Lernstoff Flashcards
Zyanose
Echte Zyanose
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Hämoglobinzyanose
- Durch vermehrtes Anfallen von desoxygeniertem Hämoglobin, einerseits durch Hypxie, andererseits bei Polyglobulie
- Bei Anämie tritt die Zyanose eher verzögert auf, bei schwerer Anämie < 5g/dl überhaupt nicht mehr
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zentrale Zyanose (verminderte O2-Sättigung des arteriellen Blutes, Zunge zyanotisch!)
- DD pulmonale und kardiale (Rechts-Links-Shunt) Zyanose: O2-Therapie vermindert pulmonale aber nicht kardiale Zyanose
- Periphere Zyanose (vermehrte Ausschöpfung durch verminderten Blutfluss in den Kapillaren, z.B. bei Schock, Herzinsuffizienz, Kälte, Durchblutungsstörung)
- Methämoglobinzyanose (z.B. Sulfonamide, Nitrosegase)
Pseudozyanose (durch Pigmentanomalien oder Ablagerung körperfremder Stoffe)
Herztöne und Herzgeräusche
Herztöne
- 1. Herzton = Schluss der Mitral- und Trikuspidalklappe + Ventrikelanspannung (deckt sich im EKG etwa mit der S-Zacke)
- 2. Herzton = Schluss der Aorten- und Pulmonalklappe (deckt sich im EKG etwa mit dem Ende der T-Welle), ist bei Drucksteigerung im großen Kreislauf über der Aortenklappe lauter, bei Drucksteigerung im kleinen Kreislauf über der Pulmonalklappe
- Physiologische Spaltung des 2. HT (Aortenton vor Pulmonaliston) bei tiefer Inspiration, verstärkte Spaltung bei Inspiration durch RSB
- Atemunabhängige Spaltung = fixierte Spaltung bei Vorhofseptumdefekt, Pulmonalstenose
- Paradoxe (umgekehrte) Spaltung bei schweren Aortenstenose, Aortenisthmusstenosen, LSB, Herzschrittmacher mit rechtsventrikulärer Stimulation
- Öffnungstöne (plötzlicher Stopp der Öffnungsbewegung einer verklebten AV-Klappe) z.B. Mitralöffnungston bei Mitralstenose, DD Prothesenöffnungston bei Mitralklappenprothese
- Dehnungstöne (ejection click) entstehen durch plötzlichen Stopp der Öffnungsbewegungen verklebter Semilunarklappen (Taschenklappen)
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Diastolische ventrikuläre Füllungstöne (bei Kindern physiologisch)
- Herzton: diastolic overloading bei Mitralinsuffizienz, Herzinsuffizienz und Hyperthyreose
- Systolischer Klick z.B. bei Mitralklappenprolaps
Herzgeräusche
- Immer benennen:
- Lautstärke (1/6 nur mit Mühe auskultierbar, 2/6 leise, aber sofort hörbar, 3/6 laut, kein Schwirren, 4/6 Geräusch mit Schwirren, 5/6 hörbar, wenn nur der Stethoskoprand aufgesetzt wird, 6/6 hörbar auf Distanz ohne Stethoskop)
- Punctum maximum
- Fortleitung
- Frequenz
- Systolikum / Diastolikum?
- Geräuschart (Decresendo, Spindel, Band, Crescendo)
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Systolikum
- Insuffizienz der AV-Klappen: bandförmig, unmittelbar nach dem 1. Herzton, meist Mitralinsuffizienz mit Fortleitung in die Axilla
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Stenose der Semilunarklappen oder des ventrikulären Ausflussbahn: spindelförmig, vom 1. HT abgesetzt
- Aortenstenose (mit Fortleitung in die Carotiden)
- Pulmonalstenose
- Hypertrophische obstruktive Kardiomyopathie (HOCM)
- Aortenisthmusstenose (Auskultation zwischen den Schulterblättern!)
- Septumdefekte: spindel- oder bandförmig
- Akzidentelles Herzgeräusch bei Kindern (>50%)
- Funktionell z.B. infolge Hyperzirkulation, erhöhtem HZV, erhöhter Blutviskosität (Hyperthyreose, Fieber, Anämie, Bradykardie, Schwangerschaft)
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Diastolikum (nie funktionell!)
- Stenose der AV-Klappen: fast immer Mitralstenose, dafür typisch: Paukender 1. Herzton, Mitralöffnungston nach dem 2. Herzton, diastolisches Descrescendo, präsystolisches Crescendo
- Funktionelles Geräusch der AV-Klappen bei erhöhtem Blutfluss (z.B. AV-Klappeninsuffizienz –> relative Stenose)
- Insuffizienz der Semilunarklappen: Aorteninsuffizienz, relative Pulmonalisinsuffizienz (durch Überdehnung des Anulus bei pulmonaler Hypertonie), zusätzlich häufig Austin-Flint-Geräusch (spätdiastolische Rumpeln durch Flattern des vorderen Mitralsegels)
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Kontinuierliche systolisch-diastolische (“Maschinen”) Geräusche
- offener Ductus botali
- Aortopulmonales Fenster, rupturiertes Sinus-Valsalva-Aneurysma
- Arteriovenöse Fisteln (Lungenangiom, posttraumatisch)
- Koronarfisteln
Indikationen Belastungs-EKG
- KHK (Diagnostik + Bestimmung der Belastungsbreite)
- Herzrhythmusstörungen (Verhalten unter Belastung)
- Kontrolle des Blutdruckverhaltens
- Beurteilung der Leistungsfähigkeit
Normalwerte LVEDP und RVEDP
- LVEDP (entspricht etwa dem PCWP = pulmonary capillary wedge pressure): 5-12mmHg
- RVEDP (entspricht etwa dem ZVD): 2-7mmHg
Ätiologie der Endokarditis
- Infektiös (Bakterien, selten Pilze)
- Abakteriell
- Endocarditis rheumatica (E. verrucosa)
- Endocarditis Libman-Sacks (bei SLE)
- Löffler-Endocarditis (= Endocarditis parietalis fibroplastica, betrifft weniger die Klappen sondern eher die Herzwände, bei Hypereosinophiliesyndrom)
- Endokardfibrose bei Karzinoid-Syndrom (Hedinger-Syndrom)
- Medikamenteninduziert: Pergolid und Cabergolin können fibrotische Herzklappenveränderungen machen, auch Ecstasy
- Merkenswert*
- Die Endocarditis rheumatica (verrucosa) ist die häufigste Endokarditis. Bakterielle Endokarditiden entstehen häufig erst auf Boden von dadurch vorgeschädigten Klappen
Leitsymptome der infektiösen Endokarditis
- Fieber
- Herzgeräusch
- Bakteriämie
- Splenomegalie
- Embolien / Immunkomplexablagerungen (inkl. Splinterblutungen, Oslerknötchen, Janeway-Läsionen, Glomerulonephritis)
