III - Energiemärkte und Regulierung Flashcards
7 - Energiemärkte I 8 - Energiemärkte II 9 - Energiemärkte III 11 - Regulierung
Wie ist der Begriff Markt definiert? Was sind die Voraussetzungen für das Entstehen eines Marktes? [Gabler Wirtschaftslexikon]
Ein Markt ist das Zusammentreffen von Angebot und Nachfrage, durch das sich im Falle eines Tausches Preise bilden.
Voraussetzungen für die Entstehung eines Marktes
- Tauschmittel (i.d.R. Geld)
- Tauschobjekt (knappes Gut)
- mind. ein Anbieter, mind. ein Nachfrager
Was ist der Unterschied zwischen Stromerzeugung und Stromtransport im Zusammenhang mit dem Marktbegriff?
Bei der Stromerzeugung ist ein Markt möglich, d.h. mehrere Anbieter können miteinander konkurrieren. Die Besonderheit liegt jedoch darin, dass sich das angebotene Produkt (Strom) in Sachen Qualität nicht zwischen den einzelnen Anbietern unterscheidet.
Beim Stromtransport ist kein Markt möglich, da es nur ein einziges Netz gibt, wodurch der Netzbetreiber unausweichlich eine Monopolstellung innehat.
Wie war der Energiemarkt vor der Liberalisierung organisiert?
Vor der Liberalisierung waren die Energiemärkte als natürliche Monopole organisiert, d.h. Stromerzeugung und Stromtransport (Netz) befanden sich lokal in einer Hand.
Im Rahmen der Liberalisierung der Energiemärkte 1998 wurden Stromerzeugung und Stromtransport getrennt. Die Stromerzeugung wird seitdem in Form eines Marktes organisiert, die Netze verblieben weiterhin lokal in einer Hand (Monopole).
Warum war diese Trennung aus wirtschaftlicher Sicht sinnvoll?
Wie wir bereits herausgearbeitet haben, ist die “Markteignung” von Erzeugung und Transport des Stroms unterschiedlich.
Der Transport (Netze) kann nicht als Markt organisiert werden, es bilden sich zwangsläufig Monopole. Darüber hinaus weist der Netzbetrieb hohe Fixkosten und geringe Betriebskosten auf. Dardurch ist die Bereitstellung durch einen Anbieter wirtschaftlicher als durch mehrere konkurrierende Anbieter.
Bei der Erzeugung unterscheidet sich je nach Technologie das Verhältnis von Fixkosten zu Betriebskosten stark. Dadurch ergibt sich die Möglichkeit eines Wettbewerbs zwischen verschiedenen Anbietern.
Nenne die Ziele, die mit der Liberalisierung der Energiemärkte verfolgt wurden.
- Monopolstellung der “Energieriesen” vermeiden
- Neue Stromanbieter → Wettbewerb um Stromkunden
- Vermeidung steigender Strompreise
Der Erfolg der Liberalisierung der Energiemärkte ist vergleichsweise mäßig gewesen. Insbesondere das Ansteigen der Strompreise konnte nicht verhindert werden. Woran liegt das?
Die Steigung der Strompreise ist vor allem auf gesetzliche Änderungen zurückzuführen (EEG-Umlage, hoher Steuer- und Abgabenanteil im Strompreis). Der Ausbau der regenerativen Energien hat, allerdings nur in geringem Maße, ebenfalls dazu beigetragen.
Nenne die Teilnehmer des Strommarktes.
- Stromerzeugung
- Großhandelsmarkt
- Übertragung und Verteilung
- Endverbraucher
- Regulierung
Welche Anbieter betreiben das Übertragungsnetz in Deutschland?
- Amprion
- TenneT
- 50Hertz
- TransnetBW
Das deutsche Stromnetz wird von mehreren Anbietern betrieben. Ist das nicht ein Widerspruch zu der Tatsache, dass bei der Netzbetreibung kein Markt möglich ist?
Nein, denn die Netzbetreiber konkurrieren nicht untereinander sondern operieren jeweils alleine in einem ihnen zugeordneten Gebiet. Die Preise werden in Absprache mit der Bundesnetzagentur festgelegt.
Die Investition in ein Übertragungsnetz ist eine sichere, langfristige Anlagemöglichkeit. Wie wird verhindert, dass es zu starken Preiserhöhungen infolge starker Investitionen kommt?
