Architekturgeschichte Flashcards

1
Q

Was ist ein “hortus conclusus”?

A

Sternförmige Boskett soll von Hecken und Gräben eingefasst werden > hortus conclusus (verschlossener Garten) wie Maria in der Bibel auch bezeichnet wird
Garten künstlich angelegt, von Natur abgegrenzt: versinnbildlicht Fruchtbarkeit, Reinheit, Unschuld und Perfektion.
Gegenbild zu Chaos, Kriegswirren der Welt
Aber auch: die Rebellen des protestantischen Nordens machen das Motiv des tuin (mit Flechtzaun umschlossenen Garten) zum politischen Symbol als Identitäts- und Souveränitätszeichen im Kampf gegen die spanische Königsmacht.
Reaktion: Besetzung des hortus conclusus mit Bild der Jungfrau > katholische Deutungshoheit über das Motiv demonstriert

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2
Q

Wie ist der Aufbau von Scherpenheuvel ?

A

Von innen nach außen:
• Kuppelkirche über Gnadenbild (Heiligtum)
• Eingefriedeter Hof: „kleiner Friedhof“
• Garten mit sternförmiger Bepflanzung und Prozessionsweg: „großer Friedhof“
> Zentraler „heiliger Bezirk“ nur durch einen Zugang im Westen erschlossen
• Innere Ringstraße mit 3 Radialstraßen
• Bastionierte Stadtanlage (ursprünglich von Wassergraben umgeben)

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3
Q

Wie beginnt die Geschichte Scherpenheuvels?

A

Erzog Albrecht unternimmt Wallfahrt nach Scherpenheuvel
10 Tage smit gesamtem Brüsseler Hof
Bis dahin war es ein völlig ungestalteter Pilgerort
Erzherzöge erkennen das religiös-politische Potential der Heilungswunder > Umdeutung und Bedeutungssteigerung von Stätte individueller, körperlicher Heilung zu kollektiver Heilung und Erlösung für das gesamte kriegsversehrte Land.

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4
Q

Die Bedeutung des Sterns:

A
  1. Maria als Morgenstern
  2. Maria als Rettender Stern
  3. Reales Astronomische Ereignisse
  4. Der Hortus Conclusus
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5
Q

Der Initialentwurf:

A
  • geometrische geordnet durch künstliche Baumbepflanzung
  • soll mit 14 bebilderten Kapellenstationen einen Stationsweg bilden. Bildprogramm: sieben Freuden und sieben Schmerzen Mariens.
  • Stationsweg im zickzack (sternförmig) möglich oder erst außen (Leiden) dann Innen (Freuden) umwallend und annähernd.
    > zentrale Grundidee: das Gnadenbild mit anderen Bildern (kommentierend, nobilitierend) zu umgeben und somit ikonografisch einzubetten. Wird später in der Kuppelkirche aufgegriffen.
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6
Q

Wie war die Erweiterung des Initialprojektes zu einem konzentrischen Idealprojekts 1604/05?

A

>

Der hortus conclusus wird zur Stadt - Zeigt radialkonzentrische Festungsstadt - angelegt nach moderner Wehrarchitektur (keinen echten Verteidigungscharakter, sondern einen symbolischen > Scheinfestung), verbindet ideale Festung mit idealer Stadt - Einzeichnung von Punkt und Kapelle •	Punkt markiert wahrscheinlich Ursprungsort (Eiche)
Beide liegen nicht im Zentrum Liegt wahrscheinlich daran, dass zur Zeit der Erstellung des Plans der Bau eines neuen Kirchengebäudes angedacht war, der die steinerne Kapelle ersetzten sollte.
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7
Q

Der Grundriss der Kuppelkirche im Vorentwurf:

A
  • 6 Kapellen mit eingestellten Säulchen
    o vom Zentrum aus einsehbar
    o Lichteinfall zentral durch Fenster
    o Kapellen wie gotisches Strebewerk (Italien: Kapellen flacher, glatter  Vereinheitlichung wird angestrebt)
  • Quadratischer Vorbau
  • Altar befindet sich vor Ecke
    o Typisch italienisch wäre eigentlich Altar in eigener Kapelle
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8
Q

Wann war die Grundsteinlegung in Scherpenheuvel?

A

Juli 1609 (12 jähriger Waffenstillstand leitet Blütezeit ein)

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9
Q

Wie sieht der realisierte Grundriss aus?

A

• Proportionen ändern sich
o Kuppelraum bleibt gleich, Kapellen und Vorbau werden größer
• Dreieckige Außenkapellen (können bei Umwallung der Pilger eingesehen werden)
• Flache Pilaster, weniger plastisch
> Architektur nimmt sich zurück, mehr Fokus auf Bildprogramm
Ziel: Stationenprogramm, das unter freiem Himmel vorgesehen war, soll jetzt in Kirche integriert werden

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10
Q

Was waren die Ziele des Tridentinum (1545-63)?

A

Katholische Reform
Behebung der innerkatholischen Missstände
Bekämpfung der Simonie (Ablasshandel), theologische Abgrenzung zu Protestantismus
Durchsetzung des Primats
Beförderung des Wallfahrtwesens

> Neugestaltung Roms: spirituelle Bedeutung des Tridentinums in Baupolitik unterstreichen

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11
Q

Was sind die 7 Hauptkirchen Roms?

