Anatolisch Flashcards
Welche sind die zwei Varianten der LUWISCHEN Sprache?
Reichsluwisch (Verwaltungssprache)
Kizzuwatnaluwisch (dialektale Variante)
In welcher Schrift wird LUWISCH geschrieben?
Keilschrift
luwische Hieroglyphenschrift
- nah verwandt, aber unabhängige, gleichwerte Dialekte der gleichen Sprachen
Wie ist die Belegsituation der LUWISCHEN Sprache?
- ZEIT altanatolisch, KLuw 16. - 13. Jhd.v.C.; HLuw. ab 14. Jhd., aber vor allem 10. - 7. Jhd. v.C.
- ORT im südlich-östlichen Teil Anatoliens, wo Hethitisch als Verwaltungssprache übergeordnet war
- WAS KLuw rituelle und private Texte, HLuw meist Steininschriften
- WIE in hethitischen Texten als Fremdwörter oder Lehnwörter (schwer abgrenzbar, da große Ähnlichkeit), markiert mit Glossenkeil, oft Ritualwörter
KeilschriftLUWISCH Eigenschaften und Schrift
- weniger gut bezeugt
- hat viele regionale Varianten
- bis zu 500 Schriftzeichen, 1 Lautwert kann bis zu 17 versch. Zeichen haben
- Nasal wird vor Konsonant oft nicht geschrieben
- von hethitischen Schreibern in heth. Keilschrift geschrieben
- im heth. Text werden nur luwische Wörter mit Glossenkeil markiert
- viel weniger Logogramme als Hethitisch
- Pleneschrift als Längenmarker
HieroglyphenLUWISCH Schreibung
erste Bezeugung: 15. und 14. Jhd. v.C.
- logographisch-syllabisch gemischtes System
- 4 mögliche Schreibungen: Logogramm; phonetisch; Logogramm + phonetisches Komplement; Logogramm als Determinierer + phonetisches Wort
- belegt durch Inschriften, Korrespondenzen, Graffiti
- Varianten: 1 nur so 2 Akut ´ 3 Gravis `
- luw. Hieroglyphenschrift stammt nicht aus ägypt. Schrift!
- hat nur 3 Vokale: a, u, i
- Piktogramme geben ganze Begriffe und Silbenwerte wieder, werden im Laufe der Zeit stark vereinfacht bzw. abstrahiert/ konventionalisiert
- Nasal wird vor Konsonant oft nicht geschrieben -> 3Pl Verbalendung nt - t geschrieben
- Zeichen “gucken” immer zum Zeilenanfang hin -> Bustrophedon, Schreibung in beide Richtungen
in idealisierten Quadraten gedacht pro Wort
- inhärenter Vokal a oder i, später mit Diakritika angezeigt, welcher der beiden
- stimmhaft / stimmlos C nicht unterschieden
- Worttrenner nicht konsequent verwendet
- auslautende C können nur C+V geschrieben werden, meist +a
- Versuch: 1 Wort = 1 Rechteck
- durch Kenntnis der Keilschrift beeinflusst
HieroglyphenLUWISCH Bezeugung
- keine Tontafeln, sondern Bleischriften (Alltagsbriefe)
- bis ins 8. Jhd.vC bezeugt -> 600-800 Bezeugungsjahre
- Trümmer- /Restsprache -> Grammatik nicht bestens erklärbar
LUWISCHE Morphologie
NOMEN - 5 Kasus Genitiv umstritten: -a-si-Suffix auch für possessivische Adjektive (+KLuw)
- i-Motion, besser: i-Variante im NomAkk Sg Pl der Communia, warum unklar
- konsonantische Deklination nur in archaischen Formen bewahrt, z.B. religiöse Wörter wie ‘Gottheit’, wo man Angst hat, dass wenn man sie falsch dekliniert der Brauch nicht mehr funktioniert
-Keilschriftluwisch unterscheidet Dat und Abl-Ins bei den Pronomina orthographisch
- selbstständige und enklitische (häufiger) Personalpronomina
- nominale Deklination beeinflusst Pronominaldeklination ! (sonst eher andersrum)
VERBEN
- ti-Klasse hat manchmal lenierte Endung
Luwisches Verb
- hat 2 Numeri: Sg und Pl., 3 Personen, 2 Modi: Indikativ und Imperativ, 2 Diathesen: Aktiv und Medio-Passiv, 2 Tempora: Präsens und Präteritum
- schlecht bezeugt, wenige Paradigmastellen, immer wieder die gleichen Lexeme
- keine periphrastischen Bildungen
- ähnlich wie Hethitisch, in der 3. Sg. Präs. wie mi-/hi-Konjugation
- Unterschied zwischen normaler und lenierter Endung
- ges.: Dreiteilung in ti-minusL-Konjugation, ti-plusL-Konjugation, i-Konjugation
- aktivisches Partizip mit -ant-; passivisches Partizip mit –mma/i-, Infinitiv mit -una-, Gerund mit -min(a)-, Verbalnomen mit -ur-
Luwischer Akzent
- kann Auswirkungen auf Stimmhaftigkeit / -losigkeit haben -> Sturtevantsche Tendenz gilt im Luwischen regelhafter als im Hethitischen
Anatolischer Sprachzweig
- ausgestorbener Sprachzweig innerhalb der indogermanischen Sprachfamilie
- und 1. Jahrtausend vor Christus in Anatolien gesprochen
- wichtigster Vertreter: Hethitisch –> älteste bislang gefundene indogermanische Schriftzeugnisse auf Hethitisch aus dem 17. Jahrhundert v.Chr.