Achten auf: Kardiale Symptome, Kutane Symptome, embolische Herdencephalitis, Nierenbeteiligung (Herdnephritis), Splenomegalie, Roth-Flecken (Retinablutungen)
Erreger der infektiösen Endokarditis
Endocarditis acuta:
- Staphylococcus aureus (45-65%)
- Streptokokken (ca. 30%)
- Enterokokken (immer resistent gg. Penicillin und Cephalosporine!), gramnnegative Bakterien (<10%)
- Pilze ca. 1%
- Endocarditis lenta*
- Streptococcus viridans
- Bei liegendem Fremdmaterial:*
- Staphylococcus epidermidis
- Merkenswert*
- Bei Nachweis von Streptococcus bovis oder gallolyticus muss immer eine Koloskopie im freien Intervall erfolgen (60% Polypen oder Kolonkarzinom)
Diagnostik Endokarditis
- Labor: BSG und CRP erhöht (eine normale BSG spricht gg. eine Endokarditis!), in 80% Anämie, Blutkulturen (min. 3 Paare seperat entnommen vor Therapiebeginn, unabhängig vom Verlauf der KT)
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Duke Kriterien:
- Eine infektiöse Endokarditis ist wahrscheinlich bei Vorliegen von 2 Hauptkriterien oder 1 Hauptkriterium + 3 Nebenkriterien oder 5 Nebekriterien
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Hauptkriterien
- Positive Blutkulturen (typische Erreger aus 2 seperaten BK)
- Positives Echo (oszillierende intrakardiale Masse, Abzess, neue Dehiszenz einer Klappenprothese, neue Klappeninsuffizienz
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Nebenkriterien
- Prädisponierende Herzerkrankung oder i.v.-Drogenabusus
- Fieber > 38°C
- Vaskuläre Befunde (Arterielle Embolie, septische pulmonale Infarkte, mykotische Aneurysmen, intrakranielle Hämorrhagie, konjunktivale Hämorrhagien, Janeway-Läsionen)
- Immunologische Befunde (Glomerulonephritis, Osler Knötchen, Roth’s spots, pos. Rheumafaktor)
- Echo auf Endokarditis hinweisend, jedoch ohne Nachweis eines Hauptkriteriums (z.B. Perikarderguss)
- Positive Blutkulturen, die nicht die Hauptkriterien erfüllen
Therapie der Endokarditis
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Nativklappen (und Klappenprothese > 12 Mo. nach OP)
- Ampicillin-Sulbactam (Unacid) oder
- Amoxicillin-Clavulansäure (Augmentin) + Gentamicin
- Therapie für 4-6 Wo.
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Klappenprothese (<12 Mo. nach OP)
- Vancomycin + Rifampicin (für min. 6 Wo.) + Gentamicin (für 2 Wo.)
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Frühzeitiges Konsil mit Herz-Thorax-Chirurg
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Dringliche Indikationen zur operativen Sarnierung:
- Vegetation > 10mm (Embolierisiko bis 60%)
- persistierende Infektion trotz Antibiose
- AV-Block
- paravalvulärer Abzess
- Herzinsuffizienz
- Hämodynamisch relevantes Vitium
- Embolien
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Dringliche Indikationen zur operativen Sarnierung:
Endokarditisprophylaxe
Patientengruppen
- Pat. mit Klappenersatz
- Z.n. Herz-OP mit Einbringung von prothetischem Material für 6 Mo.
- Pat. mit überstandener Endokarditis
- Pat. mit angeborenen zyanotischen Herzfehlern
- Z.n. Herztransplantation
Eingriffe
- Bei Infektfreiheit nur Zahnbehandlungen (Amoxicillin) und Eingriffen am Respirationstrakt
- Bei manifesten Infektionen auch GI-Trakt, Urogenitaltrakt
Rheumatisches Fieber
- Ca. 2 Wo. nach akuter Tonsillopharygitis durch Beta-hämolysierende Streptokokken der Gruppe A
- Allgemeinreaktion und hohes Fieber
- Polyarthritis
- Endo-/Myo-/Perikarditis (Pankarditis)
- Erytema marginatum (Ringe), Rheumaknötchen
- Chorea minor (kann auch noch Monate nach Primärinfekt auftreten)
- Therapie mit Penicillin V (bei Erwachsenen 3-4 Mio IE / Tag) für 10 Tage + antiinflammatorische Behandlung mit ASS und ggf. Kortikosteroiden (bei Karditis) für 4-6 Wo.
- Rezidivprophylaxe mit Penicillin über min. 5 Jahre
Diagnostik:
- BSG/CRP (eine normale BSG schließt ein rheumatisches Fieber weitestgehend aus)
- Rachenabstrich (Goldstandard Kultur, alternativ Schnelltest)
- AK-Titer (Antispreptolysin O = ASL, Titer über 300IE, Anti-DNAse B = ADB)
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Jones-Kriterien
- Nachweis eines vorangegangenen Streptokokkeninfekts + 2 Hauptkriterien oder 1 Haupt- + 2 Nebenkriterien
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Hauptkriterien
- Karditis
- Wandernde Polyarthritis
- Chorea minor
- Subkutane Knötchen
- Erythema anulare rheumaticum (Erythema marginatum)
- Nebenkriterien
- Fieber
- Arthralgie
- BSG u./o. CRP erh.
- Verlängerte PQ-Zeit
Merkenswert
- ASL steigt v.a. bei oropharyngealen Streptokokkeninfektionen, die ein rheumatisches Fieber auslösen können
- ADB steigt v.a. bei Streptokokkeninfektionen der Haut (Erysipel, Impetigo contagiosa, nekrotisierende Fasciitis), die kein rheumatische Fieber nach sich ziehen, wohl aber eine Poststreptokokken-Glomerulonephritis auslösen können
Welche Begleiterkrankung muss vor geplanter Klappen-OP immer ausgeschlossen / diagnostiziert werden?
Eine KHK (Herzkatheter durchführen)! Ggf. Mitbehandlung
Klappenersatz
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Mechanisch
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Indikationen:
- noch lange Lebenserwartung
- Niereninsuffizienz
- nach vorausgegangener Fehlfunktion einer Bioprothese
- wenn Antikoagulation aus anderen Gründen erforderlich ist
- Antikoagulation nötig
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Indikationen:
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Biologisch
- Xenograft (Rinder-Perikard, Schweinklappe), Allograft (Fascia lata oder Dura mater vom Körperspender, auch komplette Klappen)
- Indikationen:
- Höheres Lebensalter (>75Jh.), Lebenserwartung < 10 Jh.
