Grundlagen der Wirtschafts- & Unternehmensethik (WUE) Flashcards

1
Q

Objekt der WUE: „wirtschaftliches Handeln“

A

= vernünftige Rede über das wirtschaftliche (unternehmerische) Handeln
- Teilbereich der Sozialkethik

(wie entspricht das wirtschaftliche Handeln des einzelnen/ eines Unternehmens als Ganzes universellen ethischen Prinzipien & kann mit Kriterien einer universal geltenden Ethik bewertet werden ?)

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2
Q

Abgrenzung der 3 Begriffe “Wirt…….”

A
  • „wirtschaften“ -> Handlung = kulturelles Handeln (umweltverändernd) des Menschen zum
    Zweck der Existenzgründung bzw. -sicherung
  • „wirtschaftliches Handeln“ -> Handlungslogik = individuelle und spezifische Methode (Art &
    Weise) des Wirtschaftens
  • „Wirtschaft“ -> soziale Subsystem bzw. Institutionelles Konstrukt = alle Institutionen
    (Einrichtungen, Korporationen, Normen, Gesetze, Routinen & Mechanismen) die der mensch zur Befriedigung seiner Bedürfnisse benötigt bzw. Zu benötigen glaubt (kein Selbstzweck, nur dem Menschen dienend)
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3
Q

Ökonomische Rationalität und Ethische Vernunft

A

Ökonomische Rationalität
„Homo Oeconomicus“ (Vorteilstausch/Marktprinzip)
- Adam Smith: berechtigtes Eigeninteresse Private Erfolgsmaximierung Vorteilsbedingte Kooperation
- Der andere ist nur Mittel der eigenen Erfolgssicherung
(Normativer Individualismus) Totale Marktgesellschaft

Ethische Vernunft
(Normative Logik der Zwischenmenschlichkeit/ Moralprinzip)
- Gerechtigkeitsbasiert (legitim)
- Intersubjektive Verbindlichkeiten ( Beziehungen) - wechselseitige Anerkennung der Individuuen als
Personen gleicher Würde
- Humaner Eigenwert wird respektiert
- Primat der politischen Ethik

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4
Q

Entscheidungen und Ethik

A
  • > Ethik als Lehre des Umgangs mit Konflikten - die ethische Entscheidungslogik
  • Entscheidungsituationen = Konfliktsituationen aufgrund mehrerer Handlungsalternativen - Entscheidung durch rationale Motive (z.B. Gewissen) und/oder nichtrationale Motive (z.B. - Gefühle, Emotionen und Maxime)
  • Weiterer rationaler Zugang durch Güterabwägung unter Einbezug von Normen und
    Berücksichtigung möglicher Sanktionen (homo oeconomicus <-> homo oeconomicus
    institutionalis/ homo oeconomicus sociologicus)
  • In der moderne: Satisficing statt Maximizing im Einklang mit dem eigenen Umfeld und
    bestehenden Normen
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5
Q

Beispiel: Brent Spar Ölplattform

A

• Ölplattform soll 1995 versenkt werden
• Die Lösung erscheint kostengünstig, legal und moralisch akzeptiert
• Greenpeace besetzte die Plattform und stellte Shell so öffentlich an den Pranger („Hester
Prynne Sanktion“; uneheliches Kind)
• Es wurde zur einem Boykott aufgerufen der 14 Tage andauerte
• Shells Gegenaktion: „Wir haben verstanden“ und recyceln die Plattform
• Unternehmerischer Turnaround: Lizenzen und Patente zum Recycling von Ölplattformen bringen
Shell nach 15 Jahren wieder Gewinne
-> Ethik verlangt Kommunikation von Entscheidungen
-> Wirtschaftliche Ethik stellt Legalität & Legitimität einer Unternehmung als Bedingung für gesellschaftliche Akzeptanz „licence to operate“ sicher

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6
Q

Bereiche ethischer Betrachtung innerhalb des Wirtschaftens

A

a) Wirtschaftsethische Metatheorie
b) Unternehmensethik
c) Wirtschaftsethik

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7
Q

Wirtschaftsethische Metatheorie

A

= fragt nach Begriffen, Bedingungen und Elementen (Wirtschaft, Marktordnung, Staaten)

