Myopathien Flashcards
Funktionstest: Unterarmbelastungstest
- Laktat und Ammoniak vor und nach belastender Arbeit unter ischämischen Bedingungen - Vorher: 1h absolute Ruhe, Ausgangswert - Blutdruckmanschette am Oberarm, 1min möglichst 60x Gummiball maximal zusammendrücken, dann Lösen der RR-Manschette - Blutentnahmen 1, 3, 5, 10 min aus V. cubitalis des gleichen Armes - Gesund: Korrelation zwischen Ammoniak- und Laktatanstieg - Fehlender / geringer Anstieg: willkürliche / paresebedingte unzureichende Arbeitsleistung - Defekte der Glykogenolyse / Glykolyse: fehlender / verminderter Laktatanstieg bei deutlichem Anstieg des Ammoniaks
Funktionstest: Fahrradbelastungstest
- Diagnostik mitochondrialer Enzephalomyopathien - Laktat- und Pyruvatanstieg bereits unter geirnger Belastung, teils bereits in Ruhebedingungen - Vorher: 30min Ruhe, Blutprobe möglichst ungestaut - 30 Watt über 15 Minuten, Blutentnahme alle 5 Minuten und 15min nach Ende der Belastung - Gesunde: allenfalls geringe Veränderung von Laktat und Pyruvat
Myopathien - EMG
- Myopathisches Muster, teils PSWs und FIBs - Viele Potentiale, niedrige Amplitude, Polyphasierate erhöht - dichtes Interferenzmuster, vorzeitiges Recruitment - pseudomyotone Salven (Frequenz gleichbleibend)
Myopathien: Muskelbiopsie - geeigneter Muskel
- mittelschwere Parese - Muskel der nicht elektromyographisch untersucht wurde in den letzten Wochen - vor Biopsie keine Glukokortikoide geben (Pause 4-6 Wochen)
Muskelbiopsie - myopathisches Gewebssyndrom
- Zentrale Kerne - Kalibervariation der Muskelfasern - Zunahme von Binde- und Fettgewebe
Muskelbiopsie - neurogenes Gewebssyndrom
- Initialstadium: disseminierte EInzelfaseratrophie - Reinnervation: Fasertypengruppierung - Degeneration: feldförmig gruppierte Atrophie
Muskelbiopsie - myositisches Gewebssyndrom
- entzündliches Infiltrat - zentrale Kerne - pathologische Kailbervariation
Muskelbiopsie - “rimmed vacuoles”
- unregelmäßige Vakuolen, in HE umrandet durch basophilen Ring - Charakteristisch bei Einschlusskörperchenmyositis, okulopharyngeale Muskeldystrophie, verschiedene Formen der distalen Myopathie
Muskelbiopsie - “ragged red fibers”
- fasern mit zerrissenem Querschnitt, fuchsinophil -> Akkumulation abnormer Mitochondrien -> Mitochondriale myopathie
Mitochondriale Enzephalomyopathie - Heteroplasmie
Vorliegen von mutierter und nicht-mutierter mitochondrialer DNA in Zellen. Leukozyten oft mit wenig mutierter DNA, daher dann Sequenzierung aus Muskelbiopsie zu empfehlen
Progressive Muskeldystrophie Typ Duchenne und Typ Becker - Ursache
- Mutation im Dystrophin-Gen - Out-of-Frame-Mutation: Fehlen von Dystrophin -> Schwerer Verlauf -> Typ Duchenne - in-Frame-Mutation -> instabiles, kleineres Dystrophin -> milderer Verlauf: Typ Becker
Dystrophin-assoziierte Glykoproteine (DAG)
- Dystroglykan-Komplex - Sarkoglykan-Kmplex - Syntrophin-Komplex
Muskeldystrophie vom Gliedergürteltyp - Ursache
