Prüfungsfragen Flashcards
Fall 1: Pat., ca.60 Jahre, war schon in der Volksschule schlechte Schülerin, in der Hauptschule dann Schule abgebrochen. Immer bei der Mutter gelebt, seit deren Tod vor zwei Jahren lebe sie alleine.
Seit einigen Monaten zunehmend misstrauisch, glaubt, dass ihr die Nachbarn etwas Böses wollten und sie bestehlen würden. Es kam auch zu einer handgreiflichen Auseinandersetzung mit einer Nachbarin.
Fall 2: Pat mit §8 aus betreuten Wohnen, Umzug vor kurzem
Fall 3: Pat. wird fremdaggressiv und tätlich in seiner Wohneinrichtung und an der akutpsychiatrischen Abteilung vorstellig. Das Erscheinungsbild des Pat. wirkt …
Diagnose Fall 1: F7 Intelligenzminderung; wahnhafte Störung F22 (siehe dort)
Diagnose Fall 2+3: F7 Intelligenzminderung mit Anpassungstörung
Kriterien:
+ Niveau der kognitiven Fähigkeit
IQ 50-69 leicht, IQ 35-49 mittelgradig, IQ 20-34 schwer, IQ < 20 schwerste
+ Niveau der sozialen Kompetenz (Verhaltensstörungen)
Keine oder geringe Verh.Störung (F7x.0), deutliche Verh.Störung mit Beobachtungs- oder Behandlungsnotwendigkeit (F7x.1), sonstige VerhStörung (F7x.8), n.n.bez. V. (F7x.9)
Ursachen:
genetisch: Trisomie 21 (Down-Syndrom), Trisomie 13 (Pätau-Syndrom), Klinefelter-Syndrom (XXY), Rett-Syndrom (fast ausschließlich Mädchen, genetische Veränderung am X-Chromosom)
Stoffwechselerkrankungen: Phenylketonurie, Homozystinurie, Galaktosämie
Gehirn-Entwicklungsstörungen: Neurofibromatose, Tuberöse Hirnsklerose
Pränatal: Sauerstoffmangel, Blutungen, Infektionen, Traumen, Alkohol
Perinatal: Sauerstoffmangel durch protrahierte Geburt, Verletzungen
Postnatal: frühkindliche Infektion durch Masern, Impfkomplikationen, Kindheit, körperliche
Erkrankungen, psychiatry. Erkrankungen
Diagnostik (somatisch):
EEG
cMRT, cCT
Labor: Standard, serologisch-immunologisch, hormonell
Hör- und Sehprüfung
Ev. Molekulargentische und zytogenetische Untersuchungen, Liquor
Diagnostik (psychiatrisch):
Verhaltensbeobachtung, Exploration (eigen und fremd), Anamnese, Familienanamnese,
Erhebung der psychosoziaen Rahmenbedingungen
Standardisierte Intelligenztests (z.B. HAWIK – Hamburg-Wechsel-Intelligenztest);
Einschätzung des Entwicklungsstandes (z.B. Denver Entwicklungsskalen)
Differentialdiagnose(n): Demenzen (Abbau bereits vorher vorhandener Fähigkeiten), intellektuelle
Leistungsminderung (bei extremer Vernachlässigung, bei fehlender Förderung im Kindesalter)
Komorbiditäten: Impulskontrollstörungen, affektive Störungen, Psychosen, Zwänge
Psychopharmakotherapie: kausale Therapie nur selten möglich, meist symptomatisch und an der
am meisten belastenden Beeinträchtigung orientiert
Bei selbstverletzenden Verhalten und Impulsivität: SSRI, aAP + klassische AP
Aggressivität: aAP + klassische AP
Hyperaktivität: Stimulanzien (Amphetaminderivate), SSRI, aAP + klassische AP
Motorische Stereotypien: aAP + klassische AP
Zwänge, affektive Störungen SSRI
Psychotische Symptome: aAP + klassische AP, Phasenprophylaxe
Psychotherapie/psychosoziale Therapie:
Solange wie möglich häusliches Umfeld
Familienarbeit
Betreutes Wohnen
Werkstätten
Psychotherapie: kVT (spezielle Ausbildung der Therapeuten notwendig!)
Fall 2 Ein 25-jähriger Mann, Philosophiestudent, kommt in Ihre Ordination auf Anraten der Angehörigen; seine Mutter ist Psychotherapeutin. Der Pat. weist weder formale noch inhaltliche
Denkstörungen auf. Im Gespräch wirkt er leicht ablenkbar, er wippt mit den Füßen und klopft mit den Fingern am Tisch. Eigentlich wäre er immer schon so gewesen. Sein jetziger Leidensdruck sei, dass er sich nur schlecht auf sein Studium konzentrieren könne, immer wieder Termine vergesse
und Dinge verliere. In letzter Zeit wäre auch sein Alkoholkonsum angestiegen.
Fall 2: 23-jährige Frau, 3 Kinder, überfordert, desorganisiert. Schon in der Schulzeit
Unaufmerksamkeit und Hyperaktivität
Fall 3: ADHS war jedoch nur nach DSM IV diagnostizierbar, da nur Aufmerksamkeitsdefizit vorhanden war; DD wären auch die Kriterien für eine depressive Episode erfüllt gewesen
Fall 4: Pat. bei Gespräch unruhig, zappelig, lt. Fremdanamnese chaotisch, vergisst oft & verliert oft Dinge; lt. Mutter häufige Schulwechsel, unruhiges Sitzen, leichte Ablenkbarkeit.