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8
Q

Unternehmensethik

A

= fragt nach Pflichten, Normen und Zielen der einzelnen Unternehmung/Korporation
Betrachtet ethische Ansprüche & mögliche Konfliktfelder einzelner Anspruchsgruppen (Arbeitnehmer/Gewerkschaften, Führungskräfte, Eigentümer/Aktionäre, Kunden, Lieferanten, Staat, Medien)

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9
Q

Wirtschaftsethik

A

= fragt nach Pflichten, Normen und Zielen wirtschaftlicher bzw. wirtschaftsrelevanter sozialer Systeme (z.B. Branchen)

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10
Q

Normative Ansätze der Wirtschaftsethik

A

• Gerechtigkeit
• Zuteilungsgerechtigkeit (=Iustitia Commutativa) „Jedem das seine“ (z.B. Bedürfnisse wie
Kindergeld bei Kindern etc.)
• Verteilungsgerechtigkeit (Iustitia Distributiva) „Jedem das gleiche“ (z.B. alle haben das
Recht auf Kindergeld, wenn sie Kinder haben)
• Naturrecht = beruht auf einer natürlichen nicht willkürlichen Ordnung
• Positives Recht = „von der dazu befugten Instanz gesetzt“ (lat. ponere = setzen,
stellen,legen) Verkehrsordnung, Grenzwerte etc.
• Gewaltfreiheit wirtschaftlich handelnder Subjekte

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11
Q

Inhalte & Objekte der Wirtschaftsethik:

A

1) Über- & zwischenstaatliche wirtschaftliche Themen (Plan & Marktwirtschaft, Protektionismus, Wettbewerb, Globalisierung)
2) Binnenstaatlich wirtschaftliche Themen (Tarifautonomie, Korruption, Kartelle, Monopole, Steuern & Abgaben, Steuerhinterziehung)

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12
Q

Blickwinkel der Wirtschaftsethik

A

1) Angewandte Ethik (Korrektive Wirtschaftsethik)
2) Normative Ökonomik (Funktionalistische Wirtschaftsethik)
3) Vernunftethik des Wirtschaftens (Integrative Wirtschaftsethik)

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13
Q

1) Angewandte Ethik (Korrektive Wirtschaftsethik)

A

-> Ethik erhält Anwendungsbereiche/-Bedingungen durch Ökonomie
-> „Gegengift“ gegen zu viel ökonomische Rationalität
-> Begrenzung der ökonomischen Sachlogik (homo oeconomicus)
-> Ethik als „Hüterin der Moral“ in „Korsett“-Funktion, auch auf Kosten des ökonomischen
Erfolges

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14
Q

2) Normative Ökonomik (Funktionalistische Wirtschaftsethik)

A
  • > Ökonomik gibt der Ethik eine axiomatische Handlungslogik -> Ethik als „Schmiermittel“ für mehr ökonomische Rationalität -> ethische Absicherung der wirtschaftlichen Rationalität
  • > Ethik als „Verfahrenstechnik“ um sich an die Regeln zu halten
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15
Q

3) Vernunftethik des Wirtschaftens (Integrative Wirtschaftsethik)

A
  • > Ethik als kritische Reflexionierung
  • > normative Grundlage
  • > ökonomische Sachlogik wird auf eine ethisch legitime Basis gestellt
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16
Q

Business Ethics (anglo-amerikanischer Raum):

A

• anwendungsorientierte, praktische, posivistische Ethik
• gezielter Aufbau von Problemlösungskompetenzen im Umgang mit ethischen
Managementkonflikten
• Motivation: Markt nicht alleine in der Lage negative Auswirkungen zu minimieren • Regierung begrenzt unternehmerische Freiheit als Konsequenz für Marktversagen • Um präventiv weitere Regulierungsmaßnahmen zu verhindern verpflichten sich
Großunternehmer selbst zu tugendhaften ethischen Sozialprogrammen
• USA/GB geprägt durch hohes maß an Eigenverantwortung hinsichtlich sozialer Sicherung • zur Kompensation fehlender existenzsichernder bedarfsdeckender Sozialsysteme ist das
Gemeinwesen auf umfangreiches Engagement von Unternehmen angewiesen um „soziale
Härten“ auszugleichen
• mehr ordnungskonform als freiwillig

