Grundlagen der Wirtschafts- & Unternehmensethik (WUE) Flashcards
Objekt der WUE: „wirtschaftliches Handeln“
= vernünftige Rede über das wirtschaftliche (unternehmerische) Handeln
- Teilbereich der Sozialkethik
(wie entspricht das wirtschaftliche Handeln des einzelnen/ eines Unternehmens als Ganzes universellen ethischen Prinzipien & kann mit Kriterien einer universal geltenden Ethik bewertet werden ?)
Abgrenzung der 3 Begriffe “Wirt…….”
- „wirtschaften“ -> Handlung = kulturelles Handeln (umweltverändernd) des Menschen zum
Zweck der Existenzgründung bzw. -sicherung - „wirtschaftliches Handeln“ -> Handlungslogik = individuelle und spezifische Methode (Art &
Weise) des Wirtschaftens - „Wirtschaft“ -> soziale Subsystem bzw. Institutionelles Konstrukt = alle Institutionen
(Einrichtungen, Korporationen, Normen, Gesetze, Routinen & Mechanismen) die der mensch zur Befriedigung seiner Bedürfnisse benötigt bzw. Zu benötigen glaubt (kein Selbstzweck, nur dem Menschen dienend)
Ökonomische Rationalität und Ethische Vernunft
Ökonomische Rationalität
„Homo Oeconomicus“ (Vorteilstausch/Marktprinzip)
- Adam Smith: berechtigtes Eigeninteresse Private Erfolgsmaximierung Vorteilsbedingte Kooperation
- Der andere ist nur Mittel der eigenen Erfolgssicherung
(Normativer Individualismus) Totale Marktgesellschaft
Ethische Vernunft
(Normative Logik der Zwischenmenschlichkeit/ Moralprinzip)
- Gerechtigkeitsbasiert (legitim)
- Intersubjektive Verbindlichkeiten ( Beziehungen) - wechselseitige Anerkennung der Individuuen als
Personen gleicher Würde
- Humaner Eigenwert wird respektiert
- Primat der politischen Ethik
Entscheidungen und Ethik
- > Ethik als Lehre des Umgangs mit Konflikten - die ethische Entscheidungslogik
- Entscheidungsituationen = Konfliktsituationen aufgrund mehrerer Handlungsalternativen - Entscheidung durch rationale Motive (z.B. Gewissen) und/oder nichtrationale Motive (z.B. - Gefühle, Emotionen und Maxime)
- Weiterer rationaler Zugang durch Güterabwägung unter Einbezug von Normen und
Berücksichtigung möglicher Sanktionen (homo oeconomicus <-> homo oeconomicus
institutionalis/ homo oeconomicus sociologicus) - In der moderne: Satisficing statt Maximizing im Einklang mit dem eigenen Umfeld und
bestehenden Normen
Beispiel: Brent Spar Ölplattform
• Ölplattform soll 1995 versenkt werden
• Die Lösung erscheint kostengünstig, legal und moralisch akzeptiert
• Greenpeace besetzte die Plattform und stellte Shell so öffentlich an den Pranger („Hester
Prynne Sanktion“; uneheliches Kind)
• Es wurde zur einem Boykott aufgerufen der 14 Tage andauerte
• Shells Gegenaktion: „Wir haben verstanden“ und recyceln die Plattform
• Unternehmerischer Turnaround: Lizenzen und Patente zum Recycling von Ölplattformen bringen
Shell nach 15 Jahren wieder Gewinne
-> Ethik verlangt Kommunikation von Entscheidungen
-> Wirtschaftliche Ethik stellt Legalität & Legitimität einer Unternehmung als Bedingung für gesellschaftliche Akzeptanz „licence to operate“ sicher
Bereiche ethischer Betrachtung innerhalb des Wirtschaftens
a) Wirtschaftsethische Metatheorie
b) Unternehmensethik
c) Wirtschaftsethik
Wirtschaftsethische Metatheorie
= fragt nach Begriffen, Bedingungen und Elementen (Wirtschaft, Marktordnung, Staaten)
Unternehmensethik
= fragt nach Pflichten, Normen und Zielen der einzelnen Unternehmung/Korporation
Betrachtet ethische Ansprüche & mögliche Konfliktfelder einzelner Anspruchsgruppen (Arbeitnehmer/Gewerkschaften, Führungskräfte, Eigentümer/Aktionäre, Kunden, Lieferanten, Staat, Medien)
Wirtschaftsethik
= fragt nach Pflichten, Normen und Zielen wirtschaftlicher bzw. wirtschaftsrelevanter sozialer Systeme (z.B. Branchen)
Normative Ansätze der Wirtschaftsethik
• Gerechtigkeit
• Zuteilungsgerechtigkeit (=Iustitia Commutativa) „Jedem das seine“ (z.B. Bedürfnisse wie
Kindergeld bei Kindern etc.)
• Verteilungsgerechtigkeit (Iustitia Distributiva) „Jedem das gleiche“ (z.B. alle haben das
Recht auf Kindergeld, wenn sie Kinder haben)
• Naturrecht = beruht auf einer natürlichen nicht willkürlichen Ordnung
• Positives Recht = „von der dazu befugten Instanz gesetzt“ (lat. ponere = setzen,
stellen,legen) Verkehrsordnung, Grenzwerte etc.