Welche sind die indogermanischen anatolischen Sprachen?
Hethitisch Hieroglyphenluwisch Keilschriftluwisch Lykisch Palaisch Lydisch Karisch Sidetisch Pisidisch
Luwische Pronomina
Pers.pron.: selbstständig (nur 1.&2. Person) und enkl., enkl. häufiger
–> ! nominale Dekl. beeinflusst pronominale Dekl. (sonst oft andersrum)
Demons.pron.: za- (ich-Deixis), apa-/aba- (jener-Deixis)
Rel.pron. kwis, kwi, kwanza
Poss.pron.: ami-, tuwi-, anzi-, unzi- ohne 3. Person
Luwische Stellen im hethitischen Text
- Luwisch hat nur 3 Vokale (u, a, i) -> Hethitisch hat /e/
- im Heth. kommen deutlich mehr Sumero- und Akkadogramme vor
- trotzdem: immer heth. Schreiber, schreibt auch luw. Teil
Anmerkungen zur Hieroglyphen-Transkription
Punkt unter Buchstabe: ungenaues Schriftzeichen
Was besagt das Sturtevant’sche Gesetz bzw. die Sturtevant’sche Tendenz?
- einfach geschrieben Konsonanten drücken eine Media aus
- doppelt geschriebene Konsonanten drücken eine Tenuis aus
Welche sind die 3 Sondergebiete/ Divisionen des hethisischen Reichs?
Hatti, Luwiya, Pala
LUWISCHE Phonologie
- idg. M+MA fallen im heth. zusammen
- Labiovelare sind unklar
- ćop’s Gesetz: *éC > luw. aCC, Bsp.: *mélid- > mallit-
- Rhotazismus: d, l, (n) -> r
- nur 3 Vokale: a, i, u in kurz und lang
- Längung kurzer Vokale synchron
ANATOLISCHE Morphologie
NOMEN 2 Numeri 2 Genera: Commune und Neutrum 3 - 9 Kasus VERB 3 Personen 2 Modi: Indikativ und Imperativ 2 Tempora: Präsens-Futur und Präteritum keine Aspektunterscheiden
LUWISCHE Syntax
unmarkiert: SOV
- satzeinleitende Partikel a-
- Partikel der direkten Rede -wa
- enkl. Konjunktion -ha “und”
LYKISCH Historischer Kontext
- junganataloische Sprache: ab 5. Jhd.v.C. für ca. 180 Jahre belegt
- teilt Eigenschaften mit Luwisch (als Untergruppe der anat. Sprachen anerkannt)
- Korpus: 150 Steininschriften, 200 Münzlegenden
- meist Grabtexte, stereotypisierter Inhalt
- Stele von Xanthos beschreibt militärische Erfolge einer Dynastie, aber wird fast nichtverstanden
- Trilingue von Létôon: lykisch, griechisch, aramäisch enorme Wichtigkeit zum Verständnis der lykischen Sprache
- Dialekte: Lykisch A und Lykisch B (= Milyisch)
LYKISCHE Schrift
- Alphabet sieht aus wie Griechisch und ist nah verwand oder daraus entnommen, Lautwerte sind aber gant anders + neue Schriftzeichen
- verwendet Worttrenner
- normal: links nach rechts, linear
- einige Schrifteichen nur in Lykisch A, ein Schriftzeichen nur in Lykisch B
LYKISCHE Phonologie
- Plosive wahrscheinlich als Allophone stimmhaft, stimmlos, stimmhaft nach Nasalen, Bsp. trqqnt- /terkend/ ‘Gott’
- gr. t transliteriert -> Aussprache umstritten /c/ oder /t/ (palatal oder alveolar) – evtl. *kw > c> t
- es gibt Reibelaute und Affrikaten
- 8 Vokalphoneme: i, u, e, a plus Nasalierte
LYKISCHE Morphologie
- typisch anatolisch, 5 oder 6 Kasus (Nom, Akk, Gen, Dat-Lok, Abl-Ins; manchmal extra Lok)
- Besitz wird über Adjektiv ausgedrückt (typisch westanatolisch)
- Konsonantenschwund im Auslaut führt zu hoher Homonymie innerhalb der Paradigmata
- i-Mutation nach Stamm beim Genus Commune
- Pers.Pron. 1. Pers. typischer u-Vokalismus
- Demonstrativum ebe- zu heth. apa-
- Interrrogativum ti- aus *kwi
- Verb: hauptsächlich mi-Konjugation belegt
PALAISCH Beleglage
- ältere anatolische Sprache aus 16. - 13 Jhd. v.C.