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17
Q

WUE (kontinental-europäischer Raum):

A

• theoretische Fundierung und systematische Modellbildung
• Nicht anwendungsorientiert, sondern setzt auf die systematische Begründung ethischer
Handlungszwänge
• Normative Dimensionen auf metatheoretischer Ebene (Begriffe)
• Internationale Akzeptanz fehlt aufgrund zu starker Begründungslast
• Außerdem: in sozialem Regelungsrahmen noch weiteres Engagement notwendig?
• Motivation: Tradition z.B. Fugger - Sozialsiedlungen, Krupp - Krankenhäuser, Bosch -
sozialverträgliche Arbeitszeiten, „ehrbarer Kaufmannsbegriff“
• Stark staatlich regulativer Charakter als Korrektiv der negativen sozialen Entwicklungen im Zuge
der Industrialisierung (Bismarck - Sozialgesetze)
• Lösung des distributiven Marktversagens durch Zahlung von Sozialversicherungsbeiträgen
durch Arbeitgeber
• Regulative Praxis macht zusätzliche ethische Betrachtung obsolet
• Marktversagen durch: organisationsindividuelle Nutzenmaximierung entspricht nicht mehr dem
Nutzenmaximum der Gesellschaft & Kriterien der Nutzenmaximierung und ethisch moralische Kriterien nicht mehr kongruent

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18
Q

Ethische Denktraditionen in der Ökonomie - ein ideengeschichtlicher Abriss

Antike:

A
  • Bis 16./17.Jhd keine eigenständige Ökonomie sondern wirtschaftliches Leben als Teil der gesellschaftlichen Wirklichkeit
  • Feld ethisch bestimmten Handelns
  • Gerechtigkeit als entscheidende Frage der Wirtschaftsethik
  • Eigengesetzlicheren sittlichen und politischen Zielsetzungen unterworfen
  • Grundübel = Geldgier
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19
Q

Ethische Denktraditionen in der Ökonomie - ein ideengeschichtlicher Abriss

Antike: Platon(427-374 v. Chr.)

A
  • Geld = Tauschmittel
  • Handel = Arbeitsteilung
  • Reichtum -> Genussucht, Armut -> schamloses Gebaren • Preis = wirklicher Wert
  • Zinsverbot (aus nichts etwas machen ist naturwidrig)
  • Gerechtigkeit als Zielpunkt
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20
Q

Ethische Denktraditionen in der Ökonomie - ein ideengeschichtlicher Abriss

Antike: Aristoteles (384-322 v. Chr.)

A

• Ökonomik ( natürliche Erwerbskunst) <-> Chrematistik (Vermehrung des Geldes)
• Chrematistik: Zirkulation um das Geld, Geld als Anfang und Ende dieses Austausches; Reichtum ist unbegrenzt
• Ökonomik: Grenze Bedürfnisbefriedigung
• Freigiebigkeit: Reichtum = Gebrauchsgegenstand, Reichtum soll der haben der freigiebig
ist (Tugend: Tüchtig)
• NIkomachische Ethik: Haltung des Gebenden entscheidend, nicht Menge der Gaben
• Geld = Äquivalenzmittel zum Tausch benötigt
• Zins = naturwidrig
• Geld als Bürge, verhältnismäßig stabil

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21
Q

Ethische Denktraditionen in der Ökonomie - ein ideengeschichtlicher Abriss

Mittelalter:

A
  • sog. Scholastik: Mittelpunkt ethische Bewertung (gerechter Preis, unrechtmäßiger Profit, Verbot des Wuchers (Zins))
22
Q

Ethische Denktraditionen in der Ökonomie - ein ideengeschichtlicher Abriss

Hochmittelalter zur Neuzeit:

