Diagnostischer Prozess u. Gutachten Flashcards
Erläutere das übergeordnete Ziel des diagnostischen Prozesses beim Gutachten.
Das Ziel eines psychologischen Gutachtes ist die nachvollziehbare Beantwortung einer personenbezogenen Fragestellung, vorgegeben durch dendie Auftraggeberin, durch einen Expertin, unter Anwendung diagnostischer Methoden beantworten. Es ergibt sich eine Entscheidungshilfe oder eine Entscheidung für dendie Auftraggeberin.
Nenne die Hauptgliederungspunkte eines Gutachtens.
- Titelblatt (mit Auftraggeber)
- Fragestellung (konkret ausformuliert)
- Hypothesen/psychologische Fragen (mit Begründung/Literaturangabe)
- Untersuchungsplan/Methoden (so detailliert, dass er replizierbar ist)
- Ergebnisbericht/Datenauswertung (Zahlen! Vergleich mit Normwerten)
- Befund (Absicherung der Hypothese aus den Daten heraus)
- Stellungnahme/Empfehlung
- Unterschrift, Literatur, Anhang
Formuliere eine mögliche Stellungnahme.
Zur Frage steht, ob Herr XY seinen Beruf als Diplom Ingenieur weiterhin in Vollzeit ausüben kann. Die Fragestellung soll unter zwei Aspekten betrachtet werden: die der kognitiven Leistungsfähigkeit sowie die der emotionalen Belastbarkeit.
Bezüglich seiner kognitiven Fähigkeiten zeigt Herr XY deutliche Defizite im Bereich der Intelligenz, der Aufmerksamkeit sowie der Konzentration. Damit ist davon auszugehen, dass Herr XY seinem früheren Beruf als Diplomingenieur nicht mehr in vollem Umfang nachkommen kann.
Auch unter dem Aspekt der emotionalen Belastbarkeit ist Herr XY eingeschränkt. Seit seinem Unfall mit schwerem Schädelhirntrauma berichtet er, zunehmend antriebs- und freudlos zu sein.
Dies konnte durch ein Depressionsscreening bestätigt werden.
Zusammenfassend ist zu sagen, dass Herr XY weder von Seiten seiner kognitiven Leistungsfähigkeit noch seitens der emotionalen Belastbarkeit dafür geeignet ist, seinen Beruf weiterhin in Vollzeit auszuüben. Eine Reduktion der Stundenzahl sowie der Arbeitsmenge ist zu empfehlen.
Nenne die zwei essentiellen Qualitätsanforderungen eines Gutachtens
● Wissenschaftliche Fundierung des Vorgehens
● Nachvollziehbarkeit und Transparenz in der Darstellung der Begutachtung
Nenne 2 formale Merkmale eines Gutachtens
- (Alltagssprache (nicht Umgangssprache))
- Name, akademischer Titel und Adresse der Gutachterin / des Gutachters
- Name und Adresse der Auftraggeberin / des Auftraggebers
- die Fragestellung der Auftraggeberin / des Auftraggebers
- Name(n) und Geburtsdatum / Geburtsdaten der untersuchten Person(en)
- ggf. herangezogene zusätzliche Informationsquellen (z. B. Akten, Epikrisen)
- ggf. beauftragte Zusatzgutachten
- das jeweilige Datum der Untersuchung(en)
- das Datum der schriftlichen Abfassung des Gutachtens
- die rechtsverbindliche Unterschrift des Gutachters
- ein Nachweis der im Gutachten verwendeten Fachliteratur inklusive Quellennachweise der eingesetzten Verfahren.
Nenne zwei häufige Fehler beim Verfassen von Gutachten./Nenne zwei Probleme, die in der Praxis häufiger aufkommen
● Keine Trennung zwischen Ergebnis und Interpretation
● Vorgehen nicht (explizit) hypothesengeleitet, also keine formulierten Hypothesen
● Tests und Fragebögen sind nicht nachvollziehbar ausgewählt, keine Beschreibung der Messintention
● Tests und Fragebögen widersprechen dem aktuellen Forschungsstand
● Fehlende Testwerte
● Keine durchgängige, nachvollziehbare Dokumentation
Anforderungsprofil?
- Anforderung: Erforderliche Ausprägung eines Verhaltensmerkmals eines Individuums in einem bestimmten Verhaltensbereich.
- Anforderungsprofil: Die Menge aller Anforderungen. (Tätigkeitsbeschreibung für den entsprechenden Beruf, Symptomlisten bspw. ICD10—Kriterien)
Nenne 4 Voraussetzungen zur Auftragsannahme.
Die Gutachterin / der Gutachter muss vor Auftragsannahme prüfen, ob
- der Auftrag ethisch verantwortbar ist juristisch vertretbar,
- bei ihr / ihm die nötige Sachkunde zur Beantwortung der Frage vorliegt inklusive der Kenntnisse relevanter rechtlicher Regelungen,
- im Allgemeinen genügend wissenschaftliche Erkenntnisse und geeignete Methoden zur fundierten Beantwortung der Frage verfügbar sind
- die Fragestellung eindeutig und präzise formuliert und in psychologische Hypothesen übersetzbar ist.