Mutation im Sarkoglykan-Komplex (Dystrophin-assoziiertes Glykoprotein) -> Sarkoglykanopathien
Klassische kongenitale Muskeldystrophie - Ursache
- 40% partielles oder vollständiges Fehlen von Laminin-2 (Merosin) -> Merosinopathien
Muskeldystrophie Typ Duchenne - Manifestation
- X-chromosomal -> Nur Jungen - Manifestation im 1.-6. LJ - primär im Beckengürtel, dann Schulertgürtel - Gehunfähigkeit innerhalb 10 Jahre nach beginn Tod in der 2.-3. Dekade
Muskeldystrophie Duchenne: Genort
- Dystrophin-Gen - kurzer Arm des X-Chromosoms (Xp21) - “out-of-Frame”-Mutation -> Fehlen von Dystrophin
Duchenne-Muskeldystrophie - Klinik
- vor dem 3. Lebensjahr beim Erlernen von Stehen und Gehen - positives Trendelenburgzeichen - lumbale Hyperlordose - Gowers-Manöver (Auf den eigenen Oberschenkeln hochdrücken beim Aufstehen) - Scapulae alatae - Kontrakturen - Muskelhypertrophie und Pseudohypertrophie - MER proximal früh abgeschwächt
Duchenne-Muskeldystrophie - Begleiterkrnakungen
- kleine, unvollständig deszendierte Testes - kardiale Beteiligung: dilatative Kardiomyopathie - respiratorische Globalinsuffizienz zw. 10.-15. LJ - 30-40% Intelligenzminderung
Duchenne-Muskeldystrophie - Verlauf
- progredient - Rollstuhlpflicht zw. 8. - 15. LJ - Tod zwischen 18.-25. LJ
Duchenne-Muskeldystrophie bei Mädchen: manifeste Konduktorinnen
- langsamer Verlauf - 10% manifeste Konduktorinnen - Serum-CK bei >95% erhöht
Duchenne-Muskeldystrophie bei Mädchen: Homozygotie
- wenn Mutter Konduktorin ist - Vater: Spontanmutation
Duchenne-Muskeldystrophie bei Mädchen mit Turner-Syndrom
- X0
Duchenne-Muskeldystrophie bei Mädchen: reziproke Translokation
- Translokation zwischen Autosom und X-Chromosom -> Inaktivierung des normalen X-Chromosoms
Duchenne-Muskeldystrophie: Therapie
- Frühphase: Bewegung wichtig, Immobilität vermeiden - Spätphase: Physiotherapie, Vorbeugen von Kontrakturen, Atemtherapie - Übergewicht vermeiden - im Verlauf nächtliche NIV-Beatmung - Glukokortikoide -> Verbesserung der Muskelkraft CAVE: erhöhtes Risiko für maligne Hyperthermie
Muskeldystrophie Typ Becker-Kiener: allgemeines
- späterer Beginn als DMD - langsamere Progredienz - gehfähig bis in 4.-6. Dekade, Lebenserwartung deutlich höher - Initial BEckengürtel betroffen, später Schultergürtel
Muskeldystrophie Typ Becker-Kiener: Genetik
- Mutation im Dystrophin-Gen (Xp21) - In-Frame-Mutation -> teilweise funktionstüchtiges Dystrophin
Muskeldystrophie Typ Becker-Kiener: Klinik
- der DMD sehr ähnlich - beginn des dystrophischen Prozesses zwischen 5. und 12. LJ in Becken- und Oberschenkelmuskulatur - später: andere Muskelgruppen - Atrophien im Verlauf - pseudohypertrophien der Waden und des M. deltoideus - Oft Pes Cavus - auch bei noch mildem Verlauf Narkosezwischenfälle oder kardiale Probleme möglich (PQ verkürzt, QT verlängert, Herzrhythmusstörungen, DCM) Insgesamt klinisches Spektrum sehr breit
Muskeldystrophie Typ becker-Kiener: Verlauf
