Kapitel 1: Grundlagen Flashcards
Was ist unter dem Begriff der Steuer zu verstehen?
Steuern sind dem Gemeinwesen von Gesetzes wegen und gegenleistungslos geschuldete Geldleistungen. Zumindest im Nebenzweck müssen sie zur Deckung des öffentlichen Finanzbedarfs erhoben werden.
Erläutere die einzelnen Elemente des Begriffs der Steuer!
- Geldleistung: die Steuer ist i.d.R. in Geldform zu entrichten.
- Gemeinwesen: Leistungsempfänger muss ein öffentlich-rechtliches Gemeinwesen sein.
- Gegenleistungslosigkeit: Die Steuer wird geschuldet, auch wenn der Schuldner keine ihm individuell zurechenbare Leistung erhält.
- Gesetz: Die Steuer ist stets von Gesetzes wegen geschuldet und nicht etwa aufgrund eines Vertrags mit dem Gemeinwesen.
- Finanzzweck: Zumindest im Nebenzweck geht es bei Steuern darum, Einnahmen zu generieren. Es ist ein fiskalischer Zweck verlangt, auch wenn dieser nicht der einzige sein muss.
Unterscheide zwischen der Finanzierungs- und der Lenkungsfunktion.
- Mit einer reinen Finanzzwecksteuer sollen Mittel für die Erfüllung der Staatsaufgaben beschafft werden. Davon sollen prinzipiell alle Personen betroffen sein.
- Es gibt auch Steuern, die daneben noch eine Lenkungsfunktion haben. Dadurch soll jemand zu einem gewissen Verhalten bewegt werden. Steuerpflichtig ist somit nur derjenige, der sich nicht nahc dem vom Gesetzgeber gewünschten Verhalten richtet (Bsp.: Tabaksteuern)
Fliessen die Steuern stets in die allgemeine Staatskasse?
Nein, es gibt auch Steuern, welche zweckgebunden sind. Sie sind für ganz bestimmte Staatsausgaben reserviert.
Bsp.: Die Erträge der Tabaksteuer fliessen alle in die AHV/IV
Was sind öffentliche Abgaben und in welche Kategorien lassen sie sich unterteilen?
Öffentliche Abgaben werden dem Gemeinwesen von Gesetzes wegen geschuldet und dienen der Finanzbeschaffung oder der Verhaltenslenkung.
Alle Steuern sind öffentliche Abgaben.
Öffentliche Abgaben sind:
- Steuern
- Kausalabgaben
- Sozialversicherungsabgaben
- Lenkungsabgaben
Weshalb müssen die Steuern von den übrigen öffentlichen Abgaben abgegrenzt werden?
- Es braucht zur Steuererhebung eine ausdrückliche Steuererhebungskompetenz. Bei Lenkungsabgaben genügt eine Sachkompetenz. Auch eine Kausalabgabe darf sich jedes Gemeinwesen bezahlen lassen.
- Es gibt für alle Abgaben verschiedene Erhebungskriterien. Besteuert wird nach dem Prinzip der Allgemeinheit und der wirtschaftl. Leistungsfähigkeit, während bei Kausalabgaben das Kostendeckungsprinzip gilt.
- Das interkantonale Doppelbesteuerungsverbot gilt nur für Steuern und nicht für andere öffentliche Abgaben.
Wie unterscheiden sich Kausalabgaben von Steuern?
- Kausalabgaben stellen ein Entgelt für eine individuell zurechenbare staatliche Leistung dar.
- Leistungen, die aus Steuern finanziert werden, kommen grundsätzlich allen zugute. Es ist nicht entscheidend, von wem und in welchem Umfang die bezahlte Leistung beansprucht wird (z.B. Autobahnvignette)
Wie unterscheiden sich Kostenanlastungssteuern von Kausalabgaben?
- Kostenanlastungssteuern werden denjenigen Leuten auferlegt, die eine nähere Beziehung zu einer Leistung des Gemeinwesens haben als die Allgemeinheit.
- Bei Kostenanlastungssteuern wird nicht berücksichtigt, wie umfangreich der Steuerpflichtige die Leistung beansprucht (keine individuelle Bemessung der Abgabe)
Nach welchem Prinzip wird eine Kausalabgabe festgelegt?
- Äquivalenzprinzip: Die Abgabe darf nicht in einem Missverhältnis zum Wert der erbrachten Leistung stehen.
- Kostendeckungsprinzip: Die Abgabe darf den Aufwand des Gemeinwesens höchstens minimal übertreffen.