Ein 9a Kind ist unaufmerksam in der Schule Die Mutter hat schon öfters wegen Problemen mit der
Beendigung von Aufgaben den Job verloren und erinnert sich, dass es bei ihr genau so war.
Fall 5 (FAP 17.4.2023): 28-jähriger Pat. Mit ADHS-Symptomatik. Schildert auch soziale Ängste, es sei gesagt worden, er sei nicht intelligent. Teilweise auch depressive Symptome.
Diagnose: ADHS im Erwachsenenalter (für die sichere Diagnose muss die Erkrankung bereits VOR
dem 7. LJ aufgetreten sein)
Kriterien: Wender-Utah-Kriterien explizit für Erwachsene entwickelt (1+2 müssen vorhanden sein,
aus 3-7 mind. 2):
1. Aufmerksamkeitsstörung
a. Unvermögen, Gesprächen aufmerksam zu folgen
b. Erhöhte Ablenkbarkeit
c. Vergesslichkeit
2. Motorische Hyperaktivität
a. Innere Unruhe
b. Unfähigkeit, sich zu entspannen
c. Unfähigkeit, sitzende Tätigkeiten durchzuführen
d. Dysphorie bei Inaktivität
3. Affektlabilität
a. Wechsel zwischen neutraler und niedergeschlagener Stimmung
b. Dauer von einigen Stunden bis maximal einigen Tagen
4. Desorganisiertes Verhalten
a. Unzureichende Planung und Organisation von Aktivitäten
b. Aufgaben werden nicht zu Ende gebracht
5. Affektkontrolle
a. Andauernde Reizbarkeit, auch aus geringem Anlass
b. Verminderte Frustrationstoleranz und kurze Wutausbrüche
6. Impulsivität
a. Unterbrechen anderer im Gespräch
b. Ungeduld
c. Impulsiv ablaufende Einkäufe
d. Unvermögen, Handlungen im Verlauf zu protrahieren
7. Emotionale Überreagibilität
a. Unfähigkeit, adäquat mit alltäglichen Stressoren umzugehen, Reizüberflutung,
Black-Outs
Diagnostik (somatisch)
Diagnostik (psychiatrisch): psychologische Testung, ausführliche Anamnese
Differentialdiagnosen: bipolar affektive Störung, Depression, Angststörung,
Persönlichkeitsstörungen, Autismus-Spektrum-Störung
Komorbiditäten: in 65% bis 89% der Fälle mind. 1 zusätzliche psychiatrische Diagnose: affektive
Störungen, Angststörung, Persönlichkeitsstörung, Suchterkrankung
Behandlung allgemein: Psychoedukation, Coaching (strukturierende Fertigkeiten erlernen,
Psychotherapie und medikamentöse Therapie)
Psychopharmakotherapie: Methylphenidat retardiert und nicht retardiert (Concerta, Ritalin,
Medikinet; Noradrenalin- und Dopamin-Wiederaufnahmehemmer), Atomoxetin (Strattera, NA-
Wiederaufnahmehemmer, Wirkeintritt erst nach mehreren Wochen, CAVE Epilepsie in der
Anamnese); Guanfacin (Intuniv, auch dämpfend, Alpha-2A-Agonist)
Psychotherapie/psychosoziale Therapie: Zwei psychotherapeutische Behandlungsansätze der ADHS
wurden in ihrer Wirksamkeit evaluiert:
Kognitiv-verhaltenstherapeutisches Einzelpsychotherapieprogramm nach Safren: basiert
auf einem lerntheoretischen Modell der Funktionsdefizite bei ADHS
Störungsspezifisches Gruppenpsychotherapieprogramm nach Hesslinger („Freiburger
Konzept“): kognitiv-verhaltenstherapeutische Ansätze sowie Elemente der dialektisch-be-
havioralen Therapie nach Marsha Linehan.
Weiteres:
Aufmerksamkeits-und Achtsamkeitsübungen
Wahrnehmungstraining; Struktur lernen
Miteinbeziehung der Angehörigen
Zusatzfrage: Subtypen der ADHS gemäß DSM-IV und ICD-10
Im Erwachsenenalter v. a. unaufmerksamer Subtyp und kombinierter Subtyp der ADHS.
Hyperaktiv-impulsive Subtyp überwiegend im frühen Kindesalter, bei Erwachsenen von
untergeordneter Bedeutung
Fragen zu Fall 5 (FAP 17.4.2023):
Diagnose? – ADHS, Kernsymptome: Aufmerksamkeitsstörung, Hyperaktivität und
Impulsivität, mit je 1 Beispiel
Welche Medikamenten-Gruppe? – Stimulantien
6 Kontraindikationen für Stimulanzien
Welche weitere Medikamentengruppe? – Atomoxetin, Ads (Bupropion, Venlafaxin),
Guanfacin (alpha-1-Agonist)
Welche nicht-medikamentösen Therapie?