A
  • sog. Spätscholastik: Entstehung des Geldes & Frage des gerechten Preises
  • Wandel ökonomischer Institutionen (doppelte Buchführung, Banken, Versicherungen)
  • Nationalstaaten entstehen -> Verlust kirchlicher Autorität
23
Q

Ethische Denktraditionen in der Ökonomie - ein ideengeschichtlicher Abriss

Neuzeit: Martin Luther (1483-1546)

A

• Freier Wille oder von Gott vorbestimmt?
• Arbeitsverhältnis verändert: Gottesdienst am nächsten
• Arbeit als Pflicht
• „Bedenken von Kaufmannshandlung“: Verkaufen = Werk gegen deinen Nächsten ->
ohne Nachteil und/oder Schaden für Nächsten
• Preislehre -> gerecht ähnlich Scholastik
• Preiskalkulation: Nahrung, Kosten, Mühe, Arbeit und Gefahr als Bestimmungsgründe
• Zins: Borgen vs. Wucher
• Opposition zu Monopolen
• Staat als regulatorische Rolle bzw. Funktion für das Marktgeschehen
• Menschliche Natur wird als schlecht eingeschätzt

24
Q

Ethische Denktraditionen in der Ökonomie - ein ideengeschichtlicher Abriss

Adam Smith (1723-1790):

A
  • Urvater der modernen Ökonomik
  • Freier Markt ist gerecht und effizient
  • Effiziente Allokation & gerechte Distribution
  • Grundlage: wirtschaftliches Eigeninteresse des Einzelnen & Bedingungen des gegenseitigen
    Tauschvorteils
  • Materieller Egoismus (bedingungsloses Eigeninteresse) <-> mitmenschliche Anteilnahme
  • „Theory of Moral Sentiments“
  • „Wohlstand der Nationen“
25
Q

„Theory of Moral Sentiments“

A
  • Fähigkeit & Neigung des Menschen zu mitfühlender Anteilnahme am Schicksal anderer (Sympathie) -> Billigung oder Missbilligung Handlung anderer -> Urteil über eigene HAndlung (Sicht des Unparteiischen Beobachters)
  • Vollkommenheit menschlicher Natur zeigt sich in Begrenzung egoistischer Züge
  • TMS erklärt Verhalten auf Grundlage moralischer Empfindungen
  • Unparteiischer Beobachter (Tugendhafter weiser Mensch)
26
Q

„Wohlstand der Nationen“

A
  • anthropologisch-begründetes Streben nach Verbesserung der ökonomische Lage • Begründet auf ethischem Gefühl: Eigenliebe
  • Ausgleich zwischen Anteilnahme am Schicksal des anderen & Eigenliebe?
  • Freier und perfekter Markt reguliert, beschränkt übermäßigen Egoismus und führt zu einem gerechten Ausgleich divergierender Interessen
  • Arbeitsteilung begünstigt Entwicklung vom Wohlstand einer Nation -> Eigenliebe führt zu Nutzenmaximierung -> Abhängigkeit als Folge der Arbeitsteilung lässt Menschen am Markt tauschen
27
Q

Karl Marx (1818-1883):

A
  • historischer Materalismus
  • Kapitalismus: Klassengegensatz zwischen Proletariat und Bourgeoise
  • Unterdrückung der Arbeiterschaft findet Höhepunkt im Kapitalismus (Neue Klasse:
    Lohnabhängige)
  • Arbeitskreises kann nur ihre Arbeitskraft verkaufen, Privileg der Industrieellen gründet sich
    auf dieser Zwangslage und manifestiert die Konzentration des Kapitals
  • Bewegungsgesetz der Geschichte: Urgesellschaft (Ungleichheiten) -> Sklavengesellschaft
    (besonders deutlich) -> Feudalismus (Lehnsverhältnis) -> Kapitalismus (getrennt von
    Heimatort wie im Lehnswesen)
  • Arbeitskraft selbst wird zur Ware: Verdinglichung
  • Arbeitsteilige kapitalistische Produktionsweise führt zu Entfremdung
  • Produktionsverhältnisse der Bourgeoise widersprüchlich: Produziert Reichtum & Elend
  • Aufhebung durch Revolution
  • Ziel: Klassenlose Gesellschaft (Aufhebung Privateigentum)
  • „Diktatur des Proletariats“ als Vorstufe des Kommunismus
28
Q