- gehfähigkeit bis 25.-30. LJ - milder Verlauf bis 60. LJ gehfähig - Lebenserwartung reduziert, im Mittel 40-50 Jahre - Todesursache zumeist kardiale Komplikationen CAVE: erhöhtes Narkoserisiko
Muskeldystrophie Typ Emery-Dreifuss: Allgemeines
- X-chromosomal vererbt - Emerin-Gen Xq28 - charakteristisch: Frühkontrakturen, progressive Schwäche humeroperoneal, Karidomyopathie mit Leitungsblock
Muskeldystrophie Typ Emery-Dreifuss: Klinik
- Muskelschwäche um 4.-5. LJ (skapulohumerale, tibioperoneale Muskulatur) - Frühkontrakturen 1.-2. Dekade (beugekontrakturen Oberarm, Spitzfußstellung) - DCM (auch bei Konduktorinnen)
Muskeldystrophie Typ Emery-Dreifuss: Verlauf
- Gehfähigkeit bis 4. Dekade - kardiale Komplikationen (40% Tod zwischen 25. und 50. LJ an plötzl. Herztod)
Muskeldystrophie Typ Emery-Dreifuss: Therapie
- Behandlung der Kontrakturen - Therapie der Kardiomyopathie (Schrittmacher, Transplantation) - Einbeziehung von Konduktorinnen in karidolog. Diagnostik
Fazioskapulohumerale Dystrophie (FSHD)
- autosomal-dominant - eine der häufigsten Muskeldystrophien - Erstmanifestation Gesichts und Schultergürtelmuskulatur - Assoziiert: retinale Veränderungen, Innenohrschwerhörigkeit - verlauf langsam, Lebenserwartung normal
Fazioskapulohumerale Dystrophie - Klinik
- Erkrnakungsbeginn zw. 10.-19. LJ - Facies myopathica - Scapulae alatae - später beckengürtel mitbetroffen - Kamptokormie oder Bauchwandparese - positives Beevor-Zeichen (relativ spezifisch) - häufig Muskelhypertrophie orbicularis oris (Tapirmund)
Beevor-Zeichen
Beim Aufrichten aus dem Liegen kann der Bauchnabel nicht in Position gehalten werden (Bauchwandparese) Relativ spezifisch für Fazioskapulohumerale Dystrophie
Fazioskapulohumerale Dystrophie: Verlauf
- langsam progredient, Lebenserwartung normal - 10-20% werden rollstuhlpflichtig
Muskeldystrophie vom Gliedergürteltyp
- autosomal rezessiv - Schwerpunkt Schulter- und Beckengürtel - 21 Formen, häufigste inD Nuetschland LGMD2A und LGMD2I - Genetik heterogen
Muskeldystrophie vom Gliedergürteltyp - Klinik:
- Paresen und Atrophien der Becken- und Schultergürtelmuskulatur - teils auch distale Paresen - sehr selten beteiligung der Gesichtsmuskulatur
Distale Myopathien
Primärer Befall der distalen Muskulatur
Okulopharyngeale Muskeldystrophie
- Manifestation zw. 40. und 60. LJ - beidseitige Ptosis und Dysphagie - meist autosomal dominant
Okulopharyngeale Muskeldystrophie - Klinik
- Ptosis als Erstsymptom, selten Dysphagie - Äußere Augenmuskeln meist, innere Augenmuskeln immer ausgespart - Hutchinson-Trias: Überstrecken des Nackens, Anspannung der Stirnmuskeln, Ptosis - Unterernährung - Dysphonie
Hutchinson-Trias
- Überstrecken des Nackens 2. Anspannung der Stirnmuskeln 3. Ptosis -> Charakteristisch für Okulopharyngeale Muskeldystrophie (OPMD)
Okulopharyngeale Muskeldystrophie - Biopsie
- kleine angulierte Muskelfasern - rimmed vacuoles - tubuläre FIlamente
Myotonie - Definition