Unterscheide die Lenkungssteuern von den Lenkungsabgaben!
- Lenkungssteuern haben neben Lenkungs- auch Fiskalzwecke.
- Bei Lenkungsabgaben werden die Einnahmen stets umfassend und gleichmässig an die Bevölkerung zurückerstattet.
Erkläre den Unterschied zwischen direkten und indirekten Steuern?
Es gibt zwei Ansichten:
- Wenn der Steuerschuldner auch der Steuerträger ist, handelt es sich um eine direkte Steuer (Überwälzbarkeit)
- Wenn sich das Steuerobjekt mit dem Sachverhalt deckt, welcher von der Steuer erfasst wird (=Steuergut, handelt es sich um eine direkte Steuer.
Bsp. MWST: Steuerobjekt ist der Umsatz. Besteuert wird allerdings der Konsum und nicht der Umsatz, daher ist es eine indirekte Steuer
Unterscheide zwischen Subjekt- und Objektsteuern!
-
Subjektsteuern berücksichtigen die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit
(Bei der Einkommenssteuer werden Zivilstand und Anzahl Kinder berücksichtigt) -
Objektsteuern berücksichtigen die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit nicht.
(Bei der Grundstückgewinnsteuer spielt es keine Rolle, ob der Steuerpflichtige Kinder hat, verheiratet ist oder Unterhalt bezahlen muss)
Was ist unter einer Quellensteuer zu verstehen?
- Die Quellensteuer wird beim Schuldner und nicht beim Empfänger einer steuerbaren Leistung erhoben.
- Steuer wird direkt abgezogen, bevor der Empfänger die steuerbare Leistung erhält.
- Steuer wird damit auf den Empfänger überwälzt.
Bsp.: Die Verrechnungssteuer ist eine Quellensteuer. Schüttet die A AG dem Aktionär A eine DIvidende von 100.- aus und davon 35% VSt geschuldet sind, bekommt A nur 65.-. Der Rest geht an die Steuerbehörde.
Erläutere die Kompetenzverteilung zwischen dem Bund und den Kantonen!
Gemäss BV 3 dürfen die Kantone alle Rechte ausüben, welche nicht dem Bund übertragen worden sind. Dies gilt auch für die Steuern.
- Der Bund darf nur Steuern erheben, zu welchen ihn die BV ausdrücklich ermächtigt. (Bsp.: BV 130: Der Bund kann MWST erheben)
- Der Kanton darf alle Steuern erheben, die nicht durch die BV ausschliesslich dem Bund zugewiesen sind (subsidiäre Generalkompetenz)
- Die Kantone dürfen auch selbst neue Steuern einführen.
Über welche Steuerkompetenzen verfügen die Gemeinden?
- Die Gemeinden haben eine abgeleitete Steuerhoheit. Die Kantone legen fest, welche Steuern die Gemeinden erheben dürfen.
- Rechtsgrundlage der Gemeindesteuern findet sich meist in kantonalen Steuergesetzen.
- Die Gemeinden dürfen keine anderen Steuern erheben, als ihnen das kantonale Steuergesetz zugesteht.
- Neben den Gemeinden können die Kantone auch anderen Selbstverwaltungskörpern (z.B. Schulen) eine Steuererhebungskompetenz einräumen.
Wie verhält es sich bei einer Steuererhebungskompetenz mehrere Kantone?
- Verbot der interkantonalen Doppelbesteuerung (BV 127 III): Eine Person darf nicht für das gleiche Steuerobjekt in zwei Kantonen zugleich besteuert werden.
- Nach BV 127 III muss der Bund die Kompetenzen der einzelnen Kantone gegeneinander abgrenzen.
Bsp: A zahlt Einkommenssteuern aus unselbst. Erwerb in Zürich. Zudem unterhält er eine Betriebsstätte in Bern. Nun dürfen nicht beide Kantone seine Einkommen besteuern. StHG 4 I sieht vor, das der Gewinn aus der Betriebsstätte in Bern versteuert werden muss. Hingegen muss der unselbständige Erwerb in Zürich versteuert werden.
Was ist unter Steuerharmonisierung zu verstehen?
- Darunter ist die Angleichung der verschiedenen kantonalen Steuerordnungen bzgl. der direkten Steuern zu verstehen.
- Bund hat gem. BV 129 den Auftrag, die direkten Steuern von Bund, Kantonen und Gemeinden zu harmonisieren.