- Kontraindikationen für Antikoagulation
- Reoperation wegen thromboembolischer Komplikation einer mechanischen Klappe
- Keine Antikoagulation nötig, aber begrenzte Haltbarkeit (zunehmende Verkalkung v.a. bei Pat. mit Niereninsuffizienz, deshalb dort lieber mechanische)
Schweregrade von Vitien
Mitralstenose
- Physiologisch:
- KÖF 4-5cm²
- mittlerer Druckgradient <5mmHg
- Pulmonal-arterieller Druck < 30mmHg
- Leicht:
- KÖF <2,5cm²
- Gradient <= 7mmHg
- PA Druck < 30mmHg
- Mittel:
- KÖF 1,5-1,0cm²
- Gradient 7-15mmHg
- PA Druck 30-50mmHg
- Schwer
- KÖF <1cm²
- Gradient > 15mmHg
- PA Druck >50mmHg
Aortenstenose
- Leicht
- KÖF > 1,5cm²
- Mittlerer Druckgradient <25mmHg
- Vmax < 3,0m/s
- Mittel
- KÖF 1,5 - 1,0cm²
- Gradient 25-50mmHg
- Vmax 3,0-4,0m/s
- Schwer
- KÖF < 1cm²
- Gradient >50mmHg
- Vmax >4,0m/s
Symptomatik der Mitralstenose
- Folgen der Drucksteigerung im LA z.B.:
- VHF
- Thrombenbildung im LA mit Emboliegefahr
- Folgen der Lungenstauung/pulmonaler Hypertonie
- (Belastungs-)Dyspnoe
- Nächtlicher Husten (Asthma cardiale)
- Evtl. Hämoptoe mit Herzfehlerzellen im Sputum
- Folgen bei Rechtsherzinsuffizienz
- Venenstauung an Hals und Zunge
- Stauungsleber, Stauungsniere (evtl. Proteinurie), Ödeme der abhängigen Körperpartien
- Folgen des verminderten HZV
- Leistungsminderung
- Periphere Zyanose mit rötlich-zyanotischen Wangen (Facies mitralis)
Diagnostik Mitralstenose
- EKG (P-Mitrale, Rechtsherzhypertrophie Sokolow-Lyon RV1 + SV5 oder V6 >= 1,05mV)
- Rö-Thx (Eiform des Herzens duch verstrichene Herztaille, ggf. Doppelkontur durch Überlagerung des RA durch das LA, Aufweitung der Trachealbifurkation >=90°)
- Echo
- Herzkatheter (Rechts- und Linksherzkatheter)
Therapie Mitralstenose
Konservativ
- Cave: Keine ACE-Hemmer, keine ATII-Blocker
- Möglichst Sinusrhythmus erhalten, bei VHF Frequenz reduzieren (Digitalis, Verapamil, Betablocker) –> die Pat. brauchen eine möglichst lange Diastole!
- Orale Antikoagulation bei mittelschwerer MS auch schon bei Sinusrhythmus
- Endokarditisprophylaxe
Katheterverfahren
- Mitralklappenvalvuloplastie
Chirurgische Therapie (Meist Mitralklappenersatz, prinzipiell aber auch operative Kommisurektomie möglich)
- Indikation: min. mittelschwere MS (MÖF < 1,5cm²)
- In Zusammenschau mit der bestehenden Symptomatik
Ursachen Mitralinsuffizienz
- Relative MI: Dilatation des Mitralklappenanulus bei dilatativer Kardiomyopathie oder Linksherzinsuffizienz
- Mitralklappenringverkalkung im Alter
- Mitralklappenvalvuloplastie
- rheumatische und/oder bakterielle Endokarditis
- myxomatöse Degeneration (Ehlers-Danlos, Marfan)
- Elongation oder Ruptur von Chordae tendineae z.B. bei Mitralklappenprolaps, akutem Myokardinfarkt, nach Thoraxtrauma, idiopatisch
- Dysfunktionen eines Papillarmuskels bei KHK
Symptomatik Mitralinsuffizienz
- Chronische Entwicklung: Oft wenig symptomatisch, erst bei Versagen des LV ähnliche Symptomatik wie bei MI
- Akute MI (z.B. Papillarmuskelnekrose bei Infarkt) –> Lungenödem und evtl. kardiogener Schock
Diagnostik Mitralinsuffizienz
- EKG (p-sinistroatriale, später p-dextroatriale, Linkstyp, bei pulmonaler Hypertonie Rechtstyp)
- Echo
- Rö-Thx (Vergrößerung von LA und LV!)
- Linksherzkatheter
Therapie Mitralinsuffizienz
- Konservativ: Therapie der Herzinsuffizienz, körperliche Schonung, orale antikoagulation bei VHF
- Chirurgisch:
- Der Rekonstruktion ist wenn möglich der Vorzug gegenüber dem Ersatz zu geben
- Indikationen:
- Akute Mitralinsuffizienz: rasche, operative Therapie
- Chronische Mitralinsuffizienz:
- Symptomatisch + LVEF >= 30%, bei <30% nur wenn rekonstruktionsfähig
- Asymptomatisch: sicher indiziert bei LVEF < 60% und/oder LVESD > 45mm; ggf. bei VHF, erhöhtem pulmonalarteriellem Druck
Pulsus paradoxus
- Abfall des systolischen Blutdrucks um > 10mmHg bei Inspiration (ggf. peripherer Puls dann nicht mehr tastbar)
- Tritt auf bei Erkrankungen, bei denen die Füllung des linken Ventrikels erschwert ist (weitere Erschwerung durch geringeren venösen Rückstrom bei Inspiration)
- z.B. Herzbeuteltamponade, konstriktive Perikarditis, Spannungspneumothora, schwerer Asthmaanfall
Ätiologie Aortenstenose
- Am häufigsten artherosklerotisch-kalzifizierend, meist mit 70-90Jh., bei bikuspider Klappe früher (50-70 Jh.)
- Bei jüngeren Erwachsenen meist kongenitale Aortenstenose
- Rheumatische Aortenstenose (sehr selten geworden durch Antibiotikatherapie von Streptokokkeninfekten)
Symptomatik Aortenstenose
- Bei leichter, teilweise sogar bei mittlerer AS: oft über Jahre beschwerdefrei
- Bei höher gradiger AS: Eingeschränkte Belastbarkeit, rasche Ermüdung, Atemnot, Angina pectoris, Schwindel, Synkope, jeweils bei Belastung
Diagnostik Aortenstenose
- Pulsus tardus et parvus (verspäteter und schwacher Puls)
- Schwirren über Carotiden und Aorta
- Typischer Auskultationsbefund
- EKG (Linksherzhyperthrophie, T-Negativierungen V4-6, Hypertrophiezeichen können aber trotz hochgradiger AS fehlen!)
