KoWI_Einführung Flashcards
Wie wird Mediale Kommunikation vermittelt?
Mittels verschiedener Medientypen, an verschiedene Publika mit unterschiedlichen Öffentlichkeitsgraden.
Wie wird Kommunikationswissenschaft am IKMZ verstanden?
Am IKMZ verstehen wir Kommunikationswissenschaft als eine sozialwissenschaftliche Forschungsdisziplin,
die sich mit den Bedingungen, Folgen und Bedeutungen von medialer Kommunikation befasst.
Welche verschiedenen Ausrichtungen im Feld der Kommunikations- und Medienwissenschaften gibt es?
- die sozialwissenschaftlich orientierte Kommunikationswissenschaft
- die geistes- und kulturwissenschaftliche Medienwissenschaft
- die an der Informatik orientierte Medientechnologie
- die wirtschaftswissenschaftliche Beschäftigung mit Medien u. Kommunikation
Was bedeutet ‘sozialwissenschaftliche Orientierung’ der KoWi?
KoWi will gesicherte Erkenntnisse über Mediengesellschaft und darin eingebettete Individuen gewinnen. Dazu zählen z.B. Mediensysteme, -strukturen, -öffentlichkeiten, -inhalte, -akteure, -nutzer sowie deren Wandel
KoWi will Prozesse verstehen und erklären. Dazu verwendet sie Theorien mittlerer Reichweite über spezifische Kommunikationsaspekte. Sie untersucht sie mit systematischen Methoden, die zu empirischen (erfahrungsbasierten), intersubjektiv nachprüfbaren Befunden führen.
Zu den Methoden gehören u.a. Leitfadeninterviews, Dokumentenanalyse, Befragung, Inhaltsanalyse, Experiment, Beobachtung, Digital Tracking, Netzwerkanalyse u.a.
Neben quantitativ-standardisierten Methoden (Fokus auf reliable Messung, statistische Analyse,
Verallgemeinerbarkeit) kommen auch qualitativ-unstandardisierte Verfahren (Fokus auf Tiefenschärfe, Detailinterpretation, Einzelfall) zum Einsatz.
Was wird unter Materialobjekt verstanden?
Untersuchungsgegenstände: Welche Objekte untersuchen wir?
Kommunikatoren, Inhalte, Medien, Rezipienten, Effekte
Was wird unter Formalobjekten verstanden?
Erkenntnisziel: worüber wollen wir etwas wissen?
Medienbezogene Kommunikationsprozesse, die unterschiedliche Arten bzw. Grade von Öffentlichkeit herstellen
Welche zwei Stränge gelten als Basis für die heutige Kommunikationswissenschaft im DACH-Raum
zeitungs- bzw. publizistikwissenschaftliche Tradition des deutschen Sprachraumes -> Mittelpunkt waren Medien und publizistische Persönlichkeiten
Kommunikationswissenschaftliche Tradition angloamerikanischer Herkunft -> Mittelpunkt ist empirische analytische Untersuchung von Kommunikationsprozessen
Mit was befasst sich das Fach?
- Rechtlichen und politischen Bedingungen als Ordnungsrahmen
- Ökonomische Gesetzmässigkeiten und wirtschaftliche Zwänge
- Organisationsformen, Medienverfassungen und Strukturen die im System Massenkommunikation und bei Onlinemedien vorzufinden sind
- Technisch bedingte Funktionsweisen und Eigengesetzlichkeiten der Medien die für Gestaltung und für Rezeption und Wirkung der vermittelten Inhalte von Bedeutung sind
- Medienschaffende die Inhalte und Programme der Massenmedien produzieren
- Rezeptionsgewohnheiten und Nutzungsweisen der Medienkonsumenten
- Kommunikation in den sozialen Netzwerken, Blogs, Kommentaren etc.
- Individuelle Wirkungen und gesellschaftliche Folgen die von medien- vermittelter Kommunikation ausgehen können
- Verhältnis von Politik und Medien
- Public Relations und Werbung und deren Abgrenzung von journalistischer Kommunikation
- Erforschung der Organisations- und Unternehmenskommunikation
- Vor- und Nachgelagerte Erscheinungen der Massenkommunikation
Was ist eine mögliche Einteilung der Forschungsfelder in der KoWi, orientiert an Lasswell?
Kommunikator-Forschung Aussagen-Forschung Medien-Forschung Rezipienten-Forschung Wirkungs-Forschung
Welche Ebenen der Theorien gibt es?