Max Weber (1864-1920):

A
  • Gründungsvater der Stadt. Soziologie
  • These „Objektivität sozialwissenschaftlicher und sozialpolitischer Erkenntnis“
  • Hauptwerk: Die protestantische Ethik und der Geist des Kapitalismus
  • Kapitalismus als historisches und kulturelles Phänomen
  • Gebunden an eine rationale Lebensführung unter bestimmten Vorstellungen eines „guten Lebens“
  • „Geist des modernen Kapitalismus“: calvinistische Reformation, puritanische Kirchen (vom römisch-katholischen „gereinigte“ Kirchen)
  • Calvinistische Prädestinationslehre: gesamtes Schicksal des Lebens ist von Gott vorher gewusst -> erfolgreiches Leben = Segen durch Gott = Mensch kommt in den Himmel
  • Erfolgreiches Leben = Kapitalismus (Erweiterung bzw. anhäufen von Besitztümern)
  • „Gott hilft dem, der sich selber hilft. Seligkeit/ Gewissheit derselben wird selber geschafft. Gute Werke als Zeichen der Erwählung.“
  • Kapitalistische Wirtschaftsgesinnung also begleitet von puritanischer Religiosität Geist des Kapitalismus = Geist einer methodischen Lebensführung
29
Q

4 Kernelemente protestantischer Ethik:

A

1) Rationalität der Lebensführung (Grund, Taktung, Planung)
2) Innerweltliche Askese (Bescheidenheit, kein zur Schau stellen von Reichtum)
3) Berufspflicht (Gott als Arbeiter)
4) Berufserfahrung als Statusquelle („Arbeit adelt“ Thyssen, Krupp, Siemens)

30
Q

Einfluss und Bedeutung protestantischer Ethik für den modernen Kapitalismus:

A

• Sparneigung und Kapitalakkumulation
• Erhöhter Arbeitsanreiz (Form der Gottesnachfolge)
• Reduktion von Opportunitätsproblemen (weniger Kontrolle & Überprüfung, da Religiösität
gegeben)
• Aufbau einer modernen Arbeitsorganisation

31
Q

Georg Simmel (1858-1918):

A
  • Mitbegründer Soziologie
  • Werk: „Philosophie des Geldes“
    • Geld als alles bewegende Kraft der gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Entwicklung • Schlüssel für das Verständnis der Gegenwart
    • Im Geld liegt der Fortschritt