• Gewaltfreiheit wirtschaftlich handelnder Subjekte
Inhalte & Objekte der Wirtschaftsethik:
1) Über- & zwischenstaatliche wirtschaftliche Themen (Plan & Marktwirtschaft, Protektionismus, Wettbewerb, Globalisierung)
2) Binnenstaatlich wirtschaftliche Themen (Tarifautonomie, Korruption, Kartelle, Monopole, Steuern & Abgaben, Steuerhinterziehung)
Blickwinkel der Wirtschaftsethik
1) Angewandte Ethik (Korrektive Wirtschaftsethik)
2) Normative Ökonomik (Funktionalistische Wirtschaftsethik)
3) Vernunftethik des Wirtschaftens (Integrative Wirtschaftsethik)
1) Angewandte Ethik (Korrektive Wirtschaftsethik)
-> Ethik erhält Anwendungsbereiche/-Bedingungen durch Ökonomie
-> „Gegengift“ gegen zu viel ökonomische Rationalität
-> Begrenzung der ökonomischen Sachlogik (homo oeconomicus)
-> Ethik als „Hüterin der Moral“ in „Korsett“-Funktion, auch auf Kosten des ökonomischen
Erfolges
2) Normative Ökonomik (Funktionalistische Wirtschaftsethik)
- > Ökonomik gibt der Ethik eine axiomatische Handlungslogik -> Ethik als „Schmiermittel“ für mehr ökonomische Rationalität -> ethische Absicherung der wirtschaftlichen Rationalität
- > Ethik als „Verfahrenstechnik“ um sich an die Regeln zu halten
3) Vernunftethik des Wirtschaftens (Integrative Wirtschaftsethik)
- > Ethik als kritische Reflexionierung
- > normative Grundlage
- > ökonomische Sachlogik wird auf eine ethisch legitime Basis gestellt
Business Ethics (anglo-amerikanischer Raum):
• anwendungsorientierte, praktische, posivistische Ethik
• gezielter Aufbau von Problemlösungskompetenzen im Umgang mit ethischen
Managementkonflikten
• Motivation: Markt nicht alleine in der Lage negative Auswirkungen zu minimieren • Regierung begrenzt unternehmerische Freiheit als Konsequenz für Marktversagen • Um präventiv weitere Regulierungsmaßnahmen zu verhindern verpflichten sich
Großunternehmer selbst zu tugendhaften ethischen Sozialprogrammen
• USA/GB geprägt durch hohes maß an Eigenverantwortung hinsichtlich sozialer Sicherung • zur Kompensation fehlender existenzsichernder bedarfsdeckender Sozialsysteme ist das
Gemeinwesen auf umfangreiches Engagement von Unternehmen angewiesen um „soziale
Härten“ auszugleichen
• mehr ordnungskonform als freiwillig
WUE (kontinental-europäischer Raum):
• theoretische Fundierung und systematische Modellbildung
• Nicht anwendungsorientiert, sondern setzt auf die systematische Begründung ethischer
Handlungszwänge
• Normative Dimensionen auf metatheoretischer Ebene (Begriffe)
• Internationale Akzeptanz fehlt aufgrund zu starker Begründungslast
• Außerdem: in sozialem Regelungsrahmen noch weiteres Engagement notwendig?
• Motivation: Tradition z.B. Fugger - Sozialsiedlungen, Krupp - Krankenhäuser, Bosch -
sozialverträgliche Arbeitszeiten, „ehrbarer Kaufmannsbegriff“
• Stark staatlich regulativer Charakter als Korrektiv der negativen sozialen Entwicklungen im Zuge
der Industrialisierung (Bismarck - Sozialgesetze)
• Lösung des distributiven Marktversagens durch Zahlung von Sozialversicherungsbeiträgen
durch Arbeitgeber
• Regulative Praxis macht zusätzliche ethische Betrachtung obsolet
• Marktversagen durch: organisationsindividuelle Nutzenmaximierung entspricht nicht mehr dem
Nutzenmaximum der Gesellschaft & Kriterien der Nutzenmaximierung und ethisch moralische Kriterien nicht mehr kongruent
Ethische Denktraditionen in der Ökonomie - ein ideengeschichtlicher Abriss
Antike:
- Bis 16./17.Jhd keine eigenständige Ökonomie sondern wirtschaftliches Leben als Teil der gesellschaftlichen Wirklichkeit
- Feld ethisch bestimmten Handelns
- Gerechtigkeit als entscheidende Frage der Wirtschaftsethik
- Eigengesetzlicheren sittlichen und politischen Zielsetzungen unterworfen
- Grundübel = Geldgier
Ethische Denktraditionen in der Ökonomie - ein ideengeschichtlicher Abriss
Antike: Platon(427-374 v. Chr.)
- Geld = Tauschmittel
- Handel = Arbeitsteilung
- Reichtum -> Genussucht, Armut -> schamloses Gebaren • Preis = wirklicher Wert
- Zinsverbot (aus nichts etwas machen ist naturwidrig)
- Gerechtigkeit als Zielpunkt
Ethische Denktraditionen in der Ökonomie - ein ideengeschichtlicher Abriss
Antike: Aristoteles (384-322 v. Chr.)
• Ökonomik ( natürliche Erwerbskunst) <-> Chrematistik (Vermehrung des Geldes)
• Chrematistik: Zirkulation um das Geld, Geld als Anfang und Ende dieses Austausches; Reichtum ist unbegrenzt
• Ökonomik: Grenze Bedürfnisbefriedigung
• Freigiebigkeit: Reichtum = Gebrauchsgegenstand, Reichtum soll der haben der freigiebig
ist (Tugend: Tüchtig)
• NIkomachische Ethik: Haltung des Gebenden entscheidend, nicht Menge der Gaben
• Geld = Äquivalenzmittel zum Tausch benötigt
• Zins = naturwidrig
• Geld als Bürge, verhältnismäßig stabil