- verzögerte Muskelrelaxation nach Ende einer willkürlichen Kontraktion - Elektromyographisch Serienentladungen
Myotonien - Klassifikation
- myotone Dystrophie Curschmann-Steinert (DM1) und PROMM (proximale myotone Myopathie, DM2) - muskuläre Ionenkanalerkrankungen (andere myotone Erkranungen und episodische periodische Paralysen)
Muskuläre Ionenkanalerkrankungen - Übersicht
Myotonien / Ionenkanalerkrankungen - Klinik
- Leitsymptome: episodisch auftretende Schwäche, Myotonie oder beides
- Myotonie wird von Patienten häufig als “Steifigkeit” beschrieben, schmerzlos
- Charakteristisch: Weniger Auftreten nach mehreren Muskelkontrationen (“Warm-up-Phänomen”)
- Teils durch beklopfen der Muskulatur auslösbar (Perkussionsmyotonie)
- Beeinflussung durch Temperautr oder Serumkalium -> häufig bei Störungen der Natrium- oder Kalziumkanäle
Myotonie - EMG
- myotone Serien
Myotone Dystrophie Typ I (Curschmann-Steinert)
- progrediente, distal betonte muskuläre Dystrophie
- Beteiligung weiterer Organe (Katarakt, Arrhythmien)
- autosomal-dominant
- CTG-Triplet-Repeatexpansion im Myotonin-Gen
- Antizipation
Myotone Dystrophie Typ I (Curschmann-Steinert): Klinik
1. klassische Form
- Beginn frühes Erwachsenenalter / Adoleszenz
- Paresen / Myotonie
- präsenile Katarakt (myotone Katarakt = typische bunte subkapsuläre Veränderungen (Christbaumkugeln)
2. milde / senile Form
- jenseits des 50. LJ
- milde Klinik
3. kongenitale myotone Dystrophie
- Säuglinge mit muskulärer Hypotonie, facies myopathica, Atem- und Trinkschwäche, verzögerte motorische und geistige Entwicklung
Myotone Dystrophie Typ I (Curschmann-Steinert) - Diagnostik
- CK und gamma-GT oft erhöht
- EMG: myotone Serien am häufigsten in distalen Muskeln der Arme und Gesicht
- Muskelbiopsie: myopathisches Gewebssyndrom
Proximale myotone Myopathie (PROMM) = Myotone Dystrophie Typ II
- Genetik
- autosomal-dominant
- Tetranukleotidexpansion CCTG im ZNF9-gen (Zinkfinger-Gen 9)
Proximale myotone Myopathie (PROMM) = Myotone Dystrophie Typ II - Klinik
- Beginn meist zwischen 3.-7. Dekade
- >50% präsenile Katarakt, Myotonie oder proximale Beinschwäche
- schmerzhafte Misempfindungen in den Muskeln (Oberschenkel, Arme)
- Vereinzelt Arrhythmien, Kardiomyopathie
- Verlauf milde, nur selten rollstuhlpflichtig
Proximale myotone Myopathie (PROMM) = Myotone Dystrophie Typ II - Diagnostik
EMG:
- 80% myotone Serien im EMG
- teils ungewöhnlich hochfrequente neuromyotone Serien (charakteristisch für PROMM)
Muskelbiopsie:
- nur geringe Veränderungen
Genetik:
- CCTG_Repeatexpansion im Zinfinger-Gen 9 (ZNF9)
Chloridkanalerkrankungen - Pathogenese
- Verminderte Leitfähigkeit Chloridkanal
- Hyperexzitabilität der Muskelzelle
- repetitive spontane Depolarisation
- > Myotone Serien, Klinisch Myotonie
- teils ausbleibende Repolarisation
- > transiente Lähmungen
Myotonia congenita Typ Thomsen
- Chloridkanalerkrankung
- autosomal-dominant
- bereit sim Kindesalter apparent, häufig Stürze, Ungeschicklichkeit beim Greifen