- Röntgen: Zunächst normal großes Herz (erst bei Dekompensation Linksverbreiterung des Herzens, Lungenstauung), ggf. postenotische Dilatation der Aorta ascendencs, evtl. Klappenkalk
- Echo
- Linksherzkatheter: Bei symptomatischem Pat. / präoperativ
Therapie Aortenstenose
Indikationen
- Symptomatischer Patient mit schwerer Aortenstenose
- Asymptomatischer Patient mit schwerer Aortenstenose und
- __EF < 50%
- Entwicklung von Beschwerden beim Belastungstest
- Rasche Progression des Vitiums (>0,3m/s pro Jahr)
- Schwere Linksherzhypertrophie (ohne bestehende Hypertonie)
Verfahren
- Chirurgischer Klappenersatz
- Transkatheter-Aortenklappenimplantation (TAVI) (Bioklappe), hoher postinteventioneller Schrittmacherbedarf (bis 40%)
- Merkenswert*
- Bei symptomatischer Aortenstenose hilft eine medikamentöse Therapie nicht!
Ätiologie Aortenklappeninsuffizienz
Akute AI
- Am häufigsteb bakterielle Endokarditis
- Trauma
- Aortendissektion Typ A
Chronische AI
- Häufig bikuspide Klappe
- Dilatation der Aortenwurzel und des Klappenanulus (artherosklerotisch, Marfan, Ehlers-Danlosm Lues)
Symptomatik Aorteninsuffizienz
- Chronische AI: Anfangs erhaltene Leistungsfähigkeit, jedoch Palpitationen. Im weiteren Verlauf Abnahme der Leistungsfähigkeit, Linksherzinsuffizienz
- Akute AI: Rasche Linksherzdekompensation –> Lungenödem
Klinische Zeichen
- Pulsus celer et altus (Wasserhammer-Puls)
- Die große Blutdruckamplitude (isolierte systolische Hypertonie) kann bei stark erhöhtem peripherem Gefäßwiderstand (Artherosklerose) trotz schwerer AI fehlen
- Pulssynchrones Dröhnen im Kopf
- de Musset Zeichen: Pulssynchrones Nicken des Kopfes
- Corrigan-Zeichen: Sichtbare Pulsationen der Karotiden
- Quincke-Zeichen: Sichtbarer Kapillarpuls
- Müller-Zeichen: Pulssynchrone Pulsationen der Uvula
- Blasse Haut
Diagnostik Aorteninsuffizienz
- EKG: Linksherzhypertrophiezeichen, typisch für Dialatative Hyperthrophie im Gegensatz zur konzentrischen Hypertrophie: betonte Q-Zacken, aber erst spät T-Negativierungen
- Rö-Thx: Großer nach links ausladender linker Ventrikel, Aortenelongation –> Maximalform: Holzschuhherz
- Echo
- Linksherzkatheter
Therapie Aorteninsuffizienz
- Asymptomatische Pat. oder Kontraindikation gg. OP –> konservative Therapie (Herzinsuffizienztherapie, körperliche Aktivität, aber keine schwere Belastung)
- Symptomatischer Pat. oder asymptomatischer Pat. mit EF < 50% oder enddiastolischer LV-Durchmesser > 70mm –> OP
Aortenisthmusstenose
- Pat. die ohne Therapie das Erwachsenenalter erreichen haben meist eine milde Ausprägung
- Früher unterschied man zwischen präduktaler (infantiler Stenose –> Perfusion der unteren Hälfte über Ductus botalli) und juxta- oder postduktaler Stenose (adulte Stenose –> Perfusion der unteren Körperhälfte über Kollateralen)
- Kollateralen u.a. aus A. subclavia, Truncus thyrocervicalis A. thoracia int., A. subscapularis, A. spinalis ant. –> Aa. intercostales –> Aorta
- Assoziierte Anomalien:
- Bikuspide Aortenklappe (bis zu 85%!)
- Intrkranielle Aneurysmen
- Turner-Syndrom, Williams-Beuren-Syndrom, Neurofibromatose
- Zystische Medianekrose in Aorta ascendens und descendes
Leitsymptome
- Hoher Blutdruck der oberen Körperhälfte
- Große Blutdruckamplitude
- Warme Hände
- Kopfschmerzen, Nasenbluten, Schwindel, Tinnitus
- Niedriger Blutdruck der unteren Körperhälfte (Differenz >20mmHg)
- Kalte Füße
- Pulse abgeschwächt
- Evtl. claudicatio intermittens
- Evtl. tastbarer Kollateralkreislauf (interkostal, am Rücken, seitliche THoraxwand)
Diagnostik
- EKG: Linksherzhypertrophie
- Rö-Thx: Rippenusuren, Erweiterung der Aorta ascendens
- Echo: Suprasternale Anlotung + Herz (u.a. Biskupide Aortenklappe?)
- MRT und CT
- Herzkatheter
Therapie
- Ballonbangioplastie +/- Stent (bei geeigneter Anatomie Mittel der Wahl)
- OP (z.B. Resektion und Anastomose, oder Protheseninterponat oder Prothesenbypass)
Vorhofseptumdefekt (ASD)
- Bei Erwachsenen 25% der angeborenen Herzfehler
- ASD II (80%): Im Bereich der Fossa ovalis, Ostium secundum Defekt
- ASD I (15%): Unmittelbar kranial der AV-Ebene, abnorme AV-Klappen-Anatomie, Ostium primum Defekt
- Volumenbelastung des rechten Herzens und der Lunge.
- Eine sekundäre Widerstandserhöhung im Lungenkreislauf findet sich meist erst in der 4. Lebensdekade (Bis hin zur Eisenmenger-Reaktion), dann treten oft auch erst Symptome auf
- Häufig VoHF
- Komplilationen: Paradoxe Embolie, Rechtsherzversagen, Endokarditisgefahr bei isoliertem ASD gering
Diagnostik
- Auskultation: Fixierte Spaltung des 2. HT, ggf. Systolikum durch relative Pulmonalstenose
- Rö-Thx, Echo, Herzkatheter
Therapie
- Interventioneller Katheterverschluss (Occluder)
- Chirurgisch: Direktnaht oder Patch
Ventrikelseptumdefekt (VSD)
- Häufigster angeborener Herzfehler, wird aber (je nach Ausprägung) häufig bereits im Kindesalter symptomatisch
- Links-Rechts-Shunt, der zu einer Volumenbelastung des re. Ventrikels führt, aber durch Rezirkulationsvolumen auch zu einer Volumenbelastung von LA und LV!
- Ausbildung von pulmonaler Hypertonie bis hin zur Eisenmenger-Reaktion
Diagnostik
- Auskultation: ggf. frühsystolisches Pressstrahlgeräusch im 3./4. ICR links
- EKG, Rö-Thx, Echo, Herzkatheter
Therapie
- Chirurgisch: Direktnaht oder Patchverschluss
- Auch immer häufiger Interventionell durchgeführt (muskulärer oder perimembanöser VSD)
Wofür steht PCTA?
