Modul 1 + 2 Flashcards

1
Q

Kultur ist…

A

…gelernt (im Prozess des Aufwachsens).
…geteilt (unter den Mitgliedern).
…verantwortlich für Gruppendifferenzen.
…essentiell für die Personenwerdung(-entwicklung).
…beeinflusst Weltsicht und Verhalten.

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2
Q

Ethnologischer Zugang zu “Kultur” - Die 5 Elemente

A
  • ganzheitlich (“holistisch”)
  • von innen verstehend (“emisch”)
  • von außen vergleichend (“etisch”)
  • perspektivisch (“methodologischer Relativismus”)
  • glokal (“globale Einflüsse in lokalen Zusammenhängen”)
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3
Q

Emisch/Etisch

A

Etisch: Etisches Vorgehen zielt auf den Vergleich und die Formulierung allgemeiner, wissenschaftlicher valider Aussagen und Terminologien. (“von außen vergleichend”)

Emisch: Emisches Vorgehen geht den kulturspezifischen Sehweisen und Unterscheidungen (Binnenlogiken) nach. (“von innen verstehend”, z.B. Sprachenerwerb)

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4
Q

Entwicklung ist…

Klassische Entwicklungsdefinitionen

A
  • biologisch: Entwicklungszyklus von Pflanzen
  • geistig: Gedanken entwickeln sich
  • Seit dem 19. Jh. als Metapher für Vorgänge in Wirtschaft, Gesellschaft und Psychologie
  • im modernen Sinne seit dem 20. Jh. als linearer Prozess des “menschlichen Fortschritts” (-> nicht mehr zyklisch)
  • Transitiver Entwicklungsbegriff seit der Kolonialisierung: etwas anderes zum Gegenstand eigener Entwicklungsbemühungen machen
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5
Q

Anfänge der Entwicklungstheorie

A

• Erste Entwicklungstheorie von Augustus Comte: 3 Entwicklungsstadien (1. Wildheit, 2. Barbarei, 3. Zivilisation)
=> Basis war Aufklärung
=> zuletzt Entwicklung als linearer Prozess!

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6
Q

Moderne Entwicklungsdefinitionen

A
  • …ein Prozess, der es den Menschen ermöglicht, ihre Fähigkeiten zu entfalten, Selbstvertrauen zu gewinnen und ein erfülltes und menschenwürdiges Leben zu führen. (objektiv)
  • …die Verbesserung der Situation von Menschen gemäß ihrer eigenen Kriterien und Ziele vor dem Hintergrund einer gemeinsamen globalen Verantwortung. (emisch, Bsp. für globale Verantwortung: Abholzung)
  • Jeder Akt von Entwicklung ist auch ein Akt der Zerstörung (=> transitiver Entwicklungsbegriff)
  • Entwicklung findet immer statt
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7
Q

Theorien der Kolonialzeit

A
  • “Determinismusparadigma”: Begründung der natürlichen Herrschaft des weißen Mannes über die Kolonisierten. (Der weiße Mann ist den anderen überlegen.)
  • “indirect rule”: We cannot do without them! (=> Zunächst verstehen, wie die Herrschaftsverhältnisse auf lokaler Ebene sind.)
  • “Culture matters”: Rücksichtnahme auf lokale Verhältnisse als Verwaltungsoption.
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8
Q

Kolonialisierungstheorien: “Erziehung zur Kultur durch Arbeit”

A
  • “Der Mensch wird geboren, um in fortwährender Pflichterfüllung und Arbeit zu leben.”
  • “Die Faulheit bildet das größte Hindernis für die Arbeit und die Industrie.”
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9
Q

Kolonialisierungstheorien: “Das Problem der Erziehung”

A

Errichtung eines westlichen Bildungssystems zur Disziplinierung.
=> Unterricht in Lokalsprache (Problem: Entwurzeln verhindern? oder vom Herrscherdiskurs fernhalten?)
=> Unterricht in Kolonialsprache (Problem: bewusste Förderung einheimischer Intelligenz? oder Förderung antikolonialer und subversiver Tendenzen?)

