Attributionsforschung: Verhalten als Quelle sozialer Urteile Flashcards

1
Q

In welche Teile lässt sich eine soziale Situation zerlegen?

A
  • Kontext (Büro, Wetter etc.)
  • Akteur (Handelnder)
  • Entität (Der, auf den Verhalten Auswirkung hat)
How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
2
Q

Was wird durch den Begriff Attributionstheorie ausgedrückt?

A

Annahmen darüber, wie Laien zu Erklärungen über ihr eigenes Verhalten und das Verhalten anderer gelangen

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
3
Q

Warum ist die Attributionstheorie so wichtig?

A

Einfluss auf:

  • Soziales Verhalten
  • Emotion
  • Motivation
How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
4
Q

Welche Theorien gibt es über Attribution?

A
  • Zwei-Prozess Theorie

- Kovarationsmodell

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
5
Q

Was ist die zentrale Annahme der zwei-Prozess Theorie?

A

Allgemeine Motivation: Je nach Motivation (und Kapazität) findet unterschiedlich aufwendige Attribution statt

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
6
Q

Wie funktioniert Attribution nach der zwei-Prozess Theorie?

A

Die Beobachtung eines Verhaltens (Situation) führt automatisch zu einer internalen Attribution (Stufe 1). Die Ursache des Verhaltens liegt im Akteur. Man nennt dies korrespondierende Schlussfolgerung.
Je nach Zeit, Energie und Motivation werden mögliche Ursachen außerhalb der Person (Situation) einbezogen.
Daraus folgt eine korrigierte Attribution (Stufe 2). Man nennt dies aufwendiges attributionales Denken.

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
7
Q

Welche Annahmen liegen der korrespondierenden Schlussfolgerung Zugrunde?

A
  • Menschen bevorzugen Attribution auf Akteur (statt auf Entität und Situation)
  • Sie erschließen Dispositionen, die mit dem Verhalten korrespondieren
How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
8
Q

Welche Fragen entsprechen vereinfachtem attributionalen Denken?

A
  • Welche Konsequenzen sind distinkt für Entscheidung?
  • Ist das Verhalten unerwartet?
  • Hat die Person freiwillig gehandelt?
How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
9
Q

Was machen Verhaltens-Beobachter nach der Theorie korrespondierender Schlussfolgerungen?

A

Beobachter schließen auf Absichten hinter Handlungen, indem sie die Konsequenzen der Verhaltensmöglichkeiten, die dem Handelnden offen stehen, miteinander vergleichen und deren unterschiedliche Konsequenzen identifizieren.

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
10
Q

Wie sah das Experiment von Jones und Harris (1967) zur Korrespondenzverzerrung aus?

A
  • Von lesen Essay, das ein anderer Student über Fidel Castro geschrieben hat
  • UV 1: Essay ist pro oder contra Castro
  • UV 2: Student, der Essay geschrieben hat, hatte freie Wahl oder nicht (wurde Vpn gesagt)
How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
11
Q

Was beobachteten Jones und Harris (1967) in ihrem Experiment zur Korrespondenzverzerrung und was interpretierten sie daraus?

A
  • Beobachtung: Auch ohne Wahlfreiheit Rückschluss auf Disposition
  • Interpretation: Starke Tendenz zu Dispositionsschlussfolgerungen
How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
12
Q

Was bedeutet Korrespondenzverzerrung?

A

Der Terminus wird gebraucht, um die menschliche Tendenz, Menschen stabile Charakterzüge auf Basis beobachteten Verhaltens zuzuschreiben, selbst wenn dieses Verhalten auch auf situationale Faktoren zurückzuführen wäre.

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
13
Q

Was sind potentielle negative Folgen von Korrespondenzverzerrung?

A
  • Soziale Rollen werden zu Persönlichkeitsdiagnosen (z. B. Sekretärin => unselbstständig)
  • Veränderungsmöglichkeiten werden übersehen (z. B. aggressogene Umgebungen)
  • Stabilität von Verhalten wird überschätzt
How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
14
Q

Welche wichtigen Ursachen vermutet man hinter Korrespondenzverzerrung?

A
  • Situationales Denken ist kognitiv aufwendig (tritt weniger bei geringer Motivation oder Kapazität auf)
  • Dispositionale Schlussfolgerungen sind wenig aufwendig (auch bei geringer Motivation oder Kapazität)
  • Handelnde Person ist im Fokus der Aufmerksamkeit, situationale Faktoren sind bisweilen wenig sichtbar
  • Subjektive Handlungstheorien vernachlässigen Situation (eher wenig Evidenz für diese Ursache)
How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
15
Q

Wie sah die Studie von Gilbert et al. (1988) zu Korrespondenzverzerrung aus?

