Forschung und Ethik Flashcards
Die Hauptanliegen der Forschungsethik
• Protecting People, Advancing Science, Promoting Trust
• Schutz der Versuchspersonen
• Fortschritt in der Wissenschaft
• Förderung des Vertrauens in die Forschung
-> sind nicht immer deckungsgleich!
Forschung im 20. / 21. Jahrhundert
- komplexe Zusammenhänge
• keine Aktivität von Einzelpersonen (z.B. Arzt –Patient)
• Autoregulation durch das Ethos der Forschenden (peerreview) - sozialer Kontext
• gesellschaftliche Einbettung der Forschungsziele (Erwartungen an die Medizin)
• öffentliche und private Finanzierung, Lobby-Bildung (z.B. HIV 90-er) - Vertrauensverlust bei Missbräuchen und Wissenschaftsbetrug
• kontroverse Methoden und Forschungsziele (z.B. Milgram-Experimente)
• Verbindung von Wissenschaft und Industrie, Interessenskonflikte
Ziel der Forschung
▶ Gewinnung von relevantem und universalisiebarem Wissen
• Relevanz: Die Wichtigkeit und die Echtheit der Fragestellung rechtfertigen den Forschungsaufwand.
• Universalisierbarkeit: Zufallsbefunde sind ausgeschlossen durch standardisierte Methoden und Umgebung.
▶ Forschung am Menschen bildet darin keine Ausnahme.
• Sie zielt auf die Generierung von Wissen ab, das dem Verständnis und der Behandlung von Krankheit sowie dem Verständnis und der Erhaltung von Gesundheit dient.
• Solche Forschung weist einintrinsisches ethisches Ziel auf.
- > Good science is good ethics.
- > Bad science is bad ethics.
Wozu Forschungsethik?
- Sichtbar machen von Interessen: Forschungsethik bildet die „Textur“, resp. der gemeinsame Hintergrund, der die Interessen verschiedener Stake-und Shareholders der Forschung verbindet.
- Ausgleich von Interessen: Sie sorgt für einen Ausgleich berechtigter Interessen.
- Ethische Güterabwägungen und Prinzipien: Dabei hat das Wohl der Studienteilnehmenden vor den Interessen der Gemeinschaft kategorisch Vorrang.
- Forschungsethik und Forschungsrecht: Sie ist in ihrer Durchsetzung auf das Recht angewiesen.
Der Nürnberger Kodex
• erster internationale anerkannter Ethikkodex für die Forschung am Menschen, der nach dem Nürnberger Ärzteprozess(1946/47) von einem US-Militärgericht formuliert wurde.
- Die freiwillige und informierte Zustimmung (informed consent) der Versuchsperson ist zwingend.
- Der Versuch muss so gestaltet sein, dass fruchtbare Ergebnisse für das Wohl der Gesellschaft zu erwarten sind.
- Der Versuch ist so zu planen, dass die zu erwartenden Ergebnisse seine Durchführung rechtfertigen werden.
- Der Versuch ist so auszuführen, dass alles unnötige Leiden und Schädigungen vermieden werden. …
Gute Forschung
- kann Risiken nicht ausschliessen, muss sie aber minimieren
- wägt Risiken im Verhältnis zum erwarteten Nutzen ab
• proportionales Risiko / risk-benefit-ratio - fordert bei Urteilsunfähigen eine besonders strenge Risiko- und Schadensminimierung (minimal risk – minimal harm) sowie
• hochrangiges Forschungsziel (bei fremdnütziger Forschung)
• Individual- oder Gruppennutzen (bei eigennütziger)
• Subsidiarität (d.h. mit Urteilsfähigen nicht durchführbar)
• keine Anzeichen von Weigerung des Teilnehmenden.
Vulnerabilität und Forschung
• Studienteilnehmende sind vulnerabel(lat. verletzlich), wenn sie nicht in der Lage sind, innerhalb des Forschungsprozesses ihre eigenen Interessen wahrzunehmen.
• Dies erhöht das Potential an forschungsbedingtem Schaden:
„Some groups and individuals are particularly vulnerable and may have an increased likelihood of being wronged or of incurring additional harm. … Medical research with a vulnerable group is only justified if the research is responsive to the healthneedsor priorities of this group and the research cannotbe carried out in a non-vulnerablegroup” (Helsinki-Deklaration 2013).
Ethik der Forschung mit vulnerablen Menschen
▶Vulnerabilität kann verschiedene Ursachen haben:
• kognitive Einschränkungen
• Auswirkungen von Krankheit und Behinderung
• Hoffnungen auf eine neue Therapie
-> „enge“ Option
• Teilnahme an Forschung wegen Irreführung und Täuschung
• finanzielle Abhängigkeit
• fehlendes Wissen über Zusammenhänge
-> „weite“ Option
▶ethische Prinzipien(Helsinki 2013, SAMW 2009)
• angemessener Schutz „specificallyconsideredcare“
• minimal risk, minimal harm
• Nutzen (für die Gruppe, möglichst auch für Betroffene)
• Subsidiarität
Spezifizierungen der Vulnerabilität
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Fazit: „Vulnerabilitätsprofil“
„Um den Teilnehmenden gerecht zu werden, muss ihre spezifische Verletzlichkeit berücksichtig werden. Eine vorgängige sorgfältige Erstellung eines umfassenden Vulnerabilitätsprofils der Studienteilnehmenden ist daher wichtig.“
SAMW 2013 (1. Auflage Leitfaden)
Das medizinethische Dreieck
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Möglichkeiten der Orientierung
• Autonomie • Gutes tun • Nicht schaden • Gerechtigkeit -> sind auch im Kontext von Forschung relevant
Güterabwägungen weisen aber andere Gewichtungen auf:
• stärkere Gewichtung des Nichtschadens
• Nicht schaden vor Autonomie (sog. forschungsrechtlicher Paternalismus)
• Nicht schaden vor Gerechtigkeit oder Gutes tun (z.B. Forschung mit Urteilsunfähigen: minimal risk –minimal harm, Subsidiarität)
Ethische Orientierungen der Forschung mit Menschen (SAMW 2015)
a) wissenschaftlicher Wert und potentieller Nutzen
b) akzeptables Verhältnis von Nutzen und Risiko
c) faire Rekrutierung der Versuchspersonen
d) Informed consent
• Berücksichtigung von Verständigungsbarrieren
• Freiwilligkeit
• angemessener Schutz von Urteilsunfähigen
e) angemessene Betreuung der Versuchspersonen
Was heisst faire Rekrutierung?
▶ deutliche Ein-und Ausschlusskriterien
▶ kein Missbrauch vulnerabler Gruppen
• Nicht Schaden / Gutes tun: z.B. HIV–Forschung in Entwicklungs- und Schwellenländern ohne Bereitstellung von Standardtherapien
• Gerechtigkeit: gerechte Verteilung von Risiken und Nutzen
▶keine Vernachlässigung vulnerabler Gruppen, die von Forschung profitieren könnten, z.B.
• Pädiatrie
• schwangere Frauen
• Malaria in Tropenländern
• seltene Erkrankungen mit teuren Medikamenten
Vertraulichkeit und Verschwiegenheit
The ethics of qualitative research design place distinctive demands on:
• the principles of informed consent
• confidentiality and privacy
• social justice and practitioner research
Fieldwork ethics raise special considerations regarding:
• power
• reciprocity
• contextual relevance
Ethical issues raised by the analysis and dissemination of qualitative enquiry emphasize questions regarding:
• the ethics of narrative research
• outcomes and justice
• the utilization of research