- Sprache des Lands Pala
- nur aus ein paar Bogazköy-Tafeln bekannt
- Ritualfragmente aus dem Zaparfa-Kult
- wahrscheinlich in mittelhethitischer Zeit ausgestorben 13. Jhd.v.C.
- geringe Dokumentation -> Interpretation geht vom Hethitischen aus
PALAISCHE Schrift
- von hethitischen Schreibern in Keilschrift aufgeschrieben
- Pleneschreibung zeigt wahrscheinlich Akzent
- spezielle Schreibung des Phonems /f/ in der Keilschrift (gibt es in heth. nicht)
- fast keine Logogramme
PALAISCHE Morphologie
- typisch anatolisch
- Nomen min. 6 Kasus: Nom Vok Akk Gen Dat Lok, evtl. Abl-Ins, ist aber fraglich
- evtl. Adjektiv statt Genitiv mit -(a)sa-Ableitung
- Pronomen: nur kui- ist gut bezeugt
- kaum Unterscheidung zwischen mi- und hi- Konjugation
- i-Mutation unklar
PALAISCHE Syntax
die satzeinleitende Partikel ist nicht dringend notwendig
KARISCH Beleglage
- Sprachdenkmäler aus dem 6.Jhd. v.C. aus Ägypten, vom 5. und 4. Jhdv.C. aus Karia, einige Graffiti aus 7. Jhd. v.C.
- kleinasisatisches Alphabet, aber eigenständige Schöpfung
- wichtig zum Verständnis: Bilingue aus Kaunos, griechisch-karisch
- Karier haben in Ägypten als Händler gearbeitet
- 4 bis 5 Kasus
PISIDISCH Beleglage
- griechische Schrift, keine Worttrenner, keine spazio –> scriptio continua
- 60 bis 70 kurze Grabinschriften
- besetehen im wesentl. aus Namen in gr. Schrift
SIDETISCH Beleglage
- eigene Schrift
- griechisch-sidetische Bilingue aus 2. Jhd. v.C.
- Bilingue aus dem 3. Jhd.
- ansonsten: Grabinschriften
Wichtige Hethitische bzw. Anatolische Lautgesetze
- Monophthongierung der Diphthonge *eu und *ei zu u und i
- *o wird a (meistens) oder u (bei den PE des Präteritums wie *-om> -un)
- *eNC -> iNC
- *M und *MA fallen zu M zusammen
- im Hethitischen fallen auch die Palatale und Velare k, g zusammen
- *ti > zi /ts/ 3. Sg. Primärendung, manche anat. Sprachen bewahren das t (beim Abstraktum auf -asti bleibt das t, dalugasti)
- Labiovelare nicht orthographisch von Velaren unterschieden, aber wahrscheinlich noch so gesprochen wie im Indef.Pron.
LYDISCH
- jüngere anatolische Sprache
- Graffiti und Münzen vom 8./7. Jhd.v.C. - 3. Jhd.v.C.
- fast alles bei Sardis gefunden
- kurze lydisch-aramäische Bilingue
- besonders innerhalb der anatol. Sprachen, weil 1. kaum entschlüsselt 2. besondere Eigenschaften
- griechisch-artige Schrift, li->re oder re->li
- 3-4 Kasus, signifikant reduziert
- i-Mutation gibt es, ist aber nicht so weit verbreitet
- possessives Adjektiv statt Genitiv mit -li-Suffix
- neu: Kaystrostal-Inschrift
- enkl. -k “und”