- warm-up-Phänomen
- Symptome bestehen lebenslang
Myotonia congenita Typ Becker
- Chloridkanalerkrankung
- autosomal-rezessiv
- Beginn in 2. Dekade
- myotone Steife der muskulösen Beine
- schmächtige Arme mit transienter Schwäche
- warm-up-Phänomen
Myotonia congenita - Chloridkanalerkrankungen: Therapie
Mexitil depot (Mexiletin)
-> membranstabilisierend
Chloridkanalerkrankungen - Typen
- Myotonia congenita Typ Thomsen
- Myotonia congenita Typ Becker
Natriumkanalerkrankungen - Genetik, Pathogenese
- Mutationen des spannungsabhängigen Natriumkanals (SCN4A)
- autosomal-dominant
- vermehrte Natriumleitfähigkeit -> Übererregbrarkeit
- > Myotonie
- weitere Erhöhung -> Unerregbarkeit
- > Parese
- Abhängig von Temperatur und lokaler Kaliumkonzentration
Natriumkanalerkrankungen - Formen
- Paramyotonia congenita
- Hyperkaliämische episodische Paralyse
Paramyotonia Congenita
- Mutation im spannungsabhängigen Natriumkanal (SCN4A)
- Bei Abkühlung myotone Steife, Übergehen in Schwäche
- Bis Plegie der Hände und Arme
- Lähmung bleibt bei normaler Temperatur für einige Stunden bestehen
- CK häufig erhöht, Myotone Serien
Hyperkaliämische episodische Paralyse
- Lähmungsattacken in Ruhe nach körperlicher Anstrengung
- Andere Auslöser: Hunger, Stress, Kälte, Einnahme von Kalium
- Während der Attacke: Serumkalium erhöht, fällt nach Attacke auf auf subnormale Werte
- > CAVE Fehldiagnose hypokaliämische episodische Paralyse
Kalziumkanalerkrankungen - Klassifikation und Genetik
4 Mutationen im CACLN1A3-Gen (Spannungsabhängiger Kalziumkanal der quergestreiften Muskulatur
- 3 -> klinisches Bild der hypokaliämischen episodischen paralyse
- 1 -> Maligne Hyperthermie, die nicht auf Dantrolen anspricht
Hypokaliämische episodische Paralyse
- Kalziumkanalerkrankung
- Lähmungsattacken, auslöser niedriges Kalium
- Auftreten schwerer Attacken (Tetraplegie, Aewmlähmung) in 2- Nachthälfte nach kohlenhydratreicher Mahlzeit am Vorabend oder starker körperlicher Arbeit
- Dauer der Attacken: wenige Stunden bis 2 Tage
Metabolische myopathien
- resultieren aus Störungen von Glykogenolyse, Glykolyse und Fettsäureabbau
- Diagnose: histologische und histochemische Untersuchung der Muskelbiopsie, biochem. Nachweis des Enzymdefekts, ggf. Genetik
Glykogenose Typ II (Saure-Maltase-Mangel, alpha-Glukosidase-Mangel)
- Fehlen der lysosomalen alpha-Glukosidase
- > intralysosomale Glykogenspeicherung
2 Formen:
- M. Pompe: Manifestation in ersten Lebensmonaten. rasch progrediente Myopathie, Kardiomegalie, Hypotonie, Hepatomegalie
- Late-onset M. Pompe: proximal betonte Myopathie
M. Pompe - alpha-Glukosidase-Mangel, Glykogenose Typ II: Diagnostik
Muskelbiopsie: Fasern mit Vakuolen, vermehrt Glykogen enthaltend
EMG: Myopathisches Muster, Spontanaktivität, myotone Salven, ungewöhnlich ausgeprägte Einstichaktivität
Ischämietest: unauffällig
Genetik: Mutation im alpha-Glukosidase-Gen
M. Pompe - alpha-Glukosidase-Mangel, Glykogenose Typ II: Therapie