- die durch Strompreise zu erzielende Rendite ist von der BNetzA vorgegeben
- Übermäßige Investitionen werden durch Ausbaubeschränkungen verhindert
Welche Netzspannungsebenen gibt es in Deutschland? Nenne jeweils den Betrag der Netzspannung sowie die Erzeuger und Verbraucher die in dieser Ebene liegen.
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Höchstspannungsnetz
- 220 oder 380 kV
- Erzeuger: Großkraftwerke (Kern, Kohle, Offshore-Wind)
- Verbraucher: Umspannwerke
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Hochspannungsnetz
- 60 oder 110 kV
- Erzeuger: mittlere Kraftwerke (Gas, Wasser, Onshore-Wind)
- Verbraucher: Großindustrie
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Mittelspannungsnetz
- 3 - 30 kV
- Erzeuger: kleinere Kraftwerke (BHKW, Biomasse, Solarpark)
- Verbraucher: industrielle/gewerbliche Abnehmer
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Niederspannungsnetz
- 230 oder 400 V
- Erzeuger: kleine Solaranlagen
- Verbraucher: Privathaushalte, industrielle/gewerbliche Abnehmer
Was ist bei der Stromversorgung der Unterschied zwischen Leistungspreis und Arbeitspreis?
Der Leistungspreis richtet sich nach der höchsten bezogenen elektrischen Leistung [€/kW] unabhängig davon wie oft diese nachgefragt wurde. Er ist also der Preis für die Kapazitätsvorhaltung durch die Energieversorger.
Der Arbeitspreis bezieht sich auf den Energieverbrauch [€/kWh].
Aus welchen Größen besteht das Energiepolitische Zieldreieck?
- Versorgungssicherheit
- Wirtschaftlichkeit
- Umweltverträglichkeit
Nach dem Energiewirtschaftsgesetz (EnWG) besteht eine Lieferpflicht, d.h. die Pflicht einen Verbraucher mit Strom zu versorgen. Wer trägt die Verantwortung für die Versorgung?
Die Übertragungsnetzbetreiber
Was versteht man unter dem “virtuellen Konto”? Welche Bedeutung hat es?
Das virtuelle Konto die eine Bilanzierung des von einem Energieversorgungsunternehmen (EVU) ins Netz ein- und ausgespeisten Stroms.
Jedes EVU hat ein solches Konto bei demjenigen ÜNB dessen Netz es nutzt und ist verpflichtet dieses Konto ausgeglichen zu halten.
Zur Einhaltung der Netzfrequenz von 50 Hz müssen die eingespeiste und ausgespeiste el. Leistung jederzeit übereinstimmen. Wie kann die augespeiste Leistung - also der Verbrauch - prognostiziert werden?
Die Prognose erfolgt mittels Standardlastprofilen
Ist die durch erneuerbare Energieträger eingespeiste elektrische Leistung immer volatil?
Nein, auch erneuerbare Energieträger können modulierbar (regelbar) sein, z.B. Wasserkraftwerke oder Biomassekraftwerke.
Welchen Wert hat die Netzfrequenz in Deutschland? Wie hoch dürfen Abweichungen höchstens sein ohne dass es zum Ausfall elektrischer Geräte kommt? Ab welcher Höhe für Abweichungen werden Gegenmaßnahmen eingeleitet?
Die Netzfrequenz beträgt 50 Hz.
Bei einer Abweichung von +/– 0.2 Hz kommt es zum Ausfall von elektrischen Geräten.
Bereits bei einer Abweichung von +/– 0.02 Hz werden Gegenmaßnahmen eingeleitet.
Was versteht man unter der Residuallast?
Residuallast ist der Anteil der elektrischen Leistung der durch modulierbare (regelbare) Erzeuger bereitgestellt wird.
Was ist die sog. Regelleistung?
Regelleistung ist die kurzfristige Leistungsanpassung im Stromnetz um die Netzfrequenz stabil zu halten und die Versorgung der Verbraucher mit der geforderten Leistung sicher zu stellen.
Die Regellesitung ermöglicht das Reagieren auf spontane, unvorhergesehene Ereignisse im Stromnetz.
Welche “Reserven” stehen für die Bereitstellung der Regelleistung zur Verfügung? Wie schnell müssen sie einsatzbereit sein? Durch welche Anlagen werden sie erzeugt?
- Primärreserve
- innerhalb von 30 Sek.