Perkutane transluminale Koronarangioplastie
EKG-Stadien des Myokardinfarkts
- Stadium 0: Erstickungs-T
- Stadium I: ST-Hebung mit typischer Konformation
- Stadium II: Rückbildung der ST-Hebung, T-Negativierung (terminal negativ), Ausbildung einer Q-Zacke
- Stadium III: Normalisierung der T-Welle, nur noch Q-Zacke und ggf. R-Verlust
DD ST-Streckenhebung
- Herzwandaneurysma
- Perikarditis
- Prinzmetal Angina
DD tiefes Q
- HCM
- Lungenembolie (SI/QIII-Typ)
- WPW-Syndrom
DD terminal neg. T
- NSTEMI
- Perikarditis (Folgestadium)
- Myokarditis
- HOCM
Merkenswert:
- Ein Pardee-Q bezeichnet eine Q-Zacker die größer als 1/4 der R-Zacke ist und breiter als 0,03s = 30ms
- Auch ein neuaufgetretener kompletter Linksschenkelblock muss (insb. in Zusammenschau mit der Klinik) als STEMI gewertet werden (Endstrecken nicht beurteilbar)
Infarktlokalisationen im EKG
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Anterior (RIVA)
- Direkte Infarktzeichen I, aVL, V1-V6
- Indirekte Infarktzeichen II, III, aVF
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Anteroseptal (RIVA)
- Direkte Infarktzeichen I, aVL, V1-V4
- Indirekte Infarktzeichen II, III, aVF
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Lateral (RCX)
- Direkte Infarktzeichen aVL, V5-V7
- Indirekte Infarktzeichen -
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Posterior (RCX)
- Direkte Infarktzeichen III, aVF, V7-V9
- Indirekte Infarktzeichen V1-V2
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Inferior (RCA)
- Direkte Infarktzeichen II, III, aVF
- Indirekte Infarktzeichen V1-V3
Therapie des akuten kardiogenen Lungenödems (z.B. bei Myokardinfarkt mit Linksherzinsuffizienz)
- Sitzende Körperposition mit herabhängenden Beinen
- O2 über Maske (10l/min)
- Morphin in niedriger Dosis i.v., um Angstzustand zu mildern (Cave: Atemdepression, RR-Senkung)
- Bei einem systolischen RR > 90mmHg: Nitroglyzerin und Furosemid i.v. zur Vorlastsenkung
- Lässt sich das Lungenödem so nicht beherrschen: CPAP-Beatmung, ggf. invasive Beatmung
Herzinfarkt mit unter 30 Jahren, woran denken Sie?
- Familiäre Hyperlipidämie
- Hypothyreose mit sek. Hypercholesterinämie
- Antiphospholipidantikörpersyndrom und andere Ursachen einer Thrombophilie
- Vaskulitiden (z.B. Panarteriitis nodosa, Kawasaki-Syndrom, Takayasu-Arteriitis)
- Drogenmissbrauch (Kokain, Marihuana)
- Koronaranomalien (z.B. Bland-White-Garland-Syndrom, arteriovenöse Koronarfistel)
- Hyperviskositätssyndrom (z.B. multiples Myelom, Polycythemia vera, essentielle Thrombozytämie)
Ursachen der Herzinsuffizienz
Systolische Ventrikelfunktionsstörung (Vorwärtsversagen, heart failure with reduced ejection fraction = HFREF):
- Bedingt durch
- Kontraktionsschwäche
- Volumenbelastung (Vorlasterhöhung)
- Druckbelastung (Nachlasterhöhung)
- Ätiologie
- KHK (70%)
- Kardiomyopathien (15%)
- Myokarditis
- Vitien
- Arterielle Hypertonie
- Pulmonale Hypertonie
Diastolische Ventrikelfunktionsstörungen (Rückwärtsversagen, heart failure with preserved ejection fraction = HFPEF)
- Bedingt durch
- Herzhypertrophie
- Behinderung der Ventrikelfüllung
- Ätiologie
- Arterielle Hypertonie
- Konstriktive Perikarditis
- Restriktive Kardiomyopathie
- Herzbeuteltamponade
Herzrhythmusstörungen
- Merkenswert*
- Die beiden häufigsten Ursachen für eine Herzinsuffizienz sind Hypertonie und KHK! Häufig zusammen: Hypertonie –> KHK –> Herzinfarkt –> Herzinsuffizienz
Schweregrade der systolischen Dysfunktion
nach EF!
- normal > 55%
- leicht 45-54%
- mittel 30-44%
- schwer <30%
Diagnose der diastzolischen Herzinsuffizienz (HFPEF)
Folgende Kriterien müssen erfüllt sein
- Klinsche Zeichen einer Herzinsuffizienz
- Normale EF
- Verminderte linksventrikuläre Compliance (Relaxation / Dehnbarkeit) in Echo oder Herzkatheter
Daraus ergibt sich
- ein vermindertes Schlagvolumen
- LVEDP > 16mmHg
Wie entstehen die Ödeme bei der Herzinsuffizienz
- Einerseits: Rückwärtsversagen mit gesteigertem hydrostatischem Druck
- Andererseits: Vorwärtsversagen –> RR ern.
- Verminderung der Filtrationsleistung der NIere
- RAAS und ADH-Aktivierung
==> Beidses führt zu Natrium- und Wasserretention
Interpretation von BNP-Werten
Faustregel:
- BNP > 400 pg/ml ist ein sicherer Hinweis auf eine Herzinsuffizienz
- BNP < 100 pg/ml schließt eine Herzinsuffizienz mit hoher Wahrscheinlichkeit aus
Klinik der Herzinsuffizienz
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Gemeinsame Symptome von Links- und Rechtsherzinsuffizienz
- Nykturie
- Sympathikotone Überaktivität (Tachykardie, evtl. Rhythmusstörungen, feucht-kalte Haut)
- Evtl. 3. Herzton (Galloprhythmus)
- Herzvergrößerung (evtl. mit relativer AV-Insuffizienz)
- Pleuraergüsse (häufiger rechts als links, weil dort der intrapleurale Druck negativer ist)
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Linksherzinsuffizienz
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Mit Rückwärtsversagen und Lungenstauung
- Dyspnoe, Tachypnoe
- Orthopnoe
- Asthma cardiale (Anfallsartiger nächtlicher Husten + Orthopnoe)
- Lungenödem (Orthopnoe, Rasseln über der Brust, schaumiger Auswurf)
- Zyanose (pulmonale Funktionsstörung + vermehrte O2-Ausschöpfung in der Periphere)
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Mit Vorwärtsversagen
- Leistungsminderung, Schwächegefühl
- Zerebrale Funktionsstörungen, bes. bei älteren Pat.