- Enzymersatztherapie (alle 2 Wochen), “Myozyme”
- Enzym wird über Rezeptor in Lysosomen aufgenommen
- hoch wirksam bei infantiler Form
- bei late-onset-Form: Stabilisierung der Lungenfunktion, Erhöhung der Gehstrecke
Glykogenose Typ V - McArdle-Krankheit
- Mangel an Muskelphosphorylase (Abspaltung von Glukosemolekülen aus Glykogen)
- transiente, durch Belastung induzierbare Myalgien, Schwäche, Crampi, Kontrakturen
- Myoglobinurie bei Fortsetzen der Belastung in geringerer Intensität, dabei Linderung der Beschwerden (“Second-wind-Phänomen”)
Glykogenose Typ V - McArdle-Krankheit: Diagnostik
- Ischämietest: fehlender Laktatanstieg bei gleichzeitigem Ammoniakanstieg
- Histologisch: schwache oder fehlende Phosphorylasereaktion
- Messung Enzymaktivität im Muskel
- genetische Untersuchung
Glykogenose Typ V - McArdle-Krankheit: Therapie
- keine kausal wirksame Therapie
- Kohlenhydratreiche Ernährung
- Rohrzucker 5 Minuten vor Belastung
- regelm. aerobes Ausdauertraining
- Vermeidung Maximalbelastung, statische Belastung
Carnitin-Palmityl-Transferase-II-Mangel: Klinik
- Attackenartig myalgien, Schwäche, Crampi, Myoglobinurie
- Auslöser: lang anhaltende körperliche Belastung, Fasten, fettreiche nahrung, Kälte, Infekte
- Parese bildet sich über Stunden-Tage zurück
- Zwischen den Attacken Symptomfrei
Carnitin-Palmityl-Transferase-II-Mangel: Diagnostik
- Acyl-Carnitin-Spektrum im Blut: Vermehrung langkettiger Fettsäuren
- Molekulargenetik
- Biochemische Aktivitätsmessung der CPT in Muskelbiopsie
Myoadenylatdeaminasemangel
- MAD katalysiert Abbau von AMP zu IMP und Ammoniak
- Ischämietest: fehlender Anstieg von Ammoniak bei vorhandenem Anstieg von Laktat
- Klinik; Belastungsabhängig Myalgien, Crampi, Muskelschwäche
Maligne Hyperthermie - Auslöser, Genetik, Klinik
- Auslösung durch Inhalationsnarkotika, depolarisierende Muskelrelaxantien
- autosomal-dominant, Mutation im Ryanodinrezeptor (RyR 1), aber auch Betroffene ohne entspr. Mutation
Beginn: Tachypnoe, Tachykardie, Dysrhythmie, Hyperthermie, Hyperhidrose, Muskelsteifigkeit
-> Azidose, Hypoxie, Hyperkaliämie, CK-Anstieg, Myoglobinämie
Maligne Hyperthermie - Pathogenese
Triggersubstanzen -> vermehrte Ca2+-Ausschüsstung aus sarkoplasm. Retikulum
- > Kontraktur
- > Hypermetabolismus der Muskulatur
- > Wärmeproduktion
Maligne Hyperthermie - Diagnose
- Halothan-Koffein-Kontrakturtest an frischem Muskelgewebe
Maligne Hyperthermie - Therapie
- Zufuhr von Triggersubstanz stoppen
- Hyperventilation mit 100% O2
- Dantrolen 2,5mg/kg KG über 15 Minuten
- ausbleibende Besserung: erneut Dantrolen
- NaBiC bei Azidose
- Kühlung der Körperoberfläche
Mitochondriopathien
- Störungen der Atmungskette
- Multisystemerkrankungen (besonders Muskulatur, ZNS)
Muskuläre Symptomatik: häufig externe Ophthalmoplegie, auch belastungsintoleranz, proximale Paresen
- maternaler Erbgang
- Muskelbiopsie: ragged red Fibers in Trichromfärbung
Mitochondriopathien - Biochemie