A
  1. S. Maria Maggiore
  2. St. Peter
  3. S. Giovanni in Laterano
  4. S. Paolo fuori le mura
  5. S. Lorenzo fuori le mura (weiter weg)
  6. S. Croce in Gerusalemme (weiter weg)
  7. San Sebastiano (weiter weg)

Σ Vollständige Vergebung der Sünden

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12
Q

Siebenzahl im Stadtraum:

A

> Verweis auf die einheitliche und universale Christenwelt
Anspruch des römisch/katholischen Papsttums auf Führung des gesamten Christentums
Vergebung der 7 Todsünden
Siebenfältige Gabe des heiligen Geistes

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13
Q

Vergleich S. Maria Maggiore zu Scherpenheuvel:

A
  • Prominente Bedeutung; Ähnliche Bedeutung der Peterskirche oder Lateranskirche; Erhebung zu neuem Zentrum im Kirchennetz Roms
  • Zuneigung von Papst Sixtus zur Marienverehrung; Ausdruck durch liturgische Maßnahmen
  • Legende des Schneewunders; Schnee fiel im August und legte den Grundriss der Kirche
  • Klassische drei-schiffige Basilika; Marienikone „Salus Populi Romani“ -> Litania Septoformus
  • Absiss Ansicht wird zur Stadtansicht; Doppel Requilar; neues Bethlehem
  • Freilegung durch neuen Umlaufenden Platz
  • Sixtinische Straßen auf den Monti; Maria als Heilsbringerin für die Menschen und Papst Sixtus mit Sternsymbolik

gleichgestellte Kuppelbauten rahmen ein

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14
Q

Was sind die einzelnen Bedeutungen der Wappenteile von Sixtus V.? (Stern, Berg, Name)

A

Peretti-Stern: im Wappen und der Straßenstern (Mühsamer Aufstieg zur Tugend)
Felix: glücklich (Roma felix; Das blühende Rom)
Montaldo: hoher Berg (S. Maria Maggiore befindet sich auf höchstem in Rom)
>Verwirklichung des Familienwappens im römischen Straßenraums

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15
Q

Was ist Scherpenheuvel?

A
  • belgischer Wallfahrtsort
    -regelmäßig-polygonale, befestigte Stadtanlage
    -radialkonzentrisch angelegt
    -Mitte ist von Bebauung ausgespart, hier erhebt sich im Zentrum einer begrünten Freifläche ein überkuppelter Zentralbau:
    Marienwallfahrtskirche Onze-Lieve-Vrouw
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16
Q

Wie heißt der gezeigte Grundirssplan der Stadt?

A

Sanderusplan

aus dem Buch: Corographia Sacre Brabantial, von A. Sanderus

17
Q

Was beinhaltet den heiligen Bezirk Scherpenheuvels?

A

Kirche
Garten
Prozessionsweg

18
Q

Was sind Lehren/Dogmen des Marienkults?

A
  1. Lehre der unbefleckten Empfängnis (immacultata conceptio), frei von der Erbsünde, Siegerin über westliche Sünde
  2. Verehrung Marias als Mutter Gottes, Leiden und Schmerzen um ihren Sohn Christus, Vermittlerin der Menschen bei Gott, “Übersetzerin” der Passion Christi
    > Marienverehrung - volkstümliche Frömmigkeit
19
Q

Was sind Basiliken des Marienkults?

A

Scherpenheuvel
ihr Vorbild: Madonna di Vico
Basilika della Santa Casa (Loreto)
S. Maria Maggiore (Cappella Sistina - traditionell angeknüpft: zentraler Grundriss + konrinthische Ordnung / jungfräulich)

20
Q

Warum werden beim Marienkult stets Zentralbauten verwendet?

A
  • Pantheon als Vorbild: Rotunde- Verweis auf Schwangerschaft Mariens
  • Zentralbau als “Memoria”: zentrumsstiftende Grundform eignet sich als schützende Behausung
  • zentralisiert heiliges Wunder Mariens /Gnadenbildes
  • traditionelle Verwendung: Betonung vertikaler Achsen, Passageriten zwischen Himmel und Erde
  • Zentralbau als monumentaler Tabernakel: Aufbewahrung des Leibes Christi / Marienzentralbauten als Tabernakel Christi
21
Q

Was ist das Schema wie ein Marienwallfahrtskirche entsteht?

A

vernachlässigtes Marienbild belebt sich wie ein Wunder
Bürger errichten eine provisorische Kapelle
Untersuchung
Kommune angergiert sich
Bischof bemüht sich um Päpstliche Anerkennung
> von unten gegründet

22
Q

Was ist der Gesamteindruck des Escorials in Spanien=

A
wehrhaft
Dauer
Strenge
Macht
Härte
Unnahbarkeit
tronend
23
Q

Was wird im Escorial vereint?

A
  • symmetrisch; 2 gleiche Komplexe
  • Aktionszentrum der Verwaltung und Grabmal des Kaisers
  • neuer Typus: vereint weltliche und kirchliche Funktion und Herschaftslegitimation
  • rechts christlich | links weltlich + Palast | Mitte Kirche | hinten Privatpalast
24
Q

Was sind Gemeinsamkeiten von Scherpenheuvel und Escorial?

A

wehrhafte Gestalt
Zentralheiligtum, abgelegen von der Hauptstadt
Fusion von Kirche und Idealstadt/-festung

25
Q

Warum eine Kuppel?

A
Fernwirkung
Überhöhung (VERTIKAL: größte Höhe)
Schutz
Verbindung Himmel und Erde
Zentralheiligtum (HORIZONTAL: Grundfläche verweist auf Zentrum)
Verweis auf Rom