Makrotheorie => ganzheitliche Betrachtung des Materialobjektes / hoher Abstraktionsgrad
Mesotheorie => Teilausschnitte des Phänomens, Theorien “mittlerer Reichweite”
Mikrotheorie => ausgewählte, hochkomplexe Teilbereiche “geringe Reichweite”
Gegenstand der Kommunikationswissenschaft befindet sich im Wandel, von besonderer Bedeutung sind dabei
Digitalisierung
Globalisierung
Mediatisierung
Ökonomisierung
Kommunikation kann laut Maletzke in folgenden Arten erfolgen
direkt / indirekt
einseitig / wechselseitig
privat / öffentlich
in Anwesenheit / in Abwesenheit
Entwicklung von Kommunikation und Gesellschaft gem. Luhmann
Primitive / archaische Gesellschaftssysteme: klein, jeder kann mit jedem kommunizieren
Städtisch zentrierte Hochkulturen: differenziertere Interaktion, sowohl horizontal als auch vertikal. Es existieren eindeutige territoriale Grenzen zur Sicherung der Geltungsbereiche von Macht und Herrschaft.
Technisch-industriell fundierte Gesellschaftssysteme: Netz von überregionalen Kommunikationsmöglichkeiten ist vorhanden und weitet sich immer mehr aus.
-> Komplexe Gesellschaftssysteme können nicht ohne neuartige Formen der Kommunikation integriert und erhalten werden
Daniel Bell (1976): Wandel zur post-industriellen Gesellschaft:
Postindustrielle Gesellschaft, Beginnende Vernetzung der Kommunikationstypen
Informations-und Kommunikationssystem
Manuel Castells (erste Ausgabe 1996): Wandel zur Netzwerkgesellschaft
Netzwerkgesellschaft: informationeller Kapitalismus, Vollständig vernetzte Kommunikation
Internet als World Wide Web
Entwicklung der Massenkommunikation als Abfolge von Phasen und Meilensteinen
Vorindustrielles Zeitalter (vor 1700) - 1450: Erste Druckerpresse von Johannes Gutenberg -> ermöglicht Zeitungsdruck
Industriezeitalter (1700 bis 1930)
Erfindung von Telephon, Telegraph, Radio und Schreibmaschine
Die frühen 1900er Jahre: Beginn des Goldenen Zeitalters für Fernsehen, Radio und Kino
Erfindung des Fernsehens, erste Radio-Werbesendungen und TV-Übertragungen -> TV als Massenkommunikation
Elektronisches Zeitalter (1930er bis 1980er Jahre)
Erste tragbare Telefone, Computer, E-Mail
- 1950: Das Schwarz-Weiß-Fernsehen kommt auf den Markt und wird zum Mainstream
Entwicklung der neuen Medien (21. Jahrhundert)
Neue Medien wie Facebook, Twitter, Tumbler entwickeln sich - Basis ist das Internet
- 1991: Das World Wide Web wird ins Leben gerufen: Tim Berners-Lee am CERN, Genf
Disperses Publikum…
kennzeichnet die gemeinsame, (weitgehend) zeitgleiche Zuwendung zu Angeboten der Massenmedien
ist ein flüchtigessoziales Gebilde, das immer nur von Fall zu Fall dadurch entsteht, dass sich eine Anzahl räumlich getrennter Menschen denselben Aussagen der Massenkommunikation zuwenden (Bsp.: viele Schweizer Wohnzimmer schauen ‘10 vor 10’)
hat Mitglieder, die verstreutsind, also voneinander isoliert und füreinander anonym. Sie wissen lediglich, dass noch zahlreiche andere Menschen dieselbe Aussage ebenfalls aufnehmen
ist heterogen, mit Personen aus verschiedenen sozialen Schichten, deren Interessen, Einstellungen, Lebens-und Erlebensweise oft sehr weit voneinander abweichen
ist unstrukturiert, unorganisiertund ohne kollektive Identität. Salopp: Die Masse ist aufgelöst und ruhiggestellt
wird durch die Möglichkeit der zeitunabhängigen «On Demand»-Nutzung (z.B. Netflix) noch verstreuter
Kommunikation ist definiert als ein Vorgang zwischen Menschen mit
–den Bestandteilen Kommunikator (A, B), Aussage, Medium, Rezipient (A, B) sowie Wechselseitigkeit
–dem grundlegenden Ziel der Bedeutungsvermittlung und Verständigung
–(dem speziellen Ziel der Interessensrealisierung in einer bestimmten Situation)
–der Verwendung eines Kommunikationskanals bzw. Mediums
–der Verwendung eines Zeichen-und Bedeutungsvorrats, der zwischen Kommunikationspartnern geteilt wird
Massenkommunikation wird von Maletzke(1963) definiert als ein Prozess, bei dem Aussagen
-öffentlich(d.h. ohne begrenzten oder personell definierten Empfängerkreis),
-indirekt(d.h. bei raum-zeitlicher Distanz zwischen den Kommunikationspartnern),
-einseitig(d.h. in der Regel ohne Rollenwechsel zwischen Kommunikator und Rezipient)
-durch technische Verbreitungsmittel (nämlich Massenmedien)
-an ein disperses Publikum
vermittelt werden.