- ATP-Synthese über Atmungskette
- defekte Atmungskette: Pyruvat -> Laktat -> erhöhtes Serumlaktat
- viele Atmungskettenkomplexe im Zellkern kodiert -> auch autosomaler Erbgang möglich
- Heteroplasmie: Vorliegen mutierter mtDNA und wildtyp mtDNA
Ophthalmoplegia plus
- Mitochondriopathie
- Leitsymptom: progressive externe Ophthalmoplegie
- Erstsymptom: häufig Ptosis
- Akzessorische Symptome: Optikusatrophie, retinale Degeneration, Reizleitungsstörung, endokrine Störungen, Paresen, Belastungsintoleranz, Ataxie/Tremor, PNP
- Meist keine positive FA
Kearns-Sayre-Syndrom
Trias:
- progressive externe Ophthalmoplegie
- Retinadegeneration
- kardiale Reizleitungsstörung
- Beginn <20. LJ
zusätzlich eines der Folgenden:
- Ataxie
- Erhöhung Gesamtweiweiß im Liquor
Kriterien nicht erfüllt: Ophthalmoplegia plus
MELAS-Syndrom
mitochondriale Enzephalomyopathie, Laktatazidose, Stroke-like episodes)
- episodische Attacken mit Übelkeit, Erbrechen, Kopfschmerzen
- Krampfanfälle
- schlaganfallähnliche Episoden (V.a. Hemianopsie und Hemiparesen)
- endokrine Störungen (Diabetes mellitus, hypothalamisch-hypophysäre Insuffizienz)
- Muskuläre Belastungsintoleranz
- Hypakusis
- permanente Muskelschwäche
MELAS-Syndrom: Diagnostik
CT: fokale okzipitale/parietal Hypodensitäten, bilateral
MRT: T2-Hyperintensitäten, keine Dissusionsstörungen sondern vasogenes Ödem, Läsionen keinem Gefäßterritorium zuzuordnen
Biopsie: Ragged red fibers
Biochemie: Reduzierte Aktivität der Atmungskettenkomplexe
Genetik: 80% Punktmutation 3243A>G der mtDNA (MELAS-Mutation)
MERRF-Syndrom
Myoklonusepilepsie mit ragged red fibers
- Mitochondriopathie
Leitsymptom: Myokloni
Vollbild: Myokloni, generalisierte epilept. Anfälle, mitochondriale Myopathie, zerebelläre Ataxie
Fakultativ: Demenz, Optikusatrophie, PNP, Spastik
Genetik: Maternaler Erbgang
Hereditäre Leber-Optikusneuropathie
- Mitochondriopathie (Erbgang maternal)
- vorwiegend Männer zw. 20.-30. LJ
- Sehminderung mit Zentralskotom
- Fortschreiten über Wochen bis zur Erblindung
- rasch nacheinander beide Augen betroffen
- schmerzfrei
- Initialphase: Papillenödem
- Verlauf: Optikusatrophie
Hereditäre Leber-Optikusneuropathie: Diagnostik
MRT: Signalanhebungen hinterer N. opticus, Hyperintensitäten im marklager
Genetik: Punktmutation der mtDNA
NARP-Syndrom
Mitochondriopathie
- Neuropathie
- Ataxie
- Retinitis pigmentosa
Leigh-Syndrom
Mitochondriopathie
- subakute nekrotisierende Enzephalomyelitis
zystische Kavitationen und spongiöse Entmarkung in Mittelhirn, Basalganglien, Kleinhirn
- V.a. Kinder in ersten Lebensjahren
- selten juvenile/adulte Fälle
Mitochondriopathien - Diagnostik
- 50% erhöhtes Ruhelaktat
- ggf. erhöhter Laktat/PyruvatQuotient
- Erhöhtes Laktat im Liquor
- 80% Laktatanstieg im Serum im Fahrradbelastungstest
EMG: häufig myopathisches Muster
- ophthalmologische Untersuchung (retinale Veränderung, Augenhintergrund)
- EKG, TTE, Röntgen-Thorax (kardiale Mitbeteiligung)