A
  • Fragestellung: Erfordert situationale Korrektur kognitive Kapazität?
  • Vpn sehen Film, der nervöse Frau zeigt (ohne Ton)
  • UV1: Untertitel liefern situationale Erklärung (spricht z.B. über „peinlichster Moment“) oder nicht (spricht z.B. über „schönste Ferien“)
  • UV2: Ablenkung vorhanden vs. abwesend
How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
16
Q

Was war die Beobachtung und die sich daraus ergebende Schlussfolgerung der Studie zu Korrespondenzverzerrung von Gilbert et al. (1988)?

A
  • Vpn berücksichtigen das vorgebliche Gesprächsthema nur, wenn sie nicht abgelenkt sind
  • Schlussfolgerung: Situationale Korrektur erfordert kognitive Ressourcen
17
Q

Von welchen Faktoren hängt es auf welche Art und Weise ab, ob Korrespondenzverzerrung auftritt?

A
  • Zielen: Weniger KV wenn Personen situationale Einflüsse beurteilen sollen
  • Diagnostizität des Verhaltens: Normabweichendes Verhalten führt zu stärkerer KV
  • Alter: KV nimmt mit Alter zu
  • Kultur: KV stärker in individualistischen (independenten) als in kollektivistischen (interdependenten) Kulturen
18
Q

Wie ist das Selbst in der independenten (1) im Vergleich zur interdependeten (2) Kultur definiert?

A

(1) Einzigartiges Individuum getrennt von sozialem Kontext

(2) Verbunden mit anderen in einer Mischung aus sozialen Rollen und Beziehungen

19
Q

Wie ist das Selbst in der independenten (1) im Vergleich zur interdependeten (2) Kultur strukturiert?

A

(1) Einheitlich, stabil und konstant über Situation und Beziehungen hinweg
(2) Fließend, variabel und wechselnd von Situation (Beziehung) zu Situation (Beziehung)

20
Q

Was sind wichtige Merkmale des Selbst in der independenten (1) im Vergleich zur interdependeten (2) Kultur?

A

(1) Internes, privates Selbst (Fähigkeiten, Gedanken, Gefühle, Verhaltensweisen)
(2) Externes, öffentliches Selbst ( Status, Rollen, Beziehungen)

21
Q

Was sind bedeutende Aufgaben des Selbst in der independenten (1) im Vergleich zur interdependeten (2) Kultur?

A

(1) Einzigartig sein; sich selbst ausdrücken; die eigenen Ziele voranbringen; direkt sein (sagen, was man denkt)
(2) Dazugehören; Anpassung; angemessen handeln; Ziele der Gruppe voranbringen; indirekt sein (anderer Gedanken lesen)

22
Q

Wie entwickelt sich Korrespondenzverzerrung im Laufe des Lebens in der independeten (1) im Vergleich zur interdependeten (2) Kultur?

A

(1) Korrespondenzverzerrung nimmt zu
(2) Korrespondenzverzerrung bleibt gleich (niedrig)
Dispositionale Attribution nicht angeboren

23
Q

Wie sah das Experiment von Todorov und Uleman (2003) zu Spontaneous Trait Inferences aus?

A
  • Fragestellung: Erfordern dispositionale Inferenzen kognitive Kapazität?
  • Vpn sehen Verhaltensbeschreibungen und Eigenschaften zus. mit Gesichtern

AV: Gedächtnistest für Eigenschaften
• Tatsächlich gezeigte
• Durch Verhalten implizierte
• Kontrolleigenschaften

UV: Verarbeitungsbedingung
• Gedächtnis („memory condition“)
• Nomen zählen („shallow processing condition“)
• Mit Zweitaufgabe („cognitive load condition“)

24
Q

Was konnten Todorov und Uleman (2003) in ihrem Experiment zu Spontaneous Trait Inferences beobachten und was schlussfolgerten sie daraus?

A
  • Schluss auf Eigenschaften auch bei Ablenkung

- Dispositionsinferenzen erfolgen bei geringer Kapazität

25
Q

Von wem ist das Kovariationsmodell?

A

Harold Kelley

26
Q

Was ist die zentrale Annahme des Kovariationsmodells?

A

Der Effekt wird auf die Bedingung attribuiert, die vorhanden ist, wenn der Effekt auftritt, und die nicht vorhanden ist, wenn der Effekt nicht auftritt.
=> Mensch als naiver Wissenschaftler

27
Q

Welche Dimensionen gibt es im Kovariationsmodell?