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Mit Rückwärtsversagen und Lungenstauung
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Rechtsherzinsuffizienz
- Sichtbare Venenstauung (Halsvenen, Zungengrundvenen)
- Gewichtszunahme
- Ödeme der abhängigen Körperpartien bis hin zu Anasarka
- Stauungsleber (bis hin zur kardialen Zirrhose)
- Aszites
- Stauungsgastritis (Appetitlosigkeit, Meteorismus, selten Malabsorbtion und kardiale Kachexie)
- Stauungsnieren mit Proteinurie
Komplikationen einer Herzinsuffizienz
- Ryhtmusstörungen (können sowohl Ursache als auch Komplikation sein! NYHA III-IV Pat. versterben zu 80% an tachykarden Rhythmusstörungen)
- Schlafapnoe-Syndrom
- Lungenödem (Rückwärtsversagen)
- Kardiogener Schock (Vorwärtsversagen)
- Venöse Thrombosen (Strömungsverlangsamung, Immobilisation) –> Lungenembolien
- Kardiale Thrombenbildung (Schlaganfälle!)
Klassifikation der Herzinsuffizienz
Nach NYHA (New York Heart Association)
- I: Beschwerdefreiheit, normale körperliche Belastung (=AHA B)
- II: Beschwerden bei starker körperlicher Belastung (=AHA C)
- III: Beschwerden schon bei leichter körperlicher Belastung (= AHA C)
- IV: Beschwerden in Ruhe (=AHA D)
Nach AHA (American Heart Association)
- A: Keine Herzinsuffizienz, aber ausgeprägtes Risikoprofil (Hypertonie, KHK, Alkoholabusus, Z.n. rheumatischem Fieber, pos. FA)
- B: Keine Symptome der Herzinsuffizienz, aber Zeichen einer strukturellen Herzschädigung (LV-Hypertrophie/-Dilatation, Hypokontraktilität, Infarktnarben)
- C: Symptome einer Herzinsuffizienz
- D: Terminale Herzinsuffizienz
Diagnostik Herzinsuffizienz
- NYHA-Stadium
- Echo:
- planimetrische EF
- Beurteilung der diastolischen Funktion z.B. durch Bestimmung der E- und A-Welle (Messung des transmitralen Flusses, normalerwise ist die E-Welle größer) + E’- und A’-Welle (Bestimmung der Mitralanulusgeschwindigkeit mit dem Gewebedoppler) –> Quotient E/E’ –> > 15 = diastolische Dysfunktion, < 8 schließen sie praktisch aus
- Rö-Thx
- Zeichen einer Lungenstauung (Kerley-B-Linien, gestaute Hili, Milchglaszeichnung bei alveolärem Lungenödem, evtl. Pleuraerguss)
- Bei Rechtsherzinsuffizienz: Verbreiterung der V. azygos (s. Bild), Verbreiterung V. cava sup. und RA
- Herzvergrößerung
- Ggf. Kardio-MRT
- BNP
- Herzkatheter (nicht zur Diagnose der Herzinsuffizienz nötig, nur z.B. zur KHK-Diagnostik oder prä-OP Diagnostik bei Vitien)
Vorgehen
- NYHA-Stadium (Klinik)
- Echo (Nachweis von systolischer oder diastolischer Dysfunktion)
- Erhöhung von BNP oder NT-proBNP
- Ätiologische Klärung!
Therapie der Herzinsuffizienz
Kausal
- Therapie von arterieller Hypertonie, pulmonaler Hypertonie
- KHK: Revaskularisation + Reduktion der Risikofaktoren
- Therapie einer Myokarditis, Kardiomyopathie
- Therapie von Herzrhythmusstörungen
- Operative Therapie von Vitien, konstriktiver Perikarditis, etc.
Symptomatisch
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Allgemeinmaßnahmen
- Reduktion kardiovaskulärer Risikofaktoren
- Bei stabiler HI: Sport; bei dekompensierter HI: körperliche und seelische Schonung
- Leicht verdauliche Kost, kleine Mahlzeiten, nicht spät abends essen
- Kaliumreiche, kochsalzarme Diät (<3g NaCl/d)
- Flüssigkeit begrenzen (z.B. auf 2l/Tag)
- bei bettlägerigen Pat.: Thromboseprophylaxe, Atemgymnastik, Stuhlregulierung
- Absetzen von Medikamenten, die eine HI verschlechtern können
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Medikamente (helfen nur bei systolischer nicht aber bei diastolischer HI!)
- NYHA I: ACE-Hemmer, bei Hypertonie oder Z.n. Herzinfarkt auch Betablocker, bei Hypertonie Thiazide
- NYHA II: ACE-Hemmer, Betablocker, Aldosteronantagonisten, Thiazide + Schleifendiuretika (bei Flüssigkeitsretention)
- NYHA III&IV: ACE-Hemmer, Betablocker, Aldosteronantagonisten, Thiazide + Schleifendiuretika (bei Flüssigkeitsretention), Herzglykoside
- Ivabradin kann ab NYHA II eingesetzt werden bei unzureichender Wirkung der anderen Medikamente und Sinusrhythmus >=75/Min
- Digitalis kann Stadienunabhängig bei Tachyarrhythmia absoluta eingesetzt werden
- Prognoseverbessernd wirken ACE-Hemmer, AT-1-Antagonisten (als alternative zu ACE-Hemmern), Betablocker, Aldosteronantagonisten und Ivabradin
- Diuretika und Herzglykoside wirken nicht prognoseverbessernd
- Kardiale Resynchronisationstherapie (CRT)
- Bei kompletten Linksschenkelblock durch biventrikuläre Stimulatiom Verbesserung der Pumpleistung um bis zu 20%
- Indikation: EF<=35%, NYHA >= II, trotz optimaler med. Therapie
- Implantierbarer Kardioverter-Defibrillator (ICD)
- Sekundärprophylaxe nach Reanimation wegen Kammerflimmern/-flattern
- Primärprophylaxe bei Myokardinfarkt + EF <= 35% + >= 1 Monat optimale medikamentöse Therapie
- Geräte mit Bioimpedanzmessung warnen vor Lungenödem!
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Maßnahmen zur Überbrückung bis zur Herztransplantation
- Hämofiltration (z.B. veno-venös –> effektive Verminderung der Vorlast durch Wasserentzug, wenn Diureitka nicht ausreichen)
- Mechanische Unterstützungssysteme (assist devices):
- Left ventricular assist device (LVAD)
- Extrakorporale Blutpumoen (Intensivstation)
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Herztransplantation
- Herzinsuffizienz NYHA IV mit EF < 20%
Intraaortale Ballonpumpe
- Kommt v.a. beim akuten kardiogenen Schock zum Einsatz
- Einbringung über die A. femoralis in die Aorta descendens
- Ballon bläst sich in der Diastole auf –> bessere Versorgung von Herz und Hirn, bei schlechterer Versorgung der unteren Körperhälfte
- Entleert sich in der Systole
Kardiomyopathien
Definiton:
Erkrankungen des Herzmuskels, die mit einer Funktionsstörung des Herzens einhergehen.