1) funktioneller Fortschritt
2) substantieller Fortschritt

32
Q
Georg Simmel (1858-1918):
1) funktioneller Fortschritt
A
  • Gesamte Entwicklung der Institutionen der Geldwirtschaft
  • Gesellschaft erzeugt aus sich selbst Veränderungen die ihre Dynamik ausmachen
  • Es entstehen Institutionen die diese Dynamik vorantreiben
  • Sichtbar in der Entwicklung der Geldformen
  • Zunächst werden die Dinge zu Geld, die begehrt werden, weil sie einen korrekten Nutzen
    bringen (z.B. Tabak, Kaffe..)
  • Dies sind aber nicht grenzenlos begehrenswerter Geldgüter
  • Begrenzung fällt weg, wenn sich Nominalwert der Währung höher als der Wert des
    Materials (geprägte Münze)
  • Geld hat keine Begrenzung, da es als Zugang zu allen anderen Gütern fungiert
  • kann sich auch zu einem (fast) reinen Zeichenwert entwickeln (immaterielles Geld, z.B.
    Bitcoins)
  • Nur wegen Funktion begehrt: wirtschaftlichen Verkehr erleichtern
    Weitere Faktoren, die als Kennzeichen einer modernen Gesellschaft gelten:
    • Individualisierung (mehr Geld -> weniger Dependenz z.B. in Fällen von Krankheit)
    • Vergesellschaftung (Dienste des einzelnen auf Gesellschaft übertragen z.B. Pflege im
    Alter)
    • Erweiterung der sozialen Gruppe bzw. Gesellschaft (mehr reisen möglich, Globalisierung) • Versachlichung (höhere Transaktionskosten bei Vertragsabschlüssen, früher
    personalisiert: man kannte den Vertragspartner, mehr Vertrauen)
33
Q
Georg Simmel (1858-1918):
2) substantieller Fortschritt
A
  • Im laufe der Entwicklung werden immer mehr Substanzen und Kräfte der Natur in die Geldwirtschaft einbezogen
  • Immer mehr Bedürfnisse nach neuen Gütern (z.B. Emissionszertifikate, verschmutztes Wasser) -> Technik muss bezahlt werden durch Mittel Geld
  • Ergebnis des Fortschritts: Entgrenzung der Bedürfnisse
  • Streben nach Geld ist unbegrenzt, Geld als Zweck an sich statt Begehren begrenzt
    begehrenswerter Güter, desto unbegrenzter wird das Begehren selbst
  • Betonung des Quantitativen
  • Immer mehr Geld wird begehrt ohne notwendigerweise ein konkretes Gut zuzuordnen
  • Rücksichtslosigkeit „Charakterlosigkeit des Geldes“
  • Egoismus
  • Natur: unerschöpflicher Vorrat an Substanzen, Menschen müssen diese in einem
    permanenten Kampf abringen, dazu bedient sich der Mensch der Technik
  • Immer feinere Substanzen können gewonnen werden
  • Steigerung des Naturverbrauchs und permanente Erhöhung der Produktivität
34
Q
Georg Simmel (1858-1918):
Rolle des Geldes:
A

Geld „ist“ Relation

  • Neutrales Tauschmittel
  • Relativer Wert verschiedener Güter -> Austausch - Geld ist nicht an der Wertbildung beteiligt

Geld „hat“ Relation

  • Wert an sich, Geld wird begehrt
  • Sicherheit in Wertabmessungen
  • Absolutes Ermöglichungsmittel zur Bedürfnisbefriedigung
  • Stellvertretendes Gut zur Zeitüberbrückung
  • Absoluter Maßstab im Wertbildungsprozess
35
Q
Georg Simmel (1858-1918):
„Dienste“ des Geldes/ Bedeutung für Wirtschaft:
A
  • Verkehrserleichterung (Austausch wirtschaftlicher Güter) • Mobilisierung ( Gesellschaft mobiler, alles im Fluss)
  • Kondensierend ( größere summen -> mehr Macht)
  • Konzentration (immer weniger haben immer mehr)
36
Q

Joseph Schumpeter (1883- 1950)

A
  • Wirtschaftliche Entwicklung bedarf Innovation
  • Konzept der schöpferischen Zerstörung
  • Unternehmer als Schlüsselrolle
  • Kapitalismus = Unordnung, die immer wieder erneuert wird
  • Dynamische Theorie (Statischer Typ (richtet sich nach Verhältnissen) <-> Dynamischer Typ
    (richtet sich die Verhältnisse selber))
37
Q

John Maynard Keynes (1833- 1946)

A

Größter Britischer Ökonom & Begründer der Makroökonomie
Werk 1930: Economic Possibilities for our Grandchildren
• Prognose über Steigerung des Wohlstands der Gesellschaft
• Arbeitslosigkeit durch technologischen Fortschritt
Werk 1936: General Theory of Employment, Interest and Money
• Abwendung der klassischen Gleichgewichtstheorie
• In Rezessionsphasen wird der vermehrte Einsatz des Staates gefordert
• In Boomphasen sollen finanzielle Puffer aufgebaut werden
• „Unsichtbare Hand“ führt zur Effizienten Markträumung
• Wohlstandsmehrung und Überwindung der Arbeitslosigkeit

38
Q

Friedrich August von Hayek (1899-1992)