- cMRT (MELAS-, Leigh-Syndrom)
- Muskelbiopsie: Ragged red fibers
Mitochondriopathien - Therapie
- Coenzym Q-Mangel (selten): 300-500mg Coenzym Q/die
- Nachweis Carnitinmangel: Substitution von Carnitin
- Komplex-III-Aktivität vermindert: Vitamin C und Vitamin K
- Herzrhythmusstörungen: Implantation Herzschrittmacher (insbes. bei Kearns-Sayre-Syndrom, Ophthalmoplegia plus)
- antiepileptische Medikation: Verzicht auf Valproat (sequestriert Carnitin) und Barbiturate (hemmen Atmungskette)
- moderates körperliches Training
Polymyositis & Dermatomyositis: Allgemeines
Polymyositis:
- chron.-progredient oder schubförmig
- entzündl. Erkrnakung der Skelettmuskulatur
Dermatomyositis:
- Beteiligung Haut / Hautanhangsgebilde
- ggf. paraneoplastisch
Dermatomyositis
Polymyositis & Dermatomyositis: Klinik
- symmetrische, progrediente, meist proximal betonte Paresen
- Sensibilität, MER erhalten
- ggf. Myalgien
Dermatomyositis:
- schmetterlingsförmiges Hauterythem im Bereich der Wangen, Nasenrücken, Augenlider, sowie vorderes Halsdreieck
- Gottron-Zeichen: erythematöse und squamöse Papeln über Fingerendgelenken
- Keinig-Zeichen: Teleangiektasien im Nagelbett
- Dermatomyositis: maligne Tumoren (bis 30%). Karzinom in Ovarien, Lunge, Kolon, Rektum, Pankreas, Non-Hodgkin-Lymphom
- Kardiale Beteiligung: Rhythmusstörungen, Perikarditis, dilatative kardiomyopathie, Herzinsuffizienz
- pulmonale Beteiligung
Polymyositis & Dermatomyositis: Diagnostik
- CK, LDH, GOT, gGT, Myoglobin erhöht
- 50% BSG erhöht
- 50% definierte Auto-AK
- Anti-SRP-AK: nekrotisierende Myopathie
- Anti-Jo-1: pulmonale Beteiligung
- Anti-Mi-2: klassische Dermatomyositis
- EMG: myopathisches Muster, Spontanaktivität
- Muskelbiopsie: Infiltrate mit CD8+-T-Lymphozyten, MHC-I-Expression in nicht-entzündeten Fasern
Polymyositis & Dermatomyositis: Therapie
- Therapie der Wahl
- Prednisolon 80-100mg/die über 3-4 Wochen (Paresen und CK-Rückgang)
- Dosisreduktion um 10mg jeden 2. Tag pro Woche bis 100-0-100-….
- dann Dosisreduktion am 1. Tag um 5-10mg alle 4 Wochen
- Erhaltungsdosis 10-15mg jeden 2. Tag für 1-2 Jahre - schwerer Verlauf: Azathioprin + Prednisolon
- therapierefraktär: IVIG
Polymyositis & Dermatomyositis: Antisynthetase-Syndrom
- Anti-Jo-1-AK
- vorw. Frauen im mittleren Alter
- Lungenbeteiligung (80%): interstitielle Pneumonie, Lungenfibrose, Bronchiolitis obliterans
- Polyarthritis, Raynaud-Phänomen
Therapie: oft individuell unterschiedliche immunsuppressive Therapie erforderlich, Ansprechen sehr unterschiedlich
Polymyositis & Dermatomyositis: Anti-SRP-Syndrom
- Antikörper gegen SRP
- akutes Krankheitsbild
- schwere therapierefraktäre, teils nekrotisierende Myositis
- Herzbeteiligung, Lungenbeteiligung, Raynaud-Phänomen, Arthritis, Dermatitis
Polymyositis & Dermatomyositis: Anti-Mi-2-Syndrom
- V.a. bei Dermatomyositis
- Myositis
zusätzlich:
- Raynaud-Phänomen, Arthritis, fibrosierende Alveolitis
- gutes Ansprechen auf Steroide, Prognose gut