Formen:
- Dilatiative Kardiomyopathie (DCM)
- Hypertrophische Kardiomyopathie mit und ohne Obstruktion (HOCM, HCM)
- Restriktive Kradiomyopathie
- Arrhythmogene rechsventrikuläre Kardiomyopathie (AR(V)CM)
- Nichtklassifizierbare Kardiomyopathien (NKCM)
- Stress-Kardiomyopathie (Tako-Tsubo, broken heart syndrome, transient left ventricular apical balooning)
- Isolierte (ventrikuläre) Non-Compaction-Kardiomyopathie (angeboren)
Im Detail:
Dilatative Kardiomyopathie
- Häufigste Kardiomyopathie
- Ursachen:
- Idiopathisch (50%)
- genetisch
- Sekundär
- KHK (ischämisch)
- Arterielle Hypertonie
- Vitien
- Virusinfektion des Myokards
- Autoimmunerkrankungen wie SLE
- Noxen: Alkohol, Kokain, Doxorubicin
- Mangelernährung (Thiaminmangel, Selenmangel)
- Rückwärts- und Vorwärtsversagen des linken Herzens
- EKG: Linksschenkelblock
- Echo: Dilatation, red. EF
- Rö-Thx: Karidomegalie
- Endomyokardbiopsie!
Hypertrophe Kardiomyopathie
- Ursachen: autosomal-dominant vererbt, “disease of the sarcomer” (z.B. Mutation in der Beta-Myosin-Schwerkette, Troponin T, etc.)
- Hypertrophie des linken Ventrikels mit verminderter diastolischer Dehnbarkeit (–> zunehmende Mitralinsuffizienz)
- Ggf. zusätzliche “dynamische Stenose” des linksventrikulären Ausflusstraktes
- Häufig assymptomatisch, ggf. (bei obstruktiver Form) Leistungsknick, Palpitationen, Schwindel, Synkope, Dyspnoe, Angina pectoris, Herzrhythmusstörungen, oft aber plötzlicher Herztod als erstes Symptom!
- EKG: Linksherzhypertrophie, Linksschenkelblock
- Echo: Septumhypertrophie > 13mm, Einengung der Ausflussbahn
- Keine pos. inotropen Medikamente geben (z.B. Digitalis) und keine Vor- oder Nachlastsenker –> Verschlechtern die dynamische Stenose
- Therapie:
- Medikamentös: Betablocker, Verapamil
- Chirurgisch / intrventionell: transkoronare Ablation der Septum Hypertrophie (Alkoholinjektion in R. interventricularis ant.); ICD-Implantation, Myektomie nach Morrow
Restriktive Kardiomyopathie
- Ursachen:
- Idiopathisch
- Familiär
- Sklerodermie
- Amyloidose, Sarkoidose (“infiltrative RCM”)
- Hämochromatose, M.. Fabry
- Endomyokardiale Formen (Endomyokardfibrose (Afrika), Hypereosinophilie (Löffler-Endokarditis), Karzinoid (Hedinger-Syndrom)
- Minderung der ventrikulären Elastizität während der Diastole bei üblicherweise intakter systolischer Funktion
- Tachykardie zur Kompensation des kleinen Schlagvolumens, Zeichen der Herzinsuffizienz
- Echo: Vergrößerte Vorhöfe, meist normal große Ventrikel, normale EF, diastolische Dysfunktion
- Abgrenzung zur DCM: erhaltene systolische Funktion
- Abgrenzung zur HCM: normale oder nur gering verdickte Wände
- Ohne Herztransplantation schlechte Prognose
Arrhythmogene rechtsventrikuläre Kardiomyopathie
- Ursache: unbekannt (in 40% pos. FA), “disease of the desmosome” (z.B. Desmoplakin, Desmoglein)
- Apoptose von Kardiomyozyten v.a. des re. Ventrikels, die durch Fett und Bindegewebe ersetzt werden
- Führt zu Ausdünnung und Dilatation der Ventrikelwand + Störung der Erregungsleitung
- Symptome sehr variabel, u.a. belastungsindiuzierte VTs, Palpitationen, Synkopen, plötzlicher Herztod (neben HCM ebenfalls eine häufige Ursache für den plötzlichen Herztod bei Sportlern)
- EKG: Epsilonwelle am Ende eines verbreiterten QRS-Komplex
- Echo: Explizite Suche nach Wandbewegungsstörungen des re. Ventrikels! Normalbefund ist aber möglich
Stress-Kardiomyopathie
- Wie STEMI (inkl. ST-Hebungen und zumindest geringem Anstieg der Infarkparameter) aber keine Stenosen / Verschlüsse im Herzkatheter, nur Nachweis einer vorwiegend apikalen Aknesie
- Therapie: Betablocker, symptomatische Therapie der HI
Ursachen Myokarditis
Infektiös
- Viren (50% d.F.):
- Coxsackieviren (v.a. Typ B; Typ A macht Herpangina, Hand-Fuß-Mund-Krankheit, Typ B macht die Bornholmsche Krankheit = Pleuritis)
- Parvovirus B19 (Erreger des Erythema infectiosum = Ringelröteln)
- HHV6 (Erreger des Exanthema subitum = Dreitagefieber)
- EBV, Influenza, Adenoviren, Echoviren, HIV, HCV u.a.
- Bakterien
- v.a. bei septischen Erkrankungen, insb. bakt. Endokarditis (Staphylokokken, Enterokokken)
- Gruppe A Streptokokken
- Borrelien
- Diphterie
- Selten: Typhus, Tuberkulose, Lues
- Pilze bei Abwehrschwäche
- Protozoen
- Toxoplasmose
- Chagas (Trypanosoma cruzi/Südamerika) –> Blutaustrich / dicker Tropfen
Nichtinfektiös
- Rheumatoide Arthritis, Kollagenosen, Vaskulitiden, rheumatisches Fieber
- Strahlenmyokarditis
- Eosinophile Myokarditis (medikamentös induziert oder bei hypereosinophilem Syndrom)
- Idiopathische Fiedler-Myokarditis (Riesenzellmyokarditis)
Merkenswert
- Myokarditiden können durch Kreuzantigenität zum passageren Auftreten von Autoantikörpern führen
- z.B. AMLA, ASA
Symptomatik und Diagnostik der Myokarditis
- Anamnese: Infekt?!