A

3 Dimensionen (KKD):

  • Konsistenz - über Situationen hinweg
  • Konsensus - über Akteure hinweg
  • Distinktheit - über Entitäten hinweg
28
Q

Zu welchen Attributionen können verschiedene Verhältnisse der Dimensionen führen?

A

Konsistenz/Konsensus/Distinktheit:

  • hoch/hoch/hoch => Verhalten ist in Entität begründet
  • hoch/niedrig/niedrig => Verhalten ist im Akteur begründet
  • niedrig/niedrig/hoch => Verhalten ist in Situation begründet
29
Q

Welche Einschränkung hat das Kovariationsmodell?

A
  • Empirisch wenig Beachtung von KKD
  • Erklärung v. a. bei unerwarteten Ereignissen
  • Wichtige Rolle sozialer Skripte statt allgemeiner Attributionsprinzipien
30
Q

Wovon hängt es ab, auf welche Weise attribuiert wird?

A
  1. Von der Salienz (Abheben; Pop Out Effekt bei visuellen Reizen) möglicher Ursachen => saliente Ursachen werden stärker gewichtet
  2. Von allgemeiner und spezifischer Motivation des Urteilenden
31
Q

Was ist die Akteur-Beobachter Verzerrung?

A
  • Verhalten anderer Personen: starke Gewichtung von Dispositionen
  • Eigenes Verhalten: stärkere Gewichtung situationaler Faktoren
32
Q

Welche Ursachen hat die Akteur-Beobachter Verzerrung?

A
  • Größeres Selbst- als Fremdwissen
  • „Unsichtbarkeit“ der Situationswahrnehmung des Handelnden
  • Größere Salienz der Person im Falle von Beobachtern
33
Q

Wie sah das Experiment von Taylor und Fiske (1975) zur Salienz aus?

A
  • Vpn beobachteten ein Gespräch zwischen A und B (, die sich gegenüber saßen)
  • UV: Position der Beobachter (Neben A oder B oder zwischen beiden; Manipulation der Salienz der Gesprächspartner)
34
Q

Was war das Ergebnis des Experiments von Taylor und Fiske (1975) zur Salienz und wie wurde es interpretiert?

A
  • Ergebnis: Beobachteten Diskussionsteilnehmern wird mehr ursächlicher Einfluss auf Diskussion zugeschrieben
  • Interpretation: Salienz bestimmt Attribution
35
Q

Welche Rolle spielt die Motivation des Urteilenden bei der Attribution?

A

Selbstwertdienlich: Verzerrung der Attribution, sodass Selbstwert gesteigert oder geschützt wird

36
Q

Wie wird die Attribution verzerrt, um Selbstwert zu steigern oder zu schützen?

A
  • Fähigkeiten (stabil) und Anstrengungen (variabel), also Faktoren, die eher zum Erfolg führen, werden eher internal lokalisiert
  • Aufgabenschwierigkeit (stabil) und Zufall (variabel), also Faktoren, die eher zum Misserfolg führen, werden eher external lokalisiert
37
Q

Wie sieht ein kombiniertes Modell für eine Kognitions-Emotions-Handlungs-Sequenz für pro- (1) und antisoziales (2) Verhalten aus?

A

Stimulus: anderer benötigt Hilfe, hat persönliches Leid

Gedanken:

(1) Unkontrollierbar durch den anderen; er ist nicht verantwortlich
(2) Kontrollierbar durch den anderen; er ist verantwortlich

Emotionen:

(1) Sympathie; keine Wut
(2) keine Sympathie; Wut

Handlungen:

(1) Prosoziale Handlung (Hilfe, keine Aggression)
(2) Antisoziale Handlung (keine Hilfe, Aggression)

38
Q

Welche Evidenz liegt für das pro-/antisoziale Modell vor?

A

Metaanalyse Rudolph et al. (2004):

  • 64 Studien, mehr als 12.000 Vpn
  • Starke Hinweise auf Gültigkeit des pro-/antisozialen Modells

„Hostile attribution bias“ bei gewalttätigen Personen:

  • Fremdattribution: Negative Ereignisse werden internal, kontrollierbar und intentional attribuiert
  • Attributionstraining teils wirksam
39
Q

Wie sieht ein depressiver (hoffnungsloser) Attributionsstil aus?

A

Globale, stabile, internale Attribution andauernden Misserfolgs:
Ein negatives Lebensereignis führt entweder, falls die Ursache als generell und internal erfahren wird, zu einer Depression mit Selbstwertdefiziten oder, falls die Ursache lediglich als generell - beeinflusst durch Kovariationsinformation und Attributionsstil - erfahren wird, zu Hoffnungslosigkeit und dann zu Depression mit oder ohne Selbstwertdefizite.