Einführung Phonologie Flashcards
Phonologie
Wissenschaftliche Untersuchung des Lautsystems einer Sprache bzw.
von Sprachen
Inventar und Organisation von Sprachlauten in einer bestimmten
Sprache
Minimalpaaranalyse
Zur Bestimmung des Phoneminventars
minimal unterschiedliche phonetische Form
unterschiedliche Bedeutung
Bsp. hemmen – Hennen – hängen
/hɛmən/ – /hɛnən/ – /hɛŋən/
Distributionsanalyse
Bestimmung des Phoneminventars: komplementäre Verteilung (Distribution) [ç] - [x] "nicht" [nɪçt] - "Nacht" [naxt] *[nɪxt] *[naçt] [h] - [ŋ] [h] nur wortinitial, [ŋ] nie wortinitial
Kriterium der phonetischen Ähnlichkeit
[ç] ~ [x] –> /x/ (ein Phonem, zwei Allophone)
[h] =/=[ŋ] –> /h/ /ŋ/ (zwei Phoneme)
Phonem
kleinste bedeutungsunterscheidende Einheit
sprachliche Einheit im Lautsystem einer Sprache, die die
Bedeutung von Wörtern unterscheiden kann
distinktive / kontrastive Funktion
phonetische Unterschiede, die nicht zur Bedeutungs-
unterscheidung beitragen, sind phonologisch irrelevant
Allophone
freie oder kontextabhängige Varianten von Phonemen
frei: z.B. Realisierungen von /r/ als [rʀʁɾɣ] (im Dt., Engl.)
kontextabhängig: z.B. Realisierung von “ch” als [x] oder [ç]
Problem: phonemischer Wert komplexer Laute, z.B. Diphthonge
[aɪ] [aʊ] oder Affrikaten [pf] [ts]
Neutralisation
Einige Lautpaare, deren Phonemstatus im Kontext A etabliert ist,
können im Kontext B keinen Kontrast bewirken.
Z.B. Neutralisation der Stimmhaftigkeitsopposition im Deutschen
(und einer Reihe anderer Sprachen) = “Auslautverhärtung”
Plosive und Frikative in wortfinaler Position, z.B.
Kind [t] – Kind+er [d]
Bund – bunt [t]
lies – ließ [s]
Morphophonologische Alternationen
Morphologische Prozesse können Allophonbildung bewirken.
Beispiele:
dt. dorsaler Frikativ: Buch [x] – Büch+er [ç]
Phonologische Konditionierung: Allomorphie folgt aus phonologischen
Regularitäten – keine Ausnahmen
engl. Plural [s/z] (s.o.)
dt. Auslautverhärtung (s.o.)
Morphologische/lexikalische/semantische Konditionierung;
gelegentlich Rest an phonologischer Konditionierung – häufige
Ausnahmen; z.B.
academe [i] – academ+ic [ɛ], aber:
morpheme [i] – morphem+ic [i]
knife [f] – knive+s [vz], aber: roof [f] – roof+s [fs]
Phonologisiert
Lautliche Unterschiede, die die Bedeutung von Wörtern in einer
Sprache unterscheiden, werden phonologisiert, d.h. sie werden zu
Elementen des phonologischen Inventars
Phonotaktik
systematische Beschreibung der Kombinierbarkeit von
Sprachlauten und der Bildung größerer Konstituenten;
sprachspezifisch
Silbenstruktur
Kombinationsmöglichkeiten innerhalb der Silbengrenzen
Keine universell gültige Definition der Silbe(ngrenze)
Silbengrenzen zu bestimmen ist schwierig, aber Silben zu zählen ist
einfach (wirklich?)
Generelle Struktur: CVC (obligatorischer Vokal, optional umgeben
von Konsonanten)
Maximal: CCCVCCCCC (“strumpfst” [ʃtʁʊmpfst])
Sonoritätshierarchie:
Silbenkern (“Nukleus”) ist maximal sonor,
abnehmende Sonorität mit zunehmende Distanz vom Nukleus
umstrittenes Konzept
Silbenkonstituenten
ONC - Onset, Nukleus, Coda (flach)
OR – Onset, Rhyme (hierarchisch)
Logatome
phonotaktisch mögliche, aber (zufällig?) nicht-existierende
Silben oder Wörter
Prosodie
umfasst Eigenschaften der gesprochenen Sprache, die über einzelne Laute hinausgehen
simultan zu den Segmenten realisiert länger andauernd als Segmente global statt lokal Ausprägung hierarchisch höherer linguistischer Einheiten (Silben, Wörter, Phrasen, Sätze, Diskurse)