- Klinik variabel von assymptomatischen über milden (am häufigsten) bis fulminanten Verlauf mit tödlichem Ausgang; evtl. chronischer Verlauf mit Übergang in eine DCM
- Symptome:
- Müdigkeit, Schwäche, Leistungsknick
- Palpitationen
- Tachykardie
- Rhythmusstörungen (insb. Extrasystolie, VT, AV-Block)
- Evtl. klinische Zeichen einer Herzinsuffizienz)
- Labor: CK/CK-MB & Trop T können erh. sein, Entzündungsparameter, serologische Erregerdiagnostik, bei autoimmuner Genese evtl. Auto-AK gg. Beta1-adrenergen Rezeptor
- EKG/24-h EKG:
- Sinustachykardie, Arrythmien, bes. Extrasystolen
- ST-Senkungen (DD: Digitalis, Koronarinsuffizienz)
- T-Negativierungen (DD: Rückbildungsstadium nach Infarkt oder Perikarditis)
- Echo: Oft normal
- MRT: Late enhancement im Myokard nach KM-Gabe, Signalanhebung im T2-Bild
- Linksherzkatheter mit MRT-gesteuerter Endomyokardbiopsie
Therapie Myokarditis
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Kausal
- Penicilin bei rheumatischer Karditis
- Therapie von Lyme-Borreliose oder Chagas
- Antivirale Therapie im Rahmen von Studien bei progredienten Verlaufsformen
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Symptomatisch
- Körperliche Schonung
- Thromboembolieprophylaxe
Progonose:
- In 80% Ausheilung (inbs. bei Virusmyokarditis) oder Persistenz harmloser Rhythmusstörungen
- Chronischer Verlauf (ca. 15%) mit DCM
- Relativ selten Tod an akuten Komplikationen (besonders bei Coxsackie B (Säuglinge!), Diphterie, Chagas
Ursachen Peri(myo)karditis
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Infektiös
- Am häufigsten Viren (gleiches Erregerspektrum wie bei Myokarditis)
- Seltener Bakterien: Myobakterien (Tuberkulose), Perikarditis im Rahmen septischer Erkrankungen
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Immunologisch
- SLE
- Rheumatisches Fieber
- Allergische Perikarditis (Serum-Krankheit, Arzneimittel)
- Postmyokardinfarktsyndrom (Dressler-Syndrom, anti-SMA im Labor pos.)
- Postkardiotomiesyndrom
- Pericarditis epistenocardiaca (große epikardnahe Infarkte, innerhalb der 1. Woche nach Infarkt)
- Perikarditis bei Urämie
- Posttraumatische Perikarditis
- Tumorperikarditis (infiltratives Wachstum oder Metastasierung)
- Strahlenperikarditis
Komplikationen der Perikarditis
- Herzbeuteltamponade (kritische Ergussmenge bei rascher Bildung: 300-400ml) –> kardiogener Schock
- Chronisch konstriktive Perikarditis (narbiger Folgezustand, am häufigsten bei tuberkulöser Perikarditis, Rechtsherzinsuffizienz ohne Herzvergrößerung! Therapie operative Dekortikation)
Gemeinsame Symptome
- Rückstau vor dem rechten Herzen
- Prall gefüllte Venen (Zungengrund-/Jugularvenen)
- Kussmaul-Zeichen: Paradoxer inspiratorischer Druckanstieg in der Jugularvene
- Leberkapselspannung mti Oberbauchschmerz
- Evtl. Aszites
- Low cardiac output
- Körperliche Schwäche, Belastungsdyspnoe
- Blutdruckabfall
- Pulsus paradoxus (Abfall des systolischen RR > 10mmHg bei Inspiration, findet sich auch bei schwerem Asthmaanfall, Spannungspneu)
- Tachykardie
Merkenswert
- Eselsbrücke zur Atemabhängigkeit der Herzfunktion (wenn auch so nicht ganz physiologisch korrekt):
- Inspiration führt zu erhöhtem venösen Rückstrom zum re. Herzen –> weniger Platz für das linke Herz –> tendentiell weniger Auswurf –> kompensatorische Tachykardie
- Bei Herzbeuteltamponade oder Pericarditis constrictiva ist der Platz so eingeengt, dass bei Insipiration
- Der erhöhte venöse Rückstrom die linksventrikuläre Funktion erheblich behindert (Pulsus paradoxus)
- Nicht alles rückströmende Blut Platz im Herzen findet (gestaute Halsvenen, Kussmaulzeichen)
Symptomatik und Diagnostik der Perikarditis
- Klinik
- Trockene Perikarditis = fibrinöse P.: Zu Beginn und Ende einer akuten Perikarditis, typisch bei Urämie und Herzinfarkt –> stechender Schmerz hinter dem Sternum, verstärkt beim Liegen, tiefer Inspiration und Husten
- Feuchte Perikarditis = exsudative P.: Am häufigsten bei Tbx, Virusinfekten, rheumatischem Fieber, Urämie –> bei Übergang von trockener zu feuchter Perikarditis verschwinden oft die Schmerzen
- Auskultation
- Systolisch-Diastolisches schabendes ohrnahes Geräusch
- Hört nicht auf wenn der Atem angehalten wird (DD Pleuritis)
- Bei exsudativer Phase Verschwinden des Geräuschs, leise Herztöne
- Labor: Entzündungsparameter, Virusserologie, BK
- EKG:
- Kokavbogige ST-Streckenhebungen aus dem aufsteigenden Schenkel in allen Ableitungen, keine spiegelbildlichen Senkungen
- Rö-Thx: Bocksbeutelform des Herzens bei deutlichem Erguss
- Echo: Erguss
- Evtl. Perikardpunktion oder -biopsie
Therapie Perikarditis
Kausal
- Bakteriell –> Antibiotika
- Tuberkulose –> Tuberkulostatika
- Rheumatisches Fieber –> Penicillin + ASS o. Kortikosteroide
- Bei Postmyokardinfarkt-/Postmyotomiesyndrom: NSAR, evtl. Kortikosteroide
- Bei urämische Perikarditis: Dialyse
Symptomatisch
- NSAR, evtl. Steroide
- Bei drohender Herzbeuteltamponade: Entlastungspunktion
Karotissinussyndrom
- Zerebrale Minderperfusion aufgrund eines hyperreagiblen Karotissinus mit Bradykardie und/oder Hypotonie
- Häufig bei Kopfwendung, Drücken auf den Hals, z.B. Synkope beim Rasieren
- Ursache meist artherosklerotische Veränderungen im Carotissinusbereich
- Diagnose: Karotisdruckversuch (kurze einseitige Massage des Karotissinus unter EKG-Kontrolle –> Asystolie von min. 3 Sek. oder RR-Abfall > 50mmHg)
- Nur vorsichtige Massage des Karotissinus (Cave Plaquelösung –> Schlaganfall)
- Bei symptomatischen Pat. Implantation eines AAI-Schrittmachers
Kontraindizierte Medikamente bei WPW
Digitalis, Adenosin, Verapamil (verkürzen die Refraktärzeit des akzessorischen Bündels)