Eine Mediengesellschaft ist durch folgende Merkmale geprägt (Jarren & Donges, 2011):
- Hohe quantitative und qualitative Ausbreitung der Massenmedien
- Herausbildung neuer Medienformen neben herkömmlichen Massenmedien
- Zunahme der Vermittlungsleistung und -geschwindigkeit von Informationen durch Medien.
- Die spezifischen Logiken der Medien durchdringen alle gesellschaftlichen Bereiche (Medialisierung) – darauf reagieren anderen mit Ausbau ihrer PR-Aktivitäten
- Wegen ihren hohen Beachtungs- und Nutzungswerte erlangen Medien gesamtgesellschaftliche Aufmerksamkeit und Anerkennung
- Medien werden zum Taktgeber einer modernen, funktional differenzierten Gesellschaft, wirken integrierend.
‘Wirklichkeit’ in der Mediengesellschaft (nach Luhmann)
- Die Nachrichtenmedien bestimmen unser Bild von der Realität.
- Allerdings: Die Nachrichtenmedien sind ein eigenes Funktionssystem mit eigener Logik.
- Zur Berichterstattung wählen sie nicht notwendigerweise das aus, was von einem
übergeordneten Standpunkt aus für die Gesellschaft gut und vernünftig wäre. - Sie wählen vornehmlich das aus, was für die Medien selbst sinnvoll ist. Ihre «Operationscodes» sind
Information/Nichtinformation bzw. Aktuell/Nicht Aktuell - Weil jede Information sofort beim Akt der Mitteilung veraltet, sind die Medien darauf angewiesen, immer
wieder Neues, notwendigerweise Anderes, Abweichendes auszuwählen – und als «die» Realität darzustellen. - Das Normale, Unaufgeregte ist nach diesem Code nicht brauchbar.
- Unser aus den Massenmedien bezogenes Realitätsbild ist eine Konstruktion der Medien nach deren eigenen
Regeln. Dessen sind wir uns bewusst, und orientieren uns dennoch daran (Paradoxie der Mediengesellschaft). - Die Medien liefern eine Beschreibung der Realität; Künstlerinnen und Kommunikationssoziologinnen eine
andere. Moderne Gesellschaften leben mit vielen konkurrierenden Realitätsentwürfen..
‘Wirklichkeit’ in der Mediengesellschaft (nach Merten)
- Reale, faktische Realität (aus erster Hand)
- Beobachtete Realität (geformt durch Medien, PR)
- Aktuelle Wirklichkeit (aus zweiter Hand), dient einzelnen Rezipienten als Handlungsgrundlage
- Beobachtung aktueller Wirklichkeit ( =Reaktionen)
- Strategische Wirklichkeit (tertiäre Metawirklichkeit, dient vielen als Wahrheitsersatz) = Beobachtung von beobachteter Wirklichkeit
Strukturen der modernen Kommunikationsgesellschaft
Soziale Struktur bezeichnet aus soziologischer Perspektive einen Komplex von Handlungsmustern, die als Regelmässigkeit des sozialen Lebens erkennbar werden. Diese Regelmässigkeiten verändern sich im Kontext historisch-gesellschaftlicher Bedingungen.
Strukturen der Kommunikationsgesellschaft: Muster / Regelmässigkeiten des kommunikativen Handelns stehen im Zentrum der Betrachtung.
Gesellschaftliche Evolution nach Daniel Bell:
Problem: Transport von Materie
Lösung: Verkehrsnetze
Gesellschaftstyp: vorindustrielle Gesellschaft
Problem: Transport von Energie
Lösung: Verbungsnetze
Gesellschaftstyp: industrielle Gesellschaft
Problem: Transport von Information
Lösung: Informationsnetze
Gesellschaftstyp: postindustrielle Gesellschaft