A
  • Ökonom und Sozialphilosoph, 1974 Nobelpreis Wiwi
  • zahlreiche Werke
  • Im Vordergrund: Freiheit und soziale Gerechtigkeit
  • Freiheit als höchster Wert des gesellschaftlichen und ökonomischen Zusammenlebens (Freiheit
    motiviert)
  • Rolle des Staates: unbegrenzte Freiheit begrenzen damit die eigenen Freiheitsrechte anderen
    nicht schaden
  • Eigener Verfassungsentwurf: zwei-Kammer-System
  • Marktliberale Themen <-> intuitive Emotion
  • Leistungsprinzip enthält moralethische Schwachstellen (Egoismus etc.)
  • Ineffizienzen aus Kapitalismus
  • „Wie viel Sozialismus verträgt das Zusammenspiel der liberalen Kräfte des freien Marktes?“
39
Q

Ökonomie vs. Ethik: eine moderne Verhältnisbestimmung

A

Ökonomische & ethische Überlegungen waren traditionell eng mit einander verknüpft, jedoch wurden in den letzten Jahrzehnten die Forschungsleistungen massiv intensiviert.
Wie konnte so ein traditionell-selbstverständliches Muster so obsolet werden, dass erst jetzt dessen Wichtigkeit wieder bewusst wird?
Aktuelle Problemstellungen & Negativentwicklungen min Rahmen der Globalisierung zurückzuführen auf Marktversagen zeigen, dass externe Effekte, Opportunismus oder Gier beschränkt werden müssen, damit eine „gerechte“ Entwicklung gewährleistet werden kann.

40
Q

Mandevilles „Bienenfabel“ (1724) „private vices as public benefits“

A
  • Markt wandet unmoralische Motiove, Untugenden und übertriebenes Streben nach „Mehr“ in ein Gut um, das dem Gemeinwohl dient
  • Positiver externer Effekt des rein egoistischen, unmoralischen Handelns der aggregierter individuellen Nutzenmaxima
  • Ebenfalls theoretisches Fundament der „Wohlstands der Nationen“ (Adam Smith)

Innerhalb einer Marktwirtschaft sollte moralische Motivation unterlassen werden, da umgekehrt ethische Absichten zu Effizienzverlusten des Marktmechanismus beitragen (negative extern Effekte). -> Selbstheilungskräfte des Marktes
Emanzipation der Ökonomie von ethischen Überlegungen und Reflexionen der Moderne.

41
Q

Klassisches Marktmodell

A

Handlungen und Entscheidungen ausgerichtet an individuellen Nutzenmaximas (homo oeconomicus)
Transaktion auf Basis der Vorteilstausches (Kooperationsgewinne)
- Im GGW Markträumung, optimale Allokation & markträumender Preis und Menge
- Effizientes Marktergebnis ist Pareto optimal (keine Verbesserung ohne Verschlechterung des anderen möglich)
Gleichgerichtete und gerechte Verteilung von Renten
Marktmechanismus beschränkt einseitig-vorteilhafte Handlungen und Entscheidungen

42
Q

Klassisches Marktmodell

aber:

A

aber: Klassische Marktmodellierung Bericht auf Perfektion von Märkten In Realität keine vollkommenen Märkte:
• Öffentliche Güter
• Starrer Preisbildungsmechanismus • Informationsasymmetrie
• Externalitäten
• Marktmacht

43
Q

Klassisches Marktmodell

es folgt:

A

es folgt: Marktversagen und Determination gerechter und effizienter Markträumung

  • Verzerrtes GGW
  • Allokatives Marktversagen (Zuteilung von Ressourcen)
  • Distributives Marktversagen (Verteilung von Ressourcen)
  • Infragestellung von Mandevilles und Nashs Hypothesen (unsichtbare Hand, Markt als Ort absoluter Gerechtigkeit)
44
Q

Konsequenzen aus Marktversagen

A
  • Funktionsweise der „unsichtbaren Hand“ gestört
  • beschränkt gerechte und gleichgewichtige Verteilung von Renten
  • Aggregation von Nutzenmaxima führt nicht automatisch zum Wohlfahrtsoptimum
  • Opportunistische Handlungen werden gefördert zu Lasten des Transaktionspartners oder des
    Gemeinwohls (Agency Problematik)
  • Legitimation einer ethischen Betrachtung des Wirtschaftens
45
Q