- Leistungserhöhung bereits laufender Kraftwerke
- Sekundärreserve
- innerhalb von 5 Min.
- Pumpspeicher, Batterien
- Tertiärreserve
- innerhalb von 15 Min.
- BHKW, Biogas, Gasturbine
Welchhe Märkte gibt es an einer Strombörse (z.B. European Energy Exchange)? Gib jeweils an welchen Zweck sie haben und für welchen Zeitraum der Strom gehandelt wird.
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Terminmarkt
- langfristiger Zeitraum (Wochen bis Jahre)
- Preisfestlegung für langfristige Belieferung
- Preissicherheit für Verbraucher (z.B. Unternehmer)
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Spotmarkt
- kurzfristig: aktueller Tag oder Folgetag
- Ausgleich des “virtuellen Kontos”
- Kraftwerkseinsatzoptimierung:
z.B. niedriger Strompreis → Kraftwerk nicht fahren und stattdessen günstigen Strom für Termingeschäft einkaufen
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Day-After-Markt
- rückwirkend: Handel am Folgetag der Lieferung
- nachträglicher Ausgleich des “virtuellen Kontos”
Beim Stromhandel wird zwischen verschiedenen sog. Referenzlasttypen unterschieden - Baseload und Peakload. Erkläre kurz den Unterschied zwischen beiden Typen.
- baseload deckt die Grundlast ab und wird kontinuierlich geliefert (0-24 Uhr)
- peakload deckt sie Spitzenlast ab und wird von 8-20 Uhr geliefert
Am Regelenergiemarkt erfolgt die Vergütung für die Bereitstellung von Regelleistung. Wer betreibt den Regelenergiemarkt?
Der Regelenergiemarkt wird von den Übertragungsnetzbetreibern betrieben.
Am Regelenergiemarkt wird zwischen Bereitstellungspreis und Arbeitspreis unterschieden. Was unterscheidet beide Preise und welche Rolle spielen sie jeweils?
- Bereitstellungspreis = Preis für die Bereitstellung der Fähigkeit eine bestimmte elektrische Leistung zu erzeugen [EUR/MW]
Alle Anbieter (Erzeuger) werden in aufsteigender Reihenfolge nach dem Bereitstellungspreis sortiert und erhalten nacheinander den Zuschlag bis die geforderte elektrische Leistung erreicht ist.
- Arbeitspreis = Preis pro eingespeister Energiemenge [EUR/MWh]
Im Bedarfsfall werden alle Angebote , die einen Zuschlag erhalten haben, ein aufsteigender Reihenfolge nach dem Arbeitspreis abgerufen.
Am Regelenergiemarkt gilt “pay-as-bid”. Was bedeutet das?
Es bedeutet, dass jeder Anbieter - sofern er den Zuschlag erhalten hat - individuell mit demjenigen Bereitstellungspreis und mit demjenigen Arbeitspreis vergütet wird, den er angeboten hat.
Was sind die sog. Stromgestehungskosten? Woraus setzen sie sich im Falle eines Kraftwerks zusammen?
Stromgestehungskosten (SGK) sind die Kosten für die Umwandlung eines Energieträgers in elektrischen Strom innerhalb eines Erzeugers.
Im Falle eines Kraftwerks bestehen sie aus folgenen Anteilen
- Kapitalkosten (Investition)
- Brennstoffkosten
- CO2-Kosten (z.B. Zertifikate)
- Betriebskosten (fix und variabel)
- Sonstige, z.B.
- Endlagerung radioaktiver Stoffe
- CCS-Maßnahmen
- Renaturierung
Im Fall eines Kraftwerks spricht man von kraftwerksspezifischen Stromgestehungskosten. Wie sind diese definiert bzw. welche Einheit haben sie?
Die kraftwerksspezifischen SGK haben die Einheit [EUR/MWh], d.h. sie sind definiert als die Kosten im Verhältnis zur jährlich erzeugten Energiemenge.
Was ist der Unterschied zwischen kraftwerksspezifischen Kapitalkosten kKapital und den kraftwerkspezifischen Investitionen kInv?
- Die spezifischen Investitionen entsprechen dem Verhältnis von Investitionssumme zur Maximalleistung, also Preis pro Kilowatt.
- Die spezifischen Kapitalkosten sind die annualisierte Investitionssumme (abh. von Kalkulationszins) im Verhältnis zur jährlich erzeugten Energie, also Preis pro Kilowattstunde.