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10
Q

Die Herrschaftsmethode der “Indirect Rule” (von Lord Lugard)

A
  • Programm zur Befreiung der Sklaven der ostafrikanischen Region
  • “Indirect Rule”: Herrschaft wird indirekt, über existierende lokale Herrschaftsstrukturen ausgeübt (=> lokale Machtgefüge werden nicht ersetzt!)
  • Gegenbegriff der “Direct Rule”: trad. Herrschaftsstrukturen werden zerschlagen und durch französische Institutionen ersetzt
  • => Vorstellung: “civilsation” ist universal und unteilbar und muss daher auch in den Kolonien Anwendung finden.
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11
Q

Das Problem der Differenzannahme

A

Grundlage des kolonialistischen Denkens war das Differenzaxiom:

  • “Andersartigkeit zuerst als heidnische Verworfenheit.”
  • dann: Zuschreibung einer technologischen Minderkompetenz & umweltdeterministische Schwächung
  • schließlich: unveränderliche Rassenmerkmale
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12
Q

Fortschrittstheorien

A
  • geboren in der europäischen Aufklärung
  • im 18. Jh. i.S. einer moralischen Läuterung
  • im 19. Jh. politisch vernünftig
  • im 20. Jh. ein Prozess, der ins Unendliche läuft

=> Fortschritt verantwortungsethisch korrigiert (“Nachhaltiger Fortschritt”)

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13
Q

Max Weber: Die Protestantische Ethik und der Geist des Kapitalismus

A

Hypothese: protestantische Ethik fördert wirtschaftliche Entwicklung
• die sittliche Gefahr der Versuchung durch Reichtum
• das Verwerfliche des Ausruhend auf vorhandenem Besitz
• das tätig sein als Wille Gottes zur Mehrung seines Ruhmes
• Protestantismus verpflichtet den Einzelnen, zum Ruhme Gottes, Besitztum zu erhalten und durch rastlose Arbeit zu vermehren - beides wesentliche Bestandteile des “modernen kapitalistischen Geistes”.

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14
Q

Zivilisierung der Arbeit - Ein Blick auf die europäische Industrialisierung

A
  • Zeit zunächst unwichtig: Kaum Pünktlichkeit und Regelmäßigkeit
  • Frederick Taylor (Geistiger Vater der Fließbandarbeit) beschreibt noch Probleme seines Forscherteam, die Arbeiter über Lohnanreize zu effizienterem Arbeiten zu bringen.
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15
Q

Fehlzeiten und soziale Sicherung - Eine Frage der Perspektive (Finnisches Projekt als Bsp.)

A

Finnische Seite: Interesse an möglichst effizienter Programmplanung!

Lokale Angestellte: Interesse liegt immer noch auf dem Besuch von Beerdigungszeremonien!

Gründe für unterschiedliche Interessen:

  1. Andere Wertvorstellungen von materieller und sozialer Anerkennung
  2. Projekt zeitlich begrenzt - soziale Anerkennung ein Leben lang
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16
Q

Die moderne Entwicklungsdoktrin

A

Harry Truman (1949): Die Hälfte der Weltbevölkerung ist arm, hungrig, krankheitsgefährdet, kurzum unterentwickelt und der Westen hat das Wissen und die Fähigkeiten ihr Leiden zu beheben.

17
Q

Modernisierungstheorien (1950er - heute)

A

• die eigentlichen Entwicklungsblockaden liegen in den Einstellungen und Verhaltensweisen der Menschen und in den Sozialstrukturen und kollektiven Wertsystemen der “traditionellen” Gesellschaften liegen.
• Grund für Unterentwicklung: endogene Faktoren (Mangelnde Innovationsneigung, Korruption)
=> heute: Mangel an good governance
• eigneten sich in ihren kulturalistischen Konnotationen als Gegenkonzept zum Liberalismus und Marxismus

18
Q

Modernisierungsideologie und Kolonialethnologie (1960)

A

Die ökonomische Entwicklung ist unvereinbar mit der Aufrechterhaltung der traditionellen Gebräuche und Sitten. Ein Bruch mit letzteren ist eine Vorbedingung des wirtschaftlichen Fortschritts.
Das Leiden und die Entwurzelung ist die Bedingung wirtschaftlicher Entwicklung.