Ziel der modernen Wirtschaftsethik: „Korrektiv des Marktversagens?“

A

1) Best Case: Amoralisches bzw. rücksichtsloses Wirtschaften und dessen soziale Kosten durch anreizkompatible Strukturen und marktkonforme Institutionen ex ante vermeiden
2) Second-Best: Ex ante durch Sensibilisierung, Schaffung von anreizkompatiblen Strukturen und Institutionen die soziale Kosten und Folgen rücksichtslosen Strebens einzudämmen

46
Q
Institution:
Moderne Soziologie (Institutionalismus):
A

Institutionen regeln alltägliche Problemstellungen & definieren was möglich und sinnvoll ist (Objektive Macht über das Handeln des Menschen).
Sozialer Zwang, der von Gewohnheit, Gebräuchen und sozialen Überzeugungen auf den Menschen wirkt. Diese Regelmäßigkeit schafft stabile Erwartungen

47
Q

Institution:

Moderne Ökonomie (Institutenökonomik):

A

Institutions constrain the structure of human interaction. Formal constraints, informal constraints and enforcement characteristics.

48
Q

Institution:
Definition:

A

= Institutionen sind Spielregeln, Orientierungshilfen oder Mechanismen einer Gesellschaft, die das Handeln beeinflussen, beschränken und die Unsicherheit menschlicher Transaktionen reduzieren. Auf Basis der Analyse der institutionellen Arrangements, der damit verbundenen positiven und negativen Anreizsysteme, lässt sich die Handlungslogik eines Einzelnen erklären, wird vorhersehbar und lässt sich im Sinne gesellschaftlicher Zielsetzungen steuern.

49
Q

Institution:

Ziel der Wirtschaftsethik:

A

Institutionen so gestalten, dass es im ökonomischen Eigeninteresse des Einzelnen liegt, sich moralkonform zu verhalten.
Oder: Sanktionsmechanismen zu implementieren, die wirkungsvoll das Handeln des Einzelnen auf ein gesellschaftlich erwünschtes Ergebnis beschränken und so „moralisches Risiko“ reduzieren.

50
Q

Institution:
Klassifikation:

A

1) Formelle Institutionen - alle Formgebungen Regeln (Normen): Gesetze, Richtlinien, Rechte & Pflichten
2) Informelle Institutionen - alle formungebundenen Regeln (Normen): Moral, Verhaltensnorm, religiöse Grundsätze, Tugend, gesellschaftliche und individuelle Erwartungen, selbtauferlegte Handlungsmaximas
- > Regelungsrahmen (zwischen-)menschlichen Handelns

! Durchsetzungs- & Überwachungsrahmen (glaubwürdige Sanktionsmechanismen: Reiz gesetzt, nicht vom sozial erwünschten Aktionsplan abzuweichen)

51
Q

Aufgabe der modernen Wirtschaftsethik

A

1) Formelle und informelle Institutionen so gestalten dass opportunistisches und einseitig- vorteilhaftes Wirtschaften ex ante eingedämmt wird (Internalisierung sozialer Kosten) und ein für jedes Individuum als „gerecht“ empfundenes Wirtschaftssystem garantiert werden kann
2) Implementierung von effektiven Sanktionsmechanismen, die eine effiziente Funktionsweise der Institutionen - als Steuerungs- & Beschränkungsmechanismus „moralisches Risiko“ - gewährleisten

52
Q

Re-Ethisierung der Ökonomie durch:

A
  • Sensibilisierung für ethische Fragestellungen
  • Einflussnahme auf gesellschaftlichen Wertebildungsprozess (informelle Institutionen) • Ordonomischer Regelungsrahmen (formelle Institutionen)
  • Bewertung der wirtschaftlichen Strukturen und Prozesse (Reflexion)
  • Aufklärung und Beratung in ethischen Dilemmata