relapse. Grenze zu Recurrence (Wiederauftreten) ist willkürlich, z.B. nach 12 Monaten ist es Recovery, dann ist es Relapse.

21
Q

Recovery

A

= symptomfrei

22
Q

Recurrence

A

= Wiederauftreten der Krankheit nach Recovery. Gegensatz zu Relapse (Rückfall in die Krankheit) ist eine willkürliche Grenze, z.B. bis 12 Monate ist es Relapse, nach 12 Monaten ist es Recovery und dann ist es Recurrence.

23
Q

Definition Krankheit/Normalität

A

NORMALITÄT DEFINIERT SICH ÜBER DEN JEWEILIGEN KONTEXT.
- soziokulturell: z.B. Für jede Kultur andere Kriterien? Sozialphobie in Japan ab wann? Sind ja viel scheuer als Amerikaner.
- ethisch/moralisch:
- Individuell: z.B. ich weiche von meiner eigenen Norm ab.
- Statistisch:
- Idealistisch:
- Medizinisch:
- Evolutionsbiologisch: z.B. Gefahrenerkennungssystem, Angst zu empfinden als Schutzmechanismus, aber kann Dysfunktion geben wo man vor Allem Angst hat.

STÖREND & UNPASSEND: nicht unbedingt gleich krank.
Wie wissen wir, ob jemand gestört ist oder einfach anders?
“Wenn ein Verhalten zur NORM gehört, kann es per se nicht eine psychische Störung sein”? Was ist mit Volkskrankheiten wie Depression?
Was ist mit Selbstgefährdung/Fremdgefährung bei Fussballspielzuschauer? Normal oder gestört?

Oftmals geht es um BELASTUNG, LEID. Ist aber alles was uns belastet eine psychische Störung? Was ist wenn gestört, aber nicht selbst belastet?

BEEINTRÄCHTIGUNG DER FUNKTIONSWEISE: Immer Anzeichen für psychische Störung? z.B. ich werde am Arbeitsplatz gemobbt und kann nicht mehr arbeiten. Frau wird gestalkt und hat Angst, ist das Angststörung? Wenn Frau einfach so Angst hat, dann Störung?

Ich bin traurig & antriebslos seit 3 Wochen. Meine Frau ist gerade gestorben. Psychische Störung? Trauer heute kein Ausschlusskriterium mehr! Und wenn ich traurig bin, weil ich meinen Job verliere? Meinen Traum aufgeben muss?

24
Q

Definition Psychische Gesundheit

A

Definition der WHO 2004: Zustand des WOHLBEFINDENS, in dem der Einzelne seine FÄHIGKEITEN AUSSCHÖPFEN, die NORMALEN LEBENSBELASTUNGEN BEWÄLTIGEN, PRODUKTIV & FRUCHTBAR ARBEITEN kann & imstande ist, etwas zu seiner Gemeinschaft BEIZUTRAGEN.
Sind faule Leute laut WHO nicht gesund, weil sie nicht beitragen können/wollen? Es gibt viele normale Lebensbelastungen, die wir nicht gut bewältigen können. Was ist mit Invaliden? Behinderten? Arbeitslosen? Kindern?
Definition Friedrich Nietzsche: Gesundheit ist dasjenige Mass an Krankheit, das es mir noch erlaubt, meinen wesentlichen Beschäftigungen nachzugehen. (Zyniker, anderes Extrem)

25
Q

Definition psychische Störung

A

Definition nach DSM-IV (Alte Ausgabe): A mental disorder is a CLINICALLY SIGNIFICANT BEHAVIORAL OR PSYCHOLOGICAL SYNDROME OR PATTERN that occurs in an individual and that is associated with present DISTRESS or DISABILITY or with a SIGNIFICANTLY INCREASED RISK OF SUFFERING DEATH, PAIN, DISABILITY, OR AN IMPORTANT LOSS OF FREEDOM.->ERBÄRMLICH kleine Definition! Faulheit? Eifersucht? Nach dieser Definition psychische Störungen? Sehr schwammig. Wurde im DSM-V präzisiert.

Definition nach DSM-V:
A mental disorder is a SYNDROME characterized by CLINICALLY SIGNIFICANT (was bedeutet klinisch bedeutsam? z.B. Phobien verursachen nicht unbedingt klinisch signifikante Beeinträchtigung, z.B. Angst vor Spinnen) DISTURBANCE in an individual’s COGNITION, EMOTION REGULATION OR BEHAVIOR that reflects a DYSFUNCTION in the PSYCHOLOGICAL, BIOLOGICAL OR DEVELOPMENTAL PROCESSES UNDERLYING MENTAL FUNCTIONING (gesundes psychisches funktionieren: Was ist mit Affektregulation? Ab wann funktioniert sie und ab wann ist sie dereguliert? Wie schnell darf man weinen? Wie schnell darf man wütend sein? Bei welchem Auslöser? Wie heftig? Wo ist die Grenze? Ist auch kulturell unterschiedlich). Usually associated with SIGNIFICANT DISTRESS in SOCIAL, OCCUPATIONAL OR OTHER IMPORTANT ACTIVITIES. Expectable or culturally approved response to common stressor or loss not mental disorder. Deviant behavior & Conflicts between individual and society not mental disorder unless from dysfunction in individual.

26
Q

Krankheitskonzepte

A

Dichotome Kategorien: Krank vs. Gesund
Kontinuum: Dimensionale Ausprägung, z.B. von 0-10
WICHTIG: Es gibt KEINE WISSENSCHAFTLICH FUNDIERTE UNTERSCHEIDUNG ZWISCHEN GESUND UND KRANK! Und AB WELCHER DIMENSIONALER AUSPRÄGUNG EIN SYMPTOM ODER SYNDROM KRANKHEITSWERT hat, PSYCHISCHE STÖRUNGEN werden einzig und allein NACH EXPERTENKONSENS DEFINIERT!
z.B. wie ängstlich, impulsiv darf man sein, dass es noch gesund ist.

27
Q

Konzept des Kontinuums

A

Die Frage ist nicht ob vorhanden oder nicht, sondern WIE STARK AUSGEPRÄGT-> Kontinuum ohne klare Abgrenzung zwischen gesund und krank. Fast alle psychischen & somatischen Symptome sind DIMENSIONAL und AUF EINEM KONTINUUM SITUIERT -> QUANTITATIV, nicht qualitativ, z.B. Anämie ist eine quantitative Abstufung, ab einem gewissen Schwellenwert Blutkörperchen sagen wir hoch oder tief. Andere z.B. Depressivität, Paranoia, Hypertonie etc.
AUSNAHME: Infektiöse Krankheiten (viral oder bakteriell), bösartige Tumore, genetische Erbkrankheiten sind qualitativ= vorhanden oder nicht vorhanden.

Prototy eines dimensionalen Kontinuums: Der IQ. Aus einem Kontinuum hat man Kategorien konstruiert. Man hat gewisse Grenzen gesetzt, ab wann man ein medizinisch relevantes Problem hat. Gewisse Intelligenz unter Durchschnitt=Krankheitswert. Warum nicht auch gewisse Intelligenz über Durchschnitt krankheitswert? Vlt weniger Beeinträchtigung, aber dennoch. IQ 20-34 schwere Intelligenzminderung, 35-49 mittelgradige, 50-69 leichte.