19
Q

Dreistufentheorie des Wertewandels (Inglehart 1990er)

A

Ingleharts Index (Entwicklung in 3 Stufen, als Basis dient Maslow):

  1. Vormoderne Gesellschaften: Mangelgesellschaft, Primärziel ist die Sicherung des eigenen Überlebens
  2. Moderne und Industriegesellschaft: Streben nach Leistung, Wohlstand und Sicherheit; Überwindung der Armut
  3. Postmoderne Gesellschaft: Anstieg des Lebensstandard; Konsum- und Dienstleistungsgesellschaft; Ziel ist Selbstverwirklichung
20
Q

Stone Age Economics - die erste Überflussgesellschaft? (Gegenthese)

A

• Jäger und Sammler als Überflussgesellschaft
• hatten nur wenig Besitz, um mobil zu sein
• Zeitaufwand für Nahrungssuche gering
• hatten i.d.R. alles, was sie benötigten
=> Arbeitszeit pro Kopf steigt mit kultureller Evolution
=> der Anteil von Hunger in der Welt war nie so groß wie in der industriellen Welt

21
Q

Modernisierung mit menschlichem Gesicht: Die Grundbedürfnisstrategie

A

Massive Kritik an Top-Down-Konzepten führt zum Grundbedürfnisansatz:
• Ziel von Entwicklung: Gewährleistung eines minimalen Lebensstandards für die Ärmsten (Nahrung, Dach überm Kopf, Kleidung, Sicheres Trinkwasser und sanitäre Verhältnisse)
• Rolle der Frau auf Haushaltsebene und gerechte Verteilung des Wohlstands und der Ressourcen auf der Welt werden thematisiert.

22
Q

Dependenztheorie - als Gegenentwurf zur Modernisierungstheorie

A

Ansatz: Dritte Welt ist sozial, ökonomisch und politisch im selben Maße unterentwickelt, wie der Westen entwickelt ist. Beide Seiten bedingen sich!

  • Motor für diesen wechselseitigen Prozess ist das Kapital (Profitmax dort, wo Arbeit am günstigsten ist)
  • Der durch geringe Einkommen und in der Fremdarbeit gebundene einheimische Markt kann sich nicht entwickeln. (=> führt zu völliger Importabhängigkeit)
  • Die parallele Entwicklung sozialer Klassen in Zentrum und Peripherie führt zu Interessenkongruenz und Allianzen
  • Dependenztheorie setzte als Lösung der Probleme auf einen vom Weltmarkt abgekoppelten und nicht-kapitalistischen Entwicklungsweg

Bsp: Kuba oder Simbabwe koppeln sich bis heute wegen Dependenztheorie von Freihandel ab bzw. öffnet sich nur langsam!

23
Q

Die Krise der große Theorien in den 1980ern

A

Die Vielfalt der Entwicklungswege führt zum Scheitern der großen Entwicklungstheorien.

24
Q

Schwarze Eliten, weiße Helfer (Axelle Kabou 1993)

A
  • Beschäftigt sich mit den endogenen Faktoren afrikanischer Entwicklungsproblematik
  • Sie mahnt an, dass Afrika sich für seine Geschichte selbst verantwortlich fühlen und sein Schicksal in die eigenen Hände nehmen solle. (Vorbild: asiatische Tigerstaaten)
  • grenzt sich damit von anderen Afrikaner ab, die das Weltsystem für die Probleme verantwortlich machen
25
Q

Dead Aid? (Dambisa Moyo 2010)

A

These 1: Finanzhilfe für arme Länder behindert Wirtschaftswachstum (Dort, wo die höchsten ODA (Öffentliche Entwicklungszusammenarbeit) Beiträge pro Kopf hin fließen, werden die niedrigsten Wachstumsziffern generiert.

These 2: entmüdigende und korrumpierende Wirkung von ODA schaffe negative Anreizsysteme und verführe zu schlechter Regierungsführung.

=> Alternative: strikt neoliberale Wirtschafte- und Finanzpolitik; Hilfe einstellen, stattdessen private Direktinvestitionen und Exporte bzw. bankenfinanzierte Mirkofinanzprogramme!

26
Q

Web 2.0 trifft Entwicklungshilfe

A

Mikrokredite von bspw. www.kiva.org!